bitte sei nicht so frech und tritt den dokter nicht

nie fragen fragen, das ist ein erziehungsklassiker, mit dem sich eltern schwer tun und ihren kindern die entscheidung überlassen, konflikte vermeiden und um erlaubnis fragen. alle eltern haben das drauf, ich auch bei meinen eigenen kinders. coacht euch mal in einem wachen moment.

noch so was ist das stetige verneinen.
„du mußt keine angst zu haben“ – das kommt jedesmal, wenn das kind auch nur piep sagt in angesicht des dokters.
„ist alles nicht so schlimm“, genauso wie
„der tut dir nichts“ oder
„du sollst das nicht machen“.

kinder können keinen verneinungen verstehen.
da kommt nur an: „du mußt angst haben“, „ist alles schlimm“, „der tut dir was“ und „du sollst das machen“. bei einer verneinung müsste das hirn die verneinung erkennen und dann die gewünschte reaktion abrufen. denkt mal drüber nach und versucht dabei, nicht an einen blauen elefanten zu denken.
kinder verstehen grundsätzlich besser positivbotschaften, denn sie vermitteln sofort die gewünschte handlung. „es ist alles ok“, „lass das“ oder „mama ist sauer, wenn du das machst“. ohne kein, nie oder nicht. aber auch das muss man sich vergegenwärtigen und antrainieren. die sprache wird damit einfacher und sauberer struktiert. eltern scheuen den befehlston, der dabei entsteht, ok. aber: der ton macht die musik.
andererseits: was spricht gegen eine klare ansage? „finger weg von der steckdose“ funzt besser als „schau mal, ich möchte nicht, dass du jetzt in die steckdose greifst, das ist nämlich nicht gesund.“

also, frau rotkohl, sagen sie bitte nicht zu ihrem rudy-mick-levyn: „bitte sei doch nicht so frech und tritt den doktor vors schienbein!“.
danke.

demnächst: formuliert mehr „ich-botschaften“ …!

34 Antworten auf „bitte sei nicht so frech und tritt den dokter nicht“

  1. Jedes Mal wenn ich mir hier was durchlese stolpere ich über diese wunderbaren Namen… klar kenne ich die kleinen und großen Grausamkeiten mancher Eltern, schließlich bekommt man gerade als Erzieherin vieles davon vorgesetzt. Aber es heißt doch auch, dass die Namensgebung eine der Wichtigsten Entscheidungen überhaupt ist. Warum kommen dann immer wieder solche Kombis zustande? Ich glaube mittlerweile dass es eine Art Dauer-Bestrafung für das eigene Kind ist. Schließlich kann man erst mit 18 Jahren zum Standesamt gehen und eine Namensänderung bewirken. Doch seien wir mal ehrlich, dann ist es eigentlich schon zu spät und das Kind hat -je nach Härtegrad des Namens- die prägendsten Lebensjahre hinter sich.

  2. Ich denke eher nicht 😉 zumindest nicht bei um die 0 Grad und Schneeregen.
    Mein Bruder und ich mussten früher immer zur Strafe in die Küche, dann wurde die Tür zugemacht und wir mussten alleine essen. Nach Androhung durchaus konsequent. War auch ne fürchterliche Strafe für einen allein…wenn allerdings beide Kinder böse waren und „bestraft“ wurden hatten wir zu zweit in der Küche natürlich ohne Aufsicht Mordsspaß…pädagogisch auch irgendwie Sinn verfehlt 😀

  3. Gut find ich auch von meiner Schwägerin (und Mann): Wenn du jetzt nicht ordentlich isst/sitzt etc. dann isst du im Garten!!! Pro Mahlzeit ca. 10 mal und natürlich immer konsequenzlos…

  4. Gut, dass das so ist! Mein Sechsjähriger wollte letztens mein Essen loben: „Mmmh, das ist gar nicht mal soo gut!“ 🙂

  5. aber immerhin hat mutti: tritt und nicht tret gesagt…. was muss ich mir da manchmal auf die zunge beissen: ess, werf, les…… soifz

  6. Sehr schön ist auch immer: Benutzung von Indirektion bei kleinen Kindern. Neulich bei uns vorm Haus. Dicke Pfützen nach starkem Regen. Mama & Klein-Ida (ca. 2-3 Jahre) zu Fuß unterwegs. Klein-Ida tapert geradeweg durch das Hochwasser. Mama in belehrendem Tonfall: „Ida, du weisst dass du *Sandalen* anhast?!“ …

    Was das Benutzen von Bitten angeht, läuft es bei uns so: Pflichten werden erteilt: Putz dir die Zähne, räum die Spülmaschine aus. Gebeten wird bei Gefallen: Gib mir mal bitte das Salz, kannst du mir bitte eine Cola holen.

  7. Das habe ich schon in meinen Rhetorik-Kursen gelernt: Verneinungen sind schlecht.

    „Denken Sie jetzt bitte nicht an rosa Elefanten“

    Deshalb immer direkt, auch wenn’s schwer fällt. Z.B. statt „nicht schlecht“ lieber „gut“ sagen. Oder statt mit „kein Problem“ lieber mit „gerne“ antworten.

