was da so rumliegt

früher in der klinik war es üblich, dass alles, was im stationszimmer auf dem tisch liegt, von allen gegessen werden darf. wer das nicht will, soll doch sein zeugs namensbeschriftet im kühlschrank oder hängeschränkchen versorgen. wer also morgens seinen gedeckten apfelkuchen im rundtupper geschwind abstellte, um noch die toilette aufzusuchen übergabe zu machen schon mal das frühchen zu retten um sich nur umzuziehen, durfte sich nicht wundern, wenn zwei drei stücke mir nichts dir nichts verschwanden. sogar der chefarzt kannte diese verzehrregel.

nun bin ich selber chef. und sehe, was da so im personalraum auf dem tische liegt. wenn´s mal nur die marzipan-rittersport wäre, die eh keiner isst, oder mon-cheri, die auch nur die werbung als lecker bezeichnet und die die mitbringende mutter vermutlich lediglich bei uns entsorgen wollte, weil sie sie selbst nicht essen will. aber dann kommen die lebkuchen zu weihnachten, die gummibärchen für zwischendurch und – danke, aber selten – die selbstgemachten muffins von mfa no.1, welche bereits einen legendären ruf haben.

liegt nichts auf dem tisch – und nach murphys law liegt immer weniger auf dem tisch desto leerer mein bauch und desto tiefer das zehn- oder neunzehn-uhr loch – bleibt nur der blick in den kühlschrank, vorbei an den halbleeren prosecco-flaschen vom letzten geburtstag, den stapeljoghurts mit den namen drauf und den mini-butter-portionen für alle fälle. in die pizzaschachtel sehe ich lieber nicht.

bleibt am ende doch nur der kaffee aus´m maschinchen und die ma-o-ams im dreier pack von der versandapotheke, die ich mir – wie früher schon – hintereinanderweg in die wangentasche schiebe, bis aus den fünf einzelhimbeer eine dicke fruchtige kaugummikugel wird. den synthetikzuckerkleb, der danach am gaumen haftet, spüle ich mit dem rest des kalten kaffees runter, dann habe ich noch eine wenig überzucker für die post des tages. bevor´s nach hause geht. da wundere ich mich nicht, dass ich nicht so überzeugend wirke, wenn ich den eltern ernährungstipps gebe.

29 Antworten auf „was da so rumliegt“

  1. Neulich im OP-Aufenthaltsraum: eine ganze Stiege Vollkornbrötchen mit Käse, Salami, Schinken, Gurken, Tomaten, Salatblatt… Famula freut sich diebisch und verschlingt eins zum Kaffee. 10 Minuten später im OP eine OP-Schwester zur anderen: „Wo wohl diese Brötchen herkommen? Lauter Vollkorn, voll eklig, kein einziges Weißes dabei – ich musste erstmal von einem den ganzen Körner-Sch*** abkratzen…“
    Jaja, immer diese unterschiedlichen Vorlieben… 😉

  2. Ich bringe meinen Kolleginnen immer Süßes mit…. werde erst beschimpft, aber dann ist es doch innerhalb weniger Stunden verzerrt. Bei mir auf dem Platz steht Müsli, im Kühlschrank, Speisequark und Milch, da muss ich mir keine Sorgen machen, dass dies weg kommt. Wenn ich schon morgens höre, ihhhh Müsli. Tja, jeder wie er/sie mag 🙂

  3. Etwas essbares mitzubringen… auf diese Idee bin ich gar noch nicht gekommen. Wir bedanken uns jeweils in der Adventszeit mit einer selbergemachten Karte, mit freundlichen Worten drin, für die Hilfe unter Jahr.
    Gegen den Hunger ist das aber bestimmt nicht hilfreich…

  4. was immer geht:
    – trauben
    – kaffee (evtl. besser bohnen, wenn vollautomat)
    – celebrations

    – … ein freundliches wort oder lob – das verbreitet sich schneller als 1000 gummibärchen

  5. Mon Cherie geht gar nicht. *grusel*

    Das „Problem“ mit -was schenkt man einer Praxis- hab ich auch regelmässig. Wenn man wirklich nicht die Vorlieben weiss und sich auch denkt, dass die armen Chefs/Angestellten mit Süsskram (in welcher Form auch immer) teilweise bombadiert werden bin ich dazu übergegangen, einen Schein in die Kaffeekasse zu stecken. Unterm Jahr ab und an mal einen 5er und auf Weihnachten hin einen 20er. Ich verstehe es zwar, dass die Kaffeekassen inzwischen unterhalb der Theke in Sicherheit gebracht werden (müssen), aber es ist auch (mir zumindest) unangenehm/peinlich zu fragen, wo denn die Kaffeekasse ist und unter Beobachtung versuchen, den klein gefalteten, hoffentlich nicht auf anhieb erkennbaren, Schein in den Schlitz zu packen.

  6. Ein Apfel ist viel gesünder und wenn man vorher mitgedacht und sich aufs Wesentliche fokussiert hätte, dann hätte man auch ihn da anstatt der Maoams.

