Zum Schröder-Interview in der Zeit

Ich komme erst jetzt dazu, das zu lesen, nachdem alle schon darüber diskutiert haben, ob man das Gott sagen darf und ob Jim Knopf nun ein Negerbaby ist und Ephraim Langstrumpf ein Südsee- oder Negerkönig. Himmel!

Ich denke bei dem Interview nur eins: hier wird eine Mutter befragt, wie viele andere auch. Mit genau den gleichen richtigen und fragwürdigen Ansichten, wie andere Mütter (und Väter) auch. Also, was soll das? Hat sie die Wahrheit gepachtet, nur weil sie Familienministerin ist? Warum muss die Zeit ein solches Interview führen? Und warum muss Frau Schröder diesem zustimmen?

Ich habe doch auch keine Ahnung vom Brötchen backen, nur weil ich einmal Scones nach Jamie Oliver gebacken habe. Oder vom Kinderkriegen, nur weil ich bei der Geburt meiner Kinder dabei war. Oder der Papst vom Kindermachen. Oder der Kultusminister vom Bücherschreiben oder Liederschreiben.

Achje, ich sehe grad, Frau Schröder ist Diplom-Soziologin. Das vereinfacht die Sache nicht gerade.

18 Antworten auf „Zum Schröder-Interview in der Zeit“

  1. Es lebe die Euphemismus-Tretmühle..

    Sorry, aber wer Bücher nicht so vorlesen kann wie sie eben geschrieben worden sind, sollte halt gleich die Finger davon lassen.
    Und wer sich nicht zutraut, zu warten, bis das Kind versteht, dass es sich um ein Buch handelt, oder dem Kind das nicht erklären kann oder will, der sollte es ebenfalls lassen.
    Damals waren das völlig normale Wörter, mittlerweile sind sie das nicht mehr. Was daran jetzt problematisch sein soll, leuchtet mir nicht ein. Bücher muss man im zeitlichen Kontext sehen.

  2. Natürlich muss man mit Kindern reden und ihnen viel erklären, aber so lange es im gedruckten Buch steht, ist es für viele Menschen okay, denn wenn man das Wort nicht mehr sagen darf, dann darf das auch nicht in der Zeitung, im Buch oder sonstwo stehen. So lange man das Wort liest und von anderen hört, ist es okay, dies selbst zu benutzen – so die landläufige Meinung. Die wenigsten Menschen reflektieren, was sie warum sagen oder ob Kinder dabei sind, die sagen vieles einfach aus Gewohnheit. Und es ist sehr schwer und mühsam, sich bei jedem verbalen „Ausrutscher“, den sich die Kinder leisten, die dazugehörigen Eltern vorzuknöpfen und denen klar zu machen, was die Kinder sagen und wie verletzend das ist. Und wenn Kinder einmal selbst lesen können, werden sie die Wörter einfach mit übernehmen und nicht fragen „Mama, darf ich das sagen und warum nicht?“. Ich kämpfe täglich darum, dass mein Sohn als schwarzer Deutscher nicht mit dem N-Wort betitelt wird, das hier in der ländlichen Umgebung als normal empfunden wird und „doch net bös gemeint ist“. Und jede nicht geahndete Äußerung und jeder dumme Stammtischwitz in unserer Gegenwart ist angewandter Rassimus, da nutzt auch die Positivierung eines „aber so ein hübscher und lieber N… der doch ist“ nichts, das kann und will ich nicht so stehen lassen. Rassisten sind nicht die hakenkreuztragenden Glatzköpfe auf einer Demo, Rassisten sind die gedankenlos vor sich hin plappernden und schreibenden Mitmenschen um uns herum.

    1. Nur das Mark Twain nicht mehr um uns herum ist. Er hat seine Bücher so geschrieben, wie er sie geschrieben ist, und wem das nicht passt, der soll sie halt nicht lesen, es käme ja auch keiner auf die Idee den David von Michelangelo anzuziehen, weil Kinder nicht auf die Idee kommen sollen nackt rumzurennen.
      Außerdem ändert sich am Rassismus nichts, wenn man andere Wörter benutzt, irgendwann ist „schwarz“ oder „farbig“ oder was einem sonst noch alles einfällt genauso falsch, weil sich die gleichen Vorurteile einfach auf ein neues Wort gelegt haben und sich an der Situation genau gar nichts geändert hat.

  3. Also aus allen Büchern einfach Wörter zu streichen, die heute nicht mehr passen, ist finde ich schon ziemlich krasse Zensur. Und so richtig dumm wird es wenn wie in den USA bei Twain dann aus jedem Nigger auf einmal ein slave wird. Ist ja auch genau das gleiche. Und nur weil man Kinderbücher umschreibt schreibt man nicht die Geschichte um, es mag zwar unangenehm sein aber man muss seinen Kindern eben auch erklären, dass nicht alle immer und überall in einer rosa Blümchenwelt leben und gelebt haben. Genauso verbreitet ein Buch noch kein „rassistisches und abwertendes Gedankengut“ wenn „Neger“ o.ä. drin vorkommt, Kinder können durchaus reflektieren dass ein Buch ein Buch ist und eventuell nicht jedes den heutigen Umgangsformen entspricht und wenn sie das nicht schaffen, muss man das eben erklären.
    Abgesehen davon verhindert man Rassismus nicht dadurch dass man ihn ignoriert sondern dadurch, dass man beweist wie falsch er ist – und dafür muss man drüber reden.

