65 Antworten auf „Klassiker“

  1. Ich selbst war als Kind auch recht schüchtern und habe es gehasst zu Fremden hingestubst zu werden. „Sag mal Guten Tag“ „Hast du XY schon die Hand gegeben?“ oder auch ganz schlimm im Restaurant „Geh mal nach vorne und sag, dass wir bezahlen möchten!“ Kann Papa das nicht selbst? Einen Mund hat er und Beine doch auch…?
    Inzwischen bin ich zwar immer noch schüchtern, kanns aber besser verstecken 😉
    Wenn ich in der Apotheke einem kleinen Kind ein Stück Traubenzucker schenke freue ich mich sehr über ein Danke vom Kind, aber die leuchtenden Augen sind eigentlich das schönste daran 🙂
    Bei den älteren Kunden fällt mir allerdings auf, dass ich für meinen Geschmack deutlich zu oft geduzt werde. Ich bin zwar noch relativ jung und sehe nach Aussage anderer zusätzlich auch noch jünger aus, aber das stört mich doch massiv. Gern würde ich hin und wieder zurückduzen, das fällt aber dann negativ auf die Apotheke zurück, also lass ichs bleiben und schlucke es runter.
    Bitte, Danke, Gerne, Einen schönen Tag noch und ähnliches kosten kein Geld, aber die Wirkung ist enorm. Manchmal rufe ich abends meine Eltern an und bedanke mich für die gute Erziehung, die ich von ihnen bekommen habe, weil mir mal wieder vor Augen geführt wurde, dass es scheinbar nicht selbstverständlich ist.

    Oh, und aus dem Privatleben:
    Besuch nestelt an einem Einrichtungsgegenstand, der grade zerbrochen ist. Ich bin ziemlich sauer, gestresst und will mich auf keinen Fall komplett aufregen.
    Punkt: Lass das bitte!
    Besuch: *ignorier* *weitertüddel*
    Punkt: Bitte leg das Dings zur Seite!
    Besuch: Nein. Ich lasse mir nichts befehlen.
    Punkt: ?!
    Besuch: Wenn du gesagt hättest „Würdest du das bitte lassen?“ hätte ich natürlich sofort reagiert. Aber so nicht.
    Ich war kurz davor, ihn rauszuwerfen…

  2. Ich außer in Bayern noch nie erlebt dass man nicht an der Kasse begrüßt oder verabschiedet wurde. Ich finde das angenehm. Natürlich wünscht sich der Kassierer der mich nicht kennt nicht aus vollem Herzen und mit Inbrunst dass mein Tag schön werde.
    Außerdem muss ich nicht immer Recht haben. Wenn ein alter Mensch im Bus nun unbedingt auf meinem Platz sitzen möchte und nicht auf einem der anderen dann lächle ich freundlich und setze mich um. Gerne mit einer kleinen Anmerkung wie „Oh ich verstehe dass, die übrigen Sitzplätze sind auch farblich nicht ihrem Outfit entsprechend“. Damit habe ich zum Ausdruck gebracht, dass ich das albern finde und habe zu deren Seelenwohl beigetragen. Mir bricht dabei doch kein Zacken aus der Krone. Wer weiß schon warum Menschen so sind wie sie sind? Eine Asperger Autistin im Bekanntenkreis hat tatsächlich Probleme mit aggressiven Farben. Rote Stühle fallen ihr echt schwer.
    Ich sehe auch keinen wirklichen Gesellschaftsverfall. Die Jugend ist doch in jeder Generation furchtbar? Ja die Jugendlichen sind unverschämt, intolerant, laut und rücksichtslos. Schon immer. Die sind in der Pubertät. Die sehen gerade nur sich selber und schieben gleichzeitig Panik sie könnten irgendwie abweichen.
    Da ist alles was anderes ist bedrohlich und wird lächerlich gemacht. Rücksicht ist gerade hinten dran gestellt, schließlich ist man cool. War schon immer so und geht auch wie immer bei 90% der Menschen wieder vorbei.

    Kurzum ich versuche so oft so freundlich wie möglich zu sein und für andere Menschen angenehm zu sein. Bishe kam es eigentlich immer zurück.

  3. Danke, Bitte, Grüssen, beim Ansprechen/Angesprochen werden in die Augen des Gesprächspartner schauen – es sind kleine Dinge, aber auch wichtige Dinge, die IMHO auch schon für kleine Kinder gelten. Meine beiden Kurzen (knapp 5 und 3) können das schon recht gut, auch wenn es mich oft nervt, sie darauf hinweisen zu müssen. Die Kindergärtnerin und die Spielgruppenleiter sind jedenfalls sehr zufrieden wie höflicht die Kinder sind. So hab ichs gelernt, und so gebe ich das weiter. Es gibt schon genug unfreundliche, unhöfliche Menschen da draussen (ja, auch tw. die Eltern im Kindergarten und der Spielgruppe).

  4. Vorleben und gut is‘. Was hab ich es gehasst, wenn ich als Kind auch noch vor allen drauf hin gestupst wurde, als wäre ich dämlich. Aus Trotz und Schamgefühl habe ich dann gar nichts mehr gesagt.

  5. Es wird sich ja gerne über die Verrohung der Gesellschaft und den Verlust des Respekts älteren Mitmenschen (oder Mitmenschen überhaupt) gegenüber aufgeregt. Wenn Kinder aber nicht dazu angehalten werden, danke/bitte/gerne/tschüss zu sagen, braucht man sich nicht wundern, denn das ist die unterste Grundlage eines respektvollen und freundlichen Miteinanders und hat nichts damit zu tun, dass manche Menschen darauf „abfahren“. Und wenn Eltern dies auch nicht vorleben (Imitation und so), erst recht nicht.