    Wobei m.E. aber die Kaubonbons eher der Realität entsprechen. Das nennt sich dann wirkliches Leben und grenzt sich vom Soll-Zustand dadurch ab, dass es das echte Leben darstellt:-)

    Manche Leute – hüstel – haben sogar gesunde Rohkost für Mann und Kinder im Haus und schlagen sich bei einem zwar seltenen, aber plötzlich auftretenden Heißhungeranfall um 22 Uhr Abends sogar ungesundes Junkfood in den Hals. Völlig unverantwortlich sowas. 🙂

  7. Ich liebe Mon Cherie…..könnte die ganze Packung auf einmal essen!!! Hatte aber immer bedenken dies zu tun, wenn ich im Dienst war…..eine Schwester mit Alkoholatem ist nicht der Knaller, oder? *hicks….ich verbinde jetzt mal ihren ZVK neu…*hicks…..keine Sorge…..habe nur 20 Mon Cherie gegessen….oder so…

    1. Geht mir auch so. Unser Hund liebte ebenso das Zeug. Wenn man ihm eins hinlegte, fraß er es gaanz langsam und lutschte dann noch stundenlang an der Stelle auf dem Teppich. Ihr Mops auch?

  8. mal im ernst (da man vielleicht ja doch mal seinem kinderarzt samt team zu weihnachten oder wann auch immer ein kleines dankeschön dalassen möchte): worüber freuen sich kinderärzte & schwestern???

    1. Kann man wohl nicht so verallgemeinern, aber nachdem ich schon zig med. Unternehmen & Kliniken durch hab, würd ich mal empfehlen:
      – Celebrations (diese kleinen Mars, Snickers – usw. Riegel in der Wabenförmigen Pappschachtel. Sind ein Must-Have auf den Tischen in 9 von 10 Besprechungsräumen)
      – Haribo Colorado / sonstige bunte Mischungen von Haribo in den großen 1-Kilo-Plastikdosen.

    2. Wir haben eine Patientin die uns 3-4x im Jahr belegte Brötchen mitbringt. DAS ist etwas worüber wir uns wirklich immer sehr freuen! 🙂

    3. wir mögen die ordinäre milkaschokolade, oder aber auch obstkörbe am liebsten. aber EIGENTLICH dürfen wir ja nicht wegen der korruptionsgeschichte – es hat eigenartige ausmasse angenommen… (ein schlauer angehöriger letztes: „da, ich hab ihnen was mitgebracht. ich legs einfach draussen zum stützpunkt und sie sagen dann, sie habens gefunden!“)

  9. Oooch.. das ist nicht nur in Kliniken und Praxen so.. In Optikerläden und beim Physiotherapeuten auch *ggg* So Schnuckelkram ist ja auch für die Seele *hüst*, schließlich gibt es manche Fälle, die man anders nicht verdauen kann.
    @Claudia: stimmt schon.. wenn man denn dazu käme, das auch innerhalb von sagen wir, 30 min, auf den vorherbestimmten Weg durch den Verdauungstrakt zu befördern. Bei dem Arbeitspensum, das in Arztpraxen/Kliniken herrscht, eher Utopie. O_o
    Und MonCheris darf ich gerne und freiwillig an meine Schwiegermutter abgeben *ggg*

    LG Elawen

  10. Ich war auch ewig davon überzeugt, das Mon-Cheris nur als Verlegenheits-Geschenk älterer Leute noch ihre Daseinsberechtigung haben.
    Aber in letzter Zeit mehren sich die Kommentare, die darauf hindeuten, das es tatsächlich Leute gibt, die dieses ekelhafte Zeug freiwillig essen.

    1. Mon Cherie ist lecker. Wenn ihr’s alle nicht mögt – immer her damit! 😀
      Ach ja, und es gibt nur eine einizige richtige Art, ein Mon Cherie zu essen: Ecke aufknabbern, Likörchen ausschlürfen, dann eine Seite ganz aufknabbern, Kirsche rauszuppeln und verzehren und zu guter Letzt – die Schokolade!
      🙂

      1. Einspruch! Mon Cherie ganz langsam auf der Zunge zergehen lassen, beglückt seufzen, wenn der Likör sich über die Zunge ergießt , dann genüßlich Die Kirsche mit der Schokolade verzehren.

      2. Außer meinen Eltern und mir kenn ich auch niemanden, der Mon Cherie ist. Ich halte von diesen Essensregeln aber gar nix, sondern stopf die Dinger in den Mund und esse sie einfach. Weiß nicht, was dieser Stress immer soll

      3. Ich wüsste auch nicht, wie es anders gehen sollte. Bin noch nie auf die Idee gekommen, es anders zu machen. Hach. Da bekomm ich gleich richtigen Appetit.

  11. Vor der Arbeit ein ordentliches Vollkornbrot geschmiert, ein paar Haferkekse und einen Apfel eingepackt, wäre doch gar nicht so schlecht. So kommt man besser durch den Tag. LG claudia o.

    1. Also heute habe ich mit: Ein Brot mit Käse, einen Joghurt, einen Trinkjoghurt und eine Banane. Sollte ich nach den geplanten 8 Stunden nach Hause dürfen, werde ich, was ich nicht schaffe, beschriften und in den Kühlschrank packen, sollte es mal wieder etwas sehr viel länger dauern, könnte die gesunde Kost mal wieder zu wenig sein und ich werde mich in der Küche auf Nahrunssuche begeben.

  12. Hui, das mit dem Zeugs auf dem Tisch, das gegessen werden darf, scheint in allen Kliniken so zu sein. Und das da natürlich nichts steht, wenn man’s grad am nötigsten bräuchte, ist ja wohl auch Gesetz

    1. Nicht nur in Kliniken. Da wo ich zuletzt gearbeitet habe, galt, was auf den Tisch im Gemeinschaftsraum gestellt wird, ist für alle zum Abschuss freigegeben. Immer sehr praktisch, wenn ich irgendwas essbares loswerden, aber nicht wegschmeißen wollte. Die Techniker/Informatiker dort verschlangen quasi alles. Es sei denn, es sah allzu gesund aus.

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von Kinderdok.blog

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen