küken 2.0

jetzt ist sie schon im 2.lehrjahr, unsere sabine. ich fürchte, da habe ich mir eher ein entchen eingekauft. die hälfte der ausbildungszeit ist nun rum und mir scheint, als haben wir schon stillstand erreicht. erschreckend nach anderthalb jahren. die arbeiten in der berufsschule schreibt sie gut, aber die endnoten zum halbjahreszeugnis und zum ende des letzten jahres zeigen mir aber doch, dass sie das nur schriftlich hinbekommt: die gesamtnoten liegen stets um ein bis zwei noten unter denen der klassenarbeiten.

und so ist es hier auch: sie kriegt den mund nicht auf. ob man mit ihr diskutiert, ob die helferinnen sie zu etwas auffordern, ob sie ein kleines referat bei der teambesprechung beisteuern soll. immer bleibt ihr stimmchen klein und piepsig, kaum versteht man sie. vielleicht sollte ich sie mal in ein rhetorikseminar oder zur urschreitherapie schicken. vielleicht täts auch ein chor.

aber mit den eltern. man hört sie zwar kaum, wenn sie die kinder mit den eltern aus dem wartezimmer holt, manche bleiben auch auf der strecke hängen, während das küken ins untersuchungszimmer vorausgegangen ist. sie verlieren die verbindung zu ihr. bezeichnend. dann stehen die eltern mit den kindern an der hand irgendwo im flur und sind verloren. schon öfters muß dann eine der großen helferinnen hinterher und schauen, wo sabine abgeblieben ist.

aber die eltern mögen sie. sabine darf mit den kids kleine testungen machen, motorische sachen bei den vorsorgeuntersuchungen, sie darf sie messen und wiegen, darf alles vorbereiten, bevor ich dann hinzukomme. und da gibt es nur positive rückmeldungen. sie sei nett, sie sei freundlich, sie spreche mit den kindern und offen mit den eltern. vielleicht sollte ich mal mikrofone aufstellen. also kann sie doch mehr.

na gut, bleibt noch dieses halbe jahr, dann kommt das finale jahr. der entscheidende push muß bis zum sommer noch kommen, denn idealerweise soll sabine ab dem dritten jahr wie eine vollwertige medizinische fachangestellte arbeiten, das heißt auch telefon, terminvergaben, komplettassistenz und eigenverantwortliche labor- und verbandsarbeit. wie soll das aber gehen, wenn ich sie kaum verstehe. manchmal denke ich, hinter den öhrchen des kükens kleben noch die eierschalen, dabei müßte sie jetzt schon ordentlich zwitschern, bis sie am ende der ausbildungszeit wunderschön singen kann.

55 Antworten auf „küken 2.0“

  1. Kannst du (ich denke du bist da etwas einfühlsamer als eine deiner MFAs) dich nicht einfach mal neben sie stellen und mit ihr das ganze durchgehen und bei einem bestimmten signal – beispielsweise ein sanfter tritt gegen den unterschenkel den der Patient nicht sieht – sie dabei jedes Mal darauf hinweisen, lauter zu sprechen? Natürlich hat die Stimme ihre Grenzen v.a. bei Schüchternen Menschen am Anfang aber so könnte man das ganze ein wenig ausreizen 😉 Irgendwann wird sie sich dabei auch zu blöd vorkommen und das ganze von sich aus versuchen. (Operantes Konditionieren mit einer Belohnung zweite Art wäre dies :P)

  2. So altruistisch dachte ich lange Zeit auch! Fifty-fifty eben. Dann merkte ich, es gibt Fälle, da kann man tun und lassen, was man will, man steht immer auf der „Verliererseite“. Kenne das Problem von etlichen Ausbildern und Lehrern/Schulen. Da ist jeder froh, wenn er Sabinchens weiterreichen kann und möglichst keine weiteren Scherereien hat. – Und was die Augenhöhe und die Perspektive anbetrifft: Was will man machen, wenn es den Sabinchens an Augenhöhe und Perspektive mangelt. Sie vielleicht auf einen Schemel stellen?! Mir als Ausbilderin sagte in ähnlicher Situation die Praktikantin, sie fühle sich von mir auf den Schlips getreten, und dann spielte sie fortan die Beleidigte. – Und als Patientin bin ich manchmal stinksauer, wenn ich erlebe und erfahre, wie sich solche Sabinchens z.B. doof und dackelhaft und dazu stur am Telefon, in der Anmeldung, benehmen.

