Was tun wir unseren Kindern an?

Die Zeit griff in ihrer letzten Printausgabe, und seit dem Wochenende auch online lesbar, eine Problematik auf, welche die Entwicklung unserer Kinder in den nächsten Jahren entscheidend beeinflussen wird: Die unzureichende Versorgung von Krippenkindern. Der Bindungsforscher Karlheinz Brisch aus München beantwortet Fragen, die ihn umtreiben, dem Interview spürt man nach, dass der Mann sich Sorgen macht.

„Internationale Studien sagen sehr klar, dass bei den Säuglingen eine Betreuungsrelation von eins zu zwei […] herrschen sollte. Das ist in den allermeisten Krippen in Deutschland nicht gegeben. […] Wir haben zwölf und mehr Kinder in einer Gruppe mit formal zwei Erzieherinnenstellen.“
„[…] keine Erzieherin kann mit sechs oder acht unter Dreijährigen emotional ausreichend in Kontakt sein. […] Damit wird der Mangel an Zuneigung für die Kleinen zur Alltagserfahrung.“

Brisch lehnt die Fremdbetreuung von Kleinstkindern nicht generell ab, bei schwachen Bindungen in der Familie kann dies in einer gut besetzten Kinderkrippe sogar zum Vorteil sein, aber die Realitäten sehen eben anders aus. Aus seiner Sicht bedeutet das aktuelle insuffiziente System eine Kostenexplosion in der späteren Therapie und Jugendhilfe, die besser in der Bezahlung von ausreichend gut ausgebildeten Erzieherinnen investiert wäre.
„Wenn wir das Geld aber nehmen und durch das kleine Gehalt der Erzieher und Erzieherinnen teilen, sind wir locker bei einer Eins-zu-drei-Betreuung, die sicher gebundene Kinder erziehen kann und Verhaltensauffälligkeiten vorbeugt. Wenn wir vorbeugend früh das Geld ausgeben würden, dann hätten wir Renditen wie sonst nirgendwo.“

Ein lesenswertes Interview, was Eltern, Krippenbetreiber und Politiker zum Nachdenken bringen sollte. Hier wurde zu schnell zuviel gewollt, ohne die Komsequenzen zu überblicken. In unserer Gegen wird auch gerade eine neue Krippe gebaut. Sie macht das Neubaugebiet attraktiv für junge Eltern, dem gesetzliche Anspruch auf einen Krippenplatz (und eben nicht auf eine 2:1 Betreuung) muss nachgekommen werden. Der Bürgermeister lobt die Ausstattung der Krippe, die Behindertengerechtigkeit, die vielen Parkplätze (!) und die hübschen Aussenanlagen. Kein Wort zum Stellenschlüssel. Ich frage seit geraumer Zeit die Eltern, wie denn der Stellenschlüssel in ihrer Kita ist – meist betreut eine Erzieherin sechs Kinder unter zwei Jahren, ein Schlüssel von 4:1 wird nie unterschritten, dazu kommen Krankheitsausfälle und das Aushelfen bei „den Großen“.

Die sichere Bindung zwischen Eltern und Kind oder auch Erzieherin und Kind wird seit Jahren als der entscheidende Faktor für die emotionale Entwicklung unserer Kinder gesehen. Die Forschung läu auf Hochtouren und Herr Brisch hat in Deutschland einen hohen Anteil daran. In der Politik scheint das noch nicht angekommen zu sein. Tun wir das bitte unseren Kindern nicht an!

Das Krippenrisiko
noch was mit Herrn Brisch: Whale watching
Rechtsanspruch auf Kita-Plätze

89 Antworten auf „Was tun wir unseren Kindern an?“

  1. Es hat übrigens einen einfachen Grund, wieso wir Eltern nicht aufschreien: wir haben Schiss.

    Wir haben Schiss, dass der Krippenplatz flöten geht. Dann geht nämlich auch die Planung flöten, das neue Haus kann nicht gekauft/bezahlt werden (*1), die Karriere nimmt eine Dauerauszeit und die Zukunft sieht gleich total grau aus.

    (Alternativ übrigens: wir haben Schiss, dass wir das Casting bei der Tagesmutter nicht bestehen. Die Tagesmutter, die endlich all unsere Kriterien erfüllt und sich die Kinder natürlich auch aussuchen kann.)

    Wir haben Schiss, dass Kritik in Krippe und Kindergarten am Ende an unseren Kindern ausgetragen wird. Denn so emotional, wie Ossis hier für ihre gute Krippe streiten, genauso emotional wird die Krippenbetreuung im Einzelgespräch, wenn man den Betreuungsschlüssel anspricht: eigentlich kann die Betreuung nichts dafür, aber statt sich mit uns Eltern gegen die Gemeinde zu verbünden, fühlt sie sich angegriffen. (Tatsächlich wird da lieber zusammen mit den Eltern der Nebenschauplatz der Kurzzeitparkplätze mit der Gemeinde aufgemacht.)

    Also machen wir bloß keine zu großen Wellen und betrachten das Ganze argwöhnisch und etwas hilflos.

    (*1) Privatstatistik: 5/9 jungen Eltern bauen/kaufen im Geburtsjahr eine Immobilie, die anderen 4 wohnen trotz finanzieller Fähigkeit weiter zur Miete.

  2. Ach ja und „Bindungsprobleme“, definiert als mit Ende dreißig noch keine ernsthafte Partnerschaft geschweige denn Familie zu haben, sehe ich hauptsächlich an westdeutschen Männern. Könnte was mit dem Erwartungsdruck zu tun haben, allein für das wirtschaftliche Wohlergehen der Familie verantwortlich zu sein…

  3. Ganz ehrlich? Ich kann`s nicht mehr hören. Ich selbst (ein Ossikind) musste bereits mit 3 Monaten in die Krippe gehen. Meine ganze Generation übrigens (Jahrgang 1974) und meine beiden Jungs sind auch mit jeweils 1 Jahr in Betreuung und fühlen sich ausgesprochen wohl in der Kita. Ich kann aber nun wirklich nicht behaupten, dass wir alle, unsere ganze Generation, bindungsgestört wären oder anderweitige psychologische Betreuung nötig hätten. Im Gegenteil. Ich kenne nicht einen meiner Freunde, der ein gestörtes Verhältnis zu seinen Eltern hätte. Wir alle sind sehr herzlich und fürsorglich zueinander. Unsere Beziehungen sind seit 20 Jahren stabil, keine Scheidung und keine Trennung. Alle Kinder sind völlig normal, fröhlich, frech und intelligent.

    Warum kann man nicht einfach jeden das tun lassen, was man für richtig hält? Warum müssen immer wieder Theoretiker herangezogen werden, nur um das eigene Verhalten zu rechtfertigen? Wer gern zu Hause mit den Kindern bleiben möchte soll das tun, wer nicht kann oder will, muss das auch nicht tun. Schade, dass immer wieder diese Diskussion stattfinden muss. Wirklich.

    Viele Grüße

    Christiane

    1. Hier fehlt nur noch: „… und ein Klapps hat uns auch nie geschadet!“ und der Apologetenzirkus hätte den Tusch.

      Ich kann es nicht mehr lesen: immer wenn in der DDR irgend etwas irgendwie gemacht wurde, springen bei Infragestellung des Vorgehens durch Theoretiker mit bösen, und bestimmt zielorientierten Statistiken entsetzt Generationen von Ossis (meist ein: die mit der Kindheit und ohne jegliche Erwachsenenzeit in der DDR) auf und behaupten, dass sei doch alles super gewesen und ihnen ginge es hervorragend. Als nähme man ihm auch noch das letzte Stück glücklicher Kindheit weg.

      1. Nein, tut mir leid. Geschlagen wurde ich nie. Damit kann ich nicht dienen und ja, ich hatte eine ganz wunderbare Kindheit auf dem Dorf.

        Schade, dass eine Kindheit im Westteil Deutschlands nur die Norm und Grundlage für sämtliche Theorien und Statistiken ist. Das zeigt die grundsätzliche Ablehnung anderer Lebensformen, wie sie in meinen Kindheitstagen ja durchaus die Norm waren.

        Damit will ich um Gottes Willen nicht sagen, dass meine Erfahrungen auf alle anzuwenden sind. Man sollte allen Müttern und Vätern die Freiheit lassen, eine persönlichen Weg einschlagen zu können. Wie auch immer dieser aussieht. Ich möchte nicht verurteilen und auch nicht für meinen/unseren Weg verurteilt werden!

        Viele Grüße

        Christiane

        1. > Kindheit im Westen die Norm

          Exakt das steht nun gar nicht in dem Artikel.

          Ich empfehle dir mal Renz-Polsters „Kinder verstehen“ zum Querlesen. Er listet immer recht ausführlich auf, wie man bestimmte Dinge auf der Welt noch so macht. Als durchschnittlicher Mitteleuropäer kommt man sich da ganz schnell unnormal vor. Krippe im Osten hin, Mama zu Hause im Westen her; Ost und West teilen ansonsten von Ernährung über Abhärtung (siehe Artikel) bis Schlafmodi nämlich genug an Kulturkreis.

          Meine Kindheit war auch toll. Wegen meiner Eltern, wegen meiner Geschwister, wegen Ferienlagern, wegen AGs, wegen, wegen, wegen. War deshalb meine und deine Erziehung, neutral und nüchtern betrachtet unter den Umständen auch die beste mögliche? Wem hier gar nicht Negatives mehr einfällt (zur Krippe ist das ohne Akte/Eltern ohnehin schwer), der sollte innehalten und noch dreimal nachdenken: Verdrängung funktioniert gut. (Um das Beispiel oben aufzugreifen: wer in einem größeren Bekanntenkreis sich nach 20jährigen Ehen an keine Trennungen erinnern kann, lebt im statistischen Wundercluster. Oder hat mal eben geistig den entfernten Bekannten da hinten verdrängt, der seit einigen Jahren alleinerziehend und nicht Witwer ist.)

