Rettet die Hausgeburten!

Die Beziehung zwischen Kinder- und Jugendärzten und Hebammen ist nicht immer das Beste, da gibt es zuviele Schnittmengen, zuviele Reibungspunkte, zuviel Diskussionsstoff. Jeder Doc kennt seine Hebammen, jede Hebammen ihre Kinderärzte. Man empfiehlt dies, sie empfiehlt das. Die Empfehlung *zum* Kinderarzt ist eine einseitige, die Empfehlung zur Hebamme findet naturgemäß nicht statt.

Wir brauchen Hebammen, wir brauchen sie vor allem *da draussen* ™, nicht alleine in den heilig geschützten Hallen der Kliniken. Sie machen Vorsorgen, sie machen Nachsorge, aber sie machen vor allem auch Hausgeburten. Und das ist gut so. Eine Familie Frau sollte sich entscheiden, wie ein Kind zur Welt kommen soll. Wer ein Risiko trägt, Frühgeburtsbestrebungen, Erkrankungen der Mutter, suboptimale Geburtswege, der geht sowieso in die Klinik. Keine Hebamme in Deutschland würde diese Kinder zuhause entbinden. Welche Frau Unsicherheit empfindet vor der Hausgeburt, kann immer in der Klinik entbinden. Keine Hebamme würde da abraten.

Wer sich aber sicher fühlt, Frau wie Hebamme, wer Erfahrung hat, wer vielleicht auch schon ein Kind bekommen hat, wer eine Klinikangst hat (auch die gibt es), wer das natürlichste der Welt vollziehen will – eine Entbindung alleine mit der Hebamme – , die sollte dies auch zuhause tun dürfen.

Doch diese Möglichkeit wird es demnächst nicht mehr geben. Warum gibt es keinen #aufschrei zu dieser frauen- und hebammenfeindlichen Entwicklung?
Ab nächsten Jahres wird es aller Voraussicht nach nur noch zwei Versicherungsunternehmen geben, die das Risiko eine Hausgeburt absichern wollen. Denn darum geht es: Die Haftpflichtbeiträge der frei tätigen Hebammen hat sich in den letzten explosionsartig vermehrt – der durchschnittliche Jahresbeitrag liegt heuer bei 5000€ – das kann sich keine Hebamme mehr leisten. Ich zahle gerade mal 1050€ pro Jahr.
Reduzieren sich nun noch die Anbieter, wird der Markt noch enger, die Beiträge werden vermutlich noch weiter steigen.

Der Anstieg der Haftpflichtbeiträge und das Schwanzeinsziehen der restlichen Versicherungsunternehmen ist nicht zu rechtfertigen: Eine Hausgeburt ist – so keine bekannten Risiken vorliegen – nicht gefährlicher als eine Kliniksentbindung. Und bei Vor- oder Nachsorge wird sicher selten ein versicherungspflichtiger Haftschaden entstehen (auch wenn ich das Abraten von Impfungen, Vitamin-K- oder Vitamin-D-Gaben als überaus fahrlässig ansehe).

Was soll das also? Bekommen wir amerikanische Verhältnisse? Ist der Hebammenberuf die erste Bastion der ambulant Tätigen, die gekippt werden soll? Als nächstes sind die ambulant Operierenden dran, die Chirurgen, Orthopäden, Augenärzte? Oder traut sich an diese Lobby dann keiner ran? Wie stark sind die Seilschaften bei den Versicherungen und den grossen Krankenhausunternehmen, die die Frauen auf diese Weise in die Kliniken zwingen? Bereits jetzt schließen immer mehr kleinere Entbindungshäuser und Gynäkologie-Abteilungen, um die Zentralisierung voranzutreiben. Das schwächste Glied ist die Hausgeburt – sie bricht nun weg.

Weitere Infos:
Thema beim Hebammenverband
Ärztezeitung: Situation der Hebammen spitzt sich zu
Ausgleich durch Vergütung?
Vergütung der Hebammen – Hintergründe
Petition zur Hebammenvergütung
Zeit für Hebammen

104 Antworten auf „Rettet die Hausgeburten!“

  1. Ich muss mich der Meinung von Anke (1. Kommentar) anschließen – meist haben die Hebammen einfach nicht die Möglichkeit oder das Wissen festzustellen, wann eine Hausgeburt ein zu hohes Risiko mit sich bringt. Im Zweifelsfall würde ich daher immer in die Klinik…

  2. Ich komme eben von einer Infoveranstaltung eines Geburtshauses. Ich habe einen Termin für das Erst-Gespräch bekommen, weil der voraussichtliche Termin bei mir im Januar ist (ich bin 8.SSW). Bei den anwesenden Frauen mit Termin im Dezember wird ausgelost, welche einen Termin bekommt und welche einen Platz für die Warteliste… Die November-Muttis haben ausschließlich Wartelisten-Plätze bekommen 🙁

    1. Ohweh. Und bitte nicht die Anmeldung für die Kita vergessen 😉

      Ich frage mich immer, was passiert, wenn eine Mutter mit Presswehen in einem Geburtshauses ankommt – wird dann auch auf diese Liste verwiesen? Auch ein Geburtshaus muß erste (Entbindungs-)Hilfe leisten, oder?

      1. „Auch ein Geburtshaus muß erste (Entbindungs-)Hilfe leisten, oder?“ Die Frage finde ich jetzt interessant. GH sind doch privat, oder? V.a. sind sie nicht dauerhaft besetzt. Sollte eine aktiv entbindende im GH aufschlagen, wird ihr bestimmt auch geholfen,wenn der Weg ins Krankenhaus zu weit ist, aber eine Pflicht zur „Aufnahme“ oder ein Recht auf Entbindung im GH XY gibt es sicherlich nicht… die Rechnungen werden ja auch privat beglichen und müssen dann von der eigenen KK erstattet werden. In „unserem“ (also wo wir Kunden waren) GH arbeiteten zwei Hebammen, die dementsprechend ein Patientenlimit hatten, weil sie nicht mehr Vor-/Nachsorgen und Geburten pro Monat abdecken konnten.

  3. Bin gerade erst über diesen Blogeintrag gestolpert. Der ist ja vom Februar, inzwischen hat sich einiges getan. Und – o Wunder – es zeichnet sich sogar ein Schulterschluss zwischen Hebammenverbänden und Gynäkologen ab!!! Ist auch richtig so, denn, wie unsere Gesundheitsministerin in NRW letzte Woche sagte: die gesamte Geburtshilfe steht auf dem Spiel, nicht nur die Hausgeburten. Wenn das so weitergeht, werden die kleinen Abteilungen schließen müssen, die Belegärzte sich auch immer weiter zurückziehen, von Wahlfreiheit kann für die Frauen dann erst recht nicht mehr die Rede sein. Man mag zu den Hausgeburten stehen, wie man will – entscheiden müssen die werdenden Mütter, und das können sie nur, wenn sie auch eine echte Wahl haben. Also, lieber kinderdoc, danke für Dein Votum! Und jetzt werd ich mich mal durch Deine anderen Einträge lesen …

  4. Hallo lieber Kinderdoc,
    Es ist nicht alleine die hausgeburt die wegbricht, es ist auch vor- und Nachsorge. Denn es wird sich keine Hebamme, sollte es so weiter gehen, am ende mehr versichern können, da es keine Versicherungen mehr gegeben wird.
    Frauen, Mütter, Kinder haben keine wirkliche Lobby, das müssen wir uns schlicht eingestehen, wir stellen zwar mehr als 50 Prozent der Bevölkerung ( immerhin gibts auch männliche Kinder 😉 ) aber wenn interessiert das schon. Wir sind eben keine große Bank, die man retten muss.

  5. Nochmal: es geht um ALLE Hebammen! Auch um die Hebammen im Krankenhaus, und auch um die angestellten Hebammen!! Diese sind zwar bis zu einem gewissen Teil über die Klinik versichert, aber meistens nicht ausreichend!!! (Freiberufliche Hebamme mit Geburtshilfe ist bis 6 Millionen Euro Personenschaden versichert, angestellte in der Klinik meist nur bis 1 Million Euro).
    In großen Teilen Deutschlands, vor allem im Süden gibt es nur freiberufliche Hebammen!! Auch in den großen Perinatalzentren mit über 1000 Geburten! Und was hier teilweise geschrieben wird ist einfach nur unfassbar! ich zitiere:… im Krankenhaus sind innerhalb sekunden weitere Hebammen und Ärzte zur Stelle“ – Das ist ja wohl reinstes Wunschdenken, wir sind nicht bei Greys Anatomy! Im Perinatalzentrum unserer Stadt (1600 Geburten) ist nur EINE einzige Hebamme anwesend, eine zweite in Rufbereitschaft, d.h. sie muss innerhalb 20 minuten da sein! Und EIN einziger Arzt für den Kreißsaal zuständig. Und jeder der rechnen kann, checkt spätestens jetzt dass wohl extrem selten nur eine oder zwei Frauen im Kreißsaal sein werden… !! Auch die zunehmende Zentralisierung ist ein Punkt, wer übernimmt denn die Verantwortung wenn eine Frau über 50 km in die nächste Klinik fahren muss????? Und das ist in einigen Teilen Deutschlands schon bittere Realität!
    So, jetzt möchte ich dem Kinderdoc noch danken, da er ja meistens eigentlich ziemlich hebammenkritisch ist, aber die Wahlfreiheit für JEDE einzelne Frau muss erhalten bleiben!!!!!! Und es werden jährlich doch 12.000 Kinder außerhalb eines Krankenhauses geboren…

  6. Danke, danke, danke. Eine jede kann in der Klinik gebähren, wenn es für sie das Richtige ist. Aber die Wahlfreiheit muss bleiben und vor allem muss die Autarkie der Hebammen geschützt und gepflegt werden. Das ist so ein wichtiger Beruf, der viel mehr mit Gespür, Menschenkenntnis, Sachkenntnis, Zuversicht, Entschlusskraft und Ruhe zu tun hat, als mit Paragraphen und Klinikalltag.
    Ich habe das große Glück, drei unkomplizierte Geburten erleben zu dürfen. Ein bisschen schwierig und zeitweise hakelig war nur die zweite, bei der die Vorgaben und die Abfertigung der Klinik und des Klinikpersonals mir fast übermächtig vorkamen. Und ich mir fremdbestimmt und ausgeliefert. Am schönsten war die Geburtshausgeburt, bei der die großartige Hebamme einfach alles richtig machte. Ruhe gab, wenn Ruhe nötig war, Hilfe gab, wenn Hilfe nötig war. Der Unterschied dieser beiden Geburten war wie Tag und Nacht und ich postuliere, dass viele der komplizierten Geburtsverläufe in Kliniken auch daher rühren, dass alle Augen gucken, dass Wehen ausgelöst, Wehen gehemmt, Zugänge gelegt, Bäder aus Sicherheitsgründen verboten werden, Bewegungen verboten werden, weil dann die CTG-Knöpfe verrutschen, ständig untersucht wird und ein jeder Schnritt dadurch legitimiert wird, dass man Angst vor einer Klage hat etc.
    Meine tolle Hebamme arbeitet aus finanziellen Gründen nicht mehr in diesem Geburtshaus. Es ist eine Schande.

  7. Danke für diesen wichtigen Beitrag.
    Ich habe vor einer Woche mein erstes Kind bekommen – zwar in der Klinik, aber betreut von einer freiberuflichen Beleghebamme. Dies war für mich sowohl vorher als auch jetzt, im Nachhinein die für uns beste Lösung. Es war toll, die ganze Zeit über eine Hebamme dabei zu haben, die wir bereits kannten und die uns von Vorsorge über Geburt bis Nachsorge begleitet.

    Die Vorstellung, im normalen Schichtdienst zu entbinden, mit Hebammen, die man erst unter der Geburt kennenlernt, die man ggfs. auch nicht mag, und evtl. noch diverse Schichtwechsel mitmachen zu müssen, fand ich schon immer unschön und bin sehr dankbar, dass es in unserer mittelgroßen Stadt immerhin noch eine (!) Hebamme gibt, die Beleggeburten anbietet. Fragt sich, wie lange noch.
    Aus dem Bekanntenkreis kenne ich zudem positive Erfahrungen mit Hausgeburten und Geburtshäusern, daher finde ich es ungeheuer wichtigt, dass weiterhin eine Wahlfreiheit in Sachen Geburt besteht und insbesondere die (freiberuflich tätigen) Hebammen, weiterhin ihren Beruf ausüben können.

  8. Aber es geht doch nicht nur um Hausgeburten, sondern auch um die Vor- und Nachsorge, oder? Und Geburtshäuser gibt es ja auch noch.

    1. Genau. Klar könnte man sagen, dann sollen sich die Hebammen eben wieder anstellen lassen, aber auch die KH haben Probleme, ihre Geburtshilfe zu versichern… das Ganze ist besonders fatal für Freiberufler, betrifft aber nicht nur diese! Zur Anstellung im KH… viele wollen eben das nicht und würden eher den Beruf aufgeben. Gründe sind die gleichen wie für Ärzte – mangelnde Wertschätzung, familienunfreundliche Dienste, grenzwertige Vergütung. Angesichts der demographischen Entwicklung sieht es schon jetzt gruselig aus, wenn es um die Versorgung der Alten von morgen geht… daß man nun auch um die Versorgung der noch geboren werdenden zittern muß, ist sehr bedenklich.

      1. Du sprichst ein Thema an, dass ich spannend finde:
        Wenn (durch die vorherige Selektion) die „Todesrate“ bei außerklinischen Geburten genauso hoch ist, wie bei Klinikgeburten: Wie versichern sich die Krankenhäuser? Sind dort die Beträge genauso hoch und wie können die Krankenhäuser diese finanzieren?
        Fände die Antworten echt interessant 🙂

  9. Mir fehlt bei dieser Diskussion ein bißchen die Seite des Kindes. Man liest doch sehr oft, die Hebamme war FÜR MICH da, ICH hab Angst vorm Krankenhaus, ICH WILL dieses, ICH WILL jenes.

    Es ist doch bei der Geburt eigentlich völlig egal ob man kopfüber am Tuch kreiselnd, im Vierfüßlerstand überm Geburtshocker hängend oder auf der Trage liegend gebärt. Es ist genauso wurscht, ob die Wand im Kreissaal jetzt beruhigend grün oder temperamentvoll rot gestrichen ist und ob jetzt die süße Uschi, die immer so niedlich lächelt oder die herbe Petra mit den kalten Händen an der Gebärmutter rumfummelt.

    Es geht darum die sichere Geburt meines Kindes zu gewährleisten.

    1. Die perinatale Sicherheit ist ein valider Punkt, aber eben auch nur die halbe Wahrheit. Eine normale Geburt nach komplikationsloser Schwangerschaft ist KEINE Krankheit. Die Gesundheit – und das beinhaltet das geistige Wohlergehen – der Mutter wiegt auch sehr viel. Viele wählen – sofern keine medizinischen Gründe (HELLP, Vasa praevia, Placenta praevia, Infektion/Fieber anch Blasensprung…) dagegen vorliegen – außerklinische Alternativen aufgrund vorhergehender Traumatisierungen im KH (extremes Weißkittelsyndrom, nicht respektiert werden (und da macht der Ton der Krankenschwestern u.U. schon einen Unterschied), Episiotomie ohne Einverständnis, festgehaltenwerden auf dem Rücken gegen den eigenene Willen, wegen des Terminkalenders gedrängte Einleitung – es ist nicht der Standard, aber es passiert!) und nicht aufgrund esoterischer Wunschvorstellungen. Fakt ist, daß auch im KH eine rundum gute Geburt möglich ist, inklusive Gebärhockern und Positionswechselunterstützung/Wanne, aber das hängt stark von der jeweiligen Abteilung und den dort jeweils herrschenden Ärzten und Schwestern ab! Eine Mutter mit posttraumatischer Belastungsstörung und dadurch verstärkter postpartaler Depression (so etwas kommt vor) kann sich u.U. nicht optimal um ihr Kind kümmern, und wo ist dann das Wohlergehen des Kindes? Auch eine Überlebende eines Gewaltangriffs oder sexuellen Traumas mag Gründe haben, die außerklinische Entbindung mit nur zwei vertrauten Personen zu wählen (Schichten im KH wechseln, ambulant hast Du zwei feste Hebammen). Wenn man vergewaltigt wurde, ist es schon sehr wichtig für Dein Wohlergehen, ob noch drei Studenten und alle sechst Stunden neue Schwestern und Ärzte in Deinen Schritt gucken wollen. Die Hebamme ist in de Schwangerschaft für beide da, danach auch! Sehr viel Stillberatung und postpartale Hilfe wird durch Hebammen durchgeführt, während der gute Praxisdoc nur den 8 Wochen Postpartumtermin abwickelt, wenn alles schon wieder in Ordnung sein sollte. Aus dem KH- aus den Augen, aus dem Sinn oder was? Und da folgender Satz fiel „Es geht darum die sichere Geburt meines Kindes zu gewährleisten“ – da würde ich mich eher darüber echauffieren, daß auf Sylt KEINE Geburt mehr möglich ist, da die geburtshilfliche Klinik geschlossen wird/geschlossen wurde, und nun alle aufs Festland müssen. DAS ist skandalös und unverantwortlich!

    2. Nun ja, bei den Statements geht da ja auch um das Kind:

      Es ist dem Kind nämlich nicht egal, ob die Mutter unter der Geburt Stresshormone ausschüttet und dann nichts mehr weitergeht. Und es ist dem Kind nicht egal, wie lange das alles dauert.

      Und es est dem Kind auch nicht egal, ob die Mutter auf dem Rücken liegt und es sich von dort mit nach außen arbeiten muß. Oder ob die Schwerkraft mithelfen kann, weil die Mutter steht/hängt/läuft und dabei das Becken frei bewegen kann.

      Denn das Kind muß bei der Geburt schon auch mithelfen, z.B. durch das Drehen des Köpfchens im Geburtskanal.

      Alles, was dazu führt, dass die Mutter entspannt ist und der Gesamtsituation vertraut und sich auf die Geburt konzentrieren kann, hilft unmittelbar dem Kind.

      Ich habe immer mal wieder auf die immer anwesende Hebamme geschielt als ich dachte, ooooooh, das ist aber jetzt echt kritisch. Das kann doch NICHT NORMAL sein, was ich da erlebe – da habe ich sie entspannt und zuversichtlich gesehen und die in mir aufkeimende Panik ist gewichen. Und weiter gings.

    3. Tennesse, ich schrieb „Was mehr ist als ein rein emotionaler, romantischer Wunsch, sondern ein entscheidender Sicherheitsfaktor für Mutter und Kind, der in dieser Diskussion hier unterschätzt zu werden scheint.“ QED 😉

  10. Ich hatte eine freiberufliche Beleghebamme, die mich während meiner Schwangerschaft und bei der Geburt meines Kindes die ganze Zeit im Krankenhaus betreute (und auch die Zeit danach immer da war, wenn ich Hilfe brauchte). Ich bin der Meinung, dass diese Betreuung durch Hebammen während der Schwangerschaft und die Zeit danach auch dazu beiträgt. dass weniger Mütter/Eltern mit ihren Babys/Kleinkindern überfordert sind – Stichwort „Kindesmisshandlungen durch die Eltern“ – ich verweise da auf das aktuelle Buch von Michael Tsokos und Saskia Guddat…

  11. Ich bin heute noch froh, dass ich „meine“ Hebammen vorher kannte, sie mich schon die ganze Schwangerschaft über betreut haben und im KH non-stop und NUR FÜR MICH da waren!
    Und das ist doch mit das Problem, wenn ich es richtig verstehe: eben auch diese Hebammen, die neben Vor- und Nachsorge auch als Beleghebammen arbeiten, müssen die hohen Beiträge zahlen. Ich hätte nicht gerne von einer mir völlig unbekannten Hebamme betreut werden wollen, womöglich noch mit Schichtwechsel während der Geburt *grusel*
    Eigentlich wollte ich mein 2. Kind ambulant entbinden und nach den erfordelichen 6 Stunden gleich nach Hause. Da sie aber um 21 Uhr kam, habe ich mich dann zu einer Nacht im KH überreden lassen. Notgedrungen musste ich mir dann ein Zimmer teilen, in dem, als ich gegen 23 Uhr hereinkam, bei der Bettnachbarin der Ton des RTL2-Programms aus den Kopfhörern dröhnte, während sie schon eingeschlafen war! Als ich das endlich bemerkte, habe ich eine Schwester gerufen, um den Fernseher ausschalten zu lassen, na danke …

  12. Eine ganze Berufsgruppe wird da trocken gelegt – von Versicherungskonzernen? Nein, sicher nicht nur. Ganz offensichtlich ist kein politischer oder gesellschaftlicher Wille da, Geburten außerhalb von Kliniken zuzulassen.