    Wünsche einen erholsamen Sonntag!

  3. Nachtrag: Fragen an Kinderdoc: 1. Macht die ihre Ausbildung bei Dir – oder machst Du Deine Ausbildung zum Kinderpsychiater oder Jugendpädagogen bei ihr? 2. Hast Du so viele Energien für Sabinchen frei??? 3. Du willst ihr tatsächlich verantwortungsvolle Aufgaben anvertrauen?? – Was erhoffst Du, was erwartest Du davon? = Daß sie alleine dadurch urplötzlich Deine Praxis schmeißt???
    ————– Natürlich, wenn Du für klar Schiff sorgst, dann bist Du nicht mehr der liebe gute Onkel Doktor. Sabinchen haben es an sich, sehr sehr Mitleid zu erregen.

    1. schon richtig. aber schließlich habe ich als ausbilder auch eine gewisse verantwortung fürs sabinche. und immerhin bin ich auch jugendarzt und kein – achtung vorurteil – kühler chirurg, dem seine azubis am popo vorbeigehen. aber richtig: übernehmen werde ich sie nicht. trotzdem denke ich, dass jeder seinen anteil hat: auszubildende wie auch ausbilder.

  4. Mei, wird hier „rumgedocktert“ in den Kommentaren. Mein Eindruck: Da hieß es zu Beginn der Ausbildung womöglich (in der Familie, bei der Oma usw.): „Mädele, geh zum Onkel Doktor, da bist du gut versorgt. Mußt nur immer ganz lieb und nett zu den Mamis und ihren Kinderlein sein“.Denn: Wer so ist, dem wird alles nachgesehen!!!….. Meine Erfahrung: Entweder sind es von Anfang an fleißige Bienchen oder lahme Entchen. An lahme Entchen kriegt man einfach nichts ran. Sie lahmen eben…. Meine Zahnärztin übernimmt nie ihre Azubis. Die wissen von vornerein, daß sie zumindest nach 3 Jahren die große Flatter machen müssen.

  5. Ach, ich hab jetzt den alten Artikel auch gelesen …

    … was sag ich da, das hätte ich vor zwanzig Jahren auch sein können. Ich hätte den Fleck wahrscheinlich (auch) nicht gesehen …

    … aber ich hätte wegen der Lappen vermutlich nachgefragt (außer mich hätte schon mal jemand angequakt weil ich was selbstverständliches nicht gewusst habe, dann hätte ich auch „improvisiert“).

    Vielleicht hat an den Mäckchen wirklich NIEMAND schuld (also kein nicht wollen, keine erziehungsunlustigen Eltern, kein zuviel wollender Chef) – die Leute unterwegs verlieren würden Autis z. B. locker schaffen!

    Vor den Kindern hat man vielleicht auch einfach weniger Angst was falsch zu machen, bei Erwachsenen trampelt man oft genug in irgendeinen Fettpott rein und bekommt dann noch vorgeworfen, noch welche aus dem Schrank dazugestellt zu haben 🙁

  6. Könnte fast eine Kopie von mir sein – ich bin übrigens 38.

    Mir fällt bei einer Kritik wegen was liegengebliebenem/vergessenen auch keine geistreiche Antwort ein – also was sonst tun als verlegen lächeln? Da flippt Chef bestimmt weniger aus als wenn man sagt „sorry hab ich vergessen“ und das dann noch lapidar klingt und man weiß dass dann die große Rede „das darf man aber nicht vergessen“ kommt.

    Man kann sich seiner Schwächen bewusst sein, aber das Problem haben sie anderen nicht verständlich machen zu können. Weil diejenigen sich das Problem einfach nicht vorstellen können und irgendwelche Tipps bringen die früher auch schon nie was geholfen haben – weil nämlich eine Voraussetzung gemacht wird die nicht gegeben ist.