  4. Interessant, wie ein Mann die Erkenntnis formuliert, dass die Betreuungsschlüssel in Krippen nicht so gut sind: „Tun wir das den Kindern nicht an“.
    Daraus folgt dann „Tun wir den Frauen nicht an, eigenes Geld zu verdienen“ und „Tun wir den Männern nicht an, dass die Frauen plötzlich (ok, seit Jahrzehnten) Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt sind und privat nicht mehr vor der Wirtschaftsmacht des Alleinverdieners kuschen.“

    Ohne den verdammten Rechtsanspruch wäre nie etwas passiert.

    1. nein, das folgt daraus nicht.
      interessant, wie es Frauen immer wieder schaffen, alles auf die Frauenfeindlichkeit zu münzen. Es gibt noch andere Alternativen als „Beide gehen arbeiten, damit die Frau auch Geld verdient“ – genau das ist das kinderfeindliche. Die Gesellschaft muss eher lernen, dass auch Männer zuhause bleiben. Soweit sollten wir – auch die Frauen – erstmal kommen.

      1. Naja… irgendwie bleibt trotzdem ein „Gmäckle“ wenn ein offensichtlich Vollzeit arbeitender Mann mit Kindern fordert, Männer und Frauen müssen soweit kommen, dass auch Männer zu Hause bleiben. Politisch korrekt mag das sein, aber irgendwie nur in der Theorie.
        Würden das mehr Männer machen (meiner hat es übrigens 3 Jahre gemacht) und nicht schon wahnsinnig stolz auf sich sein, dass sie grandiose 2 VÄTERmonate nehmen, alleine die BEZEICHNUNG (!), kämen die Frauen mit dieser Entwicklung sicherlich in der Regel klar. Ich jedenfalls kam ganz wunderbar damit klar, keine Jobpause einlegen zu müssen als das Kind da war.

          1. Was genau sagt mir *trööt*? „Daneben“ oder „Nein, ich bin arbeite gar nicht Vollzeit“? Natürlich kenne ich Ihr persönliches Familien- und Arbeitsmodell nicht, wie denn auch? Sie legen ja größten Wert auf Anonymität, was mir völlig recht ist, tue ich auch.
            Meine Rückschlüsse auf Ihre Vollzeitarbeit ergaben sich aus diversen Blogeinträgen, die mir sagten, dass sie abends die Praxis schließen und dann noch ein Vater sein Kind behandelt wissen will. Dass Sie abends, wenn alle weg sind, noch Besinnungsaufsätze über den vergangenen Tag schreiben, der sich absolut nicht nach Teilzeit anhört. Dass Sie soundso-oft Notdienste schieben müssen, für die PCs in der Praxis zuständig sind, sich ab und an in der Mittagspause auf die Liege schlafen legen usw. Klang für mich nicht wie ein Teilzeitjob, selbst wenn durch die Kollegin in der Praxis nun womöglich eine Stundenreduzierung möglich sein mag. Aber natürlich ist alles frei erfunden in diesem Blog und ohne Anbindung an Ihre persönliche Realität. Gut. Diskutieren wir jetzt wirklich um ein paar Stunden rauf oder runter und die Tatsache, dass ich Sie nicht persönlich kenne oder bleiben wir beim Thema? Nämlich dass die allerallermeisten Männer eben nicht für einige Jahre ihre Berufstätigkeit für ihre Kinder aufgeben, noch nicht mal nachhaltig reduzieren und das in aller Regel die „Aufgabe“ der Frau ist, egal wie qualifiziert sie ist. Sollte dies wider Erwarten auf SIe und Ihre Arbeitszeit nicht zutreffen ist das ja wunderbar, für die Mehrheit der Paare trifft es nach wie vor zu und in der Regel nicht, weil die FRAU sich dies nicht vorstellen kann.

          2. Herzlichen Glückwunsch, Sie gehören nicht zu der großen Mehrheit, die verbale Aufgeschlossenheit bei weitgehender Verhaltensstarre praktiziert. Tatsächlich stimme ich sogar zu, dass es für die Kinder weitaus besser wäre, wenn beide Eltern mehr Zeit hätten, als es die klassische 40-Stunden-Woche zulässt. Momentan ist dies aber nur in sehr wenigen herausragenden Berufen (erfolgreicher Künstler?) möglich, ohne massive wirtschaftliche Einschränkungen und sozialen Ansehensverlust.

      2. Nur Männer können es sich leisten nicht an Frauenfeindlichkeit zu denken, insbesondere bei diesem Thema. Aber das ist nicht die richtige Diskussion für dieses Blog.
        Ich unterstelle auch tatsächlich kaum einem Mann bewusst so zu denken. Aber beim gesellschaftlichen Status quo hat ein Aufruf zum Krippenboykott genau die von mir polemisch beschriebenen Folgen. Und die Weigerung das in Betracht zu ziehen, macht die Sache nicht besser. Im Artikel steht nämlich nichts davon, dass es grundsätzlich Vätern und Müttern möglich sein soll zu Hause zu bleiben.

  5. Jetzt mag ich doch auch mal meinen Senf dazugeben. Ich finde es schön, dass offenbar die meisten von euch ein Kind waren oder haben, das mit den Betreuungsvorstellungen der Eltern so wunderbar kompatibel ist. Mein Sohn war es definitiv nicht. Ich habe nach einem Jahr wieder angefangen zu arbeiten, mein Mann war zu Hause (nix Krippe), und trotzdem hat die Umstellung Sohnemann in eine schwere Krise gestürzt. So schwer, dass das noch heute der Punkt ist, wo Logopäden und Ergotherapeuten der Meinung sind, um den Zeitpunkt ist entwicklungstechnisch was schief gelaufen. Er hats einfach nicht verkraftet dass ich weg war und zusätzlich arbeiten musste, wenn ich wieder daheim war. Wir waren glücklicherweise in der Situation, dass wir wieder tauschen konnten, mein Mann hat sich eine Stelle mit familienverträglichen Arbeitszeiten gesucht und ich blieb wieder zu Hause. Und es ging uns allen besser damit. Mein Sohn ist dann mit 3,5 in den Kindergarten gekommen, hat dort bis zuletzt eine besondere Eingliederungshilfe bekommen, und geht jetzt ganz normal in die Schule.

    Ich kann alle Mütter verstehen, die wieder arbeiten wollen, und ich weiß, das es eine Menge Mütter gibt, die überhaupt keine andere Wahl haben. Aber ich möchte doch all jenen, die meinen, dass das frühe Abgeben an andere Betreuungspersonen doch überhaupt kein Problem ist und die Kinder das doch locker wegstecken sagen, dass das keineswegs so selbstverständlich ist. Es gibt nun einmal Kinder, die sensibler sind als andere, und die sich stärker auf eine Bindungsperson fixieren als das vielleicht in eure Lebensplanung passt.

  6. Ich selbst bin damals in die Krippe gebracht worden, als ich 1 Jahr alt war. Ich habe keine Bindungsprobleme, weder so, dass ich Bindungsängste habe, noch dass ich distanzlos bin. Auch das Verhältnis zu meinen Eltern ist hervorragend. Ich würde sogar sagen, dass es stabiler ist, als in so manch anderen Familien. Das liegt daran, dass ich ein Jahr alt gewesen bin. Das erste Lebensjahr ist das wichtigste! In diesem Jahr bildet sich das Urvertrauen. Wenn das nicht gesund entwickelt werden konnte, hat das Kind nen „Knacks“ weg und braucht später ne Verhaltenstherapie. Und das berrifft leider auch äußerst häufig die Kinder, die 3 Jahre lang mit Mami zu Hause waren, von vorn bis hinten betüddelt wurden und denen komplett “ der Arsch nachgetragen wurde“.

    Ich denke jedoch auch, dass Kinder darunter leiden, im zarten Alter von 8 Wochen von 06.00 Uhr bis 18.00 Uhr in die Krippe abgeschoben zu werden. Solche Leute sollten am besten gar keine Kinder bekommen.
    Kinder ab 1 Lj mit einem gesunden Urvertrauen nehmen keinen „psychischen Schaden“ mit, wenn sie 3 – 4 Stunden in der Krippe oder einer Familiengruppe sind

    1. interessante, ultimative Aussagen.
      Leider ist es nicht so. Weder kann man sagen, dass „Kinder Urvertrauen“ besitzen und daher „keinen psychischen Schaden bekommen“, wenn sie ab einem Jahr fremdbetreut werden.
      Die normale Entwicklung in Sachen Bindung ist in diesem Alter abhängig von
      – dem eigenen Bindungsvermögen, d.h. auch der Bindung, die das Kind vor dem 1. Geburtstag erlebt hat
      – der empathischen Bindung zu einer Bezugsperson, ehrlicherweise egal, ob das die Eltern sind oder eine gute Erzieherin. Dies wiederum ist unmittelbar abhängig von der Konstanz der Erzieherin (Wechsel durch Krankheit) und der Zeit, die das Kind mit ihr verbringt (siehe Stellenschlüssel)
      Das heisst auch, dass Kinder, die wenig Bindung in der Familie erleben, von der Beziehung zu einer Erzieherin profitieren können.

      Ein Kind, das wenig Bindung im Elternhaus erlebt, und dann in ein Kinderhaus mit offener Gruppe, wechselnden Erzieherinnen und 6:1 Betreuungsschlüssel kommt, wird mit grosser Wahrscheinlichkeit psychische Probleme entwickeln (und das sieht man auch in der Kinderarztpraxis).

