Pertussis per magna

Mutter: „Der hustet wie ein Keuchhusten.“
Kind hustet. Klingt nicht wie Keuchhusten.
Mutter: „Hörense? Keuchhusten!“
Ich: „Ein Husten bei Keuchhusten ist meist so ein ganz typischer …“
Mutter: „Jaja, weiß ich doch, steht auch so im Internet, genauso wie da beim Jamie-Ron. Hörense? Hörense?“
Kind hustet. Ich lausche. Klingt nicht wie Keuchhusten.
Ich: „… dann ist er ja auch geimpft.“
Mutter: „Schon. Habe ich auch gedacht. Kann er aber trotzdem kriegen. Steht im Internet.“
Ich: „Stimmt, ja, ist aber doch eher selten. Gab’s denn sicher Kontakt?“
Mutter: „Nein, da hustet sonst keiner. Geht auch erst seit vorgestern so. Aber heftig klingt’s schon. Wie bei Keuchhusten.“
Jamie-Ron hustet wieder. Nein, wirklich nicht.
Die Untersuchung ergab auch nichts Wegweisendes. Nach ein paar warmen Worten zum fehlenden Bedarf nach Schleimlösern oder Hustenstillern sind sie zufrieden wieder gegangen. Bei der Impfung zwei Wochen später kein Wort mehr von Husten.

Dann waren sie wieder da. Jamie-Ron sitzt auf der Untersuchungsliege und hustet. Nein, auch diesmal nicht.
Mutter: „Herr Doktor, Herr Doktor, jetzt hat er schon wieder diesen Keuchhusten, hören Sie das?“

13 Antworten auf „Pertussis per magna“

  1. Ich habe kürzlich gelesen, Keuchhusten sei wieder auf dem Vormarsch. Ich bin (wieder) dagegen geimpft.
    Stimmt, „Pertussis“=“Keuchhusten“, das muss einem wirklich erst mal jemand sagen.

  2. und jetzt nochmal für doofe: was unterscheidet „Keuchhusten“ von „normalem Husten“?

    Mir war lange unklar, dass das zwei Krankheiten sind – und bis heute hat mir noch keiner (auf doof) den Unterschied erklärt …

    1. Der Unterschied liegt vor allem in der Länge und Intensität des Infektes, der Husten sind Hustenanfälle, die vom Kehlkopf her kommen und ähnlich klingen, wie das Keuchen bei Pseudokrupp (das Internet bietet sicherlich passende Audiodateien).

      Ich hatte den Spaß mit 16 Jahren, einen Hausarzt, der den Infekt sehr früh erkannte und durch Antibiotika konnte meine Keuchhustendauer abgekürzt werden, ich habe nur rund 4 Wochen gebraucht. Das war gleich nach einer Windpockeninfektion – ein Wunder, dass ich das Schuljahr nicht wiederholen musste.

      Ganz wichtig ist, dass die Keuchhusteninfektion keinen lebenslangen Schutz vor einer erneuten Ansteckung bietet. Das wissen auch eine Menge Ärzte nicht, was ich ziemlich heftig finde. Also: auch wenn man mal Keuchhusten hatte, muss die Impfung immer wieder durchgeführt werden. Bei der nächsten Tetanus-Diphterie-Impfung also darauf bestehen, dass die Keuchhustenkomponente (Pertussis) mit geimpft wird.

  3. Hm, das macht mich neugierig; ob der „Keuchhusten“ der grade in unserem Kindergarten umgeht, auch so einer wie hier ist oder ein echter?
    Schöne Anekdote: Mitmutter heute beim Einkaufen getroffen, zeigt sich besorgt wegen ebendiesem Keuchhusten.
    Ich frage ob denn ihr Bub nicht geimpft wäre, wir sind hier eher ländlich, da wird geimpft was der Herr Dokter sagt.
    Sie dazu: Gegen Keuchhusten? Da gibts ne Impfung?
    Ich: Ja, Pertussis wurde bei uns mit Tetanus und noch irgendwas zusammen geimpft.
    Sie: Ah, Pertussis ist das? Dann ist ja alles gut. Die hatter.

