korrekte anamnese

mal wieder klingelt das telefon spät in der nacht.

ich: „kinderdok, guten abend, hallo?“
mutter: „guten abend, entschuldigen sie die störung, sie haben heute notdienst?“
ich: „ja, genau.“
mutter: „oh prima. das ist toll, dass man um diese uhrzeit noch jemanden erreichen kann. ich habe hier einen siebzehneinhalbmonatigen  jungen, fieber seit zwei tagen, maximum neun´ndreißigfünf, husten, schnupfen, keine nebengeräusche, sein bruder war auch letzte woche erkältet. sonst hatt´er nichts, kein spucken, kein durchfall, isst und trinkt gut, ich hab´ ihm heute schon zwei paracetamol hundertfünfundzwanzig supp gegeben, jetzt sind´s aber grad vier stunden her, der ist wach, kann nicht schlafen, ich wollte fragen, isses ok, wenn ich mal ibu-saft gebe?“
ich: „ja.“
mutter: „ok, danke. auf wiederhören.“
ich: „auf wiederhören.“

ich: „ach, moment. sie sind nicht zufällig eine der neuen mutant-phone-mothers, ich meine, wegen der korrekten anamnese?“
mutter: „nein. aber kollegin.“
ich: „achso. alles klar. ruhige nacht. und ruhigen dienst.“
mutter: „danke. ihnen auch. wiederhören.“

ok, ich geb zu, das ab den pünktchen war erfunden. aber der erste teil hat sich absolut so ereignet. ich war so was von dankbar um drei uhr nachts. da bin ich nicht mehr in der lage, die entscheidenden infos aus den anrufenden nasen zu ziehen.

20 Antworten auf „korrekte anamnese“

  1. Wieso gibt man bei einer Erkältung mit „maximum neun´ndreißigfünf“ Paracetamol? Muss das Kind morgen in den Kindergarten, ist nicht der Schnöben, sondern das Fieber die Krankheit?

    Kann man das Immunsystem nicht mal mehr bei einer schnöd-schnodrigen Erkältung mit etwas Temperatur seine Arbeit machen lassen? Ab ins Bett, schwitzen lassen, beobachten. Sollten die 40° doch erreicht werden, kann man immer noch mit Wadenwickel und Medikamentenhammer gegenangehen.

    1. Heutzutage ist es sehr weit verbreitet nicht temperaturabhängig sondern abhängig vom Befinden die Gabe von Medikamenten durchzuführen.
      Und wenn das Kind bei 39,5 eben schon extrem durchhängt, nicht schlafen kann, Schmerzen hat, … ja dann gibt man eben doch etwas.

      Und ab ins Bett bringt eben nur wirklich was, wenn das Kind dann auch schlafen kann, was es nach obigen Telefonat eben nicht konnte.

    2. Hm, ich lasse wirklich gerne und lange fiebern, aber bei 39,5 senke auch ich. Zumal weder dir noch mir der Allgemeinzustand des Kindes bekannt sein dürfte; manche Kinder hängen schon bei 38° in den Seilen.

      Bei mir selbst senke ich im Übrigen zumindest abends noch viel früher. Ich kann nämlich mit Fieber überhaupt nicht schlafen bzw. wälze mich stundenlang mit dem gleichen wirren Traum, in dem ich irgendeine Sisyphosarbeit erfüllen muss, halbwach hin und her…

    3. Weil das Kind schlafen können soll, besonders um drei Uhr Nachts. Manche Kinder können mit Fieber nicht einschlafen, daher Paracetamol/Ibuprofen als Fiebersenker. Siehe ja auch den genauen Kontext der Frage der Anruferin.

      Ob sie vorher Wickel ausprobiert hat das steht da nicht. Da sie aber extra einen anderen Arzt fragt, ob sie das Medikament wechseln kann, ist sie wohl nicht ganz verantwortungslos.

  2. *lächel*

    Ich würde bei dem Wort „supp“ stutzen. „Normale“ Leute würden doch sagen „ich habe ein Zäpfchen“ gegeben…

    Und selbst wenn sie auch Ärztin ist: ist es nicht so dass bei Kindern manches anders läuft als bei Erwachsenen ? Das war ja jetzt nur mal ein kurzer Anruf, die Dame wollte halt sichergehen…

    1. Dachte ich auch, supp sagt sonst keiner. und dazu zu sagen, das es 125er Paracetamol sind, würden auch die meisten vergessen.
      Und: Das man als Arzt besonders bedenken bei seinem Kind hat und seine Kollegen damit wahnsinnig macht weiß man als Scrubs-Fan von Perry Cox.

  3. Für die Angaben aus diesem Telefonat muss man denke ich nicht einen medizinischen Ausbildungshintergrund haben.
    Fast das Identische Gespräch hatte ich mit meiner Hebamme vor einigen Jahren. Logischer Menschenverstand und Denkvermögen reicht da völlig aus.
    Bei mir wars jedoch beim ersten Kind.
    Sie muss einen echt bisher kerngesunden Erstgeborenen haben das sie nicht wusste das man bei Bedarf auch VOR Ablauf der 6 Stunden Frist nochmal fiebersenkende Mittel nachgeben kann, wenn auch nicht den gleichen Wirkstoff sondern in diesem Falle dann Ibuprofen.
    Ich finde es wirklich erschreckend das so konkrete Angaben eines Elternteils scheinbar ein so außergewöhnlicher Fall sind bei Kinderärzten.

  4. Wenn es eine Kollegin wäre, müsste sie ja eigentlich nicht wegen dieser Auskunft anrufen, oder? Dann wüsste sie das ja selber.
    Vielleicht einfach nur eine, die in jeder Situation gewappnet sein will. Ich hab auch die Fragen, die man bei einem Anruf bei der Polizei beantworten muss (Wer, Was, Wo, Wieviele etc.) auswendig gelernt, da war ich gerade sieben. War megastolz auf mich selbst! Und würde es bei so einem Anruf rein instinktiv genauso machen…

  5. haha, ich würde es gar nicht schaffen, soviele Sätze zu sagen, vorher unterbricht mich der Arzt.

    Und ich verstehe das Mutant-Phone-Mother als Anspielung auf die Mutant Ninja Turtles

    1. mir fiel kein besseres wort ein:
      sonst habe ich eher grauselige anrufe nachts um drei – kein name, keine klare ansage, fragen, fragen, fragen. das ist schon so alltäglich geworden, dass mir diese mutter mutiert erschien — vielleicht nach der lektüre meines blogs? 😉

  6. Ehrlich gesagt ist mir schleierhaft, wie man bei so einer Anamnese auf die Idee kommt, mitten in der Nacht den Kinderarzt aus dem Bett zu klingeln.

  7. Hätte ich nach der Ansage aber auch vermutet… entweder Krankenschwester / Arzthelferin oder Ärztin.
    Aber “ sie sind nicht zuviel eine der neuen mutant-phone-mothers“ kapier ich überhaupt nicht….

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