  4. Ich selbst habe keine Kinder und kann entsprechend nicht sagen, wie ich das handhabe – in vielen älteren Kinderbüchern finden sich ja durchaus fragwürdige Begriffe und Figuren. Vielleicht sähe für mich ein gangbarer Weg so aus, das zwar vorzulesen bzw. später die Kinder lesen zu lassen, aber dann auch mal zu erklären, wieso man z.B. heute nicht mehr das N-Wort benutzt. Man kann Kinder ja nicht vor allem Schlechten in der Welt behüten.

  5. Ich pflichte Ihnen bei, kinderdoc! Gute Zusammenfassung der Lage.

    Aber eine Frage hätte ich an Frau S. noch: Wieso liest sie ihrem 1,5 jährigen schon Jim Knopf vor ;-)?

    1. Das hab‘ ich mich direkt auch gefragt – aber wie ich hier neulich gelernt habe, gibt es 16 Monate alte Kinder, die schon über einen ganz enormen Wortschatz und über eine Eahnsinnsauffassungsgabe verfügen. Ich wette, der Schröderableger ist auch so ein Exemplar!

  6. Viele Kinderbücher wurden schon umgeschrieben und es zwingt keiner uns Eltern dazu, unseren Kindern rassistisches und abwertendes Gedankengut vorzulesen, man kann auch einfach bestimmte Wörter umbenennen oder auslassen, wenn man alte Fassungen der Bücher hat. Jedem, dem das kleinlich erscheint, dem empfehle ich Noah Sows Buch „Deutschland schwarz-weiss“ und eine gründliche Reflektion der eigenen Ansichten. Und auch wenn es schade ist, das die „Zeit“ überhaupt auf solche Wörter zurückgreifen muss, finde ich Frau Schröders Antwort korrekt.

  7. mir ist das als Kind nie aufgefallen. Vermutlich fällt es den Kindern heute auch nicht auf.
    Jim Knopf ist Jim Knopf, der wird ja im Buch/Film nicht immer Negerbaby genannt. Danach dürften wohl auch ettliche andere Kinderbücher/Märchen nicht mehr in Originalfassung vorgelesen werden.

  8. Nur mal so zum ersten Abschnitt. Mir denkt es noch, dass Neger ein durchaus korrekter Ausdruck war. Das andere Wort, das mit i und Doppel-g. war ein Schimpfwort.
    Und da fällt wir auch wieder ein, das wir gelernt haben (muss ca. ’75 gewesen sein), dass ein Kind, das das 21. Chromosom dreifach hat, m…… ist. Darf man heute auch nicht merh sagen.
    Passt vllt jetzt nicht so ganz, wollte es aber trotzdem mal loswerden.

    Aber ich finde wenn Jim Knopf kein Negenbaby mehr ist, dann ist er auch nicht mehr Jim Knopf. Und das gleich gilt auch für den Herrscher über das Takatukaland.

    1. Ja, es gibt eben bestimmte Begriffe, die früher aus Unwissenheit oder aufgrund von Vorurteilen so verwendet wurden und die zu Recht heute nicht mehr verwendet werden (sollten). Dazu zählt für mich das N-Wort auch. Glaube, es tut keinem weh, wenn man ein beleidigendes und abwertendes Wort mal weglässt und dafür was anderes verwendet. Dagegen empfinden viele den Gebrauch dieses oder anderer Begriffe durchaus als verletztend. Kann ja jeder für sich abwägen, was vielleicht für den alltäglichen Umgang angenehmer ist.

  9. Hä? Ist das nicht die, die 14jährig ein Kohl Poster an der Wand hatte? Und da ist doch das Artikel DAS korrekt, man sagt ja auch DAS Merkel, aber Angie oder Mutti ohne Artikel. Vgl. auch: Birne, aber: DER Dicke. Tja…

  10. Also dass der Papst keine Ahnung von Kindermädchen hat stimmt vielleicht für den derzeitigen. Aber wenn man sich da die Geschichtsschreibung mal genauer anschaut, glaube ich, hatten einige Päpste sehr wohl Ahnung von vielem, von dem sie keine Ahnung haben sollten von berufswegen… 😉

    Doch diese Diskussionen dient doch letzthin wieder mal nur dazu, das gemeine Wahlviehvolk von den wirklich wichtigen und dringenden Angelegenheiten der Politik abzulenken, und ist deshalb dem Durchschnittspolitiker doch sehr zu Passe kommt. Wie immer.

  11. Frau Schröder ist doch noch nicht so lange Mutter und hat bestimmt auch nicht die Probleme, die andere, nicht so privilegierte Mütter haben. Auf mich macht diese Dame einen höchst unprofessionellen Eindruck, Lehrling – pardon – „Auszubildende“ wäre für sie das richtige Wort 😉

  12. Sobald man sich ihre Doktorarbeit anschaut, weiß man mehr.
    Normalerweise wird man für solche Methodik in der Forschungshölle gegrillt. 🙁
    Und genauso fundiert sind ihre Aussagen zu Themen von denen sie keine Ahnung hat. Also eigentlich zu allem.

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