Wow WHAW

Die Globuli-Szene feiert gerade die World Homeopathy Awareness Week, nicht zuletzt wegen der 258. Wiederkehr des Geburtstags Samuel Hahnemanns. Ich möchte mich dieser Besinnung nicht verschließen und empfehle die Lektüre und Sichtung folgender Links und Videos, quasi ein best-of zur WHAW:

>> Die Originalseite, verschweigen wir sie hier mal nicht, als Realsatire: Globuli gegen Tsunami
>> Vollständige Liste aller Studien, die den Nachweis der Wirksamkeit von Homöopathie erbracht haben, via @dianthusmed
>> Die ultimative Frage: Wie funktioniert Homöopathie – how does it work?
>> Opfer der Homöopathie via @EdzardErnst
>> Was Homöopathen über Homöopathie sagen
Wirklich anschauliche Sendung zur „Verdünnung“ via @composuitHPK (Einstieg bei 18:00 min ist lustig genug)
>> Überdosis Globuli

Und noch ein paar richtungsweisende Tweets:


https://twitter.com/scribblemethis/status/322605950299156480
https://twitter.com/StevenDinnie/status/322348452904321024
https://twitter.com/ra3dwulf/status/322336836389322753

Versprochen: Das war jetzt fürs Erste der letzte Blogeintrag über Globuli (… sagen wir, für eine Woche)

37 Antworten auf „Wow WHAW“

  1. Mein Mann ist erkältet, ein Kollege empfahl ihm ein spagyrisches Präparat.
    So weit so normal. Ausser, dass mein Mann und besagter Kollege Naturwissenschaftler sind. Ich habe angeregt, ein Gespräch über Nachweis von Wirksamkeit (sie arbeiten auch noch beide in der Forschung…) zu führen.

  2. Hier noch ein ernsthafter Link für alle diejenigen, die gar nicht so genau wissen, was Homöopathie eigentlich ist, es für eine „sanfte, pflanzliche Medizin“ halten und nicht verstehen, warum wissenschaftlich ausgebildete Ärzte eigentlich was dagegen haben – Dr. Vahle hat es hier sehr schön und ausführlich erklärt: http://www.hno-vahle.de/homoopathie-ist-irrtum/

  3. Ich habe mich gerade gefragt, ob immer noch so viele Mütter auf Homöodings schwören würden, wenn:

    a) Die Kügelchen einen (Zwangs)Einheitspreis von 5 Cent pro Fläschchen hätten
    oder
    b) Homöopathische Zubereitungen nur noch als Injektion erlaubt wären…
    denn
    a) was nicht viel kostet, kann auch nicht viel taugen
    aber
    b) was besonders unangenehm ist, hilft (subjektiv) auch besonders gut

    Und unabhängig davon: Fällt der Verkauf von Globuli nicht eigentlich unter Wucher? Wenn ich mir die Kriterien dafür so anschaue, denke ich: JA!

    1. Ich hatte mal bei einem Hersteller geschaut.

      War irgendwas mit D1000 (?) irgendwas; Mondschein, Vakuum, Drachenschuppe, oder Engelsflügerl, weiß ich nicht mehr (Antimaterie?). Wären geschmeidige 1.600 Euro gewesen.
      Wenn ich bedenke, dass ein Kilo Zucker im Laden gerade mal 99 Cent kostet, scheint die Gewinnmarge bei den Herstellern von Homöopathika deutlich höher ist als bei der „pöhsen Pharmamafia“.

  4. Ich bin 1981 in den sogenannten neuen Bundesländern geboren und habe die Kügelchen früher toll gefunden.Ich habe das Zeug von meiner gutgläubigen Mutti selbst bekommen. Zu diesem Zeitpunkt war ich älter und fand es toll, dass die Medizin nicht schlecht schmeckt.Dabei hatte ich keine Ahnung vom „Nutzen“. Mit Ihrem Wissen, Kinderdoc, bin ich sauer auf Menschen, die mir für mein Kind zur Beruhigung beim Zahnen so einen Mist empfohlen haben. Placebos mögen für Erwachsene funktionieren, mein Kind wird richtige Medikamente bekommen, wobei ich für pflanzliche Wirkstoffe bin, wenn es sinnvoll ist. Danke für die Aufklärung!

    1. Dem kann ich nur zustimmen. Das geht mir ganz genauso! Wir haben vom Kinderarzt auch diese Kügelchen verschrieben bekommen ohne(!) danach zu fragen. Erst zu Hause nach „Eintauschen“ des Rezepts haben wir gesehen, dass es sich bei dem einen „Medikament“ um ein homöopathisches Mittel handelte. Da ich vorher solche Mittelchen nicht verwendet habe und kein medizinisches Fachpersonal bin, habe ich ersteinmal begonnen mich zu informieren.

