filofax-eltern III

zum dritten, aber zum zweiten geburtstag ihres kindes, sind sie wieder da, die filofaxeltern. der spitzname ist schon veraltet, auch wenn sie so immer bei mir heißen werden, hatte papa doch das letzte mal bereits alles im kopf gespeichert. ich hätte mit mir gewettet, dass er den heutigen termin auf einem ipad notiert, aber so hip sind sie dann doch nicht.

die mutter hatte ich in den letzten zwei jahren hin und wieder gesehen, sie begleitete stets die tochter, wenn es um erkrankungen ging. papa arbeitet und kommt nur zu den vorsorgeterminen. wir haben uns ausgetauscht über die selbstheilungskräfte des kindlichen organismus, die entbehrlichkeit der meisten medikamente, vor allem derer, die man over-the-counter in den apotheken erhält. und wir hatten auch die erste diskussion über das notwendige antibiotikum bei der eitrig laufenden ohrenentzündung hinter uns gebracht einschließlich des abendlichen anrufes des vaters, ob man nun das antibiotikum mit milch geben dürfe oder nicht und ob man nicht den darm nach all den strapazen wieder aufbauen müsse. man lese ja soviel im internet darüber.

nun also die u7. das trotzen noch von der letzten vorsorge bewegte sich im normalen altersentsprechendem maße, die untersuchung war ein wechsel zwischen beschwichtigung der mutter, verzweifelten versuchen des vaters, das kind mit der babyrassel abzulenken, und meinen bemühungen, an beiden vorbei wenigstens sekundenweise das stethoskop zum einsatz zu bringen. als wir uns auf eine position einigen konnten – ihre tochter saß im kuschelkreis an mama geklammert auf dem schoß, mutter selbst saß auf dem stuhl, vater rasselte von der einen seite und ich lauschte von der anderen – wurde tochter kurzzeitig ruhig, um bei der geringsten unerwarteten bewegung einer der drei erwachsenen sofort wieder ins brüllen zu verfallen. irgendwie gelang die körperliche untersuchung trotzdem.

nach meinen obligatorischen fragen zur entwicklung und der wichtigen frage nach wichtigen fragen der eltern zog vater filofax, doch tatsächlich  sein: … iphone aus der tasche und stellte die ultimative frage: „welche zahlen muß sie denn jetzt schon können?“ ich war mir nicht sicher, was er damit meinte. zahlen, mengen, zahlensymbole, zählen? doch auf meine vorsichtige antwort, dass immerhin manche zweijährige schon sagen könnten, dass sie zwei sind, ließ er nicht locker. schließlich sei es doch unumgänglich, dass kinder bereits so früh mit den aufgaben der schule vertraut gemacht werden. wiederholung sei doch die halbe miete. wenn er jetzt schon mit dem zahlenbereich bis zehn beginne, das bis drei jahre auf zwanzig oder so aufbaue, und dann auch schon die kleinen einmaleins-schritte übe, zahle sich das doch später aus.

ich deutete vorsichtig an, dass es gerade in der presse sehr en vogue sei, sich über den förderwahn bei kinder auseinanderzusetzen, und dass die moderne hirnforschung sehr wohl grenzen setze beim lernen und es zudem inzwischen allgemeingut sei, dass kinder in diesem alter doch eher spielerisch lernten, besser auch viel draußen spielen sollten und überhaupt eher altersentsprechend gefördert werden sollten. aber ich war wohl zu unpräzise, denn es kam nur ein: „und wie sieht es mit den buchstaben aus? das *b* aus ihrem namen kann sie jetzt schon.“ arme bella-maryke.

