41 Antworten auf „zettel“

  1. Bin ich die Einzige, die sich fragt, warum in einem Haushalt, der offensichtlich ins Nicht-Muttersprachliche-Ausland verlegt wurde, kein Wörterbuch vorhanden ist? Ja, die Idee mit dem Zettel ist natürlich besser als gar keine Info an den Arzt weiter geben zu können. Und vielleicht war die Schreiberin des Briefes tatsächlich noch ein Kind (finde ich am wahrscheinlichsten).
    Ich persönlich fände jedenfalls die Situation unheimlich erschreckend, mit meinem Kind in einem Land zu leben, in dem ich die Sprache (und auch keine Ausweichsprache wie z.B. Englisch) so schlecht beherrsche, dass ich meine Kinder nicht ausreichend beim Kinderarzt (Klinik/Schule etc.) vorstellen könnte. Für mich eine unheimliche Vorstellung.

    1. Woher willst du es wissen das sie kein Englisch spricht? Als ich nach Deutschland kam, konnte ich nur wenig Deutsch aber Englisch wollte leider keiner mit mir sprechen. Dann als ich ein bisschien gelernt habe, haben die meisten nur Augen gerollt wegen meinem gebrochenen Deutsch. Also was wollt ihr eigentlich???? Obwohl manche von euch in diesem Land werden nie zufrieden…..(rolling eyes)

      1. Das wundert mich und tut mir auch leid für Dich, denn ich habe einige Bekannte, die nur für kurze Zeit (beruflich/Studium) hier sind, daher wenig Deutsch sprechen, aber mit Englisch (fast) überall durchkommen. Ich vermute, dass auch der Kinderdoc durchaus etwas Englisch spricht.

        1. Ganz ehrlich hilft aber bei einem Arztbesuch ein Woerterbuch oftmals nicht weiter! Wir leben im Moment auch im (englischsprachigen) Ausland, mein Englisch ist nicht schlecht aber weit entfernt von perfekt und dennoch bin ich mit meinen beiden Kindern hier und muss mich auch bei einem Arztbesuch zurechtfinden! Und merke da, das gerade medizinisches Vokabular nicht unbedingt zu dem gehoert, was man in der Schule und Uni gelernt hat! Ich mache mir inzischen vor jedem Arzt- und Apothekenbesuch Zettelchen mit Symtomen und/oder Medikamentennamen … aus einem Woerterbuch … und oftmals werde ich dann an Ort und Stelle korrigiert, dass das nicht die richtige Vokabel war!

      2. Hallo auslaenderin!

        Das mit dem „Englisch wollte leider keiner mit mir sprechen“ hast Du hoffentlich nur falsch verstanden. Zum einen sprechen in diesem unseren Lande erschreckend wenige Menschen Englisch, gerade bei Älteren (so ab 50) und in den östlichen Bundesländern ist oft noch nicht einmal ein Grundwortschatz vorhanden.
        Und zum anderen sprechen viele Jüngere (wie ich) nicht gerne Englisch, wenn andere Deutsche in Hörweite sind, weil man GARANTIERT wegen mangelhafter Aussprache einen drauf bekommt. Tatsächlich sind die Deutschen in dieser Beziehung sehr intolerant.

        Doch „…Augen gerollt wegen meinem gebrochenen Deutsch“ findet zumindest meiner Erfahrung nach nicht so oft statt. Meiner persönlichen Erfahrung nach sind die meisten Deutschen total begeistert (und amüsiert) über die holperigen Sprachversuche frisch Zugezogener. Es schlägt allerdings irgendwann tatsächlich in Unverständnis um, wenn nach Jahren immer noch keine Bemühungen zu sehen sind, die deutsche Sprache – und damit auch die Kultur der neuen Heimat – zu verstehen.

        Teils ist es tatsächlich so bei “unseren“ Müttern, die seit zig Jahren in D sind, aber außer „Hallo“ und einem netten Lächeln nichts Gesprächförderndes zustande bringen. Auch ich tue mich schwer, Verständnis dafür aufzubringen, in einem anderen Land Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen, den eigen Kindern aber konsequent alle Chancen zu verwehren. Ist das wirklich nur die Hilflosigkeit von Menschen, die aus unterentwickelten Regionen ohne Strom und fließend Wasser zu uns in eine hoch entwickelte Industrienation (mit allen Schattenseiten) kommen? Oder ist da doch Faulheit, Intoleranz und Sozialschmarotzerei im Spiel?