      Eins wird immer vergessen: Unsere Krippen müssen alle Kinder auffangen können, nicht nur die (Achtung, Vorurteil) Akademikerkinder mit Oma im Hintergrund und guter Resilienz.

      Wir brauchen Krippen und Schulen, die auf unsere Kinder reagieren, und nicht insuffiziente Bildungseinrichtungen, an die unsere Kinder angepasst werden (ja, auch später mit Ergo- und Psychotherapien und ADHS Behandlungen). Und daher brauchts vor allem mal wieder Geld, um mehr gute ErzieherInnen und GrundschullehrerInnen. Achja, genau: Vor allem brauchts auch mehr Männer,

      1. Das bezweifelt ja hier sicherlich auch keiner, dass ein besserer Betreuungsschlüssel immer gut fürs Kind ist.

        Ich denke es nervt einfach viele, dass man als Mutter immer gleich schlecht gemacht wird wenn das eigene Kind in eine Krippe oder Kindergarten geht. Dann wird gleich noch die Keule ausgepackt, dass alle einen Schaden davon tragen. Dann kommt im Osten haben alle oder viele einen an der Waffel (übrigens bewiesen, dass es im Osten besser um die psychische Gesundheit bestellt ist^^). Aber keine der Mütter oder Väter hier würde es ablehnen wenn der Betreuungsschlüssel zum positiven geändert wird.

        Männer brauch es übrigens nicht nur im Kindergarten, sondern auch zu Hause als fürsorgliche Väter, die sich dieser Rolle auch bewusst sind. Wenn mans mit Studien hat bei der Zeit gab es letztens einen Artikel dazu 🙂

        Schlimm finde ich im übrigen auch den Betreuungsschlüssel im Kindergarten nachher also bei den Ü3-Plätzen. Der liegt dann nämlich gerne bei 1:10 oder 1:13. Für eine Verbesserung muss Geld fließen das wird aber wohl nicht so schnell passieren. Die Rentner werden immer mehr und haben einen großen Stimmanteil bei den Wahlen – die ködert man nicht mit Kindergartenprogrammen.

  7. mich wundert dann aber doch, dass hier soviel berichtet wird, warum man sein Kind mit einem Jahr in die Krippe gibt oder wie es in der DDR bestellt war –

    ich möchte doch gar nicht in Abrede stellen, dass jeder seinen eigenen Familienentwurf hat, aber die Hauruckaktion des Gesetzenanspruchs auf einen Kitaplatz und der schwache Stellenschlüssel ist doch das Problem: Geld fliesst in Backsteine und Rutschen und nicht in ausreichend gutes Personal!

    Wurscht, ob der Stellenschlüssel nachher 4:1 ist. Schön wär’s! Momentan ist er hier in den Kinderhäusern 6:1. Das tun wir den Kindern an!

  8. Nein, das kann man mittlerweile nicht mehr frei entscheiden, zumindest wird die Berufstätigkeit beider Eltern stark gefördert, während das altmodische Alleinverdienermodell zur Privatsache werden soll.
    Mein Beitrag war übrigens nicht polemisch gemeint, weswegen die Antwort mich jetzt ein bisschen erstaunt. Wir sind ja selber Freaks mit unserer Familie, und allein deswegen bin ich schon sehr für “Leben und leben lassen“.
    Wobei ich mich natürlich nicht wertgeschätzt fühle, wenn mein Lebensentwurf platt gemacht wird.
    Die Frage, wie geht das, sollte eine Frage sein. Ich kenne viele Familien, in denen das geht, und ich würde niemals jemandem unterstellen, sein Kind nicht zu lieben, ich halte mich auch nicht für eine bessere Mutter als andere. Nur erlebe ich es so, dass in diesen Familien entweder viel Großelternmithilfe geleistet wird oder die meisten am Rande von irgendwas leben – was ja immer mal vorkommen kann, aber als jahrelanger Dauerzustand?

    1. Ich bin auch sehr für „leben und leben lassen“ 😉 es hat jeder für sich die Entscheidung getroffen, so oder so zu leben. Manchmal unter äußerem Zwang, meist freiwillig. Dir zolle ich einen großen Respekt, 8 Kinder großziehen ist kein Pappenstiel oder geht mal so eben nebenher.
      Wenn die Große krank wird, bleibe entweder ich daheim oder mein Mann. Nach unserem Umzug könnten jetzt auch mal die Großeltern einspringen, also theoretisch. Praktisch ist es im Moment durch die Erkrankung meines Vaters eher schlecht (soll heißen, ich mag ihm nicht noch ein krankes Kind aufs Auge drücken). Im Moment bin ich noch in Elternzeit mit den Zwillingen, kann es also abpuffern. Danach? Werden wir uns reinteilen, geht ja auch nicht anders.

  9. Mein Kind ist auch ein Krippenkind – er ging mit 14 Monaten in eine Kinderkrippe mit Personalschlüssel 1:5, fühlte sich sehr wohl und wir haben trotzdem eine sehr enge Mutter-Kind-Beziehung. In den ersten 14 Monaten ging er mit mir ins Büro – ich musste, als mein Vater starb, ins elterliche Geschäft mit einsteigen. Wir haben schon ein Kind verloren und um unseren Großen in 10 Jahren Kinderwunsch und einer Schwangerschaft im Liegen viel gekämpft. Trotzdem bin ich der, jeder sollte die Art der Betreuung und Erziehung der Kinder selbst entscheiden. Ich wollte schon immer weiter arbeiten – wenn auch weniger wie ich jetzt musste. Aber mein Kind will doch auch das ich glücklich bin – und ich bin immer für ihn da wenn etwas ist. Jeder sollte diese Toleranz gegenüber den anderen zeigen – nur so sind wir alle Vorbilder für unsere Kinder. Eine Bewertung über andere würde ich mir nicht erlauben – keiner kann in die persönlichen und finanziellen Verhältnisse einer Familie wirklich reinschauen.

  10. @ Birte: Na, dann schicken wir unsere Kinder trotzdem in die Kita! Oder was möchtest du mit dieser Frage andeuten? Vollzeit-Mütter scheinen das oft nicht glauben zu können, aber: Berufstätige Eltern haben ihre Kinder genauso lieb wie Sie die Ihren, und es ist ihnen genauso sehr am Wohlergehen ihrer Kinder gelegen. Wenn das Kind krank ist, nimmt sich ein Elternteil frei. Pro Kind und Elternteil stehen einem 10 Tage gesetzlich zu. Macht z.b bei 2 Kindern 40 Tage, wenn mich nicht alles täuscht.
    Solche Kommentare wie von weiter oben („Wer Kinder haben will, sollte sich auch wenigstens die ersten drei Jahre um diese kümmern!“) machen mich einfach nur fassungslos. Warum können Sie nicht genießen, dass man in diesem Land einigermaßen frei entscheiden darf, ob man zu Hause bleibt oder arbeiten geht (mal vom finanziellen Aspekt abgesehen)? Das ist doch eine Errungenschaft! Warum versuchen vor allem die Vollzeitmütter immer wieder, anderen ihren Lebensentwurf aufzuzwingen? Und immer schwingt die Unterstellung mit, man würde sich als berufstätige Mutter nicht genug kümmern oder übernehme nicht genug Verantwortung fürs Kind etc. Dabei ist doch das Gegenteil der Fall: Nie wurden Kinder mit mehr Aufmerksamkeit überschüttet als heute (nicht immer zu ihrem Wohl). Auch von berufstätigen Müttern (fast immer eh in TZ, aber das ist ja offenbar auch schon zu viel). Grr!

  11. Ich bin Vollzeitmutter seit 27 Jahren (wir haben 8 Kinder, hat sich dann so ergeben. Die Große ist 27, die Kleinste wird im April 4 und hat DS). Reich sind wir nicht, so Sachen wie Urlaub, eigener Neuwagen für 18jährige, riesige multimediale Auf-, äh: Ausrüstung allseits gab und gibt es nicht. In den ganzen Jahren haben sich die politischen Vorzeichen doch ziemlich geändert. In den 80er Jahren war das Hausfrauendasein noch recht normal, Kindergartenplätze waren Mangelware, entsprechend hieß es, dass es den Kindern besser bekommt, möglichst lange daheim zu bleiben. Mittlerweile bin ich Exotin, gelte als Parasitin, und meine Kinder sind arm dran. Was ich mich aber wirklich Frage, und vielleicht kann mir das ja jemand beantworten: Kaum eines meiner Kinder war ein “funktionierendes Kind“, die werden und wurden krank, brauchen Ruhezeiten statt Remmidemmi usw. Wie geht sowas, wenn alle arbeiten müssen?

    1. Birte, kranke Kinder gibt es immer. Und wie „Anonym“ unter deinem Beitrag sagt: berufstätige Eltern haben das recht auf Krankheitstage. Das sehen Chefs sicher nicht immer gern, aber das Riskio gehen sie bei der Einstellung von Eltern eben ein. Ich war 9 Jahre daheim, habe in der Zeit drei Kinder geboren. Das Älteste und ich – wir wären aneinander verzweifelt, wenn wir nicht mit 14 Monaten einen KiTa-Platz genutzt hätten. Nicht, weil das Kind so schlimm war, sondern weil er nach sozialen Kontakten hungerte, jedes mal ausflippte wenn sie ausnahmsweise mal jemanden auf dem Spielplatz fand zum spielen.
      Nach den Jahren wieder in den Beruf, das war nicht leicht. Der erste Chef, selbst Familienvater, hatte seine eigenen Regeln: kranke Arbeitnehmer gibt es nicht, alles was noch kriechen kann erscheint, der Rest hat Homeoffice zu machen. Kranke Kinder gehören auf die Bürocouch, aber nicht ins heimische Bett … Der aktuelle Chef hat bisher keinerlei Kinderkrankheitstage von mir angenommen, weil ich – wenn ich daheim bleib – immer Homeoffice mache und ihm das reicht. Bei der Einstellung war er skeptisch, aber ich habe klar machen können, dass der Papa ebenso daheim bleiben wird. Bislang kriegen wir das gut hin, dass wir es auf die Gegebenheiten der Firmen abstimmen, wer daheim ist.

