übersehen

ich: „doch, ihr sohn ist wirklich übergewichtig. und zwar nicht nur grenzwertig, sondern wirklich übergewichtig. man nennt das adipositas. fettleibigkeit.“
mutter: „danke, dass sie mir das sagen. ich habe das gar nicht gesehen. wissense, morgens aus dem schlafanzug direkt in die anziehsachen, abends geht der alleine ins bad, zieht sich alleine um. wissense, da sieht man das einfach nicht.“

äh. doch. einen bmi oberhalb der 99.perzentile sieht man auch so. mit klamotten.

72 Antworten auf „übersehen“

  1. Ich weiß gar nicht, wo das Problem liegt. Kinder zum gesunden essen zu erziehen ist, eigentlich ganz einfach. Wenn sie ganz klein sind, essen sie praktisch alles was man ihnen vorsetzt, und später essen sie, woran sie sich gewöhnt haben. Hat bei meiner Lütten ganz prima funktioniert.
    Wenn das Kind allerdings erst einmal in den Brunnen gefallen ist… Dann wird es natürlich hart. Mit der Mutter würd ich nicht tauschen wollen.

  2. Ja, toll sowas. Ich kenne einen Fall aus meinem Bekanntenkreis, wo das 14 Monate alte Kind nahezu soviel wiegt wie mein Kleiner, der aber 1m5 Jahre älter und 1 Kopf grösser ist. Brrr.

    1. Naja, im Kleinkindalter ist das alles relativ. Mein Sohn ist 22 Monate alt, isst gesund (viel Gemüse, geregelte Mahlzeiten, nichts mal schnell zwischendurch, kaum Zuckerhaltiges etc.), war aber immer schon ein guter Esser – quasi ab Geburt. Und ja, er wiegt auch mehr als sein ein Jahr älterer Cousin, der ein sehr schmales Kind ist und schon immer sehr schlecht aß. Aber beide bleiben auf ihrer Perzentile, und auch wenn mein Sohn im Vergleich wirklich speckig aussieht, ist er doch der „Normalgewichtigere“ von den beiden (vom Kinderarzt so bestätigt).

      Natürlich kann es dennoch sein, dass das von dir beschriebene Kind schon übergewichtig ist. Aber es geht dabei eben um mehr als nur die Relation zu anderen.

  3. wenn man sich ueberlegt, dass es leute gibt, die wirklich glauben milchschnitte sei gesund, weil da ja ganz viel milch drin ist … traurig.. aber die kinderschokolade ist ja auch gut fuer kinder, weil da die gute kindermilch drin ist und bio ist abfall und die leute, die bio essen sind alle fett, weil da ja so viel zucker drin ist..

        1. zumindest der erste teil meines kommentars bezog sich aber auf den ard markencheck ferrero. und ich traue der ard ja schon zu, keine schauspieler fuer solche geschichten heranzuziehen.

  4. „das verwächst sich noch“ bekommen im Übrigen viele Eltern zu hören, sogar von Kinderärzten…
    Ich selbst bin stark übergewichtig und achte trotzdem oder grade deshalb sehr darauf, das meine Kinder gesund essen, nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Es ist aber erschreckend, wie manche Eltern ihre Kinder regelrecht mästen, oftmals einfach, um Ruhe zu haben: Kind schreit nach Essen, also bekommt es ne Tüte Chips, Kind schreit nach Trinken, also wird schnell ne Limo oder ein Eistee gereicht. Und viele Kinder haben dazu schlicht weg Bewegungsmangel, sitzen tagsüber in der Schule oder auch in manchem Kindergarten fast nur rum und zu Hause geht dann die Glotze an.

    Man kann nur hoffen, dass die Kinder selbst dann die Kurve kriegen, wenn sie etwas über Ernährung lernen, bei den Eltern ist leider oft Hopfen und Malz verloren, oft auch aus falschem Stolz (sich nix sagen lassen wollen).

    1. Also, Sakasiru, bei aller Liebe, da hast Du was nicht richtig verstanden. Als ich die erste Diät gemacht habe, war 1000-Kalorien-Reduktionsdiät angesagt, und so kann man NICHT ein Leben lang leben. Das war i.Ü. das, was die Experten damals so empfohlen haben. Heute wird natürlich wieder eine andere Sau durchs Dorf getrieben, die aber genauso wenig funktioniert.

      @sechstelgott: genau. So einfach ist es. All die Leute, die durchs Abnehmen immer nur fetter werden (wir erinnern uns: 95%!), sind selbst schuld. Keinsfalls werden sie schon seit Jahrzehnten für dumm verkauft. Das Verbrennungsmotor-Konzept, das du hier propagierst, ist einfach falsch. Wenn’s Dich wirklich interessiert, kannst Du hier mal nachlesen, warum so es so enorm schwierig ist, nach einer Gewichtsreduktion das niedrigere Gewicht zu halten.

      Eine Abmagerungskur ist ein massives Gesundheitsrisiko; nachfolgende Fettleibigkeit ist nur eins der verbundenen Risiken. Man sollte sich wirklich gut überlegen, ob man ein Kind dem aussetzen will, zumal die Risiken der Fettleibigkeit stark übertrieben werden (siehe z.B. hier). Die Gesundheitsrisiken, die mit Fettleibigkeit assoziiert werden, sind oftmals lediglich konfundiert, d.h. die Verhaltensweisen, die Fettleibigkeit bewirken,stellen das eigentliche Risiko dar. Die schädlichste Verhaltensweise ist übrigens noch nicht mal zuviel essen, sondern zuwenig Bewegung … siehe Wei et al.: Relationship between low cardiorespiratory fitness and mortality in normal-weight, overweight, and obese men..

      Wenn ich ein übergewichtiges Kind hätte, würde ich mein Hauptaugenmerk darauf legen, dass es irgendwie Spaß an der Bewegung kriegt. Wenn das Kind sich wirklich viel bewegt, habe ich auf jeden Fall was für seine Gesundheit getan, egal ob es dann abnimmt oder nicht.

