Bis(s) zum Abendbrot

Ich untersuche das Kind zur U3, alles prima, alles proper, ich lerne die Eltern kennen, ich sage was zum weiteren Ablauf in der Praxis, über Stillen, Beifüttern, Schlafen usw. „Gibts denn sonst noch Fragen?“
Vater: „Ja, wir hätten gerne noch die Blutgruppe unseres Sohnes.“
Das fragen Eltern interessanterweise häufiger. Irgendwie muß es da ein Urwissen im Elterndasein geben, dass die Blutgruppe des Nachwuchs von eminenter Wichtigkeit ist.
Ich: „Die wird heutzutage nicht mehr regelmäßig bestimmt.“ Ich kenne die Blutgruppe meiner Kinder auch nicht. Wenn die Blutgruppe nicht gerade zur Bestimmung der Vaterschaft interessiert, braucht man sie eigentlich nur noch bei OPs oder Transfusionen – und da wird sie ad hoc bestimmt, kein Krankenhaus würde sich auf einen Zettel mit notierter Blutgruppe verlassen. Die Untersuchungsmethoden gehen heute so fix, Bed-Side-Teste sind eine Frage von Minuten.
Vater: „Achso… Meine Nachbarn kennen die Blutgruppe ihres Kindes aber auch.“
Ich: „Vielleicht hatte das Kind eine Gelbsucht als Neugeborenes? Da wird das auch manchmal bestimmt.“ Es gibt Blutgruppenunverträglichkeiten, die dann zu einem vermehrten Ikterus führen.
Vater: „Stimmt. Das Baby lag damals in der Klinik nach Geburt.“
Ich: „Dann war´s wohl das. Und warum interessiert Sie jetzt die Blutgruppe?“
Vater: „Wissen Sie, naja, wegen der Ernährung. Wir ernähren uns passend zur Blutgruppe.“ Vampire?
Ich: „Aha. Interessant.“
Vater: „Ja, wir sind sehr ernährungsbewußt, und seitdem wir das machen, gehts uns richtig gut, meiner Frau und ich. Deshalb möchten wir das bei unserem Kind auch machen.“
Ich: „Aber, Ihre Frau stillt doch.“
Vater: „Das ist egal. Da muss sie dann noch mehr aufpassen, weil, wenn Ihre Blutgruppe eine andere ist als die vom Kind, dann muß man die Ernährung anpassen, wissen Sie?“
Nein, wusste ich nicht. Ich habe mich aber danach mal informiert. Jeder braucht sein Hobby. Die Blutgruppe haben wir trotzdem nicht bestimmt. Nur so zum Spaß zahlt die Kasse nicht. Und der Spaß hätte über fünfzig Euro gekostet. So wichtig war den Eltern die Blutgruppe dann doch nicht.

Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Ernährung

32 Antworten auf „Bis(s) zum Abendbrot“

  1. Ich würde es aber auch wissen wollen, einfach weil ich es interessant finde.
    Und in manchen Ländern wird die Blutgruppe immer quasi sofort nach der Geburt bestimmt.

    1. Interessant ist so manches, trotzdem zahlts die Kasse nicht einfach, nur weil es mal interessant wäre, sein eigenes Gehirn im Schädel-MRT zu sehen. 🙂

      Welche Länder bestimmen die Blutgruppe direkt?

  2. Seh Dir den Film an bei TimeTodo.ch vom 19. Juni 2013, Typgerechte Ernährung.
    dann wir Euch allen klar, das man über die Blutgruppe Eure Zuckemolekülstruktur bestimmen und damit ein Teil Eures Stoffwechseltypes festlegen kann. Und woher wie mögliche Epigenetische Neigungen erhalten können, die aufzeigen wesshalb sie Diese oder das Andere unser wohlbefinden beeinflussen kann.

    1. OK. Ich habs mir angeschaut. Und jetzt? Überzeugt mich nicht.
      Hier werden pseudowissenschaftliche Kausalitäten geschaffen, die in einer individualisierten Ernährung münden. Erstes ist sehr zweifelhaft dargestellt, letzteres entbehrt allerdings einer gewissen Raffinesse: Am Ende kommt immer gesunde ausgeglichene Ernährung heraus, wenn auch in Variationen. Und die hat bekanntlich noch nie geschadet.
      Bin übrigens selbst Blutgruppe 0 und kann mich in der Charakterdarstellung so wenig oder viel wiederfinden wie in meiner Beschreibung meines Sternzeichens.

      Was stets stört: Das Geschäftsmodell, das dahinter hängt – Blutgruppenbestimmungen, Genotypisierungen, Beratungen usw. — es verdient immer jemand.

  3. Und ich höre das mit der Blutgruppendiät von meiner Hautärztin… die mir das doch sehr nahe legt; auch als ich sage, ich kann das nicht so recht glauben…
    (Dass das so schlecht geredet wird, liegt übrigens daran, dass nach D’Adamo Weizen und Kuhmilch gar nicht gut ist und das kann sich die westliche Welt nicht erlauben, diese beiden Grundnahrungsmittel zu verteufeln…)

  4. Yeah, ich bin 0-, mein Freund AB+. Das heisst kostenlos Blutgruppe erfahren dann \o/
    Achja: und dass ich lecker Tabletten bekomme >.<

  5. Ich bin aus Spaß mal Pharmamas Link gefolgt. Dort steht u.a. an welchem „Universitären Institut“ der „Doktor“ seinen „Abschluß“ gemacht hat. Dann hab ich mir die Homepage mal angesehen….Ich kann mich nicht entscheiden zwischen Weinen oder Lachen!
    Amerika, gods own country….manchmal denke ich echt, sie haben es nicht besser verdient.

  6. Ohja, die Blutgruppendiät…. Jetzt frage ich mich, zu welchem Typ ich wohl gehöre, denn mein Vater hat mit Blutgruppe A vererbt, was dann dominant über die Null meiner Mutter war, aber genotypisch bin ich eben A0. Darauf gibt dieser Dr. Adamo, der Erfinder keine Antwort.
    Davon mal abgesehen, daß es neben A, B, AB. Und Null noch andere Blutgruppen gibt, die aber weniger bekannt sind.
    Daß es den Eltern gut geht, liegt vermutlich nur daran, daß sie sich endlich bewußt ernähren, weniger Fleisch, mehr Gemüse und Obst und kein Fertigfutter mehr. Möglicherweise kochen sie auch selber und haben regelmäßige Mahlzeiten am gemeinsamen Eßtisch. Allein letzteres ist schon gesundheitsfördernd.
    Aponette

      1. Klar, mit Blutgruppe ABC neutral kann man jeder Homo sapiens sedentis einen Burger essen … der aus Rindern der Blutgruppe A03 hergestellt wurde.

        Irgendwas ist ja immer 😉

  7. ich bild mir ein, hier in ö steht die blutgruppe automatisch im mutterkindpass (wird bei der geburt festgestellt).
    sinnvoll finde ich die feststellung der kindlichen blutgruppe, wenn die mutter rhesusnegativ und der vater positiv ist. für’s nächste dann.

    1. Dann wird sie auch festgestellt. War bei mir der Fall und das Krankenhaus musste natürlich feststellen, ob ich die letzte Rhesusprophylaxe noch brauche oder nicht.

  8. Ach ja. Ich erfinde auch mal eine neue Ernährungsphilosophie. Irgendwann sind vegan und lowcarb nicht mehr hip, dann braucht man was Neues. Vielleicht, dass man nur nur Dinge essen darf, die mit dem Anfangsbuchstaben des Vornamens anfangen. Aber auch nur dann, wenn sie vorher dreimal in frischem Quellwasser aus der Ostschweiz geschwenkt wurden…hach, da fällt mir gewiss was ein ;).

    Mich hat die Blutgruppe übrigens auch interessiert (allerdings nicht aus so einem schwachsinnigen Grund); dank Rhesusnegativität hab‘ ich sie auch bei jedem Kind direkt erfahren ;).

    1. Herrjemine, dann könnte ich mir ja nur noch Joghurt, Jakobsmuscheln und Jägermeister zuführen. Mehr mit „J“ fiel mir grade nicht ein 🙂
      Mich würde halbherzig interessieren ob meine Töchter eineiig sind, allerdings ist mir das weder das Geld noch den Pieks wert. Mal gucken wie sie aussehen wenn sie 20 sind oder so 🙂

  9. Also ich kenne die Blutgruppe meiner Kinder, weil böses Ich hab nämlich die Rhesusprophylaxe verweigert, da mein Partner und ich Rhesus negativ sind ( und ja ich wusste 100%, dass er der Vater meiner Kinder ist, ich riskiere ja nicht das Leben meiner Kinder). Und dann wurde die Blutgruppe jeweils aus der Nabelschnur bestimmt.
    Überraschung beide Rhesus negativ. Einmal Blutgruppe von Papa, einmal die meine. Passt.

  10. Was ich ja am interessanteten finde: „Ja, wir sind sehr ernährungsbewußt, und seitdem wir das machen, gehts uns richtig gut, meiner Frau und ich. Deshalb möchten wir das bei unserem Kind auch machen“
    -> Die glauben da anscheinend echt dran und dann ist denen das fürs Kind keine 50 Euro wert???????

  11. Haha Eltern gibts 😀 Ich weiß meine weil ich Blut spenden gehe. Die von meinem Sohn weiß ich nicht, interessiert mich auch irgendwie nicht besonders. Ernährung nach Blutgruppe ? Ok jeder wie er will, aber das Kind damit reinzuzuiehen wo es eh noch gestillt wird? Eltern ey. Respekt an sie und ihren Job ich hätte viel öfter die Tischkante im Mund als ich wollte ^^

  12. Und ich hatte mir schon fast die Hoffnung gemacht, dass ein Vater mehr weiß, dass die Vaterschaft unklar ist, bis sie erwiesen wurde. Bei ca. 10% Kuckuckskindern ist es nicht verwunderlich, dass immer mehr Väter die Blutgruppe ihres(?) Nachwuchses in Erfahrung bringen wollen.

    Doch als Anlaß die blutgruppenorientierte Ernährung zu nehmen …

  13. Ich würde auch die Blutgruppe wissen wollen. Naja, jedenfalls die Meine, die ich ja auch kenne. Komischerweise haben wir uns in der Jugend öfter mal darüber unterhalten. War irgendwie immer interessant – spätestens dann, wenn es um die Blutgruppen im Bio-Unterricht geht, möchte man seine eigene Wissen. Meine steht im Impfpass. Aber da steht das Interesse im Vordergrund, nicht die Ernährung… *schlürf* hrhr

  14. Ernährung passend zur Blutgruppe? Mannoman, soviel Senf kann man doch gar nicht auf die Tischkante schmieren, wie manchmal nötig ist.

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