  12. Ich finde: Wer Kinder haben will, sollte sich auch wenigstens die ersten drei Jahre um diese kümmern! Mir kann keiner erzählen, dass er sofort wieder arbeiten muss, weil das Geld sonst „vorne und hinten“ nicht reicht… Wir haben auch vier Kinder, im Moment arbeitet nur mein Mann, und sogar nur eine reduzierte 32 Stunden-Woche – und das Geld langt trotzdem für das nötigste, obwohl mein Mann auch nur einen Durchschnittslohn hat… Klar muss man auf manches verzichten – es gibt nur ein Familienauto, Urlaub machen wir hier zu Hause auf Balkonien, je zwei Kinder teilen sich ein Zimmer. Kino, Essen gehen und so weiter gibt´s auch nicht so wie früher… aber es reicht für alles, was wirklich unverzichtbar ist! Dafür haben wir eben ganz anderen „Luxus“ nämlich den, unsere Kinder gemeinsam in ihren ersten Lebensjahren zu begleiten… Arbeiten können wir beide noch jahrzehntelang(!), sobald die Kinder etwas größer sind – aber die ersten drei Jahre braucht so ein Kind die Eltern wirklich wirklich dringend, die sollte man sich freischaufeln – und ich bin überzeugt, dass das jeder hinkriegt, wenn er nur wirklich will…

    1. „sollte sich kümmern“?! Und alle anderen sind schlechte Eltern oder wie? Lassen Sie doch bitte alle ihre Kinder erziehen, wie sie wollen. Ich weiß auch nicht, was für Sie ein Durchschnittslohn ist. Und ja, es soll auch irgendwo Frauen geben, die gerne arbeiten und nicht, weil sie es „müssen“. Autsch, wir haben 2014.

    2. es freut mich, wenn ihnen einen durchschnittsgehalt für ihre familie und „das wirklich unverzichtbare“ reicht.
      doch ich finde es wirklich unverschämt, dass sie andere eltern kritisieren, die sich „den arsch aufreisen“, um ihren kindern etwas besseres bieten zu können als das minimum oder ein leben mit unterstützung vom staat – was laut ihrer aussage wohl auch noch eine bessere alternative wäre..

    3. Das finde ich toll für Sie und Ihre Familie, dass Ihnen 1 Gehalt reicht. Ich kann Ihnen versichern, selbst wenn wir uns wirklich auf das allerallerallernötigste beschränken würden, reichte es hier nicht. Muss wohl u.a. daran liegen, dass wir hier immer noch 80%-Lohn bekommen, aber mindestens genauso viel Ausgaben haben wie andere Leute auch. Merkwürdig oder?
      Und mal abgesehen vom Finanziellen: Ich liebe meinen Job und mache ihn gerne. Warum also nicht weiter? Meine Mutter hat mit uns zwei Kindern auch immer VZ gearbeitet, und trotzdem fühlten wir uns nicht vernachlässigt. Weil dann eben nach dem Kiga gemeinsame Zeit war.

    4. „Arbeiten können wir noch jahrzehntelang“ Na da wünsche ich viel Glück bei der Arbeitssuche, wenn Sie den zukünftigen Arbeitgebern erklären, dass Sie mindestens 7 Jahre (länger, wenn Sie ihre Kinder nicht im Jahresabstand bekommen haben) nicht im Beruf waren.

  13. Danke an @meerfrau für dieses Kommentar, denn das wird bei der Diskussion um die ach so tollen Verhältnisse in Skandinavien gerne mal vergessen: es ist dort tatsächlich völlig normal, seine Kinder in Fremdbetreuung zu geben. Hier dagegen ist es immer noch stigmatisiert – siehe auch einige Kommentare hier. Da ist es ‚grausam‘, sein Baby in die Krippe zu geben, die Kleinen sollen da maximal 5 Stunden bleiben. Prima, bei einer optimalen Distanz zwischen Krippe und Arbeitsplatz kann ich dann ja ohne Probleme eine Halbtagsstelle machen. Das scheint für viele in Deutschland immer noch das Maximum zu sein, das sich Frau mit Familie herausnehmen darf und das macht mich (ganz subjektiv und unabhängig von jeglichen empirischen Forschungsergebnissen) als junge Frau ziemlich sauer. Und manchmal nimmt es mir tatsächlich auch einfach die Lust darauf, überhaupt Kinder zu bekommen.

    1. Liebe Clarissa,
      lassen Sie sich nicht von tendenziösen Blogeinträgen und dementsprechenden Kommentaren verunsichern. In Erziehungsfragen ist es einfach so, dass jeder sein Modell für das Beste hält und andere dann eben stigmatisiert, weil sie das eigene ja in Gefahr bringen…ein wenig „über den Tellerrand schauen“ und Toleranz für andere Lebensentwürfe wäre hier recht angebracht.
      Nach drei Kindern kenne ich nun mehrere Kitas (bedingt durch Ortswechsel) sowie das Tagesmuttermodell, in keiner Kita war der Betreuungsschlüssel schlechter als 1:4. Lehrer und Erzieher bescheinigen meinen Kindern ein ausgeprägt gutes Sozialverhalten, einige Kinderfreundschaften aus ihrer Kitazeit pflegen sie weiterhin. Um es gleich vorwegzunehmen, ja, ich arbeite Vollzeit, mein Mann auch und ich tue das gerne. Wer mich deswegen für eine gewissenlose Karrieristin hält, bitte. Es muss jeder selbst entscheiden, welches Modell zur jeweiligen Familie passt. Lassen Sie sich nicht dreinreden. Sie müssen damit leben, niemand sonst. Im übrigen war das erste Wort meiner Kinder Mama (reserviert für meine Person;)), ihre ersten Zähne und Schritte haben auch mein Mann und ich als erste mitbekommen. Sie lassen ihre kinder ja am WE und nach der Kita nicht vor der Tür stehen 😉 Es ist die Qualität und nicht die Quantität der elterlichen Zuneigung und Förderung, die ausschlaggebend ist. Ich habe auch längere Zeit in Frankreich gelebt, völlig normal, die Fremdbetreuung. Diese oder die schwedischen Verhältnisse, wie sie meerfrau beschreibt, wären hierzulande wünschenswert…In diesem Sinne, machen Sie wie Sie es meinen und wie es gut für sie ist.

  14. Ich kann nicht für ganz Skandinavien sprechen, aber in Kopenhagen liegt der Betreuungsschlüssel für die unter Dreijährigen bei 1:4, zwölf Kinder und 3 Betreuer. Bei Krankheiten springt sofort ein vikar (eine Aushilfe) ein. 1:3 wird immer mal wieder gefordert, entspricht aber nicht der dänischen Realität. Kinder kommen zumeist mit etwas unter einem Jahr in die Krippen, wenn die Elternzeit ausgelaufen ist. Wie in Deutschland auch gibt es Tagesmütter, die bis zu vier Kinder zu Hause betreuen. Es gibt viele integrierte Einrichtungen, d.h. Kinderkrippe und -garten sind unter einem Dach, manchmal ist sogar ein Hort angeschlossen, so dass die Kinder im Idealfall 10 Jahre in die gleiche Einrichtung gehen können.

    Man legt hier viel Wert darauf, dass Kinder die Möglichkeit haben mit anderen Kindern zusammen zu sein. Sein Kind zu Hause zu betreuen, würde den meisten Dänen im Traum nicht einfallen, und dass obwohl die Kopenhagener Kommune Eltern dafür bezahlt zu Hause zu bleiben.

  15. Unsere KiGa nimmt erst seit einiger Zeit Kinder unter 2 auf. Da kommen aber sicher auch 6 Kinder auf eine Erzieherin. Säuglinge gibts bei uns keine. Das gäbe der Kindergarten nicht her. Ich weiß aber noch, meine Große ist anfangs im staatlichen Kindergarten gewesen, der nahm auch Babys. Kam aber selten vor. Eins kam, als wir eingewöhnten. Ich hab dem kleinen Knopf damals noch ne Kinderwagenkette mitgebracht, weil nichts da war für so was kleines. Ich fand das irgendwie grausam. Aber die Mama hatte kaum eine Wahl, sie steckte mitten im Abi.
    Übrigens, was das Thema Ossis betrifft: ich kenne mindestens einen Kindergarten in der Umgebung, der bis heute dieses miese Töpfchentraining betreibt und sich weigert ältere Kinder zu wickeln …

    1. #Übrigens, was das Thema Ossis betrifft: ich kenne mindestens einen Kindergarten in der Umgebung, der bis heute dieses miese Töpfchentraining betreibt und sich weigert ältere Kinder zu wickeln.#

      Jep, ich auch! Und auch der totalitäre Mittagsschlafzwang ist noch ganz präsent. Und: „Wir nehmen die Zahnbürste in die rechte Hand!“

      Durchweg Spitzenkinderbetreuung im Osten, jaja. Mein Sohn war nicht mal ein Jahr in einer alten Ostkita (2004 wohlgemerkt) und mir sträuben sich bei dem dort Beobachteten noch immer die Nackenhaare.

