Serviceblog: Neue Meldepflichten

Es war schon im Februar vom Bundestag und -rat beschlossen, jetzt zum Ende März offiziell: Es gibt eine neue Meldepflicht (§6, Abs. 1 IfSG) für Keuchhusten, Windpocken, Mumps und Röteln. Die Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes kennen normalerweise die Abstufung zwischen Krankheitsverdacht, Erkrankung und Tod an einer Erkrankung, was entsprechend die Schwelle zur Meldung absenkt. Bei den o.g. Erkrankungen ist alleine schon der Krankheitsverdacht für den Arzt meldepflichtig.
Es sollte darauf hingewiesen werden, dass der Arzt den Verdacht einer Erkrankung haben sollte, nicht die Eltern. „Herr Dokter, die hat da so Pustelche, das sieht aus wie Windpocke…“ – „Hatte die sie nicht schon / Ist sie nicht dagegen geimpft?“ – „Schon, Herr Dokter, aber trotzdem, meine Nachbarin hat gesagt…“ – den Verdacht!!! – „… das sind die Pocken.“ Wieder was anderes, aber egal.
Gleiches gilt für den Keuchhusten und den Mumps. Wieviele Kinderraucherhusten oder Lymphknoten hier schon als Keuchhusten oder Mumps durchschleust wurden, oder die Ringelröteln als Röteln fehlinterpretiert werden… Schwamm drüber.

Sinn der Sache ist das schnellere Reagieren auf Krankheitsausbrüche, insbesondere in Kindertagesstätten oder Schulen – denn Windpocken oder Mumps lassen sich evtl. durch Inkubationsimpfungen (also Impfung von nichtgeimpften Kontaktpersonen), Keuchhusten durch frühzeitige antibiotische Prophylaxe eindämmen.
Ich bin froh, dass die Meldepflicht erst jetzt kommt, beinahe zehn Jahre nach der allgemeinen Empfehlung zur Impfung. Sonst hätten wir früher sicher täglich den Meldeschein ausfüllen müssen. Heute dürfte es nur noch einmal in zwei Monaten der Fall sein. Ich habe mal mein PC-Programm nach dem ICD-Schlüssel „Windpocken“ befragt:
2004 – 124 Kinder
2006 – 72 Kinder
2008 – 52 Kinder
2010 – 25 Kinder
2012 – 2 Kinder.
Alles dank der Impfung. Kinder, freut Euch.

30 Antworten auf „Serviceblog: Neue Meldepflichten“

  1. Ich selbst hatte Windpocken mit 4 Jahren und kann mich noch gut daran erinnern. Es war gräßlich: alles juckt, ich darf nicht kratzen (konnte mich aber längst nicht immer zurückhalten) und mußte allein im Zimmer bleiben, während die anderen Kinder draußen spielten…brrr!

    Bei meinen Kindern habe ich alles impfen lassen, was der Kinderarzt empfolen hat, aber wann welche dran war, darüber hatte ich keinen Überblick. So kam es, daß der Große als 3-Jähriger Windpocken aus dem Kindergarten mitbrachte und natürlich gleich an den Kleinen (damals 3 Monate) weitergab. Die beiden taten mir so leid! Haben’s aber beide überstanden, sogar ohne Narben.

  2. Ich hätte meinen Sohn ja auch gegen Windpocken impfen lassen, allerdings hat er sich die Windpocken eingefangen bevor wir hätten impfen können. Das einzig Gute war, dass er sich nicht gekratzt hat.
    Von der Inkubationszeit liegt es nahe, dass der Kleine sich beim Kinderarzt angesteckt hat. Tja im Kindergarten brauch ich mich zumindest um diese Erkrankung nicht mehr zu sorgen.