  13. DANKE Kinderdoc für diesen Beitrag. Hätte ich Dir bei Deinen nicht immer guten Erfahrungen mit Hebammen garnicht zugetraut 😉

    Was mir zu kurz kam, war das Thema Geburtshaus – so eine Zwischenlösung quasi, die auch den Vorteil hat, dass die Hebammen dort im Team arbeiten und so voneinander lernen können und es in „meinen“ Geburtshaus auch wirklich versucht haben. z.B. durch gleiche Gesprächsleitfäden für alle Hebammen, damit vorher auch nichts vergessen wurde, durch gemeinsame Entscheidung bei „schwierigen“ Fällen, ob man die Frau wirklich aufnehmen will etc.

    Aber letztlich kommt es doch, wie Dein Beitrag auch zum Ausdruck bringt, um die Wahlfreiheit. Das „zwingt“ dazu zu wählen und sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und auch seinen Ängsten zu stellen – und das kann auch den Klinikgeburten helfen.

  14. Ich kann dem Kinderdoc nur aus tiefstem Herzen zustimmen. Zwei meiner Kinder wurden im Krankenhaus geboren (eins davon in den USA), zwei zu Hause. Schwer zu erraten, welche Geburten ich am schönsten und entspannendsden fand. Im deutschen KKH (mit immerhin ca. 1000 Geburten im Jahr) wurde ich erst richtig betreut, als man endlich wahrnahm, dass ich schon Presswehen hatte. In den USA konnte der Arzt meinen Sohn gerade noch auffangen, weil er eigentlich gerade mit einer anderen Gebärenden beschäftigt war. (Keine Hebamme hier – immerhin waren die ganze Zeit Schwestern im Raum). Zu Hause gab es keine Hektik, ich musste nach der Geburt nicht Zimmer wechseln sondern konnte gemütlich mit meinem Kind kuscheln. Die Hebamme hat sich unauffällig und unaufdringlich um das Kind gekümmert.
    Interessant finde ich, dass die Klinik als die sicherere Alternative dargestellt wird. Das mag in den dramatischen Fällen der Fall sein. Aber die vielen Keime, die dort unterwegs sind, die Noro-Viren und vieles mehr sind sicher auch nicht zu verachten.
    Eine Geburt ist auch eine sehr intime Sache. Im Kreisssaal ist von Intimsphäre nicht immer viel zu merken (als ich meine Schwester nach der Geburt besuchte, kam ich an den Kreisssälen vorbei – und hatte besten Blick auf die Gebärenden). Das habe ich auch während eines Praktikums im Kreisssaal erlebt. Ganz schlimm wird es dann aber in den Wöchnerinnen-Zimmern. Man möchte sich ausruhen, möchte die ersten Stillversuche in Ruhe angehen oder kämpft mit dem Milcheinschuss – und dann hat die Zimmernachbarin massenhaft Besuch, ständig kommen und gehen Leute. Da kommt man nicht zur Ruhe. Und dieser Besuch schleppt vielleicht auch wieder Keime mit ein. Nachts rufen dann die Schwestern aus dem Kinderzimmer an, weil das Kind noch nicht gewogen wurde… ich habe die Zeit im KKH als keine gute in Erinnerung.
    Letztendlich, um auf das eigentliche Thema zurück zu kommen, sind diese Versicherungsbeiträge doch so hoch, weil es zu Schadensersatzklagen kommt, die hohe Entschädigungssummen nach sich ziehen. Dahinter stecken oft Menschen, die nicht akzeptieren, dass es immer ein Risiko gibt, dass es zu Komplikationen und daraus resultierenden Folgeschäden kommen kann, ohne dass jemandem dafür die direkte Schuld zuzuweisen ist. Damit will ich nicht eventuelle Fehler von Hebammen entschuldigen, sondern darauf hinweisen, dass das Leben ein Risiko ist und das heutzutage nicht mehr akzeptiert wird.

  15. Dass Eltern in der Regel nicht klagen, sondern nur die Versicherer, ist leider auch nicht wahr. Wenn es auch nicht allzu oft vor Gericht geht, so ist der Gang zum Anwalt leider keine Seltenheit, die man leider natürlich bei seinem täglichen Tun auch immer im Hinterkopf hat. Die Anschuldigungen beziehen sich dann hauptsächlich auf zwei Dinge:
    – mangelnde Aufklärung: klär mal jemanden ausreichend und juristisch wasserdicht auf über alle möglichen Risiken und Komplikationen, ohne Angst zu verbreiten. Das ist ein Drahtseilakt, der so viel Finesse erfordert, dass man sich selbst schon wie ein Hütchenspieler vorkommt.
    – Versäumnisse, irgendeine Maßnahme durchgeführt zu haben. Soll heissen: man wird verklagt, weil man KEINEN Kaiserschnitt gemacht hat. man wird verklagt, weil KEIN Kinderarzt anwesend war. Man wird (als Hebamme) verklagt, weil der Arzt zu spät informiert worden ist. Weil man NICHT dem Kind fünf mal in den Kopf gepiekst hat, bevor es auf der Welt ist. weil man den Wunschkaiserschnitt abgelehnt hat und hinterher die Frau traumatisiert ist.
    Ich kann verstehen, dass das aus Sicht einer schwangeren Frau viele dieser Maßnahmen überzogen, technisiert, unnatürlich daherkommen. Ich würde mir selbst eine andere Geburtshilfe wünschen. Aber ich befinde mich in einem Schraubstock aus Anforderungen, die meinen Handlungsspielraum so unendlich klein machen, dass ich leider nur frustriert versuchen kann, irgendwie ein bißchen was rauszuholen von dem, was die werdenden Eltern, die vor mir stehen, sich gewünscht haben. und wenn alles andere nicht läuft, ist die Minimalanforderung immerhin ein möglichst gesundes Kind.

    1. Momentan deckt die Haftpflicht sowohl die Geburten als auch die Nachsorge. Wenn diese Versicherung nun gestrichen wird darf eine Hebamme auch keine Nachsorgen mehr machen! Denn ohne Haftpflichtversicherung darf sie das nicht!
      Und momentan gibt es noch keine Alternative!

      1. Es gibt heute schon Hebammen, die eine günstigere Versicherung haben, weil sie keine Geburtshilfe leisten, aber freiberuflich Kurse, Nachsorgen etc. anbieten. Von den Versicherungen wird beides angeboten.

        1. Richtigm Hebammen die keine Geburtshilfe machen, bekommen einen günstigeren Tarif. Aber auch diese sind vom Wegfall der Haftpflichtversicherung betroffen!
          Die Berufshaftpflichtversicherung für Hebammen gibt es dann nicht mehr! Also auch nicht mit einem günstigeren Tarif für Vor und Nachbetreuung!

    2. Es wär super, wenn die Petition direkt unter dem Beitrag verlinkt würde, lieber Kinderdoc! Denn dort ein paar Unterschriften bringt noch mehr, als die Diskussionen hier.. die doch unter dem Motto „meine Meinung steht fest, verwirr mich nicht mit Fakten“ geführt wird.

      1. äh, die Petition ist oben verlinkt –
        allerdings nur so halb, weil sie nämlich schon „durch“ ist. Wurde wohl in den Koalitionverhandlungen im letzten Jahr per Absichtserklärung „berücksichtigt“

  16. Es geht doch nicht nur um Hausgeburten! Wenn es nicht schnell eine Lösung gibt in Bezug auf die Haftpflichtversicherungen der Hebammen wirds nicht nur keine Hausgeburten mehr geben, auch keine nachgeburtliche Betreuung mehr! Keine Geburtsvorberitungskurse außerhalb von Klinikkursen, die dann völlig überlaufen sein werden. Gleiches gilt für Rückbildungskurse….
    Hängt euch doch nicht an Hausgeburten auf! Da mag jeder seine Meinung haben. Ich würde auch keine Hausgeburt machen! Aber ich weiß wie viel ich meiner Hebamme zu verdanken habe die mich bei beiden Kindern nachbetreut hat. Und auch wie wichtig und gut es war sie als fachkompetente Vertrauensperson, bei der Geburt des zweiten Kindes an meiner Seite zu haben!

    1. Diejenigen, die reine Nachsorgen, Kurse etc. machen, sind aber von der extremen Versicherungserhöhung nicht betroffen. Den Versicherungen geht es um die potentiellen Schäden bei der Geburtshilfe.

      1. Das stimmt nicht, auch für die reine Nachsorge steigt die Summe! 600 Euro werden es dann sein. Das sind 20! Hausbesuche, die eine Hebamme leisten muss, um diese Summer bezahlen zu können.

        1. Also ich bin selbst keine Hebamme, meine Nachsorgehebamme meinte aber, bei ihr seien es demnächst 500 Euro p.a., von mir aus auch (je nach Versicherung) 600 Euro p.a.. Das ist aber nun doch immer noch deutlich weniger als die durchschnittlich 5000 Euro p.a. bei praktizierter Geburtshilfe!

    2. DANKE für diesen Kommentar!

      Es geht nämlich nicht mehr um steigende Prämien oder schlechte Vergütung, sondern darum, dass es bald gar keine Versicherung mehr für Hebammen gibt, also noch nicht einmal mehr für die, die „nur“ Vor- und Nachsorge machen – Geburtsbetreuung haben sich die meisten eh schon leise weinend von der Backe geputzt.
      Denn ohne Haftpflichtversicherung ist keine freiberufliche Berufsausübung mehr möglich! (Ärzten und Rechtsanwàlten ginge es genauso)
      Und damit gäbe es keine Nachsorge-HAUS-Besuche mehr! Wahlweise dürfen dann die Frauen zum Gynäkologen oder vielleicht richtet dann ja die ein oder andere Klinik eine offene Nachsorge-Sprechstunde ein. Die diensthabende Hebamme hat sicherlich zwischen drei Geburten ausreichend Zeit, sich zu kümmern.