  16. Ich breche auch eine Lanze für unsere Krippe u die Erzieherinnen. Betreuungsschlüssel 1:3 bei max 10 Kindern in der Gruppe, von denen ja dann auch einige wg Krankheit fehlen. Zzgl. 1 Praktikant pro Gruppe. Erzieherinnen, die die kleinen zum einschlafen auf dem arm wiegen, in der Trage haben oder im wägelchen schieben – so wie jedes Kind es braucht. Danke!

  17. Alle drei Kommentare ist eine Satire fällig, nicht, liebe Mit-Ossis?

    Lieber KinderDoc! Ich bin im Osten groß geworden und habe dort regelmäßig Buttermöhrchen mit Arsen gegessen, weil das so üblich war (*1). Einen Schaden habe ich nicht davon getragen. Ich habe zwar überhaupt keine Ahnung, welchen Schaden man von Arsen oder Buttermöhren nimmt, aber reflexartig bin ich eben fest der Überzeugung, dass ich einen solchen niemals hätte davontragen können.

    (*1) (war es natürlich nicht, wir haben knackharte verlorene Eier und unappetitlichen tote Oma bekommen)

    Jetzt mal Tacheles, liebe Mitforisten: habt ihr eine Macke? Nur weil ihr euch persönlich nicht erinnert, war die Betreuung supertoll? Wollen wir mal kurz durchgehen, an was ihr euch vielleicht nur vage erinnert? Zwang zu einheitlichem Verhalten: Töpfchentraining. Zwang zu einheitlicher Kleidung, auch wenn das bedeutete, dass ein Knick- Senk- Spreizfuß sich erst die Füße brechen musste um Halbschuhe statt Sandale tragen zu dürfen. Sozialistische Feindbilderziehung: Panzer malen, Kaufhallen im Fugenbau im Wettbewerb, Soldaten zujubeln (siehe auch http://www.zeit.de/2014/05/lehrer-ostdeutsche-schule-ddr-diktatur). Absoluter vereinheitlichter Schlafzwang für alle. Zwang zur Krippe bis in die 70er Jahre (erst ab da wurde den Müttern ein Erziehungsjahr gewährt). Das war alles gut, nur weil ihr heute nicht in der Gummizelle sitzt, oder was auch immer ihr euch unter Bindungsproblemen in der Realität vorstellt?

    Mal im Kontrastprogramm: meine Mutter, Pädagogin in der DDR, hat mich (a) lieber einer Tagesmutter in Beaufsichtigung gegeben, wenn möglich und hat mich (b) vor dem Schlafen lieber in die Schule zu sich geholt, weil ihr das zu rigoros war. Einen Schaden habe ich übrigens durch diese zusätzliche Zuwendung nicht davongetragen. Soweit ich weiß.

    1. Ich bin nach der Wende in die Krippe gegangen – bin Baujahr 89. Da gab es das alles nicht mehr also nix mit einheitlicher Kleidung, Panzer malen oder sonst was.

      Bei uns haben die Tagesmütter auch einen Betreuungsschlüssel von 1:5. Die Gruppe in unserer Krippe ist gut durchmischt also nicht nur Kinder unter 1 1/2. Also ist es da hin wie her ob Tagesmutter oder Krippe. Nur das bei uns die Krippe die besseren Öffnungszeiten hat.

      1. Erstens: weißt du nicht, ob das tatsächlich schon komplett abgeschafft war. Ehrlich, du weißt es nicht. Frag deine Eltern, die wissen es auch nicht, weil sie ziemlich sicher nicht gefragt haben und die langsame Einführung zB nach Berliner Modell im Jahr 1990 gewiss noch nicht in Neufünfland en vogue war.

        Zweitens: mein Punkt ist vor allem dieses Beharren darauf, dass es einem nicht geschadet habe, deshalb sei ja alles gut gewesen. Weil: siehe oben, weißt du nicht. Bindungsprobleme bedeuten nicht, dass du in psychiatrische Unterbringung gehörst oder dass die Lehrer mit dir ganz bestimmt Probleme hatten. Bremsprobleme beim Auto bedeuten auch nicht automatisch einen Unfall und dennoch sorgen sie für mehr Streß beim Fahren.

        1. Ich spreche ja hier auch für mich. Natürlich weiß ich nicht, ob es in ganz Ostdeutschland so war. Das Berliner Modell ist ein ziemlich alter Schinken – Heinmann starb 1967. Und ja ich wurde damals eingewöhnt – hat 3 Wochen gedauert. Die Studie sagt ja auch die Qualität der Einrichtung machts. Nicht jede Kindertageseinrichtung ist schlecht. Es ist ja auch ein Unterschied, ob ich 1970, 1980, 1990 etc. in solch ein Einrichtung gekommen bin. Kindergärten und Krippen unterliegen auch einer gewissen Weiterentwicklung. Vllt. haben wir Ossis hier im Blog ja auch Glück bei der Auswahl der Krippe gehabt 🙂

          Die Psyche eines Kindes ist vielschichtig. Es gibt ja auch Studien über die Rolle des Vaters. Es ist genauso schädlich wenn der Vater mit Abwesenheit glänzt und Wochenenddaddy spielt. Man kann nicht sagen das oder das ist für Bindungsstörungen verantwortlich.

      2. Ich bin genau wie du Baujahr 89 und bei mir gab es sicherlich kein zwanghaftes Töpfchen Training, denn die haben uns nur trocken auf genommen.
        Warum muss es eigentlich immer gleich Störungen geben, nur weil man nicht die gehypte zuhause Mama mit arbeitenden Pappa hatte? Wenn es danach ginge wäre heute keiner mehr nornal, andererseits was ist schon normal?
        Außerdem gibt es genau so Studien aus den USA und skandinavischen Ländern. die sagen das es den Kindern nicht schadet. Welcher Studie soll man nun trauen? Mal ehrlich bei Studien kann immer bewiesen werden, was man möchte, außer man macht Doppelblindstudien bzw. wenn es um Verhaltensentwicklung geht Studien mit Zwillingen, obwohl diese bei vielen Forschern auch umstritten sind. Bei Studien die es über positiv beschreiben, würde ich mir genau so die Initiatoren anschauen wie bei Studien die das Gegenteil behaupten. Wenn ich will das es statistisch relevante Aussagen gibt, die meine These beweisen, kann ich die Statistiken dahin biegen, genau so umgekehrt.

        1. Wenn du schon trocken warst als du in die Krippe kamst warst du aber sicher kein Säugling mehr, und darum gings ja. Dass es einem 2-3jährigen Kind ganz gut tut Kontakt zu Gleichaltrigen zu bekommen und nicht nur bei Mama zu sitzen bestreitet bestimmt niemand.

    2. Ich weiß ja nicht, wann Sie in der Krippe waren, aber in den 80ern gab es nichts mehr von den von Ihnen angesprochenen Drangsalierungen. Und ja, daran kann ich mich erinnern.

      1. Das „Programm für die Bildungs- und Erziehungsarbeit“ (Ministerium für Gesundheitswesen) für Kinderkrippen und das „Programm für die Bildungs- und Erziehungsarbeit“ (Ministerium für Volksbildung) für Kindergärten wurden 1985 respektive 1986 gerade erst auf den neuesten Stand gebracht und waren bindend. Mit detaillierten Anweisungen wann ein Kind was zu können habe und genauen Kontrollbögen für die Kreisärzte.

        Ich hab hier nicht geschrieben, dass Ossis am laufenden Band missbraucht wurden, dass alle Kindergärtnerinnen in ihrer Freizeit kleine Katzen erktränkt haben. Das Betreuung für fast alle (80%) existierte war großartig; dass die Betreuung obligatorisch war, war schlecht; die Art der Betreuung war – auch aus Sicht ostdeutscher Kinderpsychologen – nicht optimal.

        1. In beiden Einrichtungen, in denen ich war, gab es weder Einheitskleidung noch diese berühmte Töpfchenreihen noch Panzermalen. Wir haben Mutter, Vater, Kind gespielt, Bäume gemalt und Lieder gesungen. Das einzig schlechte, was ich in Erinnerung habe, war das Essen. Aber traumatisierend war nichts davon.

        2. Das mit den Kreisärzten kenn ich aber auch noch. Wissen Sie was das war? Das waren die damaligen U-Untersuchungen. In Kindergarten und Schule kam einmal im Jahr ein Kinderarzt und ein Zahnarzt und die haben die Untersuchung gemacht. Das kenn sogar ich noch von auf einem Bein hüpfen etc. U-Untersuchungen gabs in der BRD auch nur waren die freiwillig.

          Macht ein Kinderarzt aber heute auch nicht anders außer das man dafür einen Termin in der Praxis machen muss und er nicht in die Schule oder Kindergarten kommt.

        3. Die Betreuung war nicht obligatorisch. Es gab auch damals Mütter bzw. Großmütter, die ihre Kinder zu Hause betreut haben, ebenso wie es Kinder gab, die nicht in die Kindergärten aufgenommen wurden, weil sie verhaltensauffällig waren.

          Und bei der Töpfchendiskussion, wir sprechen von den Zeiten als Stoffwindeln Standard waren, das war mühsam und arbeitsintensiv und frühes Trockenwerden eine Erleichterung für die Eltern. Dass dies nicht optimal für die Kinder war, steht außer Frage.

          @ Judi Und zu den Bindungsproblemen: Die kommen vielleicht auch aus den unsicheren Wendejahren, wo alles was wir gelernt hatten, keine Gültigkeit mehr hatte, Nachmittagsbetreuung für Kinder und Jugendliche plötzlich wegbrach, und wo viele von uns zu sehen mussten, wie schwer es für unsere Eltern war mit Jobverlust und dem neuen System klarzukommen.