    1. „Respekt“ ist etwas, dass man sich meiner Meinung nach verdienen muss. Und daher hat nicht jeder alte Mensch automatisch meinen „Respekt“. Was sie haben ist meine Aufmerksamkeit. Sprich: Wenn ich einen alten Menschen sehe, der Hilfe braucht, dann helfe ich und stehe in Bus und Bahn auch auf.
      Was ich – meine Oma hat das neulich erst bestätigt – jedoch bemerke, ist eine „Forderungswilligkeit“ auf Seiten älterer Menschen (ist mir auch vor kurzem von einem meiner nicht mehr ganz jungen Dozenten bestätigt worden). Beispiele?
      1. Im Bus sind locker noch fünf, sechs Sitze im vorderen Bereich des Busses frei. Aber da will sich der ältere Herr, der eingestiegen ist, aus irgendeinem unersichtlichen Grund nicht hinsetzten und pampt einen jungen Studenten an, warum er denn nicht aufsteht und ihm Platz macht. Die Antwort des Studente, es gäbe doch genügend freie Plätze, wurde in Schimpftiraden erstickt, bis der junge Mann dann aufgestanden ist.
      2. Eine Frau von etwa 30-35 Jahren steigt in die vollbesetzte Bahn ein und hat offensichtlich ein Problem mit ihren Beinen, da sie auf Krücken läuft. Anstelle, dass die ältere (nicht alte) Frau ihr dann den Vortritt auf den freien Sitzplatz für die „körperlich eingeschränkten“ Personen lässt, setzt sie sich dorthin und beschwert sich dann darüber, dass ja für sie keiner aufgestanden ist.
      3. Personen, denen man ihr Alter nicht oder kaum ansieht, sind auch nicht bereit, höflich (!) nach einem Sitzplatz zu fragen, sondern starren nur. Kommunikation ist auch etwas, was alte Menschen noch beherrschen.
      4. Rempeleien und Beleidigungen sind auch unter Rentnern nicht schön und Beschimpfungen auch nicht.

      Sicherlich gibt es da draußen sehr viele, sehr nette alte Menschen. Aber nicht jeder alte Mensch ist nett und erst recht ist nicht jeder alte Mensch höflich. Und nur weil ich – und seine Umgebung – jünger ist, heißt dass nicht, dass zwar alle zu ihm/ihr, aber er/sie zu niemandem freundlich sein muss.

      1. Nein, Repekt muss man sich nicht erstmal verdienen. Jeder Mensch verdient zunächst einmal Respekt. Es fördert das Zusammenleben unheimlich, wenn die Grundeinstellung, mit der man aufeinander zugeht höflich ist. Auch wenn ich mein Gegenüber überhaupt nicht kenne und hinterher vermutlich nie wieder im Leben sehe, ist es angebracht ihm einen guten Tag zu wünschen, sobald ich kurzfristig in sein Leben trete. Denn wie auch immer sich diese Begegnung entwickelt, sie beeinflusst unseren weiteren Tag, unsere Stimmung und vielleicht auch unsere unmittelbare Begegnung selbst. Ein freundliches „hallo“ kann beeinflussen, ob der Fahrgast darüber hinwegsieht wenn mein Kind ihm versehentlich auf den Fuß tritt, ein Lächeln und ein „Danke“ bleibt der Wurstfachverkäuferin länger im Kopf als man glaubt, und eine freundliche Verabschiedung macht Lust auf ein Wiedersehen. Wir Menschen sind nunmal soziale Wesen, und wir leben oft genug auf so engem Raum zusammen, dass eine freundliche Grundstimmung den Umgang um vieles einfacher macht.

        1. Ich persönlich mache eine Unterschied zwischen „Respekt“ („auf Anerkennung, Bewunderung beruhende Achtung“ [Duden]), da ich hier besonders das „Bewunderung beruhende Achtung“ für wichtig halte und der „Achtung“ im allgemeinen, die meines Erachtens die allgemeine „Hoch-“ und „Wertschätzung“ bezeichnen kann und nicht diese Art von hoher und niedriger Stellung aufweist wie das Wort „Respekt“. Daher: Respekt muss man sich meines Erachtens verdienen, die Achtung als Mensch hingegen nicht.

          Womit wir aber ab wären vom Thema: mir ging es darum, dass alte Menschen „Respekt“ von den Jüngeren fordern und zwar in der Regel die Art von „Respekt“, die auf folgende (aus dem Duden genommene) Definition bezieht: „vor jemandem aufgrund seiner höheren, übergeordneten Stellung empfundene Scheu, die sich in dem Bemühen äußert, kein Missfallen zu erregen“.

          Und DAS muss man sich m.E. – genauso wie Bewunderung – eben verdienen und kann es nicht aufgrund seines Alters fordern. Es gibt viele jüngere Menschen und auch Menschen in meinem Alter, denen ich mehr Respekt erweise, als so manchem renitenten Rentner der in den Bus einsteigt und selbst die Regeln der Höflichkeit nicht zu kennen scheint.

          PS: Respekt kann synonym zu Achtung verwendet werden, allerdings bezeichnet „Respekt“ eben wie schon gesagt die auf Anerkennung, Bewunderung beruhende Achtung sowie eben gerade jene Scheu wegen übergeordneter Stellung.

          Ich möchte keinesfalls sagen, dass ich Rentnern oder alten Menschen im Bus gegenüber nicht höflich bin – das stimmt nicht. Ich möchte nur sagen, dass ich nicht einsehe, wieso jemand aufgrund seines Alters in irgendeiner Weise eine andere „Anerkennung“ verdient, als jemand jüngeres. Mehr „Beachtung“ im Sinne von: Man achtet darauf, dass der Mensch alt ist, dass er vielleicht Hilfe und einen Sitzplatz benötigt, dass man die schwere Tür am Einkaufsmarkt aufhält und dass man ihn ggf. auch mal vorlässt, die hat ein alter Mensch sicherlich verdient und nötig und viele erweisen den Leuten auch diese Hilfe. Mir der klassischen Bedeutung von „Respekt“ hat das m.E. aber nichts zu tun.

          1. Ich widerspreche der Aussage deines Vorpostings gar nicht, ich kenn sie auch, die grummeligen Rentner die meinen, ein Vorrecht in allem zu haben nur aufgrund des Alters. Nur für mich macht es keinen Unterschied, ob ich jemanden wirklich ehrfürchtig respektiere oder einfach als Mitmensch achte, ich bin immer freundlich, ja sogar und gerade erst recht gegenüber diesen Grummeltypen, von denen lass ich mir nämlich nicht den Tag vermiesen und mich auf ihre Ebene herabziehen. Ich habe mir am Ende jedenfalls nichts vorzuwerfen wenn ich aus der Begegnung wieder herausgehe, und es ist ja auch nicht so, dass mich diese Höflichkeit was kostet. Wenn ich mich dazu verführen lassen würde, zurückzupampen würd ich mich jedenfalls hinterher schlechter fühlen.

      2. Noch ein gutes Beispiel: Vorweihnachtszeit im Kaufhaus. Ziemlich voll, nur ein Fahrstuhl. Der musste natürlich von älteren Menschen benutzt werden, die aufgrund des Alters anscheinend vergessen haben, wie eine Rolltreppe zu nutzen ist. Die haben es zwar geschafft, quer über den Weihnachtsmarkt und durch die Kaufhausetagen zu laufen – aber haben trotz Ansprechen nicht eingesehen, den Fahrstuhl für Kinderwagen frei zu machen. In jeder Etage standen junge Eltern mit schreinden Kindern vor den Aufzugstüren und warteten auf einen Platz im Aufzug. In dem Moment habe ich dann auch Achtung und Respekt für die ältere Generation verloren.

  6. Floskeln halt. Soziales Schmieröl. Und zur Erziehung gehören nicht nur Umgangsformen, sondern auch den Kindern zu erklären, dass manche Leute offenbar auf leere Floskeln total abfahren und sauer werden, wenn man nicht immer „Danke“, „Bitte“, „Tschüss“ und „Auf Wiedersehen“ sagt.

    Ich muss mich immer dazu überwinden, in einem Brief „Sehr geehrter Herr…“ zu schreiben. Ich kenn ihn ja nicht einmal und habe keine Ahnung, warum er sich diese Ehre verdient hat. Umgekehrt – warum wird man mit „Sehr geehrter…“ angeschrieben, wenn untendran ein Bussenbescheid folgt?

    Man sollte ein Kind nicht dazu zwingen, ein Theaterstück zu spielen und dem Arzt „Tschüss“ zu sagen, wenn es nicht will. Vielleicht war es ja so, dass das Kind gar kein Problem hatte, die Mutter trotzdem beim Arzt abklären lassen wollte, und das Kind darüber genervt war, dass die Mutter das Kind nicht zum Vornerein ernst genommen hatte.

    Es gehört ja ebenso zum reifen Erwachsenenleben, dass man das Nichtbefolgen einer Höflichkeitsfloskel einfach mal wegsteckt und begreift, dass es den Kram eigentlich gar nicht braucht.

    Wer soziales Schmieröl unbedingt braucht, der braucht es halt. Allen anderen biete ich lieber meine Hilfsbereitschaft an, anstelle „Danke“ zu sagen. Und „Bitte“ brauche ich wirklich nur, wenn ich etwas erbitte. Eine Bitte kann man nämlich auch ablehnen. Und zwar jederzeit.

    „Wenn du nicht Bitte sagst, gebe ich dir das Mineralwasser nicht rüber.“ Was für eine Bitte ist das denn? „Bitte“ ist dann ja ein Befehl, wenn es die automatische Mineralwasserrübergebeaktion zur Folge hat.

    1. Nochmals:
      Höflichkeit ist in erster Linie mal Freundlichkeit und nicht Heuchelei.

      Warum wird die Erziehung zum „Guten Tag“, Bitte, Danke und Wiedersehen sagen immer gleich in die Spiesserecke geschoben, mit denen man willfähige Sklaven und Duckmäuser erziehe. So ein Quatsch.

      Höflichkeitsformen sind schön und erfreuen den Gegenüber, nebenbei bedeuten sie Respekt. Das Auslassen derselben wird in unserer Gesellschaft als Arroganz gewertet – und genau so kommen die Kinder auch rüber. Aber letztendlich bleibt es eine Frage der Vermittlung ans Kind. “Wenn du nicht Bitte sagst, gebe ich dir das Mineralwasser nicht rüber.” – klar, das ist Bullshiterziehung.
      „Man sagt „Bitte“, wenn man etwas möchte, dann freut sich der andere“ – damit sind wir zumindest gut gefahren – und unsere Kinder auch.

      „Bitte“ – „Danke“ – „Gern geschehen“ – „Auf Wiedersehen“ – schließlich ist das auch noch sehr kommunikativ – auch wenn es nur Hülsen sind.

    2. Liebe Schildkröte, noch als Beitrag zu den Schriftformfloskeln: Ehre hat man einfach, so wie man Würde hat (die haben wir uns sogar ins Grundgesetz schreiben lassen).

