noch ´ne neue Impfung?

… nein, das ist falsch, die ist nun wirklich nicht neu: Die Rota-Virus-Impfung. Ich hatte schon davon berichtet.

Neu ist, dass nun auch die Ständige Impfkommission eine allgemeine Empfehlung ausgesprochen hat. Bisher gab es zwar die Impfung, sie wurde von uns Kinder- und Jugendärzten auch empfohlen, aber … die Finanzierung war immer noch kompliziert. Die einen Kassen haben sie bezahlt, die anderen nicht, private Kassen wollten einen extra Schrieb vom Kinderarzt, dass die Impfung wirklich indiziert sei, usw. Mit der jetzigen STIKO-Empfehlung wird das hoffentlich einfacher. Immerhin hat bereits die grösste Krankenkasse, die AOK, eine allgemeine Kostenübernahme mit entsprechender Abrechnungsziffer genehmigt. Und das will etwas heissen, war doch die AOK bisher eher der Hemmschuh bei Novitäten (siehe neue Vorsorgeuntersuchungen für Kinder).

Wer bekommt die Impfung? Säuglinge ab der 6. Lebenswoche bis allerspätestens der 24 (32). Lebenswoche.
Wie wird sie gegeben? Eine Schluckimpfung, hurra! Ich bin überrascht, wieviele Eltern der Impfung sofort zustimmen, wenn sie hören, dass diese oral gegeben wird – Spritzen sind böseböseböse.
Wie oft wird sie gegeben? Es gibt zwei Anbieter, beim einen gibt man zwei Dosen, beim anderen drei, jeweils im Abstand von einem Monat. Da die Erstattung für die Ärzte in der Summe gleich ist, kann man sich leicht ausrechnen, welcher Impfstoff sich durchsetzen wird.

Welche Nebenwirkungen gibt es? Naja. Da die Impfung gegen Durchfallsviren ist, kann sie als NW auch mal Durchfall machen. Allgemeine systemische NW sind eher selten, leichtes Fieber ist aber immer möglich. Eine gefürchtete Nebenwirkung ist die Invagination, die bei einem älteren Impfstoff häufiger vorkam, mit der neuen Generation aber sehr selten geworden ist (max. 2/100000).

Rotaviren sind die häufigsten Verursacher für Durchfall im jungen Kleinkindalter und die häufigsten Erreger, die einen Krankenhausaufenthalt nach sich ziehen – das gilt es zu vermeiden. Praktisch jedes Kind durchläuft einmal eine Rotavirus-Infektion – für kleine Säuglinge ist die Erkrankung am problematischsten, die mögliche „Austrocknung“ durch den Durchfall bestimmt letztendlich den Zustand der Kinder. Todesfälle können vorkommen, sind bei uns aber sehr selten geworden, da Eltern sich der Risiko bewusst sind.
Ganz unabhängig davon ist stets gut, Kinder vor Krankheiten zu schützen, banal, doch Prävention ist Inbegriff des Arztberufes.

Trotzdem ist die Versorgung eines Rotaviruserkrankten in der industrialisierten Welt unproblematisch, die Impfung letztendlich ein Glück der Vorbeugung, wenn auch ein Luxus. 85% der Todesfälle an Rotaviren treten in den Entwicklungsländern auf – wir fragen lieber nicht, wieviele der Impfungen bereits in der Dritten Welt verteilt wurden.

Schöne Übersicht des Kollegen Pabel – wenn auch inhaltlich (Impfung) veraltet
Infos des Berufsverbandes
Die Nachricht der Impfempfehlung von SPON – leider mit einem Schwachsinnsbild einer Stichimpfung
Begründung der STIKO

Kosten des Impfstoffes –
RotaTeq (3 Dosen) = je 45,76 € = 137,28 €
Rotarix (2 Dosen) = je 67,75 € = 135,50 €
Vergütung Impfarzt (je nach Krankenkasse, Bundesland usw.) = 12 – 15 € für die gesamte Impfserie (= 4 – 7,50 € pro Impfung)

15 Antworten auf „noch ´ne neue Impfung?“

  1. Hmpf. Jetzt muss ich unsere Kinderärztin nochmal wegen eines Termins anrufen, weil sie heute zur U3 mit 6 Wochen die Impfung noch nicht geben wollte, da sie das bisher immer zur U4 gemacht hat … dagegen gibt es doch nun aber eine Argumentation der STIKO …

  2. Mein Sohn hat die erste Dosis bekommen und hatte Durchfall über eine Woche lang und wurde dadurch auch logischerweise wund, das einzige mal in den 2.5 Jahren Windeln. die Ärztin fand es wohl abnormal genug um vorzuschlagen, dass wir die zweite Dosis lieber sein lassen.

  3. Bei uns kamen die Rota-Viren schneller als die Impfung. Junior war erst 2 Wochen alt, da erwischte es ihn. Unsere Kinderärztin gab uns die Einweisung für’s Krankenhaus schon mal mit, aber entscheiden ob ein Aufenthalt nötig wäre, mussten wir selber. Gemeinsam mit der Hebamme haben wir ihn dann täglich auf Austrocknung überprüft, das Gewicht kontrolliert, ich habe ihm die Flasche gegeben um die Flüssigkeitszufuhr besser kontrollieren zu können und so haben wir es auch ohne Krankenhaus hinbekommen 🙂

  4. Wir haben beide großen (2009 & 2010) impfen lassen – und auch da hat unsere Krankenkasse ohne Probleme die Kosten übernommen. Der Kleine wird jetzt leider nicht geimpft, weil hier in Irland Die Rotavirusimpfung nicht im Impfplan vorgesehen ist und auch keinerlei Informationsmaterial erhältlich ist. Und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich bisher auch den Hausarzt nicht explizit darauf angesprochen habe.

  5. Wir haben nicht gegen Rota impfen lassen, obwohl ich das urspruenglich vor hatte, und mit seinen 10 Monaten ist mein Zwerg jetzt leider schon zu alt. Unser KiA hält sie nicht wirklich für nötig, und vor lauter Wochenbett hatte ich dann auch nicht mehr dran gedacht 🙁

  6. Wir haben die Impfung machen lassen, denn zu der Zeit, war der Kindsvater noch täglich auf dem RTW unterwegs und da waren auch hier und da Patienten mit Rotavirus. Uns war dann die Gefahr „zu groß“, dass er sich doch irgendwie mal ansteckt und über ihn dann der Säugling.
    Etwas „nervig“ war die Aktion, erst die beiden Einzeldosen zu bezahlen, dann Brief inkl. Quittung an die Krankenkasse, dass die das Geld zurück überweisen haben. Aber glücklicherweise ohne Probleme ohne jegliche Nachfrage.

    Ansonsten gab es „nur“ Fieber nach der Impfung, wobei der kleine Kerl das Fieber auch zur U5 bei den Impfungen hatte und da war die Rotarix nicht mehr dabei.

  7. Ja. Es sei denn, Deine Kollegen in der Universitätskinderklinik hätten sich geirrt. Auskunft seinerzeit: Stamm, den die Impfung nicht abdeckt. Pech.

  8. Meine Kinder waren beide gegen Rotaviren geimpft. Mein Kleiner hat sich mit 14 Monaten trotzdem eine Infektion mit KH-Aufenthalt eingehandelt, die er anschließend an die übrigen 3 Familienmitglieder weitergereicht hat.

  9. Studien haben ergeben, das insbesondere diese Invagination bei späterer Impfung häufiger auftritt – so das RKI. Warum, das weiss man wohl nicht und kann nur spekulieren, grössere Motilität des Darms?
    Also: Beginn nach 6 Wochen, maximal bis 12 Wochen, Abschluss bis maximal zur 24.Lebenswoche (beim anderen Impfstoff bis zur 32.Lebenswoche)

  10. Das wäre für mich eine Impfung die ich nicht machen lassen würde weil ich eine Infektion mit dem Rota-Virus als nicht so gefährlich sehe.
    Da gibt es viel wichtiger Impfungen über die man nicht diskutieren sollte als verantwortungsbewusste Eltern.
    Aber unabhängig davon irritiert mich eine Aussage aus deinem älteren Bericht hierzu:
    Zitat:“ …beginnend ab der 6. lebenswoche, nach der 12. lebenswoche sollte wegen erhöhten nebenwirkungsrisiken nicht mehr begonnen werden…“

    Wie kommt es das am der 12. Woche ein höheres Risiko für Nebenwirkungen auftritt?

  11. Was versteht man denn unter Invagination?
    Dieser Impfung hätte ich auch sofort zugestimmt; in unserem Kindergarten wird (zu Recht) Panik geschoben und jeder auch einmalige Durchfall zieht einen Kinderarztbesuch nach sich, weil das Kind nur mit Attest wieder den Kindergarten besuchen darf. Was habe ich da schon für Geld bezahlt, für die ganzen Atteste.

    1. Eine Invagination ist die Einstülpung eines Darmabschnitts in den anderen, wie wenn man einen Ärmel umkrempelt – sehr schmerzhaft und auch gefährlich, weil kleine Darmgefäße abgeschnürt werden können. Seltene NW.

      Das mit den Attesten wurde schon anderweitig diskutiert – IMHO Blödsinn und nicht durch das Infektionsschutzgesetz gedeckt. Willkür der Kindergärten.

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