handauflegen

mutter: „ja, aber, wenn sie doch jetzt nicht aufs klo kann?“
arzthelferin: „schon. kann ich verstehen, aber einen harnwegsinfekt kann man eben nur anhand einer urinuntersuchung feststellen.“
mutter: „sind sie sicher? aber der dokter kann doch trotzdem mal schauen.“
arzthelferin: „macht er ja auch. aber einen urinbefund zu haben, erleichtert die diagnose und auch therapie ungemein.“
mutter: „die ella-tonya rennt ja ständig grad aufs klo. und das pipi brennt wohl auch.“
arzthelferin: „das spricht schon sehr für eine blasenentzündung. jetzt warten wir mal noch den urin ab.“
mutter: „aber sie war grad erst zu hause. da rennt sie ständig. und jetzt kann sie gar nicht.“

es vergeht eine halbe stunde. die mutter hat inzwischen einen spaziergang gemacht.
mutter: „ist blöd jetzt. unterwegs musste sie ganz dringend. da habe ich sie dann mal machen lassen. hab´s leider nicht auffangen können.“
arzthelferin: „ja. schade. dann warten wir wohl nochmal.“
mutter: „aber kann nicht mal der dokter…?“

der dokter kann. und untersucht ella-tonya. bauch weich, genitale ok, kind zufrieden.
ich: „jetzt warten wir mal noch auf den urin – im klo sind becher, die können sie dann der helferin geben…“
mutter: „… weiß ich doch. können sie nicht auch so sagen, ob´s eine blasenentzündung ist?“

nein. tut mir leid. das handauflegen und pendeln überlasse ich anderen. da gibt es tatsächlich einen kollegen im nachbarlandkreis, der mit einem pendel … der braucht kein mikroskop. oder einen urinstix. oder überhaupt urinbecher. eigentlich braucht man auch keine toilette. oder eine helferin. aber eigentlich behandeln solche kollegen auch nicht, jedenfalls nicht lege artis mit antibiotika. sondern lieber mit … ja, auch hier: handauflegen.

28 Antworten auf „handauflegen“

  1. Pullern auf Kommando ist nicht einfach 🙂
    (und schon gar nicht, wenn man gefühlt alle Viertelstunde gefühlte 2 cl Urin absetzt, wie ich im letzten Schwangerschaftsmonat. Immer dann, wenn die Arzthelferin mit dem Becherlein winkte, musste ich so gaaar nicht…)

    Aber ich denke auch, dass die Mutter das Kind im Wartezimmer hätte bespaßen können, bis das nächste „ständig“ passiert ;o)

  2. Wo war die Mutter denn spazieren, dass sie es nicht zurück in die Praxus geschafft hat, als E.T. mal musste? Eine halbe Stunde… das sollte den Radius doch einschränken, oder?

    1. Oh, das glaub ich sofort. Kommt ja auch ein bisschen drauf an wie alt das Kind ist. Als mein Sohn gerade windelfrei war, war die Spanne zwischen „ich muss mal“ und „ich kanns nicht mehr halten“ auch extrem kurz, da ging auch schonmal kurz vor der Haustüre was in die Hose.
      Ich wär in obigem Fall aber auch nicht spazieren gegangen. Wenn das Kind eh ständig muss, dann kann man es doch auch die halbe Stunde im Wartezimmer spielen lassen, was vorlesen und viiiiiieeel zu trinken geben.

  3. Ich gehe grundsätzlich vor allen urinprobenverdächtigen Kinderuntersuchungen zur Apotheke, hole mir ein geeignetes Gefäß (die sind wirklich nicht teuer) und lasse das Kind dann früh vor dem Termin in Ruhe zu Hause pieseln. Insbesondere bei den U-Untersuchungen ist unsere Kinderärztin ausgesprochen dankbar für die Erleichterung.

