Rechtsanspruch auf Kita-Plätze – ein kinderärztlicher Einwurf

Ab 1.8. gilt der rechtliche Anspruch auf einen Kita-Platz auch ab dem 1.Lebensjahr (für 3jährige gab es diesen Anspruch bereits seit 1996 – hat auch nichts genützt). Wie wollen die Kommunen das erreichen?
– Anwerbung von ungelerntem Personal?
– Anwerbung von Fachpersonal aus anderen Ländern?
– Aufstockung der Gruppengrößen zu Ungunsten des Betreuungsschlüssels?
– Erhöhung der Kindergartengebühren, um das alles zu bezahlen?
– Bildung eines „Klage“-fonds, um die kommenden Gerichtsverfahren zu bestreiten?
– whatelse …

Mir ist das persönlich alles recht egal – die Kinder sind in der Schule, mit dem Nachwuchs wirds wohl erstmal nichts mehr; Aber kinderärztlich treibt mich die Sorge um, dass insbesondere der dritte Punkt zu enormen Problemen in der Entwicklung der Kinder führt.
Bereits in den letzten Jahren hat die Einführung der offenen Gruppen (diskutieren wir erstmal nicht num die pädagogische Wertigkeit dieses Projektes) zur quantitativen Verbesserung der Betreuung (es werden weniger Erzieherinnen gebraucht, als wenn man geschlossene Kleingruppen führt) die katastrophale Wirkung gehabt, das vielen Kindern die Orientierung im Kindergarten verloren ging. Sozial kompetente Kleinkinder mit guter Kontaktaufnahme, die Rampensäue und Hansdampfe, hatten mit all dem kein Problem. Die Verschüchterten, Regressiven, die lieber noch am Rockzipfel der Mutter durch die Kindergartentüre gehen, leiden sehr wohl am hochfrequenten Wechsel der „Bezugserzieherinnen“ und der Orientierungslosigkeit in manchen Großraumprojekten. Und die zukünftigen ADSler, die eh unter der Reizüberflutung des Alltags leiden, können sich in offenen Gruppen gar nicht mehr erden, sondern driften von einer (fehlenden) Anregung zur nächsten.

Und nun womöglich auch noch für die U3-Kinder? Herr, laß Vernunft walten. Nach einhelliger Meinung aller Experten der frühkindlichen Entwicklung ist ein Stellenschlüssel von 1:3 unabdingbar – es zähle mal jeder selbst in der eigenen Kita und Kindergarten nach. Und berücksichtige nicht nur die Papierform, sondern auch die Realitäten, wenn wieder mal eine Erzieherinnen mit Konjunktivitis, Masern, Burnout Durchfall zu Hause bleibt.

Meine eigene retrospektive Befragung bei ADS-Verdacht: Die Inzidenz steigt mit der Betreuungsform und dem schlechteren Personalschlüssel in der Vorschule. Mich nicht falsch verstehen: Ich habe kein Problem damit, wenn Kinder früh in die Fremdbetreuung gehen, weil die Eltern arbeiten gehen müssen, aber es muss qualitativ stimmig sein – der Rechtsanspruch mag zwar Druck auf die Kommunen ausüben, aber die Folgen sind noch gar nicht abzusehen, wenn nur Kindergärten gebaut und Haken mit bunten Bildchen an die Wand geschraubt werden, um neue Plätze zu schaffen, aber kein entsprechendes Personal eingestellt wird.

96 Antworten auf „Rechtsanspruch auf Kita-Plätze – ein kinderärztlicher Einwurf“

  1. Was ich mich frage…. traditionellerweise ist es ja so, dass Kinder in indigenen Dorfverbänden auch recht frei und offen unterwegs sind, und das auch sehr gut funktioniert. Insofern klingt ein offenes Konzept erstmal wie eine gute Idee. Was ist denn hier anders? Irgendwas muss es da geben, aber wenn ich grade so drüber nachgrüble, komme ich nicht drauf…

    1. hier dürfte der Schlüssel Kinder pro Erwachsener doch besser sein als in den Großraum-Kitas. Außerdem ist die „indigene“ Betreuung des Kindes natürlicher und alltagsorientierter als bei uns. Da muss niemand lernen, Kinder zu betreuen oder zu erziehen.

    2. In so einer Umgebung sind die Kinder ja in das Dorfgeschehen integriert. Da muss man keine künstlichen Lernumgebungen schaffen und Anreize anbieten, da laufen die Kinder herum, schauen diesem und jenem über die Schulter, wenn sie was interessiert fragen sie nach, wollen vielleicht auch mal probieren. Das tun auch unsere Kinder daheim, wenn ich die Spülmaschine ausräume wollen sie mal helfen, wenn ich die Nähmaschine anwerfe gucken sie zu. Diese Fähigkeiten vermitteln sich von ganz alleine aus dem Interesse der Kinder heraus.

      Was der Kindergarten dagegen macht, ist den Kindern „künstlich“ solche Situationen bieten; da werden keine Äpfel entsaftet weil man das grad machen muss sondern damit die Kinder gucken können wie das geht. Das findet aber nur an einem ganz bestimmten Tag statt, und wenn die Kinder an diesem Tag grad keine Lust auf Äpfel entsaften haben dann machen sie entweder was anderes (in einem freien Konzept) oder sitzen daneben und machen Blödsinn (wenn sie gezwungen werden mitzumachen). Da fehlt dann schlicht und einfach der Lernwille, und wenn er vielleicht zwei Tage später da wäre bastelt die Gruppe an dem Tag aber Laternen.

      Kurz: Im Kindergarten ist kein so breites Angebot da, dass sich die Kinder immer das passende heraussuchen können. Die selben Fähigkeiten werden nicht so regelmäßig thematisiert wie im „echten Leben“, so dass Interesse und Angebot nicht immer zusammenkommen. Und dann denke ich, dass eine natürliche vertraute Umgebung die Kinder eher zum Interesse anregt als etwas fremdes, das sie „vorgestezt“ bekommen.

  2. Ein Aspekt wurde (zumindest in den ersten 50) Postings noch nicht angesprochen.
    Nämlich der, daß Kinder aus schlechten Kindergartenverhältnissen nicht angemessen auf die Schule vorbereitet werden und sich die Versäumnisse aus frühen Kindertagen durch die ganze Kindheit ziehen.

    Was habe ich mit der damaligen Kindergartenleitung gestritten, und gegen offene Konzepte argumentiert. Fand kein Gehör. Ich hätte wechseln sollen, hatte aber noch Zweifel.

    Bei meiner Arbeit an Schulen sah ich dann, daß ich Recht hatte. Man merkte der Mehrzahl der Kinder an, aus was für einem Kindergarten sie in die Schule kommen, ob sie vernünftig einen Stift oder eine Schere halten können, ob sie zuhören und ausreden lassen können, gruppenfähig sind. Kinder aus offenen Konzepten lernen das kaum. Und so wie sie sich in den KiTas benehmen, tun sie´s dann auch an den Schulen: laut, unstrukturiert, rücksichtslos.

    Dann kommt der nächste Schritt: große Grundschulklassen, überforderte Lehrer, querschlagende Eltern. Viele Kinder haben nie die Chance, sich in einer gut strukturierten Kindergruppe wohlfühlen zu können, etliche leiden wie die Hunde, gerade wenn sie aus irgendeinem Grund nicht selbstbewußt sind oder anders aus dem Raster falllen.

    Es ist ein Wahnsinn, der da mit den Kindern herum-experimentiert wird!

    Wehrt euch!

  3. Ich habe auch lange gesucht, bis ich einen Kindergarten hatte der passt. Meine gehört zu den sehr stillen, zurückhaltenden Kindern bzw. aus irgendwelchen Gründen tut sie sich sehr schwer im Umgang mit anderen Kindern. In einer großen Gruppe von bis zu 25 Kindern bei 2 Erziehern wäre sie komplett verloren gewesen. Bei unserem Kindergarten waren es im letzten Jahr jetzt 10 Kinder bei 2 Erziehern + (Praktikant) bei den über dreijährigen und bei den Kleinen waren es 10 Kinder bei 3 Erziehern + Praktikant. Hier passt der Schlüssel ziemlich gut.. (ist ebenfalls ein reiner Elternverein). Leider ist die Finanzierung wirklich schwer und nahezu unmöglich ist es, qualifzierten Ersatz zu finden, wenn mal jemand kündigt.
    Also keine Ahnung, wie lange der Betreuungsschlüssel sich noch so umsetzen lässt. 🙁

  4. Lieber Kinderdok,
    darf ich Deinen Beitrag ausdrucken und ans schwarze Brett meiner Schule hängen? Er spricht mir total aus der Seele.

    In unseren 1.Klassen sitzen von Jahr zu Jahr mehr Kinder, die schon sehr früh und oft ganztags in der Krippe waren. Auch wenn sich das Personal dort mit Sicherheit viel Mühe gegeben hat und oft weit mehr geleistet hat, als im Arbeitsvertrag steht: Man merkt den Kindern die Krippenbetreuung auch noch Jahre später an, und zwar im negativen Sinn. Selbst den Rampensäuen und den Hansdampfs.
    Zum Beispiel am sozialen Verhalten auf dem Pausenhof, dort fallen die ehemaligen Krippenkinder ausnahmslos auf. Sie haben anscheinend gelernt, dass man selbst bei winzigen Kleinigkeiten Mordio schreien oder alternativ besonders herzzerreißend schluchzen muss, um Beachtung zu finden. Bei einem Konflikt sind sie überdurchschnittlich oft hinterfotzig, wie wir hier sagen, statt ihn offen auszutragen. Von wegen, frühes Zusammensein mit Gleichaltrigen würde Sozialkompetenzen fördern! Und das Verhalten kriegt man weder im Kindergarten noch in der Schule wieder weg.

    Die Steigerung der Krippenbetreuung sind übrigens -zumindest in Bayern- die Ganztagesklassen. Da der Staat nicht genügend Lehrer (Geld!) einstellt, übernehmen hier ungelernte Kräfte (80-jährige Großeltern, 18-jährige Praktikanten, Sporttrainer, Psychologiestudenten, Bademeister…..) stundenweise Klassen mit 25 Schülern. Sie sind alle sehr kinderlieb, machen das zum größten Teil ehrenamtlich und äußert engagiert, sind aber total überfordert. Es geht drunter und drüber. Jeder Lehrer, der mal vertretungsweise in diese Klassen kommt, flieht, so schnell er kann…
    Die Eltern wissen das oft gar nicht, wir müssen alles in unserem Landkreis schönreden. Wer als Lehrer öffentlich sagt, was wirklich abläuft, bekommt vom Schulamt eins auf den Deckel.

    Übrigens: Ich bin nicht gegen Fremdbetreuung, meine eigenen Kinder waren auch ab 2 Jahren bei einer Tagesmutter, die jeweils insgesamt 3 Kinder betreute.
    In den großen Einrichtungen, egal für welches Alter, muss aber mit Sicherheit ein besserer Betreuungsspiegel her, mehr Fachkräfte und insgesamt ein (durchdachteres) Konzept. Kostet jetzt viel Geld, spart aber später auch viel Geld, wenn Therapien und Förderstunden nicht stattfinden müssen.

    1. Also Krippenkinder sind alles hinterfotzige Histrioniker, während Kinder, die bei der Tagesmutter waren, ganz normal sind? Confirmation Bias, anyone?
      Ich wollte mich in diese Diskussion eigentlich nicht einmischen weil ich keine fundierte Meinung dazu habe. Ich habe nur ein Kind, das in einer ganz tollen Kinderkrippe war, mit ganz normalem Betreuungsschlüssel 2 Erzieher + 1 Praktikant auf 12 Kinder, in dem es sich sehr sehr wohlgefühlt hat. Warum? Weil die Erzieher und die Leitung ganz toll waren und auch die Eltern immer mitgezogen haben.
      Und ich habe mich ganz bewusst für die Kinderkrippe entschieden, weil ich es wichtig fand, dass das Kind auch mit anderen Kindern zusammen aufwächst. Und weil ich es schwierig finde, einer fremden Frau, die keinerlei Kontrolle in ihrer Arbeit unterliegt und den ganzen tag mit den Kindern alleine ist, zu vertrauen. Der Sohn einer Arbeitskollegin hatte diesbezüglich nämlich „etwas“ Pech, wurde von seiner Tagesmutter misshandelt, wäre fast dabei draufgegangen und ist jetzt auf einem Auge blind. Da ist mir ein etwas schlechterer Betreuungsschlüssel, dafür aber mit gegenseitiger Kontrolle durch die Kollegen, entschieden lieber.

      1. Klar, alle Krippenkinder sind gestörte, aggressive Schreihälse :roll:. Ich liebe solche Pauschalaussagen!

        Meine Argumente kontra Tagesmutter sind übrigens exakt die gleichen wie deine. Wir hatten sogar mal drei Monate lang eine, bis sie mir von heute auf morgen mitteilte, dass ich meinen Sohn auch nur mit dem kleinsten Anflug von Schnupfen nicht mehr bringen darf, weil sich ihr eigenes Kind dann immer anstecke. Nur blöd, dass mein Kind von Oktober bis April ’ne Rotznase hatte…

        Krippe würde ich in der Regel vorziehen; aber klar müssen Betreuungsschlüssel und Qualität stimmen.

        1. @Kanta
          Und wo soll man da hinschauen? Die tagesmutter hatte eine Ausbildung gemacht und war der Familie vom Jugendamt vermittelt worden. Genau wie diese übrigens, nur dass deren Schützling nicht soviel Glück hatte und dabei draufgegangen ist.

          Die Erzieher, die in der Kinderkrippe arbeiten, sind auf jeden Fall besser ausgebildet und kontrollieren sich allein schon dadurch gegenseitig, dass sie zu mehrt sind. Tagesmutter ist das totale Glücksspiel, wenn man n icht gerade jemanden auf Empfehlung kriegt.

  5. „Teiloffenes Konzept“ ist ja auch ein gern verwendeter Euphemismus für Kostenersparnis. Uns wurde anfangs auch erklärt, die Kita habe ein „teiloffenes Konzept“. Das allerdings erschöpft sich darin, dass ab 13 Uhr eine Gruppe geschlossen und die Kinder auf die übrigen beiden umverteilt werden, weil ein Teil der Kinder ja mittags schon abgeholt wird. Ist ja im Grunde nicht schlimm und es stört weder meine Kinder noch mich. Aber unter dem Begriff „Konzept“ hatte ich mir doch etwas anderen vorgestellt.

  6. Was hier an Halbwissen über angeblich „offene Konzepte“ ventiliert wird, da rollen sich die Fußnägel auf. Aber das sagte ich ja schon an anderer Stelle. Was mich wirklich ärgert, ist, dass dieses Blog u.a. davon lebt, sich über medizinisches Halbwissen von Eltern, Hebammen und Erziehern zu belustigen, aber andererseits in anderen Beiträgen selbst fröhlich mit pädagogischem Halbwissen Stammtischreden befördert. Traurige Wahrheit ist, dass viele Kitas tatsächlich nicht gerade mit professioneller Umsetzung von neuen Konzepten glänzen. Aber das tun viele Ärzte im Umgang mit Therapien oder Medikationen auch nicht und deshalb rufe ich trotzdem nicht als medizinischer Laie, man möge doch bitte zum Aderlass zurück kehren.

    1. ganz sicher kein Halbwissen, eher 80%, ok? ich habe mich mit Erzieherinnen zusammen sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt, weil mir aufgefallen ist, wieviel mehr Probleme in der Praxis ankommen, die der Kindergarten mit seinen Konzepten nicht auffangen kann. ADHS in einer offenen Gruppe ist kein Spass.

      Dabei fällt dann auf, dass viele Erzieherinnen mit allenfalls Viertelwissen glänzen, was das Offene Konzept zB Infans angeht.

      Im Umkehrschluss mag das ein Grund sein, warum sich viele Patienten lieber an halbwissende Heilpraktiker wenden, wenn sie unzufrieden mit ihrem geschulten Mediziner sind.

