Ich hab da mal ´ne Frage

auch wenn ich bei Formspring eingetragen bin (und ich leider immer zu faul bin, dort zu antworten), kommen doch auch immer wieder per mail Fragen herein. Bitte, liebe Leser, ich kann keine Fragen zu Euren persönlichen medizinischen Themen beantworten, das verbietet schlicht das Standesrecht, zumal das Blog anonym geschrieben ist. Ich versichere, hier nach bestem Wissen und Gewissen zu schreiben, aber spezielle Probleme kann und darf ich nicht beantworten (sonst erfüllte ich schon längst den HON-Standard), weder per Mail, noch hier im Blog. Ihr habt sicher einen eigenen guten Doc, der sich freut, sein Wissen mit Euch zu teilen. Traut Euch.

Nichtsdestotrotzdesweiterenundüberhaupt beantworte ich gerne unspezifische Sachen. So schrieb mir zuletzt A.M. aus Puckmuckelshausen:

„Lieber Kinderdok,
als fleissige Leserin Ihres Blogs mag ich Ihre Bodenständigkeit und
Ihre nüchternen Erklärungen, was die Entwicklung ud Erziehung von
Kindern angeht.
Mein Mann und ich sind nach England ausgewandert und würden dieses
Jahr gerne eine Famlie gründen. Natürlich möchte ich mich so gut es
geht vorbereiten, und bin daher auf der Suche nach einem guten Buch,
das Müttern die ersten Lebensmonate und -jahre des Kindes erklärt, und
Tips und Tricks parat hat. Hätten Sie da eine Empfehlung für mich?
Nachdem sich mittlerweile jeder Heini, der einmal ein Kind von Weitem
gesehen hat, berufen fühlt, zu diesem Thema seinen Senf dazuzugeben,
ist die Auswahl an Büchern so groß, dass ich nicht weiss, wer denn da
nun Ahnung hat, und wer einfach Blödsinn verzapft. Gerade
überkandidelte englische/amerikanische Autoren neigen da zum
Dramatisieren und zum Verbreiten von Paranoia (siehe das Lieblingsbuch
aller werdenden Mütter „What to expect when you’re expecting“)- dabei
werden Kinder doch nicht erst seit gestern geboren. Ich brauche auch
keine 1:1 Anleitung, es kommt ja doch immer alles anders, als man
denkt, und Kinder lassen sich sicht in Form pressen. Ein Buch, dass
mir sachlich erklärt, was mich erwartet, und wie ich meinem Kind einen
guten Start ins Leben gebe, reicht völlig.
Ich bedanke mich im Voraus für ihre Hilfe und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
(Sie dürfen die Email natürlich gerne auch bloggen, ich bitte aber
höflichst um Anonymisierung.)“

Ganz klare Antwort: „Gesundheit für Kinder“ vom Kollegen Renz-Polster. Lässt sich bestimmt auch overseas über Amazon bestellen. Zwar ein kleiner Wälzer, aber doch umfassend geschrieben und auch zum Rein- und Fest- und Zwischendrinmallesen richtig gut. Gute Mischung aus gelebter Medizin, fundiertem Wissen und einer Prise Naturheilkunde für die Ausprobierer unter den Eltern. Über die paar Glaubuli im Text kann ich hinwegsehen.
Klar ist hier der Schwerpunkt bei der Medizin, wenn es um Entwicklung geht: Lest „Babyjahre“ vom Entwicklungs-Guru Largo, und alles wird gut.

51 Antworten auf „Ich hab da mal ´ne Frage“

  1. Was halten Sie von dem Buch „aus der Praxis einer Kinderärztin“ von Gisela Brehmer? Ich habe es mal geschenkt bekommen, weil das früher meine Kinderärztin war und meine Mutter das so lustig fand, habe aber bisher nicht viel darin gelesen, weil ich generell solche Bücher wenig lese. Falls Sie dieses Buch kennen, würde mich aber Ihre Meinung interessieren.

  2. „babyjahre“ ist toll.

    ansonsten: ein tragetuch (keine babybjö.rn & co-teile), platz im elternbett und ein bauchgefühl helfen einem schon viel weiter!

    zu den restlichen fragen gibt es ja auch genügend foren, wobei ich mich da auf deutsche foren festlegen würde, zumindest was die kinderernährung angeht ;).

