Bunte Woche

Für mich haben Wochentage besondere Farben. Der Montag ist gelb, der Dienstag Grün, Mittwoch Blau, Donnerstag Rosa, Freitag violett, Samstag Rot und Sonntag Orange. Das sehe ich so, seitdem ich Kind bin, auch wenn es mit der Zeit verblasst oder die Farben sich ein wenig ändern.
Es liegt an der Hör.zu ™. Die lag bei uns zuhause rum, meine Eltern haben sie immer gekauft – Horrorvorstellung heute, Springer und so, aber wir hatten ja nichts anderes.

TV war bei uns sehr reglementiert. Eigentlich nur etwas vor dem Abendessen und etwas danach (und das schon mit Glück). „Schweinchen Dick“, „HongKongPfui“, sonntags „Rauchende Colts“ oder „Raumschiff Enterprise“, ZDF 18.20 Uhr. Freitags kam „Väter der Klamotte“ oder „Dick und Doof“ (violett!) und samstags viel zu selten „Am laufenden Band“. Irgendwann „Der grosse Preis“ mit Wim Thoooelke. An Früheres kann ich mich kaum erinnern.

Sonntag morgen, wenn alle noch schliefen, habe ich mich ins Wohnzimmer geschlichen, die Flips- und Chipskrümel mit dem feuchten Finger aus den Schälchen geditscht und Radio Luxemberg mit Anke Engelke gehört. Moment Mal. Bücher gelesen, Bücher gelesen, Bücher gelesen, bis die Füße unter der Decke kalt wurden und der Magen hungrig fürs Frühstück.

Teil des Rituals war dann, durch die Fernsehzeitung zu blättern, ich war ein leidenschaftlicher Fernsehzeitungsblätterer, ich kannte das ganze Programm auswendig. Schwelgen in den Möglichkeiten des erwachsenen Fernsehschauens. Bei der Hör.zu ™ waren die Wochentage farbig markiert, dann konnte man sie besser bereits auf dem Papierschnitt auseinanderhalten. Seitdem sind die Tage farbig. Heute ist Rot.

14 Antworten auf „Bunte Woche“

  1. Ich weiß nicht woher meine Farben kommen, aber meine Wochentage haben folgende Tagen: Montag: grün, Dienstag: blau-grün, Mittwoch: rot, Donnerstag: rot-braun, Freitag: braun, Samstag/Sonntag: grau.

  2. das ist doch nichts anderes als synästhesie…. nur hat er sich halt im laufe seines lebens noch ein paar andere interessen gesucht…. (ja ja ich weiß minderheiten-bashing, aber wie so oft steckt auch in einer polemik ein kleines bisschen wahrheit).

  3. Unseren Fernseher konnte man abschliessen. Nicht mit einer Programmierung, sondern der Einschaltknopf konnte rausgezogen werden, dann war das Einschalten arretiert. Meine Mutter hat gemeinerweise den „Schlüssel“ mehr als einmal demonstrativ in ihre Handtasche fallen lassen, wenn meine Eltern abends weggingen.
    Wenn der Schlüssel da blieb, wurde der Bildschirm beim Heimkommen berührt. Natürlich war er fast immer warm, obwohl wir doch angeblich seit 2 Stunden tief und fest schlafend im Bett lagen 😉
    Raumschiff Enterprise, Bonanza etc. waren Familienprogramm. Und ich finde es extrem witzig, dass ich in einer Gegend lebe, in der jedes 2. Kaff eine Wendelinskapelle hat *g*.

    1. Ähnlich war es bei uns. Waren die Eltern fort, haben sie das Wohnzimmer abgeschlossen, damit die Kinder nicht TV guckten. Nur haben die schnell herausgefunden, dass der Bad-Schlüssel auch zur Wohnzimmertür passte. Ich kann bis heute auch ein VW am Motorgeräusch erkennen, aus dem Grund. Da sieht man mal: Fernsehen bildet doch. *g*

      1. Bei mir ganz ähnlich. Wir haben auch herausgefunden, wie man ein Scart-Kabel an den Fernseher anschließt, die Dinger auch immer zuverlässig im Haus gefunden und erkannten unseren alten VW-Golf auch am Motorengeräusch schon wenn er in die Straße einbog.
        Da ich als Kind wenig Fernsehen schauen durfte, waren das die Highlights für mich. Ich glaube heutzutage hätte mich der Fernseher später weniger interessiert, wenn ich als Kind mal die ein oder andere Serie im Fernsehen hätte sehen dürfen. So hatte der Fernseher für mich „später“ (zwischen 12-16) einen enorm großen Reiz, der für viele meiner Klassenkameraden zu dem Zeitpunkt schon fast verflogen war.

  4. Hihi, genau das selbe habe ich kürzlich meinem Neunjährigen erklärt. Mit dem Zusatz, dass ich mir mit der Hörzu das Lesen selbst beigebracht habe. Meine Mama hat darauf bestanden, dass man sich erst die gewünschte Sendung auswählte und dann erst einschaltete. Erst habe ich die Großbuchstaben MO, DI, Mi… An den bunten Taben gelernt, dann der Rest.
    Dann bin ich stolz zu meiner Mama und habe gefragt, ob ich jetzt die Maus anschauen darf, weil sie gerade losgeht 😉

  5. Den großen Preis durfte ich immer nur bis „Wum & Wendelin“ sehen, dann musste ich ins Bett. Raumschiff Enterprise gab es nur, wenn mein Vater es schauen wollte, meine Mutter hat mir nicht erlaubt, solchen „Mist“ allein allein zu sehen (Ergebnis: heute bin ich glühender Trekie).
    Ach ja, damals – damals gab es pro Woche nur eine Folge einer Serie, verteilt auf drei Sender. Meine Kinder gucken immer ungläubig, wenn ich solche Dinge berichte.

  6. da gabs doch auch: finde die fehler. ein mehr oder weniger klassisches gemaelde wurde einmal im original und einmal mit kleineren fehlern abgedruckt….

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von Kinderdok.blog

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen