aber pronto

also, liebe frau dingens, auch wenn sie hier in der anmeldung stehen, mit angewinkelten armen und erhobener nase und rotem kopf und lautstark verkünden, dass sie jetzt und sofort den dokter sprechen wollen, damit dieser ihnen für ihre tochter „sooofort eine überweisung zum logopäden“ mitgibt – sollten sie doch der realität ins auge sehen, dass sich auch ein logopäde bei ihrer tochter die zähne ausbeissen wird, um deren dyslalisches /SCH/ zu therapieren – denn die ist nämlich erst zwoeinhalb.

ganz abgesehen davon, dass ich rein technisch keine überweisung zu einem logopäden schreiben kann – der oder die ist nämlich kein arzt. und abgesehen davon, dass sich das „sooofort“ ruckzuck in ein „waaas? so spät?“ verwandeln wird, wenn sie bei den umliegenden logopädenpraxen anrufen, um einen termin zu bekommen.

ergo: sparen sie sich die energie ihrer wut, gehen sie gelassen in sich und – lesen sie ihrer tochter lieber ein paar schöne bücher vor – das fördert auch.

23 Antworten auf „aber pronto“

  1. Ich hätte nun auch mal eine Frage: wie heisst das dann, wenn das Kind (fast 4) statt s -> sch sagt? Also zb. „Richter“ statt „Richter“ oder „isch“ statt „ich“.?

    Und wir lesen jeden Tag vor und er hört jeden Tag Hörspiele.

    1. richter statt richter klingt für mich normal 😉
      ansonsten heißt das a) dialekt oder b) noch normal. wenn das kind keinen offenen biß dank schnuller hat, die zahnokklusion also geschlossen ist ohne lücke: versuch mal, dass das kind mit geschlossenen zähne (aber offenen lippen) ssssss sagt wie die biene. wenn das geht, ist das schon mal prima.
      andererseits könnte die luft auch seitlich rauszischen beim /ch/ — das wäre ein lateraler chetismus – und darf logopädiert werden. muss man hören.
      kinderarzt bei der u8 (fast vier) fragen.

  2. Dann gibts da noch die sehr besorgten Erzieherinnen, die das nichtmal 4jährige Kind beim Sprachtest des Jungendamtes anmelden… Nachfragen bei der Mutter? Wozu? Man ist Erzieherin und dieses Kind hat ja solche Defizite!
    Zum Glück sah der Tester vom Amt genausowenig Defizite wie ich, nur ein schon immer eigenwilliges Kind das eben erst mit 2,5 Jahren angefangen hat zu sprechen. Er war halt spät dran, aber unser Kinderdok war unbesorgt. „Der macht das schon.“ Stimmt. Heute kann er den Mund kaum halten. 🙂
    (Ich sag euch, wenn der nicht nachts mal mit seinen Kuscheltieren gemurmelt hätte….)

  3. hmm…vorlesen…der große hat mir nie länger als 5 minuten zugehört. hörspiele von 30 min länge sind für ihn überhaupt kein problem. beim kleinen läßt sich die sache besser an – da bin ich jetzt mal noch ganz optimistisch. 😉

  4. Wenn du das so der Mutter sagst, würde ich wirklich viel für ein Video davon bzw. einfach nur ein Bild von ihrem Gesichtsausdruck dazu bieten 😀

  5. Hallöchen

    Klar die Dame war etwas fix bei dem Gedanken der Logopädie bei einem Kind das erst 2,5 ist und „nur“ das SCH nicht richtig aussprechen kann.

    Trotzdem bitte ich um etttwwaasss mehr Sensibilität. Am Anfang wenn Kinder nicht richtig sprechen heiße es IMMER, dass hat noch Zeit, keine Panik…. Logopädie bringt in dem Alter nix usw.

    Wir sind gut 1,5 Jahre von Arzt zu Arzt gerannt, einfach weil ich „wusste“ bei dem Sohn stimmt etwas nicht. Denn trotz Vorlesen, Krabbelgruppe und und und sprach das Kind einfach GAR NICHT. Mit 3,5Jahre hatte der Sohn seinen ERST Termin im SPZ, wo man nur noch die Hände über dem Kopf zusammen schlug. Mein Sohn hatte eine schwerwiegende Kontakt und Kommunikationsstörung, verzögerte Sprachentwicklung (leicht untertrieben), fast KEIN Sprachverständnis und einige autistische Züge. Nach 4 Jahren Logo haben wir unser vorläufiges Endziel erreicht. Er kann nur noch das böse SCH nicht. Er hat inzwischen ein Sprachverständnis das weit über seinem Alter liegt. Er kann endlich Kontakt zu anderen aufbauen.

