man kanns ja mal versuchen

ich schließe grad die tür ab, es ist ungefähr 19 uhr, ein vater studiert mein praxisschild.

vater: „sie haben wohl schon zu?“
ich: „ja. offiziell schon zwei stunden.“
vater: „dann muß ich wohl morgen wieder kommen?“
ich: „kommt drauf an. was gibts denn?“
vater: „mein sohn hat seit einer woche so´n huschte.“
ich: „ok. und wo ist der jetzt?“
ich schaue mich um, der vater steht alleine da. er macht eine vage handbewegung zum parkplatz.
vater: „naja, den muß ich noch holen.“
ich: „sitzt der im auto?“
vater: „nene, von zu hause. dauert ´ne knappe stunde.“
ich: „aha. gehts ihm denn so schlecht?“
vater: „nö. eigentlich nicht.“
ich: „und heute am tag, da hätten sie doch auch schon mal kommen können?“
vater: „der hat ja bis nachmittags schule.“
ich: „… und da war er auch?“
vater: „ja sicher.“
ich: „prima. dann lassen sie den helden morgen mal zu hause, rufen morgen früh in der praxis an, dann finden wir bestimmt einen schönen termin zum untersuchen.“
vater: „achso? ja ok. also morgen keine schule?“
ich: „genau. hat ihre frau auch ein auto, dass sie morgen am tag kommen kann?“
vater: „ja, schon. also komme ich morgen um sechse abends.“
ich: „äh, nein? bitte rufen sie morgen mal an wegen eines termins. zu normalen sprechzeiten.“
vater: „ja ok, aber jetzt sind sie doch auch noch da…“
das zum thema arbeitszeit eines hausärztlichen kinder- und jugendarztes.

23 Antworten auf „man kanns ja mal versuchen“

  1. Ich hab (was bin ich froh, dass ich da weg bin ;)) im Supermarkt gearbeitet, und auch wenn die meisten kunden sich um 5 vor feierabend beeilen und hoechstens noch ne packung milch oder zigaretten kaufen, gab es JEDEN abend 2 bis 3 leute, die meinten weil sie fuer ihre 12,50 einkaufen, koennen sie sich zeit lassen, wie sie wollen, da kann man durchsagen machen, licht aus, die leute persoenlich bitten an die kasse zu kommen, aber nein, es wird sich zeit gelassen.. genauso wie am gruendonnerstag wo der markt schon 2 stunden frueher zu macht als sonst.. da haengen und stehen wirklich schon 4 wochen vorher schilder, auf denen das steht, aber an dem tag selbst muss sich dann irgendwann der chef an die tuer stellen und dafuer sorgen, dass keiner mehr rein kommt.. 1 1/2 stunden laenger auf ist da keine seltenheit.. aber hey kunde is ja koenig und so..

  2. ich sitze zwar im büro aber hier ist es auch oft nicht anders: um 5 vor feierabend steht dann wieder ein kollege mit einem „dringenden“ anliegen bei mir. natürlich wird alles noch am selben tag gebraucht. und sie hätten den ganzen tag schon gewusst das sie dieses und jenes benötigen, aber warum am nachmittag vorbeikommen? nein, das macht man wenn man selber schon auf dem weg nach hause ist – noch mal schnell bei mir abbiegen und arbeit mit bringen. Das letzte mal hatte ich allerdings einen termin nach der arbeit und hab den kollegen mit den ganzen unterlagen in der hand einfach stehen lassen und bin mit den worten „heute habe ich keine zeit“ an ihm vorbei geflitzt.

  3. Überall das Gleiche 😉 Meine Eltern waren damals selbständig mit einem Handwerksbetrieb und hatten über dem Betrieb ihre Wohnung. Da viele Kunden gerne mitten in der Nacht oder am Wochenende auftauchten um ein gaaanz wichtiges Ersatzteil zu kaufen bzw. erstmal eine Preisanfrage hatten, wurde kurzerhand die Klingel abgeklemmt. Freunde und Bekannte wussten von da an, dass sie nach Betriebsschluss an unserem Briefkasten zu „klingeln“ hatten. Auf die Idee sind die Kunden zum Glück nicht gekommen. Die haben eher angefangen zu hupen oder zu brüllen und wir waren natürlich nie da 😉

  4. Es wäre so schön wenn das nur ein Witz wäre!

    Bei uns in der Firma ist es leider auch so. Mittags anrufen? Ja sicher. Abends um 7 noch was wollen? Ja sicher. Sonntags um 18 Uhr auf der Matte stehen und was gemacht haben wollen? Ja sicher.

    Sollte man das allerdings bei denen versuchen…

    1. Wie kann man ja auch nur auf die absurde Idee kommen, dass Dienstleister ein Privatleben haben dürfen? Ich würd das so machen wie echte 24-Stunden Dienste auch: Nacht- oder Wochenendzuschlag verlangen. Manche lernens halt nur über den Geldbeutel.

  5. Ich denke, das ist ein „Kundenproblem“. Sobald ein Mensch ein Kunde wird, denkt er, dass der Dienstleister, welcher Fachrichtung auch immer, grundsätzlich zur Verfügung steht.
    Bin auch selbständig und habe auch einen Dienstanschluss im Wohnhaus (eigentlich eine blöde Idee). Früher ging ich auch FAST immer dran, es hat sich noch nie jemand gewundert, wenn er abends um 20 Uhr, samstags oder sonntags jemanden erreicht hat.
    Ähnliche Erfahrungen machte ein Freund mit Reisebüro. Als er dieses an einem Wochenende renovierte und weit nach Mitternacht am Samstag das Telefon klingelte, ging er aus reiner Neugier ran. Der Kunde war hocherfreut, jemanden anzutreffen und begann sein Reiseanliegen vorzutragen…..

    1. Mein Vater ist ja als kirchlicher Dienstleister eines 500 Jahre alten Subunternehmens einer ca 2000 Jahre alten Firma offiziell 24 Stunden am Tag im Dienst,
      aber bei uns zuhause gab es immer die Regel, dass auch das Diensttelefon zu Essens- und anderen klar definierten Zeiten nicht beantwortet wird. Sonst hat man nämlich gar kein Privatleben mehr.

    2. Das ist auf der Arbeit „unter Kollegen“ noch viel schlimmer. Viele scheinen zu glauben, wenn sie selbst zu irgend einer Uhrzeit arbeiten, dann hat der, von dem sie was wollen, automatisch auch diese Arbeitszeit. Ich hab mal die Nummer eines Anrufers am Telefon vom Chef gesucht. Und da waren eigentlich nur zwischen 22:30 Uhr und 6:00 Uhr keine Anrufe eingegangen. Ansonsten- morgens Leute aus dem Produktionsstandort, und spätabends der IT-Leiter aus Warschau…

  6. Kenne ich so ähnlich.
    10 Uhr vormittags, Telefon bimmelt.
    Ich „Stadtbibliothek XY, GutenTag“
    Kundin „Oh, schön, Sie haben geöffnet, ich komme gleich vorbei“
    Ich „Nein, tut mir Leid, wir öffnen erst um 14 Uhr.“
    Kundin, verärgert „Warum nehmen Sie dann ab???“
    äh ja, es könnte ja eine telefonische Anfrage sein, ein Anruf aus einer anderen Filiale, ein Handwerker, eine Kollegin, die sich abmeldet…
    Ein Kunde hat mal die private Telefonnummer einer Kollegin herausgefunden und sie spätabends daheim angerufen, sie solle sofort (!) und mit ihm in die Bibliothek fahren, um seinen dort vergessenen Pass zu holen.

  7. @kinderdoc: Warum gehst du davon aus, dass die Frau tagsüber kommen kann? Sind bei euch in der Gegend die Frauen zum Großteil zuhause, auch wenn das Kind schulpflichtig ist? Oder kennst du die Familie?

    (Bitte, bitte, nicht falsch verstehen. Das ist keine feministische Kampfansage, ich bin echt nur neugierig 🙂 )

    1. Das gleiche dachte ich auch 😉
      Das man Kinder krank zur Schule schickt, hat m.E. übrigens auch mit der Schule an sich zu tun. In der Grundschule war das Theater da schlimmer, als in der feiterführenden Schule. Und das Herumgerenne mit Attesten war wirklich zum Kotzen.
      Dennoch sollte man das Kind vielleicht was früher zum Arzt schicken.

      Angemerkt werden sollte aber auch, dass es Leute gibt, die erst in den späten Abendstunden Zeit haben.
      Ganztagsschulen machens möglich und persönlich muss ich sagen, dass ich es in Zeiten, in denen beide Elternteile berufstätig sind, soger für nötig erachte, solange die Kinder nicht in der Lage sind auf sich selbst acht zu geben.

      Im übrigen fand ich als Kind Arzttermine am Morgen immer ganz, ganz grausam 😉

      1. Okay, aber auch bei Ganztagsschulen – wenn das Kind krank ist, isses krank. Und dann gehört es nach Hause ins Bett, und nicht nach dem Nachmittagsprogramm zum Arzt …

        Ich weiß, dass es Chefs gibt, die da Stress machen. Aber in der Regel sind Kinder nicht permanent krank … 😉

  8. Boah, ist das unverschämt!
    Ich hab ja schon manchmal Gewissensbisse, wenn ich um fünf vor wir-machen-zu noch irgendwo reinmuss … Dass manche Leute NIE verstehen, dass man pünktlich Feierabend haben will*! (oder auch nach Überstunden dann mal nach Hause).

    Unglaublich.

    *Ja, ich darf das sagen. Ich arbeite im Einzelhandel. Wir haben dasselbe Problem.

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