Farmavertreta

Ich: „So hallo, guten Morgen, Kinderdok mein Name.“
Frau im grünen Hosenanzug: „Ja, guten Tag, Dr. Meiring-Dietel mein Name, ich komme von der Firma Maliterck.“
Ich: „Alles klar, und, was haben Sie zu berichten?“
Dr. Mering-Dietel: „Ja, also, ich habe Ihnen heute das neue Bla bla bla mitgebracht, das ist ganz neu auf dem Markt eingeführt, es hat bla bla bla, außerdem zeigt es sich, dass es vor allem bla bla bla, und bla bla bla, bla bla bla bla bla bla, bla bla bla bla, bla bla, bla bla bla, bla bla bla, bla bla blabla bla bla, bla bla bla, bla bla bla, bla bla bla, bla bla bla, bla bla bla. Ich habe diese Studie bla bla bla, bla bla bla!!! bla bla bla, bla bla bla, bla bla bla, bla bla bla, bla bla bla, bla bla bla. bla bla bla, bla bla bla, bla bla bla, bla bla bla. Der Mitanbieter bla bla bla, bla bla bla, bla bla blabla bla bla, bla bla bla, bla bla bla, bla bla bla, bla bla bla, bla bla bla. bla bla bla, bla bla bla!!! bla bla bla, bla bla bla, bla bla bla, bla bla bla, bla bla bla, bla bla bla. Innovation! bla bla bla, bla bla bla, bla bla bla unter dem Festpreis, bla bla bla. Wäre das was für Sie?“
Ich: „Nein. Das ist ein Beta-Blocker. Und die verordne ich äußerst selten. Ich bin Kinder- und Jugendarzt. Meinen letzten Beta-Blocker habe ich einem siebzehnjährigen Übergewichtigen verordnet. Ist schon fünf Jahre her.“
Dr. Mering-Dietel: „Äh. Achso. Alles klar.“
Ich: „Danke für das Gespräch.“
Dr. Mering-Dietel: „Dann mache ich nochmals einen Termin im Sommer…?“
Ich: „Nein. Danke.“

Ok. Das war ein Extrembeispiel. Aber heute so passiert. Die Worthülsen wie oben sind aber austauschbar. Auch bei Produkten für die Pädiatrie. Sind schon arme Kerle, diese Pharmaberater.

21 Antworten auf „Farmavertreta“

  1. Naja, ich kenne auch eine promovierte Biologin, die leider sehr lange arbeitslos war.
    Ich weiß, dass die Pharmavertreter-Jobs sehr belächelt werden. Aber bevor man in die Arbeitslosigkeit rutscht?
    Wie schauts mit Geschenken aus die hochpreisiger sind? Nimmst du an oder eher nicht?

  2. Im GRÜNEN Hosenanzug?
    Vielleicht wollte sie eigentlich zur Fachmesse der Forst- und Jagdwirtschaft …
    Ja, ich weiß: unqualifizierter und daher überflüssiger Beitrag … aber es ging mit mir durch, weil ich mich an meine langjährigen Kontakte mit Menschen dieser Berufsgruppe erinnerte … 🙂

  3. Mein Mitleid hält sich in eng umrissenen Grenzen, wenn ich sehen, was für ein Gehalt die meisten der Pharmavertreter bekommen. Plus Erfolgszulagen.

  4. So ganz so arme Kerle sind Pharmavertreter eigentlich gar nicht. Das ist eigentlich ein ganz gut bezahlter Job in der Pharmaindustrie, die Jungs verdienen echt nicht schlecht. Wenn man im Marketing einsteigen will, kann man sich da auch als nichtpromovierter Akademiker (Chemie, Pharmazie, Biologie) ganz gut erst mal seine Meriten verdienen und dann nach ein paar Jahren in den Innendienst wechseln und sich den wirklichen Entscheidungsträgern widmen. Für Dinge wie Forschung oder Produktion braucht man halt in der Industrie immer noch diese berufliche Weiterbildung namens Doktorgrad (3-4 Jahre harte Forschung). Ist ja auch nicht unbedingt jedermanns Sache.
    Manch einem gefällts auch, da er für das Reden und für den Verkauf einfach geboren ist und bleibt dabei.
    Bin selbst nicht als Pharmareferent tätig (und für mich wäre das auch nichts), kann aber jeden verstehen, der diesen beruflichen Weg wählt.

