robert

robert ist so ein kandidat, der mir für die zukunft sorgen macht.

er ist jetzt schon vierzehn, und immer ist seine oma bei ihm. der vater existiert noch irgendwo, er sieht ihn nur noch selten, die mutter ist noch länger verschollen. die zwei haben sich getrennt, als robert vier jahre alt war, da „isse über alle berge“, wie die oma immer sagt. und zum vater darf er schon, wenn der ihn sehen will, aber oma ist froh, wenn er da nicht hingeht, denn „da stinkt er immer so nach kippen, wissense, der bub.“

robert hat schon im kindergarten seine probleme gehabt, vor zehn jahren hieß das noch „ein frühförderkind“, heute wäre es wahrscheinlich ein frühes ads, ohne h. robert träumt gerne vor sich hin. nach dem kindergarten hat er seine erste ehrenrunde in der grundschulförderklasse gedreht, dann war der einstieg in die schule etwas leichter. nach der zweiten klasse bekam er ergotherapie, weil seine schreib- und malkünste auch die grundschullehrerin nicht entscheidend verbessern konnte. zwischendrin gings oma nicht so gut. die galle. da hat er dann die dritte wiederholt.

jetzt erst er schon in der weiterführenden schule. sogar auf real. das beeindruckt mich sehr. wie er da auf der untersuchungsliege sitzt, mit klaren, frischen augen, die schultern vielleicht eine spur zu sehr hängend, hört man eine leise zuversicht in seiner stimme, wenn er von seinem vater spricht, den er vielleicht zu ostern besuchen geht. „ja, wenn nich wieder die neue von dem da is`“ sagt die oma. „dann darf der robert wieder nich hin.“ robert schaut zu seiner oma, und sein blick verrät, dass er ihr in diesem gedanken nicht folgen will.

für die oma zählt nur, dass robert grad nicht schlafen kann. deshalb sind sie da. es ist das übliche: zuviel fernsehen, zuviel pc, zuviel playstation nach dem abendessen. mal um achte ins bett, mal um zwölfe, am wochenende ausschlafen in den mittag, unter der woche, klar, früh raus in die schule. kein erholendes schlafritual. und supermario oder „was ich im fernsehen gucke? keine ahnung“ sind keine guten schlaflieder. ob´s da nicht „was so tablettche“ gebe, fragt die oma. ein tee tät´s auch. sagt die oma. und als ich auf das fernsehen und den computer zu sprechen komme, verflucht sie „den janzen miste“, den´s doch früher nicht gab. „aber wissese, herr dokter, wer soll ihm die flausen schon aus dem kopf pusten?“

die oma kümmert sich. dabei hätte sie gerne ein enkelchen, dass sie verwöhnen kann. so muß sie einen zweiten sohn erziehen. und robert? der hat hoffentlich noch lange diese oma. denn was, wenn ihm auch diese noch abhanden kommt, so wie mama und papa?

20 Antworten auf „robert“

  1. Traurig…
    Das erinnert mich sehr an meine frühere beste Freundin. Sie wuchs auch bei ihren Großeltern auf, weil ihre Mutter drogenabhängig war. Die Großeltern haben immer ihr Bestes gegeben, ich habe sie dafür immer bewundert.

  2. unser bobele hat auch so einen robert-freund. und es zerreisst mich, wenn ich sehe, wie er um meine aufmerksamkeit buhlt – die einer mutter. omma kümmert sich und macht und tut – unser robert hat sogar begleiteten umgang mit seinem vater – mutter ist ja ab durch die mitte. das ist nicht gerecht. und trotz aller ommas und oppas die das ganz ganz toll machen und vor denen ich grössten respekt habe – es ist verdammt noch mal nicht richtig.

  3. … ich find die Oma toll , sie liebt ihren Enkel und tut alles für ihn , schleppt ihn zum Kinder doc , weil er nicht genug schläft, das ist Liebe …
    ….die Beiden haben nur sich und Robert wird seinen Weg gehen, welche Richtung er mal einschlägt das entscheidet er selbst, ich hoffe sehr für ihn das er positiv in die Zukunft gehen wird…

    lg tb

  4. Tja, da kann man sich schon fragen,
    ob Robert nicht besser z.B. in einem SOS-Kinderdorf aufgehoben gewesen wäre.
    Natürlich mit möglichst viel Kontakt zur Oma und zum Vater.
    Aber da er schon 14 Jahre alt ist,
    ist damit jetzt wohl auch nicht mehr viel zu bewirken, oder?

  5. Der Königstiger hat so einen Robert in der Klasse. Wird von den Großeltern aufgezogen, hat alles, es fehlt ihm an nichts, so nach Außen.
    Schlimm finde ich: Die Mutter kommt und geht wie sie will, lässt immer wieder ihr Kind im Stich.
    Die Großeltern schon sehr alt, Oma läuft am Stock, Opa kann gerade noch so Auto fahren. Bübchen leidet und zeigt es in Aggressionen.
    Er hat aus Neid dem Königstiger gegenüber, weil er MamaPapaBrüder hat, mit einem Taschenmesser mein Auto zerkratzt. Begründung: er will meine Aufmerksamkeit, dass ich mit ihm schimpfe wie eine Mama mit ihrem Kind schimpft…
    Als er mich fragte ob er auch bei uns wohnen kann und ich ihm auch seine Schulbrote schmiere, hatte ich einen wirklich oberstfetten Kloß im Hals 🙁

    Ich legte den Großeletern ans Herz, sich Hilfe zu holen und mit ihrem Kinderdok zu sprechen….