      Insofern ist es ein Zeichen der Achtung vor der anderen Person, diese Floskel zu verwenden, dem Adressaten also die ehrenvolle Person zu bestätigen. Gerade bei der Schriftform macht es einen Unterschied von Tag und Nacht ob ich ‚Schildkröte, …‘ oder ‚Liebe Schildkröte, …‘ schreibe. Die fehlende Intonation versuchen wir damit auszuschreiben.

      In einem Bußgeldbescheid gilt das ebenso: nur weil du jetzt der Stadt bitte 50 Euro zu überweisen hast bist du ja nicht sämtlicher Ehre verlustig. Bußgeldbescheide, die mit nur ‚Herr Schildkröte, …‘ anfingen, würden von dir sicherlich flugs und zu Recht wegen des hineingelesenen Obrigkeitstons beklagt.

    3. Ich gebe zu, dass hier eine gewisse Schwierigkeit innewohnt, die Sie ansprechen. Es ist wohl wahr, dass viele der angesprochene Höflichkeitsausdrücke tatsächlich nicht mehr sind als „Floskeln“. Das heißt für mich persönlich nicht, dass ich sie nicht nutze, manchmal fällt mir jedoch auf, dass ich sie auch dann nutze, wenn es nicht angebracht war.
      Viele Menschen „erwarten“ bestimmte Höflichkeitsfloskeln, die so auf die Dauer von einem „Höflichkeitscharakter“ zu einem „Ritualcharakter“ werden, zum Beispiel wenn ich mich jedes Mal verabschiede, wenn ich den Supermarkt verlasse. Dass das die Verkäufer an der Kasse oftmals gar nicht interessiert – und das ich auch nicht erwarte, dass sie explizit mir noch einmal „Auf Wiedersehen“ sagen – sehe ich als „Ritualisierung“ an. Ebenso das „bitte“, wenn ich im Bus aufgestanden bin um einer älteren Dame Platz zu machen, die offensichtlich nicht besonders gut stehen kann. Ich halte es für selbstverständlich, aufzustehen. Da kann die Dame gerne „danke“ sagen – als Reaktion auf meine Höflichkeit – mein „Bitte“ als Antwort ist aber eigentlich nur noch Ritual.

      Was ich damit sagen möchte: Es gibt einen Punkt, an dem die Höflichkeit nicht mehr sosehr im Vordergrund steht als vielmehr die Ritualisierung. Und dann kann man sich schon fragen, ob das noch der Sinn von Höflichkeitsanreden ist.

      Wie das bereits erwähnte: „Sehr geehrter Herr Sowieso…“. Nicht falsch verstehen, ich halte das für eine gute und schöne Anrede im Briefkopf, aber wie oft „ehrt“ man den Herrn eigentlich wirklich und wie oft denkt man sich: „Jetzt nervt der schon wieder.“ Die Höflichkeit wird beibehalten, obwohl sie lediglich noch Ritual ist. Und dann könnte man darüber nachdenken, ob nicht der Ausdruck „Höflichkeitsritual“ angebrachter ist.

      Nur so als rein theoretische Überlegung.

      1. Aber gerade dadurch, dass solche Floskeln einen gewissen Ritual-Charakter haben ist es wichtig sich an sie zu halten. Es „kostet“ ja nichts „Bitte“, „Danke“ etc. zu sagen, es nicht zu sagen ist hingegen ein Bruch mit der Norm, der ja irgendeinen Grund haben muss (bzw. beim Gegenüber im Zweifelsfall den Eindruck erweckt, dass es irgendeine Form von message sein soll). Woher soll ein Gegenüber jetzt wissen ob man sich „unhöflich“ verhält weil das alles nur antiquierte normative Werte sind, über denen man als aufgeklärter, moderner Weltbürger drüber steht, oder ob man damit gezielt unfreundlich sein will.
        Die Frage ist immer: Was will ich ausdrücken, was soll bei meinem Gegenüber ankommen? Allein um den nicht zu verunsichern kann man ja einfach freundlich genug sein „Tschüss“ zu sagen. Auch wenn man zwei Jahre alt und kein Fan von Arztbesuchen ist.

        1. Ich habe mich halt – wie gesagt, aus einer rein theoretischen Sicht – gefragt, ob es denn dann noch „Höflichkeit“ ist. Wenn ich jedem – sorry – Deppen, den ich nicht leiden kann, Tschüss, auf Wiedersehen, bis bald, danke, bitte sage, dann ist das sicherlich gesellschaftskonform und wird erwartet, aber meines Erachtens sollte Höflichkeit eben mehr sein, als nur eine Floskel und „von Herzen kommen“. Mit den derzeit sprachlichen Mittel ist es sehr viel schwerer ein ernsthaftes „Danke“ zu äußern als eines, dass sich auf Rituale bezieht.

          PS: Nur um das noch mal zu sagen: Ich habe das Thema aus einem reinen sprachlich-theoretischen Interesse aufgegriffen, nicht, weil ich finde, dass wir nicht mehr höflich miteinander umgehen sollten 😉

          1. Ich sag dann, wenn ichs besonders ernst mein, auch gern mal „oooh, danke!“ oder „vielen Dank“ oder „das ist aber lieb/aufmerksam, danke!“. Also ich finde nicht, dass man sich ein plattes knappes Danke sparen sollte aus Angst keine Steigerungsform zu haben.

      2. also ich hab selbst mal an der kasse gearbeitet und mich hat es jedes mal gefreut, wenn sich jemand die zeit genommen hat, mich anzuschauen und mir auch einen schoenen tag zu wuenschen. das find ich nicht altmodisch, antiquiert oder sonst was sondern ein zeichen dafuer, dass der kunde mich auch als menschen sieht und nicht als maschine, die ihm grade wieder geld aus der tasche gezogen hat.

        1. Wenn mich die entsprechende Person anschaut und auch selbst grüßt/verabschiedet, grüße ich natürlich zurück. Leider kenne ich auch – gerade hier im städtischen Bereich – in Supermärkten das Gegenteil. Da wirken viele so, als sei das „Tschüss“ des Kunden zeitraubend, weil man selbst dann ja antworten muss.

          1. ja, das stelle ich hier (bin mittlerweile umgezogen) auch immer wieder fest und finde es echt schade, die 2 sekunden hat man dann auch noch und sie tragen einfach zur kunden zufriendenheit bei. dafuer gibts hier aber einen supermarkt der kette bei der ich auch gearbeitet habe und die wuenschen einem grundsaetzlich einen schoenen tag und bedanken sich fuer den einkauf. wie aus der lehrdvd, die man sich jedes jahr angucken muss 😀

        2. An Kassen hängen die Floskeln davon ab, wie ich als Kunde behandelt werde. Wenn ich reines Zahlvieh bin, das nicht begrüßt wurde, das kaum die Waren von der kleinen Ablage hinter dem Scanner weggeräumt bekommt, während fleißig geschoben wird – dann kann sowas auch von meiner Seite her wortkarg werden (habe auch schon Kassiervorgänge ohne ein Wort oder sonstiger Reaktion durchgezogen).
          Wenn ich freundlich behandelt werde gibt es auf das „Schönen Tag noch“ seitens der Kassiererin statt ein „Ebenso“ oder „Gleichfalls“ ein „Danke, den wünsche ich Ihnen auch“. Oder wenn ich arbeitszeitbedingt auf den letzten Drücker erst einkaufen kam dann halt einen „schönen und ruhigen Feierabend“. Halt irgendetwas, das über die Standard-Floskel hinausgeht, um die empfangene Achtung wieder zurück zu geben.

    4. Turtle, auch wenn wir uns sonst recht einig sind, ich muss Dir mal wiedersprechen. Sprache transportiert mehr Informationen als Schrift (und man kann auch sehr sarkatisch „Danke sehr!“ sagen). Höflichkeit ist eine Form von Respekt – auch wenn ich diese Person nicht leiden kann, und die Höflichkeit mit einem sehr respektlosem Unterton vermittelt wird. Das „nicht-leiden-können“ hat aber mit „Respektlosigkeit“ nicht das geringste zu tun. Beispiel: Auch den Kunden, die ich nicht leiden kann, gebe ich gerne eine „Rentnerbravo“, wenn sie „Bitte“ sagen. Wohingegen ich am allerliebsten auch den Kunden, die ich sonst gut leiden kann, mal ein „Ihre?“ entgegnen möchte auf die Aufforderung: „Ich will MEINE Zeitung!“ oder „Geben Sie mir MEINE Zeitung!“, und dann nicht einmal zu einem „Danke“ fähig sind. In meinem Beispiel zeigen „Bitte“ und „Danke“ eine Wertschätzung für ein GENSCHENK, zu dem ich nicht verpflichtet bin. (So eine Zeitung kostet auch Geld und will bezahlt sein.)

      Sich „Bitte“, „Danke“, „Hallo“ und „Tschüss“ einzusparen zeugt m.E. nur von schlechter Erziehung und Respektlosigkeit. Höflichkeit und Freundlichkeit kosten nichts und tun nicht weh. Ein freundlicher Umgang miteinander ist Voraussetzung für jede Form von Konfliktlösung, Konfliktvermeidung und Deeskalation. Insofern stimme ich zwar zu, dass Höflichkeit „Sozialer Schmierstoff“ ist. Nur sollte man sich einmal überlegen, wo wir ohne dieses sozialen Schmierstoff wären. Die Reibungsverluste wären erheblich. Und das sollten auch junge Menschen begreifen. [Oder frei nach den „Anhalter“: Der Babelfisch sorgt dafür, dass jeder jeden wirklich versteht. Damit gilt er als der erfolgreichste Auslöser für Kriege in der gesamten Galaxis.] Man muss es ja nicht so weit dabei treiben wie die Ostasiaten….

      1. Liegt auch in der Antwortebene der Turtle. Alles gut. Aber – ich bin nicht ganz sicher – glaube jedoch, Turtle ist männlich. Frau Dr, Chaos, der bringt auf Arbeit alles nur durcheinander – wie alle Kerle… 😉

        1. Knick, ja – das ist aus eigener Anschauung eindeutig eine männliche Turtle… 🙂

          Und ja, das wird ein famoses Diskussionsthema beim nächsten Treffen sein – hier bin ich auch nicht so ganz und gar nicht mit seiner Meinung einverstanden… 😉

  7. @Kristina: so gehts mir genauso – aber es wird besser 😉
    Ich frag mich nur woran das liegt das man als Eltern so handelt. An dem was einem die eigenen Eltern vorgelebt haben? Oder durch den Freundeskreis?
    Dieses dämliche „?“ kostet nämlich auch ganz schön viel Zeit und Nerven. Aber auch meiner Kleiner „knapp 3“ hat jetzt verstanden das er ab und an mit entscheiden darf (z.B. beim Einkaufen ob er lieber dies oder das essen will) und sonst eben nicht (wie beim Aufstehen in der Früh wenns in die Krippe geht – da muss er halt hin).

    1. Das liegt daran das man als gut erzogener Mensch einen knapperen Umgangston als harsch und befehlend empfindet und deswegen ungern verwendet.

