nicht lustig

„hab ich schon extra satellitenschüssel kauft, weißt, damit kind iranisch fernseh kann.“
„ohja?“
„und spricht immer noch nicht.“
„er wird auch erst nächsten monat zwei.“
„zwei – zwei stunden darf gucken. soll ich mehr?“
„nein, besser nicht. besser gar nicht. sprechen sie doch mit ihm, oder ihre frau. sprechen lernt man beim sprechen.“
„frau schaut nur deutsch fernsehen. soll ja lernen. bin ich nicht so mann.“
„ihre frau lernt sicher auch besser deutsch, wenn sie sich mit deutschen unterhält. oder einen kurs macht.“
„mmh. fernsehen also nicht gut. machen wir de-vau-de, ok? hab ich noch sponsche-bobbe auf deutsch. für kleine. nicht für frau. findet nicht lustig.“

34 Antworten auf „nicht lustig“

  1. Unter Zweijährige (aber auch noch darüber hinaus) haben meines erachtens vor dem Fernseher rein gar nix verloren, weder zum Sprachen lernen, geschweige denn zum eigentlichen Zweck.

  2. Also, ich denke ein zweijähriges Kind kann sich nur schwer länger auf den Fernseher konzentrieren. Mein Enkel schaut sich sehr gerne Videos an, in dem er selber zu sehen ist und gibt dann Komentare dazu ab oder klatscht, lacht. Aber irgendwelche Filme, ich weiß nicht, ob das so gut ist. Mein Enkel wächst zweisprachig auf, er kann zählen und telefonieren, spricht aber nur Zweiwortsätze.
    Er ißt mit Besteck, das hat er in der Kita gelernt und kennt seine Freunde mit Namen. Die Kitakinder haben eine innige Beziehung zueinander und mein Enkel freud sich auf jeden Tag, wenn er dort hin darf! Das ist für mich wichtiger als Fernsehen und Videos ec.

  3. Die kleine Geschichte ging mir gestern den ganzen Tag im Kopf herum und abends war ich bei einem anderen Schluss als morgens. Nämlich, dass der Vater offenbar die Möglichkeit des Fernsehens für so unschlagbar gut hält, dass er keine Kosten und Mühen scheut, um seine ganze Familie mit jeweils passenden Programmen zu versorgen – das Kind soll iranisch lernen, die Mutter deutsch – , und dass ich das im Grunde nett finde. Auch, wenn er sich irrt.

  4. In meinem Schulpraktikum begegnete mir in der Förderklasse (intern auch gern „Sonderschulklasse“ genannt) ein siebenjähriger deutscher Steppke, der bei normaler Intelligenz kaum mehr als brabbeln konnte. Dessen (deutsche) Eltern haben wohl ähnliche Methoden angewendet.

  5. *seufz* wie oft ist mir dieses Thema in der Praxis untergekommen. Parken die Kinder vor dem TV weil sie denken, man lernt dabei die Sprache. Nein, bei Kindern nicht einmal unterstützend einzusetzen. Denn: Sprache ist Aktion und Reaktion. Sprache entwickelt sich durch das Gespräch. Wobei das bei den Kleinsten auch schon die Reaktion auf das Betüddeln der Mama etc. ist. Sprache lernen fängt also nonverbal an, ist aber IMMER „zweidimensional“ ganz anders als beim TV, der ist deutlich eindimensional und lässt keinerlei Spielraum für Reaktionen.

    Ist das denn wirklich so schwer zu verstehen?

    1. Fernsehen ist kommunikativ eine Einbahnstraße, aber zweidimensional ist es schon, nämlich hoch und breit. Begriffe erst verwenden, wenn man weiß, was sie bedeuten…

  6. Das Tragische an der Geschichte ist doch, dass der Vater wirklich glaubt, er helfe seinem Kind und es lerne vor dem Fernseher etwas. Die typische „TV-Park-gib-endlich-Ruhe-Situation“ ist es ja nicht mal.

  7. Als zusätzliches Mittel kann es schon helfen. Wobei ich es schon bedenklich finde ein nichtmal 2 Jähriges Kind so lange vor dem Fernseher zu parken. Soll er den Knirps doch lieber zu anderen Kindern in die Sandkiste setzen, vielleicht guckt er sich dann das ein oder andere ab.

  8. als zusaetzliches mittel hilft es aber tatsaechlich. wird auch austauschschuelern empfohlen, und zwar soll man besonders werbung gucken, weil die sich immer wiederholt. und natuerlich nicht, wenn man stattdessen einheimische freunde/bekannte treffen koennte.

    1. Ja, klar, und Deutschland besteht aus jodelnden Kartoffeln… vielleicht wäre es an der Zeit, die Vorurteile mal entweder durch Information oder durch persönliche Erfahrungen zu ersetzen?

    2. Der Iran war durchaus auf dem Entwicklungsweg zu einer zunehmenden Annäherung an die westliche Kultur. Es ist sicherlich richtig, dass dieser Weg in die richtige Richtung durch die islamische Revolution unter Ayatollah Khomeni mehr oder weniger abgebrochen wurde und jetzt tiefreligiöse Ignoranz und Barbarei herrschen. Das ist allerdings keine kulturelle oder gar Frage, sondern eine politische – nicht zuletzt ist die antiwestliche Religionsdiktatur der arroganten Kolonialmachtshaltung der Briten und US-Amerikaner in der Region geschuldet, als deren Büttel Reza Pahlevi verstanden wurde.

      Die Region ist alles, nur nicht kulturell rückständig – die Kulturgeschichte Persiens ist grandios, es gibt auch unter den Ayatollahs eine subversive Opposition und kulturelles Leben und wer mit offenen Augen durch die Welt geht, dürfte überall emigrierte iranische Intellektuelle finden.

      Also, Sinnesrausch, wer keine Ahnung hat, einfach mal die Klappe halten oder sich zumindest informieren – the world is at your fingertips.

        1. Wohl eher für gewisse Gesellschaftsschichten. Die Iraner in meinem Bekannten- /Freundeskreis sind durchweg bildungsbewusster und intensiver hinter den Lernerfolgen ihrer Kinder her als ich. Grundsatz: Schule ist schon was Gutes, aber dafür, dass das Kind wirklich etwas lernt, sind die Eltern verantwortlich.

          1. Der Iran besteht zu mehr als 90% aus Muslimen. Darum ist westliche Bildung eher nebensächlich; Bildung ist der Koran und nichts anderes. Die Eltern deines Bekanntenkreises werden also wohl eher das Koran-Studium bei ihren Kindern befürworten, du hast das damit auch sicher gemeint. Klar, ist auch wichtig.

          2. Falsch der Iran besteht aus 1.648.195 km2 Land im euro-asiatischen Hochgebirgsgürtel. Vielleicht sollte man erst mal selber lernen mit der deutschen Sprache umzugehen, bevor man andere beschuldigt nicht lernen zu wollen. Der Vater will ja offenbar, dass sei nSohn und seine Frau lernen er bräuchte eben nur Hilfe dabei wie sie besser lernen können.

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