privatpatienten gehen bewußter zum arzt

mit privatpatienten habe ich keine probleme.
klar, werden jetzt alle sagen, die bringen auch genug geld in die praxis. das ist aber nicht der grund. privatpatienten bringen sicheres geld in die praxis, das ist der unterschied. bei den gesetzlich versicherten weiß ich immer erst nach zwei quartalen, ob ich auch alles bezahlt bekomme (stichwort deckelung) – und bei gesetzlich versicherten sind die abrechnungsziffern inzwischen zum großteil pauschaliert, d.h. ob ein kind zehnmal kommt oder nur einmal, man erhält immer das gleiche geld (übrigens momentan ca. 12 euro pro monat …).

nein, ich habe mit privatpatienten, in meinem fall eher privateltern, keine probleme, weil sie bewußter mit arztbesuchen umgehen.
ausnahmen bestätigen hier die regel. aber: ich sehe im vergleich diese kinder viel seltener. sie sind nicht gesünder oder besser ernährt, sie sind nicht besser geimpft oder gepflegt, ihre eltern sind auch nicht besser situiert (auch bei den gkv-versicherten habe ich anwalts- oder lehrereltern, wie bei den privaten einfache handwerker oder postbeamte). ich glaube, es liegt daran, dass die privateltern regelmäßig rechnungen erhalten und daher auch sehen, was eine medizinische behandlung wert ist. in der gkv gibst du einmal im quartal deine karte ab und hast dann pauschale rundumbetreuung, einschließlich überweisungen, impfungen und vorsorgeuntersuchungen. die privatrechnung zeigt jede einzelne maßnahme auf, und manche eltern schauen sich das wohl auch sehr genau an. dadurch wird ihnen transparenter, wie oft sie zum arzt gehen und welche medikamente der dokter verordnet (oder welche nicht).

nochmal: ausnahmen bestätigen die regel. es gibt auch gesetzlich versicherte, die ich selten sehe, die nicht immer zum arzt rennen, wenn ein schnupfen droht (um dann das rezept über nasentropfen von 1,55 euro mitzunehmen), und es gibt auch private, die jede woche auf der matte stehen. und das auch verbal einfordern. aber auch die machen mir weniger probleme: denn wenn sie kommen wollen, dürfen sie, sie zahlen auch für jede vorstellung 😉

in der summe sind mir die bewußten am liebsten, egal wie versichert: die über die jahre verstanden haben, dass man bei erkältungen vor allem nasentropfen gibt (und keinen dokter braucht), die bei durchfall auf milch und süßes verzichten und auf die flüssigkeit achten (und keinen doktor braucht) und die bei pickelchen erstmal abwarten oder eine einfache basiscreme benutzen – da die haut meist trocken ist – (und keinen doktor braucht).

die praxisgebühr wollte ein stärkeres bewußtsein schaffen für die kosten eines arztbesuches — es war ein witz. bei kindern gibts die sowieso nicht, und letztendlich war ein einmalige gebühr ebenso eine eintrittskarte für wiederholte arztbesuche wie keine gebühr. vielleicht sollten auch gesetzlich versicherte eine rechnung erhalten, die sie dann mit ihrer krankenkasse verrechnen müssen (gibt es eigentlich schon unter dem begriff kostenerstattung). was spräche dagegen? das würde den patienten deutlicher machen, was medizin kostet und die krankenkassen würden endlich die aufgabe bekommen, die sie ureigenst innehaben: das geld verwalten. im momentanen system macht das die kassenärztliche vereinigung für die krankenkasse, denn sie gibt das geld an die ärzte weiter und muß regularien wie deckelung, niederlassungsstopps usw. durchfechten. die trennung der behandlung vom eintreiben der kosten durch die ärzteschaft, das wäre eine traum.

68 Antworten auf „privatpatienten gehen bewußter zum arzt“

  1. aus eigener Betroffenheit: Es kann auch nur der Horror vor den Abrechnungen sein. Wenn man eine große Familie (5 Personen) ist, von denen 2 behindert sind (s0 richtig behindert, mit notwendigen Krankenhausaufenthalten und Facharztbesuchen ganz abgesehen davon dass das behinderte Kind eine Behinderung hat, die infektanfälligkeit beinhaltet und daher auch der normale Kinderdoc was von hat), hat man ganz schnell mehrere tausend € Außenstände und mehrere Stunden Büroarbeit vor sich, um diese von der PK wiederzubekommen…

    Scherz beiseite, meine Kinder kommen trotzdem oft genug zum Arzt, aber manchmal bin ich echt versucht, aus diesem Grund nicht zu gehen 😉

    Ansonsten glaube ich, dass insbesondere die Beamten in allen Laufbahnen einfach gebildeter sind im Vergleich zu anderen „gleichqualifizierten“ Berufen (trifft natürlich auch für die Angestellten im ÖD zu) und dass sie insgesamt im Durchschnitt gesehen gesünder leben.

  2. In Österreich bekommt jeder gesetzlich Versicherte eine Aufstellung aller Leistungen, die er im Vorjahr in Anspruch genommen hat. Dort sind die Kosten klar für jede einzelne Leistung aufgeschlüsselt und auch, welcher Arzt sie abgerechnet hat.
    Ich kannte das aus Deutschland nicht und finde, dass es ein guter Weg ist, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was ein Arztbesuch kostet und welche Posten wirklich teuer sind. So weis ich jetzt, dass mein Zahnarzt mit seiner Zeit nur sehr wenig verdient. Was teuer kommt ist das Material für Füllungen und evtl. Betäubungen. Erschreckend war, dass der Hausarzt für ein Gespräch (Erkältung, brauchte eine Krankmeldung) inklusive Beratung und Medikamentenerklärung nur knapp 10€ abrechnen darf. Ich bin immer wieder dankbar, wenn ich sehe wieviel Zeit er sich trotz dessen für jeden einzelnen Patienten nimmt.

  3. Uh, ich hab mich jetzt nicht durch alle Beiträge gelesen, aber ich würde schon gern diesen Hinweis noch geben: privat versicherte sind häufig diejenigen mit relativ hohem Einkommen und relativ wenig Zeit – da liegt es nahe, dass sie lieber gleich in die Apo gehen für die Nasentropfen (die FAST nix kosten) und sich nicht ohne Termin 1 h in die Praxis setzen. Gesetzlich Versicherte (ich zähl mich trotz gutem Einkommen selbst zu diesen) dagegen sind gelegentlich auch sozial schwächer gestellt und sind froh über jeden EUR den sie sparen können. Auch wenn sie dafür etwas länger in der Praxis hocken 🙂

    1. uh, nö:
      das ist genauso klischeehaft, wie folgendes:
      privat versicherte sind meist kinder von besser verdienenden, bei denen die mutter aber nicht arbeiten gehen muss und daher eigentlich genug zeit hätte, 1 h im wartezimmer zu sitzen. bei den gesetzlich versicherten ist die verteilung nach viel und wenig schotter noch ausgeprägter, das sehe ich auch so, aber geldumdrehen ist ja relativ: wenn ich mit dem tiefergelegten alubefelgten multi-amp-versorgten gefährt 2 straßenzüge fahre, um das kind vorzustellen, verbrauche ich mehr benzin, als wenn ich nasentropfen in der apotheke um die ecke kauf. aber die wartezeit kann ich ja mit der fluppe zwischen den zähnen vor der praxis verbringen „frau arzthelferin, holen sie mich dann rein, wenn ich dran bin?“
      noch ein vorurteil mehr? 🙂

  4. Ich weiß nicht mehr, wann ich das letzte Mal beim Arzt war.
    Ok, als Arzthelferin im Ruhestand *gg* behandel ich mich oft einfach selbst.
    Bei den Kids schätze ich erst einmal ab, renne nicht wegen jedem quersteckendem Furz zum Dok (ich kenne echt Eltern die das tun, wegen harmlose Fürze zum Doc, und nein es sind keine Erstlings-und Säuglingseltern!).

    Abgesehen von der Unnötigkeit: Was ein Streßfaktor immer, auch fürs Kind!
    Überfüllte Wartezimmer, sehr lecker, und die Gefahr das wir mit Bazillussonstwas wieder heimgehen ist enorm.
    Nene, ich gehe zur Vorsorge der Kinder, und sollte mal langsam wieder zur eigenen Vorsorge gehen, dass vergess ich nämlich…

  5. ohne alles gelesen zu haben, das system der gkvs ist deshalb so hirnverbrannt, weil kaum einer der versicherten weiss, wann er welche art von kosten verursacht, medikamente kosten manchmal weniger als die zuzahlung, manchmal ein monatseinkommen…. und der patient weiss von nichts. leider gibt es deutlich zu viele interessensvertreter, seitens der aerzte, der versicherungen, der poltik, die alle ihr eigenes sueppchen kochen anstatt mal alles auf null zu stellen und ein vernuenftiges system zu schaffen, das den arzt leistungsgemaess bezahlt, den patienten eine gute versorgung gibt, die aber deren eigenverantwortung nicht aussen vor laesst und so hirnrissige dinge, wie dieses praxisgebuehr, deren verwaltungsaufwand ja fast die einnahmen verschlingt, endlich wieder in die unendlichen weiten verschickt….