      1. Ein Kinderarzt muss sich ja auch nicht zu 100% mit pädagogischen Konzepten auskennen. Aber wenn es denn 80%iges Wissen wäre, dann müssten Sie als Kinderarzt zumindest so kommentieren: das offene Konzept, „so wie es in vielen Kitas praktiziert wird“ etc. pp. Tatsache ist, dass in einem gut geführten offenen Konzept viel besserer mit Heterogenität umgegangen werden kann. Es werden Ressourcen frei gesetzt, die eine viel bessere individuelle Förderung und das Eingehen auf Kinder mit besonderen Bedürfnissen ermöglichen. In geschlossenen Gruppen, wo eine Erzieherin darauf angewiesen ist, dass bis zu 20 Kinder (in Sachsen z.B.) im Gleichschritt funktionieren und eigene Bedürfnisse zugunsten der Gruppe permanent hintenan stehen, hat es auch ein ADHS-Kind sehr schwer. Man wird es nur nicht registrieren, wenn es in der Praxis steht, weil es ja nicht in das selektive Schema: „Opfer einer offenen Kitakultur“ passt. Das ist mein Vorwurf: persönliche Erfahrungen sind immer verzerrt und niemals valide oder repräsentativ. Also bitte mehr Differenzierung und weniger Pauschalurteile! (die vielen Kinder, die in offenen Kitas hervorragend gedeihen und sich entfalten können, werden in die Bewertung einfach nicht mit einbezogen).

        1. Dann hast Du das Posting nicht richtig gelesen:
          „Sozial kompetente Kleinkinder mit guter Kontaktaufnahme (…) hatten mit all dem kein Problem. Die Verschüchterten, Regressiven (…) leiden sehr wohl am hochfrequenten Wechsel der “Bezugserzieherinnen” und der Orientierungslosigkeit in manchen Großraumprojekten. Und die zukünftigen ADSler, die eh unter der Reizüberflutung des Alltags leiden, können sich in offenen Gruppen gar nicht mehr erden, sondern driften von einer (fehlenden) Anregung zur nächsten.“

          Ich habe nicht von geschlossenen Gruppen mit 20 Kindern auf eine Erzieherin gesprochen (nicht nur in Sachsen, hallo!), sondern von klaren Strukturen mit gutem Personalschlüssel.

          Dennoch: Der ADSler kommt in der geschlossenen Gruppe mit einer Erzieherin besser zurecht, weil zwar die Einzelbetreuung genauso schlecht ist, wie in einem offenen Konzept mit 90 Kindern und 4 Erzieherinnen, aber der Alltag trotzdem (vielleicht auch zwangsläufig) mehr Linie hat.

  7. Nochmal zur Grundaussage: Natürlich wurde bis auf den allerletzten Drücker gewartet, bevor die Kommunen eingesehen haben, dass sie wohl doch Krippenplätze schaffen müssen. Und natürlich gibt es jetzt eine ganze Reihe mit heißer Nadel gestrickter Lösungen.
    Aber es kann doch nicht sein, dass man jetzt argumentiert, der Rechtsanspruch ist das Problem. Wollen wir denn lieber die vorherige Situation beibehalten? Eine gestresste Mutter auf 2 oder drei kleine Kinder in einer kleinen Wohnung eingesperrt und mit täglich schwindenden wirtschaftlichen Aussichten klingt für mich jetzt auch nicht nach dem tollsten Betreuungsschlüssel, trotz 1:3.
    Die Eltern müssen dann jetzt mit den Füßen bzw. mit dem Geldbeutel abstimmen, so dass bei den neu geschaffenen Einrichtungen auch die Qualität stimmt.

  8. Also ich hab mein Sohn in einer Kita angemeldet, welche das offene Konzept zu Gunsten der Kleinen wieder abgeschafft hat. Begründung: die 2-3jährigen sind überfordert damit. Mein Sohn ist eh schnell überreizt und er brauch unbedingt ein Rückzugsort. Den bekommt er dort. Einziger Nachteil an der Einrichtung: wir bekommen erst mit 27 Monaten ein Platz und nicht mit 2 Jahren, da ihnen ein Erzieher gekündigt hat. Ich warte gerne im Gegensatz zu anderen Eltern, die jetzt ihren Rechtsanspruch durchsetzen wollen ohne Rücksicht auf die Nachteile. Jeder muss sich selbst fragen ob es einem das Wert ist bzw. Wert sein kann. Ich würde auch länger warten und die Geldeinbußen hin nehmen. Ich weiß aber nicht wie es wär, wenn es uns finaziell schlechter gehen würde. Ich finde den Artikel grundsätzlich gut, muss aber sagen, dass man da immer noch die andere Seite sehen muss. Es gibt viele die auf das Geld angewiesen sind.

    1. Genau darüber muss ich bei solchen Artikeln auch nachdenken. Meine Eltern hatten das „Glück“, dass sie es sich leisten konnte, dass für vier Jahre (meine Schwester kam kurz nach mir) nur eine Person arbeitet und man trotzdem finanziell gut über die Runden kam.
      Aber es gibt viele Familien, in denen das nicht der Fall ist und die einerseits dringend einen KiTa-Platz brauchen. Und hier – so ist meine Meinung – sollten die staatlichen Plätze eigentlich „hin“. Wer genug Geld hat, eine „private“ Einrichtung zu finanzieren oder die Kinder 24 Stunden am Tag zu Hause zu betreuen, der ist darauf nicht so sehr angewiesen.

      1. Nur regen sich die Leute, die es sich leisten können am lautesten auf- zumindest ist mein Eindruck so.
        Ein Bekannter hat sich sehr darüber ausgelassen, dass er seine Wunschkita nicht bekommen hat, obwohl die Kitaplätze hier kostenfrei sind. Aber er ist nicht bereit eiben Cent dafür zu bezahlen, dann könnte die Frau ja auch zu Hause bleiben. Der Herr hat soviel Einkommen wie mein Mann und ich zusammen als ich noch voll arbeiten war. *Kopfschüttel*

        1. Da gibt es aber noch einen weiteren Grund außer Geld versus Arbeit: Sozialisierung. Wenn ich mal hinten auf den großen Innenhof schaue, auf dem ich auf dem ich von klein (!) auf aufgewachsen bin und Fussball, mit Haustieren und im Sand gespielt habe … dann ist der leer. Der Kindergarten daneben ist es glücklicherweise noch nicht.

          Also schicke ich mein Kind spätestens ab zwei Jahren eventuell schon deshalb ganz gern in den Kindergarten, weil es dort lernt mit anderen Kindern umzugehen, weil es auch Spaß mit ihnen hat.

          Man könnte sein Kind alternativ dazu durch die Gegend schippern zu ‚Spielterminen‘ mit anderen Kindern. Ne, danke, das ist mir dann wieder zu bemüht.

  9. Ich hatte meine Kinder jetzt insgesamt knapp 8 Jahre in einer Einrichtung mit offenem Konzept, und hätte noch vor 2 Jahren heftig protestiert gegen die Kritik hier (hab‘ ich, glaub‘ ich, auch mal?). Das lief bei uns nämlich ganz hervorragend, nix mit „keine Struktur“, „keine Bezugserzieherinnen“ usw. Es gab Morgenkreis, feste Essenszeiten, feste Angebote. Alles toll. Wenn ein offenes Konzept richtig gut umgesetzt wird, mit einer Mischung aus Struktur und Freiheiten, halte ich es nach wie vor für sehr gut und würde es nicht so pauschal verurteilen wollen, zumal ich vorher sehr gruselige Erfahrungen mit festen Gruppen gemacht habe (könnte aber auch an dem Kindergarten selbst liegen, der leider auch im Jahr 2004 noch in der übelsten DDR-Pädagogik feststeckte).

    Leider hat sich das in letzten Jahren massiv verschlechtert. Die liebevolle, familiäre Atmosphäre ist trotz der Größe geblieben, von der Struktur ist wenig übrig. Das Zauberwort heißt hier Partizipation. Das bedeutet nix anderes als „Ach, Kind, mach einfach, was du willst. Wenn du keine Lust auf Turnen hast, gehst du halt 1 Jahr lang nie Turnen.“ Total bescheuert! Ich erwarte ja nicht, dass das Kind an den Ohren in die Turnhalle geschleift wird, aber es gibt genug Kinder (ich habe so eins), die verneinen aus Prinzip, wenn sie eine Wahlmöglichkeit haben. Diese Partizipationsgeschichte ging irgendwann soweit, dass die Kinder entscheiden durften, ob (!) sie Mittagessen gehen. Wurde nach Elternprotesten allerdings wieder geändert.

    Nee, keine gute Entwicklung. Ich bin nicht böse, dass das Thema Kita dieses Jahr für uns vorbei ist.

