Ich bin keine Fallpauschale

Im Süden der Republik regt sich organisierter Widerstand gegen die Finanzierungspolitik für chronisch kranke Kinder – das Reizwort lautet „Fallpauschale“. Hier wird für ein bestimmtes Krankheitsbild eine bestimmte Summe an das Krankenhaus gezahlt, völlig egal, wie lange der Patient Betreuung braucht. Es liegt auf der Hand, dass gerade bei Kindern Durchschnittswerte nicht funktionieren. Die Folge ist: Die Krankenhäuser können sich die Betreuung hochaufwändiger Kinder nicht mehr leisten, die Qualität sinkt, gespart wird an Material, Geräten und Personal.

Die losgetretene Kampagne möchte den Patienten in den Focus rücken, nicht den ICD-Schlüssel, die Behandlung der Krankheit, nicht die gesparten Euros. Ich rufe auf, die erarbeitete Petition zu unterschreiben, Ihr findet sie unter „Mitmachen“. Aber auch wer sich nur dafür interessiert, wie es vielen chronisch kranken Patienten so geht, wie der Alltag nicht nur vom Kampf mit der Krankheit, sondern auch dem Kampf mit den Krankenkassen aussieht, findet hier wichtige Infos.

https://www.ichbinkeinefallpauschale.de/

17 Antworten auf „Ich bin keine Fallpauschale“

  1. Ich find es sehr traurig, wie Lebewesen zu Fällen werden, die Kosten verursachen – rational betrachtet ist es natürlich so, aber mein Wunschdenken entspricht dem „naiven“ (bewusst in „“ 😉 ) Denken von Jeb. Es wäre großartig, könnten mehr Mittel für schwerkranke Menschen, insb. Kinder, aber auch Erwachsene, aufgebracht werden.
    Petition ist unterschrieben – wann wird darüber abgestimmt?

  2. Ich kenne einen ähnlichen Fall, den mir „mein“ Anwalt erzählte, da er eigentlich gegen die Versicherung klagen sollte, diese aber auf eine langangelegte Strategie bauen und dem hilfsbedürften, kranken Kind die nötige Versorgung verschleppen. Scha..de.

    1. Genau! Das Solidaritätsprinzip abschaffen, Gesundheit nur für die, die es sich auch leisten können!
      Wo wir gerade dabei sind: Wahlrecht nur für die, die mehr als 35.000 € im Jahr verdienen.
      [Wer Ironie findet darf sie behalten]

  3. …. Verstehe wie so oft hier mal wieder gar nichts. Warum überhaupt „Fallpauschalen“, egal bei wem? Warum kommen die Krankenkassen nicht einfach für die Fixkosten eines Krankenhauses – Gehälter, Reinigung etc. – auf und zahlen dann extra, was extra „verbraucht“ wurde (Infusionen, Spritzen, Tests außer Haus, Frühstücksbrötchen)?
    Dann kommt das KH auch nicht in Versuchung, einen unnötig lange da zu behalten, um Geld zu verdienen, oder einen früher wegzuschicken, um Geld zu sparen, da die Gegenrechnung in jedem Fall 0 ergibt.
    Denn egal, wie viele Betten belegt sind, das Personal ist doch immer da? Und der Fußboden wird (hoffentlich) auch immer gereinigt usw.?
    Lag auch schonmal im Krankenhaus als „Fallpauschale“: das Krankenhaus bekam einen gewissen Betrag bezahlt und zwar egal, wie lange ich da blieb. Wie blöd ist das denn????
    Bleibe ich länger, „verbrauche“ ich mehr Antitrombose-Spritze, Duschwasser, Frühstücksbrötchen etc.
    Oder bekommt das KH das irgendwie noch nachbezahlt?
    Am besten einfach mal das ganze System auf Null setzten und neu überlegen!
    Und bei Kindern: geht gar nicht! Da werden Ärzte ja quasi gezwungen im schlimmsten Fall auch mal gegen das Wohl eines Kindes zu entscheiden, nur um die finanzielle Existenz des KH und somit die Versorgung aller Kinder nicht zu gefähreden?
    Das kann`s jawohl nicht sein!!!!!

    1. So einfach, wie Du die Sache siehst, ist es leider nicht. Wenn alles 1:1 bezahlt wird, dann braucht keiner mehr zu sparen und die Krankenkassen gehen pleite oder die Beiträge steigen ins Uferlose. Auch wenn der Vergleich hinkt – das wäre genauso, als wenn alle Hartz IV-Empfänger bezahlt bekommen, was sie verbrauchen. Da wäre dann auch Nobelrestaurant, Sportwagen und sonstiger Luxus inklusive – schließlich sind es keine Menschen zweiter Klasse und es steht ihnen genauso zu, wie den reichen Leuten. (Kassenpatient will die gleiche Leistung wie Privatpatien)
      Fallpauschalen sind nicht immer gerecht, doch im Moment gibt es noch keine bessere (finanzierbare) Lösung. 🙁

      1. So einfach, wie ich es mir dem ist es NIE 😉 Wäre aber schön! Und nenn mich naiv, aber ein biß hen mehr Vertrauen in unsere Krankenhäuser fänd ich nicht verkehrt – und faule Äpfel finden sowieso immer……

        1. Jeb: ich Krankenhäuser kann man schon leicht Vertrauen haben, die bestehen i.d.R. aus Stein, Mörtel, Stahl, Beton u.dgl.
          Probleme machen m.E. auch nicht unbedingt die darin Beschäftigten, sondern vermehrt diejenigen, die in diese Unternehmen investieren und erwarten, daß satte Gewinne herausspringen
          .. eben Perversion par excellence

  4. in meinem fall war das zumindest in der kinderklinik andersrum. da wurde ich falsch behandelt, was die aufenthaltsdauer (ein halbes jahr am stück!) erheblich verlängerte. ich denke, ich hätte, nachdem ich nur noch einmal pro woche im op war und wäre (da haben die völlig verkackt!) ich schmerztherapeutisch gut eingestellt gewesen, gut einen monat früher die klinik verlassen können und wie momentan auf die ambulante op-station gehen können. ausserdem ist die klinik im notfall sehr gut zu erreichen. ich finde, man sollte keine fallpauschale einrichten, da der finanzielle rahmen bei therapieresistenten patienten locker gesprengt werden kann, ABER: ich denke, dass schwerkranke fälle von aussenstellen kontrolliert und geprüft werden sollten, um eine (mangelhafte, noch dazu) überbehandlung zu vermeiden. übrigens wurde vor einigen monaten in „meiner“ kinderklinik erst ein skandal auf der neonatalogie bekannt. es wurden dort komplizierte und viel zu kleine frühchen behandelt, obwohl das kein perinatalzentrum lvl. 1 ist. was aus dem verfahren gegen die abteilung wurde, weiss ich leider nicht, jedoch hoffe ich, dass diese menschen dort eine gerechte strafe bekommen.

  5. Insgesamt löblich (und unterschrieben).

    Allerdings wird bei der Petition (leider) nur auf die Universitätskinderkliniken hingewiesen. Auch abseits der Uni-Kliniken findet eine Versorgung von schwerkranken Kinder sowie Kinder mit speziellen Erkrankungen statt. Und die Folgen (Personalabbau, Überstunden, etc.) sind in diesen Kliniken wie auch an den Uni-Kliniken zu merken.

  6. Nun gut. Das ist ein zweischneidiges Schwert.
    Fakt ist auch, dass Krankenhäuser zu Zeiten von geringer Belegung vor der Einführung der Fallpauschalen die Patienten gerne und oft um einige Tage länger drin behalten haben, als es eigentlich von Nöten gewesen wäre.
    Ältere erinnern sich sicher noch daran, wie lange damals ein Krankenhausaufenthalt gedauert hat – obwohl es ihnen doch schon wieder gut ging.
    Und im Vergleich zur englischen (blutigen) Entlassung ist unser System immer noch Top.

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