40 Antworten auf „filofax-eltern III“

  1. Dem armen Filofax-Papa fehlt vermutlich eine normale Vergleichsgruppe. Wenn kaum ein anderes Zweijähriges in der Nähe herumspringt, man aber in der entsprechenden Fachliteratur nachlesen kann, was ein Kind können soll, können muss, können kann, dann fehlt einfach die Erdung. Dazu kommt, dass alle Eltern doch gerne über die Fortschritte ihrer Lieblinge plaudern, das ist ein Reflex, wir können nicht anders, und dabei wird doch auch gerne beschönigt. „Es kann schon bis zehn zählen“, kann heißen: „Manchmal“ oder „Habe ich einmal ganz genau gehört“ oder „Es vergißt nur die 6 und tauscht 2 und 3“.

    Tja, was ich noch sagen wollte, während mein Großer fließend zweisprachig ist, schweigt unser Zweijähriger zumeist eindrucksvoll in drei Sprachen. 😉

    1. Vergleichsgruppe ist schon was praktisches, aber wenn dein Kind in vielem aus dem Rahmen fällt (im positiven wie im negativen) dann macht man sich nur noch mehr verrückt. Und wenn dann dein Kind mit 3 rechnen, aber nicht hopsen kann fühlt man sich auch nicht wirklich geerdet, eher wie vom Mars. Da ist es schon manchmal gut nicht ewig Vergleiche zu ziehen, sondern ganz abstrakt zu verstehen, dass sich jedes Kind in seinem Tempo und seiner Reihenfolge entwickelt und einen Kinderarzt zu haben, der ihm einen gewissen Spielraum zulässt, bevor Förderung befürwortet wird.

  2. Ach die Filofaxeltern wollen ja nur das Beste für ihr Kind.

    Ich habe kürzlich einen Hausbesuch gemacht (nein, ich bin kein Arzt oder so). Die Mutter hatte beim Wickeln doch tatsächlich eine Zigarette im Mund.
    Darüber kann man sich aufregen!

  3. @ ks, solange es aber gezwungenermassen schon auf kisuaheli sonette reimt, brauchst du dich und dein kind nicht zu verstecken. oohmmm.

  4. Ich finde das ja sehr putzig, wie viele erklären, dass das ganz schlimm ist mit den Frühförderwahn und gleichzeitig erzählen, was das kind mit 2,1 bis 2,6 Jahren (ganz Ohne Druck! einself!) schon alles konnte.

    Aber ich bin ja bloss neidisch, weil mein Kind mit 2 jahren noch nicht freiwillig lesen gelernt habe

    1. Das fand ich einerseits auch putzig, glaube das aber andererseits den Leuten, zumal die meisten schrieben, dass das Zählen mit 2 nichts als das Auswendiglernen einer Lautfolge ist ;-). Bei dem von kinderdok beschriebenen Vater steht da ja System dahinter und solche „Lernerfolge“ werden mit stolzgeschwellter Brust verkündet.

    2. Tihi. Irgendwie schon, aber Gwendolyn hat recht. Solange da kein Druck dahinter steht, ist das doch alles ganz normal. Kinder lernen halt, wofür sie sich grade interessieren. Druck und als Frühförderung daherkommender Zwang wird mMn am Ende bloß nach hinten losgehen. Ich habe eine gute Freundin, deren Tochter mit 3 unbedingt schon Geige lernen musste. Das Kind ist jetzt 18 und bringt immer noch keinen geraden Ton raus. Der ganze Stress hat nichts gebracht.

      Meine Tochter weigert sich übrigens leider auch, ein Wunderkind zu sein, trotz hoher Erwartungen des Vaters! Dank tschechischer Kinderfrau wächst sie zweisprachig auf, spricht aber mit ihren drei Jahren immer noch kaum ein Wort tschechisch, obwohl sie alles versteht. Ab er sie kann fehlerfrei „Ich kann gar kein tschechisch“ sagen, LOL

    3. Es gibt auch noch eine andere Möglichkeit: Indem diese Eltern hier schreiben, dass ihr Kind solche Dinge ohne Förderung kann, vermeiden sie, dass jemand ihnen unterstellt, sie kritisierten den Förderwahn nur aus Neid…

      Und gleichzeitig signalisieren sie natürlich auch (bewusst oder nicht), dass ihr Kind Förderung gar nicht nötig hat.
      Seien wir ehrlich. Alle Eltern suchen doch die Dinge an ihrem Kind, die es gut kann, und sind stolz darauf oder zumindest glücklich darüber. Im RL kann das gewaltig nerven. Hier ist es mir egal.

