Bloß nichts verpassen

Ich soll bei dem Neunjährigen (3.Klasse) einen Sprachtest machen.

Ich: „Um was gehts denn genau?“
Mutter: „Ja, die Sprache ist manchmal nicht so. Also deutlich und so. Buchstaben.“
Ich: „Ok. Na denn. Dann schaue ich mal, wie schlimm das ist.“

Ich checke mit dem Jungen die ganze Palette meines Sprachtestprogramms durch (Einzelbuchstaben, Pluralbildung, Möhring, ZLT – die kleine Screeningeinheit des Kinderarztes) – wir sind so zwanzig, fünfundzwanzig Minuten beschäftigt. Alles ok. Glasklare Sprache, liest schon recht flüssig. Bingo.

Ich: „Sie haben es ja grade gehört, alles ist in Ordnung, prima. Ich kann nichts Schlimmes finden.“
Mutter: „Ja, gut.“ Sie strahlt.
Sohn: „Alles prima, sag ich doch.“
Ich: „Wer kam denn auf die Idee mit dem Sprachtest? Gab´s denn Probleme in der Schule?“
Sohn: „Alles prima in der Schule.“
Mutter: „Ja, Schule ist alles bestens. Aber im Kindergarten, da gab´s immer noch Probleme mit dem /S/ und dem /SCH/. Konnte er da noch nicht.“
Ich: „Aber jetzt hört man davon ja nichts mehr.“
Mutter: „Ja, jetzt ist alles gut.“
Ich: „Und warum haben wir dann heute den Test gemacht?“
Mutter: „Haben die im Kindergarten vor der Schule so gesagt. Daß man das während der Schulzeit weiter verfolgen muß.“
Ich: „…“ *

*siehe 20.6.

72 Antworten auf „Bloß nichts verpassen“

  1. hm….gab es bei dem Kerlchen denn keine Möglichkeit für eine U11?
    Bei so einem Termin können Mütter solche Sorgen auch ansprechen und „vergeuden“nicht unnötig Zeit und es werden noch viele andere Dinge gecheckt, die eventl. wichtiger wären.

  2. Also, mir war nicht aufgefallen, dass meine fünfjährige Tochter, die früher stärkere Probleme mit „s“ und „sch“ hatte, heute noch ein wenig lispelt, bis mich unser Kinderarzt darauf hingewiesen hat…Es erschien mir einfach normal so, da ich sie nicht anders kenne, obwohl ich als Ärztin den nötigen Bildungshintergrund habe. Man merkt es als Mutter nicht automatisch…vielleicht hatte es die beschriebene Mutter im Kindergarten auch nicht bemerkt und wurde darauf hingewiesen…nun möchte sie halt alles richtig machen.

  3. Ok, das ist ein extremes Beispiel, aber ich höre von meinem Kinderdoc auch manchmal Sätze wie „Das sollte man beobachten“ oder „Ich schreibe ihnen da mal was auf.“ Zuhause frage ich mich dann, was ich jetzt eigentlich machen soll. Ich wünsche mir klare Ansagen vom Doc, wie „Wenn er in zwei Wochen immernoch hustet, kommen sie nochmal vorbei.“ oder „Geben sie ihm vom Medikament xy eine Woche lang 3 mal täglich 5ml.“

    1. Wie wäre es mit profanen nachfragen? 🙂

      Entweder beim Arzt oder bei der MFA oder in der Apotheke – notfalls eben via Telefon. Dafür sind wir (MFAs) ja auch da. 😉

      Meine Chefs sagen das nämlich auch oft – und schreiben dann in die Akte (oder aufs Rezept) was genau sie meinen. Oft genug läuft es bei uns dann auf „in einem Jahr soll das noch mal kontrolliert werden. Wir rufen sie an*, wenn es soweit ist.“)