      1. Also diese Texte wirken jetzt nicht sehr wissenschaftlich….
        Wie wäre es also alternativ mit einem Ernährungsmedizin Buch: “ Bei mäßig übergewichtigen Kindern kann die Stabilisierung des Körpergewichts ein angemessenes Ziel sein (…) Für stark übergewichtige Kinder ist dagegen eine Gewichtsabnahme notwendig.“
        Zu dem Punkt, dass Folgen nur übertrieben werden (falls das nicht nur ein Scherz war), hier nur mal nur mal die Unterüberschriften die es dazu gibt: Dyslipoproteinämie, Metabolisches Syndrom, Insulinresistenz, BluthochDruck („Noch vor einigen Jahren wurde das erhöhte Risiko Übergewichtiger für kardiovaskuläre Erkrankungen auf die durch Übergewicht gehäuft auftretenden kardiovaskulären Risikofaktoren (…) zurückgeführt (…) wurde Übergewicht als eigenständiger Risikofaktor für CVD erkannt.“), Östrogenabhängige Karzinome, Degenerative Erkrankungen.
        Und doch: Wenn man weniger isst als man braucht nimmt man ab. Man muss nur erstmal richtig einschätzen lernen, was man eigentlich isst und verbraucht und dann gibt es noch die Waage, die einem regelmäßig sagen kann, ob man gerade wieder zunimmt (–> zuviel isst oder zuwenig verbrennt) oder nicht und damit kann man sich super einpendeln.

        1. Also die Texte wirken nicht sehr wissenschaftlich? Medline und der Scientific American sind halt einfach zu popelig?

          Fakt ist, dass das, was gemeinhin in ernährungswissenschaftlichen Bücher steht, nicht die Bohne evidenzbasiert ist. Fettleibigkeit wird heute häufig noch so behandelt wie vor 30 Jahren Magengeschwüre: Mit Voodoo unter Ausblenden der Fakten. Neuere Studien zeigen, dass Fettleibigkeit eben kein eigenständiger Risikofaktor ist; genau das wurde ja in dem Artikel im Scientific American mal übersichtlich zusammengefasst:

          Oliver points to a new and unusually thorough analysis of three large, nationally representative surveys, for example, that found only a very slight–and statistically insignificant–increase in mortality among mildly obese people, as compared with those in the „healthy weight“ category, after subtracting the effects of age, race, sex, smoking and alcohol consumption. The three surveys–medical measurements collected in the early 1970s, late 1970s and early 1990s, with subjects matched against death registries nine to 19 years later–indicate that it is much more likely that U.S. adults who fall in the overweight category have a lower risk of premature death than do those of so-called healthy weight. The overweight segment of the „epidemic of overweight and obesity“ is more likely reducing death rates than boosting them. „The majority of Americans who weigh too much are in this category,“ Campos notes.

          Counterintuitively, „underweight, even though it occurs in only a tiny fraction of the population, is actually associated with more excess deaths than class I obesity,“ says Katherine M. Flegal, a senior research scientist at the CDC. Flegal led the study, which appeared in the Journal of the American Medical Association on April 20 after undergoing four months of scrutiny by internal reviewers at the CDC and the National Cancer Institute and additional peer review by the journal.

          These new results contradict two previous estimates that were the basis of the oft-repeated claim that obesity cuts short 300,000 or more lives a year in the U.S. There are good reasons to suspect, however, that both these earlier estimates were compromised by dubious assumptions, statistical errors and outdated measurements.

          Und selbst wenn: es gibt ohnehin keinen einzigen Beweis dafür, dass jemand, der mal dick war, gesünder ist, wenn er abnimmt. Und selbst wenn: Die Faktenlage ist nun mal so, dass es kaum jemandem gelingt, dauerhaft abzunehmen, egal mit welcher Methode.

          Trotzdem wird Fetleibigkeit verteufelt und heutzutage häufig schlimmer als eine Behinderung empfunden. Kein Wunder, dass unsere Kinder Essstörungen entwickeln und wir trotz (oder vielmehr) des ganzen „Man muss dünn sein um jeden Preis“-Wahns immer fetter werden.

          1. Nun ja, ich habe letztens noch diese Zusammenfassung einer Veranstaltung vom Deutschen Krebsforschungszentrum gelesen. Die sagen nun ganz was anderes:

            „Anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar betonen Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum die Bedeutung von Übergewicht für das Risiko, an Krebs zu erkranken. Übergewicht und Fettleibigkeit sowie die damit einhergehenden Stoffwechselstörungen sind ernstzunehmende Risikofaktoren bei einer Vielzahl an Krebserkrankungen. Sie könnten sogar dem Rauchen den Rang als Krebsrisikofaktor Nummer eins ablaufen. Zu den Erkrankungen, bei denen ein gesicherter Zusammenhang zu Übergewicht besteht, zählen Nierenkrebs, Darmkrebs, Brustkrebs nach den Wechseljahren sowie vor allem Krebs der Speiseröhre und der Gebärmutterschleimhaut.“

            (Einfach mal einen kleinen Teil des Textes bei Google einschmeißen. Müßte zum Artikel bei scinexx punkt de führen.)

          2. Ok, nur mal ein Beispiel: In Fettzellen wird Östrogen produziert. Östrogene (z.B. auch die in einer Hormonersatztherapie) begünstigen die Entstehung von Östrgenabhängigen Karzinomen, wie Brustkrebs oder Endometriumkarzinom. Fettzellen begünstigen die Entstehung von einigen Krebsarten. Wenn man dann abnimmt und weniger Fett hat, dass weniger Östrogene bilden kann, ist das Risiko wieder geringer.
            Das sind Fakten.
            Die Behauptung, dass es sowieso unmöglich ist abzunehmen halte ich auch nur für eine Ausrede. Wenn man wirklich will, dann geht es auch. Viele Alkoholiker werden rückfällig. „Trocken“ zu werden ist deshalb nicht unmöglich

          3. @Tibia: Die von dir zitierte Studie ist ziemlich umstritten:

            „…But, the crux of the problem with the CDC study, according to several panelists, was failure to control for „reverse causality,“ a theme that was echoed by several panelists. Implicit in the study’s methodology was the notion that leanness can lead to death, when in fact, leanness may merely be an adverse effect of the sickness that leads to death. For example, chronic diseases such as cancer, cirrhosis, and chronic obstructive pulmonary disease can lead to wasting. Even conditions that may result from overweight, such as heart disease, can ultimately lead to weight loss. The overweight may precede the disease-induced weight loss by years or even decades, Meir Stampfer, MD, DrPH, comoderator of the meeting, and chair, the department of epidemiology, HSPH, told Medscape. And it is possible for the elderly — people in their 70s and 80s — to lose weight, often due to chronic conditions.

            Despite the uncertainties about using BMI in the elderly, the CDC study erred in using it as a predictor of death, Dr. Manson told Medscape. That, Dr. Manson said, was one of the two biggest difficulties with the study.