          1. Ich rede von einem pragmatischen Betreuungszwang – ich nenne nicht umsonst das in den 70ern eingeführte Mütterjahr als Erleichterung für die Eltern. Denn DDR StGB §249 gab her, dass du gefälligst wieder deine Arbeitsleistung zu erbringen hattest ([…] indem er sich aus Arbeitsscheu einer geregelten Arbeit entzieht, obwohl er arbeitsfähig ist […]): Betreuung existierte ja. Ganz zu schweigen vom Thema Geld, der Ossi lebte auch nicht vom billigen Brot allein.

            Dass eine Großmutter um die Ecke wohnte, ist eine glückliche Fügung. Als Akademiker wurdest man nämlich – wie heute jedem Beamten theoretisch blüht – dorthin geschickt, wo man benötigt wurde. Da man in der DDR die Kinder ein wenig früher bekam, war zu dem Zeitpunkt noch nicht unbedingt Versetzung möglich. Klar konntest du eine eigene Betreuung suchen. Nennen wir es also einfach mal „KinderabgabeweilArbeitZwang“.

            1. Die Betreuung existierte nicht überall. Mein Freund musste 3 Jahre zu Hause bleiben und von seiner Mutter betreut werden, weil es keine Krippe gab. Man hat dann Geld vom Staat bekommen wenn es keine Krippe gab.

            2. Aus obligatorisch ist jetzt also pragmatisch geworden, das kann man fast so stehen lassen. Das Mütterjahr wurde in der DDR 1977 eingeführt, davor kamen Kinder mit 20 Wochen in die Krippe. Anfang der 80er wurde für Mütter mit mehr als zwei Kindern die Betreuungszeit auf anderthalb Jahre ausgedehnt. Ich bin selber in dem System groß geworden. Meine Mama war Anfang 20, Akademikerin und ans andere Ende der Welt versetzt worden.

              Frauen wurden als Arbeitskräfte im Osten gebraucht, keine Frage, aber eigenes Geld verdienen, bedeutete auch Unabhängigkeit und Gleichberechtigung für Frauen.

          2. Ich bin Jahrgang 19973 – da war es zu den Wendejahren noch ne Weile hin. Bindungsprobleme entstehen nicht im Teenageralter. Sie mögen sich da manifestieren – entstehen tun sie aber viel, viel früher 😉

        4. Übrigens geht es mir nicht darum, Verfehlungen, systematische Misshandlung und üble Programme zu rechtfertigen, sondern die Schwarzmalerei zu bekämpfen. Also ja, ich bin empfindlich für Fakten, aber psychologische Probleme für alle 6:1-betreuten Kinder zu attestieren, wie es Kinderdok und der Typ aus der Zeit tun, halte ich für überzogen. Und dafür sind vernünftige Menschen, die so groß geworden sind, selbst wenn das in der DDR geschehen ist, ein Beispiel.

          1. nein nein nein, bitte lies mein Posting und das Interview des „Typen aus der Zeit“.
            hier attestiert niemand „allen 6:1 betreuten Kindern“ psychologische Probleme. Mein Sohn würde jetzt sagen „bin ich blöd, oder was?“
            Kann man wirklich so fehllesen?
            Es geht um den Stellenschlüssel, die *Qualität* der Erzieherinnenausbildung und um Bindungsfähigkeit. Und nicht um ALLE, sondern darum, die Kinder aufzufangen, denen das alles nicht vergönnt ist.
            Aufmerksamkeit, danke. Setzen.

            1. Das habe ich durchaus gelesen, aber ich bin eben der Meinung, dass wir unsern Kindern gar nichts antun, wenn der Stellenschlüssel ist, wie derzeit. Mehr ist immer besser, klar. Aber schlecht für die Kinder muss es derzeit nicht sein.

  18. Mein Zwerg ist mit 11 Monaten in die Krippe gekommen und ich hab bis jetzt keine negativen Erfahrungen gemacht. Der Betreuungsschlüssel liegt bei uns was Kind/Erzieherin angeht bei 1:5 (integrativer Kindergarten). Dazu kommen dann aber noch Praktikantinnen bzw. Erzieher im Anerkennungsjahr. Es wird soviel im Kindergarten/ Krippe gemacht von Ausflügen, zu Experimentiertagen bis sonst was. Bei Ausfällen wegen Krankheiten gibt es bei uns Springer. Wir sind aber auch in einem sehr großen Kindergarten. Für uns war es die richtige Entscheidung.

    Im Übrigen wohnen wir in Ostdeutschland. Ich bin auch früh in die Krippe gekommen später dann Kindergarten und Hort. Einen Schaden hab ich nicht davon getragen.

    Der Personalschlüssel ist übrigens Ländersache. Sie müssen nur ins Kinderförderungsgesetz schauen. In Bremen liegt der Betreuungschlüssel angeblich bei 1:3.

  19. Also mal ehrlich, ich war auch Krippenkind und das schon sehr früh. Meine Mutter war alleinerziehend, nicht ihre schuld, eher die meines Vaters, aber gut das ist ein anderes Blatt.
    Ich muss Sternenzauber zustimmen es hat uns sicherlich nicht geschadet. Ich war relativ zeitig in der Grippe und auch immer einer der als letztes abgeholt wurde, das war später auch im Kindergarten so. Meine Mutter hatte wie viele nicht die Möglichkeit mich wo anders unter zubringen, geschadet hat es mir und meinen Altersgenossen nicht. Die meisten leben in festen Beziehungen und sind in ihren jeweiligen Beziehungen, so weit man das von außen beurteilen kann, glücklich. Was wollt ihr denn mehr?
    Ich stehe zwar Krippen auch kritisch gegenüber, was den Personalschlüssel und noch einiges anderes betrifft, aber es generell verteufeln wie einige hier würde ich nicht wollen. Ich finde es eher schlimm, das Kinder heute in manchen Haushalten keine Kinder mehr sein dürfen und nur noch funktionieren sollen, in ihren chinesisch Kursen für 3 jährige und was weiß ich nicht noch alles. Klar Förderung muss sein, aber bei dem was ich auch im Freundeskreis teilweise höre, was den Müttern angetragen wird, was doch gut für ihr Kind wäre, da sträuben sich mir eher die Haare, als wenn ich von einer Freundin und ihrem Mann höre, die ihre Kinder in die Kindertagesstätte schon ziemlich früh und leider teilweise auch lange geben müssen, weil es mit dem Beruf nicht anders klappt. Denn bei den beiden und allen anderen die ich kenne, ist dann die Zeit mit den Kindern doppelt und dreifach wertvoll und wird viel mehr genossen.

  20. Lieber Kinderdok!
    Wir haben bislang noch kein Kind in einer KiTa untergebracht/unterbringen müssen.
    Aaaaber: Falls doch, hätten wir uns die KiTa angesehen, uns die Kinder dort angeschaut (Sind sie fröhlich? Wirken sie zufrieden?) und uns bei Bekannten nach der KiTa erkundigt (Gefällt es den Kindern dort? Gibt es Kritikpunkte? etc.). Und wir hätten uns auch die Erzieherinnen vor Ort ganz genau angeschuat (Sind sie symphatisch? Wirken sie genervt?)
    Aber – und da bin ich jetzt mal ganz ehrlich, auch, wenn`s dafür Haue gibt! – wir wären wohl im Endeffekt einfach nur froh gewesen, einen Platz bekommen zu haben und nach dem „Verteilerschlüssel“ hätten wir wohl nicht gefragt. Nicht, weil wir uns nicht um unsere Kinder sorgen würden und wir sie nicht gut und sicher aufgehoben wissen wollten, sondern, weil wir glaube ich einfach nie auf die Idee gekommen wären, dass da oft was im Argen liegen könnte. Man ist ja auch schonmal irgendwie naiv…. Vielen lieben Dank also, dass Du mich mit diesem Beitrag dafür sensibilisiert hast! Dankeschön!!!!!

  21. Und hier geben die Tagesmütter auf, weil sie keine Kinder mehr „bekommen“. Die Gemeinden bauen Krippe um Krippe und die Bürgermeister reden bei jeder Gelegenheit schlecht über Tagesmütter und gut über die neuen Krippen. Sehr bedauerlich finde ich.

  22. Achso, da sind wir also wieder bei, im Osten war alles schlecht…
    Das was wirklich sehr gut funktioniert hat war die Betreuung von uns Kindern, egal welcher Altersklasse.

    Diesmal auch mit Namen, vorher war der PC müde:-) 🙂

  23. Das was früher im Osten „Normal“ war, nämlich die Kinder schon ziemlich früh in Krippen unterzubringen soll plötzlich den Kindern schaden? Auch dort gab es keine optimalen Betreuungsschlüssel und trotzdem oder gerade deshalb, ist auch aus diesen „uns“ Menschen etwas geworden. Das kann ja dann nicht sooo schlecht gewesen sein. Ich bin stolz darauf schon sehr früh vieles lernen gedurft zu haben und mein Leben schon in jungen Jahren eigenständig auf die Reihe gebracht zu haben. Welcher junge Erwachsene kann das heute noch?
    Trotzdem habe ich genügend Bindung zu meiner Familie gehabt, man hat sich in der freien Zeit dann eben mit den Kindern beschäftigt. Vieles habe ich da gelernt, was heutzutage kaum ein Kind mehr weiß.

    Heute wird sich um zu vieles Gedanken gemacht. Ob dies oder jenes richtig für unsere Kinder ist? Dinge, die schon immer gelaufen sind und dies sehr gut.