  3. Ich kann den Schwachsinn vom allmächtigen Bauchgefühl nicht mehr lesen. Noch mehr, wenn dann subtil anklagender Bullshit wie „eine Mutter weiß immer was das richtige für ihr Kind ist“ dazukommt (Umkehrschluss: „wenn sie’s nicht weiß, ist sie keine gute Mutter…“).

    Leute, das „Bauchgefühl“ ist die diffuse Ansammlung von Erinnerungen, Vorurteilen und Phantasie, die man so im Laufe des Lebens aufgeschnappt hat und nicht mehr genau einer Quelle zuordnen kann. Wenn sich das nicht aus eigener Erfahrung oder jener von kompetenten Leuten – sondern etwa von dysfunktionalen eigenen Eltern, „urban legends“ oder esoterischen Spinnerpamphleten – speist, enthält es auch übelriechenden Mist. Eben so wie der Bauch, wenn er mal rumort.

    Warum sollten sich Eltern nicht aus Büchern informieren? Der liebe Kinderdok (wie auch die Hebamme, und wer sonst noch im Gewerbe ist) hat sein Wissen ja auch nicht nur aus dem drückenden Abdomen, sondern aus vielen Büchern und Vorlesungen und Praktika gelernt. Ihr Mütter und Väter dürft das auch, und ihr seid trotzdem keine schlechten Eltern! Hurra!

    Gerade die beiden vom Kinderdok empfohlenen Werke sind praktisch, angenehm sachlich, klar und entspannt, ohne ideologische Fingerzeige. Und ich denke auch, dass sie vollkommen ausreichen.

    (Die göttlichen Supermamas wissen natürlich ganz ohne Ausbildung, nur aus dem eigenen Gekröse, bei jeder Symptomlage, ob sie ihr Kind jetzt wirklich rasch zum Doktor bringen müssen oder erstmal abwarten und Tee reichen sollen. Alle anderen Normalsterblichen finden etwa in „Gesundheit für Kinder“ sehr praktische Hinweise, wie dringend das Problem sein könnte und was übliche Behandlungsansätze sind. Und das wird auch den Doktor freuen.)

    1. Endlich jemand der es ausspricht. Jemand, der in einer Großfamilie o.ä. aufgewachsen ist und daher sowieso viel Umgang mit anderen (Klein)-Kindern hatte, hat ein deutlich anderes Vorwissen als ein Einzelkind ohne große Verwandtschaft bsp, da muss man nicht mal in einer dysfunktionalen Familie aufgewachsen sein.
      Sollen solche Leute jetzt, die vielleicht noch nie einen Säugling im Arm hatten geschweige denn vorher wussten wie man Windeln wechselt jetzt auf einmal ihrem „Bauchgefühl“ vertrauen?

    2. Ich danke: du sprichst mir aus der Seele.
      Ideologisches aufs-Bauchgefühl-Verweisen ist aus meiner Sicht in etwa genauso kurzsichtig wie ideologisches Bücherlesen und sich-daran-Festklammern.

      Aus den Texten der Fragestellerin entnehme ich dagegen einfach ein gesundes, abwägendes Maß an Informationsbedarf.

      1. Okay, die Bücher von Steve Biddulph kenne ich nicht.
        Aber eins weiß ich genau: Die Bücher von Gordon haben uns gerettet!
        Gerade noch rechtzeitig, denn unsere Große ging schon zur Schule.
        Die Ich-Botschaft wirkte für mich wie eine Befreiung, ich kannte vorher nur Du-Botschaften. Mit dem Aktiven Zuhören bekommt man nochmal ein neues Verhältnis zu seinem Kind. Auch die Frage, wer besitzt eigentlich das Problem kann zu ganz ungewöhnlichen Lösungen führen.
        Richtig Kraft und Zeit kostet das Vermitteln: Der Versuch, den Konflikt zwischen den Kindern über aktives Zuhören und übersetzen in Ich-Botschaften zu entschärfen, im besten Falle aufzulösen. Da bin ich dann nur durch Bücherlesen schon an meine Grenzen gestoßen.
        Theorielastig mag nicht ganz falsch sein. Nachdem ich „Familienkonferenz“ gelesen hatte, war mein Gedanke: „Ja toll, und wie mach ich das nun?“
        Die Antwort wurde mir dann in „Familienkonferenz in der Praxis“ geliefert.