    1. Dann hattest Du vorher kein offenes Konzept😀, denn auch Morgenkreis, Vesper usw gibt’s eigentlich im offenen Konzept nicht. Partizipation ist ein klassischer Teil des ganzes Prinzips. Grauslich

      1. Dann verstehe ich im Nachhinein auch das Rumgehacke auf dem offenen Konzept :mrgreen:! Es gab und gibt halt keinerlei Gruppen in unserer Kita und sie schreibt sich das offene Konzept auf die Fahnen ;).

      2. Ich war letztens – auch ohne ein Kind zu haben oder in Zukunft eins zu planen – in einem Kindergarten, der einen besonderen Schwerpunkt auf Bewegung setzt. Eigentlich nettes Konzept, bis ich mir angehört habe, was die Kinder so in der Woche machen. Das klang mir persönlich alles viel zu durchstrukturiert. Genaue Zeiten, an denen man Sport macht (jeden Tag), festgelegte Zeiten für die mathematische und sprachliche Förderung…
        Das klang mir, die ich zwar auch in einem strukturierten Kindergarten (also mit festen Essenszeiten und „Raus-Geh-Zeiten“ und „Märchenzeiten) gewesen bin, viel zu sehr schon nach Schule, nach absolut starren Zeitplänen und nicht mehr nach „freier“ Kindergartenzeit.

        Ich weiß nicht, ob für Kinder ein starrer Zeitplan wirklich das Beste ist.

        1. Es gibt ja durchaus auch Zwischendinge, bei unserem nennt sich das dann „teiloffenes Konzept“. Es gibt einen Morgen- und einen Abschlusskreis, es gibt gemeinsame Ausflüge und Aktionen, es gibt aber auch viel Zeit um diese Fixpunkte herum, wo die Kinder selbst entscheiden dürfen was sie machen wollen, wann sie essen wollen, ob sie draußen oder drinnen oder vielleicht mal bei der Nachbargruppe spielen wollen. Jede Gruppe hat aber ihre festen Betreuer, ihr eigenes Zimmer, ihre eigene Pinnwand, ihr eigenes (oft freiwilliges) Programm. Von einem straff durchgeplanten Tagesablauf mit Englischkurs und Singstunde halte ich jetzt auch nicht viel, da verliert ja ein Kind jegliche Kreativität, sich selbst zu beschäftigen. Aber ein wenig Struktur, ein Ankommen und ein Abschied und ein Miteinanderetwastun, das ist schon nötig.

          1. Das halte ich auch für sinnvoll und war auch damals in meinem Kindergarten der Fall. Das hat was „Gruppenbildendes“ einerseits und andererseits strukturiert es ein wenig. Aber eben nicht so stark, dass ich mehr an Schule, als an Kindergarten denken muss.

        2. Hallo Anonym,

          wie willst Du Förderung sonst sicherstellen, wenn nicht durch feste Zeitpläne?
          Durch meine drei Kinder erlaube ich mir, einen Vergleich zu haben: zwei KiTas mit offenen Konzepten, ein i-KiGa und eine Sportgruppe, wie Du es beschreibst. Die zwei letzteren geben nicht nur meinem Kind Halt und Struktur. Und genau das ist es, was sie für ihr Leben brauchen. Wie will man es ihnen beibringen, wenn man sie nicht hinführt?

          Was allerdings wichtig ist: in jedem Konzept muß für die Kinder AUCH Freiraum sein. Heißt: täglich irgendwelche festen Zeiten für xy, aber auch täglich Zeit für Freispiel. Die Mischung macht´s. Nur sieht jemand, der auf den Plan schaut, eben nur genau den Plan… 😉

    2. Mit dem Stichwort Partizipation haben wir auch in der Krippe meines Sohnes zu kämpfen. Sonst sind wir zufrieden mit dem offenen konzeptdort: klare strukturen und bezugspersonen,schöne räume und toller garten (keine selbstverständlichkeit in München) nur ist leider dieses „mitmachen nach lust und laune“ nichts für unser kind. Daher suchen wir einen keinen Kindergarten mit nur einer Gruppe. Denn die städtische Einrichtungen haben alle ein offenes konzept bei mehr als doppel so große gruppen als in der krippe. Ca. 100 kinder bei 8 erwachsene, falls keiner krank ist. Da ist Chaos vorprogrammiert.

  10. Von einem 1:3 schluessel kann man nur traeumen. Meine vierjaehrige geht in einen saechsischen kleinstadt kindergarten, mit betreuungsschluessel 1:22. Alles aufregen bringt nix. Ab 1.8. wird dies nur noch schlimmer werden…

  11. Also das mit diesem „offenen Konzept“ kapier ich grad mal echt nicht….. Jahrzehnte (/-Hunderte) der Forschung und der Beobachtung, nur damit es endet mit „Kinder können/sollen machen, was sie wollen“????? Sinn???
    Kinder brauchen Struktur! Um einen Tagesablauf zu haben, um Sicherheit zu haben und um sich sicher zu fühlen! Um etwas zu haben, worauf sie sich verlassen können, egal wie „chaotisch“ der Tag sonst noch läuft. Sicherheit-Liebe-Vertrauen. Zuhause und auch im KiGa/KiTa!
    Und gerade in der heutigen Zeit, in der (leider!) oft beide Elternteile „gezwungen“ sind, zu arbeiten – sei es aus finanziellen oder gesellschaftlichen Gründen (mittlerweile wird man ja schon fast schräg angeguckt, wenn man als Muter NICHT noch nebenbei arbeiten geht) – finde ich einen geregelten Tagesablauf im KiGa extrem wichtig. Reisse mir ja auch hier zuhause ein Bein aus, um meinen Krümels jeden Tag einen festen Ablauf zu garantieren, und zwar egal ob Papa Früh-, Spät- oder Nachtschicht hat (Und wehe, ich erwische denjenigen, der sich dieses besch****ne System ausgedacht hat!!!!!).
    Guten-Morgen-Lied, Bastelzeit, Verabschiedungs-Zeit, „feste“ Bezugserzieher/innen. Ist ja eigentlich auch nicht so schwer. Aber nein: anscheinend doch! „Die“ haben jetzt erst einer unserer KiGa-Erzieherinnen die Vollzeitstelle gestrichen. Alleine im letzten Jahr sind 2 in Rente gegangen und einer musste wegen „Verteilerschlüssel“ so schon gehen. Und jetzt die Nächste. Und wenn dann wieder mehr Kinder kommen, kommt der/die nächste Neue, oder wie? Juchu! Warum nicht gleich Erzieher/innen über eine Leiharbeitsfirma bestellen? Immer nur schön spontan je nach Wochenlage, wenn benötigt!
    Sorry, unser KiGa ist echt top, aber die Politik – und an der kommt auch die KiGa-Leitung nicht vorbei – regt mich auf!!!

    1. „Kinder brauchen Struktur“
      Danke für diesen Satz, den man einfach nicht genug wiederholen kann!
      (Und Zustimmung zu dem restlichen Post.)

  12. Ich kann mich Kinderdoc nur anschließen. Mein hypoaktives ADS-Kind wurde auch Opfer dieser tollen offenen Gruppen. Als er in den Kiga kam, gab es 3 Gruppen, es war toll strukturiert und wurde gut gearbeitet. Dann wurde kurz danach von der Leitung (ohne Info an die Eltern) ein offenes Konzept eingeführt mit dem Ergebnis, dass er nur leise in der Ecke saß und mit Legos baute. Malen? Basteln? Nein, keine Lust. Also machte er das auch nicht. Und niemand fiel es auf. Nur mir, aber selbst meine Sorgen wurden abgewimmelt mit dem Argument Jungs würden eben nicht gerne malen und basteln. Mit dem Ergebnis, dass wir in der Schule dann massive Probleme hatten, weil er keinen Stift halten konnte, nicht schreiben lernen konnte und sich nicht konzentrieren konnte. Aber keine der sog. Fachkräfte in dieser Einrichtung fand es schlimm, dass er im Vorschuljahr keine 5 Blätter bearbeitet hatte und keine Arbeit zu Ende brachte. Die Kinder werden ja nicht gezwungen und er war ja auch immer so nett und ruhig und lieb. Als ruhiges Kind ging er unter, nur die Rabauken wurden beachtet. Die Folgen für uns: Stress, Stress, Stress für uns und unser Kind in den ersten Schuljahren mit zig Arztbesuchen, Ergotherapie, Konzentrationstraining uvm. Unser toller Kinderarzt ließ sich dann gsd von meinen Schilderungen überzeugen, dass unser Sohn Hilfe braucht und schickte uns zur Ergo und zur weiteren Diagnostik. Aber im Kiga sah man immer noch keinen Handlungsbedarf… Soviel zum Thema Fachkräfte (es waren alles ausgebildete Erzieherinnen, die Leiterin sogar Heilpädagogin, die hätte doch ein ADS Kind erkennen sollen)… . Gsd konnten wir das Geschwisterkind dann in einer anderern Einrichtung unterbringen: klein, familiär und mit viel Liebe und Herzblut und Kompetenz von Seiten der Erzieherinnen. Gibt es auch noch, in unserem Fall in Form einer Elterninitiative.

