Warum denn bloß?

„Ihr Kollege am Wochenende hat das Antibiotika verordnet.“
„Ah, ok. Und warum?“
„Nuja, die Kleine hat ja die Erkältung?“
„Und was hat er damit behandelt?“
„Ähh, die Grippe?“
„Mmh. Und warum ein Antibiotikum?“
„… Schnupfen?“
„Da hilft kein Antibiotikum.“
„… Husten?“
„auch nicht…“
„Jetzt weiß ich!“
„Ja?“
„Sie hätte einen Virusinfekt, hat er gesagt.“
„Ah, ok, das denke ich auch. Und warum dann ein Antibiotikum?“
„Es könnte ja auch bakteriell sein, hat er gesagt.“
„Alles klar.“

Okay, ich habe das Gespräch etwas dramatisiert, aber so lief es in meinem Kopf ab. Himmel, ich hasse die Grippezeit. Dass es immer noch Kollegen gibt, die meinen, Antibiotika seien der Segen aller Erkältungstherapien. „Und wenn es doch nicht viral ist, könnte es am Ende ja noch bakteriell *werden*!“ Die Eltern können nichts dafür. Ich weiß, den Vater habe ich etwas auflaufen lassen, aber wie gesagt, das meiste davon kam in meinem Kopf vor.
Ungelogen: In der Influenza-Saison sitzen hier Eltern, die kränker sind als ihre vorgestellten Kinder, und sie haben *alle* *sogar* ein Antibiotik … -sic- …*a*.

29 Antworten auf „Warum denn bloß?“

  1. Da ich als Asthmagestrafte in meiner Kindheit doch öfter krank war, haben meine Ärzte auch immer gleich bei jedem Püpschen Antibiotika verschrieben. Die Quittung sehe ich heute: Penicillinallergie, Unverträglichkeiten bei den meisten penicillinfreien Antibiotika… Seitdem ich aber auf solche Medikationen gänzlich verzichte und nur darauf zurückgreife, wenn gar nix mehr hilft, bin ich auch kaum noch krank. Hat aber ne Weile gedauert, die Antikörper musste mein Körper ja erstmal bilden.
    In meinem Umfeld sehe ich aber, dass manche Ärzte wohl Antibiotika-Fans sind O.o

    1. Die Frage wäre: Was wäre denn die Quittung damals gewesen?
      Ich sehe das selbst an mir – wenngleich nicht wegen Antibiotika. Ich bin mit ca. 5 Jahren von einer Kletterstange gefallen und habe mir das Schlüsselbein gebrochen. Das Krankenhaus sagte ja zur OP, der Orthopäde nein, der Kinderarzt enthielt sich einer direkten Meinung, deutete aber wohl an, dass eine Operation schon hart wäre. Ich bin nicht operiert worden, die Knochen wuchsen schief aufeinander und zusätzlich zu der von Geburt an vorhandenen Hüftschiefstellung habe ich jetzt auch noch eine zusätzlich schiefe Schulter, die meinen Kopfschmerzen und meinem verspannten bisweilen zum Einrenken gezwungenen Rücken.

      Man muss da abwägen und wenn Sie Asthma hatten, dann war es damals vielleicht wirklich die klügere Wahl. Und ob davon die Penicillinallergie kommt (mein Freund hat auch eine) ist auch nicht so ganz geklärt.

      Sicherlich sollte man nicht zu viel Antibiotika nehmen. Aber m.E. sollte man genauso darauf achten, dass man am Schluss nicht zum Arzt kriechen muss und es dann vielleicht doppelt so schlimm ist.