    Uns hätte aber schon VIEL EHER geholfen werden können, hätten nicht alle in uns die typische Hartz 4 Familie gesehen mit viel zu jungen Eltern (und passendem Namen des Kindes zum Thema Kevinismus).

    Diese Vorurteile können einem die Sicht verklären und noch mehr schaden. Denn inzwischen gehören wir längst nicht mehr dem Hartz4 Stand an. Lehrer und Erzieher unserer nun beider Kinder loben immer wieder wie toll wir unsere Kinder erzogen haben und wie vernünftig wir sind, das gäbe es in unserem Alter ja öfter anders.

    Und vorgelesen wird JEDEN Abend, frische Luft ist den Kindern bekannt, wir basteln und singen. Auch in den schlechteren Zeiten schon.

    Schaut euch die Leute genau an. BEVOR ihr die Vorurteile aus den Schubladen holt.

    Grüßle Sumsi mit 2 tollen Kindern, das zweite ist fast 4 und hatte „von Anfang an“ eine wahnsinns Sprachentwicklung… es liegt nicht immer zwingend an den Eltern…

    1. aber selbstredend ist mir tochter dingens seit geburt bekannt, hat alle meilensteine der entwicklung (auch sprache) mitgenommen, alle vorsorgen usw.
      bei ihrem sohn ist sicher etwas nicht gut gelaufen – aber während wir im artikel ein normales kind haben, sprechen wir bei ihrem kind sicher von einem extremfall, auch was die diagnosestellung angeht.
      ich freu mich, dass alles letztendlich gut verlaufen ist.

      1. Ich weiß, es ging hier um ein normales Kind. Aber sry ich gestehe ich bin derzeit leicht genervt. Verstärkt liest man in Zeitungen, Blogs und anderen Medien wieder von den armen Sprachgestörten Kindern, deren Eltern Hartz4 bekommen, nicht vorlesen und Logopädie usw. nicht wollen.

        Diese Vorurteile können an „schlechten“ Tagen, betroffenen Eltern und Kindern einfach verletzen. Und dass muss dann mal raus.

        Mir ist bei diesem Thema ein hypochondrische Mutter die Logo verlangt (und dann vom spitzen Kinderarzt beruhigt wird) viel lieber, als jemand der zu viel Zeit vergehen lässt.
        Und wie gesagt es kann eben auch mal anders laufen wo das Kind und die Eltern in die Schublade der Vorurteile gesteckt werden und eine passende Hilfe eben „verweigert“ wird.
        Für uns hat sich der Kampf gelohnt. Und der Sohn kämpft noch immer stetig weiter. Das böse SCH werden wir auch noch erobern *lach*

  6. Joh, nun habe ich selbige selber produziert… kann man das mit der email noch ändern, bitte? Danke vielmals.

  7. Mein Sohn konnte „sch“ lange nicht aussprechen. Alles Korrigieren und richtig-Vorsagen half nichts. „Fisse“, „Ssublade“, „Ssuhe“. Als auch noch „Sseisse“ ertönte, hatte ich genug. „Also gut, du darfst das Wort sagen, aber nur, wenn du es richtig aussprichst!“
    Fragt mich nicht, wie schnell der Kerl ein korrektes „sch“ sagen konnte!