  13. Ich bin ja ein Ossi und auch ziemlich früh in die Krippe gekommen, weil Mama arbeiten musste und die Großeltern auch gearbeitet haben, und es hat mir nicht geschadet, ne? Ich würde es, hätte ich Kinder, aus Prinzip auch so machen, weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass man dadurch eben diese Klammeraffen an Mamas Rockzipfel verhindert. ich selbst war auch nie so ein verschüchtertes Kind und habe da, das sage ich ganz ehrlich, ziemliche Probleme so etwas nachzuvollziehen. Was hat das Kind effektiv davon, wenn Mutti ihm noch beipflichtet und sagt „Eieiei mein kleines Schnurzelchen, du musst nicht, wenn du nicht willst?“ Da sind wir aber wieder beim Thema Erziehungsvorstellungen.

    Was ich gut an diesem Recht auf Kitaplatz finde ist, dass man eben die Wahl hat und niemand gezwungen wird, sein Kind in die Kita zu geben. Dass man dem Kind damit nichts Gutes tut aus meiner Sicht – ja, daran kann ich nichts ändern. Aber gut finde ich, dass, wenn ich Kinder hätte, ich mir quasi keine Gedanken machen müsste, OB ich einen Kitaplatz finden werde und nicht einen auf Heimchen am Herd machen müsste. Meine persönliche Horrorvorstellung. Natürlich würde ich mir einen Kopf darüber machen, ob das Personal auch geschult wäre – das ist das nächste Thema. Aber die Grundrichtung stimmt für mich eben.

    Wer will, der kann und wer nicht will, der muss nicht.

    1. Sorry, aber da machen Sie es sich leider etwas zu einfach. Es gibt sensible oder schüchterne Kinder, die man nicht mit Zwang zu einem HansdampfinallenGassen machen kann. Nein, man tut Kindern tatsächlich nichts Gutes, wenn man sie über-behütet. Aber manche Kinder sind nunmal schüchtern, darauf muss man als Eltern eingehen, und diese Kinder leiden in (Großgruppen-)situationen, die andere vielleicht einfach wegstecken. Das hat nichts mit verhätscheln zu tun!

      1. Sie leiden später noch mehr, wenn sie nicht gelernt haben, sich in Gruppen zu integrieren. (Und das sage ich als ein ehemaliges „Rockzipfel-Kind“.)

        1. Habe ich irgendwo geschrieben, dass man Kinder nicht in Gruppen lassen soll, sondern daheim nur mit Mami alleine?!
          Auch schüchterne Kinder können (und müssen) lernen, sich in kleinen (!) Gruppen einzuleben und zu behaupten. Aber mit einem Jahr in einer Gruppe von 16 Kindern mit zwei überforderten Betreuungspersonen? DAS geht garantiert nach hinten los. Da lernen solche Kinder eben genau nicht, innerhalb einer Gruppe zu agieren, sondern sitzen schlimmstenfalls nur am Rand und verkriechen sich. Dann lieber erstmal schonend, dann klappt es später auch in der Schule.

    2. Wow, nur weil es dir nicht geschadet hat und du kein introvertiertes Kind warst bedeutet das, dass es allen Kindern guttut? Da ist ein bisschen zu flach um über den Tellerrand zu gucken, oder?
      Ich hab zwei Jungs, und sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Der Große war ängstlich und schüchtern, als er mit 3,5 in den Kindergarten kam (weil ich es wichtig fand, dass er nicht nur von mir betreut wird, aber es früher einfach nicht ging, er ließ mich nichtmal los wenn wir bei Opa zu Besuch waren) saß er ein halbes Jahr dort praktisch stumm unterm Tisch. Die Betreuer haben sich bemüht, letzlich bekam er eine Integrationshilfe und taute langsam auf, aber das ging NICHT indem man ihn einfach in den Haufen zu den anderen steckte, sondern indem er in ein Extrazimmer konnte und nach und nach andere Kinder dazuholen durfte.
      Sohn Nummer zwei ist das genaue Gegenteil, der fing schon mit 1,5 an zu quengeln, er will auch in den Kindergarten, mit 2 bekam er einen Platz, jetzt ist er noch nichtmal drei und ist schon in der Gruppe bei den Großen und macht einen Riesenbogen um die Zwergengruppe. Er hängt meistens mit dem Großen rum, aber wenn sie mal getrennt unterwegs sind ist es der Große, der leidet, und der Kleine stürzt sich ins Abenteuer.
      Man kann mit Erziehung bestimmt viel bewirken, aber so einfach und nach Schema F wie du dir das vorstellst ist es dann doch nicht.

        1. Mal ganz naiv gefragt, warum diskutierst Du hier denn dann mit, wenn anderer Leute Kinder so egal sind? Und warum postest Du ein Beispiel aus Deinem Leben, wenn Du über anderer Leute Leben nichts lesen willst?
          Puh, ich hoffe schwer, dass Du in Deinem beruflichen Leben als zukünftige Lehrerin mit einzelnen Kindern differenzierter umgehen wirst, als es hier den Eindruck macht!

          Und bevor das (reflexartig) kommt: Nein, Lehrer müssen nicht die Erziehungsarbeit der Eltern übernehmen, aber erkennen können, dass Kinder nicht nur Produkt ihrer Erziehung sind, sondern auch unterschiedliche Charaktere haben, das sollte schon drin sein.

          Und dafür sollte übrigens auch Erziehern in Kitas/Kindergärten die Zeit zur Verfügung stehen, was imho dank des immer schlechter werdenden Betreuungsschlüssels nicht der Fall ist.

          1. Darüber diskutieren ob man überhaupt diskutiert. Wunderbar meta.
            Nebenbei: wenn man Kindern eine Sprache beibringen will, sollte man vielleicht vermeiden das falsche „das(s)“ zu verwenden.

        2. Liebe Referendarin,
          mit einer solchen Einstellung (und auch den patzigen Antwort(en) die du weiter unten noch gegeben hast, wirst du es als Lehrerin nicht weit bringen, bzw. du wirst deinen Beruf nicht mögen. Auch wenn es hier um dir fremde Kinder geht, solche Bemerkungen kann man sich sparen. (Und das sage ich als SI/SII Lehrerin, die vielem „pädagogischen Schnickschnack“ auch eher kritisch gegenüber steht).

          1. Ergänzung: Im Übrigen habe ich hier niemanden persönlich angegriffen, du jedoch schon. Würde ich mir als Lehrerin mal gedanken drüber machen…wenn du mit deinen Schülern auch so umgehst, dann gute Nacht.

    3. Hallo Referendarin,

      Deine Meinung kommt mir bekannt vor, ich hatte sie auch, bevor ich – völlig unterschiedliche – Kinder bekam. Meine Jungs haben ein gutes Selbstbewußtsein, mein Mädel nicht – und ich fühle mich heute noch schuldig, nicht früher verstanden zu haben, daß offene Konzepte nichts für Kinder sind. Weder für die Schüchternen, die völlig untergehen, noch für die Selbstbewußten, die lernen, daß das Gesetz des Stärkeren schon bei den Kleinsten funtionieren kann, weil man es zuläßt.

      So habe ich mich entschieden, Hausmütterchen zu spielen und für meine Kinder dazusein und ihnen nur ein paar Stunden täglich diese unkoordinierte, unstrukturierte Hölle zuzumuten. Gelernt haben sie dort kaum etwas, denn die Erzieherinnen hatten gar keine Zeit, um aufs einzelne Kind einzugehen.

      Ich hoffe, daß Du mit dieser Haltung nicht mal mit kleinen Kindern zu tun hast.