    😀

  4. Ich glaube in diesem Fall tatsächlich, dass die Mutter „Keuchhusten“ nicht als eigene Krankheit versteht, sondern als „schlimmen Husten, bei dem man schlecht Luft bekommt“.
    Meine Mutter, Jahrgang 1933, hat mir bei meinem letzten Besuch auch erzählt, dass das Nachbarmädchen an Pseudokrupp erkrankt sei. Was das denn sei, davon habe sie noch nie gehört.
    Ich gehe mal davon aus, Pseudokrupp gab es auch schon, als ich ein Kind war. Hiess im Volksmund aber vielleicht anders.
    Wie es schlimmen Husten gibt, den so eine besorgte Mutter halt „Keuch-Husten“ nennt…

  5. Elternführerschein. Und dabei keine Hebammen-Kuschelweich-Workshops sondern Abfrage von Hard-Skills, Allgemeinwissen, Grundlagen der Biologie & Medizin etc.
    Wäre eine gute Sache. Aber genau wie bei Fahrtüchtigkeitsprüfungen ab einem bestimmten Alter nicht realisierbar – das sind schließlich Wähler.

    1. Wieso erwarten hier eigentlich so viele das alle Eltern Top fit in medizinischen und biologischen Sachen sind? Nicht jeder ist Wissenschaftler, Professor in irgendeinem Fach, Apotheker oder Arzt. Die meisten Eltern sind doch, wenn sie ein krankes Kind haben eher verunsichert und dabei ist es egal, ob diese Eltern nun medizinisch/biologisch auf der Höhe sind oder nicht. Klar die Frau hier hat übertrieben, aber kennst du die Frau sonst, oder nimmst du nur an das sie dümmlicher als der Rest ist, weil sie ihr Kind Jamie-Ron genannt hat?
      Bei einem „Elternführerschein“ sollte es viel mehr auf Soft Skills ankommen, denn auf pures Wissen. Denn diese genannten Soft Skills sind doch für ein Kind viel wichtiger als irgendwelches Wissen über Medizin und Biologie.
      Ich hätte lieber eine Mutter die nicht Top Fit in den neuesten medizinischen Sachen ist, denn dafür ist ja Kinderdoc da, sondern lieber eine die mich lieb hat egal was passiert und sich um mich sorgt oder mir auch mal Grenzen setzt, nach dem ich diese aus getestet habe. Eltern werden ist nicht schwer Eltern sein dagegen sehr, dieser alte deutsche Spruch hat viel für sich. Dies kann man auch nicht in einem Elternführerschein abfragen, denn erstens ist jedes Kind anders und hat andere Bedürfnisse und zweitens ist jede Familie anders und Sachen die bei einem Kind klappen, klappen beim nächsten überhaupt nicht. Wie willst du so was bei einem Führerschein abfragen? Das geht meiner Meinung nach einfach nicht.
      P.S.: Ja ich hatte/habe so eine Mutter die mich meine eigenen Erfahrungen machen lässt und lies. Nein sie ist nicht dumm, sie ist sogar studiert und diplomiert, dennoch war sie nie auf dem aktuellsten Stand der Medizin oder der Erziehungswissenschaft. Allerdings hatten wir für die Medizin eine perfekte Kinderärztin, zu der meine Freunde mit Kindern mittlerweile auch gehen. Eine bessere Empfehlung als eine solche kann es ja für einen Kinderarzt/Arzt im Allgemeinen nicht geben.

      1. Es wäre einfach schön, wenn die Eltern in medizinischen Dingen mehr dem Kinderarzt als dem Internet/Nachbarn/Kindergärtnerinnen…. vertrauen.

      2. Ging mir bei der Überlegung gar nicht nur um die praktische Umsetzung wie in diesem Fall. Sondern vor allem auch darum, dass Eltern die ein bisschen Allgemeinwissen haben ihren Kindern auch etwas auf den Weg geben können.
        Aus politischer Korrektheit heraus wird Kinder von dummen Eltern halt jede mögliche Krankheit und auch Behinderung attestiert, aber es gibt halt echte Zusammenhänge. Auch wenn man sie nicht sagen darf.

  6. Ich glaube, der guten Dame war vielleicht einfach nicht klar, dass Keuchhusten „was Eigenes“ ist und nicht einfach nur „schlimmer Husten“…?

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