die zeit und die kinder

ein sehr lesenswerter artikel aus der zeit vom juli ist mir letztens erst in die finger gekommen: „das therapierte kind.“ aber, wer hat schon immer die zeit die zeit zu lesen, im focus steht der focus und der spiegel im spiegel. blabala. ? es geht ums kind, um die sorgen der eltern, ihr kind wohlweislich zu fördern, nichts zu verpassen, übers vergleichen und zumüllen mit freizeitaktivitätsstress. über aktuelle forderungen ans kind und anachronistische vorstellungen des funktionierens. über das überbehütetseins und das übertherapieren.
schöne erkenntnisse:
„bildungsangst […] klingt nicht nach vorwurf, sondern nach mitleid.“
oder „eine erhellende sozialstudie […] eltern zu beobachten, die […] einschreiten, sobald sich zwei kinder um eine schaufel oder einen eimer zanken. […] eine andere gelegenheit zur sozialstudie bietet sich morgens vor dem schultor: eltern, die für ihre kinder die tasche tragen.“
„der gedanke, dass ihr kind etwas nicht kann, ist für die meisten eltern heute tabu. umso attraktiver sind alle therapien, die nahelegen, dass man etwas reparieren kann – am kind wird herumgeschraubt wie an einem kaputten auto. eine krankheitsdiagnose zu bekommen kann ungemein entlastend sein, weil sie bedeutet, dass die eltern am kind etwas ändern können – und an sich selbst nichts ändern müssen.“
viel spass bei der lektüre.

16 Antworten auf „die zeit und die kinder“

  1. Also, ich habe ganz sicher nichts gegen Bildung, ganz im Gegenteil. Mir geht es speziell um die Malentwicklung der Kinder. Die läuft, wenn man die Kinder frei malen lässt, nach einer ganz speziellen Reihenfolge ab. Arno Stern war der Erste, der das festgestellt hat, Helen Bachmann und Bettina Egger haben die Forschungen erweitert. Diese natürliche Entwicklung hat ihren Sinn. Beim Malen können Kinder ihre ganze bisherige Entwicklung nochmal durchleben und verarbeiten. Wird hier (gut gemeint) eingegriffen, können Kinder diese Entwicklung nicht so vollziehen, wie es eigentlich notwendig wäre. Beim Malen geht es nicht nur darum, Bilder auf Papier zu bringen, sondern auch die Vernetzung der Hirnhälften zu unterstützen.
    So wie man ja mittlerweile glücklicherweise die Kleinkinder krabbeln lässt und sie nicht zwangsweise auf die Füße stellt, so sollte man die größeren Kinder möglichst viel frei malen lassen.
    Ich hoffe, dass mein Anliegen jetzt klarer ist.
    Viele Grüße,
    Sabine

  2. Tja, zu mir kommen Kinder, um so malen zu dürfen, wie sie wollen und können. Eigentlich wäre das unnötig, wenn nicht in Elternhaus, Kita und Schule ständig in die Entwicklung der Kinder eingegriffen würde.

    Liebe Grüße,
    Sabine

    1. Ist das jetzt Werbung und eine EInladung bei Dir auf den Link zu klicken oder kannst Du dieses Statement mal ein wenig konkreter ziehen? Was ist denn das ein Quatsch, das Elternhaus, Kita oder Schule nicht in die Entwicklung der Kinder eingreifen sollen? HÄ?

      1. Danke, aber ich habe gelesen. Und da steht nicht, dass man nicht in die Entwicklung der Kinder eingreifen soll. Sabine Feickert impliziert mit ihrem Statement aber, dass die besagten garnicht eingreifen sollen. Ist das nicht etwas weltfremd? Ein wenig Bildung braucht es doch wohl schon? Kaspar Hauser?

  3. Danke für den Link, sehr guter Artikel.
    Ich bin Ergotherapeutin, und mein Beruf macht mir in den Fällen keinen Spaß, wo ich die Erziehungsunfähigkeit/Instinktlosigkeit der Eltern ausbügeln soll…

  4. Und auf der anderen Seite der Skala die Kinder, die nicht therapiert werden, weil ihre Mütter lieber mit Zuckerperlen und Bachblüten um sich werfen.
    Auch nicht besser.

  5. genau croco,
    und wenn’s dann mal nicht so klappt, wie sich die Eltern das vorstellen, geht’s vor den Kadi mit dem Lehrer
    .. denn schliesslich gibt es ja ein Recht auf Bildung! (das ist ein Befehl!!)
    das alles, seit der gesunde Menschenverstand durch die Zeitung mit den vier Grossbuchstaben und die privaten TV-Programme verdrängt wurde.