  6. Ich hoffe sehr das Robert seine Oma noch lange hat.
    Aus eigener Erfahrung weiß ich das eine Oma manchmal das beste ist was einem passieren kann und das man als Kind den Bogen zwischen den Generationen sehr leicht füllen kann mit Freunden und ab und zu deren Eltern. (Vor allem ist da kein großer Bogen. Für einen Jugendlichen sind doch alle ab 20 einfach nur alt und seltsam, ob Mutter oder Oma)
    Und es kann von Vorteil sein: Meine Oma war nie so peinlich wie die Mütter der anderen und wenn doch mal konnte ich einfach grinsen und sagen: „Was denn, ist halt Oma…“
    Die Werte die sie mir mitgegeben hat haben mich gut durchs Leben gebracht.

    Und Ana? Zeig mir den 14jährigen der mit seiner Mutter über Sachen redet die ihn wirklich berühren! Das ist in dem Alter doch eh nicht mehr drin, da sind die Freunde wichtiger und vieles behalten sie für sich.

  7. Da muss ich an all die Großmütter in z. Bsp. Afrika, Rumänien, Bulgarien und so weiter denken, die durch Aids und Tod der Eltern oder finanzielle Not bedingt, ihre Enkel groß ziehen. Ganz selbstverständlich, ohne all die Unterstützung, die es hier im Lande gibt. Menschen können unter den widrigsten Umständen ihren Weg machen. Der eine packt es, der andere nicht.

  8. ich hab die Woche auch wieder (zum zweiten Mal) ein Kind mit Down-Syndrom gesehen, jetzt 8 Monate alt, mit der kompletten Palette der möglichen Begleiterkrankungen bei Geburt, Zustand nach Darm raus und Darm wieder rein, Zustand nach Herz-OP, fragliches Hörvermögen etc.
    Da ist die junge Mutter quasi schreiend davongelaufen, als das Kind geboren wurde. Der Vater, überfordert mit der geplatzten Partnerschaft und der Alleinsorge für den Jungen.

    Und es sprangen ein: die Eltern des Vaters, komplett. Er so Mitte 60, sie Anfang bis Mitte 60. Mit Energie und Engagement sind sie durch die bereits x-fachen Krankenhausaufenthalte mit dem Kleinen gegangen, tun, machen, leiern Förderungen an, etc ect. Wirken auf mich wirklich authentisch und lieb besorgt unm den kleinen Wicht.

    Meine große Hochachtung, und viel Kraft wünsche ich ihnen, es wird ja nicht immer einfacher mit den T21-Kindern.

  9. Es gibt so viele Roberts auf dieser Welt, dieser hat wenigstens eine Oma die sich bemüht! Das haben lange nicht alle.

    1. Papa, was anderes als „Bemühung“ bleibt der guten Frau, die schliesslich einer komplett anderen Generation angehört?
      Ich denke mal, dass Du, lieber Kinderdok, der Oma vorsichtig, seeeehr vorsichtig klar machne solltest, dass ihre (der Oma) Vorstellungen und, wenn’s denn sein muss auch Werte, nicht allgemeingültig sind (wobei, m.E. gibt es nur ganz wenige allgemein gültige Werte).
      Ich stimme Nadine und Ana jedoch insofern zu, als Roberts bedauerliche Situation nicht – aber überhaupt nicht – von ihm verschuldet, geschweige denn beeinflussbar ist.

      1. Na, was anderes als bemühen können sich auch leibliche Eltern nicht. Die einen habens drauf, die anderen nicht (mehr). Und alle Beteiligten müssen das beste aus der Situation machen. Vielleicht hat Robert keine Oma die mit ihm über Computerspiele spricht oder sich durchsetzt, wenns um Bettgehzeiten geht. Aber immerhin schafft es der Junge trotzdem, früh aufzustehen und in die Schule zu gehen, daran scheitern sogar manche, die bei ihren Eltern leben. Ich denke, Robert wird früher Verantwortung für seinen Lebenswandel übernehmen müssen als seine Alterskameraden, weil ihm niemand sagt wie ers machen soll. Aber ich bin zuversichtlich, dass er die Kurve kriegt. Und ich hoffe, dass ihm bald klar wird, dass sein Vater auch ein Mensch ist, der Fehler macht.

  10. Klar kann Robert froh um seine Oma sein.. aber auf der anderen Seite?! Ganz ehrlich? Er tut mir grad deswegen leid. Meine Eltern sind 4 JAhrzehnte älter als ich, und ich hab immer jeden beneidet, dessen Eltern jünger und fitter waren (meine sind nur nicht soviel älter sondern auch leider gesundheitlich nicht auf der Höhe). Für ihn ists komisch, er hat kaum Themen, mit denen er mal mit der Oma reden kann, was soll er denn dann auch tun? Internet/TV/Playstation.. ich kann ihn gut verstehen.. ich wünsche ihm, dass er einen guten und gesunden Freundeskreis hat.. denn ich glaub, das bringt ihm in dem Moment mehr…(und dass die „Neue“ von seinem Vater an Ostern nicht da ist, dass er dann da mal hin darf…)

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von Kinderdok.blog

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen