Haben wir nicht mehr

Beim Bestellen von Verbrauchsmaterialien (Impfstoffe, Sprechstundenbedarf, Schreibzeugs, Putzmittel, Handtücher usw.) ergeben sich zwangsläufig einige Regeln:

1. Das Material X wird immer dann am dringendsten gebraucht, wenn es verbraucht ist.
2. Das Material X ist genau dann beim Versender nicht lieferbar.
3. Das Material Y mit dem kürzesten Verfallsdatum (MHD) kostet am meisten (–> Adrenalininjektor).
4. Wird eine Sammelbestellung erarbeitet und versandt, gibt es stets das Phänomen des „Ich hab da noch was – oh, Du hast das Fax schon abgeschickt“.
5. Das Objekt des Phänomens aus No. 4 ist das dringendst benötigte.
6. Der/Die Bestellbeauftragte für die verbrauchten Materialien XYZ hat immer frei.
7. Medikamente laufen immer dann ab, wenn sie gebraucht werden. Paradebeispiel: Notfallmedikamente. Gegenbeispiel: Salben.
8. Medikamente werden immer dann aus der SSB-Liste gestrichen, wenn sie am meisten genutzt werden.
9. Wichtigstes Verbrauchsmaterial in Arbeitsgruppen (Praxis/Krankenhaus/Büro): Kaffee. Ist immer knapp.
10. Sonderangebote an Verbrauchsmaterialen orientieren sich nicht am Bedarf, sondern an der Lagerdauer beim Versender.
11. Bonusgeschenke der Versender sind stets a) kleiner als auf der Abbildung b) instabiler als Rutherfordium und c) schwer weiter zu verschenken.
12. Listen zu benötigten Verbrauchsmaterialien existieren ausschließlich virtuell. Bemühungen, diese in Schriftform zu bannen, scheitern bereits in Ansätzen.
13. „Haben-wir-noch?“ ist das Synonym für „Muss-man-bestellen“ bzw. „Kann-ich-mal-haben?“

Spezialfälle:
– Fibrinkleber – ist in der akuten Gebrauchsform stets eingetrocknet.
– Briefmarken – existieren stets in höherwertigen unpassenden Mengen, zu viel oder zu wenig
– Papierhandtücher – sind a) zu dünn und b) nicht saugend und c) fehlgefaltet (C-Form oder Z-Form)
– Kugelschreiber – existieren in der Regel nur als Werbeträger und sind auch nur als solche zu gebrauchen

Warum ich ausgerechnet jetzt darauf komme?
14. Am Anfang des Quartals/Jahres/Monats ist alles alle.

23 Antworten auf „Haben wir nicht mehr“

  1. Sehr beliebt auch im Bereich IT/Elektrik: vorkonfektionierte Kabel. Die, die man hat, sind wahlweise 30cm zu kurz oder 1,8m zu lang. Andere Längen gibt es nicht, oder sind so teuer, daß man dafür 10 zu lange kaufen könnte.
    Und Batterien bei Kinderspielzeug. Man sollte vor Weihnachten immer 10er-Packs kaufen 😉

  2. ist doch ueberall so, 3 tueten a 1 liter mitlch im kuehlschrank, also alles gut…. entweder entscheidet sich kind aber dann fuer eine milchreisorgie und/oder jede tuete ist offen und hoechstens halbvoll… noch fragen?

  3. Die Laborantin im GMP pflichtigen Umfeld merkt an, dass es durchaus Werkzeuge gibt, um diese Missstände zu beseitigen: Kaizen und all das Zeugs. Verbrauchsmaterialien lassen sich durch Kanban bestens organisieren und für MHD kann man eine Art Geburtstagskalender pflegen. Ehrlich, das funktioniert!

    1. Kanban für Verbrauchsmateralien? Ich kenne das eher als Werkzeug um Tagesgeschäft zu visualisieren. Wir treffen uns jeden Tag ne Viertelstunde am Kanban-Board zum Bugtracking (Softwareentwicklung)

      1. Für Verbrauchsmaterialien pappt man eine Kennzeichnung an einer vorher definierte Stelle der Gegenstände, zum Beispiel der vorletzten Kaffeepackung und wenn die aus dem Regal genommen wird, bekommt der Besteller die Karte und kauft die vorher definierte Lagermenge Kaffee – voila bist du nie ohne Kaffee, hast aber auch keine viel zu großen Mengen davon auf Vorrat, die womöglich ablaufen.

        1. Jeder Apotheker grinst hier müde – das ist nix anderes als POR – point of reordering – und im Apothekenbereich (längst?!?) überholt. Hier gilt POS: Der Computer erfasst den Verkauf, gleicht Bedarf und Bestand ab und bestellt selbstständig die entsprechende Menge nach.
          Also: auf jede Verpackung einen Code kleben, bei „Verkauf“=Anbruch Abscannen und das Bestellprogramm machts dann!*Ironie aus*

      2. Na, dann beschäftige Dich mal mit den Ursprüngen von kanban – denn genau aus dem Verbrauchsmaterial in Fertigungen kommt das schon etwas ältere Konzept her, das die Softwareentwickler jetzt als den neuesten Schrei preisen. (Wie übrigens einiges andere in der SW-Entwicklung auch, z.B. Schnittstellen, 199x in der Informatik ein hype – in der Elektrotechnik/Maschinenbau schon ein lange bewährter alter Hut ;;-)) )

        1. Da muss ich einfach nochmal was dazu sagen: „die Softwareentwickler“ preisen nix. Die machen ihren Job. Die Marktschreier sind die Berater.

  4. Kommt mir bekannt vor, wenn auch mit anderem Material.
    Ich ergänze: kaum hat man Materialgruppe XYZ alles Fehlende nachbestellt, stellt man fest, dass jemand einen weiteren Teilbereich aufgebraucht hat…
    Und seit 3 Tagen wissen wir dank intensiver interner Nachforschung, wohin das Toilettenpapier-Zentrallager verschoben wurde und wie man an Nachschub daraus kommt. Ich glaube, ich lege mir einen privaten Geheimvorrat an…

  5. „unnütze Marken“ gibts nicht, da auch 5 und 2 Cent Marken bei der Post erhältlich sind, um die alten 55er und 58er Marken aufzubrauchen.

    1. nur keine 3-Cent-Briefmarken um von 55 Cent auf 58 Cent zu kommen, deshalb besitzen wir noch viele 55 Cent-Briefmarken.

      1. natürlich gibt es 3 Cent Briefmarken, habe ich vergangenes Jahr benutzt. Hilft aber nun nicht mehr, da der Normalbrief ja seit 01.01.2014 nun 60 Cent kostet.
        Nun aber genug OT 🙂 Sorry, lieber Kinderdok

  6. Was die Briefmarken angeht: Schau Dir mal http://www.internetmarke.de an. Dort kannst Du Dir die Briefmarken ausdrucken – entweder auf DINA4-Papier zum Ausschneiden oder direkt auf das Kuvert. Gibts auch als Add-In für Word und Open-Office.
    Hat dann auch den Vorteil, dass man am 01.01.2013 oder 01.01.2014 nicht auf einmal dasteht und einen ganzen Pack unnützer Marken da hat, weil die Post die Preise erhöht hat.

  7. warum solls euch besser gehen als uns? *gg* That´s life…
    Aber mal ehrlich: alles andere lässt sich irgendwie hinbiegen, aber Kaffee alle ist der Supergau… 😉
    (Und sowas passiert grundsätzlich am Montag morgen 😉 )

  8. Obwohl…. so mancher Werbekugelschreiber schreibt besser als ein gekaufter. Habe so manchen schon mit traurigen Gedanken an Schreiberlebnisse in den Mülleimer verabschiedet

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