      Eine der Grundvoraussetzungen für die Arbeit mit Kindern ist nämlich, ihre Unterschiedlichkeit zu akzeptieren und auf ihre Bedürfnisse zu achten. Und nicht nach dem Motto *hat uns ja auch nicht geschadet* zu arbeiten.

        1. Ich hoffe zutiefst, dass es sich hier um eine Rechtsreferendarin handelt und nicht um eine zukünstifge Lehrerin …

          1. Hier geht’s nicht um deine Meinung, sondern um deine rotzige Art, über Kinder andere Leute zu sprechen, und dann beleidigte Leberwurst zu spielen, wenn’s Gegenwind gibt. Ehrlich, wenn du jetzt das Beispiel sein sollst, dass Krippenerziehung einem nicht schadet … naja, lassen wir das.

  14. Völlig korrekt, Kinderdok. Es ist bereits auch in der Praxis zu spüren, was „unerfahrenes“ Personal auch für den Kinderarzt für Effekte hat. Da wird die Annahme aufgrund eines Pickelchens („Der hat bestimmt die …“) verweigert, die Eltern rennen hin und her und sollen natürlich für alles Mögliche ein (unsinniges) Attest bringen. Zwei Kitas hier vor Ort wollten jeweils ein Kind mit Gips am Arm nicht ohne ärztliches Attest annehmen. Es wird immer verrückter.

    1. Nicht alles wird erst schlimmer. Ich durfte schon vor 18 Jahren mehrere Wochen lang nicht in den Kindergarten weil ich meinen Gips als Waffe hätte benutzen können. Das ist nicht neu.

  15. In „unserer“ städtischen Kita – 80 Kinder, offene Gruppen, herrscht permanenter Personalmangel wegen Schwangerschaften, Krankheiten, Burnout, Verletzungen und Mittelknappheit.Vor anderthalb Jahren wechselte die sehr engagierte und kompetente Leiterin in eine Integrations-Kita. Seitdem sind die Erzieher(innen) permanent überlastet und das Angebot hat deutlich an Qualität eingebüßt. Unser mittlerweile dreijähriger Sohn leidet unter nächtlichen Brechanfällen, die medizinisch nicht zu erklären sind. Er wirkt nicht sensibel, ist kontaktfreudig und sehr quirlig. Dennoch überfordert ihn das offene Konzept, zumal er wegen seiner Kontaktfreude sehr früh – mit knapp 21 Monaten aus dem geschützten Nest „ausgewildert“ wurde. Er besucht ab September eine private Kita. 15 Kinder pro Gruppe, drei feste Erzieher. Wir hoffen auf eine Besserung der Gesundheitslage.
    Kosten erste Kita: Nichts, außer Essen. Kosten private Kita: 400 Euro plus Essen. Gute Kinderbetreuung ist nicht umsonst zu haben. Vermutlich zahlen die Kinder finanziell schwacher Familien den Preis für den rechtlich verbrieften Kita-Platz. Es sei denn, Kinderbetreuung wird von der Politik endlich WIRKLICH ernst genommen.

    1. Liebe Eltern!
      Ändert IHR etwas an dem System! Macht Druck aus dem Elternbeirat heraus auf Kindergarten und den Träger! Wenn Ihr wollt, dass es anders wird, fordert geschlossen ein anderes Konzept ein!

      1. Absolute Zustimmung! Die Qualität der Plätze dürfte das große Problem sein. Und ich bin immer wieder geschockt, wie viele Eltern sich nicht dafür interessieren, ob die Einrichtung auch gut ist. Da wird nur geguckt, dass man einen Platz bekommt. Wenn man einen Platz zwingend braucht, kann sich manch einer den Luxus nicht leisten, eine der guten und dadurch auch leider begehrten Kitas zu nehmen. Zumal es wirklich Eltern gibt, denen das völlig egal ist.

      2. Gut gebrüllt, Löwe!

        Ich bin weiß Gott nicht passiv und auch nicht desinteressiert. Im Gegenteil: Ich will meine Kinder gut betreut wissen, ich will sie keinem gesundheitlichen Risiko aussetzen und ich will ihnen keine psychische Hypothek für’s Leben aufbürden. Was ich für mich nicht will, ist dafür neben meinem eigen Job und der alltäglichen Kindererziehung in Eigenregie ab 15.30 Uhr – was nämlich nicht nur schön, sondern auch verdammt anstrengend ist, wenn man einen guten Job machen will – zusätzlich noch den WESENTLICHEN, weil idealerweise fachlich fundierten, Job der Erzieherinnen und Kita-Leitung übernehmen. Bei einer angenommenen Fehldiagnose studiere ich ja auch nicht mal eben Medizin.

        Es ist richtig, dass Eltern verantwortlich dafür sind, dass ihre Kinder gut betreut werden. Und es ist auch richtig, dass sie sich bei Missständen engagieren/protestieren müssen. Es ist aber auch eine Tatsache, dass ein einheitliches Votum der – sozial ausgesprochen heterogenen – Eltern für ein komplett neues System gegen die Kitaleitung nicht realistisch ist.

        Es ist bei einem so wichtigen Schritt wie dem Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz – und eigentlich auch ohne den – der Job guter Familienpolitik, vernünftige Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen die Kitas grundsätzlich so gut aufgestellt sein können, dass Eltern 1. kein schlechtes Gewissen zu haben brauchen, dass sie ihre Kinder dort abgeben und 2. sich gerne engagieren, weil sie ihre Energie gezielt in überschaubare Aktionsfelder einbringen können.

        Eltern haben gewiss großen Einfluss auf den Alltag der Kinder in der Kita. Ihnen aber die konzeptionelle Verbesserung aufzubürden ist wohl etwas viel verlangt.

      3. @Kinderdok: Ich stimme Ihrem Post 100%ig zu! Der Betreuungsschlüssel in den meisten Kitas lässt einen gruseln. (Habe mich daher damals für eine ausgebildete Tagesmutter mit 1:2 (später 1:3) Betreuung entschieden, war aber ein harter Kampf einen freien Platz zu bekommen.) Und das Thema „Offenes Konzept“ in Kindergärten hat mich dann spontan erneut gruseln lassen.
        Aber ganz ehrlich: Nein, ich habe für meinen Sohn nicht einen städtischen Kindergarten ausgesucht, um dann gegen die Widerstände von Stadt, Kita-Leitung und vermutlich auch Elternbeirat auf die Barrikaden zu gehen. Ich habe mir stattdessen einen privaten Kindergarten mit Kleingruppenbetreuung ausgesucht. Okay, mir ist bewusst, dass das nicht jeder so handhaben kann und dass somit die Kinder, die in eine städtische Einrichtung müssen, weniger Rückendeckung bekommen. Aber da war mir nunmal mein eigener Nachwuchs näher und der wäre in einer Gruppe von 120 Kindern (im Kindergarten bei uns um die Ecke) schlicht mit Mann und Maus unter gegangen.
        Bei der ganzen U3-Kita-Diskussion kommt mir immer die Alternative (gut ausgebildete) Tagesmutter zu kurz. Das kann (wenn möglich) eine gute Alternative sein!

    2. Ich glaube, wir befinden uns hier in einem Teufelskreis: 400 Euro sind kein Pappenstiel, erst recht nicht, wenn die Familie sowieso von kleinem Gehalt leben muss und womöglich noch Geschwisterkinder vorhanden sind.
      Dann müssen ggf. beide Elternteile arbeiten um überhaupt über die Runden zu kommen.
      Und können vermutlich auch dann nur mit ein bisschen „Glück“ die 400 Euro (pro was eigentlich?) stemmen. Das ist eben nicht gerade wenig Geld.
      Und wenn man jetzt weiter spinnt und darüber nachdenkt, dass die Eltern „zu wenig“ in ihre Kinder investieren, sollten wir uns auch fragen, ob nicht viele Eltern es einfach nötig haben, ihr Kind in die Kita zu geben, um überhaupt die Familie ernähren zu können (einerseits) und andererseits dann nicht das Geld aufbringen können, einen teure Kita zu zahlen.