  5. Oh, hoffentlich kann sie das *b* auch lautgetreu, sonst gibt es nachher Ärger beim ersten Elternsprechtag…

    Letztendlich spiegelt ein solches Verhalten doch die Hilflosigkeit vieler Eltern angesichts eines nicht transparenten Schulsystems, das eben doch von oben nach unten durchlässiger ist als andersherum.

    Und immerhin interessieren sich diese Eltern für ihr Kind. Mit ein bisschen umsichtiger Lenkung lässt sich das doch in vernünftige Bahnen leiten, oder nicht?

  6. Hallo,

    manchmalnormal schreibt:
    „Also ehrlich, lieber Kinderdoc…Du willst uns verschaukeln, oder? Solche Leute gibt es nicht wirklich…ächt jetzt!“

    doch.
    und wie.
    Gibt aber leider auch ganz gegenteilige Eltern, das ist noch schlimmer …

    Kinderdoc schrieb:
    „….die untersuchung war ein wechsel zwischen beschwichtigung der mutter, verzweifelten versuchen des vaters, das kind mit der babyrassel abzulenken, und meinen bemühungen, an beiden vorbei wenigstens sekundenweise das stethoskop zum einsatz zu bringen. als wir uns auf eine position einigen konnten – ihre tochter saß im kuschelkreis an mama geklammert auf dem schoß, mutter selbst saß auf dem stuhl, vater rasselte von der einen seite und ich lauschte von der anderen….“

    wie du da was *hören* kannst??

    Mir gehts (glücklicherweise nur selten!!) ähnlich beim Augenspiegeln oder Ausmessen. Kind auf Schoss der Mutter, sobald ich eine Hand mit Glas oder Lupe vors Kind halte, dreht es sich schlangengleichartig zur Mutter um, schreit bestenfalls nur so laut, dass meine Trommelfelle noch nicht rhythmisch zucken, und betätigt den kräftigsten Muskel, den der Körper zu bieten hat: den orbicularis oculi,den Lidschluß-Muskel.

    Vater hüpft neben mich, zieht wahlweise einen Schlüsselbund, ein krähendes IPhone oder eine Musikbox aus der Tasche und hält sie dem Kind vor – also neben mein Ohr. Heftig geschwenkter und metallisch klirrender Schlüsselbund mit 8 Schlüsseln plus Taschenmesser oder babysong-plärrendes Iphone aus 2cm gegen Ohrmuschel und Gehörgänge ist nicht lustig. Garnicht.

    Kind hat sich inzwischen eingeschrieen und es gibt – Kinderdoc wirds bestätigen – eine Zeit, oder besser einen Zustand, bei dem man einfach weiss, dass eideidei und guckmalhier und dietanteistdochliiieb schlichtweg nicht mehr beim Kind ankommen.

    In dem Augenblick kommt in der Regel eine Mitarbeiterin herein, die sich ebenfalls in die Schlacht stürzt, die (eigentlich so schöne) Enten-Handpuppe mit Quak-Automatik greift und den Platz neben meinem anderen Ohr belegt – bestenfalls noch mit verbaler Unterstützung: guckdochhier, soo eine schöne Ente, macht quakquakquak (parallel zur eifrig betätigten Quak-Hupe der Ente).

    Dann schalte ich das Kind ab.
    Geht ganz einfach.
    Hand weg, 20cm zurückrutschen – schlagartige Stille. Hebe vorsichtig die Hand mit dem Glas – nichts passiert. Rücke 10cm vor – und muss dabei den Kinds-Anschalter berührt haben: gellendes neeeeiiiin, wegdrehen und treten.