    Es gibt jedoch gleichzeitig immer mehr Eltern, die keine andere Wahl haben als ihr Kind so früh wie nur möglich in eine Krippe zu geben, weil es einfach finanziell nicht anders machbar ist. Der Lebensstandard will gehalten werden, man möchte keine Abstriche machen und damit schnell mal das schlechte Gewissen beruhigt wird muss ja irgendwo anders als bei sich selbst der Fehler an dem ganzen gefunden werden. Der kann dann logischerweise nur in der Betreuung liegen, die mit dem falschen Schlüssel, dem falschen Angebot, der geringen Öffnungszeit, zu vielen Schließzeiten (die übrigens immer zum Wohle der Kinder eingebaut sind, denn es gibt Eltern, die ihr Kind gerne ganzjährig bringen würden, selbst aber 30 Tage Urlaub haben), schlecht gelaunten Kinderpflegern und Erziehern (man führe beliebig fort) gefunden ist.

    Es kann schon sein, das viele Kinder die heute Krippe erleben später eine Therapie benötigen, aber warum genau sollte, denke ich, nicht auf dem Rücken der Erzieherinnen ausgetragen werden sondern dem der Eltern, die sich in vielen Fällen nach der Krippe nicht mehr ausreichend ums Kind kümmern können oder wollen, weil einfach der Job zu viel beansprucht hat.

    1. > früher im Osten

      Das hat laut Wikipedia Zdeněk Matějček untersucht, mit ähnlichen Schlussfolgerungen wie obengenannter Karlheinz Brisch. Nur weil wir im Osten irgendwie erwachsen geworden sind, ist das nicht gleich ein gutes Erwachsenwerden gewesen.

      1. Ich war auch in einer DDR-Krippe und -Kita, so wie viele, zu denen ich immer noch Kontakt habe, die mitllerweile Ende 20 sind und keiner davon hat Bindungsprobleme. Wir waren über zehn Kinder in der Kita und hatten eine Betreuerin, manchmal noch eine Praktikantin. Wir alle haben sie sehr gemocht und es hat uns an nix gefehlt. Als wären wir jetzt alle gestörte Menschen deswegen… 😉

      2. Ich weiß, daß ich dafür vermutlich Schläge kriege, aber: Ich habe einige in etwa gleichaltrige Freunde (ich bin 40) die in der damaligen DDR in den „Genuß“ des Krippensystems gekommen sind. Freunde, also Menschen die ich sehr mag und mit denen ich gut klarkomme. Aber Bindung ist bei den meisten von ihnen auch heute noch ein „Arbeitsthema“, egal ob mit oder ohne Therapie. Und bei ihren Kindern auch.
        Ja, selbstverständlich sind auch im sozialistischen System die Kinder groß geworden und waren da nicht todunglücklich und vollkommen gestört. Aber man merkt es den allermeisten eben doch an… Und viele von den „Betroffenen“ bestätigen das

        1. Vielleicht suchen Sie sich auch komische Freunde aus? Man kann doch davon nicht darauf schließen, dass alle im Osten irgendwie komisch sind.

          1. Vielleicht habe ich keine komischen Freunde, sondern welche, bei denen die Fähigkeit zur Selbstreflektion besonders gut ausgeprägt ist – das werden wir an dieser Stelle nicht klären können :-D.
            Bindungsstörungen entstehen im Übrigen nicht in erster Linie durch lieblose und schlecht geschulte ErzieherInnen, aber das habe ich auch nicht behauptet
            Und wer bindungsgestört ist ist auch nicht automatisch ein psychopathischer Sozialkrüppel, die Sache hat schon ein paar mehr – sehr, sehr feine – Facetten 😉

            1. Wenn Sie so gut Bescheid wissen, dann erklären Sie doch einfach mal, was genau man den Menschen aus den östlichen Bundesländern anmerkt!

            2. Vor allem ersdmol den seggsischen Dialeggt.

              SCNR.

              Dir merkt man jedenfalls dezent eine reflexhafte Abwehr missliebiger Aussagen an, Fakten sind doch da egal 🙂

            3. Das unter einen Beitrag zu schreiben, in dem ich um Details bitte, zeugt schon von Ignoranz 😀

        2. Sorry, aber bei „Vielen merkt man es schon an.“ platzt mir die Hutschnur. Uns merkt man gar nichts an, viele Erzieherinnen waren trotz des Systems liebevolle Menschen, die entsprechend mit Kindern umgegangen sind.

  24. Genau deswegen gibt es in Dresden extrem viele Tagesmütter. Unser 3. Kind darf auch, wenn er 1 wird. Dann wird er zur „Kathrin“ gehen wie seine Schwestern auch, mit 2, maximal 3 Kindern gleichzeitig… und die Betreuung kostet uns nichts, denn er ist das 3. Zählkind unserer Familie. Wäre er dies nicht, würden uns die 7,5 bis 9 Stunden Betreuung monatlich um die 130,- € kosten… Genauso viel wie ein Krippenplatz mit o.g. Betreuungsschlüssel.
    DAS ist der familienfreundliche Osten.

  25. Unikrippen scheinen da irgendwie anders zu sein. In unserer Kripee kommen auf 12 Plätze 3,5 Erzieherinnen. Da wir flexibe Bringzeiten haben sind auch in der Kernzeit in der max. 10 Kinder da. Es wird viel gebastelt, auch weil man die Flexibilität mal größere Kinder zum basteln oder Experimentieren rauszunehmen, das Personal dafür ist halt auch da. Der größte Gewinn überhaupt: geringe Personalfluktuation, ich hab beim 2. Kind die gleichen Ansprechpartner wie beim ersten vor 5 Jahren.

  26. Ich bin Tagesmutter, betreue max.4 Kinder unter 3. Sorge dafür das nur max. 2 unter 18 Monaten sind und ich denke das es so gut für die Kleinen ist, leider werden uns Tagesmüttern immer mehr Steine in den Weg gelegt und man muss sich echt überlegen ob man zu diesen Bedingungen arbeitet. Auch Tagesmütter müssen die Kleinen fördern. Ich male, bastel, singe, tobe genauso wie einer Krippe. Es gibt feste Strukturen, aber auch genug Platz für die kindlich Entwicklung. Unsere Krippen sind hier eine Katastrophe. 12 bis 13 Kinder pro Gruppe und auf dem Papier 2 Erzieherinnen, meist aber nur ne Praktikantin. Viele Krippen arbeiten schon mit dem offen Konzept, so das die Kinder keine Bezugsperson haben. In meinen Augen grob fahrlässig.
    Leider werden wir Tagesmütter oft nicht als gute Möglichkeit ein Kind zu betreuen gesehen. Die meisten Tagesmütter machen richtig gute und tolle Arbeit und das müsste einfach mal anerkannt werden.

    1. *unterschreib*
      „Meine“ ehemalige Tagesmutter wohnt auf einem Bio-Bauernhof, ihr Mann ist dort Chef der Schweinezucht. Und das ist echt ein Abenteuerland für die Lütten 🙂 Ich fand es toll, meine Große ist richtig aufgetaut dort.
      Was ich auch unheimlich zu schätzen wusste: die Flexibilität. Ich habe an meinen Arbeitstagen von 8:45 bis 18:00 gearbeitet plus jeweils noch 20 min Fahrt pro Strecke. Das habe ich gleich im Vorfeld gesagt, und damit war für sie kein Problem. In der Krippe hätte ich mein Kind um 16:30 spätestens holen müssen. Tja.. das hätte nur meine damalige Arbeitgeberin nicht mitgemacht.

    2. Auch unseren Kindern konnte nichts besseres passieren als die unglaublich engagierte, liebevolle, aber auch konsequente Tagesmutter, die sie jeweils von 1-3 Jahren vormittags betreute.

  27. Ach, ich finde das einfach so schade. Wenn ich Kinder habe, dann werde ich alles, aber auch restlos alles dafür tun, sie die ersten Jahre selber betreuen zu können.
    „Frau Leserin, Ihr Kind hat heute die ersten Schritte gemacht!“
    „Ich glaub, da unten kommt ein Zähnchen!“
    „Der Kleine hat mich heute Mama genannt!“
    Nee, ehrlich – das will ich nicht! Ich will am Leben meines Kindes teilhaben und wenn mir einer von diesen wichtigen Ereignissen berichten darf, dann mein Mann. Die Entwicklung meines Kindes will ich nicht verpassen, und wenn ich mich dafür finanziell krumm legen muss.

    1. Das entgleitet hier irgendwie: bitte lösch doch mal diese Sozialdystopie des allein frembetreuten und deshalb total fremdfixierten Kindes aus deinem Kopf. Realitätssinn kann man sich schon vor eigenen Kindern zulegen und das Handeln in Extremen („ich werde alles, restlos alles …“) sorgt nur für Erwartungs- und Anspruchshaltungen die zu Streß für alle führen.

      In dieser Realität sieht das meist so aus: ein halbjähriges Kind verbringt um sechs Stunden in der Kinderkrippe, davon ein bis zwei Stunden schlafend. Die restlichen 4-6 Wachstunden verbringt das Kind mit dir. Bei Vollbeschäftigung der Mutter verschiebt sich dieses Gleichgewicht, keine Frage, aber es sind eben nicht alle vollbeschäftigt und das Extrem ist wie erwähnt nicht das Maß der Dinge. Deine Beispiele sahen dann in der Praxis bei uns so aus:

      Kinderärztin sagt bei U4: Oh, da kommen ja schon die ersten Zähne, schauen Sie mal! Eltern antworten beim ersten Kind: Ööööh, das sind die Zähne und dem Zahnfleisch? Stimmt, jetzt bei dem Licht … wow!

      Betreuerin sagt: Hey, das Kind ist heute alleine so und so weit gelaufen! (und freut sich darüber) VaterMutterKind antworten stolz: Ja, das hat es vorige Woche gelernt, eben ist es noch die ganze Fahrt in der Eisenbahn an beiden Händen gelaufen und plötzlich tappste es alleine los.

      Kind wird abgeholt und spielt zu Hause mit Bildern. nimmt eines und sagt .

  28. Das Thema Bindungsforschung sollte die wichtigste Lektüre für werdende und seiende Eltern sein. Und für jene, die mit Kindern zu tun haben. Vor allem in den ersten Lebensjahren.

  29. Jetzt muss ich aber mal eine Lanze für die Krippe meiner Kinder brechen, die eine rühmliche Ausnahme zu sein scheint (?). Pro Gruppe 10 Kinder, in der Kernzeit 3 Erzieherinnen (tatsächlich, nicht nur theoretisch).In den Randzeiten (mit erfahrungsgemäß weniger Kinder pro Gruppe) wird mit der Partnergruppe zusammengearbeitet, so dass der Betreuungschlüssel immer gewährleistet ist. 2x die Woche Musikschule pro Gruppe, d.h. Musiklehrer kommt ins Haus. Bastelangebote, großes Außengelände, regelmäßig Spaziergänge und Zoobesuche. Akribische Dokumentation der Entwicklung der Kinder, gute Beratung, frisch gekochtes Bioessen. Zufriedene Erzieherinnen, deshalb wenig Personalwechsel. Falls es doch vorkommt, wird viel für schonende Übergänge getan. Und außer zwischen den Jahren und an Feiertagen keine Schließzeiten. Es handelt sich um eine Unikrippe, also keine hochpreisige Luxus Unterbringung … Meine Kinder fühl(t)en sich wohl dort, was für mich das ausschlaggebende Kriterium war und ist.

  30. hmm.. ich verstehe die Sorgen und Nöte, keine Frage.
    Und mir persönlich wäre es auch lieber, ich könnte die Zwillinge (so wie die Große dermaleinst) zu einer lieben und tollen Tagesmutter mit maximal 5 Tageskindern insgesamt geben. Aber diese Möglichkeit gibt es hier nicht. Allen Tagesmüttern wurden übelst viele Steine in den Weg gelegt, so dass so ziemlich alle aufgehört haben. Und die Tagesmutter meiner Großen, die ich liebend gerne wieder genommen hätte, wohnt durch unseren Umzug 75km weit weg. 🙁
    Also bleibt nur die Krippe in der Kita der Großen. Wir haben Glück und in der Gruppe mit (ich glaub) 15 oder 16 Kindern gibt es 3 Erzieherinnen. Und die Große ist auch da; im Morgenkreis mit allen Kindern und Erziehern und draußen auf dem Spielplatz sehen sie sich auf jeden Fall. Die Kinder werden auch in der Zwergengruppe gefördert. Von daher haben wir wohl hier einen Platz an der Sonne 😉
    Warum ich meine Kinder in die Krippe gebe? Weil ich sonst nicht arbeiten gehen kann, selbst TZ nicht. Und ein Gehalt reicht hinten und vorne nicht bei einer fünfköpfigen Familie. Das ist eben die Kehrseite der Medaille. Daran denken viele leider nicht. Also was tun, wenn auch die Großeltern nicht können?
    Was macht eine Frau, die Schichten arbeiten muss? Oder (Lebensmittel-) Einzelhandel mit den grausamen Öffnungs- und Arbeitszeiten? Wenn ich mir anschaue, dass hier in der totalen Provinz, wo eigentlich um 18 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden, 2 Einkaufsmärkte bis 22h öffnen (müssen), frage ich mich echt, ob das sein muss.
    Die Frauen müssen arbeiten gehen wegen Geld und kriegen quasi eins vor den Latz samt Stempel als Rabenmutter, wenn sie es tun, weil sie ihr Kind ja weggeben müssen zu unmöglichen Zeiten. Schöne Misere…
    (Und ich bin immer noch schwer dafür, dieses unsägliche Betreuungsgeld abzuschaffen und das Geld in die Kitas und Krippen zu pumpen. Die haben es viel nötiger!)

  31. Ich habe das Interview in der Zeit auch gelesen, und sicher ist da viel Wahres dran. Es geht aber ja um die Kinder im ersten Lebensjahr, er spricht ja von Säuglingen. Und seit der Einführung des Elterngelds ist die Zahl der Kinder, die schon als Säugling in die Krippe kommen, schon enorm gesunken. Das bestätigte mir auch eine Erzieherin in unserer Kita, die sich in der Krippe mal wieder ein richtiges Baby wünschen würde. Gibts da praktisch nicht mehr. Insofern wächst da sicher keine Generation „fremdbetreuter“ Säuglinge heran. Was natürlich nicht heißen soll, dass alles toll ist in unseren Kitas.

  32. Das, was Herr Brisch schreibt, ist nichts Neues. Wir müssen nur mal in die nordischen Länder schauen, in denen eine U3-Betreuung schon länger gang und gebe ist. Jesper Juul hat bereits hierzu schon verschiedene Texte verfasst und u.a. dargelegt, welche Bindungsschwierigkeiten diese Kinder später haben. Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille…

  33. Bei uns um die Ecke gibt es seit einem halben Jahr ein neues Kinderhaus mit 2 Hortgruppen, 4 Kindergartengruppen und zwei Krippengruppen für Kinder ab 3 Monaten.
    Jede Menge Kinder, die zwar zu bestimmten Zeiten eine feste Gruppe haben, sich ansonsten aber frei in den beiden Stockwerken und dem Außengelände bewegen.

    Betreuungszeit 7 Uhr bis 19 Uhr, allein diese Stundenzahl bedingt Personalwechsel.
    An eine Ausweitung der Öffnungszeit sowie die Eröffnung einer kleinen Übernachtungsgruppe wird bereits gedacht.

    Bei der Führung durchs ( wirklich schöne ) Haus und der anschließenden Fortbildung „Das getaktete Kleinkind“ (eine Fördermaßnahme folgt der anderen, streng nach Plan bis hin zur maßlosen Überförderung, das Gegenteil von nur aufbewahren) musste die stolze Leiterin verblüfft feststellen, dass einem Großteil ihres Fachpublikums (Erzieherinnen, Grundschullehrerinnen, Heilpädagogen, Sozialpädagogen etc.) vor Mitleid mit den Kindern Tränen in den Augen standen.

    Danach rechtfertigte sie sich damit, dass sie das alles auch nicht gut fände, dies werde aber von vielen Eltern gefordert.

    Es wurde während der Veranstaltung u.a. auch auf die Klientel des Kinderhauses hingewiesen: wenig Kinder aus sozial schwachen Familien, kaum Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache, dafür viele Akademikerkinder, insbesondere Abkömmlinge von Juristen und Ärzten.

  34. In unserer KiTa gibts auch eine Krippengruppe. Theoretisch nehmen sie Babys ab 8 Wochen, bis 6 Jahre geht die Gruppe. Praktisch glücklicherweise nicht. Sie müssen nur X freie Plätze mit Kindern von 8 Wochen bis fast 1 Jahr besetzen und da wählt die Leitung immer die möglichst alten Kinder aus der Altersgruppe.
    Trotz allem sind seit 2013 so viele sehr kleine Knirpse da wie noch nie. Bei einer Gruppenstärke von 15 Kindern auf 2 Erzieherinnen.

    Ich sehe, dass nur das nötigste geschieht. Die Erzieherinnen sind vollauf beschäftigt mit wickeln und füttern und Unfug vermeiden. Es wird kaum noch gebastelt und die Älteren (es gibt nur zwei Vierjährige und drei Dreijährige in der Gruppe, der Rest ist jünger) werden kaum noch gefordert, geschweige denn gefördert.

    Selbst die Gruppenleiterin leidet so langsam, sie wird zunehmend kühler, gestresster. Der Personalmangel macht sich bemerkbar, hier werden Erzieherinnen so sehr gesucht wie sonst in nur sehr wenigen Gegenden. Leider gibts zumindest unter dem kath. Träger nicht nur eine Stundenbeschränkung (er zahlt nur so und so viel Stunden) sondern auch eine Erzieherinnenbeschränkung. Wenn also eine länger oder gar auf unbestimmte Zeit ausfällt, kann nicht etwa eine andere angestellt werden, das muss langwierig extra genehmigt werden. In erster Linie will man, dass die fehlenden Stunden per Überstunden aufgefangen werden. Zur Freude der Erzieherinnen, die für die Überstunden deutlich weniger Geld bekommen als für die regulären.

  35. Über eines müssen Eltern sich klar sein, wenn sie ihre Kinder in eine Krippe geben: Es ist und bleibt eine Fremdbetreuung. Selbst wenn man unter anderem mit einem guten Personalschlüssel den Kleinsten gerecht wird gibt es Krankheitsausfälle und Personalwechsel und -fluktuationen und ruck zuck ist eine gute Bindung dahin und muss zu einem anderen Erzieher neu aufgebaut werden. Dies ist auch nicht nur für die Kinder anstrengend. Auch ich als Erzieher komme mir manchmal emotional ausgesaugt vor.

    Welche Frage man sich auch stellen sollte: Wie viel Krippe braucht das Kind! Nicht nur der Personalschlüssel spielt eine große Rolle, auch die Dauer, welche die Kinder in einer Krippe verbringen. Selbst wenn der Personalschlüssel nicht so gut ist, kann dies in meinen Augen von einer maximal Aufenthaltszeit von 4-5 h pro Tag etwas kompensiert werden. Denn: nicht alles Mütter haben den Luxus zu entscheiden ob sie diese Fremdbetreuung überhaupt wollen. Und, man darf als Mutter kein Problem damit haben, wenn das Kind zu Hause von der Bezugserzieherin „schwärmt“ oder bei jeder Frau die ihr ähnelt ihren Namen ruft und dieser neben den Worten Mama und Papa fast die gleiche Bedeutung für das Kind hat.

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