  6. Ich denke im Grossen und Ganzen stimmt das. Ich leben jetzt seit Jahren in Irland und hier kostet der Arztbesuch 40-80 Euro je nach Region, hinzukommen dann die Kosten der Medikamente (fuer Antibiotika legt man zwischen 25 und 50 Euro auf den Tisch) und da ueberlegt man sich nicht nur 3mal sondern mindestens 8mal ob man zum Arzt geht. Wegen eines Schnupfen oder Hustens oder ein bisschen Ausschlag geht hier keiner zum Arzt. Allerdings ist der gesetzliche Krankenversicherungsbetrag hier auch sehr gering und deckt hauptsaechliche kostenlose Krankenhausbehandlungen ab. Leider kann sich nicht jeder eine gute Zusatzversicherung leisten, welche die Arztkosten abdeckt und im Falle einer laengerfristigen Erkrankung sind schone einige Familien verarmt.
    Nicht so gut finde ich dieses System auch fuer Babys und Kleinkindern, da die Eltern oft warten bis es richtig schlimm ist, bevor sie einen Arzt konsultieren und den Kleinen koennte manches Ungemach oder komplizierte Infektion erspart bleiben. Ich plaediere deshalb auch weiterhin fuer kostenlose oder guenstige medizinische Versorgung fuer Kinder und langfristig oder chronisch Erkrankten. Dafuer koennte man so manchen Erwachsenen, der sich fuer ein paar Halsschmerzen krank schreiben laesst, zur Kasse bitten.
    Das deutsche System ist nicht schlecht und man ist ziemlich gut abgesichert, das merkt man wenn man mal im Ausland wohnt und laengerfristig krank ist und jeden Monat 132Euro fuer Medikamente bezahlen muss (z.B. angeborene Herzfehler)

  7. Ich hätte mal eine Frage an Kinderdoc:

    Sagst Du es den Eltern, dass sie eigentlich gar nicht kommen bräuchten?

    Ich frage deshalb, weil ich mal mit meinem Kleinen einen Impftermin hatte, der vom Kinderarzt gestrichen wurde, weil er einen Infekt hatte (harmlos, aber etwas Temperatur). Eine besondere Behandlung war nicht nötig und mir wurde gesagt, wir bräuchten nur dann wieder kommen, wenn es deutlich schlimmer würde. Sohnemann war fröhlich und wie gewohnt gut drauf und nach ein paar Tagen war alles in Bester Ordnung. Ich bin für solche Hinweise sehr dankbar. Denn dann weiß ich auch, dass ich mir keine großen Sorgen wegen einer harmlosen Erkrankung machen muss.

    Ich kenne aber Eltern, die lieber 2 Ärzte wegen einem Niesen aufsuchen und um Medikamente betteln, die dann zu Hause aber durch die viel „besseren“ Globuli ersetzt werden. Warum die Eltern allerdings die Kinder von einem Arzt zum andern quälen und sich dann auch noch vom Heilpraktiker „beraten“ lassen, ist mir nicht ganz klar. Vielleicht sollten ja die Eltern mal einen Arzt aufsuchen…

  8. In Österreich kriegt man seit ein paar Jahren jedes Jahr eine Abrechnung zugeschickt wieviel man so kostet.
    Ist schon interessant. Allerdings halte ich es für Geldverschwendung, bewusster wird man deshalb nicht glaube ich, wenn man es nicht sowieso ist (ich gehe selten zum Arzt und wüsste auch nicht warum öfter, meine Schnupfen kann ich ja selbst behandeln, ohne, dass ich mir dann viell. ne Grippe einfange 😉 ), denn es kostet sicher genügend das für alle Leute zu erstellen und zu versenden. Man sollte es einfach anfordern können und gut is.

  9. Ich kann dies bestätigen – meine Kinder und ich sind dank Beamtenstatus privat versichert und ich bin oft schockiert wie teuer manche Behandlung ist. Nasentropfen hole ich auch selber in der Apotheke, lieber 2 Euro zahlen, als im Wartezimmer 3 neue Infekte einhandeln. 😉

    Gruß

    Susanne

  10. Wenn wir gesetzlich Versicherten Hilfsmittel beantragen bekommen wir ja die Kostenzusage immer mit dem Preis aufgelistet. Obwohl ich in der Regel die Kostenvoranschläge kenne, schauert es mich doch immer, wenn ich diese Summen sehe. Und ich werde auch dankbar, daß ich gesetzlich versichert bin. Denn 2003 hat mein Sohn einen Talker bekommen, der Preis lag damals bei 13000€, das ist eine Kassenleistung, wird aber selten von privaten Versicherungen übernommen. Heute sind die Geräte wie alle Computer billiger geworden, aber die Anschlußversorgung wird demnächstig auch über 8000 € kosten.
    Auch der angepaßte Kinderrollstuhl ist nicht für jeden Versicherten in der „Privaten“ eine Selbstverständlichkeit, was bei uns innerhalb von 3 Wochen genehmigt war (mein Beispiel), ist da oft nur über Spenden und Stiftungen zu finanzieren.
    So kriege ich immer genau vorgerechnet, was man für meinen Sohn an Sachleistungen ausgegeben hat und das ist nicht wenig. Ja, nach diesen Bewilligungsbescheiden weiß ich meine Krankenkasse zu schätzen.

    Ob es dadurch gekommen ist oder sowieso meine Art ist, ich beantrage jedenfalls nur Hilfsmittel, die ich auch kaufen würde, wenn ich sie privat bezahlen müßte. Also die, die für mich/ meinen Sohn elementar sind. Nie nach dem Motto, ist ja Kassenleistung und nice to have.

    Diesen Eindruck hat inzwischen auch meine Sachbearbeiterin bei der Krankenkasse von mir gewonnen und wir arbeiten gut zum Wohle meines Sohnes zusammen.

    Vielleicht wäre es tatsächlich nicht schlecht, uns Patienten eine Kostenaufstellung pro Quartal oder Jahr zukommen zu lassen, was wir die Versicherung gekostet haben.

    Ob das zu bewußteren Arztbesuchen führt, oder nur zu Mitleid mit diesen (Stichwort Deckelung) führt weiß ich aber nicht.

    Schöne Grüße

  11. Mein Kind sieht den Arzt nur zur Vorsorge. Wie ich selbst im Übrigen auch. Sonst gibt’s für mich wirklich seltenst mal nen Grund, einen Halbgott zu beschäftigen. Und das find ich gut so.
    Was ich aber eigentlich sagen wollte: Wenn Kassenpatienten zumindest eine Abrechnungskopie erhielten, wäre das mal ein schöner (wenn auch zumeist leider letztlich doch wieder wertloser) Versuch, dem Abrechnungsbetrug Einhalt zu gebieten, der laut Sicherheitsbericht der Bundesrepublik „wahrscheinlich“ (haha) System hat und von allen Seiten praktiziert wird, der sich aber an keiner Stelle nachvollziehen oder überprüfen lässt, weil das Abrechnungsverfahren so schrecklich intransparent ist.

    Unterm Strich hat’s ein paar Vorteile – aber wenn wir das wirklich so anfingen, dann höre ich schon wieder (entschuldige bitte, Dok) die Ärzteschaft über den zusätzlichen Arbeitsaufwand maulen.

  12. Die behandlungs- und hilfebedürftigen Erkrankungen (Keuchhusten und Windpocken z.B.) bekam mein Kind am Wochenende. Also blieb für mich als Erst- und Altgebärende mit zugegebenermaßen großem Unsicherheitsfaktor in dieser Situation nur die dankenswerterweise in unmittelbarer Nähe angesiedelte Kinderklinik. Dort wurde uns mit großem Einfühlungsvermögen und Verständnis geholfen.

    Allerdings saßen im Wartezimmer auch immer wieder Eltern mit Kindern, denen (den Kindern 🙂 …) die Nase tropfte oder bei denen eine Impfung fällig war. Auf die behutsame Frage, warum sie am Wochenende in die Notfallambulanz kommen, die Antwort: Weil wir während der Woche keine Zeit haben.
    Dafür Verständnis aufzubringen, fällt mir schwer.