            The other was the short follow-up. NHANES I had a 19-year follow-up, but NHANES II and III had only 14 and 9 years, respectively. Extrapolating the death rate in NHANES I, the cohort with the longest (19 years) mean follow-up, to the entire U.S. population resulted in nearly 300,000 deaths annually attributable to obesity, Dr. Manson told attendees at the meeting, while extrapolating cohorts II and III, with follow-ups of 14 and 9 years, respectively, resulted in 29,917 and 43,650 deaths from obesity, respectively. The Flegal study was based on data from all three NHANES cohorts…“

            Quelle: Medscape Punkt Com

          4. @Ute: Ich bin mir nicht sicher ob das dieselbe Studie ist, ich beziehe mich u.a. auf die National Longitudinal Study of Canadian Adults (2008).
            Aber selbst wenn: Wenn beabsichtigte Gewichtsreduktion so oft zu Gewichtszunahme führt („Several studies indicate that dieting is actually a consistent predictor of future weight gain“), kann man das dann wirklich guten Gewissens empfehlen, wenn man glaubt, dass ein höherer BMI ein Risiko ist?

            Wie gesagt weisen doch neuere Ergebnisse darauf hin, dass der BMI einfach konfundiert ist mit schlechten Angewohnheiten, die enorm zu den Gesundheitsrisiken beitragen, allen voran ein Mangel an Bewegung. Wei et al hab ich ja schon zitiert; hier noch ein anderes Ergebnis von Xuemei et al: „Cardiorespiratory Fitness Outdoes BMI as Mortality Predictor […] They found that fit individuals who were obese (those with a BMI of 30.0 to 34.9, abdominal obesity, or an excessive percent of body fat) had a lower risk of all-cause mortality than did unfit, normal-weight, or lean individuals.“

            Wie ich auch schonmal sagte, sind mit Diät und Gewichtsabnahme enorme Risiken verbunden, und das bei einer miserablen Erfolgsrate. Trotzdem werden sie einem immer empfohlen. Mir ist kein einziges Risiko bekannt, das mit mehr Bewegung verbunden ist. Bewegung wird einem aber so gut wie immer nur als Mittel zur Gewichtsabnahme empfohlen, und eigentlich nie als unabhängiger gesundheitsfördernder Faktor, obwohl er doch so viel wichtiger ist als die Zahl auf der Waage oder die Kleidergröße, die man trägt.

            Natürlich sind viele Menschen überhaupt erst dick geworden, weil sie sich zu wenig bewegen. Wenn Bewegung aber immer nur als Mittel zur Gewichtsabnahme empfohlen wird, was passiert dann in der Regel? Die Menschen fangen mit irgendeinem Sport an, weil sie denken, dass sie dann abnehmen. Das klappt in der Regel nicht, und dann hören sie häufig frustriert wieder auf; vielleicht auch deswegen, weil sie sich den Sport in erster Linie danach ausgesucht haben, wieviel Kalorien man dabei verbraucht, und nicht, wieviel Spaß er ihnen macht.

            Ich würde mir wünschen, dass bei den Empfehlungen gerade an übergewichtige Kinder weniger die Gewichtsabnahme im Vordergrund stünde und mehr die gesundheitsförderndern Verhaltensweisen; in erster Linie der Spaß an der Bewegung, und gesunde Ernährung dann mit Abstand auf Platz 2. Klar muss man was ändern, wenn das Kind nur von Chips und Cola ernährt wird. Aber so krass ist es doch in den wenigsten Fällen. Ich glaube, dass der Fernseher da der viel größere Bösewicht ist, weil die Kinder jeden Tag stundenlang rumsitzen, statt rumzutoben.

          5. Nachtrag: Wie kommst du auf die Idee, Sport würde Kindern und Erwachsenen nur als Mittel zum Abnehmen ans Herz gelegt und der intrinsische Wert von Sport unterschlagen? Sei mir nicht böse, aber das ist nun wirklich absolut und überhaupt nicht wahr. Ich glaube, hier betrachtest du etwas durch deine ganz persönlich eingefärbte Brille – oder aber du brauchst mal dringend neue Ärzte.

          6. @Ute: Bewegung wird sicherlich bei normalgewichtigen Kindern nicht zur Gewichtsabnahme empfohlen. Bei übergewichtigen dagegen geht es eigentlich immer hauptsächlich darum, dass man abnehmen muss.

        2. @Tibia: Ja, es ist nach meiner Information die selbe Studie gemeint.

          Eins gebietet doch die Logik: Gewaltkuren (1.000 Kalorien etc.) sind zwar Mist und führen in der Tat oft zum sog. Yo-Yo-Effekt. Das heißt aber nicht, daß deswegen jeder (also auch ein gut durchdachter) Versuch, dauerhaft sein Gewicht zu reduzieren, zum Scheitern verurteilt ist und schier verboten gehört. Nur ein klein bißchen weniger zu essen als der Grundumsatz (dafür aber über längere Zeit), ist sicher nicht mit einer Radikaldiät wie der deinen vergleichbar oder gar gleichzusetzen. Erst recht nicht, wenn eine echte Ernährungsumstellung damit einher geht.

          Vielleicht findet man irgendwann heraus, daß Übergewicht als auslösender Faktor für dies oder jenes tatsächlich überschätzt wurde. Vielleicht. Aber bis dahin gehe ich lieber auf Nummer sicher und achte darauf, nicht erst bei 30 kg mehr auf den Rippen meine Eß- und Lebensgewohnheiten zu checken, sondern schon bei 3. Zum Glück haben wir in der Familie weit und breit niemanden mit Übergewicht. Von daher sind mir persönlich landläufige Diäten mit Frust, Verzicht und Hunger völlig fremd. Auch würde ich mich im Leben nicht auf so etwas einlassen. Denn: Wenn bzw. sobald mir meine Hosen zu eng werden, überprüfe ich meinen jüngsten Süßigkeiten- und Fettkonsum und schränke den ggf. wieder etwas ein. Und nach ein paar Tagen bis wenigen Wochen ist wieder alles im Lot. Das klappt wunderbar, seit über 40 Jahren, völlig ohne Yo-Yo-Effekt. Und wie gesagt – doch, ja, das geht. Deine pauschale Verurteilung von Abnehmversuchen aller Art ist m.E. absolut nicht haltbar.