  6. Ja, Frau argentita, und wenn es nicht klappt mit der höheren Schule, dann sind die Lehrer nichts.Und die ganze Schule taugt nichts.
    Manchmal bitte ich ja die Eltern, mit das Gutachten für die Hochbegabung doch mal zu zeigen.Ich habe noch nie eines gesehen.
    Schade, dass Kinder heute nicht so beiläufig aufwachsen können wie wir damals. Geliebt, ein bißchen kontrolliert und sonst frei zwischen Hausaufgaben und Bettgehen. Heute wird nachtelefoniert und kontolliert, gebracht und überwacht.

  7. Als Lehrerin darf ich mir auch immer wieder anhören, dass jedes Kind, das nicht gut in der Schule ist, entweder ADHS hat und/oder hochbegabt ist. Fast ohne Ausnahme. Faule oder dumme Kinder gibt es nicht mehr. Die sind alle ZU intelligent.

  8. zu kindergarten-zeiten wurde ich von anderen müttern oft als zu streng tituliert. weil ich nicht den packesel für mein kind gemacht habe und es jacke, tasche und manchmal sogar noch einen regenschirm selbst tragen mußte.

    die rückenproblem heute bei erwachsenen kommen bestimmt nicht nur von schweren ranzen früher, sondern von supertollen, rückenentlastenden bürostühlen, die die muskulatur derart schrumpfen lassen, dass die wirbel keinen halt mehr haben. so hat mir mein orthopäde das jedenfalls erklärt…

    das thema ist leider ein fass ohne boden. man könnte stundenlang darüber diskutieren…

  9. was für ein toller artikel, vielen dank für den link! ich rege mich selbst immer wieder auf, wenn eltern behaupten (meist handelt es sich um eine eigendiagnose), ihr kind sei „halt so, er/sie hat adhs“. wtf?!? in den meisten dieser fälle kann ich beobachten, dass die armen kinder den halben tag vor einer spielekonsole hocken und mit verblödetem gesicht etwas semi-verständliches darauf spielen, während sie sich chicken wings in den mund stopfen. wir machen zwar selbst nicht jeden tag ausgedehnte spaziergänge mit unseren jungs, aber meistens reicht es doch, sie zu beobachten und in dem, was sie gerne machen, zu bestätigen. ein sportclub unserer stadt hat einen „sportkindergarten“ eingerichtet- der hintergrund ist, dass „wir teilweise zehnjährige kinder ‚reinbekommen‘, die nicht mal rückwärts gehen können“! wie bitte? fast jedes kind probiert das doch aus, sobald es einigermassen sicher auf den beinen ist, aber wenn die eltern halt nicht hinschauen, weil sie mal wieder vor der glotze kleben und sich die „supernanny“ reinziehen, wird ds kind wahrscheinlich aufhören, rückwärts zu laufen und wird sich stattdessen mit vor den fernseher knallen.
    unser älterer sohn ist diese jahr ein „kann-kind“- er wird im oktober sechs. wir haben allerdings beschlossen, ihm noch ein jahr kindheit zu schenken. wenn er müllmann wird, wird er müllmann, wenn er gehirnchirurg wird, wird er gehirnchirurg- egal, ob er mit 16 oder mit 21 die schule abschliesst.
    aber jetzt habe ich genug palavert- eigentlich wollte ich mich wirklich nur für den link bedanken 😉
    schönes wochenende!!

  10. Hurra, ich bin auch mal Zielgruppe…

    Aber gerade für die Taschetragdiskussion hab ich auch mal ein Gegenargument: Hat sich mal jemand Gedanken darüber gemacht, warum wir alle Rückenprobleme haben? Zu meiner Zeit hatten wir unergonomische Ranzen, die Tag für Tag vollgepackt wurden. Ich erinnere mich heute noch daran, wie schwer der Ranzen war.

    Und eigentlich will ich nicht, daß meine gerade Erstklässlerin sich den Rücken jetzt schon kaputtmacht, auch wenn sich da vieles gebessert hat.

  11. Oh, ich erinnere mich noch an den lesenswerten Artikel. Und ich muß zugeben, ich erkenne mich in einigem wieder. Aber was bleiben für Alternativen? Janusz Korczak lesen vielleicht („Jedes Kind hat das Recht auf seinen eigenen Tod“, d.h. Kinder müssen auch mal scheitern dürfen; „Jedes Kind hat das Recht auf den heutigen Tag“ usw.)? Und ansonsten die Augen verschließen vor dem hiesigen Bildungssystem, welches Kinder entmutigt und aussortiert? Woher sollen Eltern da noch den Mut nehmen….

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