      1. Ja klar, das stimmt schon. Abwägen ist immer wichtig. Aber wenn ich so zurück denke, habe ich zu oft Antibiotika bekommen, wo sie nicht nötig waren. Selbst bei einfachen Erkältungen.
        Ich bin übrigens auch nicht gegen Antibiotika oder so, falls das so rübergekommen sein sollte. Ich bin nur dagegen, wenn man es gibt wie Bonbons. So manches Mal hülfe ein heißer Tee doch auch 🙂

        1. Nein, ist absolut nicht schick. Ich spreche aus Erfahrung. Ich habe das bisher 3 x gehabt. Jedesmal exakt 6-7 Wochen nach Antibiotika (Weisheitszahn-OP, danach ClyndaSaar… und Nasennebenhöhlenkram). Das erste mal lies ich mir noch ein Antibiotikum geben um die Folgen des Antibiotikums zu bearbeiten… wie schwachsinnig. Inzwischen bin ich auf ein ganz tolles Mittelchen welches sich aus sämtlichen Darmbakterien zusammensetzt (ich mach mal keine Werbung) gestoßen und habe es jedesmal in den Griff bekommen zum Staunen der Ärzte.

          1. Blöder Weise ist Clindamycin so ziemlich das einzige Antibiotikum, was knochengängig ist und somit optimal für zur Bearbeitung einer Zahnwurzelentzündung geeignet scheint. Denn auch eine Wurzelbehandlung bring die anaeroben Bakterien, die im Zahnbein und zwischen Zahn und Kiefer sitzen, leider nicht komplett weg. Und auch eine Wurzelspitzenresektion ist nicht immer Mittel der Wahl, insbesondere bei einer akuten Entzündung. Ich versuche immer auf die seltene Durchfall-Nebenwirkung, welche dann akut behandlungsbedürftig ist, hinzuweisen (was gewöhnlicher Weise dazu führt, dass der Patient dann sagt „Na dann nehme ich die lieber nicht!“, und dann folgt ein längeres Beratungsgespräch zum Thema Sinnhaftigkeit einer indizierten Antibiose…)

            Dass man die Folgen (in diesem Fall die Nebenwirkung) der Antibiose dann mit einer anderen Antibiose behandeln muss, ist zwar blöd, aber so außergewöhnlich in der Medizin auch nicht. So behandelt man die Nebenwirkungen einer onkologischen Chemotherapie mit starken und durchaus nebenwirkungsbehafteten Medikamenten; Bestrahlungen hinterlassen oft behandlungsbedürftige Nebenwirkungen; opiodie Schmerzmedikamente verursachen medikationsbedürftige Verstopfung etc. etc. Unabhängig davon würden die meisten Patienten dann doch nicht auf die „dringliche, aber nebenwirkungsbehaftete“ Behandlung verzichten – im Falle der Zahnwurzelentzündung wäre die Alternative wahrscheinlich eine Extraktion (Zahn ziehen) gewesen.

  2. Wobei ich mich ja immer ein bisschen gepflanzt fühle, wenn mich ein Arzt fragt warum ein anderer das und das gemacht hat. Kann ich hellsehen?

    1. Hellsehen nicht, aber nachfragen wofuer/gegen die Medikamente, die man so verschrieben bekommt, denn eigentlich sind bzw. was die tun sollen.
      Ich persoenlich weiss sowas immer ganz gern, und bei meinem Kind interessiert mich das natuerlich auch. (:

    2. Fand ich toll, wie unser Kinderarzt das mal gemacht hat, als wir zur Nachkontrolle nach Termin beim Notdienst kamen.

      „Nanu, der Kollege xy verschreibt eigentlich bei so einer Diagnose nicht so schnell Antibiotika… hat er noch was dazu gesagt?“

      Stellte sich heraus, dass die Notdienst-MTA nur einen Teil der Diagnose auf den Schein geschrieben hatte. Der Rest, den ich aus mündlichem Gespräch und Krankheitsbild noch ergänzen konnte, erklärte die Antibiose mehr als plausibel.

      Und die Gesprächsführung des Arztes half genau diese „Abfrage-Situation“ zu vermeiden, die du als unangenehm schilderst. Ich mag unseren Kinderarzt 🙂

  3. Unser Kinderarzt sagt immer: „3 Tage Fieber muss man dem Körper schon geben um selbst mit der Krankheit klar zu kommen.“ Danach wird dann weiter gesehen.

    Ich hab nun übrigens nach 7 Wochen vergeblichem versuchen die Nasennebenhöhlenentzündung in den Griff zu bekommen doch zu Antibiotika gegriffen. Bäh… pfui… ich hasse es. Aber ging wohl in dem Fall nicht anders.

    1. Als Leidgeprüfte sage ich dir: Mach das bloß! Und mache es rechtzeitig, hier keine Angst haben.
      Nasennebenhöhlenentzündungen, die man auf längere Zeit hat, können durchaus noch viel fieser werden – und wie bei mir – dann in einer Operation und immer wieder Nehmen-Müssen eines cortisonhaltigen Nasensprays enden.
      Außerdem sind Nasennebenhöhlenentzündungen etwas, dass doch wirklich schmerzt und vom Arbeiten abhält. Ist wie mit Blasenentzündungen. Lieber ein Antibiotikum nach einigen Tagen, in denen Trinken, Blasentee und all der andere Kram nicht geholfen hat, als am Schluss mit Nierenbeckenentzündung danieder zu liegen.

      1. Nunja, ich bin grad schwanger und wollte da nun nicht noch extra Kram hineinhauen. Aber wie ich sagte: irgendwann ist auch meine Kraft am Ende (mit 2 Kindern ja sowieso). Ich habe das Nasennebenhöhlenproblem 2-3 mal im Jahr, müsste die schiefe Nasenscheidewand wohl mal operieren lassen.
        Wie gesagt: Antibiotikum ist nun wirklich die allerletzte Wahl gewesen, zumal ich es im Darm ja nie vertrage. Aber da bin ich inzwischen auch gut versorgt.

  4. die aerzte an bord haben da ja letztens auch einen schoenen artikel drueber gehabt.. man erreicht doch damit nichts, ausser dass man die resistenten staemme staerkt. und dass da ein arzt mit wissenschaftlicher ausbildung nicht dran denkt/nicht danach handelt versteh ich nicht..

  5. War mit meinem 3mon-Baby wg kleiner Lungenentzündung im KH, und überrascht-erleichtert, dass öfter Blutproben genommen wurden, damit man weiß es *bleibt* bei Virus, und man beruhigt auf Antibiotikum verzichten kann. Schön, dass man nicht gleich damit auf alles draufballert, auch bei so kleinen Babys wo ne Pneumonie ja nicht ohne ist, und schön dass wir uns wenigstens die Medikamenten-Dröhnung gespart haben…

        1. schöne Radiologie-Befundung: „ein Infiltrat ist nicht sicher auszuschließen“, toll.
          Trotzdem: Riskant bei einem so kleinen Säugling, nicht zu behandeln. Bin mir nicht sicher, ob das so lege artis ist. Besser: AB geben und wenn die Blutwerte nicht explodieren, zügig absetzen. Oft genug eine Sepsis erlebt, wenn man immer nur die Blutwerte gesundkontrollieren wollte. „Ups, das CRP habe ich nicht gesehen“, sagte der Assistenz- zum Oberarzt.

          1. Hm.. 🙁
            Ich hab dort sicher öfter und nerviger nachgefragt als jedem lieb war, und immer hieß es: nein nein, alles gut so, etc blabla… Ich will natürlich nicht versuchen, Sie zu einer Einschätzung in unserem speziellen Fall zu nötigen, aber haben Sie vielleicht einen allgemeinen Tipp, wie man als Nicht-Arzt-Mama für richtige medizinische Behandlung sorgen kann? Ich mein, ich bin halt drauf angewiesen zu glauben, was mir 5 Ärzte in Reihe gleich sagen, auch wenn ich noch so oft Bedenken äußere, fachlich kann ich ja nicht mitreden…. :-/

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