          Daß man dir damals so eine beknackte Radikaldiät verordnet hat, ist bedauerlich. Inzwischen ist ja längst klar, daß sowas außer in ganz dramatischen Fällen viel zu drastisch ist und man lieber über längere Zeit abnehmen sollte, statt quasi über Nacht. Aber ich glaube, hier in dieser Diskussion verrennst du dich etwas. Bzw. du redest dir etwas schön („Dick sein ist eigentlich gesund, Diäten sind alle schlecht, ich bin für immer ein Opfer ohne die geringste eigene Einflußmöglichkeit… etc.“), ist mein Eindruck – ohne dir zu nahe treten zu wollen. Hinzu kommt: Wenn du dieser Studie glaubst, daß Dicke wirklich länger leben und die Schlanken die eigentlich Kranken und fehlgeleiteten sind, dann ist doch für dich alles in Ordnung? Dann müßtest du doch nun mittlerweile mit deinem Status Quo versöhnt sein und gar nichts mehr ändern wollen? Da das aber mehr als offensichtlich nicht der Fall ist, nehme ich dir nicht ganz ab, daß du wirklich und wahrhaftig von der Harmlosigkeit von Übergewicht überzeugt bist, sondern du befindest dich nur ständig in Verteidigungshaltung.

          1. Gar nicht erst dick zu werden ist sicher die beste Lösung. Nur: Ich war ja auch nicht dick, bevor ich mit dem Abnehmen angefangen habe. Und ich rede mir das Dicksein sicher nicht schön, denn es gibt ja heutzutage kaum etwas, was einen so stigmatisiert. Da braucht man sich ja bloß die Kommentare hier anzuschauen. Mein Punkt sind 2 Dinge, die in Kombination absolut katastrophal sind:
            1) Die Risiken des Dickseins werden überschätzt
            2. Die Risiken des Abnehmens, insbesondere mit Reduktionsdiäten werden unterschätzt.
            Die Faktenlage zeigt ziemlich eindeutig, dass Abnehmversuche enorm häufig zu Gewichtszunahme führen, und deswegen sollte man sehr zurückhaltend damit sein, jemandem nahezulegen, dass er abnehmen soll. Mit einem Rat zu mehr Bewegung dagegen kann man nichts falsch machen.

          2. Mit „mehr Bewegung“ kann man genauso viel falsch machen. Genauso wie bei Diäten kommt es da auch vollkommen auf die Radikalität an. Es gibt genug Leute, die von heute auf morgen täglich x Kilometer joggen wollen und sich damit ihre Gelenke – besonders bei Übergewicht sind die ja ohnehin schon gefährdet – kaputt machen, Muskeln zerren, Stressfrakturen zuziehen oder auch einfach nur vollkommen falsch trainieren und sich schlicht weg überlasten. Mehr Bewegung ist nicht gleich mehr Bewegung, genauso, wie eine Nulldiät keine gesunde Gewichtsreduktion ist. Ich finde es da schon sehr einseitig, einerseits nur die vermeintlichen Gefahren von Diäten anzuführen und Sport als absolut perfekt darzustellen.

          3. @Tibia: Nur Sport bringt aber auch nichts, wenn man – überspitzt formuliert – nebenher weiter Pommes, Pizza und Buttercremetorte im Übermaß futtert, oder von Gesundfutter schlicht zu viel zu sich nimmt.

            Übergewicht belastet ja auch das Skelett. Von daher ist eine Gewichtsreduzierung samt dauerhafter Umstellung der Ernährung dennoch immer wünschenswert, auch mit und neben dem Sport. Den alleine zu empfehlen, ist ebenso unsinnig wie ihn ganz wegzulassen.

            Genausowenig ist es gesund, mit Übergewicht die _falsche_ Sportart zu betreiben, z.B. Joggen bis die Knie- und Sprunggelenke im Eimer sind. Einfach nur „mehr bewegen“ kann also auch Schaden anrichten und muß maßgeschneidert sind

            Wie man es auch dreht und wendet: Entscheidend sind _immer_ Auswahl und Ausmaß – egal ob beim Essen, der Diät oder dem Sport. Da beißt die Maus nun mal keinen Faden ab. Nur weil viele die falsche Wahl treffen oder sie für sie getroffen wird, heißt das nicht, daß es keine richtige gibt, mit der es klappen kann.

      2. Nein, man kann vermutlich nicht ein Leben lang auf 1000 Kalorien leben, weil man normalerweise eben mehr braucht. Aber vielleicht mit 1500? Guck mal hier, wie viel du eigentlich brauchst:
        http://www.fettrechner.de/berechnungstools/kalorienverbrauch/kalorienverbrauch.html
        und dann gib nochmal ein, wieviel du bei deinem Wunschgewicht brauchen würdest. Die zweite Zahl ist auch das, was du zu dir nehmen kannst, um dauerhaft das niedrigere Gewicht zu halten. Deine neue Diät, lebenslang, wenn du lebenslang dieses Gewicht haben willst. Was ist daran so schwer zu verstehen?
        Du kannst das Zielgewicht natürlich mit noch weniger Kalorien erreichen und dann umstellen, aber davon rät dich sicher jeder Arzt ab. Was halt gar nicht funktioniert, ist sich auf das Zielgewicht runterfasten und dann wieder den alten Imput geben.

        1. Siehe oben. Was ist daran so schwer zu verstehen, dass Abnehmen 95% der Abnehmwilligen auf lange Sicht fetter macht, egal mit welcher Methode? Alles undisziplinierte Vollidioten? Oder vielleicht doch nicht so einfach, wie’s immer kolportiert wird?

          1. Aus welcher Quelle kommen denn überhaupt diese 95%?
            Und noch einmal: Man kann Fett nicht aus dünner Luft produzieren. Fett ist Energie. Wenn es Menschen gäbe, die einfach Energie produzieren könnten, müssten wir uns um unser CO2 keine Sorgen machen.

          2. Siehe z.B. hier: http://mann.bol.ucla.edu/files/Diets_don%27t_work.pdf

            Dass man aus dünner Luft kein Fett produzieren kann, ist mir auch klar. Der Umkehrschluss, dass Abnehmen ganz leicht sei, stimmt aber auch nicht. Absichtlicher Gewichtsverlust hat metabolische Konsequenzen, die eine Wiederzunahme enorm begünstigen. Dazu kommt, dass der „tolle“ Rat „einfach weniger essen“ überhaupt nicht die Faktoren berücksichtigt, warum jemand eigentlich dick geworden ist. Essstörungen gehen nicht immer nur in Richtung „zu dünn“. Einem Magersüchtigen sagt man ja auch nicht, dass er „einfach mehr essen“ soll.

