der tatort im ersten – edel sei der mensch und gesund

wer den tatort am sonntag gesehen hat, durfte sich über zahlreiche schöne klischees erfreuen: der alte arzt, der seinen patienten über alle budgets hinweg medikamente gegeben hat, und dies geld wiederum bei anderen „eingespart“ hat. der arztsohn, der die praxis übernehmen soll, und der nur die penunze im blick hat (und nebenbei ein techtelmechtel mit der neuen kollegin anfing). eben diese neue kollegin, die die runtergewirtschaftete praxis wieder auf vordermann bringen will, aber zunächst dem alten arzt auf die schliche kommt. die löwinnen-mama, die den alten arzt in seinem vorhaben unterstützt und am ende sogar die eigene freundin (eben diese junge ärztin) aus dem weg räumt, damit der so weitermachen kann – auch um das eigene kind zu schützen.

und die beiden kommissare: klar, wenn´s um ermittlungen im ärztemilieu geht, muss einer von beiden krank sein. ergo gibt der eine den halben hypochonder, ehrlicherweise sah der aber wirklich krank aus 😉 , und der andere den locker flockigen, der „ein warmes bier und eine zitrone“ zum genesen empfiehlt und ansonsten unbeeindruckt mit der zeugin, später hauptverdächtigen flirtet.

und die patienten: klar, die blasse kleine zehnjährige mit mucoviszidose, stets lebensfroh und frech – und der alte mann mit morbus crohn, depressiv und müde. beide opfer der ärzte, die eine, weil sie nicht wegen budgetsorgen nicht mehr die medikamente bekommt, die sie braucht und der andere, weil der die medikamente bekommt, die er braucht, aber leider wegen o.g. krimineller energie leider undokumentiert und damit parallel zu seiner üblichen medikation – und damit tödlich.

ich fand ihn trotzdem gut, den tatort. dominic raacke ist eh klasse. und die ärzte waren ja nicht alle schweine. recht differenziert wurden so manche probleme (abrechnung mit der kv) erläutert – aber dennoch fällt der gesamte plot in sich zusammen, wenn man zwei dinge berücksichtigt:

– es gibt de facto keine echten medikamenten-budgets mehr
– morbus crohn und mucoviszidose wären praxisbesonderheiten, die jeder arzt in der abrechnung „herausrechnen“ lassen könnte.
falls hier kollegen aus dem kv-bezirk berlin mitlesen, möge man mich bitte korrigieren, wenn es in der hauptstadt anders ist.

22 Antworten auf „der tatort im ersten – edel sei der mensch und gesund“

  1. Den Eindruck einer „recht differenzierten“ Erläuterung hatte ich eigentlich nicht; eher den einer billigen Stimmungsmache.

    Die armen Ärzte können den armen Patienten notwendige Medikamente nicht mehr verschreiben, weil sie pro Patient und Monat nur 20,- € zur Verfügung haben – erläutert von einer etwas yuppiehaften Mitarbeiterin der KV, der dazu nur der schulterzuckende Verweis auf „müssen Sie halt einen anderen Arzt suchen, der noch Platz im Budget hat“ einfällt, und der gutherzige alte Robin Hood, der den Bonzen (also den Privatpatienten nimmt), um den Armen zu geben …

  2. Leider habe ich hier keine wirklich stabile Internetverbindung, vor allem nicht, wenn ich bald wieder in ländlichere Gefilde gehe. Außerdem will ich nicht wissen wie viele kb oder sogar mb das sind und danach wird es bei mir hier abgerechnet…
    Und durch die Zeitverschiebung kann ich auch nicht immer wach sein zu allen Uhrzeiten. 😉

    1. ja, das ist der Fluch, wenn man am anderen Ende des Globus‘ lebt 😉
      übrigens: wie kommst Du mit dem permanenten Kopfstehen zurecht? 😀

      1. Ach ganz gut.
        Am Anfang war es hart mit dem ganzen Blut im Kopf, aber inzwischen geht es. Nach 7 Monaten hat man sich gut daran gewöhnt.
        Ist nur hart wenn man weitr zieht mit dem Rucksack auf dem Rücken, da fällt dann alles so leicht immer raus.

  3. Zu schade, dass ich hier drüben keinen Tatort sehen kann.
    Wenn ich mal einen Fernseher finde, läuft meistens nur CSI oder so etwas.
    Dabei klang die Beschriebung hier ja gar nicht mal so schlecht.

      1. Wenn man den Tatort zwischen 20 und 6 Uhr in der Mediathek aufgerufen hat, kann man ihn auch tagsüber sehen — man darf nur das Browserfenster nicht schliessen. Ginge sicher auch eleganter, aber so funktioniert’s, und das reicht ja ;-).

    1. warum? wenn sie vor dem aktuellen Job in einer abhängigen Beschäftigung gesetzlich versichert war, kann sie auch dort bleiben
      .. oder so.