    Zwei meiner Kinder sind hochfunktionale Autisten, ich selbst bin dem Spektrum wohl auch alles andere als fern. Ich hätte dieselben Redeprobleme … und in der Schule gings auch nur schriftlich. In meinem öffentlichen Beruf reichen allerdings auch ein paar einstudierte Floskeln aus.

    Das muss jetzt nicht auch bei der Azubine so sein wie bei mir, andere Ursachen sind sicher immer noch denkbar – aber ich KANN es auch nicht besser und werde es wohl nie können. Kompensationsfähigkeit hat ihre Grenzen. Damit wären wir dann bei der Eignungsfrage – allerdings wird ÜBERALL tolle Sozialkompetenz erwartet, selbst da wo es nicht so wirklich wichtig wäre und Käuze da einen Platz finden könnten. Vielleicht weiß sie aber schon, wo der weitere Weg sie hinführen wird? Kann was anderes folgen als eine Praxis voller Kinder? Labor?

  7. Also ich als ex-Azubi bei einem allgemein-Arzt hatte schon nach knapp einem Jahr eigentlich alles drauf, schleißlich ist man 3x in der Woche fast 8 Stunden da.
    Deshalb wundert es mich umsomehr, dass dein „Küken“, das ja schon fast im 3. Lehrjahr ist, Sachen wie telefoniren und Komplettassistenz nicht draufhat…bzw. nicht macht. Auch wenn vielleicht genau diese Sachen ihr kein Spaß machen…das gehört zum Beruf und muss auch gelernt werden.
    Bei der mündlichen Abschlussprüfung muss sie eine Stunde frei sprechen können (war zumindest bei mir so vor 2 Jahren), ich hoffe das ist ihr schon klar 😀

  8. Also bei uns war es Bestandteil der Abschlussprüfung einen Vortrag zu halten (Ausbildungsberuf: Industriekauffrau), deshalb hatten wir in der Berufsschule 1 Jahr lang das Fach „Kommunikation & Präsentation“ in dem wir genau solche Dinge (Vorträge, Sprechen vor Gruppen, aber auch Alltagssituationen, Konfliktgespräche etc.) besprochen und geübt haben. Das hat wirklich etwas gebracht, sogar mir, die noch nie Probleme hatte vor Menschen zu sprechen (und zwar laut und deutlich). Für das Kücken könnte das wirklich die Lösung sein und wenn die Berufsschule das nicht anbietet, könnte es vielleich der liebe Chef sponsorn!? 🙂

  9. Für mich klingt das so, als sei die Kleene noch gar nicht in der Arbeitswelt angekommen. Ja wohl wirklich NOCH IMMER nicht. Wenn ich dich so Schreiben lese, liest sich das ehr wie eine Schülerpraktikantin die verschüchtert in der Ecke steht um mal zu gucken wie das alles so beim Kinderdoc läuft. Aber von einer Azubine kannst du eindeutig mehr erwarten! Wie du schon selber schreibst sollte sie im dritten Lehrjahr alle Aufgaben übernehmen und das kann sie nur wenn sie sich artikuliert und ihre Aufgaben auch ernst nimmt. Sie aber lässt sogar Dinge liegen und das geht ja nun gar nicht.
    Ich würde noch einmal das Gespräch mit ihr suchen, denn so wird sie in der Arbeitswelt nach der Ausbildung nicht überleben.
    Vielleicht ist auch wirklich ein Wochenendekurs im freien Sprechen ganz sinnvoll damit sie mal ihre eigene Stimme wahrnimmt.
    Mit dem Zuckerbrot und durchgehen lassen kommst du hier wohl wirklich nicht mehr weiter…