          3. Ich hab deinen Artikel gelesen. Die Frau nahm nicht zu, so lange sie auf ihr Gewicht und auf ihre Kalorienaufnahme achtete. Sie nahm zu, sobald sie es schleifen ließ. Wenn 95% wie du annehmen, dass es mit einmal eine Crashdiät machen getan ist, wundert mich nicht, dass sie wieder zunehmen.
            Ich komme auch aus einer Familie mit vielen Übergewichtigen. Krasse Ausnahme ist meine Tante, 50 kg leicht. Sie ist Typ 1 Diabetiker und hat immer strikt auf ihre Ernährung geachtet. Soviel zum Erbfaktor.
            Ich bestreite nicht, dass es dem einen leichter fällt, den Kalorienimput zu halten als dem anderen. Aber am Zunehmen letztendlich sind nicht die vorangehenden Diäten schuld, sondern das Rückfallen in alte Ernährungsgewohnheiten. Wenn du die Ernährung beibehältst, mit der du abgenommen hast, bzw wenn das sehr wenig Kalorien waren durch Beobachtung deiner Waage auspendelst, wie viel du essen kannst um das Gewicht zu halten und diese Ernährung dann beibehältst, dann kommen keine mysteriösen Hormone und erschaffen Fett aus dem Nichts. Vielleicht kommen sie und wecken Gelüste. Aber das ist dann eine Frage der Disziplin.

          4. Die Frau nahm nicht zu, so lange sie auf ihr Gewicht und auf ihre Kalorienaufnahme achtete. Sie nahm zu, sobald sie es schleifen ließ.

            Von welcher Frau redest Du denn? Von einer der wenigen, die es geschafft haben, ihr niedriges Gewicht zu halten? Indem sie fast ihr ganzes Leben dem Ziel „dünn sein“ untergeordnet hat? Die selber sagt, dass das nur klappt, weil sie nicht mehr arbeitet und keine Familie zu versorgen hat? Das nennst Du dann „schleifen lassen“?

            Wenn 95% wie du annehmen, dass es mit einmal eine Crashdiät machen getan ist, wundert mich nicht, dass sie wieder zunehmen.

            Unverschämtheitheit.

            1. Ich habe keine Crashdiät gemacht, ich habe das gemacht, was die Ernährungsexperten damals empfohlen haben.
            2. Niemand hat je angenommen, dass es damit „getan“ ist. Ich habe danach noch 12 Jahre lang ein niedriges Gewicht gehalten, aber nur mit extremster Disziplin. Dann kam ich in eine Lebensphase, die stressig war und es mir zeitlich nicht mehr ermöglicht hat, jeden Tag stundenlang Sport zu treiben, mir immer frisch und kalorienarm zu kochen, etc. pp. –> Gewichtszunahme. Dann wieder abnehmen. Und so ging’s dahin.
            3. Im Übrigen war ich nicht mal dick, als ich mit dem Abnehmen angefangen habe. Ich war normalgewichtig.

            Abschließender Kommentar meinerseits:
            “The difference between a conviction and a prejudice is that you can explain a conviction without getting angry.” … oder unverschämt und persönlich.

          5. P.S.: Ein Kommentar noch zum Thema „Kinder und Abnehmen“:

            … an excellent 2003 study of almost 15,000 preteens and teens followed for three years clearly showed that the kids who dieted gained more weight than the nondieters. This excess gain could not be explained by initial chunkiness, differences in caloric intake, or in the amount of energy contained in dietary fat.

            Ich wäre da wirklich sehr vorsichtig bei Kindern mit Abmagerungskuren. Warum wird man eigentlich nie über die Risiken von Diäten aufgeklärt?

          6. Im Text heißt es „she lost focus“. Sie hat einfach nicht mehr darauf geachtet.
            Ich hab nicht das Gefühl, dass die Frau ihr Leben dem Dünnsein unterordnet. Sie hat ihre Prioritäten gesetzt, sie will mehr essen (2000kcal), also macht sie mehr Sport (-500kcal). Sie gönnt sich Süßigkeiten, aber in Maßen. Manche Menschen tun das automatisch, andere müssen sich zügeln, damit sie nicht über die Stränge schlagen. Aber das widerspricht in keiner Weise dem was ich gesagt habe: Dass man, um schlank zu werden UND zu bleiben, seine Ernährung dauerhaft dem Bedarf anpassen muss.
            Zu deinen Punkten:
            1. Die Erkenntnisse der Wissenschaft ändern sich. Es gab mal ne Zeit, da wurden Zigaretten als gesundheitsfördernd angepriesen.
            2. Du hast gemerkt, dass es nicht mehr passt. Du hast gegengesteuert. Aber du hast nicht die Ernährung gefunden, die deinem neuen Kalorienverbrauch entspricht. Vielleicht verliert man durch häufige Diäten das Gefühl für eine angemessene Kalorienaufnahme. Das muss man dann durch bewusste Kontrolle ersetzen.
            3. Was bedeutet das für unsere Diskussion? Willst du sagen, wenn du nie eine Diät gemacht hättest, wärest du dein ganzes Leben lang gleichbleibend normalgewichtig geblieben, auch in der stressigen Lebensphase?
            Ich frage mich übrigens, wer von uns beiden grade aggressiv ist…

          7. 1. Es ist absolut faszinierend wie du diesen 5-seitigen Artikel aus der New York Times auf 3 Worte reduzierst, die dir in den Kram passen, und die auch noch völlig aus dem Zusammenhang reisst. Die Frau, von der du da sprichst, hat NICHT „lost focus“. Aber selbst wenn … ich finde es ziemlich steil, jeden, der diesen Aufwand (Dünnsein als Fulltime Job) nicht treiben kann oder will, zu denunzieren.
            2. Es ist sogar noch faszinierender, wie absolut genau du aus einer Diskussion in einem Blog darüber bescheid weisst, was ich tue und nicht tue. Wenn doch nur alle Leute so zurückhaltend mit ihrem Urteil wären … o_O. Ich weiss nicht wie oft ich es noch sagen soll, dass ich vor meiner ersten Diät überhaupt kein bisschen zu dick war, und dass ich danach nie wieder normal essen konnte.
            3. Was ich sagen will: Eine Diät zu machen stellt ein enormes Risiko dar. Diäten sind die Einstiegsdroge in Essstörungen, sie verändern deinen Metabolismus dauerhaft, und sie bewirken in der Regel Gewichtszunahmen. Trotzdem werden sie auch Leuten die nur leicht übergewichtig sind, ständig empfohlen. Und das, obwohl es keinerlei Beweis dafür gibt, dass eine Gewichtsreduktion überhaupt etwas positives bewirkt. Und nie wird man über die Risiken aufgeklärt. Ich finde das unmöglich. Und ja, ich bin überzeugt davon, dass ich, wenn ich mich nie auf diese Abnehmscheisse eingelassen hätte, heute weniger fett wäre. Vor der Diät habe ich kein Stück darauf geachtet, was und wieviel ich esse. Danach musste ich mich ständig extrem kontrollieren, um nicht zuzunehmen. Ich finde es unbegreiflich wie man so eine Intervention wirklich empfehlen kann, es sei denn, man blendet die Realität völlig aus.