      *=Recall-System 😉

  4. Naja, eigentlich hätte doch der Kinderdoc VORHER nachfragen sollen warum er was macht.
    Und nicht einfach mal loslegen.
    Und, eigentlich hätte er das Kind ja kennen müssen. Und Sprachfehler sind dir noch nie aufgefallen?
    Seltsamer Kinderarzt

    1. [ZITAT ANFANG
      Und, eigentlich hätte er das Kind ja kennen müssen. Und Sprachfehler sind dir noch nie aufgefallen? Seltsamer Kinderarzt ZITAT ENDE]
      Hä???
      Unsere Praxis ist die einzige KinderDok-Praxis in einem Ort mit knapp 27.000 Einwohner. Auch die umliegenden Gemeinden sind schlecht bis gar nicht mit KinderDoks bestückt.
      Und dennoch kennen wir NICHT jedes Kind vor Ort!
      Da gibt es die Eltern, die gar nicht zum Arzt gehen (dank U-Pflicht selten geworden), lieber gleich zum „richtigen“ Arzt = Hausarzt der Eltern gehen, in der weiteren Umgebung Ärztehopping machen, 60 km in die nächste Metropole zum Alternativ-Dok bzw Homöopathen fahren oder prinzipiell nur in den Notdienst am Wochenende gehen. Zusätzlich gibt es noch Eltern, die den Arzt oder die MFAs persönlich nicht mögen oder ihre Probleme nicht ausgerechnet uns schildern wollen, weil unsere Kinder in die gleiche Klasse/Verein/etc gehen. Als Ausgleich kommen dann diejenigen, die zu den Spezialsprechstunden weite Anfahrten auf sich nehmen, also u.U. dem KinderDok daheim diese Probleme nicht so detailiert geschildert haben.
      Wir haben in Deutschland freie Arztwahl, mit allen Vor- und Nachteilen. Ein großer Nachteil sind viele Kinder vor Ort, bei denen mir Defizite bekannt sind, die ich aber noch nie beim Arzt gesehen habe. Der „Seltsame Kinderarzt“ hätte da nämlich etwas unternommen, aber das passt vielen Eltern nicht in den Kram, weil man sich dann ja mit dem eigenen Kind beschäftigen müsste…
      Im konkreten Fall finde ich das Verhalten der Mutter bei aller Skurilität der Umstände aber prinzipiell richtig.

  5. Die Einleitung hat mich zunächst auf eine andere Spur gebracht, als es sich dann entwickelt hat:

    >> Mutter: “Ja, die Sprache ist manchmal nicht so. Also deutlich und so. Buchstaben.”

    Wie soll ein Kind den sprachgewandt werden, wenn es den Tag über solche Sätze als Vorbild bekommt? So kann sich Sprache nicht entwickeln. Ich denke es ist eher ein Glück, dass der Junge das nicht übernommen hat. Also, wegen der Schule. Noten. Und so.

        1. wer weiß – „so oft“ wie der kinderdoc es mit komplizierten, stotternden, überdrehten(…) müttern zu tun hat:
          vielleicht sieht er auch einfach zum anbeisen aus? 😀

  6. Nach der Schilderung kommt mir vor, als wäre die Mutter übertrieben „arztgläubig“. Sie hat es anscheinend weder sich noch den Lehrern in der Schule zugetraut, Sprachschwierigkeiten zu erkennen. wirkt beim Lesen wie Überfürsorge und Unsicherheit.

    Was die Terminvergabe und die Durchführung des Tests betrifft, hat der „Kinderdoc“ seiner Sorgfaltspflicht genügt. Der Auftrag war ja nicht „mir ist fad, machen Sie einmal einen Sprachtest“ sondern (wahrscheinlich) „mein Sohn hat Schwierigkeiten mit s-Lauten“ oder „… mit der Aussprache“.

    Erst in der Nachbesprechung, weil der vermeintliche Sprachfehler nicht gefunden wurde, wurde dann nachgehakt. Das empfinde ich als normal.

