mit gemeinsamen Kräften

Gut, wir haben da diesen brüllenden Rocky-Rick, gerade mal sechzehn Monate alt, erkältet, hustet, Ohren tun wohl weh, das normale Herbst-Erkältungs-Programm. Aufgabe an mich heißt, Abhören, Hals gucken, Ohren schauen, das normale Untersuchungsprogramm.
Mutter (versucht, das Nonstop-Kreischen des Sohnes zu übertönen): „Ich kann ihm ja erstmal erklären, dass Sie ihn untersuchen wollen… Schau mal Rocky-Rick…“, gehetzt schaut der Kleine von ihr zu mir und wieder zurück, seine Gesichtsfarbe bekommt ein Bordeaux-Rot. Er hat bereits angefangen zu schreien, da war ich noch gar nicht im Zimmer. „…der Onkel Doktor tut Dich nur abhörchen, mit dem blauen Ding da, ja? Tut gar nicht Aua, ja, Rocky-Rick?“
Es kommt wenig an im frontalen Cortex. Es ist zu laut.
Ich: „Wissense, am einfachsten geht es immer im Sitzen bei Ihnen auf dem Schoß…“
Mutter: „Wie jetzt? Sie wollen…?“
Ich: „Nein, Ihr Sohn.“
Mutter: „Achso.“ Sie fängt umständlich an, ihrem Sohn zu erklären, dass sie ihn jetzt zu sich auf den Schoß setzt. Die Lautstärke Rocky-Ricks Gezeter verhindert eine akustische Erfassung der Ausführungen.
Ich: „Machen Sie es einfach…“
Sie hebt ihn von der Untersuchungsliege und setzt sich selbst darauf, Rocky-Rick klammert sich in Bauch-an-Bauch-Sicherheitshaltung an sie, sein Brüllen geht es in ihrem Busen unter.
Ich: „So kann ich schlecht an ihn ran. Na, ich fang mal an.“
Ich stöpsel mir die Littmann-Oliven ins Ohr und genieße die kurze Ruhe. Nur dumpf dringt jetzt das Weinen an meine Trommelfelle. Ich lupfe das t-Shirt des Jungen („Made by Daddy“) und höre ihn am Rücken ab, alle Konzentration gerichtet auf die kurzen Momente des Einatmens zwischen zwei Schreiphasen.
„Dass Sie da überhaupt was hören, Herr Dokter“, brüllt mir Rockys Mutter ins linke Ohr. Ich zucke zusammen.
„Jetzt mal von vorne“, sage ich und mache mit der Hand eine Umdrehbewegung.
Sie hebt das zeternde Etwas vom Busen ab und schiebt einen Arm etwas nach hinten, so dass eine circa zehn Zentimeter weite Öffnung zwischen sich und dem Jungen entsteht. Spitze. Optimale Verhältnisse. Ich schiebe den Schalltrichter an ihrem Busen vorbei an die Brust des Jungen. Keine Chance. Von irgendwoher kommt eine Kinderhand und schiebt das Stethoskop wieder weg. Ich entziehe mich dem Zugriff und höre wieder ab. Wieder die Kinderhand.
„Wenn Sie mal kurz die Hand?“, sage ich.
„Wie Was? Achso…“, sie hält die Hand ihres Sohnes fest, ich schaffe es in die nächsten Quadranten des Thorax.
„Jetzt mal komplett umdrehen, bitte“, wieder zeige ich ihr, wie, „jetzt noch Ohren und Hals.“
Sie schafft es nach zehn Minuten, den Jungen komplett umzudrehen, jetzt sitzt er Rücken an Busen und schaut mich aus erhitzten Augen an.
Anweisung an die Mama: Ein Arm hält die Arme des Jungen, eine Hand hält die Stirn. Sie nickt eifrig. „Schaff ich…“
Schafft sie nicht.
Mein Ohrtrichter kommt nur ins linke Ohr. Rot, wahrscheinlich vom Schreien. Dann hat er sich mit dem linken Arm losgerissen. Schubst mich beiseite.
„Na, hallo, jetzt ist aber mal gut“, sage ich etwas unwirsch. Schubsen lasse ich mich ungerne.
„Gell, mein Schatz, mein armer Schatz, der Dokter ist ein ganz lieber“, säuselt die Mama aus einer anderen Welt.
„So, jetzt nochmal gut festhalten“, erwidere ich und schenke ihr einen aufmunternden Blick.
Otoskop zum zweiten, rechtes Ohr.
Sie schafft es nicht. Zack, fliegt sein Arm hervor und schlägt mir ins Gesicht.
Ich schrecke zurück, völlig baff.
„Der wehrt sich halt“, sagt die Mutter.
Ich schlucke. Schlagen und schubsen überschreitet die Grenzen.
„Schon klar, Frau Rick, erstaunlich ist nur, dass sie ihm das erlauben“, sage ich dann.
Ich rolle weg von den beiden und wende mich den Rezepten zu.
„Siehst Du, Schatzelchen, hauen darf man nicht“, säuselt sie wieder, was weder in Lautstärke noch Intention das Kind erreichen wird. Rocky-Rick fühlt sich missverstanden und setzt wieder zur Sirene an. Sie nimmt den Hätschelkreis erneut auf und wiegt den Jungen zur Beruhigung.
Mich beruhigt erst mein Kaffee vor der Tür.

Hallali, was liebe ich den kleinen Ringkampf am Morgen während der Untersuchung eines Kleinkindes.

51 Antworten auf „mit gemeinsamen Kräften“

  1. Mir wird schlecht und ich bekomme Herzrasen wenn ich hier die Kommentare lese. Wie kann man Kindern bloß so schlimme Gewalt an tun!? Zähneputzen unter Zwang indem man sich auf sein Kind kniet? Absolut ekelhaft! Würde man das mit einem Erwachsenen machen wäre das eine Straftat! Zum Text oben: Würde mein Kind bei einem Arzt so sehr weinen, würde ich sofort gehen. So ein herablassender, null empathischer Arzt sollte nicht auf Kinder los gelassen werden. Wie kann man den von einem so kleinen Kind erwarten, dass es in einer Situation die ihm Angst macht einfach kooperiert oder von einer Mutter erwarten, dass sie ihr Kind in so einer Panik auch noch fest hält? Ginge es hier um Leben und Tod sehe ich das ja noch ein. Aber wegen Abhören bei einer Erkältung? Sowas kann ein Trauma auslösen was schwere psychische Schäden nach sich ziehen kann. Zähneputzen mit Gewaltanwendung übrigens auch. Und dass einige Kinder das dann in Folge auch noch einfordern so behandelt zu werden ist einfach nur absolute Resignation.

    1. Zum Text oben: Ich bin ganz offen für Gegenvorschläge.
      Wieso kommst Du darauf, dass der Junge Angst hatte?
      Die Mutter schilderte ähnliche Ausbrüche in vielen Situationen, die nicht nach der Gemütslage des Jungen gehen, kann man auch Trotzalter nennen.
      Aber wie gesagt – gerne Gegenvorschläge. Der Behandlungsauftrag der Mutter heißt: Untersuchen Sie mein Kind. Und jetzt?

  2. ich weiß nicht was ich falsch gemacht habe, all meine Kinder liebten Arztbesuche seit ihrer Geburt…
    Letztens musste ein Termin für die U8 und die Grippeimpfung verschoben werden- das Kind war tödlich beleidigt !

  3. Mein Beileid.
    Was macht die Mama eigentlich dann wenn ihr Schätzelchen Rocky im Kindergarten die anderen Kinder verdrischt weil die ihm nicht das Spielzeug geben und ähnliches? Ach ich weiß, dann ist er trotzdem das arme Opfer, denn mit ihm will ja keiner spielen und er muss sich dann eben so ausdrücken.
    Yep, selbst erlebt damals in der Kindergartengruppe meines Sohnes.

  4. Uffz. Ich bin ja gemeinhin bekannt als böse Mutter, die ihr Kind dann einfach festhält. Beliebte Pose beim HNO: Kind auf Schoß, mit einer Hand die Arme festhalten, mit der anderen den Kopf. Mit den Beinen die Kindesbeine.
    Beruhigend auf das Kind einreden, klar. Erklären, ja, gut. Aber mit Festhalten reduzier ich auch eindeutig die Leidenszeiten aller beteiligten Personen.

    Aktuell bin ich übrigens auch wieder böse und flöße meinem Kind Nasen- und Ohrentropfen ein. Der mag mich trotzdem 😀

    1. *G* Nasentropfen nimmt unserer freiwillig. K.A. wer im das beigebracht hat, wir waren es jedenfalls nicht. Er hält still und will mehr ^^. Ohrentropfen brauchten wir noch nicht.

    2. Danke für diesen Kommentar.
      Schön zu lesen, dass es immer noch Mütter gibt, die sich – vorübergehend und zum Wohl des Kindes und aller Beteiligten – unbeliebt beim Kind machen.

  5. och.. bis aufs Hauen und Stechen könnt das auch mein Kind gewesen sein: Abhören, in Ohren gucken, abtasten etc. waren ein ABSOLUTES No-go. Sie hat ja schon geplärrt, wenn sie ein Stethoskop nur gesehen hat. Und so viele Arme, um Mini-houdini festzuhalten, hab ich dann auch nicht.
    Irgendwie ging es zwar immer, war aber für alle Seiten total unentspannt. (Und wenns ganz arg wurde, bin ich zu meiner Tochter auch mal bös geworden und hab ihr ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass das so eben nicht geht. Wirkte sogar 😉 )
    Es wurde schlagartig besser, als ich ihr mit knapp 2 aus lauter Verzweiflung ein Doktorset kaufte und Patient spielte. Ab da durfte jeder in die Ohren gucken, abhorchen usw. ohne Probleme. Keine Gegenwehr, kein Geschrei. Ich hab mein Kind bald nicht wiedererkannt 😀
    Vielleicht sollte man Rocky-Rick mal mit so was versorgen, samt Teddy zum Verarzten.. Oder so ein Köfferle ins Wartezimmer legen 😀

  6. „Ich: “Wissense, am einfachsten geht es immer im Sitzen bei Ihnen auf dem Schoß…”
    Mutter: “Wie jetzt? Sie wollen…?”
    Ich: “Nein, Ihr Sohn.”“
    Besser wär’s bei Loriot auch nicht gewesen! 😀

    Zum Rest: Mensch Dok, Du bist doch ein großer starker Kerl und da läßt Du Dich von so einem Winzling … tztztz

    Liebe Grüße
    Hajo

  7. Kindchen schrie die Praxis zusammen, weil Brüderchen geimpft wurde. Onkel Doktor war sichtlich genervt. Aber jedes Mal einen Babysitter bezahlen, war nicht drin.
    Kann die Arzthelferin nicht in Notfällen die Kinder festhalten?

    1. Klar kann die Helferin das “ Liebkindelein“ auch festhalten, aber hast du eine Idee was dir DANN von der zugehörigen Mutter erzählt wird. Da ist der Teufel los da wird gnadenlos auf Kind, Doc und Helferin eingequetscht das voellig hysterische Kind wird gebeten kooperativ zu sein, Rescue Tropfen werden ausgepackt und versucht dem sich windenden Kind zu geben, anstatt dem Kind schon vor dem Arztbesuch klar zu machen was gemacht wird und dass die Untersuchung auf jeden Fall stattfinden wird egal ob mit oder ohne Theater nur mit Theater dauert eben länger und wird auch nicht mit Trostgummibaerchen belohnt.
      Manchmal waer es toll wenn Eltern etwas pragmatischer wären ich muss nicht immer alles kindgerecht ausdiskutieren manchmal muss ich auch als Eltern schlicht durchgreifen und konsequent sein, hilft letztendlich auch dem Kind.

    2. Du meinst, wenn dann eine wildfremde Person dein Kind umklammert schreit es weniger?
      So eine Impfung kommt ja nicht völlig überraschend um die Ecke. Wenn das Geschwister nicht zugucken mag wie das Brüderchen geimpft wird, dann kann man es doch auch so lange mit einem Bilderbuch irgendwohin setzen. Setzt natürlich auch voraus, dass man vorher mal drüber gesprochen hat, was da beim Arzt passiert und dass der dem lieben Brüderchen nix Böses tut.

      1. Nicht darüber sprechen wäre in dem Fall besser gewesen. Er hat es nämlich mit seinen zwei Jahren falsch verstanden. Das geimpfte Baby war übrigens völlig problemlos. Wäre wohl auch mit der Arzthelferin zufrieden gewesen.

  8. Ich kann mich auch erinnern, so beim Kinderarzt geschrien zu haben. Der sah aber auch unheimlich aus. So groß mit langen, schwarzen buschigen Bart… ES könnte aber auch an der Impfspritze gelegen haben, die er mir in den Arm gepikst hat.

  9. Ohjeohje…. Warum habe ich das Gefühl, dass die Mütter zu lieb zu ihren Kindern sind und die Familienhunde besser erzogen sind. Klar, dass ein Kind vor dem Arzt Angst hat, aber so ein Verhalten durchgehen zu lassen…
    Meine Tiere halte ich auch fest, damit der Tierarzt sie untersuchen kann. Und ich habe nicht das Gefühl ihnen damit etwas anzutun. Warum also den kleinen Rocky um sich schlagen und schreien lassen. Meine Mutter war,w enn ich krank war immer eine „Schwester Rabiata“, was auch nicht das Gelbe vom Ei war. Natürlich sollte man auf sein eigenes Kind rücksichtsvoll eingehen, aber irgendwo muss man doch auch mal Grenzen setzen.

    1. So klar finde ich es nicht, dass ein Kind Angst vor dem Arzt hat (haben muss). Und der Tiervergleich hinkt: Einem Tier kann ich (egal in welchem Alter) nun mal nicht erklären, warum es beim Tierarzt ist. Kinder können die Notwendigkeit durchaus verstehen. Ob nun schon mit 16 Monaten, dass sei mal dahingestellt. Wobei man sich sehr davor hüten sollte, die kleinen Zwerge zu unterschätzen.

  10. Also klein Rocky hat seinen Namen eben nicht umsonst bekommen. Boxen kann er schon, schreien kann er schon, fehlt nur noch eine Freundin Namens „Adriane“… Muss bei schwereren Verletzungen durch ein boxendes Kleinkind eigentlich die Berufsgenossenschaft aufkommen? 😉

    Ich mag mich jetzt als nicht-68ger und als autoritärer Erzieher outen, aber ob 16 Monate oder 8 Jahre, es gibt Situationen, wo man das gerne ausdiskutieren kann (vorzugsweise zuhause), und es gibt Situationen, wo das Elternteil „Chef“ ist und des Kindeleins Meinung dazu weder interessiert noch ausschlaggebend sein sollte (vorzugsweise unterwegs). Und ich mag jetzt schlecht im Erinnern sein – aber ich kann mich nicht entsinnen, dass ich meinem Kindelein („Made by Daddy“ sieht man übrigens am Gesicht und nicht am Shirt) damals die Welt im allgemeinen und eine ärztliche Untersuchung in allen Details im speziellen hätte erklären können. [Ich habe damals Fachbegriffe wie „Töpchen“, „Fläschchen“ und „Kindergarten“ erörtert, „Stetoskop“, „Otoskop“ und „Kernspinthomograf“ kamen später.) Sanfte, aber gewaltsame Durchsetzung der elterlichen Forderungen haben ja nichts mit Schlägen zu schaffen, und paralleles Beruhigendes Einreden stört den Arzt ja wohl auch nicht, wenn er dann endlich in Ruhe weitermachen darf.

    Aber manche Dinge waren insgesamt „viel schrechlicher“ und haben uns allen trotzdem nicht geschadet. Bei mir wurde mit einem Quecksilber-Glas-Fieberthermometer selbiges gemessen. („So, und jetzt 5min stille liegen – wenn das abbricht, versohl ich Dir den Po!“ – Nicht wegen der Quecksilbersauerei und den Glassplittern, sondern weil Thermometer Mangelware waren!) Heutzutage dürfen Fieberthermometer nicht mal 10sek. in den Po, weil das zu schweren psychischen Störungen führt – und die Ohrthermometer sind immer „kaputt“, weil sie nicht richtig bedient werden („Ich kann dem Kind doch nicht am Ohrläppchen ziehen!“). Ich lebe wahrscheinlich einfach in der falschen Welt…

  11. D`accord, dass das so gar nicht geht. Den Arzt (oder überhaupt irgendwen) hauen – da hätte meins schön etwas zu hören bekommen. Und festhalten konnte ich es notfalls auch immer.

    Andererseits – mit 16 Monaten hatte mein Kind einen aktiven Wortschatz von ca. 250 Wörtern und verstand entsprechend noch viel mehr. Wenn man ihm Dinge erklärte, konnte man richtig zusehen, wie es offener wurde. In einer solchen Situation hätte ich ihm unbedingt sagen wollen, was hier vorgeht (idealerweise natürlich vorher und ohne Gebrüll).

    Vielleicht nicht bei diesem von dir beschriebenen, aber doch bei manchen anderen Kindern könnte eine Zusatzminute zum Beruhigen und Erklären doch ganz sinnvoll angelegte Zeit sein, oder?

    1. Nunja, ich erkläre aber immer VOR der Untersuchung was in etwa gemacht wird.
      Also bevor wir beim Arzt sind und dann im Sprechzimmer beim auf den Arzt warten nochmal. In der Situation ist das wenig zielführend.
      Bei mir saß bei der Uwasauchimmer mit 2 übrigens ein stocksteifes Kind auf dem Schoß, dass nur darauf wartete abgehorcht und abgeklopft und angeschaut zu werden. Ich hatte vergessen zu sagen, dass der Arzt auch mit ihm sprechen will.

      Beim 2. wird die Erklärung vermutlich auf absolute Ignoranz treffen und die Uwasauchimmer mit 2 wird durchgebrüllt. (Das hat der Große dafür mit einem Jahr gemacht, irgendwas ist ja immer)

      1. Ich erkläre das meinem Kind auch vorher. Und mir ist auch klar, dass man einem brüllenden Kleinkind kaum etwas erklären kann.

        Worum es mir geht, ist etwas anderes: Die Haltung, Erklären sei bei einem 16-Monats-Kind von vorne herein zum Scheitern verurteilt und Zwang sei das Mittel der Wahl, finde ich problematisch. Und das ist mindestens die Haltung mancher Kommentatoren hier.

        Außerdem sind wir ganz schön selbstgerecht, wenn wir erwarten, dass alle Eltern das Wissen, die Intuition oder die Erfahrung haben, ihren Kindern so etwas vorher zu erklären. Es ist eine Binsenweisheit, dass eine Menge Familien ganz andere Probleme haben, als sich über so etwas Gedanken zu machen. Und denen ist nicht damit geholfen, dass wir es besser wissen, sondern höchstens damit, dass ein geduldiger Kinderarzt oder eine Helferin sie beiseite nimmt und ihnen in Ruhe Tipps gibt, wie man bestimmte Situationen besser lösen kann. Wenn das nicht abschätzig geschieht, könnte die Erfolgquote recht hoch sein, denke ich – des Kinderdocs medizinische Autorität durchweht ja sogar das rein virtuelle Blog noch spürbar 😉

    2. Ich hatte mal eine Patientin, die vor jeder Ultraschalluntersuchung wie blöd auf ihren Bauch eingeredet hat, damit „datt BÄÄBIE“ sich auch ja schön ins Profil dreht. Hat auch immer geholfen und die tollen Bilder waren selbstredend NIE meiner großartigen Ultraschallkunst geschuldet sondern IMMER dem „Mama-BÄÄBIE“-Zwiegespräch… *gggg*

  12. Ich bin auch ein wenig hin- und hergerissen. Es ist sehr lustig geschrieben. Und sicherlich kann man bei solchen Untersuchungen nach dem Motto „Augen zu und durch“ agieren, war ja jetzt nix invasives.
    Aber ich denke auch, dass man Kindern erklären sollte, was da mit ihnen passiert. Wobei dies im Idealfall vor dem Arztbesuch erfolgen sollte.
    Problematisch bei uns war ein Krankenhausaufenthalt: Da wurden wir als Eltern noch nicht mal vorbereitet. Kind wurde zwar medizinisch vorbereitet, aber es wurde keine Zeitspanne genannt, wann er denn dran sei. Und so stand auf einmal (nach über einer Stunde) die Schwester in der Tür und sagte, sie nähme jetzt das Kind mit. Das Kind brüllte natürlich und uns wurde gerade mal gestattet, bis zum Fahrstuhl mitzukommen (und selbst das war nicht recht). Und bei der Nachuntersuchung (und es musste das Pflaster abgezogen werden) war der Lütte auch entsprechend schlecht auf die „Weißkittel“ zu sprechen. Da wurde ich als Mutter allerdings auch vom Arzt angeblafft, ich solle ihn jetzt hinlegen und fixieren und nicht lang erklären… Ich frage mich, wie es denn dem Arzt ginge, wenn auf einmal ein anderer Arzt kommt und so ohne „Vorwarnung“ und Erklärungen an einem rumdoktert, piekt, klopft und zieht.