  17. Meine Güte, die Geburt ist eines der risikoreichsten Ereignisse im gesamten Leben. Es ist schön, dass es heute viele Möglichkeiten gibt, die Risiken zu begrenzen, doch letztendlich ist eine Geburt ein natürlicher Vorgang und warum sollte man diesen, so keine offensichtlichen Risiken vorliegen, nicht auch so natürlich wie möglich gestalten?
    Es liegt auch in der Verantwortung jeder einzelnen Frau, welche Hebamme sie sich sucht und wenn meine mit Esoterik, Räucherstäbchen und Glaubilis anfinge, würde ich mir eine neue suchen. Genauso wichtig ist mir ihre Einstellung zur Schulmedizin, dass sie bspw. kein Problem damit hat, dass ich die Vorsorge im Wechsel bei ihr und meiner Frauenärztin machen lasse, dass sie mir vorab rät, mit meinem Kinderarzt das gemeinsame Vorgehen bzgl. Screening und U2/U3 abzusprechen. Bei dieser Hebamme kann ich auch darauf vertrauen, sollte ich mich denn für eine Geburtshausgeburt entscheiden, dass sie mich sofort beim allerersten Anzeichen einer Komplikation in die Uniklinik schafft. Und ich bin einfach nur froh, diese Entscheidungsmöglichkeit zu haben. Mich als Frau zu zwingen, unbedingt in einer Klinik entbinden zu müssen und dort bittedanke auch unbedingt 3 Tage nach der Geburt zu verweilen, bringt mich mächtig auf die Palme. Alle Kliniken hier in meiner Umgebung lassen nur die Klinikhebammen zu, der Gebärenden wird also aller 8 Stunden eine neue Bezugsperson vor die Nase gesetzt. Kosteneinsparungen und Personalmangel sorgen dann dafür, dass Frau sich teilweise sehr lange allein überlassen wird, selbst die unmittelbare Nachsorge wird zwischen der Versorgung anderer Gebärender gequetscht. Tolle Betreuung.
    Dann doch wieder ambulante Geburt, bei der ich nach 4 Stunden nach Hause gehe und mich dort gut von meiner Hebamme betreut weiß.

    1. Eine ambulante Geburt ist bei Klinikgeburten durchaus möglich, wenn man das möchte, dabei entfällt dann auch wiederum die hohe Versicherungssumme für die Nachsorgehebamme.

      1. Ich hatte eine ambulante Klinikgeburt mit den 8-stündig wechselnden Hebammen. Wäre meine Mittelschichthebamme nicht so unfreundlich gewesen, wäre meine Geburt sicherlich auch schneller verlaufen. Und dieses Erlebnis lässt mich schon sehr intensiv über eine Geburtshausgeburt nachdenken, bei der ich während der ganzen Zeit nur genau eine Hebamme habe, die mich unabhängig von Feierabend und parallelen Geburten betreut.

  18. Mir als werdende Mama die Wahl sehr wichtig! Ich merke das auch jetzt schon in der Vorsorge, es ist doch anderes bei der Hebamme als beim Arzt, und ich nehme sehr gerne beides in Anspruch.

    Genauso beim Thema Geburt: Entbindung im Krankenhaus ist natürlich eine Option, die ich im Kopf habe, aber lieber vermeiden möchte solange alles okay ist und sich keinerlei Komplikationen andeuten. Viel lieber wäre mir die Option Geburtshaus mit Hebamme und Arzt im Hintergrund für den Fall der Fälle. Im Krankenhaus kann ich mich nicht mal als Besucher wohlfühlen und einen zwischenzeitlichen Wechsel der Hebamme stelle ich mir auch eher nicht so toll vor… Allein schon die Wunschvorstellung von der Geburt, die man ja doch hat und deren Beachtung mir in so einem Szenario deutlich unwahrscheinlicher vorkommt. Eine Hebamme die mich vorher schon begleitet hat, wird wohl eher darauf eingehen als eine Beleghebamme deren Dienst gerade erst begonnen und die Geburt übernommen hat… Dazu kommt dass ich von den hiesigen Krankenhäusern nicht allzuviel Gutes zu diesem Thema gehört habe, da fehlt einfach das Vertrauen. Und hier auf dem Land hat man auch nicht die große Auswahl wohin man geht – es sei denn man nimmt auch eine Stunde Fahrt oder mehr in Kauf…

    Deshalb bin ich froh selber entscheiden zu können wo ich entbinden will und drücke die Daumen dass das auch so bleibt!

    1. Beleghebammen sind Hebammen, die DU dir aussuchst und die dann die ganze Zeit bei dir sind, allerdings eben in dem Krankenhaus zu dem sie gehören – also im Grunde das was du willst, nur eben sicherheitshalber ein OP samt Ärzten nebendran. Im Gegensatz dazu gibt es noch Klinikhebammen, die eben im Schichtwechsel auftreten. Das wird irgendwie immer als Horrorszenario ausgemalt; ich fand es aber gar nicht schlecht, da nach 6 Stunden Wehen mal ein munteres Gesicht zu sehen und nicht nur die eine Hebamme, die im Fall der Fälle mit mir schon die Nacht durchgemacht hat.

  19. Vielen Dank für diesen Beitrag!

    Es geht allerdings nicht nur um Hausgeburten, sondern um einen Mangel an flächendeckender Geburtshilfe, wie z.B. der aktuelle Fall der geschlossenen Geburtsstation auf Sylt zeigt.

    1. Du bist mir zuvorgekommen. Das mit der Situation auf Sylt ist noch auf ganz anderen Ebenen haarsträubend. Ich warte auf den ersten Bericht, daß ein Kind/eine Mutter zu schaden kam, weil sie nicht rechtzeitig per RTW über die Autozugbrücke/die Seitenstraße für Rettung und Feuerwehr aufs Festland gekarrt werden konnte… (wetterbedingt etc., mein Partner konnte diesen Winter seinen Notarztdienst erst mit drei Tagen Verspätung antreten, weil durch Schneesturm/Eis niemand auf die Insel kam und auch keiner (sein Vorgänger, den er ablösen sollte) runter).
      Zum Thema Freiberufler – auch die Geburtshelfer-Fraktion der Honorarärzte ist seit einiger Zeit nicht mehr versicherbar, weil die Prämien unglaublich gestiegen sind. Anscheinend haben zunehmend auch Kliniken Probleme, ihre geburtshelfenden Abteilungen zu versichern.

  20. Für mich wäre eine Hausgeburt aus rein medizinischen Gründen nie in Frage gekommen. Aber ich glaube auch, dass sie für die Frau und für die ganze Familie ein guter Weg sein kann.

  21. Danke Kinderdok!

    Ganz unabhängig von den Geburten sehe ich das größte Problem in der Vor- und vor allen Dingen der Nachsorge. Was soll dann da passieren? Sollen die Wöchnerinnen täglich ins Krankenhaus zur Nachsorge? „Dürfen“ Krankenhaushebammen zu den Müttern nach Hause oder ist das auch verboten? Wie würde sowas praktisch gelöst werden?

    Vorsorge, ok, auf die könnte man im Notfall noch verzichten. Im Notfall. Ich fand die bei der Hebamme sehr gut, die hatte mehr Zeit für mich als ein Gynäkologe und im Gegenzug keine Wartezeit.

    Was passiert mit den Geburtsvorbereitungskursen? Alles nur noch im Krankenhaus?

    Und was wird mit all den Hebammen passieren, die jetzt freiberuflich arbeiten? Arbeitslos, Arschkarte? Vielleicht können sie bei all dem Pflegenotstand noch zu Krankenschwestern umschulen?

    Das ist alles ein ganz großer Mist!

    (Ich weiß, in den letzten Jahren gabs da immer etwas dazu aber gibts jetzt auch eine AKTUELLE Petition oder sind die alten noch „offen“?)

  22. Wer behauptet, man würde eine Hausgeburt bevorzugen, weil es da GEMÜTLICHER ist, hat sich nie wirklich damit beschäftigt. Ich bin zu Hause geblieben, weil ich all den üblichen Interventionen aus dem Weg gehen wollte.

    Auch in einem KH ist der OP nicht innerhalb von Sekunden fertig und der Anästhesist vorhanden. Auch das braucht Zeit. Wenn bei einer Hausgeburt irgendetwas kritisch wird, dann hat man in den allermeisten Fällen genug Zeit, um ins KH zu fahren. Da wartet man nicht noch ewig ab, sondern entscheidet sich dann für eine Verlegung.

    Die Versicherungskosten sind übrigens NICHT wegen der außerklinischen Geburten so hoch, sondern wegen ALLER Geburten, inklusive KH-Geburten. Da haben wir dann das Problem, dass im Falle eines „Schadens“ die Versicherung aufkommen muss und das sind, wie in allen Bereichen, inzwischen horrende Summen. Wenn dann ein Kind ein Pflegefall wird, dann kostet es ein Leben lang. Aber da sind eben ALLE Geburten drin. Die freiberuflichen Hebammen dürfen es dann nur ausbaden.

    @kinderdoc: Ich bin oftmals nicht deiner Meinung, aber danke für diesen Beitrag. Hätte ich so gar nicht erwartet 😉

  23. – Danke Kinderdoc – endlich von einem Mediziner mal eine ausgewogene Meinung zu Hebammen und ihrer so unendlich wichtigen Tätigkeit! Ich finde auch, dass die Wahlfreiheit das Wesentliche ist und das es Hausgeburten geben soll wenn frau will…

  24. Wie kommen all die Kommentatoren darauf, dass mit der Klinikgeburt die Hebamme ausstirbt – obwohl sie im gleichen Atemzug eine Menge bleibender Beschäftigungsfelder nennen.
    Wenn man das aus der richtigen Perspektive sieht, dann ist das sogar gut für die Hebammen: Sie sparen sich für die Fehler der Globuliwerfer mitzubezahlen, die gerade im kritischen Moment Schaden anrichten. Wenn ich höre, wie Leute berichten, mit einer Hebamme, die dann gegen das ärztliche Nachsorgeprogramm war, erfolgreich geboren zu haben, dann denke ich eher, dass TROTZ dieser Hebamme alles gutgeganegn ist.

    @Julia: Von allem, was ich weiß: Dann hätten sich diese anderen Frauen vorher mal in den umliegenden Krankenhäusern umsehen sollen. Es gibt durchaus „Kreißsäle“, die auf alle möglichen Lagen usw. ausgelegt sind. Nur steht da im Gegensatz zum heimischen Wohnzimmer das volle Programm hinter einer Rollwand, für den Fall, dass es nötig wird.