  8. Ist die Frau Dingens etwa mit der Frau Wichtig (Vorname „Äusserst“) verwandt?
    Das mit dem Vorlesen lassen wir mal lieber: da müsste die Gute ja Zeit und Geduld aufwenden
    .. und dafür hat man doch sein „Personal“ 😉

  9. Falls es eine reine Artikulationsstörung ist, sollten Kräftigung und bessere Kontrolle der Zungenmuskulatur auch gegen die Fehlbildung helfen. Es gibt viele Mundmotorikübungen, die, wenn man sie ein bisschen belohnt, auch Spaß machen. Hier sind ein paar gelistet: http://www.bessersprechen.de/blasueb.htm
    Muss man nicht alle machen. Im Fall L -> J würd ich mich auf die Zunge konzentrieren. Bei der Liste nicht dabei, aber ein Hit: Mit der Zunge gegen den Holzspatel-Piraten kämpfen.
    Am besten regelmäßig (täglich wenns geht) vor dem Spiegel ein paar Übungen machen, aber nicht übertreiben, ein paar Minuten reichen. Welche Belohnung zieht, kommt aufs Kind an. Manchmal reicht schon ein Plan, in den man einen Aufkleber einkleben darf, wenn die Übungen geschafft sind. Andere Kinder sehen gern, ob sie schneller geworden sind (Zeit stoppen und zählen). Vielleicht reicht es auch, wenn Eltern oder Geschwister mitmachen.
    Zusätzlich können verschiedene Übungen empfehlenswert sein, um die verfestigte Fehlbildung aufzulösen und zu korrigieren. Dabei muss der Ziellaut gehört, erkannt, von anderen Lauten unterschieden, unterscheidbar produziert werden usw. Das ist aber nicht ganz leicht erklärt und so ohne weiteres auch schwer umzusetzen. Am besten erstmal schauen, was die Mundmotorik bringt und gegebenenfalls dann mal zur Diagnostik an eine Logopädin wenden.

    1. Hui, vielen lieben Dank für diese ausführliche Antwort! Ich werd mir da schon was rauspicken und zusammenbasteln, mit dem „D“ statt „G“ un d „T“ statt „K“ hat das auch schon „privat“ geklappt. 🙂

  10. Jetzt meld ich mich als sonst stummer Mitleser doch mal zu Wort, mit Lektüre zum Thema:
    http://books.google.de/books?id=luVf–rxP8QC&lpg=PP1&dq=annette%20fox%20kindliche%20aussprachest%C3%B6rungen&pg=PA63#v=onepage&q&f=false
    Das Zeichen für das /sch/ ist dieses langgezogene schmale S – mit 5 sollte das Kind es beherrschen. Das /l/ ist übrigens mit 4 schon ein wenig überfällig (@aleXXblume). Wenns nix weiter is kann man das aber auch zuhause mal üben. Da muss nicht gleich der Logopäde ran, ei dem gehts nur schneller.

    Es gibt doch bestimmt auch ein paar schöne Broschüren, die man den Eltern in so einem Fall einfach mal in die Hand drücken kann?

    1. Oh, vielen Dank! Wie kann ich das denn am besten üben? Also so, dass es auch Spaß macht und er mitmachen möchte? (er kann das „L“, wenn ich es ihm genau erkläre, wie es geht, aber im Alltag benutzt er das „J“ stattdessen)

    1. Ein /sch/, das falsch artikuliert wird. In der Regel wird es vor Vokalen zu einem stimmlosen /s/: „Die Sonne sseint.“ oder „Ssön ssarf“ ;-). In Verbindung mit Konsonant wird es gerne weggelassen: „bielen“, „nell“, dube“ statt „spielen“, „schnell“, „Stube“. Es ist der schwierigste Laut und es ist – glaube ich – bis zum 5. Geburtstag okay, ihn nicht zu beherrschen. Frau Dingens ist also einfach nur hysterisch. Vielleicht muss sie so lange auf einen Logopädentermin warten, dass sich das Problem von selbst erledigt ;-).

  11. Mal abgesehen davon, dass das Verhalten der Dame wirklich daneben war, eine Frage: ab wann ist ein „dyslalisches SCH“ denn therapiebedürftig? Ich lese viel vor. Er kann es trotzdem nicht und ist jetzt fast vier. Das „L“ klappt auch noch nicht, das hört sich wie ein „J“ an.

  12. Vorlesen? Waaaas? Wozu gibt es den Logopäden? Der kann doch alles richten, was ich versäume. Und Kinder, die nicht hören, kriegen ne Pille. Und Kinder, die immer rumzappeln, sind nicht etwa nicht ausgelastet, nein, die müssen auch zum Doc. Da gibt es sicher auch ne Pille. Oder ne Therapie?

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