  10. Schmeiß sie ins kalte Wasser! Warum mit den Telefonaten etc. warten? Lass sie jetzt schon telefonieren und die Aufgaben erledigen, die sie nicht lieben wird. Ich habe das Gefühl, dass sie sich vor dir oder einer anderen Angestellten schämt, bzw. sehr unsicher wird. Ist vielleicht eine sehr Forsche an der Rezeption? Das Küken muss lernen, dass es nicht bei jeder Handlung von dir oder ner anderen Mitarbeiterin „bewertet“ wird.
    Ich war genauso 😉 Im Mündlichen in der Schule 1-2 Noten schlechter als im Schriftlichen und hab nur in der Familie und bei Freunden den Mund aufbekommen. In der Ausbildung konnte ich gut mit Mandanten reden (wenn auch leise), aber nicht im Beisein meines Chefs oder der Büroleiterin. Telefonieren war im Beisein anderer ebenso der Horror und mache ich auch heute noch ungern. Aber letztendlich musste ich da auch durch – auch wenn es bei mir Magenschmerzen und Übelkeit verursacht hat. Im nachhinein weiß ich, dass es hauptsächlich an der Büroleiterin lag, die mir einfach zu forsch und regelrecht überrumpelnd vorkam. Nach der Ausbildung habe ich dort aufgehört und bin ein Jahr ins Ausland gegangen – und was soll ich sagen? Ich bin selbstbewusster geworden und würde heute wahrscheinlich besser in meinem alten Büro klarkommen. Inzwischen habe ich einen Beruf, bei dem ich täglich gaaanz viel Kundenkontakt habe und viel telefonieren muss – auch schon mal im Beisein meiner Chefin was ich aber immer noch als unangenehm empfinde 😉 Wird sich also nie ganz ändern, aber man bekommt Routine.

  11. Mich hat es gerade sehr am mich früher erinnert, tlw. auch jetzt noch: Gerade „unter Beobachtung“, auch eingebildeter, werde ich unsicher und zurückhaltend und „kann nichts mehr“. Wenn ich aber generell weiß, wie’s geht, klappt das alleine ohne Probleme. Ich habe auch bei mir selbst noch nicht herausgefunden, woran das genau liegt oder was ich dagegen machen kann. Vielleicht geht es ihr auch so?
    Und die Arbeiten, die liegen bleiben: Sind das Sachen, die sie sonst gut kann und einfach nicht gemacht hat, oder kamen diese Dinge vllt. eher seltener vor und sie hat vergessen, was sie tun müßte und traut sich nicht zu fragen, weil sie dann ja dumm dastünde, weil sie es doch nach der langen Zeit so langsam wissen müßte?

    Da ich selbst schüchtern bin weiß ich, wie schwer es ist, da herauszukommen, aber in einigen Situationen klappt’s schon gut, das ist auch eine Sache von „üben, üben, üben“. Man kann’s trainieren. (Und ich habe extra keinen Beruf gewählt, bei dem ich vorrangig viel mit Leuten reden muß!)

    1. Stärkung des Selbstvertrauens ist nicht das Thema? Ich glaub dann reden wir aneinander vorbei…
      Ich versuch es nochmal anders: wenn ein Mensch wenig Selbstvertrauen hat und ich möchte, dass er das ändert, dann nützt es nichts, wenn ich hingehe und sage: „Du bist schüchtern, das ist … ungünstig“, weil da eben schon eine Wertung drinsteckt (schüchtern=schlecht), die der Mensch überhaupt nicht gebrauchen kann, im schlimmsten Fall wird er sich schämen und das ist ja das Gegenteil von dem was ich erreichen will.
      Und wenn ein Mensch piepst, dann kann ich natürlich in meinem Sessel sitzen bleiben und sagen: „Was hast du gesagt? Mach mal die Zähne auseinander, ich versteh dich nicht.“ und erreiche damit gar nichts. Ich könnte aber auch zu dem Menschen rübergehen und (so blöd das jetzt klingt) mich ihm körperlich zuwenden und sagen: „Sag’s nochmal.“ und ihm damit das Gefühl vermitteln, dass es mich ehrlich interessiert, was er zu sagen hat. Beim dritten Mal wird dieser Mensch nicht mehr piepsen, nicht weil ich kritisiert habe, sondern weil ich akzeptiert habe und einen Schritt in seine Richtung gemacht habe.
      Und damit wäre ich bei NK: stimme dir völlig zu, beide Seiten müssen sich bewegen. Aber bei der Kommunikation gibt es nicht nur zwei, sondern es gibt (in den meisten Fällen) einen Starken und einen Schwachen. Und wenn ich der starke, selbstsichere bin, und mir etwas am Zustand meines Gegenübers liegt, dann bin ich in der Pflicht etwas von meiner Selbstsicherheit an diesen Menschen abzugeben…

      1. Du drehst doch die Worte, wie es dir gefällt.
        Nicht ob, sondern wie man das Selbstbewußtsein stärken kann, soll für mich nicht Thema sein. Und das kann man auch in meinem Text ziemlich eindeutig lesen.