    Bestenfalls ist Sommer, das Kind hatte Atropin-Augentropfen und ist dadurch erhitzt, schwitzt, ich auch, da mein Sprechzimmer im Sommer eine Durchschnittstemperatur von 37,5° hat. Kind glitscht, Mutter schwitzt, und die im Vorfeld verfütterten Schoko-Kekse (muss sein, andere nimmt das Kind nicht) liegen in einem zerkrümelten Halbkreis um das Kind, die Mutter und die Untersuchungseinheit herum, Kind hat Schokoreste an allen 5 Händen und nachdem seine Tritte schon Spuren auf der Hose hinterlassen haben, drückt es jetzt noch sein Missbehagen durch ein entschiedenes Wegdrücken meiner Person aus, sodass passend zu den grauen Hosenspuren braune Flecke die helle Oberbekleidung zieren. Topp.

    Eigentlich bin ich zu alt für diesen Scheiss…… oder? na, solche Situationen sind glücklicherweise wirklich selten. In der Regel turne ich ums Kind rum, ja nicht Kopf festhalten, und wenn Kind eben nach unten gucken will, kniee ich mit meinen Sachen auf dem Boden und spiegele von unten.

    Was mich immer wieder wundert – wie gehts Dir dabei, Kinderdoc? – ist, wenn doch mal solche Szenarien waren und ich dann letztendlich trotzdem meine Untersuchung beendet habe (mit Ergebnissen!), dass dann beide Eltern unisono in Ruhmes- und Lobeschöre für das Kind einstimmen: das hast du aber toll gemacht, ja suuuper, braver Junge, nein soooo gut hat das ja noch nie geklappt…..
    Hä??
    Was lerne ich als Kind? Wenn ich beim Doktor bin, ordentlich schreien und sich wehren, dann krieg ich ganz viel Lob…..

  7. Haha Frau Muschel meine 20 monatige Tochter ohne Geschwister kann auf Deutsch und Japanisch bis 10 zaehlen. 🙂
    Warum? Weil sie viel Sport macht und staendig die Treppen hoch und runter laeuft, hab ich aus Spass dabei immer gezaehlt. Das kommt dann dabei raus. Kanns selbst noch gar nicht fassen 🙂
    Aber das ist ja wie schon vorher erwaehnt alles nur auswendiglernen. Wie eben auch andere neue Dinge jetzt immerzu aufgesaugt werden. Jeden Tag kann sie was neues ganz ohne meine Einmischung (Foerderung).

  8. Also bitte…MEIN 2,5 Jähriger zählt bis 10, ja?!

    Und warum tut er das??

    Na weil er 2 große Brüder hat, die so unendlich gerne mit dem Zwerg Verstecken spielen und bis 10 zählen. Und das Buch „Der Hase mit der roten Nase“ liebt er seit einem Jahr abgöttisch. Das er die Reime vollendet ist auch unheimlich oder??
    Muss ich mir jetzt Sorgen machen??

    Ich denke das hält sich im gesunden Rahmen, hier wird nicht frühgefördert, das kommt nämlich von ganz allein!

    Und wenn das mal die dazugehörigen Überforder-Eltern schnallen würden, dann gäbe es nicht so viele frühkindliche Burn outs, vor denen überall gewarnt wird.

    Manmanman, manche Eltern sollten echt mal ihren Stock ziehen…Ihr wisst schon der da hinten drin *gg*

  9. Ich war auch ein normales Kind, geschadet hats mir nicht… Lesen und Schreiben fand ich immer toll, Zahlen waren mir suspekt, trotzdem ist ein Naturwissenschaftler aus mir geworden. Nichts ist unmöglich 🙂
    Mein Cousinchen wird auch auf Wunderkind getrimmt, in meiner Familie laufen schon die Wetten ob sie direkt am 18. Geburtstag auszieht oder erst ein paar Tage später…

    Um den Herrn Filofax-Papa kurz in Schutz zu nehmen: Die Frage nach Antibiotikum mit Milch hat durchaus seine Berechtigung, wobei die Erklärung dazu eigentlich Sache des Apothekers wäre. Aber was nützt so ein Medikament wenn es komplexiert wird und nicht mehr wirkt?!