  3. Als ich mit meiner zweiten Tochter im 8. Monat schwanger war, spielte unsere „große“ mit einem Nachbarkind. Dieses erkrankte in der Nacht an Windpocken. Die Eltern hielten es nicht für dringend erforderlich uns zu informieren. Wir erfuhren es dann zum Glück von einer anderen Nachbarin. Typisch sowas an einem Freitag Nachmittag. Unser Hausarzt: geschlossen. Ebenso unser Kinderarzt. Der Vertretungsarzt rief sofort zurück, nachdem wir die Problematik der Mfa geschildert hatten. Er empfohl die sofortige Impfung unserer 1 3/4 Jahr alten Tochter und meines Mannes, der sich nicht erinnern konnte, ob es schon Windpocken hatte. Dieser Kia war super, wir durften noch kommen, obwohl er schon Wochenende hatte. Damals war ich echt dankbar, nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn mein Mann erkrankt wäre und das Baby früher gekommen wäre…
    Schade, dass sowas bei der Pro-/Contra-Überlegung für eine Impfung so selten bedacht wird.

  4. Ach ja. Hier in der Schweiz ist die Windpockenimpfung erst mit 11 empfohlen, wenn man sie vorher noch nicht hatte. ich bin von der Mfa sehr komisch angepampt worden, als ich sie für meine grossen Sohn doch wollte, als ich mit dem Kleinen hochschwanger war und die Pocken mal wieder in der Kinderkrippe umgingen (s.hier: http://bruellen.blogspot.ch/2009/02/blog-post.html…). Ein Jahr später hat er sie trotz Impfung bekommen, allerdings in einer sehr abgeschwächten Form. Der kleine Bruder hat sich ziemlich zeitgleich mit seiner ersten Impfung angesteckt und sie auch bekommen, aber ich würde trotzdem jederzeit wieder impfen.
    (Mein Favorit: die Grosseltern, die ihren total verpockten Enkel auf das „Die ganze Schule und alle Kindergärten feiern ein Riesensommerfest“ geschleppt haben, weil „das Kind hat sich so auf das Fest gefreut und er hat sich die Pocken ja schliesslich auch im Kindergarten geholt.“

    1. Ja. Find ich schwach von den CH. Für Euch gibt’s auch keine Pneumokokken und Meningokokken. Vielleicht sind Schweizer Kinder resistenter gg. diese banalen Erkrankungen. Ich bin froh, dass ich das meinen Patienten und meinen eigenen Kindern ersparen konnte.

  5. Ha, das Kinderdoc-Buch. Endlich! Aber wie, noch nicht erschienen. Druckt schneller, Genossen! Und bitte auch parallel als eBook, weil: Rettet die Bäume! Und natürlich ist es ein Unverschämtheit, dass man sowas in den Kommentaren erfahren muss 😉

      1. Wir waren gestern zur U6 und unser Kinderarzt sagte, wir sollten uns zum nächsten Termin überlegen, ob wir gegen Windpocken impfen lassen wollen. Wenn wir darauf beständen, dann würde er es machen, er empfiehlt es aber nicht.
        Ich lasse eigentlich stets impfen, bin jetzt aber ziemlich verwirrt. Gründe wollte er selbst nicht nennen, ich solle mich informieren.

        1. Mein Kinderarzt hat uns von der Windpockenimpfung abgeraten.
          Seine Argumente waren, dass es im Kleinkind- bzw. Kindergartenalter besser wäre, die Erkrankung durchzumachen. Sollte bis zum Schuleintritt keine Erkrankung vorliegen, würde er nachimpfen.

          Bei meiner erneuten Schwangerschaft habe ich dann aber trotzdem um Impfung gebeten

    1. Sehr gut! Das Buch von Dr. Chaos hab ich nämlich gerade durch.

      Wegen der Windpocken: Da gibt es ein Photo von mir, auf dem ich im Kindergarten zum Fasching als Clown verkleidet nicht sehr glücklich dreingucke. Aber das war in den 80ern …

  6. Wenn heute schon geservicebloggt wird, hab ich auch gleich eine Service-Frage (nicht zum Thema). Und zwar suche ich ein Buch, in dem wissenschaftlich fundiert, nicht zu polemisch und für Laien verständlich über Homöopathie und die Hintergründe aufgeklärt wird.
    Danke!

