shocking

und dann war ich doch da auf dieser erste hilfe veranstaltung für ärzte, wirklich ein spitzenkurs mit theorie und praxis – mal wieder schön intubieren üben und herzdruckmassage am dummy. klasse referent. und die erkenntnis, dass nicht alle ärzte wissen …
„… wie ist denn die notfallnummer in deutschland?“
antwort: „110?“
antwort: „19222?“
äh…

hallo? hier für alle mitlesenden kollegen, aber auch für alle anderen sonst:
die zaubernummer ist

112

– international, europaweit. nicht alleine die feuerwehr, nein, das ist die allgemeine notfallnummer für *alles*. 1 plus 1 ist 2, einfacher gehts nimmer. übrigens egal ob festnetz oder mobil. ich wollte nur noch mal dran erinnern.

26 Antworten auf „shocking“

  1. So, mal aufräumen mit dem Unsinn.

    Historisch gibt es die 112 (und die 110) als Notruf in Deutschland seit 1973. Damals war die 110 für die Polizei und die 112 für die Feuerwehr vorgesehen. An den medizinischen Rettungsdienst hat damals keiner gedacht (in der DDR schon, da gab es dafür die 115, auch in Österreich hat man mitgedacht: 144). Deutschland war damit eines der führenden Länder mit wirklich umgesetzten einheitlichen und bevorrechtigten Notrufnummern.

    Die Auswahl gerade dieser Nummern wurde damals technisch damit begründet, weil man sie ohne Kraftaufwand sehr einfach mit dem Wählscheibentelefon erzeugen konnte (andere Überlegungen führten zur 911 in den USA).

    Irgendwann hat man dann erkannt, dass es sinnvoll ist, die in manchen Bundesländern aus historischen Gründen von der Feuerwehr getrennten Rettungsleitstellen auch mit einheitlichen Nummern zu erreichen, bis in die frühen 1980er war das ein wilder Nummernsalat. Anstatt eine richtige Nummer einzuführen, hat man aus Kostengründen aber nur eine (erst später auch vorwahlfreie) Einheitsnummer reserviert, die 19222. Bundesweit, für alle öffentlichen Rettungsdienste. Dort, wo die 112 bereits auch den Rettungsdienst machte, war die 112 genug und bekannt, woanders gab es endlich was merkbares. Also kein „feuchter Traum von irgendwelchen Hilfsorganisationen“, sondern eine Notwendigkeit mit einer leider sehr billigen Lösung (anstatt einer echten Notrufnummer nur eine Servicenummer).

    Seit 1991 wird nun der Europanotruf 112 eingeführt und funktioniert seit 2008 in allen Ländern der EU (das letzte Land war Bulgarien) aus jedem Netz (fest und mobil), auch Frankreich und auch GB. Man kommt dabei aber auch „nur“ bei einer Abfragestelle raus, das muss nicht unbedingt die Feuerwehr oder der Rettungsdienst sein – es geht der EU nur darum, dass man eine einheitliche Nummer rund um die Uhr erreicht. Man wird dann evtl. weitergeleitet. Deshalb sind oft die alten Nummern beibehalten worden und werden noch gezielt beworben. In Deutschland gab es die 112 ja schon, da hat man es eben bei der Feuerwehr belassen.

    Die Integration von Leitstellen zur gemeinsamen Koordination von Feuerwehr und Rettungsdienst bei eigentlich unterschiedlichen Aufgaben ist eine parallele Entwicklung (vor allem aus Kostengründen, nur bedingt aus Effizienzgründen). Diese Leitstelle bekommen dann eben auch die 112. Wer anfangs sehr dagegen war, war übrigens die Polizei! Diese wollte die Kompetenz für „allgemeine Notrufe“ für sich, hatte aber aus historischen Gründen in Deutschland schlechte Chancen. In ländlichen Gegenden Bayerns kommt man mit der 112 auch heute noch bei der Polizei raus, sofern die Umstellung auf integrierte Leitstellen noch nicht erfolgt ist, früher war das fast flächendeckend so. Es gibt sogar einen Landkreis in Bayern, in dem die Notrufnummer der dortigen Feuerwehren noch nichtmal die 112 sondern eine ganz eigene Behördennummer ist – das ist mal echter „Funktionärswahnsinn“, und das nur, weil die 112 technisch auf die „althergebracht konkurrierende“ integrierte Leitstelle der Nachbarstadt geschaltet ist!

    Die 19222 ist bislang weiter gültig und wird weiterhin zu den Rettungsleitstellen geroutet, sie wird auch in integrierten Leitstellen gerne noch als Nicht-Notfallnummer z.B. für Krankentransport-Bestellungen genutzt und als solche teilweise natürlich auch beworben.

    Auf der Warteschleife kann man aber bei allen Nummern (!) landen. Die Bedenken, dass in gemeinsamen Leitstellen bei Überlastung der 112 durch zahlreiche Meldungen „Keller unter Wasser“ bei Sturmereignissen der eine „Herzinfarkt“ unter den Tisch fällt, ist technisch prinzipiell berechtigt und kann nur organisatorisch (durch eine erhebliche Erhöhung der Notrufleitungen und besetzten Abfrageplätze) aufgefangen werden. Auf den Fall, dass sowas gerichtlich wird, warten die Juristen noch.

    Je nach technischer Ausstattung kann von jeder Leitstelle an jede andere Leitstelle weitergeleitet werden, aber nicht überall. Es ist trotzdem ziemlich egal, ob man 110, 112 oder 19222 anruft, dort ist in Deutschland immer jemand erreichbar, der zumindest die richtige Stelle informieren kann. Wenn man „Stille Post“ vermeiden will, sollte man aber versuchen, gleich die richtige Nummer zu wählen – man kann sich dort dann auch gezielt fachmännischen Rat einholen (der 110-Polizist wird dagegen kaum Erste-Hilfe-Maßnahmen anleiten, der 112-Rettungsassistent schlecht was gegen Einbrecher empfehlen können).

    Für den „Giftnotruf“ gibt es zwar eigene Nummern, die sind aber nur als zusätzliche Information gedacht. Wichtig ist es, den Rettungsdienst zu rufen (Notruf 112 bzw. örtlich ggf. noch 19222)! Der Giftnotruf kann keine Hilfe schicken, nur zusätzlich telefonisch beraten. Gerne auch schon vor Giftaufnahme, wenn man wissen will, welche Pilze man gepflückt hat. Es ist eine reine Servicenummer! Die echten Rettungsleitstellen in Deutschland sind aber ebenfalls in der Lage, auch bei Vergiftungen über Erstmaßnahmen zu informieren, also gibt es eigentlich keine echte Notwendigkeit, sich die /19240 (erkennt jemand das Nummernschema?) zu merken. Ähnliches gilt für die Nummer des kassenärztlichen Notfalldienstes (z.B. in Bayern: 191212, in Sachsen tw. die 19292 – Schema bekannt? Auch hier wieder der „Traum von Funktionären“?).

    Für den kassenärzltichen Notfalldienst (das ist nicht der Notarzt, den gibt’s ja unter 112) wird übrigens ab 2012 die EU-einheitliche Nummer „116 117“ eingeführt (ebenfalls vorwahl- und kostenfrei aus allen Netzen).

    Jetzt alles klar? Wenn nicht, hier nochmal die Kurzfassung: Im Zweifel die 112 anrufen. 🙂

  2. In Frankreich bin ich damit mal, als ich eigentlich die Gendarmerie haben wollte, bei der Feuerwehr gelandet. Also alles auf Französisch erzählt, nach endlosen Minuten weitergeleitet worden…und alles noch mal von vorn erzählt.
    Und die Schweizer propagieren auch noch diverse exotische Nummern. RD ist die 144, den Rest habe ich erfolgreich vergessen.
    Ganz doll war Ulm/Neu-Ulm (ein Ortsnetz, zwei Bundesländer): dort galt die 19222 nur für Neu-Ulm, Ulm hatte irgendwas ganz Schräges. Ich weiß nicht, wie Ulmer Anrufe auf die 19222 geregelt wurden.

  3. Und wenn man aus Versehen mal wieder das Waschmittel verschluckt hat, gibt’s nochmal ne andere Nummer… So weit mag ich jeweils gar nicht mehr studieren, wenn ich mit blubberndem Bauch und schmutziger Wäsche am Boden sitze… 😉

  4. Ich bin vor kurzem auf der Straße (in Berlin) ohnmächtig geworden und ein Passant versuchte die 112 anzurufen. Ansage: „Im Moment sind alle Leitungen belegt. Bitte versuchen Sie es später noch einmal.“ Müsste es in so einem Fall nicht eine Umleitung o.ä. geben? Mir ging’s zum Glück nicht so schlecht, wäre etwas schlimmeres passiert, hätte ich Pech gehabt.