            @sechstelgott: Ja klar, der eine oder andere Glückliche schafft es, dauerhaft dünn zu bleiben. Die große Mehrheit (95%) aber wäre besser dran, wenn sie nie mit dem Abnehmen angefangen hätte. Tolle Wurst :/

          8. Ich habe den Eindruck, dass du die Dinge die ich schreibe sehr persönlich nimmst, obwohl ich sie völlig wertfrei meine. Vielleicht liest du meine Beiträge irgendwann noch einmal unter diesem Aspekt. Ich habe dazu sowieso nicht viel mehr zu sagen, als was ich schon geschrieben habe.
            Wenn ich über dich schreibe, dann weil du dich selbst als Beispiel angeführt hast. Dass ich weniger über deine Situation weiß als du liegt auf der Hand. Ich könnte dir auch meine Erfahrungen schildern, aber bei dem Ton hier hab ich dazu keine Lust.
            Dünnsein ist kein Fulltime Job. Man muss sich gedanklich mit Ernährung beschäftigen, in den Momenten, in denen man auch physisch mit dem Essen zu tun hat – beim Einkaufen, beim Zubereiten, beim Essen. Dazwischen liegt jede Menge Zeit für anderes.

          9. @sakasiru: Wenn du mir wiederholt erklärst, dass du besser weisst als ich, was ich getan habe und was nicht, und was ich glaibe und was nicht, dann nehme ich das in der Tat persönlich. Wie auch nicht.
            Dünnsein ist halt leider doch für viele ein Fulltime Job. Wenn es bei Dir anders ist und du es geschafft hast, dein Gewicht dauerhaft zu reduzieren, dann herzlichen Glückwunsch! Aber du kannst nicht davon ausgehen dass die große Mehrheit, für die das nun mal leider ganz anders aussieht, einfach nur zu blöd und zu undiszipliniert ist.
            Auf keinem anderen Gebiet in der Medizin werden die Erfolgsaussichten einer Therapie so konsequent ignoriert wie bei bei diesem, und das finde ich einfach merkwürdig.

          10. Definieren wir doch spaßeshalber erstmal „Abnehmen“ und „Diät“. Wer wird denn da normalerweise untersucht, um zu diesen (noch immer nicht belegten) 95% Mißerfolgsrate zu kommen? Doch sicherlich nicht diejenigen, die es wie oben geschildert so halten, schon bei 3 Kilo zu viel auf den Rippen die Notbremse zu ziehen und mal für einige Zeit wieder ein klein wenig(!) kürzer zu treten, statt sich gleich auf die nächstbeste Br!gitte-Diät zu stürzen. Ich möchte wetten, diese sanfte Methode klappt nämlich bei 95% derer, die sie durchziehen. Nur: Wer so agiert, fühlt sich gar nicht erst „auf Diät“ und landet auch in keiner diesbezüglichen Studie…

            Wenn wir aber nur diejenigen berücksichtigen, die sich erst einer öden, extrem verzichtorientierten und womöglich auch noch einseitigen Radikaldiät unterziehen, um anschließend vor lauter Erleichterung, daß es endlich vorbei ist, wieder so weiteressen wie vorher, dann glaube ich dir deine 95%. Nur: Die sind nicht repräsentativ und keineswegs eine Rechtfertigung für die Aussage, alle Abnehmversuche seien automatisch immer und bei jedem zum Scheitern verurteilt und Langzeiterfolge pauschal unmöglich.

          11. Natürlich redet hier keiner davon, langfristig 3 Kilo runterzukriegen. Aber du willst mir sicherlich nicht erzählen, dass 3 Kilo zuviel schon eine ärztliche Intervention auslösen. Ich spreche natürlich von erheblichen Gewichtsabnahmen. Die funktionieren in der Regel einfach nicht und bewriken meist eine Gewichtszunahme. Siehe auch hier: http://www.slate.com/articles/health_and_science/medical_examiner/2007/07/beware_of_diet.html

            Ich finde es aber immerhin interessant, wie wir schon von „Abnehmen und schlank bleiben ist doch das leichteste von der Welt, wer das nicht schafft ist ein undisziplinierter Depp“ auf „Man kann es schaffen, nicht allzuviel zuzunehmen“ gekommen sind :>

          12. Falsch. Wir sind angekommen bei: „Wer mehr abnehmen muß als drei Kilo, sollte seine Diät sorgfältig wählen (lassen) statt gleich alle Diäten pauschal zu verteufeln.“

            Wir sind des weiteren angekommen bei: „Wer früh genug seine Eßgewohnheiten checkt und gegensteuert, muß sich erst gar keine Diät antun und landet gar nicht erst in der Statistik.“

            Wenn du glaubst, ich würde dir zustimmen, daß eine dauerhafte und gesunde Gewichtsreduktion jenseits der 3 oder auch 30 Kilo unmöglich sei, dann muß ich dich enttäuschen. Das ist dein Standpunkt, aber ganz sicher nicht meiner. Es kommt nur immer auf das Wie an.

      3. Tibia, ich fürchte das wie mit Don Quichotte und seinen Windmühlen…
        Aber solange es auch noch Ärzte gibt die mir nach 25 Jahren Cortison erzählen das mein Übergewicht nicht damit zusammenhängt und das ich mich einfach mehr bemühen muss… Das es dann eben nicht reicht täglich 1500 Kkalorien zu sich zunehmen, sondern nur noch 1000… Und wenn ich dann umkippe ist es auch wieder meine Schuld, dann hab ich irgendwas falsch gemacht…
        Fakt ist: 15 Monate nicht mehr als 1500 Kilokalorien pro Tag, bei mehr als normaler Bewegung. (Toben mit Kind, 3mal täglich 1 Stunde strammes Gassi mit Hund) und ich habe sage und schreibe EIN ganzes Kilo abgenommen. (War nebenbei leicht reizbar, meist schlecht gelaunt und soviel Kopfweh wie in den 15 Monaten hatte ich in den 30 Jahren vorher nicht!)

