Ungeschnitten

Der Urlaub ist noch keine paar Wochen vorbei und schon hat mich die Praxismüdigkeit eingeholt. Es braucht nur ein Gespräch zum mutgemassten ADS von Jennifer und eines zum Pipiproblem von Ronnie (nannte die Mutter wirklich so – der Arme schafft es keinen Tag mit trockener Hose aus dem Kindergarten, und immerhin ist er schon fünf), dazu ein Prise „Bauchweh seit fünf Wochen, Herr Doktor“ und „den Husten hat die Milenia schon seit Ihrem Urlaub“ und akut schlägt gegen achtzehn Uhr das Schwere-Oberlider-Syndrom zu. Wie glücklich war ich da heute, dass ich ein wenig unterm PC liegen durfte. Bei zehn Arbeitsstationen gibt es schließlich immer etwas zu tun. Ein Monitordefekt hier, eine verstellte Grafikkarte da, hier hat der PC komplett den Geist aufgegeben und da ist nur das Kabel raus (sieht nur keiner vom Personal). Wenns Chef dann mit den magisch aufgeladenen Elektrohänden kommt, funktioniert plötzlich auch wieder die Spirometrie oder das EKG („kann gar nicht sein, Chef, ich hab’s doch schon einmal hoch und runtergefahren“ – „mmmh, doch…“). Das einzige, was dann frustriert, ist, wenn ich Stunden mit der EDV kämpfe und am Ende kommt doch nichts gescheites dabei raus. Schon mal einen ordentlichen römisch-griechischen Ringkampf mit einer Graka hingelegt? Da möchtest Du endlich nur noch Arzt sein, nichts anderes, schon gar nicht offizieller EDV Beauftragter der Praxis, der ich wohl nur bin, weil ich das Geld ausgebe. Tue ich dabei gar nicht, sondern die Familie, deren weibliches Oberhaupt schon unlängst behauptete, sie habe das Gros des eingenommenen Geldes bereits auf die Caymans gebracht. Aber ich schweife ab. Zurück zum Urin und den müden Augenlidern: hatte ich schon einmal vom Segen des mittäglichen Nickerchen berichtet? Egal, wie voll die Praxis ist, egal ob Winter oder Sommer und schon ganz egal, ob ich nicht einmal zum Essen komme, weil die Mittagspause zusammengeschrumpft ist – ein wenig Schlaf muss sein. Vielleicht ist das so bei Herren jenseits der Vierdekadengrenze, aber wenn wenigstens die Füße nebst Beine für eine Viertelstunde oberhalb der Herzebene auf dem Tisch gelagert sind, besser noch der komplette gelaugte Körper sich auf einer der zahlreichen Liegen in der Praxis ausstrecken darf (dafür sind die doch da), ist das schon Paradies auf Mittagserden. Und ohne dies der Nachmittag gar nicht mehr zu retten. Beste Einschlafmusik? Weißes Rauschen in Form der Lüftungsanlage. Gib mir zwei Minuten und ich bin weg.

So, das war das ungeschnittene, nicht editierte Wort zum Feierabend, geschrieben per iPhone nach einem müden Fußballspiel elfer Schwarzweißer gegen irgendeine Mannschaft aus dem Norden Europas. Auch nicht gerade eine Offenbarung.
Wenig Absätze, wie? Und wenig Inhalt. Jaja, ich bessere mich. Verzeih mir, liebe/r BlogleserIn, aber manchmal braucht’s dieses getippte Exerzitium. Gut‘ Nacht.

13 Antworten auf „Ungeschnitten“

  1. Oh, wie ich es kenne, das gemeine Nachmittagstief. Leider macht mein Jüngster seinen Mittagsschlaf vor dem Mittagessen, und die zwei (unwesentlich) älteren Kinder scheinen keine Mittagspause zu brauchen. Wenn ich dann doch wider besseren Wissens auf dem Sofa langliege, kommt garantiert ein „Abputzen!“-Schrei aus dem Klo, und kaum dass ich danach wieder liege gefolgt von einem „Der kleine Bruder macht meinen Turm kaputt!“ aus dem Kinderzimmer… So bitter, aber irgendwann sind sie größer und dann schmeiße ich sie alle um 6 aus dem Bett und jage sie zur Schule *hehe* Rache ist süß…

  2. Danke für den schönen Beitrag – immer wieder erfrischend etwas nicht „ganz ernst gemeintes“ zu lesen, obwohl der Tag sch*** war 🙂 Ich hoffe, das WE wird besser für dich – ich hatte letzte Woche so ein Computer-Drama, das hat wirklich keinen Spaß gemacht.

