man kann ja mal fragen

mutter: „ich wollte dann noch was fragen.“ wir befinden uns am ende der vorsorge u9, ´s bobele hat prima mitgespielt, alle meilensteine bestanden, echt super „performed“, es hat spass gemacht.“
ich: „ja, klar, gerne.“
mutter: „denken sie auch, dass er ads hat?“
ich: „nein, wirklich nicht, wie kommen sie denn darauf?“
mutter: „ich dachte, ich frag mal, weil das doch jetzt alle haben. und ich kenn eben niemanden, der das hat, also dachte ich, vielleicht haben wir das ja.“
ja. nun gut. so ist letztendlich die argumentation wieder schlüssig. jeder hat´s, aber niemand bekanntes, also muß man´s wohl selbst haben. nach dem gleichen prinzip müsste ich auch die bild-zeitung lesen.

31 Antworten auf „man kann ja mal fragen“

  1. Ich fand die Logik schon bestechend.

    Ähnlich wie „In jeder Gruppe gibt es einen Idioten. Wenn deine Gruppe keinen Idioten hat, bist du es wahrscheinlich.

  2. Meine Tochter ist 5. Der Kinderdoc hält sie für aufgeweckt und geistig recht weit aber sozial noch nicht ganz soweit. Mit der Einschätzung hat er wahrscheinlich recht. Ich mache mir auch keine Sorgen um sie, aber dieser ganze Kontrollwahn im Kindergarten (jede Woche eine andere Untersuchung: Vorschuluntersuchung, Straßenverkehrsprüfung, Geschicklichkeitsparcours, Bastelprojekt mit Motorikkontrolle usw.) führt dazu, daß bei fast jedem Kind irgendeine Normabweichung festgestellt wird und gleichzeitig die Zeit, sich mit dem Einzelnen und der Gruppe zu beschäftigen immer mehr sinkt. Irgendwann müssen ja die ganzen Bewertungsbögen geschrieben werden.

  3. Tja, unsere Tochter ist laut Kindergärtnerin 1 hochbegabt, laut Kindergärtnerin 2 verhaltensauffällig mit Hinweis auf AD(H)S und laut Kindergärtnerin 3 ein ganz normales, aufgewecktes Mädel. Alle haben je rund 30 Jahre Berufserfahrung. Wer hat Recht?

    1. a) wie alt ist deine tochter? da kindergartenkind, hat kindergärtnerin 2 schon mal unrecht, denn diese diagnose gibt es nicht im vorschulalter
      b) was sagt denn der kinderarzt, der idealerweise deine tochter auch schon länger kennt?
      c) was sagt dein bauch? der hat sicher recht

      d) alle „diagnosen“ mögen stimmen – no.3 ganz sicher, no.1 ist doch schön und no.2 kann durch no.1 bedingt sein.

  4. Da fällt mir meine erste Erfahrung mit Methylphenidat ein: Kurz nach der allerersten Einnahme machte ich einen wundervoll erholsamen Mittagsschlaf. Nicht, weil die Tabletten „ruhigstellten“, sondern weil sich das immer währende innere Chaos legte und mich zur Ruhe kommen lies.
    In den folgenden 14 Tagen wurde die liegengebliebene Steuererklärung (privat + Praxis) der letzten drei Jahre fertig.

  5. Dass Ritalin nicht „ruhigstellt“, sondern vielmehr Möglichkeiten eröffnet, die anderen selbstverständlich sind, sollte sich ja inzwischen rumgesprochen haben. Ich selbst habe ein dignostiziertes mittelschweres ADHS (Zitat Arzt: Wie konnten Sie es damit so weit bringen?) und bin immer wieder fasziniert von den veränderten Sinneseindrücken (viiiiiiel geordneter und damit besser zu verarbeiten) unter Methylphenidat. Ohne Medis bin ich der klassische Underachiever, mit Medis ein Hochleister…

    Unsere Tochter ist ein „Träumerle“, unser Sohn ein klassischer ADHSler, beide sehr impulsgesteuert, Sohnemann dazu sehr risikofreudig, schmerzunempfindlich und allgemein hochbegabt. Solange es in der Schule und im Freundeskreis weiterhin so gut klappt, sind Medikamente noch keine Option.
    Ständige kritische Beobachtung der Gesamtsituation, Unterstützung der zum Glück sehr guten Grundschullehrer sowie Hinterfragen der eigenen Motivation (auch als „Betroffene“) gehören zum Familienalltag. Das wichtigste sind natürlich gute Nerven, die allerdings regelmässig reißen…
    Irgendwann werden auch unsere Kinder „Tabletten“ bekommen. Nicht, um sie ruhig zu stellen (ach, welch schöne Vorstellung), sondern um ihnen die Möglichkeiten zu geben, das zu leisten, was sie leisten können, ohne dabei ständig gegen Wände laufen zu müssen, wie ich es tun mußte.
    Dass AD(H)S zu einer Modediagnose verkommen ist, erschwert den Umgang damit ungemein. Bei mir persönlich ist es eine starke Unsicherheit, in wie weit (m)eine Inkonsequenz in der Erziehung für bestimmte Verhaltensweisen verantwortlich ist, oder ob es doch der unkontrollierbare Impuls war, weshalb der Tag mal wieder entgleiste. Eine weniger emotionale Diskussion und mehr Sachkenntnis wäre wünschenswert.

  6. Naja, der Zusammenhang „Geburtskomplikation —> Aufmerksamkeitsstörung“ ist ja schon vorhanden. Frühgeborenehaben meines Wissens nach ein deutlich erhöhtes ADHS-Risiko.

    Wobei natürlich die stressige Geburt oder eine kurze Sauerstoffvorlage (das ist ja häufig das, was unter „Beatmung“ abgespeichert wird) keine Geburtskomplikation ist. Ganz ehrlich: den Säugling, der es als stressfrei erlebt, aus wunderbarem, schallgedämpftem Badewasser durch einen engen Kanal oder zerrende Gynäkologenhände plötzlich ins kalte, lichtüberflutete, laute Leben gepresst/gezerrt zu werden, gibt es nicht. Und blau mit katastrophalen Sauerstoffsättigungswerten – trifft auch bei allen zu.

    Was wiederum – angesichts von 100% stressigen und sauerstoffarmen Geburten – den Erfolg der Osteopathen erklärt – für alles eine ätiologische Erklärung zu haben, ist ein großartiger Zustand. Und wenn´s nicht die Geburt ist, kann es immer eine Kuhmilchunverträglichkeit sein. Hach, schön´s wärs, Alternativ“medizin“ zu betreiben *seufz*

  7. Meine Schwester ist im Übrigen wegen ihres Sohnes in einer Art Selbsthilfegruppe. Dort hat sie mal gefragt, ob es bei den Geburten der AD(H)S-Kinder Komplikationen gab. Ergebnis: Bei allen.
    Mein Neffe kam mit der Nabelschnur um den Hals und blau auf die Welt und musste beatmet werden.
    Kann es vielleicht sein, dass der Anstieg von AD(H)S-Kindern an der besseren medizinischen Versorgung liegt und viel mehr Kinder kritische Situationen überleben als früher?

    1. etwas unfaire versuchsanordnung in dieser selbsthilfegruppe. da fehlt die kontrollgruppe der kinder, die auch eine schwere geburt hatten, und trotzdem kein ads entwickelten. mir wird in letzter zeit bei allem zuviel auf die art der entbindung geschoben (siehe „osteopathie für alle kinder, weil soooviel stress bei geburt“)

  8. Irgendwie kann ich die Mutter gut verstehen…. Bin Mutter eines ehemaligen Frühgeborenens und ich hab in meiner Umgebung auch wenig bis gar keine Vergleichsmöglichkeiten…
    Einerseits sicher gut, ich seh nicht unbedingt, was mein Kind im Vergleich zu anderen Kindern noch alles nicht kann, sehe aber im Gegensatz dazu auch nicht, was es schon alles kann…. es ist im Lauf der zeit besser geworden. Ich las mir jetzt nicht mehr die Butter vom brot nehmen und nicht mehr von irgendwelchen Sozipäds oder Kindergärtnern einreden wie aussergewöhnlich sie doch sei und das der Bruch zu normbegabten Kindern (sie gilt als leicht geistig behindert) irgendwann kommen wird.
    GSD habe ich da eine Kinderärztin die mir den Rücken stärkt und die in der Kleinen das sieht, was sie ist. Ein aussergewöhnliches Kind, dass trotz ihren schwern (bzw 900gr leichten) Starts so einiges geleistet hat… und wenn sie nicht so ist wie andere Kinder, dann ist dem halt so.

    Man bekommt an einigen Ecken und Enden einiges eingeredet… wurde vom ersten Kindergarten (einem therpeutischen der dummerweise anthroposophisch geprägt ist) zu allem möglichen Tests getrieben und als ich sie daraus haben wollte, wirklich unter Druck gesetzt… tja alleinerziehende Mutter, da kann man es ja versuchen… und mir versucht einzureden, daß sie schlimme Rückschritte gemacht hätte und das ich sie als I-Kind irgendwo rein haben wollte, das schlimmstee sei, was man ihr antuen könnte….

    Ich hatte keine vergleichsmöglichkeiten… und hätte ich Frau Doktor nicht gehabt, die mich bestärkte, dann hätt ich wohlmöglich mein Kind in der Schublade gelassen in der es war. So wurde sie Kind eines I-Kigas und geht jetzt als I-Kind auf ne Regelschule und ist glücklich. Sie war auch schon glücklich aus dem ersten Kiga rauszukommen, aber was sieht man alles nicht, wenn man meint seinem Kind was gutes zu tun…

    wie sollen wir Eltern denn auch vergleichen, wenn wir niemanden haben und uns die Umgebung ggf. alles mögliche einzureden versucht? Dann sind wir dankbar, bzw. ich bin dankbar wenn man einen tollen KiA oder eine tolle KiÄ hat, die einem da weiterhilft.

    sei dankbar, dass die Mutter dich da fragt—

  9. Schlimm wird es vor allem dann, wenn Leute mit Halbwissen eine solche Diagnose stellen – wie bei einer Bekannten passiert:

    In Nobelkrippe (rund 1000 Euro / Monat !) wurde ein ganz normales Kind (2 Jahre), das auch mal andere Kinder geschubbst und gehauen und an den Haaren gezogen hat, sowie an Tagen, an denen es nicht raus ging drinnen rumgerannt ist, rundweg patologisiert: Der Zustand dieses Kindes sei echt besorgniserregend, asozial und es könne sich ja noch nicht mal alleine anziehen. Es müsse dringend behandelt werden! Und (bei Verweis, dass der Kinderarzt bei den Us ja garnichts bemerkt habe) der Kinderarzt sehe das Kind ja auch nur ganz kurz, sie hingegen sehen es ja den ganzen Tag!

    Die Eltern waren echt betroffen und besorgt (wer wäre das nicht?).

    Das Ergebnis:
    – Psychosoziale Kinderambulanz wies jeden Verdacht weit weg. Kind normal, altersgemäß und alles was das Kind macht nachvollziehbar.
    – Diagnose des Kinderarztes und der Ambulanz: Ach was, das Personal ist zu jung und unerfahren mit der Altersgruppe.

    Fazit:
    1. Kind ansehen, Bauch vertrauen.
    2. Mit echten Fachkräften (Kinderarzt) reden. Bauch vertrauen.
    3. Kind verteidigen und beim Personal Weiterbildung einfordern!

      1. Jede normale nicht-städtische Krippe in Westdeutschland. Keinesfalls eine Nobelkrippe. Das ist ein ganz normaler Preis, jedenfalls für eine 45 Std.-Betreuung. Wir haben lange 700 € für 35 Std. gezahlt, in einer eher einfachen Kita.

  10. Dazu passend auch eine Geschichte vom Herrn Dr. Hirschhausen. Der beschreibt in einem Buch zwei Urzeitmenschen, die an der Feuerstelle sitzen; der eine unruhig und zappelig und ständig am rumgucken (er würde heutzutage wohl mit ADHS diagnostiziert), und der andere dumpf in die Flammen brütend. Dann solle man sich vorstellen, ein Säbelzahntiger komme vorbei. Fazit: von dem Brüter stammen wir nicht ab…

    1. Das verharmlost ADHS jetzt aber schon etwas… Jedem Kind, das mal unruhig ist gleich ADHS andichten zu wollen ist natürlich absurd aber es gibt die Krankheit wirklich, man kann auch Unterschiede in der Gehirnfunktion messen. Manchen Kinder – und auch Erwachsenen, bei vielen bleibt die Krankheit bestehen – kann mit Medikamenten – und eben auch nur damit richtig – geholfen werden.

      1. Das will ich ja gar nicht bestreiten; ich kenne selbst Kinder mit der Krankheit. Ich fand nur den Denkanstoß vom Eckart angebracht. Denn ein jedes Ding auf dieser Welt hat mindestens zwei Seiten.

  11. @Mascha: Das habe ich auch gedacht, bis meine Schwester ihr Kind bekam (Großfamilie mit sehr vielen Kindern, also direkten Vergleichsmöglichkeiten). Das Würmchen hat es definitiv. Und leidet darunter sehr. Seit er Tabletten bekommt, ist er ein glückliches und kein zerissenes Kind mehr.

  12. Also ich bin davon überzeugt, daß ADHS überhaupt nicht existiert. Das haben sich Schlauberger ausgedacht, um für unerzogene Kinder eine Diagnose zu haben und das nervende Verhalten zu entschuldigen.

  13. *seufz* Ich frag mich echt wer mit dem Scheiß angefangen hat.
    Klar gibt es AD(H)S und die, die es haben haben auch mein Mitgefühl
    Aber von der Betreuerin der Krabbelgruppe über Erzieherin bis zur Lehrerin kamen alle mit der Diagnose. Sogar auditive Hör/Wahrnehmungsstörung wurde ihm diagnostiziert.
    Blöd nur das alle Ärzte immer zum selben Ergebnis kamen: Kind ist gesund!
    Nicht „nur“ gesund, sondern lebhaft, intelligent, verträumt und ganz und gar Kind.
    Darf er aber nicht sein, nicht mehr in dieser Gesellschaft…

  14. >>> daß ausnahmlos JEDES Kind, daß ich vom Psychologen testen lassen, eine „Aufmerksamkeitsstörung“ haben soll.

    Leider schon lange in Vergessenheit geraten, aber heute sicher noch aktueller als damals: http://de.wikipedia.org/wiki/Rosenhan-Experiment

    Insbesondere unter dem Gesichtspunkt, das früher psychische Erkrankungen eher schlecht angesehen waren, und im Gegensatz dazu heute viele Leute gerne das ein oder andere Psycho-Problemchen pflegen.

  15. Naja, ein Kind, daß bei der U9 alles kann? Drohende Hochbegabung, sofort zum Psychologen und in die Psychomotorik!

    Im Ernst: ich habe mich schon öfters gefragt wie Eltern ohne Hintergrundwissen mit der auch ärztlichen nicht immer präzise gehandhabten AD(H)S-Diagnose und der ganzen Teilleistungsproblematik umgehen sollen.
    Ich durfte in meiner Ambulanz schon Versuche von niedergelassenen Psychiatern abwehren, einen wunderbar hibbeligen und neugierigen 2jährigen mit Psychostimulanzien einzustellen. Da fehlt doch auch oft ärztlicherseits die Gelassenheit sowie der scharf zwischen pathologisch und wünschenswert trennende Blick. Und im Zweifel schickt man dann doch lieber mal zum ErgoLogoWasweissich-Therapeuten oder schmeisst Pillen.

    Außerdem erstaunt es mich immer wieder, daß ausnahmlos JEDES Kind, daß ich vom Psychologen testen lassen, eine „Aufmerksamkeitsstörung“ haben soll. Also, es hat tatsächlich jeder, da hat die Mutter recht 🙂

  16. ALTER SCHWEDE,
    wir werden mit dem Mittleren auch immerzu auf ADHS angesprochen, weil er ein fröhliches, sehr aufgewecktes Kerlchen ist, gerne im Mittelpunkt steht und unheimlich viel wissen will. KRASS, … Hauptsache schön mit Ritalin zupumpen, damit es JA RUHIG ist/wird.
    KRANK

  17. Oh, wie ich sie liiiiiebe, die Mütter, die ihre Kinder pathologisieren mit ADS, ADHS, LRS, Diskalkulie, Höhenangst, allerlei Phob- und Allergien, und die daraus ihren sekundären Krankheitsgewinn ziehen! (Ich tue Abbitte bei all denen, die w i r k l i c h an diesen Übeln leiden.) Oder die, die ihren 13Jährigen nicht mit auf die Skifreizeit (Schulveranstaltung!) fahren lassen, weil er ein so anfälliges Kind mit häufigen Bronchitiden ist und ihm die kalte Luft schaden könnte, wobei die Eltern 10m gegen den Wind nach Rauch riechen…

    1. Das liegt vermutlich daran, dass diese Eltern eine Entschuldigung brauchen, dass ihr Kind trotz Pekip, Kindergartenchinesisch, Musikgarten, Karate für Kleinkinder, Ballett, Geigenunterricht und dreisprachiger Aufzucht noch nicht hochbegabt ist. Und anstatt einfach einzusehen, dass der ganze Tammes außer Stress nix bringt ist eben das Kind schuld und muss doch irgendwas haben, das man mit ein paar Pillen, Logopädie oder Ergotherapie hoffentlich noch in den Griff bekommt, bevor die Nachbarn komisch gucken und tuscheln, weil man einfach ein ganz normales Kind hat…

      1. Ja richtig, vermutete Hochbegabung hab ich ja noch vergessen als willfährige Erklärung für dissoziales Verhalten, wie konnte ich nur.

  18. Jeder hat’s -nur das Bobbele nicht? 🙁

    Ich hoffe, Sie haben der Frau einen Gefallen getan und den Kleinen zum ADS-Kind „gemacht“?! Mit so einem kerngesunden, psychisch unauffälligen Kind wird man ja so heute schnell zu Außenseiter… 😎

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