  5. Hier in Bayern gilt seit einiger Zeit die 112 als Rufnummer. Bei der 192…. hab ich schon alleine das Problem mir zu merken, wie viele 2er ich wählen muss. Im Ami-Land gilt doch meines Wissens die 911 für alles. Warum immer alles in D so kompliziert machen? Weil das halt D ist. *nerv*

  6. Vorhin in der Stadt hab ich eine StraBa gesehen auf der groß Werbung für die 112 gemacht wurde, als deutschlandweite und europaweite Notrufnummer!!!! Leider kein Fotoapparat zur Hand gehabt, dann wäre das der Beweis, dass die 112 mittlerweile als EU Standard eingeführt wird.

    1. naja, 112 wird mittlerweile in der EU und anderen europäischen Ländern als Notruf funktionieren, aber diese Nummer wird nicht als Standard (in einigen Ländern angepreisen).
      Der National Health Service (NHS), zuständig für den bereich England, schreibt: „Is it a genuine emergency? If so, call 999 and don’t panic. The call handler will ask you a series of questions, (…)“
      (s. http://www.nhs.uk/nhsengland/aboutnhsservices/emergencyandurgentcareservices/pages/ambulanceservices.aspx)
      Die (Landes)Regierung Schottlands schreibt: For the emergency services, dial 999 (s. http://www.scotland.gov.uk/Topics/Justice/public-safety/ready-scotland/Ready/Home/Plan)
      Und auch die Waliser raten dazu, im Notfall 999 zu wählen. (s. http://www.nhsdirect.wales.nhs.uk/choosewell/)
      Und der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass auch die Nordiren 112 nicht als (alternative) Nortufnummer erwähnen. (s. http://www.belfasttrust.hscni.net/contact/EmergencyContacts.htm)

      Ich bezweifle nicht, dass man mittlerweile auch 112 in Großbritannien wählen könnte, aber von einer neuen Standardnummer ist die 112 zumindest in Großbritannien noch weit entfernt.

  7. Ich lese gerade in Wolframs Wiki-Link zum ersten Mal, dass man im UK mit 112 einen Notruf absetzen kann.
    Britische Stellen geben eigentlich auch nur 999 als Notrufnummer an, damit kann man Polizei, Feuerwehr, und RTW/Arzt erreichen.

  8. Auch im gesamten Kreis Mainz-Bingen und Worms kommt man mit der 112 immer noch „nur“ zur Feuerwehr und wird von dort dann bei einem medizinischen Notfall zur Rettungsleitstelle verbunden. Die ist dort auch weiterhin nur über die 19222 direkt erreichbar. Bis zur integrierten Leitstelle wird es da noch etwas dauern.

  9. Wenn ich das gerade lese: Bei der Berichterstattung gestern über den Bombenanschlag in Oslo, hab ich viele Krankenwagen gesehen, die als Nummer die „113“ an der Tür stehen hatten. Weiß da jemand genaueres? Also ob die 112 dort gar nicht funktioniert oder ob 113 nur Rettungswagen ist. Würd mich sehr interessieren.

  10. In unserem Bereich von Rheinland-Pfalz (Koblenz/Mayen-Koblenz/Ahrweiler/Cochem-Zell) war bis Februar dieses Jahres die 112 nur für die Feuerwehr, der Rettungsdienst (Rettungsleitstelle) war tatsächlich unter der 19222 erreichbar. Nun ist durch die Zusammenlegung aber die 112 für alle Notfälle zuständig.

  11. die 19222 ist eine profilneurose des DRK, die die Nummer mit Verzögerung bei der Weiterleitung der 112 usw. rechtfertigt. Hoffentlich hat sich das jetzt endlich erledigt.
    Als mein Kleiner mit drei einen Fieberkrampf hatte, kam ich bei der 19222 in die Warteschleife. Nur kurz, aber das war echt gruslig, wenn das eigene Kind leblos in den ARmen der Mama hängt.
    Fairerweise muss man aber auch sagen, dass der Mitarbeiter, den ich dann am Telefon hatte schnell und gut reagiert hat. Notarzt und RTW waren binnen weniger Minuten da, auch wenn der bub schon während des Notrufs wieder zum Leben erwachte.

  12. Kriegt man in Hamburg nicht immer noch die Rettungswagen unter 110? (Da waren sie nämlich nach dem Krieg tannengrün: der Rettungsdienst war eine Abteilung der Polizei.)
    In NRW ist 110 Polizeinotruf, 112 Feuerwehrnotruf – und der Rettungswagen bei letzterem.
    In Frankreich geht die 112 nur vom Handy! Ansonsten: 15 medizinischer Notdienst und ggfs. Rettungswagen, 17 Polizei, 18 Feuerwehr. Die 16 und 19 gibt es nicht mehr (sind zu 0 und 00 geworden), wohl aber die 115 Kindernotruf (nicht überall) und 116 Obdachlosennotruf (oft nur im Winter).

  13. Wobei bei Medizynicus auch heraus kam, dass man in einigen Gegenden in Süddeutschland mit der 112 falsch ist, da man dort wirklich nur zur Feuerwehr gelangt. Dort ist dann wirklich die 19222 mit passender Vorwahl gegenwärtig noch richtig.

    Das wird aber gegenwärtig umgestellt, aber diese Umstellung ist noch nicht abgeschlossen.

  14. Hi,

    früher mußte man bei uns (Baden-Württemberg) die 19222 anrufen um zum „roten Kreuz“ zu gelangen. Die Nummer stand auf den Rettungswagen und der Geschäftsstelle riesengroß drauf. Jetzt steht die 112 drauf.
    Aber: schon vor über 20 Jahren konnte man auch bei uns die 112 anrufen wenn man einen Rettungswagen brauchte.

    Und: ich hab mal die Polizei gebraucht, hab aber in der Hektik die 112 statt der 110 gewählt. 2 Sekunden später war ich verbunden. Dürfte also auch umgekehrt gelten ?

  15. Also was ich vor Jahren mal in einem Erste Hilfe Kurs gehört habe ist, dass man von der 110 durchaus direkt an die 112 weitergeleitet werden kann. Natürlich sollte man gleich bei den richtigen anrufen, aber wenn man sich in der Hektik vertut sollte man auch noch durchkommen.
    Von der19222 hab‘ ich das erste mal vor ein paar Wochen bei Medizynicus gelesen, ist das irgendwie bundeslandabhängig und was ist das denn nun für eine Nummer?

    1. Die 19222 ist der feuchte Traum einiger DRK-Funktionäre in verschiedenen Bundesländern. Mit ner eigenen Notrufzentrale kann man sich halt ganz doll superwichtig fühlen.
      Organisatorisch ist es schlicht grober Unfug und in höchstem Maße kontraproduktiv, Feuerwehr und Rettungsdienst notruftechnisch voneinander abzukoppeln.

      Die Begründung, warum die 19222 vorteilhaft wäre, ist auch hanebüchen. Notrufanschlüsse (110 / 112) sind in höchstem Maße privilegiert und priorisiert. Wenn es erforderlich ist, werden normale Telefonate unterbrochen, um den Notruf durchstellen zu können.
      Es gibt schlicht und ergreifend keinen rationalen Grund für einen doppelten Notruf im Zivilbereich. Die Disponenten der Feuerwehren sind in aller Regel mehr als ausreichend qualifiziert, um beide Aufgaben zufriedenstellend erledigen zu können.

      Zum Thema Weiterleitung:
      112 und 110 sind in aller Regel mit Standleitungen verbunden, und wer irrtümlich falsch anruft, wird meiner Erfahrung nach sehr unkompliziert und schnell weiterverbunden. Das gleiche gilt am Handy, wenn man in der falschen Zelle aufläuft. Ich kenne einen Ort im Sauerland, von wo man per 112 gleichermaßen drei benachbarte Notrufzentralen erreichen kann. Teils wetterbedingt, teils betreiberabhängig.

  16. Wobei das DRK durch irgendwelche Horrormeldungen ja die 19222 als Rettungsdienstnummer etablieren will (auch außerhalb BaWü und Bayerns), beispielsweise damit, dass bei Unwettern etc. die 112 überlastet wäre, und dadurch möglicherweise Menschen zu Tode kommen, weil sie nicht durchkommen würden etc.
    Diese Unsicherheit, was jetzt die richtige Notrufnummer ist, wird also in Zukunft nicht kleiner werden, und das nur wegen irgendwelcher Grabenkämpfe oder Minderwertigkeitskomplexe oder ähnlichem.

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