    1. @ Caron: Es gibt wohl kaum ein Krankenhaus, das nicht beim Infoabend erzählen würde, dass alle Positionen während der Geburt möglich sind. Die Frage ist aber, ob das dann in der Realität auch so aussieht. Natürlich zwingt niemand die Frauen aus Prinzip in die Rückenlage, aber wenn doch anders das CTG nicht aufzeichnet? Wenn es nicht so viele kabellose CTGs wie Gebärende gibt? Ich habe eine Uniklinik besichtigt, die selbstverständlich auch alle Möglichkeiten zur „Turnstunde“ bot. Faktisch hing aber in keinem Kreißsaal ein Tuch von der Decke, nur die Haken waren zu sehen. Die seien alle in der Wäscherei, hieß es. Wie oft und wie lange die wohl immer in der Wäscherei sind? Auch die Krankenhäuser wissen, was die Frauen sich wünschen, also erzählen sie das auch, wenn man danach fragt. Egal, ob es der Realität entspricht, oder nicht.

      1. Immer gut, wenn möglich. andere Frauen zu fragen, die dort bereits entbunden haben. Und sich die Kreissääle selbst ansehen.

    2. Nein, das würde ich nicht sagen. Sie war unter der Geburt absolut professionell und wertvoll. Sie hatte auch viele schulmedizinische Notfallmedikamente da. Sie war nur dagegen, wie unser Kinderarzt mit dem Nabel umging (für Details fehlt mir leider selbst das medizinische Wissen, er strich irgendwas drauf, und das fand sie doof?), gegen Vitamin K- und D-Gaben, und sie hatte Zweifel gegenüber Impfungen im Säuglingsalter, im Gegensatz zu mir. Wir haben dem Arzt aber einfach vertraut, ich muss mich ja nicht nach ihr richten. Das Selbstbewusstsein hatte ich aber wohl nur, weil es bereits das 2. Kind war.

  25. @sonja: Die Versicherungsbeiträge sind so hoch, weil in den wenigen Fällen, wo etwas durch den Fehler der Hebamme schiefgeht, die Versicherungen so unübersehbar hohe Summen zahlen müssen. Wenn ein Kind schwerbehindert wird, muss die Versicherung über Jahrzehnte für dieses Kind aufkommen. Und weil es nur noch wenige Hebammen gibt, die außerklinische Geburtshilfe anbieten, muss dieses hohe finanzielle Risiko von wenigen Schultern getragen werden. Und soweit ich weiß, gilt das Problem der hohen Versicherungsbeiträge auch für Geburtshausgeburten. Bleibt dann also nur noch die Klinikgeburt.
    @LeavingOrbit: Warum keine Klinikgeburt? In Kliniken (vielleicht nicht in allen, aber nach meinem Eindruck in vielen) gibt es eine Reihe von Routinen, denen sich die Frauen unter der Geburt unterwerfen müssen. Z.B. Dauer-CTG. Schon oft habe ich von anderen Frauen gehört: „Sobald ich mich bewegt habe, hat das CTG nicht mehr vernünftig aufgezeichnet. Deshalb musste ich die ganze Zeit in Rückenlage liegen bleiben. So konnte ich die Wehen gar nicht ertragen, ich brauchte eine PDA.“ Eine PDA hat aber das Risiko, dass die Wehen davon auch uneffektiver werden, so dass wiederum ein Wehentropf nötig ist, der das Kind stresst – und im schlimmsten Fall endet das im Kaiserschnitt wegen schlechter Herztöne. Das taucht in keiner Statistik als Risiko auf, Mutter und Kind sind ja am Ende wohlauf (bis auf die Schmerzen durch den KS…). De facto ist es aber vielleicht ein unnötiger KS gewesen, also im Grunde eine Körperverletzung. Ein anderes Thema ist die persönliche Betreuung. In der Klinik muss man die Hebamme nehmen, die gerade Dienst hat, vielleicht noch mit verschiedenen Hebammen klarkommen, wenn Schichtwechsel ist, sich die Hebamme unter Umständen auch mit mehreren Gebärenden „teilen“. Da kann man sich schon mal ausgeliefert oder verlassen vorkommen und verunsichert – und Verunsicherung ist sicher nicht förderlich für den Geburtsverlauf. Da sind wir alle nur Säugetiere, die unter Stress die Geburt hinauszögern.
    Unter anderem aus diesen Gründen habe ich mir eine Alternative zur Standard-Klinikgeburt gewünscht und zum Glück in einem Hebammenkreißsaal das Beste aus beiden Welten gefunden (Kreißsaal im Krankenhaus, Ärzte und OP für den Notfall vor der Tür, Betreuung der komplikationslosen Geburt aber nur durch die „eigene“ Hebamme. Quasi eine außerklinische Geburt im Klinikgebäude). Ich hatte eine vertraute Hebamme nonstop an meiner Seite (war enorm wichtig für mich), durfte meine Wehenpositionen finden (Rückenlage ging GAR nicht), die Herztöne hat sie in den Wehenpausen kontrolliert, ich habe mich sicher gefühlt und meine Tochter durfte sich die Zeit nehmen, die sie brauchte, um den Weg nach draußen zu finden. Im Nachhinein hat mir die Hebamme gesagt, dass an ihrem Lehrkrankenhaus auf jeden Fall in die Geburt eingegriffen worden wäre, da die Zeit zwischen Beginn der Presswehen und Geburt länger dauerte als dort toleriert wird. Da meine Tochter mit APGAR 9/10/10 beurteilt wurde, wäre so ein Eingriff in unserem Fall definitiv unnötig gewesen. Das alles sind Gründe für mich, auch bei einer weiteren Geburt nicht einfach so in eine Klinik gehen zu wollen, und das hat nicht im geringsten etwas mit Wellness, Walgesängen, Kerzen, Duftölen und anderem esoterischen Klimbim zu tun, sondern damit, dass ich eine Person an meiner Seite brauche, der ich vertrauen kann, dass sie mir zu den für mich richtigen medizinischen Entscheidungen rät, wenn welche nötig sind, und die nicht an Routinen und Standardabläufe gebunden ist.
    Also: Rettet die außerklinische Geburtshilfe!

    1. Nur ein paar kurze Anmerkungen:
      die Unterschiede bei den Kliniken scheinen extrem groß zu sein. Ich war bei zwei Geburten voll „CTG-überwacht“ und konnte mich völlig frei bewegen (ok, ich sollte in der Umgebung um den Kreissaal bleiben, weiter reicht der Funk nicht). Nur auf dem Rücken liegen dürfen ist in dieser Klinik völlig unbekannt.
      Und: man bekommt klar gesagt, dass man bei starker Abneigung eine diensthabende Hebamme auch ablehnen kann.
      Es ist also auch extrem wichtig, sich die passende Klinik auszusuchen (sofern man in der Umgebung eine Wahl hat.

      1. Oh, wer macht das bitteschön? Bei meiner ersten Geburt hätte ich das nie gewagt! Ich war so verunsichert über diese wirklich vorher nie gekannten Schmerzen (d.h. normale Wehen) – ich dachte ständig, das ist doch nicht normal!! In der Klinik hätte ich um eine PDA gebettelt. Im Geburtshaus dauerte das Ganze dann nur schlappe 4 Stunden mit einer vertrauenseinflößenden Hebamme daneben.

        Meine Freundin, bei deren Geburt ich anwensend war, mochte ihre Hebamme nicht, hat aber auch nichts gesagt. Und das hätte ich auch nicht.

  26. Guter Blogpost!
    Erstmal fällt mir auf, dass es in dieser Diskussion (nicht nur hier, sonder allgemein dieses Thema) wenige Meldungen von Männern oder Vätern gibt!
    Ich selbst finde ich auch, dass es nicht nur um das Thema Hausgeburten geht sondern speziell meiner Meinung nach mehr um die Themen Vor- und Nachbetreuung.
    Wie wäre es denn, wenn die Hebammen Hausgeburten extra versichern können, so können sie wenigstens noch die Vor- und Nachbetreuung machen, wenn Sie die Hausgeburten nicht versichern können/wollen.
    Ich möchte unsere Hebamme nicht missen, denn ich habe gemerkt wie gut sie meiner Frau speziell bei der Nachbetreuung getan hat! Daher ist sie auch schon für unsere zweite Dame „gebucht“. Entbunden wird jedoch noch ganz „klassisch“ im Krankenhaus!

    1. Einfach sich mal an die nächstgelegene Hebamme wenden, die kann Ihnen bestätigen, dass die extrem hohen Versicherungsbeträge sich nur auf reine Geburtshilfe beziehen (weil hier der „Schaden“ deutlich höher liegen kann, als bei der reinen Nachsorge).
      Kenne mehrere Hebammen, die entweder freiberuflich nur Kurse geben + Vor-/Nachsorgen machen oder diesen Part freiberuflich machen und gleichzeitig Teilzeit in einem Krankenhaus angestellt sind, wo sie dann eben im Kreissaal Geburtshilfe leisten. Aber eben nicht bei Ihren Nachsorgen, sondern bei jeder Frau, die eben gerade rein kommt.

  27. Es geht doch nicht nur um die reine Geburt! Ich habe im Krankenhaus entbunden. Aber hätte ich meine Nachsorgehebamme nicht gehabt hätte ich bestimmt nicht mit dem Stillen durchgehalten.
    Im Krankenhaus gabe es keine Einweisung. Kind wurde an den Busen gedrückt nach dem Motto „friss oder stirb“.
    Meine Hebamme hat dann erkannt wo das Problem lag. Hat uns geholfen und ab da wurde es jeden Tag besser.
    Ohne sie waehre das nicht möglich gewesen.

    1. Die Vor- und Nachsorge ist von den hohen Versicherungsbeiträgen nicht betroffen. Wenn eine Hebamme keine außerklinische Geburtshilfe anbietet, muss sie auch nicht so hohe Beiträge zur Versicherung zahlen.

        1. Wenn Du dem ersten Link vom Kinderdoc („Thema beim Hebammenverband“) folgst, findest Du einen weiteren Link „FAQ zur Haftpflichtversicherung“. Dort steht drin, dass auch nicht geburtshilflich tätige Hebammen von der Steigerung betroffen sind, jedoch auf deutlich niedrigerem Niveau (etwa 450 Euro Jahresbeitrag).

  28. Es geht doch nicht nur um Hausgeburten.
    Es geht auch um Vor- und Nachsorge vor Ort. Hebammen bekommen als erste mit wenn eine Mutter überfordert ist oder Probleme hat. Können beruhigen und Hilfe vermitteln.
    Wenn es keine Freiberuflichen Hebammen mehr gibt, müssen die Mütter wegen allem und jedem zum Arzt. Das ist nicht immer angenehm und machbar. Nicht jede Familie ist mobil. Im ländlichen Raum wird das sicher nicht einfacher.

    Und zu den erwähnten Geburtshäusern hat auch niemand was gesagt.

    Risiken hin oder her, jede Frau hat das Recht selber zu entscheiden wie sie entbinden möchte und wo. Und die Risiken abzuwägen. Auch Ärzte sind nicht perfekt.

    Und wer kann garantieren dass die Versorgung in Krankenhäusern nicht schlechter wird? Wenn mehr Geburten stattfinden weil die Geburtshäuser und Hausgeburten wegfallen, dann kann die Qualität gar nicht gehalten werden. Und ich finde es gibt eine reale Gefahr das es zu mehr (nicht medizinisch indizierten) Kaiserschnitten kommt, einfach weil das einfacher ist als eine Frau durch 8h oder mehr Wehen zu begleiten.

    Apropos Wehen. Ich wette die Krankenhäuser laufen über mit Erstgebährenden die bei der ersten Wehe ins Krankenhaus fahren, weil keine Hebamme den Prozess der Geburt begleitet und die Mutter beruhigt.

  29. Ich sehe es hingegen genauso wie der Kinderdoc.

    Ich hatte eine Hausgeburt beim 2. Kind, und es war eine gute Entscheidung, auch meine Hebamme war sehr gut. Allerdings fing sie danach auch an, mir ein schlechtes Gewissen zu machen, dass ich alle Standardprozeduren durch unseren (guten) schulmedizinisch orientierten Kinderarzt durchführen ließ. Und kam mit Globuli etc. auch schon während der Schwangerschaft. Das hat mich tatsächlich geärgert.

    Dennoch, ich hasse Krankenhäuser. Wie soll ich da ein gutes Geburtserlebnis haben können? Was mehr ist als ein rein emotionaler, romantischer Wunsch, sondern ein entscheidender Sicherheitsfaktor für Mutter und Kind, der in dieser Diskussion hier unterschätzt zu werden scheint.

    Geburtshäuser machen ja auch zu, wenn freiberufliche Hebammen verschwinden. Am Ende blieb alternativlos die Klinik. Das darf nicht passieren!

  30. Der Beitrag irritiert mich als fachfremden Demnächstvater auch etwas – und ich bin ganz froh, dass sich schon einige aus dem Feld anderslautend gemeldet haben.
    Die Biasvermeidung in der Studie scheint mir etwas dünn. Davon abgesehen: Wenn das alles so ungefährlich ist, dann müssten die Versicherungen ja wuchern und sich eine goldene Nase verdienen. Und keine Versucht, durch ein etwas günstigeres Angebot der Konkurrenz die Kundenabzuziehen? Und wenn es so lukrativ wäre, warum sichern sie nun überhaupt nicht mehr ab?
    Ich schließe mich dem Rest auch bei der Einschätzung der Hebammen an. Ich kenne niemanden, der bei der Suche nicht auf mindestens eine Esoteriktante gestoßen ist, und denen traue ich nciht zu, dass sofort zur Schulmedizin rennen, wenn etwas nicht ganz so gut aussieht.
    Natürlich gibt es auch tolle Hebammen da draußen, und das ist gut so, die brauchen wir eben für Vor- und Nachsorge, usw. Aber eben dafür.
    Bei einem Vorgang, bei dem so viel auf dem Spiel steht, finde ich höchst fahrlässig, wenn keine Intensivstation um die Ecke ist. Wenn das Umfeld so wichtig ist, da muss man eben, wie Leaving orbit schon schrieb, am Ambiente im Kreißsaal arbeiten. Und das hat man auch.

    1. Es wird ja auch gerne so getan, als können man a) zwischen zig Hebammen wählen und als seien b) alle gleich gut ausgebildet und erfahren. Fakt ist: Meistens kann man wohl froh sein, wenn überhaupt noch eine Zeit im Terminkalender frei hat. (Es gibt ja eh immer weniger von ihnen.) Und ob die dann eine der Guten bzw. Besseren ist, stellt sich im Zweifelsfall erst raus, wenn man ihr ausgeliefert ist und niemand sonst mehr eingreifen kann. Oder es eben zu spät ist.

    2. Ich habe gerade im Familienkreis eine Geburt erlebt, die war im Krankenhaus. Der Arzt war nur in den letzten 2 Minuten da als Bobele gerade raus kam. Also wirklich einen Unterschied hätte es da zu Hause mit Notruf auch nicht gegeben. Klar der Weg in die Klinik wäre hinzu gekommen, aber sonst nichts.

      1. Und gerade dieser Weg kann entscheidend sein. Man glaubt es kaum, aber 120 Sekunden können den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen, zwischen gerade rechtzeitiger Wiederbelebung und lebenslanger Schwerstbehinderung.

        1. Richtig, 120 Sekunden können was ausmachen. Man muss sich doch wundern, dass angesichts eines so hochgefährlichen Vorgangs wie der Geburt nicht die ganze Menschheit schwerstbehindert oder tot ist …

          Vielleicht sollte man aber auch einfach mal auf dem Teppich bleiben.

          1. Zum Für und Wider der Hausgeburt habe ich mir keine abschließende Meinung gebildet, ich bin eigentlich eher (mit Einschränkungen) aufgeschlossen. Aber dieses „Natürlichkeits“-Argument und auch „dann müsste doch die halbe Menschheit behindert sein“ regt mich dann doch auf.
            Denn unter völlig „natürlichen“ Umständen, also in der Steinzeit, starben nun mal sehr sehr viele Frauen und Babys bei der Geburt. Die Natur hat es eben leider nicht so „eingerichtet“ dass alles immer gut wird.

      2. Also war der Arzt da zu der Zeit, in der z.B. die Nabelschnur sich verheddern könnte und Sauerstoffmangel eintritt. Die Folgen hat mein Schwager heute noch.

        Du möchtest ernsthaft behauptet, eine Hausgeburt annähernd genauso gut abgesichtert, weil man ja einen Krankenwagen rufen kann?

        1. Nein, das hab ich nicht behauptet. Ich hab nur in Zweifel gezogen, das Hausgeburten generell schlechter sein müssen als Klinikgeburten. Sagen wir mal so eine durchschnittliche Geburt braucht keinen Arzt, wenn die Frau also nach aller Voraussicht eine eben solche Geburt machen kann, dann sollte sie die Wahlmöglichkeit haben a) trotzdem im Krankenhaus zu gebären, b) wenn sie will zu Hause zu entbinden, c) in ein Geburtshaus zu gehen oder d) auf der Wiese vor dem Krankenhaus zu gebären, weil Bobelle doch schneller war als gedacht.
          P.S.: Falls mich noch jemand absichtlich falsch verstehen will, Punkt d ist natürlich nur als Witz gemeint. Obwohl das bei meiner Geburt, laut Erzählungen meiner Mutter fast passiert sein soll.

          1. Ach Mist noch was vergessen: Das die zwei Minuten in einer Großstadt bis zur Klinik entscheidend sein können, will ich auch gar nicht in Zweiel ziehen. Aber es sollte doch immer noch der Frau vorbehalten bleiben was sie möchte. Wenn ich jetzt böse wäre, würde ich sagen das es, wenn es schief geht halt eigen Schuld ist. Aber ich bin ja nicht böse. Im Gegenteil ich fände solche Ausgänge tragisch, vor allem für die Betroffenen.

            1. Wenn das der Frau überlassen bleiben sollte, dann darf sie aber am Ende auch nicht die Hebamme verklagen, wenn’s in die Hose geht. Womit wir wieder beim Ursprungsthema „Versicherungen“ sind. Denn im Fall eines Falles zahlen die – nicht die Mutter.

            2. Es sind in der Regel auch selten die Frauen die klagen, sondern die Versicherungen um auf den Kosten nicht sitzen zu bleiben 😉

              Eine Hausgeburt oder Geburtshausgeburt ist in keinster Weise gefährlich! Es gibt klare Argumente eine Frau nicht zuhause gebären zu lassen, daran halten sich 99% der Hebammen. Niemand möchte Mutter und Kind gefährden, und danach hinter schwedischen Gardinen sitzen. Das wird den Menschen nur suggeriert, von vielen vielen Ärzten in Kliniken.

              „Gut, dass die in der Klinik waren Fr. Müller, Zuhause hätten wir Ihr Kind nicht in 8 Minuten per NOTsectio retten können.“

              ZUHAUSE wären Komplikationen zu einem sehr hohen Prozentsatz überhaupt nicht eingetreten, weil die meisten Komplikationen die während einer Klinikentbindung auftreten, hausgemacht sind. Durch zuviel Interventionen, tagelange Einleitungen! Verunsicherung der Frau gebären zu können!
              Was ich bei uns im KRS schon alles an hausgemachten Pathologien gesehen habe, da knn ich gar nicht soviel essen wie ich ko++en könnte. Aber hey, ein Hoch auf die geburtshilflichen Götter in weiss, die ihre Skalpelle und Scheren schwingen.

            3. Irgendwie verstehe ich das nicht. Angeblich sind die ach so bösen Ärzte im Kreissaal schuld daran, wenn bei der Geburt was schief läuft, weil die Frauen ja so sehr unter Druck gesetzt werden oder falsch behandelt werden usw. Die meisten Probleme werden angeblich von den Ärzten selbst erst heraufbeschworen. Nur wie tun die das, angesichts der Tatsache, dass bei 90% der Geburten in Kliniken die Kreissaal-Hebamme das sagen hat, Regie führt oder wie immer man das nennen will. In den meisten Krankenhäusern, die ich kenne, kommen die Ärzte, wenn überhaupt, nur in den letzten Minuten der Geburt dazu. Da steht kein angeblicher Halbgott in weiß die ganze Zeit am Bett und überredet die Gebärende zu einer PDA oder sonst was. Klar, sind Ärzte bei Problemfällen da, aber eben erst, wenn ein Problem da ist.
              Das ging mir bei meinen Geburten so (einmal kam eine Ärztin still und leise zu den Geburtswehen dazu und verabschiedete sich schnell und freundlich wieder, nachdem sie nicht gebraucht worden war, beim anderen Mal kam die Ärztin sogar erst nach der Geburt dazu) und das kenne ich auch von Freundinnen, die in anderen Städten und damit anderen Krankenhäusern entbunden haben.

              Ja, auch Ärzte machen Fehler, aber sie spielen bei einer normalen Geburt normalerweise doch „nur“ das Auffang-Netz, federführend im Kreissaal sind die Hebammen.

            4. Ich stimme da aucheinermama zu. Bei den meisten Geburten die ich im Freundeskreis und in der Familie erlebt habe, kam der Arzt/die Ärztin meistens erst dazu wenn alles vorbei war. Außer bei einer Freundin, aber da war auch vorher klar das es zu Problemen kommen wird, da es die schon in der ganzen Schwangerschaft gab.
              Da mich einige anscheinend, wenn man nach den Bewertungen meiner Beiträge geht, immer noch falsch verstehen oder dies einfach nur wollen. Nochmal ur Klarstellung:
              Ich hab nichts gegen Klinikgeburten und würde auch nie eine Frau zwingen wollen unbedingt zu Hause zu gebären. Ich finde einfach nur, dass bei Frauen wo alles in der Schwangerschaft gut ist, die Wahl haben sollten wie und wo sie Ihr Kind bekommen wollen. Wenn sich eine Frau in der Klinik ihrer Wahl wunderbar wohl fühlt finde ich das genau so toll, wie wenn sich eine Frau für das Gebären zu Hause entscheidet. So lange vorher alles medizinisch klar ist und die Geburt so verlaufen ist wie sie sollte, wieso sollte dann die Frau nicht die Wahl haben?
              Ein Risiko kann es bei Geburten immer geben, aber diese Fälle sind gering, auch wenn es einen selbst betrifft, dann um so tragischer ist. Ich kann auch verstehen, wenn Frauen lieber in einer Klinik mit Maximalversorgung entbinden wollen, wo dann gleich ein komplettes Pediater Team bereit steht, ich kann aber auch Frauen verstehen, die lieber zu Hause oder in einem Geburtshaus sein wollen. Ich glaube jetzt sollte auch dem letzten klar sein, das ich einfach für die Wahlmöglichkeiten bin. Bevor es allerdings zu einer Wahl kommt, sollte vorher jede Frau genau über Risiken und Vorteile aller Geburtsorte aufgeklärt werden und dann danach entscheiden wo sie sich am wohlsten fühlt.
              Es ist ja auch nicht so, das jedes Krankenhaus mit Geburtsstation auch eine Kinderklinik hat, alleine im Kreis meiner Eltern kenne ich von 4 Kliniken die eine Geburtsstation haben mindestens 2 die keine Kinderklinik haben, da wäre dann das Sicherheitsargument eh hinfällig, denn bei Problemen mit dem Kind müsste es auch verlegt werden. Bei Hausgeburten oder in Geburtshäusern, sollten die Hebammen auch wissen was sie tun und rechtzeitig für Hilfe sorgen, aber das kann man wohl nur durch eine sorgfältige Auswahl der Hebamme gewährleisten. Diese Auswahl wird aber durch die hohen Versicherungskosten und damit Einschränkung der freien Hebammen sehr stark eingegrenzt. Das ist das eigentliche Problem dabei. Außerdem, wenn sich die Hebamme die Versicherung nicht mehr leisten kann, wie lange denkt ihr werden sich die Kliniken das noch leisten können? Zu mal ja die Probleme dann eben nur im Krankenhaus auftreten und somit deren Prämie auch steigen wird.

          2. „d) auf der Wiese vor dem Krankenhaus zu gebären, weil Bobelle doch schneller war als gedacht.“

            Genau DAS ist uns bei unserem 2. Kind passiert. Zum Glück ist alles gut gegangen, aber hinterher habe ich mir auch gedacht: Na, da hätten wir auch gleich zuhause bleiben können. Denn auch die große Schwester hatte es schon recht eilig und kam mit sehr wenig Vorwarnung.

            Velleicht wäre in unserem Fall also eine Hausgeburt wirklich die sicherere Option gewesen. Es war ja doch recht kalt auf der Mai-Wiese, um Mitternacht. (natürlich nur im Rückblick gesprochen, wo man ja immer schlauer ist… wahrscheinlich würden wir doch wieder ins KH gehen, aber das Argument, dass die KH-Geburt generell sicherer ist, überzeugt mich noch nicht ganz. Kommt halt auf die Umstände an).

          3. Das Problem ist, dass „aller Vorraussicht nach“ überhaupt nix aussagt. Mein Erster kam nach mäßig langen Wehen komplikationslos im Krankenhaus aber ohne jegliche Eingriffe zur Welt. Prima Sache. Beim Zweiten hätte ich also mal locker davon ausgehen können dass das auch so läuft, Schwangerschaft verlief auch problemlos, also warum keine Hausgeburt?
            Letztendlich ist er bei der Geburt steckengeblieben. Schneller als ich gucken konnte standen drei (!) Ärzte um mich herum und haben ihn herausgehebelt. Mein eigentlicher Belegarzt steckte da übrigens noch im Stau. Wenn das nicht geklappt hätte, hätten sie ihn im OP nebenan rausgeholt.
            Ich will nicht wissen wie das ausgegangen wäre wenn ich daheim entbunden hätte, denn bis zu dem Moment lief alles blendend. Und wenn das Kind erstmal steckt, dann hat es keine Zeit 8 Minuten auf den Krankenwagen zu warten, dann bis sie uns 5 Stockwerke runtergetragen haben und nochmal 5 Minuten bis ins nächste Krankenhaus. Bis dahin ist ein Kind tot oder schwerstbehindert.

            Das ist das Risiko einer „aller Vorraussicht nach komplikationslosen Hausgeburt“. Ich persönlich würde das nie eingehen wollen, so lange ich die Möglichkeit habe auf Nummer Sicher zu gehen. Schließlich geht es hier um mein Leben und das meines Kindes, dafür ist ein Nachmittag im Krankenhaus doch ein geringer Preis.

  31. Wir haben mit dem #aufschrei gerade den Zug die Diskriminierung der Frau ins Rollen gebracht, auch und gerade gegen die weit verbreitete Ansicht, Frauen gehörten ins Haus. Und jetzt kommt der kinderdoc und will sie als Muttertier wie Anno Dazumal wieder ins Häusliche verfrachten, so wie die Kuh in den Stall. Pfui! Optimale Versorgung für alle GebärendInnen! 100% Krippenversorgung ab dem dritten Monat, um Berufsausfall so gering wie möglich zu halten!

    1. Wie lustig. Gerade gestern las ich noch auf Twitter zig Tweets, es sei eine Bevormundung und Unterdrückung der Frau, sie zur Geburt aus dem Haus zu holen. Ja was denn nun? Könnt Ihr Feministinnen euch eigentlich wenigstens untereinander mal einig werden? Oder noch besser: Nicht jedes Alltagsthema direkt mal rasch zum Geschlechterkampf zurechtbiegen? ^^

      Wie wäre es auch, das Ganze mal aus der Perspektive des Kindes zu betrachten? Wenn es die Wahl hätte, würde es dann Sicherheit oder Wohnzimmer wählen? Wenn sämtliche Risiken nur die Mütter beträfen, wäre mir wurscht, wer wo entbinden will. So aber… Nun ja. Das ist ja, wie wenn ich mir ein Auto (Gesundheitssystem) kaufe, aber dann den Airbag (Klinikgeburt) abschalte, weil ich Angst habe, er könnte mir die Brille (heimische Atmosphäre) kaputt machen. Frei nach dem Motto: Wird schon nix passieren…

    2. Sag mal hast du den Beitrag eigentlich richtig gelesen? Der Kinderdoc, will den Frauen die Wahlmöglichkeit lassen. Wo um Himmelswillen ist das bitte Antifeministisch? Außerdem will er Jobs erhalten, Hm, Frauen an den Herd klingt irgendwie anders.
      Jede Frau sollte doch die Wahl haben wo sie gebären will, wenn sie das will.
      Ich selbst habe keine Meinung zur Hausgeburt, weil ich mich damit ganz einfach noch nicht beschäftigt habe. Allerdings würde ich Statistiken von Verbänden jeglicher Art erstmal mit Skepsis gegenüber stehen, denn es gibt einfach zu viele mathematische Kniffe um die Statistiken nach eigenem Belieben zu manipulieren.

      1. Tjaja. Wenn Manipulierung zugunsten der „falschen“ Partei nachgewiesen wird, soll man skeptisch sein. Aber gleichzeitig wird unterstellt, dass die „richtige“ Partei mit ihrer statistischen Einschätzung der Sicherheit natürlich vollkommen richtig liegt…? Ähm, nun ja.

        1. Ähm du Interpretierst da was rein, was überhaupt nicht drin steht. Ich weiß vom Studium, wie genau man bei Statistiken beschei**en kann. Außerdem hab ich allgemein von Berufsverbänden und anderen Verbänden (sei es nun Pharmaindustrie oder sonst wer) einfach skeptisch gegenüber stehen sollte. Egal welche Position sie nun vertreten und ob man dieser zustimmt oder nicht.

      1. Egal ob das nun auf mich oder Leaving Orbit bezogen ist, würde ich es bevorzugen, wenn es ohne grundlose Beleidigungen gänge. Ging ja bei mir und leaving auch ohne, trotz unterschiedlicher Meinungen.

  32. Das Problem, das Anke schildert, sehe ich allerdings leider auch. Gerade Hebammen sind allzu oft gegen „Schulmedizin“ eingestellt und tendieren dazu, Risiken runterzuspielen. Mir kamen sie noch im Krankenhaus mit Glaubuli um die Ecke – und spätestens da war bei mir der Ofen aus.

    Dass Hausgeburten als so sicher gelten, ist auch einer doppelten Verzerrung der Statistik geschuldet: Erstens werden die Frauen mit zu erwartenden Komplikationen vom Frauenarzt direkt in die Kliniken geschickt. Zweitens – und das ist der eigentliche Knackpunkt! – gilt jede abgebrochene und in die Klinik verlegte Hausgeburt statistisch am Ende als Klinikgeburt und wird aus den Zahlen für die Hausgeburten rausgezogen! Diese Vorgehensweise verschiebt die ganze Risikoberechnung natürlich zu Ungunsten der Kliniken. Interpretiert wird das aber am Ende gerne so, als sei die Klinik selbst der Faktor, der zum Misslingen der Geburt beigetragen habe – und schwupp, haben die Hebammen wieder ein vermeintliches „Argument“ für Hausgeburten. Ein gewaltiger Irrtum.