    Unser Kinderarzt hatte seine Praxis in größerer Entfernung. Die weitere Anfahrt für Impfungen und die U’s nahmen wir gerne hin , weil er einfach nur „toll“ war. Im Umgang mit dem Kind und im Umgang mit den Eltern.

    1. Naja, man muss ja nicht alles verstehen. Manche Eltern sind vielleicht einfach nur Idioten. Andere wiederum leben möglicherweise in Verhältnissen, die ihnen einen Arztbesuch unter der Woche tatsächlich nicht so ohne weiteres erlauben. Wenn am z.B. alleinerziehend ist, Kind schon öfter krank war und man Angst um den Job hat, wenn man dauernd weg bleibt.

  13. Na, da wären aber die Ärzte die ersten die rebellieren, nämlich weil sie zu wenig Geld einnehmen.
    So sicher wie das Amen in der Kirche.

  14. Die Trennung von Behandlung durch die Ärzteschaft vom Eintreiben des Gelds wäre Dein Traum?

    Kein Problem, die Lösung heißt Gesundheitszentrum mit angestellten Ärzten, Lauterbach kennt sich da aus, falls Du Fragen hast. Ob dann für Dich unterm Strich allerdings mehr rauskommt? Vermutlich nicht. Handwerker müssen Ihre Forderungen schließlich auch selbst eintreiben. Außer sie sind Angestellte.

    Und noch eine Frage: Bisher waren die Ärzte doch immer unter den Spitzenverdienern. Ist das immer noch so?

  15. Die Felllosen sind gehen immer nur dann zum Arzt, wenn dieser gebraucht wurde. Zumindest war das beim Kinderdoc so. Wenn er die Zweibeiner sah, wußte er, das Not am Manne war und Eile vonnöten und so ist seine Lieblingspatientin auch immer sofort behandelt wurden. Wegen einer Erkältung waren sie dort nie vorstellig. Nun ist der Felllose seit seinem Unfall auf Schmerzmedikamente wie Tramal angewiesen. Diese werden nicht vom Hausarzt verschrieben, da sein Budget zu niedrig ist. Also fährt der Zweibeiner alles 6 Wochen in ein 25 km entferntes Städtchen, nicht ohne vorher seine Überweisung beim HA abgeholt zu haben. Nicht, das der Hausarzt das so will, nein der sogenannte Schmerzarzt will diese. Beim Schmerzarzt gibt der Felllose dann wieder sein Kärtchen ab, wartet 2 Minuten und ist 1 Minute zur Schmerzbehandlung im Arztzimmer. Jedesmal stellt sich hier die Frage: Wieviel Gelder werden hier zum Fenster herausgeschleudert. Unter diesem Gesichtspunkt wäre die Rechnungslegung, die hier diskutiert wird, natürlich auch sinnvoll. Müßte nämlich der Patient in orkasse gehen (was sich allerdings die wenigsten leisten können), würde auch hier dem missbräuchlichen Abrechnungswahnsinn ein Riegel vorgeschoben werden. Thor Löwenherz im Namen der Felllosen

  16. ich kann dem kinderdok nur zustimmen.
    seit ich privat versichert bin, gehe ich bewusster zum arzt. auch mit den kindern. vorher ging ich fast hypochonderhaft ständig.
    allerdings liegen die gründe anderswo: ich habe durch meinen 4jährigen griechenlandaufenthalt und der dortigen miserablen praxis- und kliniksituation gelernt, abzuwägen und natürlich lernt man auch mit den jahren und bei steigender kinderzahl in der familie 😉
    UND noch ein wesentlicher grund: ich muss nun die medikamente und arztrechnungen vorschießen (vor allem das impfserum muss ich bei unserem KiA sofort zahlen) da sich die kasse zeit lässt mit der zahlung. bis die zahlen ist die erinnerung und manchmal schon die mahnung im haus. das ist mir unangenehm, natürlich. und so zahle ich sofort nach eingang der rechnung.
    da überlegt man schon. vorher habe ich nie darüber nachgedacht, ich hatte keine rennereien, kein bürokram. aber natürlich ist es interessant zu sehen, wie viel selbst eine rezeptausstellung kostet 😉 herzliche grüße!

  17. Zum Arzt geh ich als GV öfter, liegt aber vllt daran, ddass ich das jetzt selbst in der Hand habe und nicht mehr meine Eltern. Selbst mit 18 geht die Rechnung an meinen Vater und der muss ja nicht alles wissen…….. Wobei das öfter sich im großen und ganzen auf Rezepte bezieht, da ich nur diese regelmäßig hole. Ansonsten Impfungen und letztes Jahr 1x Erkältung. Eigentlich wäre ich nicht gegangen, aber ich brauchte das Attest…Meine Feststellung: mit Nasenspray dauert der Schnupfen bei mir länger…
    @elamatrix: mein letzter Stand von einem Kinderarzt: Lasst das Kind das essen, worauf es Lust hat. (klar nur süßkram oder sehr scharfes nicht) beim Trinken ebenso.

  18. Zitat Kinderdok: „in der summe sind mir die bewußten am liebsten, egal wie versichert: die über die jahre verstanden haben, dass man bei erkältungen vor allem nasentropfen gibt, die bei durchfall auf milch und süßes verzichten und auf die flüssigkeit achten (…)“

    Hach ja, passt auf uns. Bin zufrieden ;-). Deshalb war ich auch irritiert über den Zwölfjährigen mit Schnupfen und Husten. Vor allem, wo der doch so große Angst hat!

  19. Keine Milch bei Durchfall? Ich hatte mich neulich belehren lassen dürfen, dass es bei Durchfall keine spezielle Diät mehr gibt sondern das Kind das essen soll , worauf es Hunger hat. (meine Tochter wolllte unbedingt Milch haben)

  20. Nun ja, und dann ist es als „PKVler“ einfach mühsam gegen den Arzt zu argumentieren wenn der seltsame Dinge abrechnet. Nachdem ich bei unserem Kinderarzt gegen die letzte Rechnung Einspruch eingelegt habe, hat er in 3 Monaten keine neue geschickt – beim letzten Besuch eines Kindes hat er meine Frau angeätzt „ob ihr Mann Kinderarzt sei und das beurteilen könne was die Ziffern bedeuten“ (nein, bin ich nicht, aber wenn schon der Text von einer „chronischen Erkrankung“ spricht über die wir aufgeklärt werden und keines unserer Kinder eine derartige Erkrankung hat, muss ich das aber auch nicht sein). Schade dass wir hier auf dem Dorf wohnen (und die Behandlung an sich gut ist … trotzdem zahle ich nicht mehr, als ich muss!)

    Und abgesehen vom Selbstbehalt bin ich mir sehr bewusst dass ich das, was ich mehr ausgebe, im Folgejahr als Erhöhung wieder reinbekomme …

    1. Au ja, das hatte ich auch mal bei meinem Hausarzt. Der hat ständig eine Ziffer abgerechnet zu besonders aufwändiger Beratung bei chronischen und lebensverändernden Erkrankungen, einfach, weil ihm die normale Beratung anscheinend zu billig war. Meine KV hat das moniert, ich hab das reklamiert, und die Arztheleferin und Hausarztgattin fand das auch ziemlich unverschämt, dass die PKV da auf korrekter Abrechnung bestand. Mein Einwand, dass sie sich ja soch wohl an ihre Gebührenordnung halten müssten, wurde mit einem verständnislosen Blick quittiert. Nach dem dritten mal hab ich entnervt aufgegeben und bin in eine Privatpraxis gewechselt.

  21. Es könnte aber auch daran liegen, dass Privatversicherte im Schnitt das an Beiträgen einzahlen müssen, was ihre durchschnittlichen Behandlungskosten sind. Siehe sehen also direkt, was Gesundheit kostet.

  22. Ist es wirklich das Geld, das Eltern zu einem „bewussten“ Arztbesuch anleitet?

    Mal ganz abgesehen vom Geld, versuche ich möglichst jeden Kinderarztbesuch zu vermeiden, weil man dort wirklich die schönsten Krankheiten findet, mit denen das Kind sich anstecken kann, zu der hübschen Krankheit, die das Kind selbst schon hat.
    Und dennoch: als Mutter eines relativ kleinen Kindes bin ich immer lieber einmal mehr als einmal zu wenig zum Arzt gegangen, einfach weil ich unsicher war (und unser Kind aus jedem Hüsterlein eine spastische Bronchitis gemacht hat).
    Und auch heute, mit etwas größerem Kind, ist mir das Geld schnurz (PKV). Wenn ich aufgrund des Gesundheitszustandes des Kindes glaube, ein Arztbesuch ist notwendig, dann wird der gemacht. Wenn kein Anlass dafür besteht, bin ich mehr als froh.