        Zum Glück ist mein Sohn gesund und war schon immer ein schlechter Esser. Der muss nie, der darf aber immer und alles. Gemüse hasst er, isst mindestens 1 Eis pro Tag, hat immer Zugang zu Süßem, kriegt trotzdem Vitamine und ist schlank und gesund. Im Gegensatz zum Kind von Kollegen, das fast nie Süßes bekommt und dem Gemüse aufgezwungen wird, der ist mal eben fast 10 Kilo schwerer. Woher? Gute Frage.

        1. Tja, Cerise, da hast du halt einfach was falsch gemacht. Schlank sein ist doch nur eine Frage der Selbstdisziplin, haben wir doch grade gelernt o_O.

          Das mit den Kindern und dem Essen finde ich übrigens echt schwierig. Aus meiner Erfahrung raus möchte ich mein Kind grade nicht zu zuviel Kontrolle beim Essen erziehen, denn ich bin mittlerweile überzeugt, dass das alle Selbstregulationsmechanismen total durcheinanderbringt. Ausserdem weisen neuere Forschungsergebnise darauf hin, dass Kinder, deren Mütter extrem restriktiv sind beim Essen, dicker werden als andere Kinder. Andererseits muss ich grade bei meinem Kind schon sehr aufpassen, dass sie die Mahlzeiten nicht durch Smarties ersetzt, was natürlich auch nicht geht.

          Sie hat Gottseidank viel Spaß an der Bewegung, und das ist meiner Meinung nach das wichtigste. Ich bin mit einer ultrasportlichen Kinderfrau gesegnet, die im Sportverein eine Mädchen-Turn-Gruppe betreut. Die geht mit der Kleinen immer zum Mutter-Kind-Turnen, wozu ich aus beruflichen Gründen keine Zeit hätte, nimmt sie auch schon mal zum Leistungsturnen mit, und ist ganz begeistert, wie sie immer mit den Großen durch die Halle rennt. Ausserdem gehen wir mit ihr viel raus auf den Spielplatz. Das Kind hat auch schon mit dem Skifahren angefangen (meine Schwester ist Skilehrerin), und ist überall mit Spaß dabei. Ich finde das viel, viel wichtiger, als beim Essen Kontrolle auszuüben, denn selbst wenn sie mal pummelig werden sollte (sie ist absolut schlank), tut sie damit doch mehr für ihre Gesundheit als jemand der bloß dünn ist, dafür aber als Couch Potato sein dasein fristet.

          Dünnsein wird enorm überbewertet, deswegen werden die Risiken, die das Abnehmen mit sich bringt, auch so vollständig ausgeblendet.

  5. Na, immerhin hat die Mama nicht gemeckert, dass das niemanden was angeht…
    Wie sieht das eigentlich in der Gegenrichtung aus? Mein jüngster Spund ist, wenn man diesem verlinkten Rechner glauben darf, gerade von seiner gewohnheitsmäßigen 2. Perzentile auf <1 gerutscht. Die Kinderärztin sagt immer, solange er nicht häufig krank ist, ist das in Ordnung – isses oder isses nicht? Krank ist er selten, aber häufig erschöpft. Und ich fluche immer mal über die Gesundheitserziehung im Kindergarten, die ihm eine panische Furcht vor Fett beschert hat… ("Aber davon stiiiiiiirbt man!!!")

    1. kommt drauf an, wie alt der spund ist und wie sonst größe und gewicht verlaufen, der bmi ist natürlich nicht alles. ein langer spargel wird immer bmi mäßig unter 2.PC laufen – aber hat eben alles in größe umgesetzt.
      mein patient war mit allen maßen „oben raus“ – das ist pathologisch

    2. Uah, Kindergarten und Ernährungserziehung – da kann ich auch manchmal nur den Kopf schütteln. Da wird in der Tat völlig undifferenziert gepredigt, daß Fett schlecht für den Körper sei. Und ich habe dann zu Hause meine liebe Mühe, meinen eh schon zu leichten Sohn zu überzeugen, daß er sich ruhig Butter auf sein Brot schmieren darf, wenn er das möchte. Weil kein Nahrungsmittel per se schlecht ist, sondern immer nur im Übermaß.

      Ich begreife nicht, warum im Kindergarten so ein Mist erzählt wird. So kann man Kinder auch in Eßstörungen treiben.

      1. Ich glaube ja auch, dass die ganze Diät- und Ernährungsberatungsindustrie mit dafür verantwortlich ist, dass wir alle immer fetter werden. Ich jedenfalls bin mit Diäten erfolgreich aus einem normalgewichtigen Teenager zu einer adipösen Erwachsenen geworden :/.

          1. Die erfolgreichste Diät ist FDH. Wer sagt, dass man durch eine Diät hinterher fett geworden ist, hat was falsch gemacht. Entweder nicht nachgedacht oder keine Disziplin gehabt.

          2. Natürlich ist es meine Schuld. Ich hätte mir als völlig normalgewichtiger, aber unsicherer Teenager ja schließlich nicht einreden lassen brauchen, dass ich zu fett bin, mich dann auf einen BMI von 18,5 runterhungern, um dann eine ausgewachsene Essstörung zu entwickeln.

            J.: Klar. All die Leute, die 5 Jahre nach einer Diät (und dazu zählt auch FDH) fetter sind als vorher, machen halt was falsch. Sind ja nur 95%. Jede andere medizinische Intervention mit einer fabelhaften Erfolgsrate von 5% wäre schon längst in die Tonne getreten worden, nur beim Abnehmen sind natürlich immer die schuld, bei denen es nicht wirkt.

            Das hier muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen:
            UCLA graduate student of psychology and co-author of the study, Janet Tomiyama said that „Several studies indicate that dieting is actually a consistent predictor of future weight gain.“

            One study in particular that they looked at found that men and women who took part in a weight reduction programme gained significantly more weight than those who did not over the same period of time.
            http://www.medicalnewstoday.com/articles/67422.php

            Wer unbedingt zunehmen will, soll versuchen, ein paar Kilo abzunehmen. Hilft in 95% der Fälle.

            Das dicke Kind ist vermutlich am besten dran, wenn man versucht, dass es erstmal nicht weiter zunimmt, und einfach gesündere Essgewohnheiten und Freude an der Bewegung entwickelt. Wenn’s noch wächst, dann wächst sich das mit so einer Unterstützung vielleicht aus. Dem Abnehmen stehe ich skeptisch gegenüber, und da stehe ich nicht alleine da. Ein paar Kilo abnehmen kann jeder, aber mit 95% Wahrscheinlichkeit ist man ein paar Jahre später fetter als zuvor, und das hat durchaus physiologische Gründe.