    1. Also dieser Abstract sagt ja im Grunde nur, dass der Saft irgendetwas bringt, aber dass man nicht sagen kann ob es über den Placebo – Effekt hinaus geht (Klar auf Placebo – Effekt ist ein Effekt aber den könnte man wahrscheinlich auch billiger haben).
      Außerdem ist es etwas dubios als „Wirkstoff“ Efeublätter anzugeben (bzw. da wo ich nachgeschaut habe einen entsprechenden lateinischen Begriff). „Wirkstoff xyz aus Efeublättern“ wäre schon etwas anderes (wie „Salizylsäure aus Weidenrinde“ statt „Weidenrinde“). So wirkt es wissenschaftlich eher fragwürdig.
      Als letztes kann man noch hinzu fügen, dass die Nebenwirkungen im Grunde nur allergische bzw. Unverträglichkeitsreaktionen sind und nicht unbedingt durch einen Wirkmechanismus begründet und wo es keine/ kaum Nebenwirkungen gibt, da liegt auch der Verdacht nahe, dass es keine Hauptwirkung gibt.

  4. >>es gibt de facto keine echten medikamenten-budgets mehr

    Nicht?
    Verdammt, da hätte ich ja heute noch nach dem Prospansaft fragen können. Aus Rücksicht auf das Budget habe ich es mir verkniffen. Mist.

      1. Genau den 😉
        Wenn das Kind seit anderthalb Jahren dauerhustet und sich das bei Erkältungen noch potenziert, greife ich auch zu vermeintlich wirkungslosen Mitteln.

        Hajo: hab ich doch gemacht.

        1. „Wenn das Kind seit anderthalb Jahren dauerhustet und sich das bei Erkältungen noch potenziert,“ … hat es ein wirkliches problem. schon mal dauerhaft inhaliert? asthma abgeklärt? allergien?

          1. Inhaliert mit Budiair. Keine Veränderung. Abhorchen ergibt offensichtlich immer, dass es nix dramatisches ist, nur verschleimt aber nicht festsitzend. Allergietest (Blut) war komplett negativ. Trotzdem hustet das Kind, besonders nachts, am stärksten nach dem Hinlegen aber gerne auch wenn es sich einfach nur umdreht. In gute Nächten nur 2-3 Mal, sonst auch gerne mal 1-2 Stunden am Stück. Bei Erkältungen noch schlimmer.
            Neulich wars mal weg, so 1-2 Wochen lang (nach 1,5 Jahren wohlgemerkt). Dann kam eine Erkältung und schon wars wieder da.

  5. Nicht zu vergessen: Die Notfallszenen waren auch überzeichnet und unrealistisch. Das hat der Spannung des Krimis allerdings keinen Abbruch getan und die „Kernbotschaft“ wurde dadurch ja nicht gestört.

    Dass die Reanimation des NAW-Teams etwas „interessant“ ausfiel (direkt nach dem Feststellen des Atemstillstandes anaphylaktische Genese zu postulieren und dann bevor irgendein Algorithmus begonnen hat und vor einer Maskenbeatmung, aber ohne Absaugbereitschaft, zu intubieren), dass den Kommissaren kurzfristig der Beatmungsbeutel in die Hand gedrückt wurde und dass der beatmende Arzt alleine mit Mutter und Kommissar im Patientraum war, während das Fachpersonal vorne saß, ist SCHADE. Es hätte doch nur wenig Mühe gekostet die Dinge etwas realitätsnäher zu gestalten. Wäre es denn sooo viel langweiliger gewesen, wenn man zügig den Mega-Code/ ACLS/ oder ähnliches durchgezogen hätte? Wenn die Mutter alleine hinten im RTW gesessen hätte, wäre dann die Szene unverständlich oder nicht emotional genug?

    Man hätte ja einfach nur jemanden fragen müssen, der sich damit auskennt. Naja, so ist das ja eigentlich immer in den Krimis. Ich finde das sehr schade, aber es ist wohl nicht zu ändern.

    Ciao
    Sani

  6. ich denke mal (weil ich an das Gute im Menschen glaube), dass der Drehbuchschreiber die Situation in D karikieren (überzeichnen) wollte – m.E. ist das gelungen
    schliesslich war das „nur“ ein Teil der TV-Unterhaltung
    .. und dafür war wohl mehr Inhalt als in einigen hochkarätig besetzten „Talkshows“, oder?

    1. Es ist ja rührend, dass ihr den Autoren gute Absichten unterstellt, aber da wurde garantiert nichts karikiert.
      Klischees, Vereinfachungen, hanebüchene Konstruktionen, das gehört alles zur 08/15-Dramaturgie, weil viele Verantwortlichen glauben, nur so Quote machen zu können – es muss aufregend sein, aber um Himmels Willen nicht kompliziert.

      Auch immer schön (schön langweilig): Täter, Opfer oder Zeuge stehen fast immer in Beziehung zu den Ermittlern oder Bekannten derselben oder, unprofessioneller kaum möglich, gehen während der Ermittlungen eine Beziehung zu diesen ein. Aus der Welt, wie der Tatort sie zeigt, ließe sich schließen, dass die Verbrecherrate im persönlichen Umfeld der Polizei besonders hoch ist …

      Ich guck‘ nur noch den Kieler und den Wiener Tatort, und selbst die versanden so langsam, Zeitverschwendung.

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