        Zum Glück haben wir in unserer Praxis überwiegend andere Mütter (und Kinder). Mamas, denen Papa jegliche Bildung verwehrt (Türken!) und die trotz geringem Kontakt zu deutschen Mamas verzweifelt versuchen, sich klar auszudrücken. Erwachsene, die beruflich oder familiär bedingt nach Deutschland gekommen sind und von Null diese schwierige Sprache lernen – und irgendwann total stolz sind. Unsere chinesische Vorzeige-Mama, die der Liebe wegen bei uns der Provinz gelandet ist. Leider hilft ihr ihr perfektes Englisch nicht weiter, da in dieser Arbeiter- und Malocherstadt das eher ungebräuchlich ist… Nach handfesten Depressionen und zeitweiligem Rückzug nach China kniet sie sich als zweifache Mutter nun voll rein. Und die Kinder lernen Chinesisch, Deutsch und Englisch – keine potentiellen Harzt IV-Kandidaten.

        Leider haben sich viele Vorurteile (die ich gar nicht hatte…) bestätigt. Türkische Mamas können auch nach Jahrzehnten eher kein Deutsch, Araber und Griechen sprechen innerhalb kurzer Zeit fließend. Erstaunlich viele italienische Mamas in unserer Stadt sprechen kein einzigen Wort, ebenso Ex-Jugoslawen. Polen sind schneller als Russen, die wenigen (Schwarz-)Afrikaner sind entweder voll integriert oder können Null Deutsch. Freundlich sind sie aber alle, dazu reichen Gesten.
        Mein klägliches Englisch kann/muß ich übrigens oft vor deutschen Ohren unter Beweis stellen. Und da ich außer meinem Mann bei 10 Leuten die Einzige bin, die diese Sprache ansatzweise beherrscht, kommen auch keine typisch deutschen Kommentaren („Augenrollen“), sondern Lob und Anerkennung.

        Ich wünsche mir im Alltag oft mehr Toleranz sowie Neugierde auf das „andere“, aber auch eine Kopplung von Sozialleistungen an ernsthafte Bemühungen, Deutschland zu verstehen und zu unterstützen. Genauso würde ich selbst es als Gast oder Bürger eines anderen Landes halten.

    2. Genau.
      Schon meiner Kinder wegen würde ich mich bemühen, die Landessprache zu beherrschen. Später wird sich dann gefragt, warum aus den Kinderlein keine
      Akademiker werden.
      Andererseits weiß man aber auch nicht wie lange die Mutter schon hier lebt, vielleicht bemüht sie sich ja.

    3. Also bis auf die Großschreibung von „trinkt“ sehe ich da jetzt keine Rechtschreibfehler. Was soll ein Wörterbuch da helfen? Woran es hapert, ist ein bisschen Grammatik und Ausdruck, und das lernt man eher durch Anwendung der Sprache im Alltag.
      Wenn du irgendwann einmal vielleicht jobbedingt irgendwo ins Ausland musst, wirst du nicht Jahre Zeit haben, dir eine fehlerfreie Grammatik anzutrainieren. Du kannst dir einen Grundwortschatz reinpauken, ein Wörterbuch mitnehmen, aber den Großteil der Sprache lernst du, indem du Umgang mit den Einheimischen pflegst und versuchst, mitzureden, und diese dich dann verbessern. Wenn es dir aber unheimlich ist, Fehler zu machen, wirst du dagegen nicht so schnell Fortschritte machen als mit „Mut zur Lücke“.

      1. Ich war bereits mehrfach beruflich im Ausland, daher ja mein Kommentar! Nein, ich finde es keinesfalls notwendig, dass jeder, der hier lebt, perfektes Deutsch kann. Aber jedes Wörterbuch beinhaltet zum Beispiel das Wörtchen „Durchfall“, oder?!

        1. Und warum soll sie in ein Wörterbuch gucken, wenn sie im Umgang mit anderen Müttern die Wendung „Kacke läuft wie Wasser“ gelernt hat? Dazu müsste sie erst einmal daran zweifeln, dass das der richtige Ausdruck ist, und so viel Sprachgefühl hat man als Nicht-Muttersprachler nicht unbedingt.

      2. zur Erklärung: kein Rechtschreib-Wörterbuch war gemeint, sondern ein Wörterbuch Deutsch-Muttersprache!

        1. Ich halte es in diesem konkreten Fall für wenig wahrscheinlich, aber es gibt durchaus Sprachen, für die gibt es kein Wörterbuch… und es sind auch solche mit mehreren Millionen Sprechern darunter.

  2. Ich finde den Zettel rührend bemüht, hätte ich auch nicht gleich weggeworfen. Ich vermute, es konnte auch geholfen werden, bis hin zum Hustensaft ähnlichen Medikament 😉

  3. Bitte das nächste Mal die Namen der Patienten ebenfalls unleserlich machen, auch wenn es nur Vornamen sind. In dem Brief stecken schon so genug Informationen mit Wiedererkennungswert. Das muss wirklich nicht sein….

    1. wie soll das jetzt praktisch funktionieren?
      wenn´s dich als wächter der guten sitten beruhigt: der zettel ist schon einige jahre alt, ich habe ihn jüngst beim aufräumen gefunden.

    2. Aaah, stimmt! Jetzt weiß ich sofort, wer Harun und Nurgül sind! Die hatten doch am 15. Januar 2004 diesen schlimmen Darminfekt! Da werd‘ ich gleich mal dort anrufen und erzählen, dass der Kinderdok diesen Zettel im Internet veröffentlicht hat. *ironieoff*

      Man kann es auch übertreiben…

  4. Was ich noch bemerkenswert finde: sie hat übergeben (wenn auch ohne sich) geschrieben und nicht „k*tz*n, was ja besser zu der anderen ungesunden Ausscheidung gepasst hätte

  5. Der Zettel ist eine tolle Idee! Wenn die Tante so etwas auch für den Elternsprechtag in der Schule fertig machen würde und ich auf dem Zettel einfach antworten könnte, dann wäre ich sehr glücklich!
    Toller wäre es nur, wenn man direkt mit der Mutter sprechen würde oder der Vater, der oft etwas mehr Deutsch kann, mitkommen könnte und vermittelt… Leider haben gerade beim Arzt die älteren Geschwister oft den Job des Dolmetschers, so berichten es zumindest meine Schüler. Einmal habe ich mit einer Schülerin auch besprochen, wie sie so etwas wie „Kacke, die läuft wie Wasser“ und kotzen auf Hochdeutsch ausgedrückt werden. Ich fand es gut, dass sich mich gefragt hat, denn wo soll sie die „Vokabeln“ lernen, wenn sie zu Hause keiner kennt? Leider fehlen die älteren Geschwister wegen dieser Arzttermine dann oft im Unterricht und auf der Entschuldigung steht nur, dass sie beim Arzt waren.

  6. Wenn ich beispielsweise in Frankreich oder Italien oder Polen oder den Niederlanden (von allen Sprachen haben sich einige Bröckchen in meinen Hirnwindungen festgesetzt) versuchen würde, eine ähnliche Aussage dem Arzt gegenüber zu machen… ich würde mich sicher schwerer damit tun, als die Schreiberin dieses Zettels.
    Mündlich fiele mir dies leichter. Da fällt wenigstens nicht auf, dass ich die Rechtschreibung in Polnisch o.a. nicht beherrsche.
    Und dann auch noch auf die Darreichungsform „Saft“ einzugehen …
    Ich schließe mich Ursels Meinung an: die Schreiberin ist sicher keine dumme oder ungebildete Person mit noch ausbaufähigen Deutschkenntnissen… 🙂

  7. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Tante selbst noch ein Kind ist, zumindest noch die Schule besucht. Das Schriftbild scheint mir darauf hinzudeuten. Und es ist ja leider nicht selten, dass ältere Geschwister den Dolemetscher geben müssen und nicht nur das, sie lotsen die Mütter, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind samt Geschwister durch den Alltag, habe ich als Lehrerin oft genug erlebt, dass mir das ältere Geschwisterkind übersetzt hat, was die Mama sagt. Ich halte es für eine Überforderung der älteren Kinder!