          3. Ja, die Leute machen was falsch. Es ist ganz einfach: Mehr essen als verbrennen –> zunehmen; mehr verbrennen als essen –> abnehmen; genauso viel verbrennen wie essen –> das Gewicht bleibt gleich.
            Ganz simpel, alles eine Frage der Selbstdisziplin.

          4. jo. ne diaet bringt auch nichts. wenn ich 2 wochen nur kohlsuppe esse, bin ich vllt ein paar kilo los, wenn ich dann aber wieder anfange jeden tag 3 pizzen und 5 sahnetorten zu vernichten, ist es wohl keiner wunder, dass das gewicht ziemlich schnell wieder drauf ist. das hat auch nichts mit wirken oder nicht wirken zu tun.
            warum versucht mans denn nicht einfach mal mit gesunder ernaehrung?

        1. „Diät“ bedeutet nichts anderes als „Lebensweise“. Wer nach 2 Wochen abnehmen wieder in die alten Gewohnheiten fällt, braucht sich nicht wundern, wenn er das Gewicht nicht halten kann. Wer schlank sein und bleiben will, der muss seine Ernährung dauerhaft so umstellen, dass Energieaufnahme und -Verbrauch im Gleichgewicht ist. Und zwar im Enklang mit dem Zielgewicht, ein Mensch mit stabilen 100 kg hat einen höheren Grundumsatz als einer mit 60 kg. Wenn man sich auf 60 kg runterhungert und dann wieder futtert wie mit 100, hat auch bald die 100 wieder drauf.
          Allein der Teilsatz „nach einer Diät“ zeigt, dass da was völlig falsch verstanden wurde. Es gibt kein „nach der Diät“, wenn man ein Gewicht halten will.

  6. WIe bei Harry Potter- Dudley Dursley hat nur „big bones“ und etwas „puppy fat“ 😉

    Ich habe das einmal mitbekommen dass eine Mutter gesagt bekommen musste dass ihr Kind adipös ist- sie erzählte das einer Freundin, die ine Bekannte von mir ist. So ganz könnte sie sich aber nicht erklären wie das kommt…Das Kind rief kurz danach schon, dass es jetzt heim möchte um etwas zu essen. Da meinte die Mutter ganz stolz: Ich habe ihm Pfannkuchen versprochen, wenn er lieb ist!
    Sie zog eine Packung mit Fertigpfannkuchenteig aus der Tasche und zeigte die. Und der Sohn rief: Jaaaa, es gibt Pfannkuchen, mit GANZ VIELEN bunten Zuckerstreuseln!!!!
    ….vielleicht muss die Mutter einfach mal eine Ernährungsberatung bekommen, denn ICH hätte da so die ein oder andere Idee, wo dieses Adipositas herkommen könnte…

  7. Hmm, auch wenn sie ihn angeblich nie ohne Klamotten sieht (wie alt ist das Kind?), wird sie ihm die Sachen doch vermutlich noch kaufen? Oder zumindest waschen? Wenn da dann nur XXL auf der Leine hängt, kann man ja mal einen Schritt zurücktreten und nachdenken.

  8. Meine Mutter sieht auch nicht, dass mein Bruder übergewichtig ist. Als ich ihn dann fragte, wie viel er wiegt, war meine Mutter doch schon ziemlich geschockt.
    Nun beginnt er bald einen Kurs, in dem er und meine Mutter lernen, gesund zu kochen und er macht zusätzlich noch Sport.
    Wir sind guter Dinge, dass er so sein Gewicht in den Griff bekommt.

  9. Aber ist doch erfreulich, dass sie einsichtig war.

    Sonst geht’s ja auch so: sie rennt nach Hause, setzt sich vor den PC und jammert in ein Elternforum „dieser Arzt hat sich meinen Klaus-Kevin keine 2 Sekunden angeschaut und sagt er ist FETT?!“. Worauf eine bereits wartende Meute von Mamas sofort beschließt, ihr nicht nur solidarisch „ganz viel Kraft“ zu schicken, sondern auch ganz dringend einen Arztwechsel zu empfehlen. Eine zweite Meinung, zumindest!!!

  10. Ich glaube, die hat das tatsächlich nicht gesehen. Es ist erwiesen, dass Leute einen Filter haben, wenn es um Körperwahrnehmung geht. Sie wird das als ein wenig „moppelig“ wahrgenommen haben oder so. Ernährungsberatung und dergleichen nützt aber leider nichts, sofern nicht die ganze Familie mitzieht. Und wenn sie es nicht mal sieht…

  11. Ich schätze, wenn man als Mutter nicht selber von dem Problem Übergewicht betroffen ist, hofft man, das reguliert sich noch selber mit dem Wachstum.
    Wichtiger ist wohl die Hilfe von außen. Was haben Sie ihr denn geraten?
    Eine Ernährungsberatung und eine Abnehmkur und regelmäßige Beratung vom Arzt wären sicher hilfreicher, als nur der Ratschlag fdH. Der spätere Leidensdruck des Kindes durch die Umwelt ist doch beachtlich.

      1. Wussten sie das Menschen im Tiefschlaf einen GCS von ~8 haben und damit rein technisch intubationspflichtig wären? Doof oder? Und trotzdem wir der GCS immer noch weltweit verwendet.

        Jemand mit nem 160/80 Blutdruck würden sie auch nicht als Hypertoniker bezeichnen, wenn der gerade Sport gemacht hat und jemand der eine Erkältung, eine erhöhte Atemfrequenz (~20 Züge pro Minute) und etwas Fieber (38°C) hat, werden sie auch nicht gleich in die Notaufnahme schicken, weil er die diagnostischen Kriterien für eine Sepsis oder ein SIRS erfüllt.

        Solche Parameter machen nur im Kontext und auch nur bei „normalen“ Patienten Sinn – denken sie der gute Herr Kinderdoc würde sich bei einem kleinen Adonis denken „Gott ist der fett!“? Natürlich nicht – genauso wenig wie jemand bei einem Amputationsopfer mit Übergewicht zum Schluss kommen würde, dass obwohl der Patient unglaublich fett – der BMI aber noch normal ist – der Patient NICHT übergewichtig ist.

        Der BMI ist ein Werkzeug um irgend einen Vergleichsmaßstab und Studienparameter anlegen zu können, er ist weit davon entfernt perfekt zu sein und nimmt ziemlich viele Variablen nicht in betracht, aber ist trotzt allem ein nützliches Tool um bei halbwegs normalen Menschen eine Norm anlegen zu können.

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