  4. Ist jetzt kein Kinderkrankheiten-Ratgeber, hat mir aber trotz des dämlichen Titels damals als Neumama sehr geholfen: „Baby-Management“ von Beatrix Kruse. Auch wenn ich nicht allem zustimme, sind da einige wertvolle Tipps drin.

  5. Ja,ja,ja! Auch bei mir 100% Zustimmung zu diesen zwei besten Büchern auf dem Rund-ums-Kind-Ratgeber-Markt. Denn 1. bin Mutter und 2. Buchhändlerin mit 15 Jahren Erfahrung in genau diesem Themenbereich. Es gab/gibt vor und nach dem Renz-Polster „Gesundheit für Kinder“ einfach keinen vergleichbar guten Ratgeber rund um Kinderkrankheiten, Entwicklung etc.! Und Largos „Babyjahre“ sind wunderbar und (an alle deren Bauch unentwegt Ratschläge gibt 😉 ) ist eine wundervolle Unterstützung und Bestätigung für vieles was Mutters Gefühl ihr sagt. Und ein kostbarer Ratgeber für alles, bei dem der „Bauch“ schweigt oder Hilfe schreit!

  6. Egal wie die Bücher sind.
    Ich finde es immer noch unglaublich (war ja schon mal Thema) dass dich Leute anschrieben und um Tipps fragen.
    *mitderhandvordiestirnklatsch*

    Mein Gott, erwachsene Leute!?

    1. Wieso sollten sich erwachsene Leute nicht einen Ratschlag von jemandem holen, der in dem Thema nun mal offenbar kompetent ist? Nur weil’s um Kinder geht und nicht ums Auto oder den PC?

      Die wiedergegebene Mail erklärt ja sehr gut, warum sie das tut.

      Ist das schon wieder so eine Vorschrift von der Supermama-Schwadron, was „richtige Mütter“ dürfen, damit sie „richtige Mütter“ sind…?

  7. Das „Gesundheit für Kinder“ ist sein Geld echt wert.
    Ich greife regelmässig danach wenn eines der Kinder plötzlich Krankheitssymptome zeigt oder im KiGa wieder der Zettel hängt „xyz geht um“.
    Den ganzen Info-Teil hab ich zwar nur 1x vor der Geburt der Ältesten gelesen, aber das reicht ja auch, 😉

  8. Ich kann sehr „In liebe wachsen“ von Carlos González oder „Born to be wild“ von Renz-Polster empfehlen. Hilft, wenn mal wieder die guten Erziehungstipps von vor 30 Jahren kommen a la „leg das Kind ins Bett und mach die Tür zu, es wird schon irgendwann aufhören zu schreien“ kommen. Da kann ich doch gerne drauf verzichten!

    1. Ich war und bin der Meinung, dass ein Kind immer einen Grund hat wenn es schreit bzw. weint. Beispielsweise Hunger, Durst, Windel zu feucht oder zu voll, krank oder aber es ist schlicht und ergreifend einsam und möchte die Gegenwart eines liebenden und verständnisvollen Elternteils spüren. Danach habe ich gehandelt und wenn ich mir meine erwachsene Tochter jetzt so anschaue, war mein Verhalten kein Fehler und ich werde es – wenn es denn einmal so weit ist 🙂 – bei meinem Enkelkind ebenso halten.
      Bei allen weitergehenden Problemen hatte ich – ja, ich weiß, dass ich mich wiederhole und das auch noch gerne – einen wunderbaren Kinderarzt. Und bei den kleineren Misslichkeiten, wie Knie aufgeschürft, wusste ich auch ohne Anleitung aus „Fachliteratur“ wie man ein Pflaster nutzt mit den passenden schmerzlindernden Worten.

      @littlebinHH:
      Rabeneltern sind sehr fürsorgliche Eltern, wie man in der Natur beobachten kann. Sie als Rabenmutter sind also genau das, was sich ein Kind wünschen kann 🙂

  9. meine mutter hat keinen einzigen erziehungsratgeber gelesen und ich bin trotzdem kein fauler problem-teenie. selbstverständlich habe ich macken, die anderen und mir auf die nerven gehen können, aber ich finde mich in meiner umwelt gut zurecht und habe ziele, die ich wenn ich erwachsen bin, unbedingt erreichen will. ich habe eine sehr liebevolle familie und weiß, dass ich immer jemanden habe, der für mich da ist und dem ich vertrauen kann.
    meiner meinung nach ist solche literatur absolut überflüssig.

    1. Liebe Pilotin,
      ich mag dein Blog sehr gern und was ich dort herauslese ist, dass du eine großartige Person bist und dass deine Mutter und Du ein bewundernswert gutes und liebevolles Verhältnis habt. Wenn du mal selber Kinder hast, wirst du vermutlich diese guten Erfahrungen deiner Kindheit weitergeben und es intuitiv richtig machen.
      Aber es kommen nicht alle aus liebevollen Familien und es gibt viele schlechte Ratgeber, die z.B. empfehlen dass man Kindern nicht zu viel Nähe schenken soll.
      Deshalb find ich es GUTE Ratgeber eine wunderbare Sache, auch wenn man trotzdem sein Bauchgefühl nicht ausschalten sollte!
      Noch eine positive Meinung zu „Büchern“ gibts hier (in nerviger Formatierung) von Astrid Lindgren: http://astrid-lindgren.de/omastrid/politik/politik3.htm

      1. vielen dank für dein kompliment! 🙂 das hab‘ ich gleich mal meiner mum gezeigt. ihr lächeln hättest du mal sehen sollen. 🙂

        deine meinung ist gut verständlich, so eine art „absicherung“, falls man mal nicht weiter weiß, ist bestimmt sehr beruhigend für eltern.

      2. Astrid Lindgren’s Kinderbücher sind auch ganz gute Ratgeber: in Bullerbü zum Beispiel kommen die Eltern nur als Nebenpersonen vor, die Kinder werden zwar nicht allein gelassen, müssen und dürfen aber vieles ohne Aufsicht. Was ich darin lese, ist die Botschaft: traut Euren Kindern viel zu. Kein schlechter Tipp.

    2. Das eine muss doch aber das andere nicht ausschließen. Man kann Erfahrungen bei den Eltern – sofern es die Familienstruktur zulässt – erfragen, auf sein Bauchgefühl hören und sich mit Fachliteratur ein bisschen zusätzlichen Input holen oder eben tiefer einsteigen. Sinnvoll ist das doch immer. Auch um z. B. zu schauen, brauche ich PEKIP, Pikler & Co, oder tut es auch die stinknormale Krabbelgruppe bzw. Treffen mit anderen Mamas.

      Ich persönlich finde das Thema „Bindung/Bindungsabbruch“ sehr spannend und als annehmende Mama sehr wichtig. Aber völlig unabhängig von adoptierten oder leiblichen Kindern ist es doch wie immer im Leben – eine gute Balance zu finden ist das A und O.

  10. Ich bin eine Rabenmutter. Ich habe keinen einzigen Erziehungsratgeber. Und das „Oje, ich wachse“, das ich zur Geburt bekam, habe ich schnell beiseite gelegt.
    Das einzige, was es hier gibt: ein Kinderkrankheiten-Buch (nicht das von Renz-Polster), das mein Bauchgefühl unterstützt.
    Das Kind entwickelt sich trotzdem (?) prächtig – ist (laut Kindergarten) altersgerecht entwickelt und war bislang selten beim Arzt (eigentlich nur zur U und zum Impfen).
    Ich kann verstehen, dass Eltern Sicherheit brauchen. Aber ab und zu mehr aufs eigene Bauchgefühl hören, würde vieles entspannen (auch Wartezeiten beim Kinderarzt).

    1. „Oje, ich wachse“ ist aber auch der allerübelste „Ratgeber“, den es gibt ;-). Da können Babys ja schon mit 6 Monaten laufen, und wenn sie partout nicht aufhören wollen zu schreien, gibt es auch schon mal Eltern, die ihnen dann eine scheuern, dass sie „mit dem Kopf gegen die Heizung knallen“. Dieses Horrorbuch ist wirklich alles andere als eine Hilfe!

      Ich habe gerne – für ältere Kinder – die Bücher von Steve Biddulph gelesen, das war relativ weit meine Wellenlänge.

      1. Ja, gruselig das Buch. Abgesehen von dieser gähnenden Redundanz, fand ich diese Abhak-Kästchen total bescheuert, die einem so ein blödes Schneller-Höher-Weiter-Gefühl vermitteln und NULL (!!) Raum für individuelle Entwicklung lassen.

        1. Das Buch lässt sich in genau einem Satz zusammenfassen: „Das ganze erste Jahr über wird ihr Baby alle paar Wochen mal mehr schreien und schlechter schlafen, außerdem lernt es eine Menge, aber wann das alles sein wird, wissen wir auch nicht.“ ;-).