    1. Siehe rechts, die Homöopathie-Lüge. Das Polemischste daran ist der Titel. Das Buch klärt über Alles auf, rund um die Globuli. Interessant eben auch das Historische und das (Nicht)Wissenschaftliche.

  7. Ich bin begeistert, daß heutzutage gegen so viel geimpft werden kann und freue mich für meine Kinder.

    Zum Glück bin ich selbst von allen Kinderkrankheiten verschont geblieben obwohl ich laut meinem Impfpass „nur“ gegen das geimpft bin, was Ende der 70er aktuell war. Gibt es für Erwachsene eine Empfehlung, nachzuimpfen? Immerhin hat man über den Kindergarten potentiell Kontakt zu Kindern impfkritischer Eltern…

    1. Ich würde das einfach mal machen, selbst wenn du es selber zahlen musst. Windpocken als Erwachsener sind ganz watt fieses!

  8. Und trotzdem gibt es noch so viele Eltern, die der Meinung sind, dass Windpocken doch ruhig durchgemacht werden können…. *seufz* Weil die Impfung würde ja eh nicht wirklich helfen und man könne die ja auch bekommen, wenn man geimpft ist etc. pp.
    Auch Eltern die sonst durchaus impfen, zögern wenn es um Varizellen geht. Von Zoster haben die noch nie was gehört….

    1. Oder von Kinder, die nicht geimpft werden können/dürfen oder Säuglingen, die noch nicht geimpft sind… .
      Aber solange die Zahlen weiter fallen, besteht ja wenigstens noch Hoffnung.

      1. aber hallo:
        „Der hustet seit Woooochen, ich glaube, der hat Keuchhusten.“
        „Raucht jemand in der Familie.“
        „Nein.“
        „Gar nicht?“
        „Nicht vor dem Jungen“
        „Wo dann?“
        „In der Küche, bei offenem Fenster.“

        no comment.

        1. PM:nene, das KInd HUSTET seit Wochen, wir ham keinen Termin, aber das MUSS heute…
          Ich : gut, dauert aber bestimmt ne halbe bis 3/4 Stunde
          PM:gut wir warten, draußen.
          ( es regnet und statt im Einkaufszentrum in der Nähe noch was nettes u erledigen, wartet man mit 3 jährigem Kind im Auto…und nu raten Se mal, was DA getan wird?)
          Ich sah es ganz genau, weil es durch gewisse Umstände möglich war , das Auto zu beobachten.Und ich hab es meinem Chef gepetzt…..
          da wird dann auch schon Mal gerne der Arzt gewechselt, wenn `s ungemütlich wird…..
          Seufz.

    1. Das ging mir auch spontan durch den Kopf! Kinderraucherhusten??!! Aber es gibt ja nix, was es nix gibt. Habe im Bekanntenkreis eine Familie mit Kleinkind, welches schwere Neurodermitis hat. Da wird auch fröhlich im Auto (natürlich nur bei offenem Fenster… als ob das was bringt) geraucht. *kopfschüttel*

  9. Schön zu sehen, wie die Zahlen dank der Impfung konstant abnehmen :-). Mein 2002er Kind habe ich 2006 noch nachimpfen lassen, bei ihm war’s noch nicht STIKO-gemäß, bei meinem 2007er gehörte sie Varizellenimpfung dann schon zum Standard.

  10. Die Windpocken hatte ich auch. Nicht kratzen. NICHT KRATZEN! NEIN!
    War das ein Spass, auch noch an meinem Geburtstag. Habe als Erinnerung noch ein paar Narben.
    Aber schön das die Krankheit durch Impfung nahezu ausgerottet wird.
    Gab es den Impfstoff schon 96, 97?

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