  16. Es ist eben nicht alles Gold was glänzt.
    In der ehemaligen DDR( jaja, die alte Leier) war es ganz normal, daß die Kinder in Krippen gegeben wurden. Und das schon weit vor dem ersten Geburtstag. Dort waren die Gruppengrößen auch nicht optimal und hat es allen Ostdeutschen Kindern geschadet? Ich denke wohl eher nicht. Die fachliche Ausbildung der Erzieher/innen und Kinderpflegerinnen dort mal ganz zu schweigen. Da hätten so einige wohl besser woanders gearbeitet, egal in welcher Einrichtung…
    Das hab ich selbst erleben müssen.
    Man sollte immer das Für und Wider abwägen. Keiner muss sein Kind in einer Einrichtung abgeben, Zwang haben wir GsD noch nicht. Es gibt oftmals sehr gute Alternativen.
    Und natürlich muß auch erst einmal entsprechendes Personal gefunden werden und das geht m.E. nicht nur über bessere Ausbildung, sondern auch über die spätere Vergütung.
    Ich erlebe in unserer Einrichtung sehr oft, daß die Eltern gar nicht Wertschätzen, was da tagtäglich an ihrem Kind geleistet wird.
    Wer will sich denn bitteschön freiwillig von fremden Kindern kratzen, anschreien, anspucken, vollkotzen, mit Schimpfwörtern betiteln, ( beliebig fortsetzbar) lassen, zu einem absolut lächerlichen Gehalt?
    Die Kindererziehung sollen ruhig andere übernehmen…, den dafür sind DIE ja da. O Ton der Vater eines Kindes unserer Einrichtung, dem dafür umgehend der Krippenplatz gekündigt wurde, was ich richtig finde.
    Es gibt schon seit Jahren bestehende Kitas in denen es wunderbar klappt mit einem vernünftigen Personalschlüssel und Konzept.
    LG

  17. Genauso kinderdoc!

    Kinderbereuung verkommt doch immer mehr zu Kinderverwahrung. Gerade durch diese offenen Konzepte. Ich glaube noch nicht mal, dass die extrovertierten Draufgänger wirklich damit klar kommen. Man merkt ihnen nur nicht so schnell an, dass es ihnen damit sch*** geht.
    Was Betreuungsschlüssel anbelangt: Die U3-Kinder brauchen da sicherlich einen eingeren als 1:8 (1:10 je nach Einrichtung). Aber ich ärgere mich jedes Mal, wenn bei uns im Kindergarten gemault wird, wenn mal für einen Tag, eine Ü3-Gruppe nur einen Erzieher hat. Das ist nicht ideal, aber eine gut eingespielte Gruppe kann das auch mal aushalten.

  18. Hmm.. ich glaube, da gehören wir hier zu den Glückseligen. Gut, der Betreuungsschlüssel passt jetzt auch nicht so wirklich, aber wir haben immer 2 Erzieher pro Gruppe von ca 12-18 Kindern, je nach Alter. Es sind altersgemischte Gruppen, aber immer nur 2 Jahre auseinander, also 1-2, dann 2-4, 4-5/6.
    Die Kinder sehen sich alle zusammen beim Morgenkreis und draußen beim Spielen, nach dem Morgenkreis gehts zum Frühstück in die entsprechenden Gruppenräume, wo die Kinder bis auf Spaziergänge/draußen spielen auch bleiben.
    Die Betreuung find ich sehr gut, Töchterlein hat sich super gemacht (gehörte auch zu den Scheuen, Erst-mal-gucken-was-die-anderen-machen-Kindern trotz 1,5 Jahre Betreuung bei ihrer Lieblingstagesmutter 🙂 ) Die Erzieher können sich zeit nehmen für jedes Kind. Es wird gebastelt mit jahreszeitlichen Themen, es gibt ein großes Thema fürs komplette Jahr (dieses Jahr Musik), wo viele Projekte laufen. Turnen, malen, für die größeren eine richtige Werkstatt, wo sie auch Umgang mit Werkzeugen lernen undundund. (Kein Waldorf-Kiga!)
    Bezugserzieher bleiben, aber über den Morgenkreis lernen die Kinder auch die anderen Erzieher kennen, so dass im Krankheitsfall jemand anders durchaus einspringen kann. Es gibt Vollverpflegung, also Frühstück, zwischenmahlzeit, Mittag und Vesper.
    Uuund: wir haben einen männlichen Erzieher :D, die Kinder finden ihn klasse.
    Also alles in allem bin ich sehr zufrieden. Auch wenn ich dafür früh morgens 2x durch die Stadt durch den Berufsverkehr kutschen muss.
    VG Elawen

  19. Das sehe ich genauso! Mein Sohn gehört definitiv zu den schüchternen Kids, die eine feste Bezugsperson dringend brauchen, weil er sonst verloren geht und sich auch nicht öffnen kann. Für mich ist also das Konzept ein rotes Tuch, dass es genau das nicht mehr geben soll oder aber durch zu große Gruppen, weniger Erzieher automatisch passiert…. alles nicht so einfach, man kann den Kindern zu liebe nur hoffen, dass man darauf achtet.

  20. Ein 1:3 Betreuungsschlüssel wird man denke ich in keinem Kindergarten in Deutschland finden oder sehe ich das falsch?
    Unser Kiga ist ein Integrativer Kiga. Aber selbst da ist ein 1:3 Schlüssel nur in den rein Heilpädagogischen Gruppen zu finden. In der Integrationsgruppe ist der Schlüssel bei 1:6, das für alle mir bekannten Kiga´s schon extrem gut ist!
    Bei allen anderen Einrichtungen die wir uns angeschaut haben lag der Schlüssel bestenfalls bei 1:8 !

    1. Doch, im Kindergarten meiner Kinder. Das ist eine Elterninitiative im ursprünglichen Sinne, d.h. die Eltern arbeiten viel am Kindergarten mit (kochen, Vorstand, Garten, Ämter,…), aber bestimmen aber eben auch viel mit und nehmen den Erziehern durch ihre Arbeit Arbeit ab. Diese gesparten Arbeitsstunden stecken wir in Erzieherstellen und „Arbeit am Kind“. Wir haben einen eingruppieren Kindergarten mit 18-20 Kindern, drei Erziehern, einer Integrationskraft und ein bis zwei Praktikanten. Traumhafte Zustände für Kinder. Und Eltern. Den Unterschied habe ich kennengelernt, Sohn 1 war leider 2 Jahre in einem kirchlichen Kindergarten mit 25 Kindern und 2 Erziehern. Er war dort wegen verschiedener Dinge sehr unglücklich.
      Ich stimme jedem Wort des Kinderdocs zu. Niedriger Betreuungsschlüssel und feste Bezugspersonen sind das a und o.

  21. Arbeite selbst in einer Kindertageseinrichtung… überlege allerdings täglich ob ich diesen Beruf noch länger ausüben kann / will. Für die Eltern soll es doch nur möglichst billig sein und auf dem Weg zur Arbeit liegen. Die Qualität steht an dritter, das Kind (mit seinen Bedüfnissen) an letzter Stelle. Wenn die Betreuung mal ausfällt wird bei der Stadt ein Versandschein (so nennen wir das, denn etwas anderes ist es nicht) beantragt, unsere Unterschrift kommt drunter und es geht ab zur „Ersatztagespflegeperson“. Im Idealfall war diese schon ein paar mal bei uns zur Hospitation, doch das ist nicht immer so… Was in einem Kleinkind von 1,5 Jahren kaputt geht, wenn es morgens bei einem wildfremden Menschen zurückgelassen wird? Die Eltern interessiert das herzlich wenig. Auch dann nicht, wenn sie selbst an diesem Tag frei haben…!

    Bei uns in der Stadt wurden übrigens alle Einrichtungen neu vermessen – um zu sehen ob man hier oder da nicht noch 1,2,3… Kinder mehr unterbringen könnte.

    Aus meiner Sicht ist die derzeitige Entwicklung eine Kitastrophe und nichts anderes!

    1. …hm, kenne ich. In unserer Einrichtung herrscht ein ziemlich hoher Anspruch. Wir machen keine Englischkurse, keine Kurse in Deutsch, oder Ähnliches…dafür ist der KIGa zuständig…wir bieten liebevolle Betreuung, und eine Unterstützung, die das Kind seinen Weg gehen lassen kann.Unser Träger fördert uns in Fortbildungen. ich mache derzeit eine Weiterbildung zur Psychomotorikerin, die ich engagiert an sieben vollen Wochenenden im Jahr absolviere.
      Wir sind froh, dass wir der LH München angehören, zugegliedert sind, und deshalb gar nicht erst die Frage aufkommt, die Gruppen zu vergrößern.