    So lange es Ärzte gibt, die sich durch Pharmavertreter beeinflussen lassen, wird es diesen Berufszweig geben. Die entwickelte und produzierte Ware muss ja auch an den Mann gebracht werden. Der Job ist in der Pharmaindustrie immens wichtig.

    Was mich aber wundert: Dr.-Grad und Pharmareferent? Da scheint nach der Promotion was schief gelaufen zu sein… 🙂

  5. Hallo, ich hab mal eine „blöde“ Frage: offiziell darf doch nur der Wirkstoff verordnet werden und „aut-idem-Kreuze“ müssen begründet werden ? Sollten Pharma-Vertreter dann nicht eher zu den Krankenkassen gehen zwecks Aushandeln der Rabattverträge ?
    *Ein Schelm der Böses denkt*

    1. Nein.
      Noch haben wir offizielle Therapie Freiheit. Ich darf aufschreiben, was ich will, und muss mein non-aut-idem Kreuz auch nicht begründen.

      Ein Pharmavertreter ist so eine kleine Leuchte, der verhandelt nicht mit den KK. Das machen die oberen Etagen.

      1. Der Gesetzgeber hat sich im Zuge einer seiner vielen Sparverordnungen neue Regelungen ausgedacht. Was das „aut idem“- Kreuz betrifft, lautet sie kurz gefasst so: Rezepturen mit Kreuz belasten das Medikamenten-Budget des Arztes, Rezepte ohne Kreuz nicht. (Dies ist so nicht ganz korrekt, ist aber eine treffende Zusammenfassung dessen, was die meisten Ärzte unter dieser Regelung verstehen.)
        http://www.der-andere-hausarzt.de/2008/07/sprechstunde-2/

        Trifft das so zu? Dann hat das Kreuz doch negative Folgen für dich?

  6. Es gibt solche und solche.
    Da gibt es die graue Masse, relativ austauschbar samt ihrer Produkte.
    Und dann gibt es bei uns die Handvoll Pharmareferenten, die immer irgendwie dazwischen geschoben werden, auch mal in die heilige Kaffeepause mitgenommen werden. Das liegt weniger an irgendwelchen Zuwendungen (welche auch), als vielmehr an aktuellen Informationen und natürlich ihren Persönlichkeiten. Eine Auswahl, die die MFAs nicht immer nachvollziehen können und oft auch nicht gut heissen.
    Und manchmal muß auch ich erst überzeugt werden. So geschehen bei unserem Pflaster-Vertreter (!), ein stiller, unscheinbarer Typ. Aber er ist wirklich spitzenmässig informiert und ernsthaft bei der Sache und das ist es, was den Chef/Göttergatten interessiert.

  7. unser kleiner war ja noch nicht mal zwei, als er betablocker bekam. das hat unseren apotheker zum wahnsinn getrieben, weil er diese kinderdosis immer extra herstellen musste……(aber natuerlich bekam er die auch nicht vom kinderarzt, sondern von der kinderdardiologin, an die unser kinderarzt uns ueberwiesen hatte) ansonsten pharmavertreter: neverever……..

    1. Das treibt nicht in den Wahnsinn, das treibt nur in den Ruin – weil die Bezahlung für so eine Rezeptur bei weitem nicht kostendeckend ist.