  8. ich ertappe mich auch immer wieder, in Frageform Aufforderungen weiterzugeben. Oft ertappe ich mich dabei. Ich möchte das schon seit längerer Zeit abstellen, aber so recht gelingen mag es mir nicht – komisch. Obwohl es für mich total logisch erscheint, dass es Quatsch ist, das Kind zu fragen, ob es sich jetzt mal seine Schuhe anzieht, wenn wir in 5 Minuten in der Kita sein sollten. Hmmm – klar, dass das nach hinten losgeht. Verstanden hab ich es, es hapert nur an der Umsetzung.

    1. Das ist eine Gewohnheitssache. Ich hab‘ das eine Zeitlang auch gemacht, weil es bei Kind 1 hervorragend funktioniert hat. Dieses Kind ist aber so brav, dass ich auch auf Chinesisch hätte betteln können, es hätte ohnehin getan, was gefordert wurde. Kind 2 braucht Befehlston, also „Schuhe an. Jetzt!“ Ach so, mitentscheiden darf es natürlich in Sachen Obst und Gemüse (echt doofes Beispiel oben) trotzdem.

  9. solange die noch klein sind ist das vielleicht lustig. aber es verwächst sich nicht. der sohn der nachbarin, auch immer gefragt ob er grüssen/bitte/danke will, oder dies oder jenes essen, wird im august 13. wenn ihm nicht passt was auf den tisch kommt, bestellt er sich heimlich eine pizza und nimmt bei gelegenheit das geld aus mutterns oder grossmutterns portemonnaie. oder er beschwert sich bei vattern dass es nix zu essen gibt bei der mutter, nur butterbrot etc.. im restaurant will er seit jahren nicht mit mir an einem tisch sitzen, weil ich der meinung bin dass man pommes ausgezeichnet mit messer und gabel essen kann, und dass man, wenn man vom schnitzel die panier heruntergefressen hat, nicht das verbleibende stück fleisch dem nachbarn auf den teller knallt, weil es nicht schön aussieht. dass er nicht grüsst – auch nicht lehrer – hat schon zu interessanten gesprächen bei elternsprechtagen geführt. als ich gerufen wurde um ihm seine aufgabe zu erklären, meinte er ich solle ihm einfach die richtigen worte sagen, erklärt bekommen wollte er nicht. „wenn es ihn aber nicht interessiert“ meinte die mutter, der knabe sang mir zur bestätigung seines desinteresses ein paar strophen aus der werbung vor. seither sehen wir uns eher selten …
    aber wenn die fenster offen sind, höre ich immer noch dass er gefragt wird ob er die aufgabe machen will, was er essen will, etc., auf der strasse „willst du nicht grüssen?“ – antwort: „nein.“ im autobus: „willst du nicht aufstehen und die alte frau mit dem stock niedersetzen lassen?“ – antwort: „nein“.

  10. ich denke dann nur still: irgendwann bekommst du es hoffentlich zurück!
    wenn wieder eine mutter
    ihre dreijährige mit „magst du … ?“
    zum entscheidungsträger macht, statt die äpfel in den korb zu packen oder klare ansagen zu machen.

    1. Meine Große wird nächste Woche 4 und ich fahre sehr gut dabei, sie zu fragen, welches Obst oder Gemüse ich einkaufen soll. Natürlich isst sie auch einen erzwungenen Apfel oder Tomate. Aber wenn ich ihr den Gefallen tue, die gewünschten Birnen und Rosenkohl zu kaufen habe ich mMn deutlich mehr erreicht. Ein 3 Jahre altes Kind kann durchaus im bestimmten Rahmen Entscheidungen treffen, oder wann soll das bitte schön anfangen? Wenns Kind mit 30 bei Mutter auszieht?

    2. Da kann ich ela nur zustimmen: falsches Beispiel. Bei Obst und Gemüse kann auch eine Zweijährige schon eine Meinung äußern. Bei der Entscheidung OB überhaupt Obst und Gemüse gegessen wird, darf es dann seltener mitreden (… in ‚Kinder verstehen‘ ist eine anekdotische Studie beschrieben, die bei grundsätzlich normaler Ernährung auch keinen Mangel selbst bei allein auswählenden Kleinen befürchten lässt).

      Da ist die Frage nach so einer Floskel beim Kinderdok eben blöd: man kann keine Kurve bekommen oder grundsätzlich doch noch was richtig machen. Rutscht mir manchmal auch raus, muss man mit den Konsequenzen leben. Ich hätte mich, falls es mir ob der Peinlichkeit noch eingefallen wäre im Zweifelsfall mit ‚Wieder eine Frage gestellt, auf die ich nur eine Antwort wollte, mein Fehler‘ bei dem Arzt und mir versucht zu entschuldigen.

    3. Klare Ansagen sind prinzipiell schon gut, aber ich lasse meinen Zweijährigen auch gerne im Hofladen das ortsansässigen Bauernhofs das Obst und Gemüse aussuchen. Aber: er isst über Spinat, Rosenkohl etc. bis hin zu Gemüsesuppe so ziemlich alles aus dem Gemüsegarten (sogar Dinge, die ich selbst nicht mag), daher finde ich es ok, wenn er etwas Mitbestimmung bekommt.
      Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass ein Zuviel an Mitbestimmung ihn (aber auch andere Kinder) überfordern kann.