  5. Letztens erst habe ich mal wieder einen Bericht zur Placebo und Nocebo Forschung gelesen und welche Möglichkeiten sich daraus ergeben könnten.
    Allerdings stellt sich mir dabei immer die Frage, wie kann man Placebos denn überhaupt an den mündigen Patienten bekommen. Die Abgabe von Placebos als Medikamente die so und so mit jenen oder diesen Wirkstoff in dieser oder jener Konzentration wirken, dürfte rechtlich gesehen vermutlich nicht gehen. Von daher wären doch homöophatische Mittel eigentlich der Weg Placebos sinnvoll bei Patienten einzusetzen – oder? 😉

    Dazu muss man als Arzt aber eben auch glaubhaft vermitteln, dass man an die Wirkung glaubt. Wichtig ist in dem Fall nur, dass der Arzt erkennt, wann er mit welchen Mitteln handeln muss.

    Es ist übrigens sehr interessant wer einen alles ermutigt diese alternativen Wege zu gehen, das fing bei der Kinderkrankenschwester an und hat beim Kinderchirurgen nicht aufgehört ….

    Ich persönlich kann daran aber überhaupt nicht glauben.
    und /ironie an
    deswegen muss Kind leider mit konventionellen Mitteln, wie OP’s und massenhaft Antibiotika, behandelt werden …

    1. Meine Oma hat, in Absprache mit meinem Opa und meinen Eltern, ein Placebo bekommen. Sie wurde darüber nicht informiert, der Hausarzt hat ihr lediglich gesagt das die Pillen gegen die Beschwerden XY helfen sollen.
      Hat auch ganz gut funktioniert

  6. Man kann einfach nicht oft genug drauf hinweisen. Etwas das als positivste Wirkung nur keine Nebenwirkungen hat muss ständig kritisiert werden.
    Im Grunde müsste es überhaupt keine Diskussionen geben. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass es Blödsinn ist. Punkt. Mehr als 100 Studien haben es nachgewiesen. Warum muss man da noch mit Leuten drüber philosophieren?
    Eine Substanz kann nicht wirken, wenn sie nicht vorhanden ist. Dies widerspricht allen wissenschaftlichen Erkenntnissen.

    1. Ein echter Homöopath wird nie sagen, dass die Kügelchen keine Nebenwirkungen haben!
      Ich habe einmal (ok, Evidenz des Einzelfalls ;-)) die Nebenwirkung der Kügelchen live erleben dürfen und seitdem bin ich mir nicht mehr so sicher, ob die Zuckerperlen am Ende nicht vielleicht doch wirken…

        1. Bei gutefrage.net und ähnlichen Communitys gibts so einige, die ein paar Tropfen Notfall-Bachblüten zu viel genommen haben und sich derart reinsteigern, dass sie davon Schwindel, Übelkeit usw. bekommen. Placebo-Wirkung gibts eben auch bei Nebenwirkungen.

        1. War die letzten Tage unterwegs, deshalb die verspätete Antwort:

          Patientin in der Gyn, sollte nächsten Tag operiert werden, hatte aber Halsweh. Lutschtabletten hat sie von uns bekommen und aus dem Nähkästchen der Hebammen ein paar Kügelchen, die gegen Halsschmerzen sein sollten („Fachfrau“ zum Fragen war nicht da). Am nächsten Morgen waren die Halsschmerzen fast weg, die Pat. hatte allerdings einen hochroten Kopf, was ihr noch nie passiert war. Die homöopathie-kundige Hebamme erklärte uns dann, dass wir uns 50-50 für das falsche Mittel entschieden hatten und der hochrote Kopf eine Nebenwirkung sei, total typisch für die verwendete Sorte Kügelchen.
          Placebo oder Nocebo scheiden in diesem Fall aus – war praktisch ein Doppelblindversuch, da weder Ärztin noch Patientin eine Ahnung hatten, was die Globuli so alles bewirken… 😉

          1. Eieieieieiei!
            Echt jetzt?
            Die Frau hatte VOR einer OP einen roten Kopf?
            Warum?
            RR hoch?
            Muss aber das Glaubuli gewesen sein, denn es ist ja nicht MÖGLICH, dass die Patientin einfach mal ANGST vor der OP hatte.

            Da fällt mir immer wieder ein:
            „2 x 3 macht 4 –
            widdewiddewitt und 3 macht 9e !
            Ich mach‘ mir die Welt – widdewidde wie sie mir gefällt …“

            Zum mitschreiben und merken:

            KORRELATION ist nicht gleich KAUSALITÄT!

          2. Die Frau hatte einen roten Kopf wahrscheinlich im Rahmen der Erkältung – ob mit oder ohne Globuli, sei jetzt mal dahingestellt. Sonst hatte sie immer Husten und Schnupfen ohne rot zu werden. War halt nur eben auch eine typische Nebenwirkung der besagten Kügelchen.
            Die OP haben wir natürlich abgesagt, da Elektiveingriffe bei Erkältung ein erhöhtes Anästhesierisiko haben.

  7. ok, man glaubt also nur, was man sehen (’nachweisen‘) kann. in der medizin eigentlich nicht so verkehrt.
    ich glaube an das, was mir hilft. natürlich würde ich nie auf die idee kommen, mit homöopathie krebs zu bekämpfen, aber bei normalen kopfschmerzen könnte ich mich dazu hinreissen lassen, statt der nebenwirkungsreichen bomber mal was anderes zu probieren.
    selber hab ich noch keine globuli genommen, soweit ich mich erinnern kann, aber in der arbeit oft genug gesehen: NaCl subkutan gegen schmerzen. hilft nicht immer klarerweise, aber immer wieder. der glaube versetzt wohl doch berge.

    und ja, ich verstehe ihre position als kinderarzt. und dass sie täglich damit konfrontiert sind, aufklären sollen und einfach auch schon genervt sind, wenn manches in die köpfe nicht reingehen zu scheint.

    ich liebe den kinderdoc-blog, werde mich wegen ein paar globuli-beiträge auch nicht vertreiben lassen, aber wohl echt drüber hinweglesen 🙂

    1. Es hat natürlich einen Placeboeffekt. Und der ist umso stärker, je stärker die Intervention ist. Eine grosse Tablette wirkt da stärker als eine kleinere, eine bunte mehr als eine weisse und eine Injektion stärker als nicht-invasive Methoden. Das lässt sich problemlos nachweisen.
      Der Punkt gegen Homöopathie (zumindest ist das einer meiner Hauptpunkte) ist, das man mal eben schnell was einwirft, auch wenn das keine Wirkung hat. Man konditioniert sich (und auch andere) darauf, das man als Lösung erstmal was einwirft. Entweder braucht man Arzneimittel, dann sollte man auch was wirksames nehmen (und dann überwiegt auch die Wirkung vor der Nebenwirkung) oder man braucht das eben nicht, und dann sollte man das auch sein lassen. Aber bei jedem anecken gleich Arnika D30 einzuwerfen ist nicht zielführend. Pusten reicht meistens auch.

  8. Pardon, Kassiererin steht hier stellvertretend für auch immer welche Berufsbezeichnung die in der Apotheke arbeitende Frau trägt.

  9. Dazu eine Anekdote vom letzten Apothekenbesuch.

    Der Mann vor mir an der Kasse nuschelt kleinlaut der Kassiererin etwas zu, während die in lauter Stimme ruft: „Ja, um diese innere Unruhe loszuwerden habe ich hier etwas Homöopathisches.“ – *nuschelzirpnuschel* – (noch lauter) „Nein, nein das hat keine Nebenwirkungen, ist ja homöopatisch!“

    Ja, hat es dann eigentlich eine Hauptwirkung?

  10. welches kindheitstrauma, in dem globuli vorkamen, mussten sie armer erleiden?

    das thema ist hier mittlerweile etwas abgestanden und fade…
    aber wenn ihnen ihre zeit noch immer nicht zu kostbar ist dafür, sagen sie doch mal: funktioniert beispielsweise ein lebendimstoff nicht nach dem gleichen schema?

    1. Ja sicher. Was möchten Sie damit sagen?
      Im Impfstoff ist auf jeden Fall noch eine Wirksubstanz nachweisbar, und Hahnemann war ein großer Anhänger der Impfidee – auch wenn das viele Homöopathen und Eltern heute nicht mehr hören wollen, sondern gleich in der gnadenlosen Natürlichkeit das dazu ablehnen.

      Es geht ja nicht um das Prinzip, das Gleiches Gleiches heilen können, das mag gar nicht so falsch sein, das kennen wir eben auch vom Impfen. Aber dass ein Wirkstoff stärker sein soll, wenn er so verdünnt wird, dass er unter die Nachweisgrenze rutscht, sogar unter die Dimension des Volumens des gesamten Sonnensystems – ach neeee.

      Das Thema mag ermüden, einfach weiterzappen.
      Nicht alle Themen, die Beschäftigten, lassen sich auf tiefenpsychologische Weise erklären. Da müsste ich auch fragen, was Eltern in der Kindheit widerfahren ist, dass sie an die Wirkung von Hokuspokuszucker glauben. Die Auseinandersetzung mit Globuli ist mein täglich Brot – und als Kinderarzt ist es meine Aufgabe, Kinder und Eltern vor Schaden und Irrglauben zu bewahren, sie fragen mich um Rat, wer hätte das gedacht.

      Es ist Homöopathie Bewusstseinswoche – also muss wieder mehr Vernunft einkehren.

        1. Das sehe ich auch so. Wenn’s hier nur noch lustige Artikel über Glaubuli gäbe – ich läse gerne weiter.
          Über das Zeug kann man sich gar nicht oft genug lustig machen

  11. Die kannte ich noch nicht! Mein liebster Hömopa- Homöap- ach, was soll’s, Kügelchenspruch ist folgender (Quelle (mir) unbekannt):

    „Homöopathie ist so ähnlich, wie wenn ich in Frankfurt einen Autoschlüssel in den Main werfe – und dann in Würzburg versuche, mit dem Mainwasser das Fahrzeug zu starten.”

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