          1. Ich verdrehe keine Worte und ich hab auch keinen Leim verteilt. Aber es kann sicher mal vorkommen, dass ich etwas missverstehe… vielleicht bist du ja doch nicht sooo eindeutig.

  12. man kann einem schüchternen Menschen 10mal sagen, dass er zu schüchtern ist – er wird sich trotzdem nicht ändern. Man kommt aus seiner Haut nunmal nicht raus.

    Ich hab den Eindruck, dass es immer die Extrovertierten sind, die wollen, dass sich die Introvertierten ändern. Wie wäre es wenn ihr mit eurem beneidenswert ausgeprägtem Selbstbewusstsein mal was an euch ändert und einfach anfangt zu akzeptieren, anstatt zu kritisieren. Es muss auch schüchterne Menschen geben! (ja, auch in Berufen „mit Menschen“)

    1. Richtig – und falsch. Man kann daran schon arbeiten. Grundschemata wird man nicht verändern können, warum auch, aber die Form.
      Man kann beispielsweise daran arbeiten, daß man auf Kritik nicht nur mit einem süßen Lächeln antwortet (was übrigens ein reines Mädchenprivileg ist; Jungs über 9 Jahren kommen damit nicht durch), sondern zu verstehen gibt, daß man die Kritik verstanden hat.
      Man kann auch gerade als schüchterner Mensch daran arbeiten, die eigenen Schutzräume und deren Grenzen besser kennenzulernen, und vor allem die Signale, die anzeigen, daß gleich jemand eine solche Grenze überschreiten wird. Je besser man sich selbst da nämlich kennt, um so weniger Niemandsland braucht man um die eigenen Schutzräume herum – sprich, um so weniger unnahbar ist man als schüchterner Mensch.
      Und auch einem schüchternen Menschen kann die Autorität der Funktion helfen. Wenn die Vorzimmerdame bei meiner Ärztin mich aus dem Wartezimmer ruft, ist das was anderes, als wenn irgendwer da reinschaut und sagt, „Wolfram, kommen Sie bitte mit.“
      Ich kenn mich da ein wenig aus… 😉

      1. „Man kann daran schon arbeiten“ <– dahinter steckt doch aber schon der Gedanke das Schüchternheit etwas ist, was bearbeitet werden sollte…
        Und das verstehe ich einfach nicht. Ein schüchterner Mensch macht sich sowieso schon andauernd Gedanken, was andere von ihm denken. Kritik an der Persönlichkeit verstärkt das nur noch. Ich meine einfach, dass es zielführender ist, die Schüchternheit hinzunehmen und dem "Betroffenen" dadurch Sicherheit zu geben.

        PS: Schüchterne Menschen lächeln niemals süß, wenn sie kritisiert werden. Man schaut auf die eigenen Schuhe und nickt.
        Da kenn ich mich ein wenig aus 🙂

        1. Zu Kommunikation gehören aber immer *Zwei*. Wenn man also kommunizieren möchte, dann muss man einen gemeinsamen Modus finden, einen Kompromiss. Und das geht eben nur dann gut, wenn *beide* Seiten sich bewegen. Auch die schüchterne Seite.

          Gerade am Beispiel Sabines sieht man ja auch, dass Schüchternheit neben positiven durchaus auch negative Auswirkungen haben kann – wie die, dass anfallende Arbeiten auf andere abgewälzt werden oder Verantwortung für sich selbst und andere abgeschoben bzw gar nicht erst angenommen werden.
          Sich dahingehend zu entwickeln heißt ja auch nicht, dass man extrovertiert werden muss! Man kann immer noch schüchtern sein, aber dabei ein Maß finden, dass ehrliche und fruchtbare Kommunikation ermöglicht. 🙂