    Hinzu kommt: Zu Hause gibt es für die anwesende Hebamme keine Hilfe, kein Backup und kein Korrektiv. Sollte sich im Krankenhaus jemand unsicher sein oder in Not geraten, sind direkt auch noch zig andere Hebammen und Ärzte greifbar. Wie kann eine Hausgeburt diese Sicherheit etwas jemals aufwiegen? Walgesang und bunte Kerzen kann man heutzutage auch schon im Kreißsaal haben. Die sehen bei weitem nicht mehr so aus wie in den 60ern, als ich selbst geboren wurde, deren Bild aber wohl immer noch durch die Köpfe der werdenden Mütter spukt.

    Und mal ganz ehrlich: Eben _weil_ eine Geburt keine Krankheit und auch kein Todesurteil ist (sehr wohl aber bei Mutter und Kind dazu führen kann) kann es doch nicht so schwer sein, für die paar Stunden oder evtl. drei Tage in eine Klinik zu gehen? Denn _wenn_ was passiert, kann es auf jede Minute ankommen, und man ist dann direkt schon vor Ort. Wer eine Phobie hat, kann Unterstützung anfordern, aber nur um der Wellness und des Ambiente des häuslichen Wohnzimmers willen auch nur das geringste Risiko fürs Kind eingehen? Warum? Ich gebe zu, ich persönlich verstehe das nicht. Meine absolute Top-Priorität war, dass mein Kind heil auf die Welt kommt. Die Umgebung ist da doch sowas von egal…

    1. drei tage im krankenhaus und medizinische superversorgung dachte ich auch,
      infizierten kaiserschnitt mit 16 tagen misshandlung und 1 nachoperation und 1 schreikind und 1 trauma bekam ich. vielleicht hätte ich besser 1 hebamme suchen sollen :-(. (Übrigens waren wir drei infizierte kaiserschnitte, man hat es vertuscht)
      im klinikalltag hatte niemand zeit und die einzige hilfe die es gab war die hebamme die anschließend zu hause betreute. schon alleine bei vor- und nachsorge sind hebammen unverzichtbar und deshalb ist es ein skandal, sie alleine zu lassen.

  33. die versicherungsbeiträge sind ja nicht so hoch, weil das risiko so gering ist. das konnten die versicherer ja nachweisen. demnach sehe ich überhaupt keinen grund, warum das ganze so emotional ausgetragen wird. das was manche frauen wollen (hausgeburt) ist eben zu teuer. ich würde mich in einem suv-geländewagen vielleicht auch sicherer fühlen oder wohler mit der chefarzt, einzelzimmersonderbehandlung im krankenhaus. kann ich mir aber nicht leisten. dafür soll die gemeinschaft aufkommen..? denke ich nicht. solange geburten in kliniken und geburtshäusern sicher und annehmbar sind (es gibt wirklich ne große auswahl), solange sehe ich das thema recht emotionslos.

    1. Nun ja, die Versicherungsbeiträge spiegeln vor allem auch die juristische Einschätzung wieder. Denn dort wird die Schadenshöhe festgelegt, nicht per Vertrag.

      Und da sehe ich auch das Hauptproblem: Wir nähern uns der US-Amerikanischen Gerichtssprechung in vielen Fällen.

      Die Geburt ist nun mal das risikoreichste Minenfeld im Leben. Und das müssen wir auch so annehmen. Wenn bei der Geburt was passiert, ist das eben oft doch einfach „Schicksal“. Aber wir sind nicht mehr bereit das einfach so hinzunehmen. Alles ist doch machbar, da soll eine Geburt nicht auch machbar sein?

      Ich bin selbstverständlich dafür, dass Geburtshilfe so sorgfältig wie möglich durchgeführt werden sollte. Aber was das konkret bedeutet, da gibt es unterschiedliche Wahrnehmung:
      – Ist die Klinkikgeburt meiner Freundin sicher gewesen, wo die ihr vorher unbekannte Hebamme 3 Geburten parallel betreut hat und nur hin und wieder mal reinschneite, oberflächlich alles anguckte und dann wieder rauseilte?
      – Ist die Geburt im Geburtshaus von mir risikoreich gewesen, wo eine Hebamme immer nur in meiner Nähe war, mich vorher schon kannte, den Geburtsverlauf minutiös mitbekam, jede Veränderung im Stönen bemerkte und in der Endphase dann auch – immer – eine zweite Hebamme holte?

      Vielleicht und wohl am ehesten für „sicher“ halte ich nach meinen Geburten eine Geburt in einem Hebammengeleiteten Kreissaal mit 1:1-Betreuung während der Geburt von einer Hebamme, die die Frau vorher schon kennenlernen konnte. Und einem erfahrenen Ärzteteam im Hintergrund. Und das muß nicht teurer sein als die derzeitigen Lösungen.

      Das real existierende finanzielle Risiko der Versicherungen ist eben so objektiv nicht entstanden und kann daher auch nicht als objektives Kriterium herhalten.

      Komplex, komplex ist das alles und nur politisch zu lösen. Warum etwa wird das Geburtsrisko nicht auf alle umgelegt?

    2. Wenn hier irgendjemand das Thema emotionslos betrachtet, hat er vermutlich kein Kind, will kein Kind und hat auch niemandem in seinem Umfeld mit einem Kind. Wir wurden aus dem KH entlassen, unsere Hebamme hat uns wieder hingeschickt, weil der Kinderarzt dort etwas übersehen hat. „Etwas“, was drei Tage später operiert werden musste. Ich will nicht wissen, wie es ohne sie ausgegangen wäre.

        1. Das „Etwas“ war laut dem Kinderarzt ein wulstiger Nabel. Wir wurden 5 Tage nach der Geburt entlassen. Die Hebamme kam am nächsten Tag und sagte sofort, dass es sehr seltsam sei, dass dieser nicht abtrocknet. Am 7. Tag hat sie uns wieder hingeschickt. Es stellte sich heraus, dass ein Stück Darm aus dem Nabel schaute. Wie ein T-Stück. Wir hatten Glück, dass es sich nicht infiziert hat, ein vorübergehender künstlicher Ausgang blieb uns Gott sei Dank erspart.

      1. nette unterstellung für eine sachliche diskussion. ich würde fast schreiben: selbstverständlich habe ich kinder, aber das ist doch gar nicht das thema.
        ich finde nicht, dass die gemeinschaft das risiko einer hebamme bezahlen muss (kann sie ja auch anscheinend nicht). wenn jetzt der arzt den nabel gesehen hätte und die hebamme nicht, dann hätten sie die hebamme vielleicht verklagt. das führt zu hohen schadenssummen für die haftpflichtversicherer. das sind wirtschaftsunternehmen. die würden selbstverständlich hebammen versichern, wenn das lukrativ wäre. ist es aber nicht.

        1. Zunächst einmal: nein, ich hätte die Hebamme nicht verklagt! Ich hab ja auch das Krankenhaus nicht verklagt. Dies ist nur ein Beispiel dafür, dass Hebammen z.B. nicht nur die Ökotanten sind, zu denen sie viele machen wollen. Dies ist auch nur ein Beispiel dafür, dass es eben nicht reicht, dass einmal nach der Geburt aufs Baby geschaut wird, sondern gerade zu Beginn sehr viel häufiger. Und das macht eben die Hebamme bei der Nachsorge.
          Und wie kann man ein solches Thema nur sachlich betrachten? Mir war meine Hebamme sowohl in meiner SS als auch während des Wochenbettes eine große Stütze. Bei uns lief leider nicht alles wie im Bilderbuch (der angesprochene Nabel war nur die Spitze des Eisberges). Mit meiner Hebamme konnte ich die Dinge auch aus einer anderen Perspektive besprechen, nicht nur aus der rein medizinischen. Sie war einerseits fachlich kompetent, hat das ganze aber auch aus der mütterlichen Perspektive gesehen. Bei meinen Ärzten habe ich das leider nicht gehabt. Auch wenn ich meine Ärzte (Gyn und KiA) sonst wirklich schätze. Was genau ich damit meine, möchte ich an der Stelle nicht weiter ausführen, da mir das zu privat wird.
          Man kann doch nicht jedes Thema dieser Welt nur wirtschaftlich betrachten. Ansonsten würde ich mal die medizinische Behandlung älterer Leute zur Diskussion stellen. Aber das finde ich genauso absurd.

  34. Den Aufschrei dazu gibt es ja – es gab im vergangenen Jahr eine ziemlich lautstarke Petition zum Thema, und nach der der Meldung des Hebammenverbandes gestern gab es schon einige Äußerungen dazu, hier ein paar Beispiele:
    http://www.hebammenverband.de/aktuell/nachricht-detail/datum/2014/02/13/artikel/versicherungsmarkt-fuer-hebammen-bricht-zusammen/
    http://hanhaiwen.wordpress.com/2014/02/13/reproduktionspolitik-in-deutschland-menschenverachtender-gehts-kaum/
    http://www.claudiakilian.de/frauenverachtung
    http://berlinerluftinhamburg.blogspot.de/2014/02/hebamme-ein-aussterbender-beruf.html

  35. Wenn ich auch nicht unbedingt den Grundtenor des Beitrags komplett teilen kann, so kann ich die Haltung gut akzeptieren. Ich bin in der Klinik tätige Geburtshelferin und gebe zu, dass mein Blick gefärbt ist. Von dem eigenen Tun, von den so viel deutlicher in Erinnerung bleibenden Komplikationen, von denen ineinander verschwimmenden unauffälligen und somit unspektakulären Geburten.

    Aaaaber: „Wer ein Risiko trägt, Frühgeburtsbestrebungen, Erkrankungen der Mutter, suboptimale Geburtswege, der geht sowieso in die Klinik. Keine Hebamme in Deutschland würde diese Kinder zuhause entbinden.“

    DA muss ich leider vehement widersprechen. Leider auch aus leidvoller Erfahrung mit Hebammen – vielleicht Einzelfällen? – die Risiken herunterspielen, Mütter überreden, Alternativen schlecht machen und Hausgeburten im Zweifelsfall viel zu spät abbrechen. Manchmal mit fatalem Ausgang, leider im Wortsinn.

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