          Für mich waren die extrem
          lieblosen und unkommentierten Elternberichte das Schlimmste an dem Buch; aber die Abhaklisten sind auch echt übel. Ich konnte da selten was ankreuzen…

  11. Nachdem nein Sohn mit seinen gerade mal 15 Monaten ja so unerzogen ist 😉 und ich sowieso die reinste Rabenmutter bin: ignorier die andern und geh nach dem Bauchgefühl!!! Das ist ein ernst gemeinter Tip!
    Lg

    1. Was ich mich hier sowieso sehr häufig frage: Haben die werdenden Eltern von heute eigentlich allesamt keine eigenen Eltern mehr? Wegen jedes Pups wird zum Arzt gerannt, ein schlaues Buch benötigt oder, am schlimmsten, die allwissende Müllhalde, das Internet befragt. Bloß nichts verkehrt machen, ein falsches Löffelchen mit sechs Monaten könnte einen seelischen Schaden mit 16 Jahren verursachen!
      Wir haben unsere Eltern und ihre Erfahrung. Und natürlich das schon angesprochene Bauchgefühl. Wir sind der Meinung, letztlich doch ganz gut geraten zu sein, insofern können unsere Eltern nicht alles falsch gemacht haben.

      Auch in diesem Beitrag klingt es irgendwie merkwürdig mit: „eine Familie gründen“, „so gut es geht vorbereiten“ auf die „ersten Lebensjahre“. Kommt mir eher vor wie ein Autokauf – wobei sich immer mehr auch so benehmen: anfangs wird das Kind aller Welt stolz vorgeführt, aber nach ein, zwei Jahren kehrt der Alltag ein und das Ding muss während der Verfolgung der eigenen Wünsche irgendwo untergestellt werden. Ganztageskrippe, Ganztageskindergarten, Ganztagsschule, und die Eltern verkommen zu Dach-überm-Kopf-Geber, Essen-Bezahler und vielleicht Spielkameraden. Für die Erziehung sind Kindergärtnerinnen und Lehrer verantwortlich, für die Gesundheit der Arzt.

      1. Ich habe leider keine Eltern zum befragen. Und ich sehe das Problem darin, dass jeder seinen Senf dazu geben muss, obwohl nicht gefragt wurde. Die Gesellschaft erwartet eine glücklich frisch gebackene Mutter, die den Haushalt schmeißt, schnellstmöglich arbeitet und das Kind von Anfang an in und auswendig kennt („Was Hat er denn?“) Das fängt im Krankenhaus an: die eine Hebamme legt einen das Neugeborene ins Bett, weils Untertemperatur hat, die nächste Schicht verpasst dir nen Ansch… , weil das ja so gefährlich ist wegen dem plötzlichen Kinds Tod, das ist nur ein Beispiel! Ich hab am Anfang gefühlt nur gesagt bekommen, was ich alles falsch mache bzw. was man besser machen kann, einzig unser Kinderarzt hat mich darin bestärkt, dass sich mein Sohn prächtig entwickelt, ich alles gut mache und sein Standard-Satz zu den meisten Fragen: „Sie machen das schon“. Nur das gab mir Selbstvertrauen. Davon sollten sich einige Leute ne Scheibe abschneiden. Ich halte auch nicht alles gut, was andere Mütter machen. Aber ich kritisiere Sie nicht, denn es ist nicht mein Kind und es geht mich Nichts an.

        1. Das kenn ich auch … jeder muss ungefragt seine Ratschläge geben.
          Thema Großeltern: Ich bin eine alte Mutter, meine Mann ein noch älterer Vater. Unsere Väter sind tot, die Mütter so um die 80. Erziehungstipps aus der Nachkriegszeit, naja ich weiss nicht.

          1. ja, sowas wie: das Kind muss mit 9 Monaten alle zwei Stunden auf den Topf gesetzt werden oder darf auf keinen Fall ins Elternbett, erst recht nicht wenns krank ist

          2. Ja … oder so tolle Tipps wie nachts schreien lassen …
            Aber auch ne gleichaltrige Freundin, deren Kinder schon erwachsen sind, muss ständig ihren Senf dazu geben, wenn man irgendwas anders macht als sie … „Schläft das Kind etwas IMMER noch in Deinem Bett?“ — „Nee, schon länger nicht mehr, aber wenn’s so wäre ginge es dich auch nichts an … :p“

      2. Ich bin diejienige, die gefragt hat.
        Nein, ich habe keine Mutter, die ich fragen kann. Meine Mutter ist tot. Sie war Alkoholikerin und hat sich totgesoffen. Sie verstehen also, dass ich das Thema ein wenig anders anzugehen gedenke als meine Mutter.
        Wie kommen Sie dazu, mir zu unterstellen, ich sei eine dieser Karrieremütter, die mal eben zwischen Tür und Angel das geplante Einzelkind zu Welt bringt, um sich hinterher wieder dem Beruf zu widmen und die Erziehung dem Staat zu überlassen?