  3. Das mit dem Mittagstief kenn ich. Weils bei mir aber nicht zum Arzt gereicht hat und ich stattdessen Physiker bin geht das mit dem Praxisschlaf leider nicht. Stattdessen gibts Kaffee.

    Aber das mit den Computern kenn ich, ich bin (einer von den zwei) Serveräffchen in meiner Arbeitsgruppe. Das ist schon erfrischend wenn man mal was anderes als das übliche Tagesgeschäft macht… und das OBWOHL Computer die Maschinen mit dem größten Frustrationspotential sind die ich kenne.

  4. Ohja Praxisschlaf ist der Beste :). Hab ich frueher auch immer gemacht bis zu dem Tag als meine Kollegin mich auf der Bestrahlungsliege schlafend übersehen hat und nen Patienten ins Zimmer geschickt hat. Danach hab ich immer im OP geschlafen der war Nachmittags nie belegt ;).

  5. Auch mein Neid gilt den Powernappern!
    Sollte ich wirklich mal dazu kommen, mittags zu liegen, es dauert Stunden (!) bis ich innerlich so zur Ruhe komme, dass ich einschlafen könnte. Ohne Kaffee wäre ich glatt aufgeschmissen!

  6. Könnte auch am Wetter liege, das macht wirklich depressiv. Mittagsschlaf: Jaaaa!
    Sonstige Empfehlung: So 16/16:30 Uhr rum einen Kakao mit Sahne und einen Apfel, wirkt Wunder gegens Nachmittagstief!

  7. Lach dir ne MFA an, die was vom Rechner versteht. Dann wird der Chef nur noch bei 80% der Fälle gerufen. 😀

    Bei uns in der Ausbildungspraxis war das zum Beispiel ich. Bei uns war es immer der Drucker vom Assistenzarzt. Hier behauptete Der aber „ich hab ihn hoch und runter gefahren, hab geschaut das kein Papierstau ist, Kabel ist auch drin… das geht nicht.. .Wölfchen, mach was!“
    Und kaum hab ich den Raum auch nur betreten (!), spuckt der Drucker nur so los. Rezept über Rezept über Rezept über Rezept kommt da anstandslos raus (u.a. weil Herr Assistenzarzt ja nicht einmal auf Drucken drückt, sondern 80mal ,weil e snicht geht und mehrmals drücken das Problem eventuell behebt?).

    Aber wie auch immer:
    es liegt nicht am Alter. ich hab ne 2 vorne stehen und falle so gegen 13 Uhr tot um und penne exakt 12 Minuten.
    Allerdings falle ich nicht, ich höre einfach auf zu arbeiten. Ich gehöre tatsächlich zu den komischen Menschen, die mit aufrechten Oberkörper und geraden Hals schlafen können. Wenn ich mich wo anlehnen kann, auch im stehen.
    Natürlich nicht über Stunden… aber wenn der Körper beginnt einzusacken, weil die Muskelspannung flöten geht, wache ich auf und fühle mich gut erhohlt. *gnhihi*

  8. Oh wie ich alle Leute beneide, die powernappen können. Ich liege dann wach, ärgere mich, dass ich nicht einschlafe uns fühle mich schlimmer als vorher. Auch Nachtschlaf wird überbewertet. Herr Baby schläft fast durch, die Nachtschicht übernimmt der Papa und ich komme trotzdem nur auf ca. 3 Stunden pro Nacht.
    Ja, mein Neid ist euch allen sicher!

  9. Nö, an der 4 liegt es nicht. Ich befinde mich mitten zwischen der 3 und der 4 und falle regelmäßig kurz nach Mittag um. Da sind 15 min Powernapping der Himmel auf Erden. Danach einen kräftigen Espresso und weiter gehts 😉

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