      Trotzdem rutscht mir auch mal ein „sagst Du bitte Danke?“ raus. Blöde Formulierung, auch wenn ich bisher noch kein „Nein“ als Antwort bekommen habe, sondern höchstens ein Schweigen aus Schüchternheit. In gewohnter Umgebung klappt das „Bitte“, „Danke“ und andere Höflichkeiten schon sehr gut, aber mit Fremden sprechen ist dann noch einmal was anderes. 🙂

      Grundsätzlich halte ich Höflichkeiten für wichtig, wenn er sie dann in der Pubertät verweigert, weiß ich wenigstens, dass er auch weiß, wie es richtig geht. 😉

      1. Was hältst du von „Und nun verabschieden wir uns gemeinsam: Tschüühüüs!“ Da ist eine fragefreie Aufforderung, das Vormachen drin, und nochdazu muss die Kleine nicht die Schüchternheit überwinden sondern kann mit Mama zusammen das machen, was diese gut findet und sie selbst vielleicht gerne möchte. Vorteil: wenn ein Trotzkind nicht mitmacht, spart man sich auch das Schimpfen, weil man nicht wie ein Depp auf Reaktion warten muss, und zum Handeln oder Nachgeben gezwungen wird, wenn eben kein „Tschüss“ kommt..
        Nur so ne Idee, habs noch nicht selbst erprobt (/en können).

        1. HIer, ich praktiziere das (leicht abgewandelt) so mit meinen drei Kleinen.
          Kriegt der Jüngste (1,5) was, sage ich für ihn „Danke“.
          Kriegt der Mittlere (3) was, warte ich kurz, ob er von alleine was sagt, wenn nichts kommt (meistens der fall) dann sage ich: „wir sagen danke“ – in richtung der schenkenden Person, also quasi so, dass ich mich laut in unser beider namen bedanke. dann kommt IMMER auch vom sohn noch ein nettes „danke“ von herzen hinterher, ganz so, als wäre ihm da erst eingefallen, das noch was wichtiges fehlt, fast, das ihm aber auch wichtig zu sagen ist (!)….
          der große (6,5) sagt mittlerweile fast immer von alleine danke, und wenn er es vergisst, muss ich ihm nur leise ein „danke“ zuflüstern, dann erinnert er sich und macht es auch gern.

          Ähnlich mache ich es mit Bitte/Hallo/Tschüß, Dinge, die ich für grundsätzliche Höflichkeiten halte, die das Leben für alle angenehmer machen und niemandem weh tun (bei hand geben/knutsch ertragen hätte ich schon eine andere meinung). IN diesen Dingen den Kindern Entscheidungsfreiheit zu geben überfordert sie meines Erachtens nach total, denn abstrakte Reflexionen über gängige Höflichkeitsregeln unserer Gesellschaft, ihren Sinn oder Unsinn und Konsequenzen ihrer Nichteinhaltung oder Veränderung erfordern ein Maß an Wissen, Erfahrung und logischem sowie empathischem Denken, dass manche erst im Teenageralter oder sogar erst weit danach erreichen…

    4. Wo ist das Problem?
      Meine Kinder durften schon immer mit entscheiden welches Obst/Gemüse usw. ich kaufe…
      Die dürfen auch entscheiden was sie anziehen.

  11. Ich finde die Antwort gut, ggf auch von meinem Kleinen sein können.
    Ja, ich frage mein Kind, ob es Danke, Hallo oder Tschüss (im Rahmen seiner Möglichkeiten mit 16 Monaten) sagen möchte. Auch wenn es zum guten Ton gehört, den jedes Kind lernen sollte, gezwungen wird mein Sohn nicht. Wir leben ihm einfach den guten Ton vor und bisher bin ich mit dieser Methode sehr gut gefahren.

    1. und bitte nicht falsch verstehen… von dieser super antiautoritären Erziehung halte ich gar nichts. Kinder brauchen Regeln, aber mit Zwang erreicht man mMn kaum etwas.

      1. Das Ritual macht’s. Höflichkeit ist nichts anderes.

        Bei Guten Tag, Auf Wiedersehen, Bitte und Danke geht es um Freundlichkeit dem Anderen gegenüber. Selbstbestimmung des Kindes kommt später. Da kann es immer noch entscheiden, wem es die kalte Schulter zeigt.

        1. Ja, das ist das was ich mit dem Vorleben meinte. Trotzdem frage ich ihn, ob er auch Tschüss sagen möchte. Meist macht er es dann auch und ich hoffe somit, dass das für ihn in ein paar Jahren zur Selbstverständlichkeit gehört.

          1. Und die StudentInnen/apflegeschülerInnen, die mit 23 Jahren für sich entschieden haben, immer noch weder „danke“, „bitte“, „guten Tag“ oder „auf Wiedersehen“ sagen zu möchten, antworte ich auch gerne mal „nö!“ Auf fragen wie: „Darf ich mit zur Geburt/OP/etc. gehen?“
            Gleiches Recht für alle. Und ja, da bin ich altmodisch….

    2. Versteh ich nicht. Ich fände es zwar gut, wenn Kinder immer gefragt werden würden „möchtest du Tante Soundso einen dicken Schmatz geben?“ statt „los gib schon“, aber bei Höflichkeiten, die von Kindern wie Erwachsenen in jeder Situation (also auch wenn man später den Lehrer/Chef/Kollegen sonstwen scheiße findet) angewendent werden SOLLEN, unabhängig davon ob man WILL, das… denke ich darf man schon einfordern. Bitte, Danke, GutenTag, AufWiedersehen, Gesundheit. Ob das Kind das auch macht sieht man eh, aber man darf (und muss) doch als Erwachsener die Position vorgeben: ich erwarte von dir dass du dich so verhältst. Tut kleinen Kindern aus entwicklungspsychologisch-pädagogischer Sicht übrigens gar nicht gut, alles entscheiden zu MÜSSEN. (will ich tschüss sagen, will ich morgen den blauen oder gelben Pulli, will ich mein Zimmer lila oder grün gestrichen?)
      Aber ja, Vormachen ist ein Knackpunkt.

  12. 1. Man kann Kinder erziehen wie man will, sie machen einem doch alles nach.
    2. Wer gewöhnt ist, dass er/sie nicht gehört wird / nicht zugehört wird / über seinen Kopf hinweg verhandelt wird, warum sollte der jemand anderen ansprechen/verabschieden? Ist doch eh egal.

  13. Ich würde das ganz anders sehen: Kind fühlt sich bei kinderdok so wohl, dass es nicht Tschüßsagen möchte, weil es lieber dort bleibt 😉
    Tja, aber ja, Höflichkeitsfloskeln sind anscheinend echt aus der Mode. Anders kann ich mir nicht erklären, dass wir unseren Sechstklässlern in der Schule mühsam beibringen müssen, dass man Erwachsene wie Lehrer siezt.

    1. Das Post zielte auch mehr auf den Klassiker „Fragezeichen“ am Ende jeder Aufforderung. Als ob Kids später auch immer die Wahl haben. Falsch verstandenes EinverständnisHarmonieGetüttel.

  14. Unsere Klassikervariante: Herrkinderarzt: „Na, dann tschüss, Kind.“ Kind: keine Reaktion. ‚Ne Mama: „Sag‘ dem Herrnkinderarzt tschüss und guck‘ ihn dabei an.“ Herrkinderarzt: „Ach, das ist doch nicht nötig. Das kommt schon irgendwann von selbst.“
    Irgendwann hab‘ ich’s dann aufgegeben. Wie auch das altmodische Siezen von Erwachsenen und ähnliche Höflichkeitsdinge.

    1. Genauso war’s bei uns auch immer! Und irgendwann, ganz langsam, ging’s doch (Kind ist jetzt fast 6). Aufgegeben habe ich nicht, aber auch nie weiter insistiert („Nun sag schon Tschüss. Wir gehen vorher nicht. Nein, es ist mir egal, ob noch andere Patienten warten. Du sagst erst Tschüss.“). Das war mir zu blöd. Nur immer gutes Vorbild sein :-).

      1. Ich weiß nicht, ob meine Kinder den Kinderarzt je verabschieden werden, wenn sie auf meine Aufforderung jedes Mal vernehmen, dass er das nicht nötig findet. Die Kinder haben ja durchaus Ohren und hören das „nicht nötig“ deutlich. Mein Drittklässler hat neulich mal seine Lehrerin gefragt, ob er sie siezen solle – und die hat gelacht… Ich werd‘ das Thema dann eben beim Wechsel in die Oberschule (7. Klasse) noch mal ansprechen.

    2. Der einzige (vermute ich nach Erzählungen) Grund, warum ich als 5 jährige doch schon in der Schule bleiben durfte und nicht zurück in den Kindergarten musste, war, dass ich als Einzige in der Klasse die Lehrerin gesiezt habe. Wirkt halt schon irgendwie gebildet, wenn ein Kind so Standard-Höflichkeiten drauf hat. 😛 (Ja ich bin so altmodisch dass ich auf son Kram steh.)
      Ich glaub ich werde auch nicht müde werden, mit meinen/m eigenen Kind/ern in unzähligen Plüschteddy-Teerunden oÄ das SIE zu üben. „Reichen Sie mir bitte den Zucker, Herr Bär?“

      1. mein kind (und auch dessen klassenkameraden) sowie alle anderen kinder in der grundschule duzen ihre lehrer – das muss wohl so sein.

        die lehrerin hat mich beim sprechtag völlig erstaunt angesehen als ich ihr gesagt habe, dass lehrer doch eigentlich respektspersonen sind und ich als mutter deswegen darauf bestehe, dass mein kind NICHT „du“ zu ihr sagt.

        1. Oh…
          Naja, wer in der Grundschule von den putzigen Zwergen lieber „du Frau Lehrer“ hören möchte, darf sich auch nicht wundern in der Hauptschule mit „Alte“ adressiert zu werden. Ich meine… man ebnet den Weg, egal in welche Richtung.

  15. erfüllte Erwartungshaltung?
    Oh, meinem musste ich das auch beibringen. Und „Danke“ zu sagen, wenn man etwas bekommen hat. Das ging aber recht schnell, nachdem ich sein Geschenk wieder zurückgegeben habe – kein „Danke“ kein Geschenk.

    1. Das find ich nicht gut. „Danke“ und „Bitte“ dürfen nicht zu Floskeln oder Automatismen verkommen. Mein Vater wurde immer leicht sauer, wenn ich etwas haben wollte und nicht „Bitte“ sagte. Das habe ich dann ausgenutzt, indem ich zu halbminütigen Reden ansetzte, seine gelobte Rolle als Familienoberhaupt huldigte, gesagt hatte, was er für so ein doller Mensch ist und dass dies ihn sicher dazu befähigen würde, mir die Flasche Mineral rüberzureichen.

      Einfach ihn mit Sarkasmus nerven bis er begreift, dass ich „Bitte“ meine, auch wenn ich es nicht unbedingt „Bitte“ sagen will. Wenn er meint, ich sei unfreundlich oder undankbar, dann kann er es auch in einem Gespräch thematisieren, aber nicht am Mittagstisch. Aber ein „Sag BITTE, sonst bekommst du das nicht!“ – was anderes als Kinderdressur ist das denn?

      1. Ach ja, die gute alte pubertäre Trotzphase…. Ja in der Zeit fand ich sowas auch immer toll. Besonders mit „Flott“ als Antwort auf „Wie war nochmal das Wort mit den zwei t?“ kam ich mir immer mega schlau vor. Ist auch ok. Wir alle sind mal so man muss sich das selber im Nachhinein verzeihen.
        Mensch fühl‘ ich mich jetzt alt.

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