    1. Ein ähnliches Schriftbild habe ich schon sehr oft bei Erwachsenen gesehen, die durchaus als Kinder lesen und schreiben gelernt haben, aber erst später im Leben mit der lateinischen Schrift in Berührung gekommen sind.

  8. Super! An alles gedacht —- alle wichtigen Informationen vorhanden. Sogar die Info, dass eines der Kinder keinen Tee trinken mag. Ich vermute hinter der Schreiberin eine intelligente Person, die eben nur wenig deutsch kann.

    1. Die Person kann nicht „nur wenig“ Deutsch, aber sie hatte offenbar keine Gelegenheit, einen weiterführenden Kurs zu besuchen und sich die Sprache Deutsch weitgehend in Eigenregie angeeignet. Sie ist von der Art, wie sie schreibt, weit über das Anfängerniveau hinaus. (Ich vermute anhand dessen, wie sie schreibt, jemanden z.B. aus dem Iran.)

  9. „Die Kake läuft wie Wasser.“ – Herrlich, da weiß man doch gleich, was los ist :mrgreen:. Ansonsten ist der Brief sprachlich völlig angemessen für das Sprachniveau der Tante. Ich zumindest habe jedes Wort verstanden. Und fand den Brief irgendwie rührend. Man muss sich halt zu helfen wissen.

    1. Der Hustensaft soll nur ein Beispiel für Medizin sein, die das Kind direkt nehmen kann, weil es eben keine Tees mag. Halte das für eine völlig verständliche und nachvollziehbare Umschreibung von jemandem, dem das „medizinische“ Vokabular fehlt. Aber ja, höhö, dumme Ausländer.

  10. Zumindest hat sie sich Gedanken gemacht.
    Wäre schön zu wissen warum die kleinen sich nicht äußern können?! Zu jung?

    1. Ich bin heute zum ersten Mal hier, und weiß nicht, ob dieser Doc hier die große Ausnahme ist, und noch Hausbesuche macht. Falls nicht, ist eine naheliegende Möglichkeit vielleicht die, dass die Kinder wegen des Durchfalls daheim sind und nicht zum Arzt können. (Mit akutem Durchfall such ich auch keinen Arzt auf.)

  11. Würd mich vor allem mal interessieren wie alt Harun und Murgül sind… können die, obwohl in Deutschland geboren, auch kein Deutsch… oder noch zu klein um zumindest ein wenig gelernt zu haben….

    1. Auch wenn kleine Kinder Deutsch können, darf man sich nicht auf die Angaben verlassen. Oft können sie z.B. Schmerzen nicht sprachlich differenzieren, und sagen zu allem, was ihnen wehtut, sie hätten „Bauchweh“. (Und wenns der Kopf oder das Knie ist.)

    2. Woher weißt du, ob die in Deutschland geboren sind? Können ja auch erst zugezogen sein. Und mich drauf verlassen, dass ein Kind vollständig angibt was ihm fehlt, würd ich auch bei guten Sprachkenntnissen nicht.

  12. Ist doch super. Gibt bestimmt Patienten, die toll deutsch können aber trotzdem nicht erklären können, was dem Kind fehlt. Hier hat sich jemand vor dem Arztbesuch Gedanken gemacht, was man alles vermitteln muss und wie man das trotz Sprachbarriere hinkriegt. Ich finds besonders nett, dass die Tante auch daran gedacht hat niederzuschreiben was das eine Kind nicht nimmt.

  13. das sprachniveau des zettels ist dafür aber verhältnismäßig hoch. vor allem, wo es sich um ein fachsprachliches thema handelt, das der schreiberin mehr oder weniger fremd sein dürfte. lexik und syntax sind fast durchgängig korrekt oder die fehler sind durch ausnahmen bzw. besondere schwierigkeiten erklärbar (reflexivpronomen, artikel, relativsätze).
    vielleicht kann die mutter ja bald einen integrationskurs machen, dann kann sie in einem jahr auch so schöne zettel schreiben 😉

  14. Ist doch OK…
    Besser als nix und ich möchte nicht wissen, was herauskommt wenn ich das gleiche in einer fremden Spraxhe sagen wollte 🙂

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