        2. Moment mal. Vielleicht sollten wir die Begriffe wechseln. Denn mit Schüchternheit kann man zweierlei beschreiben: jemanden, dem es an Selbstvertrauen und damit Sicherheit fehlt – oder jemand, der introvertiert ist.
          DU schreibst von jemand, dem es an Selbstvertrauen fehlt – ICH schreibe von introvertierten Menschen. Ich bin dir da vielleicht auf den Leim gegangen, weil du es als Grundeigenschaft beschrieben hast. „man kommt aus seiner Haut nun mal nicht raus.“ Was auf Introversion zutrifft, nicht aber auf mangelndes Selbstvertrauen. Denn das kann man stärken – wie, das soll hier nicht Thema sein. „Entschuldigen Sie, daß ich da bin“ ist keine Grundstruktur, sondern ein Seelenleiden.

          Ein introvertierter Mensch dagegen bleibt strukturell in sich gekehrt, kann aber auch lernen, wie er mit dieser Inwendigkeit trotzdem als Teil der Gesellschaft leben kann, im Kontakt mit anderen Menschen, auch wenn er sich die nicht gerade aussuchen konnte. Er kann lernen, seine Gedanken in Worte zu fassen und anderen mitzuteilen. Er wird nie extrovertiert werden, wird nie ein Partygag à la Willy Millowitsch werden – aber er wird Freiheit erleben. Gerade wenn er seine eigenen Schutzräume besser kennt.
          Genau so wie ein extrovertierter Mensch zuhören lernen kann, still sein, sich zurücknehmen.

          Sabine kann lernen, und wird lernen müssen, präsenter zu sein, wo sie ist. Sie hat die Gabe des Zuhörens, sie muß auch das Leiten lernen.

        3. Wenn es wirklich so wäre, dass der Schüchternheit nicht abzuhelfen ist, muss er sie rauswerfen, weil sie dann für den job ungeeignet ist.
          Nach dem Motto: „Liebee ein Ende mit Schrecken…“
          Ich glaube nicht daran und denke man sollte versuchen der Schüchternheit entgegenzuwirken, das hilft auch im Alltagsleben.

  13. @GG: oder andersrum. Sie wird als Küken wahrgenommen, WEIL sie piepst. Schwer zu sagen, was da Henne und was Ei ist (um im Geflügelbild zu bleiben 😉 )

    1. Zitat Kinderdoc: „ich lasse die küken früh schwimmen“ – daraus hatte ich entnommen, dass die Bezeichnung „Küken“ nicht ursächlich nach dem Piepsen der einen jungen Frau erst vergeben wurde, sondern diese Berufsneulinge erst einmal generell als Küken angenommen werden.

  14. Auweia, da kommen die Superpsychologen. „Wenn Sie als küken wahrgenommen wird, kann sie nur piepsen…“
    Leute, der Kinderdoc hatte anscheinend schon vorher Azubis, auch Küken, die sind laut genug.
    Meine Vermutung: Da fehlt das Selbstvertrauen. Standpauke ist IMO der falsche Weg, aber die richtige Richtung.
    Ich würde ihr sagen, dass sie ihre Arbeit sehr gut macht aber halt zu leise ist. genau was du hier geschrieben hast, einfach mal der dame erklären. Und dann taten folgen lassen.
    Schreitheraoie ist vielleicht der richtige Ansatz. Sag ihr sie soll dich mal richtig anschreien. Macht mal ein Rollenspiel. Kollegin spielt Patient, telefonsimulation usw..
    Du lässt sie machen, sagst ihr, was du nicht gut gefunden hast, machst ihr vor wie du es machen würdest. erklärung des Unterschieds. Nochmal machen lassen.
    Dann üben, üben, üben. wenns besser wird, loben nicht vergessen.
    Und evtl. auch mal in der Praxis beobachten und evtl. mit einem Blick andeuten, wenn der Zeitpunkt zum selbstbewussten auftreten gekommen ist.

  15. Ich spreche (für mich) von einer generellen Haltung.
    Eine Haltung gänzlich ohne „Küken“. Eine Begegnung in Respekt auf Augenhöhe. Sonst ist es für mich eben keine wirklich respektvolle Begegnung, sondern nur eine gewollt respektvolle und vordergründige.
    Wem hilft denn hier das Küken-Denken wirklich? Das Kindchen-Küken ist ja vor Konsequenz geschützt. Und ich bin es dann ebenso, weil ich mich durch diese Begrifflichkeit nicht in einen Konflikt begeben muss.
    Aber mit echter Konsequenz und echter Toleranz kann die junge autarke Frau wachsen.
    Moeller sagt, dass Konflikte beziehungsförderlich sein können. Keine Beziehungskiste, sondern Zwiegespräche. Nicht nur in der Paarbeziehung anwendbar.