      Ansonsten kenne ich da die unterscheidlichsten Rezepturen. Hydrochlorothiazid (Nieren offen halten), Captopril (Herzrproblem), Sildenafil (Lungenfunktion verbessern), Omeprazol-Suspension (Magenproblem – das heißt es Augen auf, da man die nur aus „Antra mups“ herstellen kann, nur die bieten derzeit eine magensaftresistente Mikroverkapselung des Wirkstoffs) – alles in Minimaldosierung für Frühgeborene… Phenobarbital für ein epileptisches Kleinkind (besonders nervig, weil die Ausgangssubstanz ins BtM-Recht fällt, die Rezeptur auf Grund der Dosierung und der Gesamtmenge aber nicht, was man erst mal genau evaluieren muss, um nicht [unwissentlich] gegen das BtMG zu verstoßen)…

      Und ansonsten die gestressten Eltern (was ich durchaus nachvollziehen kann und denen ich keinen Vorwurf deswegen mache), die nicht verstehen können, wieso eine 4-Stunden-Arbeit-Rezeptur nicht eben mal in 20 Minuten parallel zum dicksten Kundenansturm durchzuführen ist…

  8. Mein Vater, promovierter Chemiker, hat nach der Wende nach etlichen Monaten Arbeitslosigkeit, als Pharmareferent gearbeitet. Wenn ich gesehen habe, was das bedeutet, vor allem die Abrechnerei der einzelnen Besuche (Stempelnachweis der Praxis, km, … furchtbarer Zettelkrieg), hab ich ihn von Herzen bedauert. Aber es hat mich auch fasziniert, wie er sich jedes Mal in ein Thema reinkniete, das Medikament, was er unter die Ärzte brachte, richtiggehend austestete (er scheute auch vor Selbstversuchen nicht zurück – mein Vater hat jahrelang in der Forschung gearbeitet, sicher steckt das in ihm) und wie er dann richtig fit war und gut Bescheid wusste. Nicht nur über das Medikament, auch über die Krankheit etc.
    Aber diese Art Klinken zu putzen hat ihn nie glücklich gemacht.

    1. Leider sind lange nicht alle Vertreter so kompetent und interessiert an ihren Produkten. Gerade das machts ja so schrecklich – wenn man mal eine (kritische) Nachfrage hat, kommt leider außer auswendig gelernten Worthülsen nichts zurück. Joah, dann nicht.
      Mit der überflüssigste Beruf, den es gibt, meiner Meinung nach. Lieber mal bisschen weniger Geld ins Marketing und mehr in die Forschung investieren..

      1. „Lieber mal bisschen weniger Geld ins Marketing und mehr in die Forschung investieren.“

        Das ist doch fast allgemeingültig ;-). In meinem Kopf ist Marketing immernoch was irgendwie unanständiges.

      2. Bei Tageslicht betrachtet, kostet Marketing so wenig, daß mit dem dafür eingesetzten Geld keine Forschung finanziert werden kann.
        Aber erfolgreiches Marketing kann soviel Geld einbringen, daß man davon fleißig forschen kann!

        Die Sache bleibt trotzdem zwiespältig. Für nicht mehr patentgeschützte Wirkstoffe ist Marketing sinnlos, weil eh Generikapflicht besteht (und das weit über die Grenzen der Intelligenz hinaus!), und für andere… nun, da meine ich, sind eigentlich besser Fortbildungen der Ärzte angebracht, die von unabhängigen Stellen geplant und durchgeführt werden, wo neue Wirkstoffe nicht nur mit ihren behaupteten und ganz bestimmt bewiesenen Vorzügen dargestellt werden, sondern auch in Abwägung zu dem, was bereits existiert, und unter Berücksichtigung der unerwünschten Wirkungen.

  9. Sie hat sich bestimmt nur nicht getraut zu sagen: „Macht doch nix, dass das nicht geeignet ist, sie könnten doch einfach trotzdem verschreiben.“

    Und geht das nur mir so, oder ist die betreffende Firma nur eher dürftig unkenntlich gemacht? 😉

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