Still got no blues

Wenn die Praxis surrt und summt, hinter einer Tür Kinderlachen zu hören sind, wenn die MFA wie Wuseltierchen durch die Gänge laufen und die Kollegin ein kurzes Grinsen beim Vorbeigehen abblitzen lässt, wenn die Eltern fragen und fragen und ich immer eine Antwort weiß, dass keine Frage am Ende unbeantwortet ist, wenn ich einen Tag nur gesunde Kinder sehe, oder bei jedem Kranken das Gefühl habe, das wird schon wieder, wenn der Computer funzt und die Post keine traurigen Nachrichten bringt, wenn meine Auszubildende mit den erfahrenen fMFA um die Wette lacht, wenn jedes Kind nicht weinend geht, sondern lachend, weil es sich über das Tattoo, den Luftballon oder einfach nur über das Kitzeln am Ende der Untersuchung freut, wenn es kein Tag ist, an dem ich die Abrechnung machen muss oder die Bilanz der letzten Abrechnung in die Finger bekomme, wenn die Blutwerte, die ich am morgen ängstlich abnahm, am Nachmittag vom Labor als gänzlich unauffällig befundet wurden, wenn jeder Patient die Zeit bekommt, die die Eltern brauchen und wir das bei der Planung berücksichtigt haben, so dass keiner warten muss auf seinen Termin, wenn die Erzieherinnen und Lehrer in Kindergarten und Schule beruhigt sind, weil wir ihre Sorgen Ernst genommen haben, sich aber beim Gespräch und Untersuchung des Kindes keine Probleme zeigten, wenn die Kühlschränke laufen und die Temperaturen halten, wenn die Kaffeemaschine keinen Aussetzer hat und genug Arabica-Bohnen da sind, wenn meine Scherze ankommen und keine der Angestellten die freundlichen Spitzen des Chefs falsch versteht, wenn der Kopf funktioniert und der Bauch nicht jammert, wenn der Rücken mitmacht und ich Zeit finde für den zweistündigen Kaffeenachschub, wenn dann noch gegen sechzehn Uhr die Sonne durch die Fenster blinzelt, so dass sich unser aller Gemüt erwärmt, dann…
… war´s genauso ein schöner Tag wie gestern. Danke.

Willkommen im schönsten Job der Welt.

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12 Antworten auf „Still got no blues“

  1. Da werde ich ganz neidisch. Die letzten Dienste waren eher sehr traurig und frustrierend. Da freu ich mich über den Kinderdok und zwack ein bisschen Freude für mich ab. 🙂

  2. Hach, und da wird doch hier so oft gemeckert, dass der Kinderdoc sich „immer nur“ über dumme Eltern und renitente Bälger auslassen würde… Dabei steckt in jedem seiner Beiträge so viel Liebe zum Beruf samt den dazu gehörenden Patienten und Patienteneltern (Sekundärpatienten?). Nun hat er es Literaturpreisverdächtig in Worte gefasst – Chapeau!

    Bei uns ist der Chef nach einem wunderschönen Urlaub (ohne Handy/Laptop/etc) auch ganz entspannt und kann sich dadurch die positive Sichtweise auf den Praxisalltag hoffentlich noch lange erhalten. Denn trotz Routine und Ärgernissen wie bei jeder anderen Tätigkeit ist es ein wundervoller Beruf – eine Berufung halt.

  3. Hallo,
    Hab mir gerade unseren Kinderarzt vorgestellt mit einem Lachen im Gesicht!( Heute wurde wieder mal geimpft…ist wohl nicht so die schönste Einstimmung auf solch einen Tag wie oben beschrieben…)
    Ich wünsche Ihnen noch so viele tolle sonnige ( auch im Herzen sonnige) Tage mit den kleinen Zwergen, die Sie und alle drumherum verzaubern und strahlen lassen!!
    Dann wird jeder Kinderarztbesuch zum reinen Vergnügen.
    LG und einen schönen Abend, Marie

  4. Schön, dass es diese Tage noch gibt – bräuchte dringend auch so einen! Irgendwo bestellbar? Hoffe, dass beim Kinderdok noch viele solcher Tage landen!

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