    1. braunmühl. ok.
      wir sprechen aber schon von einer volljährigen jungen dame, die sich einen beruf gewählt hat, in dem man auch *reden* muß? und nicht von einem kindergartenkind – auch wenn mir das hier manchmal so vorkommt, wenn ich die reaktion des *kükens* sehe.

  16. Wenn die Auszubildende ohne besser Wissende (oder Besserwisser?) mit den Eltern und Kindern allein ist, scheint es ja zu funktionieren … Das wäre doch ein Kinderdoc(und Angestellten)-Selbst-Experiment: Zuallererst mehr Achtung entgegenbringen. Wie lange lebt denn die Vorstellung vom „Küken“ noch im eigenen Kopf und eventuell nur da? Wann beginnt der achtungsvolle Umgang mit der autarken jungen Frau, die sie ihrer sicher ist, zumindest werden kann, wenn man sie als solche behandelt? Die Eltern tun das ja bestimmt und dann klappt es auch? Wie Schulz von Thun schreibt: in einem Feld aus Konsequenz und Toleranz.

    1. ach ja. naja.
      ich mache das anders: da wird bereits von anfang an respektvoll und achtend umgegangen, nicht erst jetzt. leider kommt nichts zurück. ich lasse die küken früh schwimmen, gebe ihnen aufgaben, verantwortung. das klappt auch stets gut.
      nur hier habe ich einen schwierigeren fall. da muss ich meine pädagogiktaktik ändern.
      ich spüre eher durch, dass sie noch immer nicht in der ernsthaftigkeit eines berufes angekommen ist. wenn arbeiten liegen bleiben, die dann die anderen machen müssen, und sie wird darauf angesprochen, kommt nur ein lächeln. sie kommt damit zu sehr durch.
      also doch die andere gangart.

  17. Erfolgserlebnisse und positive Bestätigung helfen da sehr. Sie mag sicher diesen Beruf. Und die Sicherheit in allen Sachen kommt dann auch noch.
    Druck und negative Gespräche bringen da nichts.
    Immer mal eine neue Aufgabe dazu, wo sie sich bestätigen kann. Sie machen das schon richtig 🙂
    Wenn es Unsicherheit ist – geben Sie ihr Sicherheit. Manche Pflanzen brauchen eben mehr Pflege 🙂 bringen aber auch mehr.

  18. Man hört ja so Schreckliches von Azubis anderer Berufssparten. Sicher hat sie viele positive Seiten. Sie kommt nüchtern zur Arbeit, geht regelmäßig zur Berufsschule, schriftliche Noten gut heißt, sie beschäftigt sich mit der Materie und begreift sie. Mit anderen Worten: Sie hat Lust auf den Beruf. Der Rest ist Persönlichkeit und manche brauchen eben, um sich aus den Eierschalen zu befreien. Vielleicht hilft ihr tatsächlich ein Rhetorikkurs, biete ihr das doch mal an. Oder eine der älteren Kolleginnen übernimmt das Gespräch. Und so schade es ist, sie muss wissen, dass Piepsmäuschen in dem Beruf leider keinen Erfolg haben und man sie dann eventuell nicht übernehmen kann…

  19. Wenn es nicht hilft, mit Engelszungen zu reden, dann wird es Zeit für die ganz klaren Worte. Sie können ja die negativen Teile der Beurteilung mit den guten abfedern. Ich fürchte nur, dass bei den bisherigen Bemühungen die Botschaft noch nicht angekommen ist:

    [b] Wenn dein Küken es nicht schafft, sich zu extrovertieren, ist sie auf Dauer für die Praxisarbeit nicht geeignet. [/b]

    Es ist auf der anderen Seite so, dass das „kalte Wasser“ in gewisser Weise funktioniert: sobald sie mit den Kunden alleine tätig ist, funktioniert das ja. Also ab mit dem Entchen ins Wasser. [quote]Telefon, Terminvergaben, Komplettassistenz und eigenverantwortliche Labor- und Verbandsarbeit[/quote] der Reihe nach eigenverantwortlich machen lassen. Das könnte noch helfen.