  10. Oh man das arme Kind. Wo ist die gute alte Kindheit hin, in der man draußen spielte und auch auf die Nase fallen konnte ohne dabei irgendein technisches Gerät dabei kaputt zu machen? Das Nachbarskind, vier Jahre alt, hat ein eigenes iPhone und ich mit meinen 20 Jahren habe „nur“ mein Sony W580i. Verkehrte Welt. In ihrem Alter habe ich vorgelesen bekommen und Sandkuchen gebacken, die meine Mutter tapfer schein-aß. Die Kleine von neben an geht übrigens nicht in den Kindergarten sondern in einen Kleinkinder-Lernzirkel in dem bereits rechnen, lesen und schreiben beigebracht werden. Zudem dann auch noch Spanisch, Französisch oder Englisch. Die armen Kinder!

  11. Stimme vollkommen zu, der Förderwahn ist kompletter Wahnsinn. Andererseits gehen meine Kinder hier in Dubai auf eine internationale Schule, wo bereits deutlich früher als in Deutschland mit Zahlen, Buchstaben, Lesen und Schreiben angefangen wird. Allerdings besonders bei den ganz Kleinen nur spielerisch. Es ist schon toll zu sehen, wie schnell die Kinder Dinge lernen, die sie lernen wollen! Und darauf kommt es wohl an, dass die Kinder es auch lernen wollen, es nützt sicher nichts ein Kind zu zwingen….

  12. aber das ist oft ein phänomen bei erfolgreichen, älteren, akademikereltern, mit nur EINEM kind, nicht wahr? haben sie vielleicht angst, dass ihr kind nicht so erfolgreich werden wird wie sie und sie blamiert? anders kann ich mir sowas nicht erklären.
    spätestens beim zweiten kind hat man keine zeit mehr für so einen shit.
    kinder sollten kinder sein dürfen, dieses striezen geht mir gegen den strich. warum nimmt man die kinder nicht, wie sie sind? ich habe bei meinen 3 kindern gesehen, dass sie alle von alleine kommen, sie tragen wissensdurst und den drang zu lernen in sich. und den sollte man löschen bzw. befriedigen, aber es nicht übertreiben. impulse sind okay und in diesem alter auch angemessen.
    im übrigen brachte sich mein sohn mit fast 2 jahren das buchstabieren selbst bei, sowie die zahlen bis 20. er konnte alle buchstaben benennen mit beispielwörtern. das war die folge des lerncomputermissbrauchs seiner 5jährigen schwester, während ich mit dem 3. kind frisch schwanger, den lieben langen tag über der kloschüssel hing. das erste, was er nach der kritzelphase malte, waren buchstaben. keine gesichter, nein, buchstaben. die meisten hat er übrigens vergessen, als das interesse auf dinos und unterwassertiere wechselte. die zahlen bis 10 kann er immer noch lesen, aber den rest hat er ebenso vergessen. er ist jetzt viereinhalb. man sieht also, dass sowas im alter von 2 jahren totaler quatsch ist. es sei denn, man wiederholt und wiederholt, aber warum? warum? warum?
    wenn man mit 5 die kinder langsam heranführt, aber mit 2 jahren? ich werd´s wohl nie begreifen! ich werde manche eltern nie begreifen.