    1. Aber was, wenn es eben nicht gut war, sondern nut „nicht schlecht“?

      Bei Kindern und Kranken sehe ich das ein, im Beruf vielleicht auch, zumindest in bestimmten Situationen. Normal intelligenten Erwachsenen darf man dagegen, finde ich, die Nuancen einer Kommunikation, die sich auch der Negation bedient, durchaus zutrauen. Die unhinterfragte Umsetzung solcher Regeln hat m.E. den Nebeneffekt, dass man sich und andere für dümmer verkauft, als es angemessen wäre…

      1. jaja. hier gehts um kinder.
        „nicht schlecht“ ist die mutlosigkeit des beurteilenden. für kinder ist das ein frustrationssignal.
        „das hast Du nicht schlecht gemacht“ heißt für ein kind stets „… aber“ –
        warum nicht „das hast du gut gemacht, versuchs nochmal. das geht noch besser“ – wenn man wirklich unzufrieden ist.

        1. D’accord. deswegen stand die antwort ja nicht unter dem blogpost, sondern unter dem kommentar von UK. Der post hat mir gut gefallen, die verallgemeinerung im hinblick auf ALLE kommunikationssituationen finde ich zu einfach.

  8. Es wird mit den Kleinen zuviel diskutiert. Klare Ansagen, klare Linien. Aktion-Reaktion. Räumst Du das Spielzimmer nicht auf, gibt es keine Gute Nacht Geschichte…Basta!

    1. Wärst Du bereit eine Entscheidung gegen Aufräumen UND Geschichte hinzunehmen? Wenn nicht, ist Dein Basta nix wert und nicht besser als: „Putzt Du Dir bitte die Zähne? Nein? Musst Du aber!“
      Wer keine Wahl hat, den sollte man auch nicht vor eine Wahl stellen…

      1. Was, der Kinderdok befürwortet Bestechung? Ich bin schockiert ;-). Fehlen ja nur noch die anderen beiden Säulen der Kindererziehung, Bestechung und Nötigung!

        Dabei sind wenn-dann-Botschaften gaaaaaanz schlecht und überhaupt keine gewaltfreie Kommunikation und sollten vermieden werden, genauso wie das Wort „aber“ 🙄 …

        1. Das ist keine Bestechung, das ist Logik. Wenn Kind nicht aufräumt muss ich das machen und hab dann keine Zeit mehr zum Vorlesen 🙂

  9. Endlich mal jemand, der es klar ausspricht! Danke!!!

    Bestes Beispiel: Mein Neffe (5 Jahre) hat echt Angst vor mir, obwohl seine Eltern seit der Babyzeit ständig zu ihm sagen: Du brauchst keine Angst zu haben!

  10. Komischweise sagt unser Kinderdoc genau diese Sätze – es ist zwar bei einem 10 Monate alten Baby nicht von Belang – aber sowas prägt sich sicher ein.

    Was aber noch viel besser funktioniert, ist die Ablenkungstaktik.

  11. Dass du hier recht hast, lieber Kinderdok, sehe ich am Verhalten meines bald 3-Jährigen, wenn ich ihm unfreiwillig aufgrund sprachlicher Unklarheiten meinerseits (vermeintlich) die Wahl lasse. Insofern habe ich meine Sprache (nach bestem Wissen und Gewissen) nun weitgehend im Griff. Was mir leider immer wieder trotzdem herausrutscht, ist das fragende „OK?“ am Ende einer Handlungsanweisung. Das macht leider die Sache wieder zur Frage und alles Bemühen schlussendlich kaputt. Übung macht aber hoffentlich auch da den Meister!

  12. da fällt mir gerade auf, dass die anästhesisten nie solche sätze wie z.b. „das tut nicht weh“ oder ähnliches verwenden.
    am besten hilft bei einer unangenehmen prozedur wie zb. zugang legen ablenkung.
    ein gasmann hatte mich in ein gespräch verwickelt, stach einfach zu und ich merkte es kaum. ein anderer hatte mir ne geschichte erzählt.
    geht viel einfacher! 🙂

    1. Solange ICH die Position des Zugangs bestimmen kann, ist mir so ein kleiner Pieks ziemlich egal.
      Einer der Kinderanästhesisten sagt tatsächlich, dass nichts weh tut, weil es erst die Gas-Dröhnung gibt und wenn das Kind friedlich schlummert, wird der Zugang gelegt. Hinterher wird dann aber trotzdem gemeckert, weil „das stört!“, „das nertvt!“, oder wahlweise irgendwelche anderen Ausreden vom Kindlein gesuchtt werden.
      Bei mir wurde das noch nie in dieser Reihenfolge gemacht. Ach menno, ich will auch nochmal klein sein 🙂

      1. ohja – mit sevofluran eingeleitet zu werden ist fantastisch! es riecht gut und das gefühl im kopf ist genial!
        besser als die übliche sufenta-jacksonmilchkombi! 🙂
        ich lass‘ mir die teile immer in die „pulsader“ legen, woanders geht es bei mir garnicht mehr, da ich schon zu viele zugänge hatte. außerdem lassen sich rosa braunülen immer schwer vorschieben ich bekomme nur noch blaue^^

        1. Ihh, die blauen sind fies. Ich konnte mich bisher nur zu den grünen hocharbeiten.
          Beim letzten mal war es recht nervig. Erst OP, dann Reha und dann wieder Krankenhaus. Und alle wollten entweder mein Blut oder Zugänge. Irgendwann hat mein Körper gestreikt und die Ärzte haben, nachdem sie mir an einem Tag 9 neue Zugänge an verschiedensten Stellen legen mussten und trotzdem alles wieder verstopfte, endlich verstanden, dass sie mir mein AB auch oral geben können.

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