      1. Schau, genau das ist aber ein Irrglaube – dass alle Kinder so ticken wie die eigenen. Kinder sind so unglaublich unterschiedlich, alle, sogar die aus einer einzigen Familie, dass ich niemals von einem meiner Kinder auf das Verhalten anderer schließen würde. Oder womöglich noch denken, geschweige denn sagen würde: „So und so würde ich es machen, dann würde es schon klappen!“
        Ich rate zu sehr großer Vorsicht diesbezüglich….

        1. Naja, man kann schon relativ sicher sagen, dass 90% aller 16 Monate alten Kleinkinder kognitiv und emotional nicht in der Lage sind, eine komplexe Erklärung im Sinne von: „Wir gehen jetzt gleich zum Arzt rein, er hört dich ab und schaut in deine Ohren.“ zu verstehen und dementsprechend kooperativ zu sein…

          1. Na, da habe ich aber Glück mit meiner 9 Monate alten Tochter, die ganz ruhig und kooperativ reagiert, wenn man ihr vorher sagt, was sie erwartet. Das gilt nicht nur fürs Abhören, sondern auch für Blutabnehmen etc.

          2. Hm, da wäre ich mir jetzt aber mal nicht so sicher!
            Es gibt bei Kindern kein „Kapiert es noch gar nicht“ und dann *Schalter umgelegt* „jetzt ist es alt genug es zu kapieren“. Wie haben unserem Kleinen tatsächlich von Anfang an alles erklärt und er ist heute mit 2 1/2 durchaus in der Lage, sich auf viele Situationen vorab einzustellen. Das hat absolut nix mit „Wunderkindern“ zu tun, aber Kinder verstehen schon extrem früh (z.Tl. auch schon mit <1 Jahr), wenn etwas von ihnen erwartet wird und können oft ziemlich genau einschätzen, ob es wirklich dringend und wichtig ist. Schaden kann eine Erklärung vorab bei einem 16 Monate alten Kind also nun wirklich nicht. Was nichts daran ändert, dass ich bei Schlagen nach anderen Menschen (oder auch Tieren) immer mit Hände festhalten und deutlichem Tonfall reagiere. Und das Rumgesäusel bei einem akuten Anfall von "will nicht" halt schlicht nicht reicht bzw. nichts bringt.

          3. Niemand hat behauptet, dass es schadet, ein 16 Monate altes Kind im Vorfeld einer Untersuchung über selbige aufzuklären. Ich habe meinen Kindern selbst ja auch immer allerhand erklärt. Trotzdem bezweifle ich, dass ein Kleinkind mit Angst vorm Kinderarzt sich nach einer Erklärung total ruhig und verständig untersuchen lässt. Bei einem 2,5-jährigem sieht das natürlich schon ganz anders aus!

  13. Ist doch ganz egal, wie man es als Mutter macht.
    Wenn man versucht, geduldig auf das Kind einzugehen, ist man an seinem Verhalten schuld, weil man nicht resolut durchgreift. Wenn man resolut durchgreift, ist man schuld, weil man nicht genug Geduld und Verständnis für das wütende Kind aufbringt …

    1. bitte das alter beachten.
      da wird dann einfach mal elternseits kurz! festgehalten.
      und nicht diskutiert.
      .
      doc, bei gewissen müttern wäre gewiß noch ein „magst du … “ gekommen.

    2. Nicht ganz Jola, denn ein 16 Monate alter Knirps der vielleicht schon in der ersten Trotzphase ist reagiert auf so ein Gesäusel NULL. Da muss man wirklich mal durch greifen auch als Eltern und nicht rum labern. Wenn meine Kinder sich so aufgeführt hätten, hätten sie das genau einmal gemacht und hauen geht gar nicht. Da wird die Hand festgehalten und ganz klar und deutlich gesagt das das nicht geht. Man muss auch einem 16 Monaten alten Kind klar machen das es Regeln gibt und an die es sich halten muss

      1. Mein Sohn hat sich so aufgeführt seit er 9 Monate alt war bis ca. 4,5 Jahre. Und ja, ich habe durchgegriffen und festgehalten und er hat nie den Arzt erwischt und der Arzt konnte alle Untersuchungen mit Erfolg ausführen. Trotzdem hat er es vier Jahre durchgehalten, egal ob es ums Abhorchen, indieOhrenschauen, Zugänge legen, Beruhigungzäpfchen vor OPs, Ziehen von Drainagen, Ablösen von Pflastern, Ziehen von Fäden (wobei, beim letzten Mal war er ganz brav und still) oder einfaches indenHalsschauen ging. Und ich habe erklärt und beruhigt und belohnt und festgehalten und Grenzen gesetzt und das Kind, das sehr vernunftbegabt ist, hat das einen Teufel interessiert. Mein zweites Kind macht alles etwas ängstlich aber stets bereit zur Mitarbeit mit. Ganz ehrlich, das Verhalten bereitet mir fast mehr Sorgen.

