Lebenseinstellung

Die Novembersonne kitzelt mich in der Nase, als ich durch die Tür komme. Nach den trüben Tagen der letzten Zeit erwärmt das sofort mein Herz.
Im Untersuchungszimmer finde ich Melanie und ihre Mutter. Beschwingt trete ich auf Frau Meis zu und möchte ihr die Hand schütteln.
Ich: „Hallo, guten Morgen, na wie gehts?“
Mutter: „Ja ganz gut.“
Ich: „Mensch, das ist ja toll: Sie haben die Sonne mitgebracht!“
Mutter: „Ja, prima. Sonst ist auch immer nur Schatten, wenn wir irgendwo hinkommen.“

Ich habe nachher noch genauer nachgehakt: Für die Mutter geht es momentan nur darum, dass Melanie mit ihren vier Jahren ein paar Erkältungsinfekte hintereinander hatte. Kindergartenkind, eben. Aber für manche ist das der gefühlte Weltuntergang.

15 Antworten auf „Lebenseinstellung“

  1. Ach, manche Leute sehen einfach immer alles schwarz. Ist ne Charaktersache, bei denen ist selbst dann immer alles doof, wenn es objektiv keinen Grund dazu gibt. Am besten, man macht einen großen Bogen drum, wenn man die Möglichkeit hat.

  2. Ich kann ja leider gar nix zusenden, weil ich nur Blogleserin bin 😉 – aber fragen Sie doch mal im Neufeld Verlag nach. Es gäbe ja kaum einen besseren Ort, die Aktion mit den „Kalender für Kinderärzte“ bekannt zu machen, als hier.

  3. Ein Kind mit Dauerinfekten, Eltern, die beide arbeiten müssen und nicht mehr wissen, wohin mit dem kranken Kind bzw. wie die dauerhafte Abwesenheit vom Arbeitsplatz dem Chef erklären … Das kann an elterlichen Nerven zehren, das weiss ich aus Erfahrung. Auch, wenn es unzweifelhaft Schlimmeres gibt.

  4. Es ist sowas von mühsam, „kranke“ Kleinkinder zuhause zu haben. Egal ob richtig krank (Fieber) oder ’nur‘ erkältet. Letzten Herbst waren unsere zwei Hexen (jetzt: 4.5 J. Kindergarten und 2.5 J Spielgruppen-Alter) schlicht und einfach bis März des folgenden Jahres erkältet. Basta. Das war ne *pieps*-Zeit, um es deutlich zu sagen. Dieses Jahr, bisher? Eine Streiferkältung, die Grosse hatte zwei Tage Magen-Darm-Grimmen. Fertig. Wir sind unglaublich begeistert und hoffen es bleibt so! =) Und unser Kinderdoc hatte recht – es wird jedes Jahr besser!

  5. Als mittlerweile fast „Dauerkranken“ (Nase zu), weiß ich, dass das nicht nur für mich, sondern auch für meinen Freund anstrengend ist.
    Seien es Nächte, in denen ich schlecht schlafe, oder Tage, an denen es mir so mies geht, dass ich zu nichts richtig in der Lage bin – oder nach einer Vorlesung so erschöpft nach Hause komme, dass man mich in die Tonne klopfen kann.
    Das ist nichts, was man haben möchte, und ich bin erwachsen. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie das ist, wenn ich noch ein kleines Kind wäre und meine Mutter das aushalten möchte.

    Auch wenn ich nicht in soetwas den Weltuntergang sehen würde, wäre es mein Kind, denke ich doch, dass es einen mitnimmt.

  6. Alles eine Frage der Perspektive. Als Kinderarzt sind es halt ein paar Infekte beim Kindergartenkind, für die Mutter bedeutet es schlechte Nächte, knatschiges Kind, Alltag auf dem Kopf (manche Menschen arbeiten noch oder würden es gerne, wenn das Kind denn mal gesund wäre). Sicher gibt es Schlimmeres, aber gibt es das nicht immer? Mir tat es damals auch mal gut als unsere Kinderärztin in einem Anfall von Empathie bemerkte, dass dieser dauernde Krankheitszustand nicht nur für das Kind, sondern auch für die Eltern belastend sei. Zumal sich jetzt leider (nach wirklich heftigen 3 Jahren) gerade herausstellt, dass da doch mehr dahinter steckt und wir nun die Kinderimmunologie aufsuchen dürfen. Wie gesagt, ist alles eine Frage der Perspektive, obwohl ich da meinen Vorrednern zustimmen möchte, dass diese Aussage der Mutter nicht alleine durch die Infekte des Kindes ausgelöst worden sein muss. Da kann auch noch mehr dahinter stecken.

  7. He, das IST für Mütter der Weltuntergang! die Kinder dürfen wenigstens noch ungestraft quengeln, um sich Luft zu machen – ich gestehe das auch einer Mutter zu, die miese Nächte hat wegen erkältetem Kindergartenkind und noch dazu (womöglich) einen eingeschränkten Lebensradius, weil man ein erkältetes Kind halt nicht überall mit hinnehmen kann … In dem Alter (meiner Kinder) galt bei mir: Lebensqualität meiner Kinder = meine eigene…*quengel*

  8. @Robin, das Gleiche dacht ich auch grade. Ich bin mir nicht sicher, ob Frau Meis bereitwillig dem kinderdoc all ihre Lebensprobleme darlegen mag, wenn er auch noch so freundlich ist.

  9. Ich wünsche das wirklich niemanden, um das mal gleich vorne weg zu sagen, aber ich wünschte mir manchmal, manche Leute würden sich mal vorstellen, ihr Kind wäre wirklich krank….natürlich können einem Infekte auf die Nerven gehen, aber sie sind nun wirklich kein Weltuntergang und es gibt so viel Schönes, über das man sich nicht mehr freuen kann, weil man sich auf eine kleine negative Sache konzentriert…

  10. Naja, dauernde Infekte können schon echt an den Nerven zerren. Allerdings ist das auch wieder kein Grund so schwarz zu sehen.

    Und das Martinsfeuer für unseren Umzug hab ich gemacht, hätte sich mal wer trauen sollen zu meckern 🙂

  11. Dazu fällt mir der Martinszug von gestern ein: Ein mir bekanntes (und definitiv NICHT befreundetes!!!!) Paar beschwerte sich lautstark darüber, wie schlecht doch das Feuer brenne, gar nicht gut gemacht von den Veranstaltern!
    Kurz darauf kam eine Windböe, das Feuer brannte groß und toll, und die beiden schimpften, wie unverantwortlich es doch sei, ein SO großes Feuer zu machen, wenn KINDER in der Nähe sind.
    Ich bin schnell geflüchtet damit sie mich nicht ansprechen… o.O (später hat mich die Frau dann doch erwischt und gesagt, wie SCHLECHT der Keyboardlehrer unserer Kinder doch ist. Waaah!!!)

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