  22. Tja, so lange der Beruf der Erzieher aber immer weiter abgewertet wird, durch z.B. auch das hessische neue Gesetz, reduzierte Ausbildungszeiten, weniger Geld, Mehr Aufwand im Bereich Qualitätsmanagement, weniger Zeit je Kind etc. etc. wird diese Entwicklung weiter zunehmen. Leider haben Eltern immer noch nicht verstanden, dass Kindererziehung Zeit/Geld kostet.
    Es wird maximum erwartet für minimum Einsatz eigener Mittel. Klassischer Kommentar: „Wenn das noch teurer wird, brauch ich auch nicht zu arbeiten, sondern bleib zu Hause“… Genau! Mach das doch einfach? Wäre vielleicht besser fürs Kind, oder?
    Das Ansehen der Pädagogischen Jobs in Deutschland muss wieder erhöht werden, damit wir mehr und bessere Betreuung für unsere Kinder kommen. Und ja, dafür wären 5,-€ je Liter Benzin z.B. genau der richtige Ansatz…

    1. Naja, das ist aber auch sehr kurz gedacht. Mit der Arbeit erwirbt man ja auch Rentenansprüche.
      Außerdem zäumt es das Pferd auch an ner doofen Stelle auf: Mit mehr Lohn könnte man sich bessere Kinderbetreuung leisten.
      Dummerweise heulen dann gerne mal die Arbeitgeberverbände das man mit überzogenen Tarifvorstellung den Standort Deutschland gefährdet….

      1. Da Du hier mit dem Totschlagargument Pendler kommst, meins dazu: Nach Venlo ziehen, Bahn fahren oder Fahrgemeinschaft bilden.

        Und ja, natürlich argumentiere ich ziemlich plakativ, und die Details sehen oft etwas anders aus, defacto geben wir aber lieber mehr Geld für ein Auto/Haus/iPad/sontigen Luxus aus, als für die Betreuung unserer Kinder. Auch indirekt. Was bringt mir Einzahlen in die Rente, wenn später keine Kinder da sind, die das tragen können (entweder weil zu schlecht erzogen, oder weil zu wenige da)…

          1. hmmm.. wenn jetzt jemand ne gaaaaaanz böse Zunge hat, könnte man glattweg behaupten, das wäre so gewollt…Schließlich fällt ja ein weiblicher Mitarbeiter auf mindestens 14 Wochen aus, eher ein Jahr oder gar mehr, wenn sich Nachwuchs ankündigt. Und dann will vielleicht noch der Vater auch 2 Monate nehmen!! Nee, nee.. besser das ganze gleich im Keim ersticken…
            *ironieoff*

        1. OT: man kann nicht immer dort wohnen, wo man arbeitet. Oder dort arbeiten, wo man wohnt. Zumindest nicht beide Partner.
          Wenn ich erwähne, dass ich 40 km pendle und man mir vorschlägt umzuziehen frage ich immer, was der Ratgeber mir vorschlägt:
          – Mein Mann pendelt in die andere Richtung (wo ist der Gewinn?)
          – getrennt leben in 2 Wohnungen
          – Scheidung
          ?

          1. Weiter OT: heutzutage nicht, wohl wahr.. Aber man sollte auch folgendes bedenken: I.d.R. bedeuten 40km ca 30-45min Autofahrt. Was ja an die normale Arbeitszeit noch drangehängt wird. Ich habe einen Job, der an Ladenöffnungszeiten gekoppelt ist. Vor meiner Meisterschule bin ich auch jeden Tag 45km eine Strecke gefahren. Musste um 8 da sein, heißt um 6 aufstehen, frühstücken, fertig machen, spätestens um 7 los (im Winter eher), war viertel vor 8 auf dem Parkplatz und musste von da aus noch knapp 10 min laufen. Abends dann das ganze retour: zwischen 17:30 und 18h (je nach Kundenandrang) raus, 10 min laufen, 50 min fahren. War also frühestens 18:30 eher 19h daheim; noch nix weiter gegessen geschweige Haushaltsgedöns gemacht. Und das waren „normale“ Tage. Um spätestens halb 10 liegt man tot im Bett. Zu dem Zeitpunkt arbeitete mein Mann im Nachbarort. Also hätte ein Umzug das Problem auch nicht gelöst.
            Damals hatten wir kein Kind. Wie hätten wir das lösen sollen? Omas und Opas gut 80km weg, z.T. auch noch arbeitend, da ist nix mal mit eben einspringen…

            Es ist halt nicht nur die reine Fahrtzeit, die man berücksichtigen muss…

  23. Doch, es wird etwas getan, was total wirklich helfen wird: Man kann die Erzieherausbildung jetzt im Schnelldurchgang absolvieren, damit es bald auch genug „qualifiziertes“ Personal gibt. Super Lösung!

    1. Qualifizierung im Schnellverfahren….wie soll das gehen? Ich hatte fünf Jahre Ausbildung, und eigentlich plädieren alle dafür,dass zukünftige Erzieherinnen studieren sollen…..und wie viel Gehalt wir bekommen,…weiß das hier Jemand….ein männlicher Erzieher könnte mit meinen Gehalt NIEMALS eine Familie ernähren, da muss die frau zuarbeiten….
      Bei Qualifizierung im Schnellverfahrung, wird die nächste Pisa-Studie, wesentlich schlechter ausfallen….

      1. Eine weibliche Erzieherin könnte aber eine Familie davon ernähren? Wenn beim Gehalt aufgrund des Geschlechts unterschieden wird sollten Sie dagegen klagen!
        Vielleicht arbeitet aber auch der „männliche Erzieher“ (gibt es die weibliche Erzieher?) seiner Frau zu?

  24. Genau so empfinde ich es auch!

    Man kann sich ja darüber streiten, ob eine frühe Betreuung gut ist oder nicht, aber Tatsache ist, dass sie in vielen Fällen eine Notwendigkeit ist. Aber über Qualität darf man eigentlich nicht „verhandeln“ und die ist schon in den (meisten) heutigen KiTas nicht gegeben.

    2 Erzieherinnen auf bis zu 25 Kinder zwischen 2 und 6, da muss man sich nicht wundern, wenn das ein oder andere Kind damit nicht klar kommt ;-(

    1. Wie sich das anhört…hast du schon mal erlebt, wie eine Erzieherin, die eben 25 Kinder im Kindergarten hat, alles macht. Eine Stunde VZ (=Vorbereitungszeit) ist ein Witz. Ich bin Erzieherin in der Krippe und meine VZ geht über 5 Stunden hinaus, da gehören 4 VZ zum persönlichen Engagement. Und unsere Kinder werden gefördert und sind fit für den Kindergarten. Und meine Kolleginnen im KiGa haben zu 80% ausländische Kinder und dieses Jahr sind sie stolz, denn alle, die in die schule kommen, sprechen fliessend Deutsch.
      Ich persönlich, fühle mich von deiner Aussage verletzt. Herzliche Grüße, Luise-Lotte

      1. …und vor allem, was ich noch dazu gehört, jedes Kind hat seine Bezugsperson, auf die es sich verlassen kann.Bei uns flutscht kein Kind durch…alle, die im KIGa und die in der Krippe haben sich zur Aufgabe gemacht, dass, wenn wir abends zuhause sind, wir wissen, mit jedem Kind hatten wir heute Kontakt, einen liebevoll fürsorglichen Kontakt,

        1. Wunderbar, wenn Sie in einem Kinderhaus arbeiten, welches gute bis sehr gute Bedingungen bereitstellt.

          Die Mehrheit ist eben leider nicht mehr so. Hier werden Leute zu Gruppenleitern gemacht, die weder eine pädagogische Ausbildung haben noch sonstigen Bezug zu Kindern hatten (keine eigenen, keine irgendwie geartete päd. Tätigkeit vorweisen können).

          In NRW werden, wie ich hörte, sogar ein-€-Jobber in KiTas abgestellt.

          Wie kann man sich angesichts solcher Zustände von kritischen Schriften angegriffen und beleidigt fühlen? Etwas mehr Realitätsblick täte Ihnen gut.

          Nichts für ungut.

  25. in unserer Gemeinde werden gerade Aushilfen auf 450-Euro-Basis als „Springer“ eingestellt. Die werden bei Bedarf abgerufen und in die Ortsteile verschickt.

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