Wir arbeiten für Ihr Leben gern

Imagekampagnen haben etwas zweideutiges, einmal sind sie sicher legitim, andererseits werden sie immer erst dann initiiert, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Bei den Ärzten ist das anders – sie wurden in den letzten Jahren mehrfach in den Brunnen geschubst. Sie sollen nicht streiken, sie verdienen sowieso immer viel zu viel, hochaktuell gibts eine perfide Kampagne, alle Ärzte in Sippenhaft zu nehmen, weil sie angeblich alle Pfuscher sind. Wer diese Kampagnen lostritt, lassen wir mal außen vor – aber das gleichzeitige Lancieren von Pressemitteilungen mancher Kassen lässt tief blicken.

Bewertungsportale tun ihr übriges. Sie sind auch legitim, schließlich schaue ich auch bei Ciao oder Amazon oder wo auch immer nach, ob dies Buch was taugt oder jene Kompaktkamera hält. Also auch bei Ärzten. Klar nur – hier schreiben primär die Unzufriedenen.

All das hat zu einem Imageverlust der Ärzte geführt, was sich wiederum in der Niederlassungsfreudigkeit frisch examinierter Mediziner niederschlägt – und das soll sich jetzt ändern. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hat – im Auftrag der niedergelassenen Fach- und Hausärzte Deutschlands – Werbefilme produziert, die nun ab heute im Fernsehen ausgestrahlt werden. Premiere ist am heutigen Abend in den Minuten vor der Tagesschau. Man darf gespannt sein. Immerhin sehen wir echte Ärzte, keine Schauspieler. Es folgen im Sommer noch Plakatierungen in den Städten – dann springt einem nicht mehr nur die AOK von jeder Litfaßsäule entgegen.

Image bedeutet in unserer Leistungsgesellschaft sehr viel. Für den heutigen Tag werde ich daher ein besonders freundliches Gesicht aufsetzen. 🙂

Artikel im Ärzteblatt zur Kampagne

Edit:
Hier das YouTube-Video (bisher war es geheim, nach Ausstrahlung im TV kann man´s jetzt nochmal ansehen)

und das Making-Of:
http://www.youtube.com/watch?v=ObjFeAu4msM&feature=player_detailpage

10 Antworten auf „Wir arbeiten für Ihr Leben gern“

  1. Also in Amiland würde man zu so einem Machwerk sagen oh damm that´s cheese. Das ist es auch so richtig schön klebrig und mit Sahne oben drauf.

  2. Lieber Kinderdoc, ich lese Deinen Blog jetzt schon seit ein paar Jahren und ich muss sagen, eine bessere Imagekampagne (nicht nur in eigener Sache, sondern für den ganzen Berufsstand) kann ich mir nicht vorstellen.
    Abgesehen vom Unterhaltungswert ist der Blog auch noch informativ und bietet einen Blickwinkel, den man (sofern man nicht zufällig selbst Kinderdoc ist) nicht kennt.

  3. Also, ich muss sagen, ich finde den Werbespot doch arg „triefig“, angesprochen hat mich das überhaupt nicht.

    Viel ansprechender und ehrlicher fand ich die Statements im „making of“.

  4. Also das erstemal bin ich bei so einem Bewertungsportal gelandet, um eine positive Kritik abzugeben. Für meinen Zahnarzt. Den liebe ich nämlich heiss und innig – in seiner Funktion als Zahnarzt – weil ers geschafft hat mir die Angst vorm Zahnarztbesuch zu nehmen. Klasse Leistung, nachdem die Stühle seines Vorgängers noch mit den Abdrücken meiner Fingernägel verziert waren. Das war vor ein paar Jahren seine erste Bewertung. Hab gerade geguckt, und jede Bewertung die seit damals dazukam war ebenfalls eine glatte 1,0 (wie bei den Schulnoten)
    Also dass eher unzufriedene bewerten, kann ich von diesem Beispiel aus nicht bestätigen.

  5. die werbung find ich echt gelungen! vor allem das mit den ueberstunden und der ausbildungszeit sollte sich so mancher mal merken.

  6. Ich bin auch ein Fan von solchen Bewertungsportalen. Hab darüber einen Augenarzt gefunden, und habe auch für die Ärzte, die ich durch Ausprobieren gefunden habe und mit denen ich sehr zufrieden bin eine Bewertung abgegeben. Ich kann auch nicht bestätigen, dass primär nur unzufriedene schreiben. Es sind nur bisher viel weniger die davon wissen und sich die Zeit dafür nehmen als beispielsweise eine Buchbewertung bei Amazon abgeben, daher sind die Ergebnisse nicht so repräsentativ, und vielleicht fühlt man sich bei schon einer negativen Schilderung bei einem Arzt (ohgott, wenn der nun was falsch macht?!) eher abgestoßen als bei einem Buch (dann gefällts dem halt nicht, Geschmäcker sind verschieden). Aber ich halte es auf jeden Fall für eine gute Sache, um wenigstens mal eine Meinung einzuholen.

  7. Ich muss auch sagen, dass mir Bewertungsportale doch mittlerweile eine adäquaten Ersatz zum „Ausprobieren“ bieten.
    Ich bin umgezogen und kannte in der Stadt wenige Leute, die schon länger hier wohnten und die waren auch noch nicht beim Arzt.
    Was soll man also tun? Die Alteingesessenen fragen, die man nicht kennt? Ne, danke, lieber nicht.
    Ich habe zuerst versucht, so einen zu finden, war aber mühselig und hat nicht den gewünschten Erfolg gehabt.
    Habe mir Bewertungen bei Bewerbungsportalen durchgelesen (ganz wichtig, nicht nur auf die Sterne schauen) und damit eine gute Gyn, einen guten HNO und eine gute Allgemeinmedizinerin gefunden.
    Das ist es mir wirklich wert.

  8. Ach Kinderdok, frag mal bei den Apotheken. Obwohl (oder gerade weil?) die Kundenzufriedenheit bei Umfragen immer wieder wahnsinnig hoch liegt, sind sich Politik, Medien und die Krankenkassen nie zu schade, mit Schlamm zu werden und Anti-Image-Kampanien für die Apotheken zu organisieren. Was soll ich dazu nur sagen…?

    Und das Apothekenbesitzer (immer noch) viel zu viel verdienen, weiß doch jeder Anfänger im BWL-Studium – obwohl noch nie in der deutschen Geschichte so viele Apotheken (aus wirtschaftlichen Gründen) geschlossen wurden wie in den letzten 2 Jahren. Ich kann da immer nur noch mit dem Kopf schütteln – steht es doch jedem Meckerer frei, selber Medizin oder Pharmazie zu studieren, und selber „stinkend reich durch Füße hochlegen“ zu werden…

  9. Ich muss eine Lanze für Bewertungsportale brechen. Ich habe Hausarzt, Gyn und Zahnarzt über qype gefunden und bin mit allen dreien sehr zufrieden. Wie auch fast alle anderen Bewertenden. Eine schlechte Bewertung sagt ja nicht zwingend etwas Schlechtes über den Arzt aus.
    (Bsp.: Gyn findet keinen Herzschlag mehr beim achtwöchigen Embryo und überweist an die Klinik zur Ausschabung. Klink macht Routine-Kontrollultraschall und findet Herzschlag. O-Ton Bewerterin: „Wenn ich auf Dr X gehört hätte, wäre mein Baby jetzt tot!“ Dabei hat Dr X sich korrekt verhalten – und war sich auch im Klaren darüber, dass die Klinik noch mal untersuchen wird. Diese Episode spricht für mich also nicht gegen besagten Gyn.)

    1. Naja, korrekt verhalten hat er sich schon, aber vielleicht wäre Frau X nicht zu dem Schluss gekommen, den sie über ihn gezogen hat, wenn er sie nicht zur Ausschabung geschickt hätte. Glücklichere Wortwahl wäre wohl gewesen „Ich bin mir hier momentan nicht ganz sicher und möchte eine zweite Meinung einholen.“ … Ich finde es zeugt von Kompetenz, wenn man auch mal sagen kann, dass man Unterstützung braucht. Das hätte vielleicht auch das Vertrauensverhältnis Gyn – Frau nicht so stark belastet.

      Aber ich stimme Dir da zu. Eine schlechte Bewertung sagt nicht zwingend etwas Schlechtes aus. Es kann nicht jeder immer zufrieden sein und schon gar nicht in dieser Zeit in der die Erwartungshaltung des Einzelnen so enorm wächst, dass dem kaum noch jemandem realistisch gerecht werden kann…

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