    1. Ich denke, solche Eltern agieren aus Angst so; Angst davor, dass das Kind in der Schule und später nicht mitkommt, nicht die gleichen Chancen wie andere hat, Angst, dass sich wichtige Zeitfenster zum Sprachenlernen schließen und das „th“ später nicht ordentlich flutscht…

      Und dann wird natürlich immer betont, dass der Fridolin-Mauritz ja unbedingt in den Mandarinkurs wollte (klar, welcher Zweijährige träumt nicht davon?) und da auch ganz doll viel Spaß hat.

      Ich halte nichts davon. Im günstigsten Fall hat das Kind wirklich ein wenig Spaß, im schlimmsten versaut man ihm damit lebenslang die Neugier und den Spaß am Lernen. Die wichtigste Aufgabe für Kinder (bis zu einem gewissen Alter, klar) ist meines Erachtens spielen

  13. Erinnert mich irgendwie an diese Werbung für die Nachhilfeschule. „Sag mal, wie buchstabiert man „T-y-r-a-n-o-s-a-u-r-u-s“?“
    Ich verstehe solche Eltern nicht…

  14. Ohja, so Eltern kenne ich. Die stehen auch auf dem Spielplatz auffangbereit unterm Klettergerüst und bürsten das Bobele nach jedem Fall in den Sand gründlich ab.
    Desinfizierende Tücher haben sie auch immer dabei.

    Und sind besser als alle. Oder eher, Eltern die ihre Kinder einfach toben lassen sind eben nicht so gut wie sie.
    Dem wird mit mitleidigem Lächeln und spöttischen Bemerkungen Ausdruck verliehen, weil Kind ja garnicht gefördert wird und überhaupt.
    Aber mein Bobele macht sich gut in der weiterführenden Schule, deren Bobele ist von der Grund- auf die Förderschule gewechselt, als Totalverweigerer.
    Wundern tuts mich nicht, der Arme hatte ein straffes Programm mit ganzen 2 freien Nachmittagen. (Mittwochs und Sonntags)

    Arme Kinder, wirklich. Wozu haben wir eigentlich eine so tolle Möglichkeiten als Erwachsene mit Abendstudium und allem möglichen, wenn dann doch die Kinder schon im Kindergarten auf Leistung gedrillt werden?

  15. Also ehrlich, lieber Kinderdoc…Du willst uns verschaukeln, oder? Solche Leute gibt es nicht wirklich…ächt jetzt!

    Okay, ich gebe zu, wenn meine 2-jährige bis 3 zählt (eins-dei-deiii – wobei dei eine andere betonung hat als deiii gg), bin ich extremst stolz und gebe mich auch gerne kurzzeitig dem Gedanken hin, dass kein anderes Kind auf der Welt in dem Alter schon bis deiiii zählen kann (haha), aber niemals, wirklich niiiiemals, würde ich auf die Idee kommen, dass ich mit diesem Kind Buchstaben und Zahlen üben müsste! Unfassbar!

  16. Tja, mein Sohn konnte mit zweieinhalb bis zehn zählen – indem er mir beim Solitärspielen zugeguckt hat. War mir so peinlich, dass ich ihm eingeschärft hab, nicht mit Bube, Dame, König weiterzuzählen… Aber irgendwie hats ihn gepackt, mit 3 konnte er dann bis 20 addieren und auch ein bisschen subtrahieren. Und dann wars wieder gut, zählen kann er bis sonstwo, aber multiplizieren wollte er bisher nicht. Auch okay. Ich hab ihn immer gezeigt und erklärt was ihn interessiert hat, ob das jetzt Zahlen und Buchstaben waren oder Automarken oder der Straßenbahnliniennetzplan. Kinder lernen am besten, was sie interessiert, und den Standardkram werden sie in der Schule schon mitbekommen, da muss ich ihm nicht die Kindergartenzeit mit vollpflastern (es sei denn, er will es, natürlich).
    Meine Schwägerin ist da das andere Extrem. Ihre Tochter hat jetzt zum 4. Geburtstag einen Kaufladen bekommen, nicht, weil sie ihn sich gewünscht hat (sie wollte Barbies), sondern damit sie rechnen lernt. Sie wird zweisprachig erzogen, und das läuft so, dass sie jeden Abend Vokabeln lernen muss. Natürlich Ballett, natürlich Musikkurs, und das nach Kindergarten bis 5 Uhr nachmittag. Es ist echt schwer herauszukriegen, wo ihre eigenen Interessen liegen, weil alles komplett fremdbestimmt wird.