  14. Amüsant geschrieben, aber jetzt mal ganz ernsthaft, Kinderdok: welches Verhalten hätten Sie sich denn von der Mutter gewünscht?
    (Ich bin selber auch Mutter so eines kleinen Wüterichs, die beiden anderen Kinder sind komplett anders. Zwar nicht in Arztsituationen, aber in anderen tobt er genau wie Rocky-Rick. Reden hilft nicht, Schimpfen hilft nicht, Trösten hilft nicht, Bestrafen hilft nicht, Belohnen hilft nicht. Irgendwelche konstruktiven anderen Ideen?)

    1. gute frage wüsste ich auch gerne…

      zum artikel: auch wenn der arme kinderdoc mein vollstes mitleid hat, beruhigt mich es jetzt doch irgendwie, dass meine zwei „RÜHRMICHMITDEMDINGNICHTAN“ wohl echt total harmlos sind.

    2. Mir ist vollkommen klar, welches Verhalten hier gewünscht ist. Einfach mal kurz das Kind festhalten, notfalls mit sanfter Gewalt. Umso schneller ist die Untersuchung beendet. Ich habe das mit meinen Kindern immer so gemacht. Es gibt eben Dinge, durch die man durch muss, auch wenn sie unangenehm sind.

      1. Klar, in diesem Fall schon, wobei das auch von Kind zu Kind recht unterschiedlich ausfällt…. meine Tochter z.B., die bekomm ich gar nicht so festgehalten, wie nötig, wenn sie mal wieder das Zähneputzen komplettverweigert….. aber da hab‘ ich ja dann auch nur eine Hand zum Festhalten! 😉

        1. Klar, alleine ist das schwieriger ;-). Aber erstens war die Mutter hier ja nur fürs Festhalten zuständig und zweitens ist solch eine Untersuchung wesentlich wichtiger als Zähneputzen. Oft spüren das die Zwerge ja, wenn den Eltern eine Sache echt wichtig ist.

        2. Mein Sohn (2 3/4) ist auch Zahnputzverweigerer. Mund zu, Kopf wegdrehen und so weiter. Wenn er gar nicht mitmachen will, lege ich ihn auf den Rücken auf den Badteppich. Ich lege seine Arme rechts und links neben seinen Körper und hocke mich auf seinen Brustkorb. So dass er genug Platz hat um bequem zu atmen aber zu wenig, um seine Arme hochzuziehen. (also quasi pucken nur ohne Decke). Dann lässt er sich bereitwillig die Zähne putzen. Er fordert diese Haltung sogar ein nach dem 3. Mal und lacht sich dabei scheckig.

          1. Das kommt mir seeehr bekannt vor – ist nämlich unser tägliches Putzritual. Die Maus fordert es inzwischen auch ein, und macht sogar meistens ganz gut mit. Nur schafft sie es tatsächlich, wenn dann doch mal komplett unwillig, sogar in dieser Position, mir das Leben..äh..Putzen schwer zu machen! 😉

  15. *G* kenne ich von Junior aber auch. Allerdings eher wenn irgendwelche Zugänge gelegt werden sollten. Mit Lichtern und Horchern untersuchen findet er mittlerweile eher spannend – natürlich nur, wenn die Damen und Herren Untersuchenden gefälligst Stethoskope, Reflexhämmerchen, Ohrthermometer und Lampen zu eingehenden Selbstversuchen rausrücken. Protest gibts erst beim wieder abgeben.

  16. gibt es dafür eigentlich eine Gefahrenzulage?

    Ich kenn mich ja nicht aus mir Kind, aber wenn ich mit der Katze zum Tierarzt gehe dann ist es manchmal einfacher die Katze ganz der Helferin zu überlassen wenn ich mit der Situation nicht klar komme. Wenn ich mich gestresst und unwohl fühle merkt die Katze das ja auch.

      1. Wenn man das Kind grenzüberschreitend behandelt braucht man umgedreht wohl nichts anderes zu erwarten, besonders nicht von einem Kind ! Anscheinend hat der Arzt den Beruf verfehlt …

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