    Ich fürchte, dass Sie einfach mehr einfordern müssen, den Druck eher erhöhen. Möchte nicht in Ihrer Haut stecken.

  20. kinderdok, da hast Du wirklich ein Problem: nach so langer Zeit Zuckerbrot jetzt auf einmal Peitsche .. 😉
    aber, schaffst Du das überhaupt? 😀

  21. das wird vl noch was …

    bin selber arzthelferin .. gelernt bei einen orthopäden …

    wenn ich überlege was ich im zweitenen jahr schon alles machen MUSSTE .. heieiei

    ich habe ihm zweiten lehrjahr schon alleine den op geschmissen, den patienten steril abgedeckt und musste bei den arthroskopien asisstent spielen wg krankheitsmangel…. da scheint sie dann aber noch weit weg zu sein von….

    was sagt sie den selber wenn man sie drauf anspricht???

    ich glaube mein damaliger chef hätte uns ne ordentliche standpaucke gehalten … (er war nicht der netteste und forderte viel von uns, manchmal zuviel)

      1. Hm… Standpauke, wirklich? Wenn ich das so über das Küken lese, ist es ja äußerst willig im Grunde (ordentliche Arbeiten, guter Umgang mit Kindern und Eltern), hat aber ein größeres Problem mit ihrer Schüchternheit, das sie an vernünftiger mündlicher Mitarbeit in der Schule und an angemessenem Umgang mit den Eltern in den Praxisabläufen hindert.
        Klar, das geht so nicht, aber ich würde meinen, dass eine Standpauke wegen Schüchternheit eher zu noch mehr Schüchternheit und Unsicherheit führt, wenn man jetzt mal keinen „bösen“ Willen bei dem Verhalten im Umgang mit Menschen unterstellen will.
        Achtung, aus mir spricht jetzt die Pädagogin ;-): Ich würde sie erstens, zumindest zeitweise und soweit dies die Abläufe ermöglichen, ganz eng von einer guten großen Mitarbeiterin führen lassen und zwar genau da, wo es hakt: beim Aufrufen der Patienten usw. Viel positive Rückmeldung geben, stärken einfach.
        Und zweitens würde ich tatsächlich mal überlegen, wer da außerhalb der Praxis helfen kann. Sicher kein Rhetorikseminar, eher ein Selbstsicherheitstraining im Beruf, gibt es, wenn auch unterschiedlicher Qualität.
        Holen Sie aus Ihrem Küken das raus, was in ihr steckt, lieber Kinderdoc!

  22. Wäre sie Ärztin, würde man sagen: Die wird Facharzt für Papiermedizin und angewandte Objekttherapie.
    Klingt aber auch sehr nach „nicht nach objektiven Kriterien eingestellt, sondern weil es halt eine Süße ist…“

  23. An der Uni gibts solche Leute auch – und das in Fächern, in denen man später tagtäglich reden muss. Die meisten haben im Vorfeld mal schlechte Erfahrungen gemacht – oder eben keine Guten.
    Ich hoffe, dass das „Küken“ noch einen Schuss nach vorn macht. Bei den Eltern scheint sie ja recht bliebt zu sein. Vielleicht wäre etwas, was NK vorschlägt, gar nicht mal so verkehrt

  24. Vielleicht hilft es, mit ihr über irgendein Thema zu sprechen, in dem sie sich sehr gut auskennt, aber keine Angst haben muss, bewertet zu werden. Da könnte sie mit mehr Selbstbewusstsein auftreten und würde einer Aufforderung, frei und laut zu sprechen wohl eher nachkommen.
    Und natürlich das Problem offen ansprechen, falls nicht schon getan.

  25. ich habe da noch (sehr) gute hoffnung für euer praxis-küken!
    wenn ich da so an meine eigene schüchternheit in der ausbildungszeit zurück denke.. jetzt glaubt mir das niemand mehr! 😉

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