        Ja, wir „planen“ eine Familie. Dazu gehört, die entsprechenden finanziellen Rücklagen zu schaffen, sich Mut anzulesen, und zu wissen, worauf man sich einlässt. In England gibt es keine Elternzeit, da spielen die Finanzen eine noch größere Rolle als in Deutschland. Ich setze nicht einfach mal so Blagen in die Welt und überlasse sie dann sich selber. Ich gehe das Thema Nachwuchs relativ gelassen an. Ich werde meine Fehler machen, die macht jeder. Ich bin der Meinung, solange ich meinen gesunden Menschenverstand gebrauche, kann da wenig falschlaufen. Ich werde meinem Kind den bestmöglichen Start ins Leben geben, dazu gehört aber, dass ich vorher wenigstens einmal darüber gelesen habe, was denn zur Erziehung alles so dazugehört. Nein, ich werde keine „Helikoptermutter“ sein, meine Kinder sollen einmal selbstständige Erwachsene werden.

        1. Gegen finanzielle Rücklagen ist nix einzuwenden, aber vergiss irgendwelche Ratgeber und nimm den Rat an „Hör auf deinen Bauch“
          Alles andere macht einen wahnsinnig. Im Grunde wurde hier nur folgendes gesagt: Es gibt kein Richtig und Falsch. Dein Partner und Du müsst damit klar kommen und dein Kind ist einzigartig- nix funktioniert bei jedem Kind. Du musst ausprobieren was du für richtig hälst. Das Beste was ich machen konnte, war so Bücher in die unterste Schublade zu stecken!

          1. Die Ratgeber, um die ich gebeten habe, verstehe ich nicht als Anleitung, sondern als Hilfestellung. Ich kann sonst niemanden fragen. Mein Bauchgefühl hilft mir beispielsweise nun einmal nicht dabei, zu wissen, welche Nahrungsmittel man Kindern nicht geben sollte. Ich habe jetzt erst erfahren, dass man Babys unter einem Jahr keinen Honig geben soll oder dass Babyhaut so dünn ist, dass die Paraffine im Babyöl sofort ins Blut gehen. Wer soll mir sagen, was bei einem Baby normales Verhalten ist, oder wann etwas nicht stimmt? Es gibt schliesslich auch Schreikinder. Ein Buch, dass mir sachlich erklärt, was Mutter Natur sich bei XYZ gedacht hat, beruhigt dann doch ungemein. Ich habe nie behauptet, dass Kinder nach Schema F ticken, aber da ich keine Mutter habe, auf deren Erfahrung ich bauen kann, muss ich mir eben andere Wissensquellen erschliessen.

          2. Bauchgefühl kann sehr hilfreich sein. Aber es ist nur bedingt angeboren und hat oft mit der eigenen Kindheit zu tun. Wenn man unter Extrembedingungen aufgewachsen ist, ist es manchmal schwer gestört. Alkoholkranke Eltern wie bei Anonymus sind hier ein Beispiel, oder in meinem Fall ein Geschwisterkind mit schweren Psychosen (ausgelöst durch einen Gendefekt, der sich leider nicht weg-erziehen ließ).
            Da gehörte es zum normalen Umgang der Eltern mit dem Kind schonmal dazu, es im Polizeigriff auf dem Boden festzuhalten, damit es nicht den Kopf gegen die Wand schlägt, seine Geschwister würgt oder Möbelstücke durch die Gegend wirft. Wenn so etwas in den prägenden Jahren zum Alltag gehörte, ist das Vertrauen in die eigene Intuition nicht so ausgeprägt. Mein Bauchgefühl hat mir zum Beispiel jahrelang geraten, mich ängstlich vor der Welt zu verkriechen, und musste mühsam niedertherapiert werden. Anonymus hat vermutlich ihre eigenen Geschichten in dieser Richtung.
            Unter solchen Umständen ist es übrigens auch sehr vernünftig, sich das Kinderkriegen genau zu überlegen, damit sich die ganze Sch… nicht in der nächsten Generation wiederholt. Das ist ein Teil des eigenen Heilungsprozesses, der ein Leben lang dauern kann.