      1. Das Marmeladenglas muss aber dann wirklich supersauber ausgespült worden sein und am besten noch abgekocht werden. Ansonsten hast Du da schnell Bakterien/Schimmelpilze oder Zucker vom vorherigen Gebrauch drin, was einen Urintest falsch positiv erscheinen lässt.

    1. Aber das würde ja logisches Überlegen voraus setzen. Vorteil ist bei der Heim-Methode auch, dass man den ersten Morgenurin bekommt.
      Kinder-Doc, ich hoffe Du hast die Mutter einfach mit einem Becher nach Hause geschickt.

  4. Na, Hand aufgelegt hast du doch schon, oder wie hast du getestet ob der Bauch weich ist? Wenn das nicht geholfen hat, dann muss man eben den Urin noch untersuchen 😉

    1. Wo Klammern und Ausrufezeichen sich befinden wissen wir nun ja schon. Meine Frage wäre dann aber noch: Wie zum Geier, will man OHNE URIN eine Blasenentzündung eindeutig feststellen, wenn alles andere oB ist?

      1. Man spürt sowas als Heiler. Mit Mikroorganismen verunreinigter Urin sorgt für Mikrorisse im Wurzelchakra. Die sind zwar schwer zu erspüren, leichter lässt sich jedoch die in dem Bereich kompensatorisch anschwellende Aura diagnostizieren, die Einhandrute eignet sich dafür ganz hervorragend.

        Zur Sicherheit: 😉

          1. Leider nein, meine Hände sind mit denselben physiologischen Grenzen geschlagen, wie die aller anderen sterblichen. Den Ton der Scharlatane und Quacksalber scheine ich mitlerweile aber ganz gut zu treffen…

  5. Es soll sogar „Heiler“ geben, die anhand des Geschmacks Diagnosen stellen können *börks*
    Aber auch dafür bräuchte man Urin….

    1. Wurde auch früher so gemacht, ist an sich auch nicht falsch, bei Diabetes z.B. schmeckt Urin wahrscheinlich (sorry hab’s noch nicht ausprobiert) süß etc.. Ist nur etwas out of date…

      1. Nicht nur das!
        „Mexikanische Medizinmänner stellten den Urin ihrer Patienten in Kürbisschalen in die Sonne und beobachteten, welche Insekten davon angezogen wurden. Setzten sich Käfer und Fliegen auf die Schale, war Eiweiß im Urin und der Mensch war krank. Wenn Bienen und Wespen kamen, war Zucker im Urin, was auf Diabetes hinwies. Setzten sich allerdings Schmetterlinge auf die Schale, dann war der Mensch gesund.“ – aus dem Buch ‚Ein ganz besonderer Saft – Urin‘ von Carmen Thomas (kein Spaß, hab ich mal für 2 Euro im Antiquariat erstanden)

        1. Auch auf die Gefahr, jetzt von Dir für die Aussage gegrillt zu werden: Ganz so abwegig ist die Nummer ja nicht unbedingt. Auch Diagnostik muss man immer auf der Höhe der Zeit und auch des Kulturkreises sehen. Natürlich gibt es heute wesentlich bessere und modernere Methoden zur Diagnostik.
          Aber auch hier wurde bis in die 60er Jahre hinein eine Schwangerschaft in der Apotheke durch Injektion von Urin in einen Frosch festgestellt. Wenn der dann 24 Stunden später gelaicht hat, war die Frau schwanger. Das hat auch einen durchaus wissenschaftlichen Hintergrund.

          1. (falls ich gemeint war) – meinte damit auch gar nicht, dass das so abwegig sei. Mit „kein Spaß“ war eher der Buchtitel gemeint – das gute Werk enthält nämlich auch viel – wie soll ich sagen – eindeutig Parawissenschaftliches. Ansonsten vollste Zustimmung! Ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis man über unsere Diagnostik lachen wird – zum Beispiel Tetanustoxin, das kann man soweit ich weiß auch nur nachweisen, indem man Mäuse dran glauben lässt.

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