  17. Da gibt es ganz tolle und geduldige Apps für.
    Und wenn die Kleinen mit leuchtenden Augen fragen, ob sie nochmal die Zahlen spielen dürfen, wer könnte da schon nein sagen und sich nicht nochmal gemütlich auf dem Sofa umdrehen?

  18. Uah, meine persönlichen Alptraumeltern! Das wird sich noch lange so durchziehen bei diesem Vater; wir haben auch so ein Exemplar in der Klasse, der straffe Führung und eine Kopie des Lehrplans fordert, um stets den Überblick über die Lernerfolge seiner Tochter zu erhalten… Individuelles Lernen und das auch noch mit Spaß ist Schwachsinn, denn „wie soll das denn später mal im Beruf werden?“ Armes Kind. Und arme Bella-Maryke mit chronischen Überfördereltern.

  19. wie, das kind spricht noch nicht fliessen mandarin? hat noch nicht die relativitaetstheorie widerlegt? dirigiert nicht die berliner symphoniker und brilleirt gleichzeitig als violin solistin? die eltern haben alles, aber auch alles falsch gemacht. aus dem kind wird nie was.

    1. Und dann wundert man sich, wenn die heutige Generation mit Mitte 20 schon Burnout hat.

      Aber Hauptsache der Kindergarten war dreisprachig. 🙁

  20. Ich verstehe die Eltern auch nicht so ganz, dass Mädchen ist erst 2. Institutionelles Lernen fängt früh genug an, da reicht es wenn das Kinder vorher spielerisch und mit Spaß lernt und nicht nach dem Prinzip, so jetzt lernen wir den Buchstaben x.
    Und wie eben auch von Ihnen erwähnt, es gibt bei Kindern eine kognitive Entwicklung und die grenzt auch ein, was Kinder eben schon lernen können und was eben noch nicht. Klar vielleicht bringen die Eltern sie dazu, dass sie schon recht früh die Zahlenfolge auswendig aufsagen kann (nach dem Motto schaut wie weit Bella schon ist), aber dass heißt eben auch noch nicht, dass sie sie mit den entsprechenden Mengenvorstelungen verknüpfen kann. Sie hat es dann halt nur wie ein Gedicht auswendiggelernt.

  21. Och nööööö, das klang doch früher irgendwie ermutigender. Wenn Eltern alle Erziehungsratgeber lesen und sich nicht mehr auf ihr Bauchgefühl verlassen, geht es irgendwie immer in eine falsche Richtung.
    Und wie wäre es mit einer klaren Ansage, u.U. gepaart mit einer Übertreibung? Das Kind soll GAR KEINE Buchstaben, Zahlen oder Schulstoff lernen, es könnte ihm SCHADEN. Altersgemäße Förderung beinhaltet….
    Wenn die Eltern doch so auf Experten hören, wären solche Worte des Kinderdocs vielleicht hilfreich.

    1. Das Grundproblem ist, dass man lieber auf „Experten“ hört, als auf Menschen die sich wirklich auskennen, weil die einem 1) nicht nach dem eigenen Mund reden, 2) unangenehme Wahrheiten aussprechen könnten (Nein, Herr M. Ihr Kind wird auch mit 3 keinen Nobel Preis gewinnen, und warscheinlich auch nicht mit 30) und 3) sich vielleicht sogar kritisieren lassen müssen.

      Das wird bei Wunderheilern/Erziehern nicht passieren, denn denen läuft sonst die zahlende Kundschaft weg.

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