        2. @anonym: Das wirst Du nicht schaffen!
          Du bist jetzt schon zu ängstlich und übervorsorglich!
          Aber egal: von Leuten wie dir leben ganze Industrien, das sichert Arbeitsplätze (auch meinen!).

          1. Ah, schon wieder jemand, der keine Ahnung, aber eine Meinung hat.
            Vielen Dank für die Blumen, ich kann sie leider nicht annehmen.
            „“Das Wissen ist Kind der Erfahrung.“ Und Erfahrung, wenn auch negative, habe ich reichlich.

        3. Ganz ehrlich: lass es mit den Büchern. Geh nach deinem Gefühl, die Basics sagen dir die Hebamme und Kinderarzt (oder auch umgekehrt, sorry mich nervt dieses Gender-mainstreaming) und solche Sachen wie Honig lernst du dann auch beim Rezeptesammeln für Beikost….

      3. also meine mutter vertritt die these „ruhig mal schreien lassen“ und sonstige eigenartige ansichten.
        als ich als kind mit dem rad so böse gestürzt und am kopf gefallen bin, war ich 20min lang bewusstlos. niemand ist mit mir zum doktor gefahren, die haben mich ins wohnzimmer gelegt und gewartet, bis ich aufgewacht bin. danach eine woche bewegungs-, fernseh- und leseverbot und gut war. würde ich selber trotz gesundem menschenverstand nicht so machen.
        ich denke also nicht, dass man „die eltern haben immer recht“ so pauschalisieren kann. mir ist der largo lieber 😉

      4. Tja, die Generation meiner Eltern ist nach „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ aufgezogen worden. Als Vorbild taugt das bedingt. Wenn man viel mit (kleinen) Kindern zu tun hat, entwickelt man sicher ein solides Basiswissen, das sich dann als „Bauchgefühl“ äußert. Wenn das eigene Kind der erste Säugling ist, den man auf dem Arm hält, ist es durchaus nützlich, sich ein wenig Grundwissen zur Entwicklung angeeignet zu haben oder bei Fragen nachsehen zu können.
        Neben Largo bin ich übrigens auch noch großer Fan von Arnold Gesell; der ist zwar etwas antik, aber eine unschlagbare Waffe gegen überbesorgte Erzieherinnen, denn er zeigt einem immer wieder, dass Verhaltensweisen, die heute schon als pathologisch angesehen werden, in den 50er Jahren noch als normtypische Entwicklung galten.

      5. Danke für den Hinweis. Ich frage mich auch, warum zunehmend der Kinderarzt zu Erziehung und Umgang mit dem Kind befragt wird. Vor allem, wo gerade „KinderDoc“ immer sehr empfindlich darauf reagiert, wenn andere als medizinische Autoritäten zu medizinischen Fragen herangezogen werden. Da würde ich doch auch mal um den Verweis an die entsprechend geschulte pädagogische Fachkraft bitten. Wobei übrigens Kindergärtnerinnen nicht unbedingt die Profis in Erziehungsberatung sind – diesen Kurzschluss treffe ich auch öfter an. Institutionelle Bildung und Erziehung ist was ganz anderes, als gelingendes Miteinander mit dem Kind zuhause.

  12. Babyjahre habe ich auch sehr gerne gelesen und fand es sehr interessant. Ansonsten habe ich mich irgendwie auf mein Bauchgefühl und meinen hoffentlich gesunden Menschenverstand verlassen – und zum Glück konnte und kann ich auch meine Mutter immer um Rat fragen.

  13. ob mit oder ohne Buch, vieles wird gerne über-dramatisiert, wenn es um die kleinen geht. mach ich auch ganz gern. Ich würde sagen: Wer mehr weiß, kann auch mehr Krankheiten haben.

    In dem Punkt ist es ganz gut, wenn man einen Gegenpol als Partner hat, und das Internet 🙂

  14. ich bin mittlerweile schon bei „schülerjahre“ angekommen, aber ansonsten bekommen sie hundertprozentige zustimmung.
    genau die zwei bücher muss man haben und sonst nur viel viel liebe. das reicht dem kind.

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