    1. ja, das wünschte ich mir bei allen patienten. gefühlt ist es oft aber anders: hier werden kinder vorgestellt, da sitzen im wartezimmer zehn andere, die deutlich kranker sind – und kind a mit sicherheit angesteckt haben und deren eltern oft kranker sind als die kids selber. aber es ist „eben kurz vor dem wochenende“ oder „kurz nach dem wochenende“.

      1. Lieber Kinderdok,
        grundsätzlich kann ich deinen Ärger über die „kurz vor/nach dem Wochenende“-Kundschaft durchaus verstehen. Meine zwei Kinder (4 und 2 Jahre alt) sind aber leider bisher nicht in der Lage differenziert ihre Ohrenschmerzen in „leichter Erguss hinterm Trommelfell“ und „kurz vor dem Platzen“ zu unterscheiden. Und dann schlage ich doch lieber nochmal am Freitag in der Praxis auf, lasse mir den tatsächlichen Zustand der Ohren mitteilen, anstatt am Wochenende 6 Stunden in der Notaufnahme zu landen, wo im 20-Minuten-Takt der Boden/die Bilderbuchkiste … vollgekotzt wird, um evtl. auch mit einem „leichten Erguss“ entlassen zu werden.
        Jepp, die Freiheit nehm` ich mir. Zum Trost, die Kinder sind privat versichert;)
        Am liebsten wäre mir eine Elternfortbildung, die das Standardprogramm Ohren-Lunge-Hals abdeckt, das würde – zumindest meiner Kinderärztin – vermutlich einige unserer Besuche ersparen.

  23. Putzig, dass ausgerechnet ein Kassenarzt auf den Gedanken kommt, eine Verlagerung der Abrechnung zu den Krankenkassen hin wäre von Vorteil. Der Klotz, der dem im Wege liegt, sind die doch zu allererst kassenärztlichen Vereinigungen.

    Die Krankenkassen klagen seit Ewigkeiten, dass sie die von den KVen gemeldeten Ausgaben kaum kontrollieren können. Und wer die Berichterstattung verfolgt, muss feststellen, dass es bei Abrechnungsbetrug immer die KVen sind, die jegliche Ermittlungen so es nur irgend geht blockieren.

    Das gängige Argument seitens der Ärtzeschaft gegen eine Rechnungsstellung an gesetzlich Versicherte lautet übrigens, dass diese Versichertengruppe zu einem nennenswerten Teil nicht in der Lage wäre, Rechnungen einzureichen, die Ärzte ihrem Geld also hinterherlaufen müssten.

    1. oh, ich sage nicht, dass die kv´en ihre arbeit besser machen. unser system ist von vorne bis hinten krank. und am meisten schlucken die verwaltungen (also die chefetagen), siehe verdienste krankenkassen- oder kv-funktionäre.

  24. Es kann noch einen Grund geben – die allerwenigsten PKVler bekommen noch wieder, was sie dem Arzt in Rechnung stellen. Die meisten haben eine Selbstbeteiligung von mehreren hundert Euro im Jahr – alles andere ist schlicht nicht mehr bezahlbar.
    Will sagen, die ersten 200 – 600 Euro im Jahr (je nach Vertrag) zahlt man zu 100% selbst pro Patient wohlgemerkt. Hat man dann in der Familie bis zu 3 PKVler, dann kann sich das durchaus summieren. Und wenn es dann so gegen November ist, man erst 120 Euro im Jahr abgearztet hat und das Kind hat diesen Husten – dann wartet man eben noch. Die Medikamente muß man ja eh auch selbst voll bezahlen, bis man die Selbstbeteiligungsgrenze erreicht hat.
    Nicht falsch vestehen, ich als GKVlerin gehe auch nicht öfter zum Arzt als meine PKVler in der Familie – Mütter tun das selten, die kommen meist nicht dazu. Aber ich glaube nicht, daß das alleinige Sehen der Rechnung ausreicht. Das alleinige Bezahlen aber durchaus.
    Die Frage ist nur, wie sinnvoll das ist. Oder wieviele der PKVler aufgrund von verschleppten Krankheiten dann erst recht flach oder im Krankenhaus liegen. Die Statistik würde mich mal interessieren.

    1. Eine 100%-PKV kann sich tatsächlich kaum jemand leisten, schon gar nicht für die ganze Familie…

      Hier in Frankreich werden 70% der Arztkosten von der GKV übernommen – je nach Arzt in Direktabrechnung oder auf Erstattungsbasis. Die CPAM ist allerdings so freundlich, wenige Tage nach der Abrechnung (seit es hier die „Carte Vitale“, die Patientenkarte, gibt, über die die meisten Ärzte ihre Rechnung direkt online an die CPAM schicken) bzw. nach dem Einreichen des roten Quittungsformulars die Erstattung zu überweisen. Bei höheren Summen sagen die Vorzimmerdamen dann auch schon, „soll ich den Scheck ein paar Tage zurückhalten?“
      Für jeden Arztbesuch wird ein Euro von der Erstattung abgezogen.
      Ungefähr einmal im Monat kommt die Abrechnung, per Post, und man sieht, was man so gekostet hat.
      Die restlichen 30% erstattet eine Ersatzkasse, so man denn eine hat; sie wird von der GKV über die Rechnungen informiert. Die ist erfreulicherweise nicht altersgestaffelt in ihren Tarifen, sondern nur nach Leistungskatalog. Die Erstattungen der GKV sind immer drin enthalten, u.U. aber höhere Leistungen für Zahnersatz (nicht GKV-fähig) oder Brillen – oder Heilmittel im weiteren Sinn. Der Arbeitgeber zahlt oft einen Teil der Ersatzkassen-Prämie, wählt dann allerdings auch die Kasse aus. Da mein AG 90% der Prämie zahlt, bleiben mir nur 41€ pro Person und Monat übrig, das ist in Ordnung.

      Apotheken rechnen meist zu 100% mit der CPAM ab, was die nicht erstattet, rechnet sie gegen die Arzterstattungen auf. Auch die Apotheken sind vernetzt, und die Ersatzkasse wird auch hier über die Rechnungen informiert.

  25. Da wäre ich auch als Apotheker im Bereich Medikamente stark dafür. Medikamente gäbe es nur noch gegen Barzahlung (also Vorkasse) und das Problem mit den Retaxationen und den Rabattverträgen gehört ein für alle mal der Vergangenheit an.
    Und wer sich seine Medikamente im Ausland via Versand bestellen möchte, möge dies bitte gerne tun und das Geld erst mal via Vorkasse ins Ausland überweisen.

    Die Leute würden auch hier mal sehen, dass Medikamente wirklich Geld kosten und die Mentalität mancher Mitbürger, Medikamente erst mitzunehmen und dann doch wegzuwerfen würde der Vergangenheit angehören. Man muss aber – sowohl bei Medikamenten als auch bei Arztrechnungen – Ausnahmen für Geringverdiener schaffen.

    1. Die Chemo meiner Mutter kostete pro „Ladung“ knapp 1500 €. Vorauskasse? Gerne, locker! Aber aus Sicht eines Apothekers sind vermutlich auch Normalverdiener schon Geringverdiener – er hat ja dank der sprichwörtlichen Apothekenpreise ein großzügiges Einkommen :>

      1. Einspruch euer Ehren! und ich zitiere aus meinem Blog (17.12.08):
        „Ein befreundeter angestellter Apotheker war mal so nett nachzuschauen wie denn die Preise der Hormone, die für meinen Behandlung in Frage kommen so im Einkauf kosten…

        Der Gewinn der Apotheke beträgt da gerade einmal 3 % (in Worten: drei Prozent).“

        Drei Prozent von gut 500 € – ja, damit schwimmt der Inhaber der Apotheke bestimmt im Geld… (nachdem er seine Kosten für Löhne etc. pp abgezogen hat)

      2. Das Gehalt eines angestellten Apothekers wird in der Presse deutlich überschätzt. Es handelt sich dabei um einen Beruf in einem kleinen Einzelhandelsunternehmen, der überwiegend von Frauen ausgeführt wird. Das Gehalt ist für einen Akademiker eher im unteren Drittel anzusiedeln, beispielsweise verdient ein angestellter Arzt in einem Klinikum brutto etwa das Doppelte (kein Neid gegenüber Ärzten, das ist ebenfalls ein schweres Studium).

        Ich hatte bei meiner Antwort vergessen, dass man auch für hochpreisige Medikamente eine Ausnahmegenehmigung einführen sollte.

        Bitte bedenke auch, dass die 1500 Euro auch vom Apothekenbesitzer erst mal drei Monate lang vorgestreckt werden müssen, bis das Geld wieder von der Kasse da ist. Das muss erst mal aus Eigenkapital oder über Kreditaufnahme finanziert werden; beides verursacht Kosten (entgangene Zinseinnahmen oder Zinsen für den Kredit). Der Gewinn liegt dabei übrigens bei 50 Euro, dafür lacht Dich jeder Einzelhändler aus.

        Mein Statement ging eher in die Richtung, dass die normalen Medikamente in der Preisklasse bis etwa 100 Euro durch den Kassenpatienten selbst bezahlt werden sollten und er sich dann selber mit seiner Kasse streiten soll, bis er das Geld wieder hat. Deutsche Kassen haben teilweise eine echt schlechte Zahlungsmoral.

        1. Wenn er dann noch in der Lage ist, sich mit der Kasse zu streiten.

          Sorry, aber diese Vorauszahlungsdiskussion hat für mich was von Arroganz der Zahlungskräftigen. Ich muss als kleiner Selbstständiger und mittlerweile Chroniker genauso um jede zu bezahlende Rechnung kämpfen und am Monatsende bzw. Anfang könnte ich mir definitv auch keine 20 EUR Vorauskasse bei Apotheke oder beim Arzt leisten. Meine Beiträge orienteiren sich an der Einkommesnlage von vor 2 Jahren, wie die jetzige ist, interessiert die Kasse wenig, solange kein Steuerbescheid vorliegt, und die dafür notwenige Erklärung muss ich ja dem Steuerberater auch erstmal abringen und vor allem bezahlen. Auf der anderen Seite schauen meine Kunden nur leicht amüsiert, wenn ich von ihnen Vorauskasse verlange. Zahlungziele von 30 Tagen sind selbstverständlich und werden gern auch mal auf 90 oder mehr Tage ausgedehnt.

          1. Es geht ausdrücklich nicht um Vorauskasse. Die Leistung wurde ja bereits erbracht: das Medikament wurde abgegeben, bzw. der Arzt hat seine Behandlung bereits durchgeführt. Das Ganze wird vor Ort bezahlt und der Kunde reicht den Beleg bei seiner Kasse zur Erstattung ein. Wenn er eine vernünftige Kasse gewählt hat, wird diese das doch umgehend überweisen. Falls seine Kasse die Erstattungen laufend hinauszögert oder erbrachte Leistungen aus fadenscheinigen Gründen nicht bezahlt werden, wird er sich eine Krankenkasse mit einer besseren Zahlungsmoral suchen.

            1. Na dann erklären Sie mir mal den PRAKTISCHEN Unterschied zwischen Vorauskasse und direkter Zahlung vor Ort durch den Kunden.
              Geld ist weg, und in der Apotheke wird man den Kunden kaum mit dem medikament gehen lassen, wenn er nicht bezahlt hat.

            2. Das, lieber Karl, ist doch ganz einfach: bei Vorauskasse gebe ich Geld, ohne sofort die Gegenleistung zu bekommen. Bei direkter Zahlung gebe ich Geld und bekomme meine Leistung.
              Vorauskasse wäre „ich bestelle Ihnen Ihr Medikament, aber Sie bezahlen es, bevor ich die Bestellung absende.“

            3. Das lieber Wolfram ist für mich PRAKTISCH, und die Großschreibung war Absicht, für den Kunden kein signifikanter Unterschied, solange bei Vorrasuzahlung nicht längere Zeit zwischen Bezahlung und Lieferung verstreicht, was in diesem Falle ja nicht so sein dürfte. Die penkuniären Folgen des Ganzen dürften i.A. maximal um einen Tag versetzt eintreten, und ganz praktisch läuft es eben auf das gleiche hinaus: Keine Kohle => Keine Medizin

            4. Ehrlich gesagt, Karl, die meisten Leute HABEN das Geld für die Medikamente, die sie beziehen. Oder hätten es, wenn sie beispielsweise ihren Rauschmittelkonsum einschränken würden („Rauchen aufgeben ist doch einfach, ich habs schon hundertmal gemacht.“), der oft genug zur Krankheit das Seine ohnehin beiträgt.
              Für die, die es nicht haben, sei es wegen mangelnden Einkommens, sei es wegen besonders teurer Medikation, gibt es immer Möglichkeiten, die Direktabrechnung zwischen Apotheke und Krankenkasse zu vereinbaren.
              Warum soll – und das frage ich dich als selbständigen Unternehmer – warum soll ein kleiner Unternehmer mit einer Handvoll Angestellten systematisch seinen Kunden Kredit geben, ohne zu wissen, ob er das Geld je kriegt?
              Seien wir doch mal ehrlich: der Kunde der Apotheke, wer ist denn das, wer soll denn das sein? Wollen wir selbst Kunde der Apotheke sein, oder wollen wir, daß die Krankenkasse Kunde der Apotheke ist und uns nur die Mittelchen gibt, die sie gnädig zuzuteilen geruht? Wenn ich aber selbst Kunde sein will, dann muß ich auch selbst für den Handel gerade stehen, und da gilt nun mal die Regel: Geld gegen Ware. Und das ist genau KEINE Vorkasse.

              Noch was: Meine Ärztin verschreibt gern Inhalatoren bei Atemwegserkrankungen. Die kosten mal fix 30 Euro. In Deutschland wahrscheinlich 40… Ich weiß das, weil der Preis draufsteht und ich das Geld vorlegen muß. Und ich weiß, wenn ich das gleiche Produkt noch zuhause liegen hab, dann werd ich kein neues aus der Apotheke „holen“, bevor das andere leer ist.
              In Deutschland steht kein Preis auf dem Medikament. Außer für Privatpatienten. Die legen eh das Geld auf den Tisch und bekommen es nachher von der Kasse erstattet. Aber das ist doch keine VORKASSE – sie bekommen schließlich in derselben Minute, wo sie bezahlen, ihr Medikament!

            5. „Die meisten“ – richtig! Aber ich hätte keine 1100 € mal so eben von meinem Netto übrig, die in meinem konkreten Fall an Vorauszahlung jeden Monat erforderlich wären. Wo wäre denn die grenze was an Vorauszahlung zumutbar ist? 1% vom Brutto? 2%? 50%?
              Ach ja mein einziges „Rauschmittel“ ist selbstgebrautes Bier, weil mich die Industrieplörre/aufgesprudeltes Glattwasser von Bitsteinbachfrühquell nur noch langweilt – aber das ist wohl ein anderes Thema…

            6. remis, 1100 Euro habe ich auch nicht übrig, soviel habe ich netto nämlich gar nicht. Bruttogehälter als Maßstab heranzuziehen finde ich fragwürdig, aber irgendwo da wäre der Ansatz zu suchen: bis zu einem gewissen Satz pro Monat. Oder aber: Dauermedikationen und alles, was über 100 Euro im Monat im Einzelfall geht. Ich hab das nur an-, aber noch nicht ausgedacht, sonst wäre es vielleicht ein Gesetzentwurf.
              Karl, ich wundere mich ehrlich gesagt, warum so viele Kaufleute sich darauf noch einlassen, zinslose Kredite an ihre Kunden zu verteilen. Im Einzelhandel allerdings findet sich dieses Verhalten nicht; oder kannst du zu deinem Lebensmittelhändler gehen und anschreiben lassen? „Die Firma gibt keinen Kredit“ steht da wohl eher irgendwo angeschlagen.
              Als Kaufmann kennst du auch sehr gut die Definition von Vorkasse.

              Ich habe irgendwo hier beschrieben, wie das System in Frankreich funktioniert; die Sache mit den zwei Kassen, GKV und Zusatzversicherung, finde ich nervig, aber davon abgesehen scheint mir das der richtige Ansatz: eine Leistung hat einen Tarif, und der wird bei Leistungserbringung auch bezahlt, und zwar vom Leistungsnehmer. Der Kunde ist nämlich immer noch der Patient und nicht die Versicherung.
              Mit der Versicherung habe ich einen Vertrag, daß sie Arzt- und Medikamentenkosten in gewissem Rahmen trägt, der vertraglich abgesteckt ist, und zwar prinzipiell auf Erstattungsbasis, seit einiger Zeit (wenn der Arzt dafür mit der GKV die Verträge unterzeichnet hat) auch auf Basis Direktabrechnung, aber das auch nur, wenn ich die elektronische Patientenkarte habe und vorzeige.
              Das funktioniert. Und der Arzt, der weiß, daß sein Patient die 23 Euro für die Konsultation nicht vorstrecken kann, wird den Scheck auch eine Woche zurückhalten, bis die KV erstattet hat.

            7. Ich widerspreche dennoch und wiederhole mich gern:
              PRAKTISCH ist für mich es das Gleiche, ob ich erst bezahle und dann das Medikament bestellt und von mir nach einem Tag abgeholt wird, oder ob ich das Medikament bei der Abholung vollständig bezahlen muss, das macht gerade einen Tag Unterschied für mein Portemonaie. Für MICH als Kunde/Versicherter macht das keinen oder nur marginalen Unterschied, und ich halte die Diskussion über Formalien in DIESEM Falle für überzogen und akademisch.

              Und meine Beiträge hab ich im Übrigen auch schon vorher bezahlt, aber das ist ein anderes Thema, denn die meisten Menschen haben das System der solidarischen Versicherung nicht begriffen oder wollen es nicht begreifen, nachdem man nicht davon ausgehen kann, dass der Input in From von Beiträgen weder bezogen auf kurze Zeiträume noch auf bezogen auf die Lebenszeit dem Output an medizinischer Leistung nicht in jedem Fall entsprechen kann, da es immer Menschen geben wird, die mehr als ihre eingezahlten Beiträge verbrauchen, und daher zwnagsläufig solche, die weniger „herausbekommen“ als sie eingezahlt haben. Dass hier Aufklärung betrieben werden muss, steht außer Frage, und dass Kostentransparenz erwünscht ist ebenfalls. Nur ICH kann bisher die von MIR verursachten Kosten nur auf explizite Nachfrage erfahren und auch dann oftmals nicht vollständig.

              Solange der Gesetzgeber nicht die Grundlagen für Kostentransparenz schafft oder die Leistungserbringer freiwillig etwas tun, sollte man sich nicht darüber beschweren, dass die Leistungsempfänger nicht informiert sind. Letztere sollte man allerdings ggf. auch „gegen ihren Willen“ über die durch sie verursachten Kosten informieren.

              Ich habe in den letzten Jahren so viele Fälle kennengelernt (und da schließe ich mich selbst ein), wo ernsthafte Ekrankungen Menschen finanziell an ihre Grenzen gebracht und manchmal auch die wirtschaftliche Existenz gekostet haben, dass ich dem Argument, dass die meisten das Geld für die Medikamente haben, nicht folgen kann. Und was macht es für einen Sinn, NOCH mehr Verwaltungsaufwand zu schaffen, um wieder ein weiteres Mehrklassensystem einzuführen, für die „Guten“, die das Geld haben (wonach bemisst sich das, wie stellt man das fest.? Ich nehme an, Du warst noch nie in der Verlegenheit als kleiner Selbstständiger ein geringes REALES Einkommen zu eine AKTUELLEN Zeitpunkt nachweisen zu müssen, um Leistungen zu erhalten, die andere mit verhälnismäßig geringem Aufwand ohne weiteres bekommen. Ich wünsche Das meinem ärgsten Feind nicht an den Hals.), und für die „Schlechten“, die um entsprechende Unterstützung betteln müssen. Es ist schlimm genug, wie demütigend das bereits jetzt für diejenigen ist, die das aus anderen Gründen tun müssen, da muss man nicht unbedingt eine weitere solche Gelegenheit schaffen.

              Dass es Missbrauch gibt, will ich gern zugeben, der allerdings wird nach meiner Erfahrung vorzugsweise von denen betrieben, die ihn finaziell nicht nötig haben. Ich versichere Dir, dass die allermeisten von denen, die portenziell für eine Unterstützung und Ausnahme von der Erstattungregelung in Frage kämen andere Sorgen haben, als Inhalatoren und Medikamente zu horten. Viele von denen trauen sich nicht einmal zum Arzt, aus verschiedenen Gründen.

              Und kredit geben als Unternehmer ist mein tägliches Brot, denn 90% MEINER Kunden lachen sich tot, wenn ich von ihnen Barzahlung bei Lieferung verlange, denn es gibt ja beliebig viele andere, die 30 Tage gewähren, die man dann ungestraft auf 90 Tage ausdehen kann. SO sieht meine Praxis und die vieler Kollegen aus.

          2. Zu Ihrem vorletzten Eintrag: Es ist durchaus in Apotheken üblich, dass für man für manche Kunden am Monatsende eine Gesamtrechnung erstellt, die dann innerhalb von 2-4 Wochen überwiesen werden soll. Da lässt sich auch stets bei jemandem, der gerade das Geld nicht auf dem Konto parat hat, eine praktikable Lösung finden. Und bis dahin sollte ja das Geld der Kasse beim Kunden da sein.

            Im Moment sieht aber halt der Patient nicht, was seine Medikation kostet. Und ich finde es schade, wenn teuere Medikamente achtlos daheim im Müll landen, da diese ja durch die Solidargemeinschaft und damit auch durch meine Krankenkassenbeiträge finanziert wurden.

  26. Kurze Verständnisfrage: Du bekommst für GKV Patienten immer ~36 € pro Quartal, egal ob sie nur einmal im Quartal wegen Impfung da waren, oder mehrmals in einem Quartal mit Sachen wie Ultraschall, Röntgen, U-XX-Vorsorge, Wundenversorgung etc? Wie kannst du dir denn so das Ultraschall-/Röntgengerät leisten?

    Und wie ist das mit der Deckelung? Wenn die für eine Einzalpraxis Summe Y beträgt, ist sie dann für eine Gemeinschaftspraxis von 2 Ärzten gleich 2*Y?
    Und falls der eine Arzt den anderen anstellt (es arbeiten also ZWEI Ärzte Vollzeit auf einer Niederlassungsstelle), ist die Decklung dann auch nur bei Y?

    1. Schall und RÖntgen werden anders abgerechnet, die kommen immer zusätzlich.
      Zwei Ärzte haben mehr Patienten als einer, sonst bräuchte man doch keinen anzustellen…

    2. 1) ja, immer 36 euros pro quartal (ist ein schnitt, in manchen kv-bezirken gibs mehr, in manchen weniger), ausgenommen sind präventionsleistungen: vorsorgen und impfungen
      2) zwei ärzte sind nicht gleich zwei ärzte. zwei ärzte auf zwei zulassungen sind 2*y, ein arzt mit einem angestellten sind 1*y + 10% mehr patienten des vorquartales, capice? also: wer zwei zulassungen hat, bekommt mehr für die patienten, als einer mit einer zulassung und einem angestellten, die zweite praxis hat aber genausoviel patienten.

      eigentlich ist es noch komplizierter, weil: es gibt eine riesensumme xyz, die ist eigentlich jedes quartal gleich und wird unter den gesamten ärzten im kv-bezirk verteilt, je nachdem, wieviele patienten die abgerechnet haben. das wiederum wird aber erstmal berechnet nach dem vergleichsquartal des vorjahres.

      also: der bäcker verkauft am samstag 100 brötchen. am sonntag wollen aber mehr leute brötchen, sagen wir 150 brötchen. die muss der bäcker auch backen, geld bekommt er aber nur für die 100 brötchen vom vortag. ok plus 10%. tut er sich mit dem nachbarbäcker zusammen, kann er 200 brötchen verkaufen. stellt er sich einen bäcker an, aber nur 110 brötchen.

      eigentlich ganz einfach.

      1. Danke für deine Erklärungen! Dass Gerätenutzungen wie Röngen, Utraschall nicht extra honoriert werden erschreckt mich sehr, da wird man als Allgemein- /Hausarzt ja dazu vereitet zum Radiologen etc zu überweisen, wennman für beides (selber machen/Überweisen) das gleiche bekommt.

        Heißt „wird erstmal so und so berechnet“, dass es nachher noch an die wirklich behandeten Zahlen angepasst wird?

        Zu den +10% noch 2 Fragen:
        1. Beziehen sich die 10% auf das Vorjahresquartal deiner Praxis? Also jedes Jahr 10% Erhöhung im Vergleich zum Vorjahr? Dann hättet ihr doch nach ~8 Jahren die Höhe einer „2er Gemeinschaftspraxis“ erreicht!?
        2.Arbeiten du und dein angestellter Arzt dann auch beide Vollzeit? Oder beide nur ~55% des „Einzelkämpfers“? (natürlich abgesehen von deinem Administrativen Kram)

      2. Den Vergleich mit dem Bäcker und seinen Brötchen finde ich wundervoll anschaulich und werde ihn demnächst anwenden, um das komplex-komplizierte System zu erklären.

        Hier in Westfalen-Lippe gibt es für den angestellten Kollegen übrigens nur 3%, als Ausgleich ist die Grundvergütung je Patient auch ein paar Euro niedriger. Das Leben in der Provinz ist ja ach so günstig
        [sucht verzweifelt nach dem Ironieschalter]

        Ich kann den Negativ-Daumen bei diesem Kommentar absolut nicht verstehen, denn der Stundenlohn eines (Kinder- und Jugend-) Arztes liegt so weit unter dem eines Handwerkers, dass mir die Tränen kommen, wenn ich die regelmässig anfallenden Rechnungen bezahlen muß.
        Und wenn ich hier lese, dass der Arzt doch besser seine PC-Quälerei einem PC-Fachmann überlassen sollte, dann frage ich mich: Wovon bezahlen?
        Doch die ganze Diskussion hat mich auf die Idee gebracht, dem Bodenleger die noch ausstehende Rechnung stark zu kürzen, da er das Verlegen des Teppichbodens schließlich zu seiner Berufung gemacht hat – ist er dadurch nicht ethisch in der Pflicht, es uns zu einem günstigen Preis anzubieten? (Falls seine Frau hier mitlesen sollte: Keine Sorge, Geld geht heute noch raus.)

        Da mein Göttergatte zum Glück (?) ein Technikfreak ist und so nebenher „Technik in der Medizin“ studiert hatte, stellt sich bei uns die nach der Betreuung von Hard- und Software Frage nicht. Allerdings bedeutet das den Verzicht auf viel Freizeit.
        Letzte Woche z.B. stand „Urlaub“ an der Praxistür. Tatsächlich war für einen der Teil MFAs Abrechnungskram angesagt (Lieben Dank dafür!), für meinen Mann fast die gesamte Woche überfällige PC-Arbeit am Server (geht nicht im regulären Betrieb) und für mich Vor- und Nacharbeiten bei Renovierungstätigkeiten. So habe ich Stundenlohn für Hilfskräfte z.B. beim Rausreissen des Bodens gespart, Frust abgebaut und das Geld in einen Blitzbesuch in der alten Heimat investiert und mit den Kindern Steine und Muscheln am Rhein gesucht.

        Auch hier im Ort gelten wir bei vielen immer noch als Spitzenverdiener, einfach aufgrund der Berufsgruppe. Nachdem wir uns hier gut eingelebt haben, beginnen die Leute aber schon, sich zu wundern, weil wir nach sechs Jahren immer noch zur Miete wohnen (o.k., das ändert sich in diesem Jahr, unsere Bruchbrude ist uns ans Herz gewachsen), im Winter ein reichlich kaltes Haus haben (Heizkosten in einem 100 Jahre alten Bau mit unisoliertem Speicher *stöhn*), mein Auto total normal aussieht und bald neunten Geburtstag hat (sieht auch so aus…). Die Katze ist eine normale Hauskatze aus der Nachbarschaft, die Hunde (mein einziges kostspieliges Hobby) zwar recht ungewöhnlich, dafür 2nd-Hand, die Kinder haben Sachen vom Basar an und, nein, wir haben keinen Gärtner, sondern – ungewollt – ein Kinderparadies vor der Tür.

        Ist das wirklich „Jammern auf hohem Niveau“?

        Verhungern werden wir nicht und unser Arbeitsplatz ist dauerhaft sicher.

        Aber da wir versuchen, die Arbeitsplätze der damals übernommen Angestellten alle zu erhalten, sind keine großen Sprünge drin, das Konto dauerhaft leicht im Minus und zum Monatsende wird geknappst. Wir nehmen unsere soziale Verantwortung als Arbeitgeber verdammt ernst – doch ich denke nicht selten, so im stillen Kämmerlein und ganz alleine, dass wir es etwas (viel!) zu ernst nehmen…

        Und dann die daher gesagten Sprüche der (einiger) Patienten: „Euch geht’s doch viel zu gut!“

      3. Nachtrag:

        Eines haben wir hier noch gar nicht berücksichtigt: Die Entlohnung der ärztlichen Tätigkeit ist je nach Fachbereich und geografischer Lage der Praxis extrem (!) unterschiedlich.
        Ich erkläre das gerne im Vergleich zu meinem Bruder. Der hat als fest etablierter niedergelassener Kardiologe in Bayern nicht nur Immobilienmässig mehr als ausgesorgt, sondern auch Fahrzeugtechnisch ist der Unterschied augenfällig: Bei Familienfeiern fährt er im jeweils neuesten Ferrari vor (oder in der M-Klasse, wenn die Kinder mitkommen, oder oder… ), die Kinderarzt-Familie aus Westfalen-Lippe tuckert im Renault Kangoo klappernd und quietschend hinterher.
        Ich will ihm nicht unrecht tun, denn ich gönne ihm alles von Herzen und weiß, dass seine Patienten seine ruhige Art schätzen und die gefühlt viele Zeit, die er sich für jeden Einzelnen nimmt. Erspart hätte ich ihm gerne diverse Zusammenbrüche wegen Überarbeitung.

        Diese finanziellen Unterschiede sind den Krähen geschuldet, denn hier haben sich wohl die stärksten das größte Stück vom Budget-Kuchen herausgepickt. Außerdem sind die Kinder- und Jugendärzte (berufs-) politsch traditionell sehr schwach vertreten und können daher ihre Interessen bzw. die ihrer Patienten nicht durchsetzen.

        Kinder haben keine Lobby.
        Kinderärzte auch nicht.
        Das ist eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt.

  27. Ich gehe auch nur zum Arzt, wenn es nicht mehr anders geht und der Kopf schon „unterm“ Arm hängt.
    Bei den Kindern „ähnlich“, aber auch erst seitdem ich in etwa selber höre ob es noch Erkältung ist oder schon Bronchitis… Meine Kinder hatten 5 Jahre lang jedes Jahr 3x Bronchitis und 1x Lungenentzündung…da bin ich bei jedem Husten nervös gewesen und gerannt…

    Mir reicht es, dass ich jeden Monat 148 € an die gesetzliche Krankenversicherung überweise, beim Verdienst von 400 € notwendig… Sonst wären weder ich noch die Kinder krankenversichert.
    Wenn ich auch noch Rechnungen bekäme, könnte ich direkt „tot umfallen“, denn wovon ich das noch leisten sollte, weiß ich nicht.

    Ich lebe in einer „Bedarfsgemeinschaft“ (mit Kindern die Unterhalt bekommen) und Freund der Geringverdiener ist, aber dadurch rutschen wir durchs System und solange ich nur 400 € Jobs finde, gebe ich jeden Monat davon 148 € ab… Und zwar egal ob ich zum Arzt gehe oder nicht…

  28. Interessant, das mal aus der Position eines Arztes zu hören … Die Position einer (GKV-versicherten) Mutter, die bei beiden Kinder bereits lebensbedrohliche Situationen erlebt hat ist klar: Wenn ich unsicher bin, was aus einer Erkrankung wird, gehe ich zum Kinderarzt. (Wenn mein Auto komische Geräusche macht, bringe ich es zur Werkstatt. Und da ich weder Arzt noch Automechaniker bin, frage ich im Zweifel die, die etwas davon verstehen.) Weil ich es nicht verantworten kann und möchte, eine rechtzeitige Behandlung versäumt zu haben. (Ich selbst gehe eher erst dann zum Arzt, wenn nichts mehr geht.) Und ja, ich stand deshalb auch schon mit einer harmlosen Erkältung bei Kinderarzt, weil ich sichergehen wollte, dass nicht wieder eine versteckte Lungenentzündung dahinter steckt. (Ja, und ich HABE mich entschuldigt, deswegen wertvolle Behandlungszeit „verschwendet“ zu haben. Aber ich würde es im Zweifel wieder tun!) Ob meinen Kinderdok das stört? Ob er rechnet, wieviel ihn das gekostet hat? Keine Ahnung … Ich unterstelle ihm einfach mal, dass er Kinderarzt aus Berufung ist (er macht den Eindruck) und er im Zweifel lieber ein wenig krankes Kind kurz durchwinkt, als ein sehr krankes, zu spät gebrachtes, in die Klinik einweist … Oder wie siehst du das, Kinderdok?

    1. ohja, die ethik-klatsche.
      klar sind wir alle ärzte aus berufung. ich schicke doch auch niemanden weg. und ein kind ist immer so krank wie es von den eltern gemacht wird wie es sich fühlt.

      aber du bist doch auch leiter eines mittelständischen unternehmens. und ganz ehrlich: kein handwerker würde für diesen stundensatz arbeiten.

  29. Interessant.
    Meines Erachtens würde oft auch schon eine Kopie der Rechnung (ohne Vorauszahlung) reichen – tatsächlich ist ja den wenigsten GKV Patienten bewusst, welche Kosten sie gerade nicht bezahlen müssen, die aber dennoch irgendjemandem in Rechnung gestellt werden.
    Ich fände das überfällig (und auch sehr interessant). Schließlich bekomme ich für jeden Kaugummi einen Kassenbon…

    1. interessanterweise war das mal eine vorgabe der gesundheitsreform: eine praxisquittung mitzugeben. natürlich nur freiwillig, wer das möchte. hat nie jemand eingefordert.

      1. Ich wäre als GKV-Versicherter sehr daran interessiert, zu wissen, was meine Behandlungen kosten und welche Posten wirklich abgerechnet werden. Bis jetzt hat mir nur noch niemand angeboten, dies wirklich zu erfahren.
        Und ja, ich weiß, dass ich mittlerweile teuer bin, weil ich einige der Preise tatsächlich kenne (aber nicht, weil ein behandelnder Arzt sie mir mitgeteilt hätte), und versuche, Banalitäten selbst zu regeln.
        Andererseits wird auch von seiten der Medizin immer wieder gepredigt, ja nicht zu spät zu kommen. So zum Beispiel bzgl. Herz- und Hirninfarkten, überall heißt es, lieber einmal zuviel als einmal zuwenig und natürlich auch, dass die Symptome ja nicht so eindeutig seien. Spätestens wenn jemand zum 3. Mal in einer Praxis zum EKG aufgeschlagen ist, bei dem kein ernsthafter Befund herauskam, wird er dann beim wirklich ernsten 4. Mal nicht mehr für voll genommen.

  30. Ich glaube schon, dass ich sehr bewusst und daher auch sehr selten zum Arzt gehe, auch mit dem Kind, obwohl wir gesetzlich versichert sind. Aber anfangs ging es mir öfter wie Ana, ich war einfach nicht sicher – bspw. bei meinem Einjährigen mit 41° Fieber, dem es an sich aber ganz gut ging. Zumindest in meinem sozialen Umfeld ist diese Unsicherheit weit häufiger ein Grund für Arztbesuche als eine „Mitnahmementalität“.
    Was ich in solchen Fällen gut fand und auch mehrmals genutzt habe, ist die kostenlose Rufnummer meiner GKV mit kinderärztlicher Beratung. Deren telefonischer Rat hat im ersten Lebensjahr des Kleinen einen potentiellen nächtlichen Krankenhausbesuch in einen morgendlichen Kinderarztbesuch umgewandelt und einen weiteren Kinderarztbesuch ganz vermieden. Da half schon eine professionelle Einschätzung weiter, um wieder Sicherheit zu gewinnen.

    @ Kinderdoc: Mich würde mal interessieren, wie Du zu diesen Angeboten stehst?

    1. naja. wenn da wirklich ein kinderarzt sitzt und nicht ein verkappter allgemeinmediziner, der wiedermal schlaue tipps gibt, weil er auch zwei eigene kinder hat.
      frage ist immer: wer macht einen solchen job im callcenter? erfahrene niedergelassene ärzte sicher nicht.

      eigene erfahrung: eltern kamen teils mit ganz guten tipps aus solchen telefonaten raus, andere bekamen glaubuli oder schüsslersalze empfohlen.

      1. Meine KK behauptet zumindest, es wäre ein echter KiA, und ich hatte bisher den Eindruck, auch sehr spezifisch kindorientiert beraten zu werden. Ich würde, hoffe ich, merken, wenn mir jemand totalen Blödsinn erzählt. Schüsslersalze hat mir jedenfalls noch keiner angedreht.
        Bisher hatte ich übrigens immer eine Frau an der Leitung. Ich könnte mir vorstellen, dass das ein Job ist, der für Ärztinnen gut ganz gut mit Familie vereinbar ist. Natürlich bin ich mir trotzdem im Klaren, dass da wohl niemand mit großer Praxiserfahrung sitzt.

        Danke für deine Einschätzung!

  31. Jeden Arztbesuch einzeln mit der Krankenkasse zu verrechnen, wird dann aber schwierig für die Leute, die nur wenig Geld haben. Ich kann mir jetzt schon keinen Zahnarzt leisten wegen der 10 Euro extra, ich kann mir keine neue Brille leisten (meine ist schon 8 Jahre alt und ich seh inzwischen schlechter) und so weiter.
    Bis vor Kurzem konnte ich mir noch nicht mal die Krankenversicherung leisten, aber das ist ein anderes Thema.

    1. das ist in aller Regel kein Problem, weil es ein entsprechend langes Zahlungsziel gibt (2-3 Wochen) und wenn die Rechnung sofort eingreicht wird die PKV dir das Geld erstattet hat bevor du es an den Arzt überwiesen haben musst.

  32. Als GKV-Versicherte kamen meine Frau und ich einmal in den Genuss echten Einfluss auf die Kosten zu nehmen. Es ging um eine Kinderwunschbehandlung, bei der 50% der Kosten selber getragen werden müssen (inzwischen wären es für uns 100%). Dazu erforderlich sind sehr teure Medikamente (ca. 1600 € – 2000 € je Behandlung). In Belgien (von uns sind’s nur 40 km bis zur nächsten belg. Apothek) kosten diese Medikamente 30% weniger. – Unsere GKV hat dem zugestimmt diese 30 % sparen zu dürfen (ja, sie muss dem explizit zustimmen, sonst kann sie die Kostenübernahme komplett verweigern – und tut dies dann auch!) Nur wir mussten das Geld komplett vorschießen und haben es dann einige Wochen später wieder bekommen.
    Zu Jugendzeiten war ich über meine Eltern PKV-versichert – es war schon interessant was da so mancher Arzt abrechnete – eine Terminvereinbarung war dann auf der Rechnung eine „telefonische Beratung“ über 20,x DM – oder für die Entfernung eines sehr hässlichen Splitters wurde eine nicht durchgeführte Lokalanästesie abgerechnet und so lange es plausibel sein könnte hat die PKV solche Positionen nie angezweifelt und meine Eltern hatten damals (ups schon über 20 Jahre her…) auch keine Lust mit dem Arzt über die falsche überhöhte Rechnung zu diskutieren. Klar, sicher nicht der Regelfall – Abrechnungsbetrug gibt es immer wieder mal bei beiden Systemen.

  33. 90% meiner Arztbesuche (von regelmäßigen Rezepten abholen abgesehen) tätige ich, wenn ich eine Krankmeldung brauche. Etwa, weil ich verschnupft bin wie noch was und nicht mehr gradaus sehe. Was würde ich mir selbst verordnen? Bettruhe, heißen Tee, heiße Zitrone, und wenn der Kopf platzt Paracetamol. Und dann warten. Mein Vater sagte immer „eine Erkältung dauert 7 Tage, mit Medikamenten eine Woche“, und eigentlich stimmts immer bei so Kleinigkeiten. Ich brauche also definitiv keinen Arzt wegen bissl Schnupfen und Halsweh.
    Wenn ich also, wegen Schnupfen und etwas Fieber beim Hausarzt aufschlage, hab ich ohnehin ein schlechtes Gewissen – ihm gegenüber, weil ich wegen so einem (wortwörtlichen) Rotz in die Sprechstunde komme, den anderen Patienten gegenüber, die wegen mir vielleicht länger warten müssen, und auch mir gegenüber, weil ichs mir antun muss erkältet Stunden unter anderen Kranken verbringen zu müssen.

    Aber was hilfts? Erkältet bin ich meist länger als 24 Stunden, also her mit der Krankmeldung. Mit freiwillig hat das allerdings wenig zu tun, eher „bewusst ungernst“.

    LG!

  34. Ich schlag genau das bei jeder Stammtischdiskussion zum Thema „Private gegen Gesetzliche“ vor, das würde auch m.E. immens gegen schwarze Schafe bei den Ärzten helfen, so mancher Abrechnungsbetrug würde da gleich patientenseits unterbunden…

  35. Spannend, der Post.. mal aus der Sicht eines Arztes. Dank dafür.
    Hab ich mir so noch nie bewusst überlegt, bisher bin ich Familienversichert, werde aber nun dafür zu alt und muss mich kümmern.. und da ich in Absehbarer Zeit eine Verbeamtung anstrebe, ist die Überlegung einer Privaten Krankenversicherung auch nicht weit weg… Aber ob ich deshalb bewusster zum Arzt gehe? Keine Ahnung… Kann sein, aber ich glaub, auch wenn ich mit nem Schnupfen zu meinem HA gehe, weil ich Angst habe, dass es schlimmer wird oder ich die Hoffnung auf ein „wunderheilmittel“ habe, weil ich mitten im examen stecke, ich glaub das würd ich auch als Privatversicherte machen (auch mit dem Wissen, dass er mich im Normalfall heimschickt, sagt ich soll viel Trinken und mich schonen :D..)
    Für mich ists oft eher eine „sicherheit“, dass nicht noch was schlimmeres draus wird (ich bin meisterin der Lugenentzündungen..).
    Aber ich glaub, das sollte ich mal überdenken… (aber wie oft hab ich schon gehört, wären sie mal früher gekommen? Dann wäre es jetzt nicht so schlimm geworden..). Ich glaube, da ein gesundes Maß zu haben ist wichtig, und unheimlich schwer zu finden 🙂

    (und mein Post ist voll von „glauben“… denn Glauben heißt nicht wissen :D)

    Liebe Grüße

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