    Anderes Beispiel, ich gehe zum Arzt wegen Magenproblemen. Es wird kurz darüber gesprochen, was das genau ist, ob das häufiger vorkommt, ob Lebensmittelunverträglichkeiten vorkommen, o.ä. Der nächste Schritt wäre dann vermutlich eine Blutuntersuchung. Wenn ich dann erst beim nächsten Termin damit herausrücke, dass ich die Magenproblem z.B. immer wenn ich zuviel Bier getrunken habe, wäre der Arzt auch sprachlos.

  7. Was sind wir alle entsetzt!
    … und EVTL. gibt es Eltern, die das Beste für ihr Kind wollen und EVTL. haben nicht alle den notwendigen Bildungsbackground um das so fachmännisch zu beurteilen, wie es offensichtlich doch die ewigen „Oh-MANN-wie-blöd-muss-man-sein…Eltern-gibts“-Schreiber hier so professionell hinbekommen.

    (@Kinderdok: Hut ab vor der Diagnostik in ihrer Praxis! Weder bei meinen eigenen Kindern, noch bei den mir vorgestellten Kindern habe ich so etwas schon erlebt. Einzige Grundlage der Diagnostik ist ja doch häufig noch die Lautprüftabelle, die von einer Helferin durchgeführt wird.)

    1. Nun lass aber mal die Kirche im Dorf. Die Mutter sagt doch selbst: „Jetzt ist alles gut, ich komme nur, weil das im Kindergarten damals gesagt wurde.“ Das IST bescheuert. Um zu erkennen, dass das Blödsinn ist, braucht man keinen „Bildungsbackground“. Und was meinst du mit „EVTL. gibt es Eltern, die das Beste für ihr Kind wollen“? Wollen das nicht (fast) alle? Muss man dazu vollkommen überflüssige Untersuchungen machen lassen?

      1. also wenn schon zitieren, dann doch bitte richtig! ^^
        man kann die erleichterung der mutter fast lesen, natürlich redet sie dann dem ka nach, dass alles bestens ist.

        mal ganz davon abgesehn: wenn ich als „fachfremde“ mutter explizit auf bestimmte fehler meiner kinder achte, natürlich finde ich dann welche. =)

        und nachher hat sie einfach beim einkaufen die ehem. erzieherin getroffen und die hat nachgefragt, was der sprachfehler macht! und schon braucht man drei jahre später nen termin… ^^

  8. Au weia… da wird Zuständigkeit doch ganz schön verlagert, wenn man es sich nicht mehr selbst zutraut einzuschätzen, ob das eigene Kind gut spricht oder nicht. Wie soll auch Sprechen beobachtet werden? Tssss, hätte man ihr empfohlen, zuzuhören, dann wäre das nicht passiert. Einfach nur eine unsichere Mutter. Schade, dass damit ein Termin futsch ist, die ein Kind mit echten Problemen gebraucht hätte.
    Andererseits ist 3. Klasse auch ein bisschen spät für ne Überweisung zum Logopäden, oder?

    1. „da wird Zuständigkeit doch ganz schön verlagert, wenn man es sich nicht mehr selbst zutraut einzuschätzen, ob das eigene Kind gut spricht oder nicht. “

      Ganz ehrlich? Mein Kind spricht daheim nicht immer so, wie ich mir das wünsche. Das kleine wie das mittlere wie das Große. Im Kindergarten und in der Schule herrscht eine andere Dynamik. Gerade die Jüngste packt grad wieder Kleinkindsprache aus. Aber nur daheim. Ich würde an solchen Stellen weder Sprachprobleme noch Problemlosigkeit als Mutter diagnostizieren wollen. Allerdings würde ich wohl mit den Erziehern reden, wie die die Sache sehen. Erfahrungsgemäß vertauscht man nämlich unsere Kinder auf dem Weg zur Schule und zum Kiga (und auf dem Rückweg tauchen die zurück) – egal mit wem ich rede, die reden immer über ein anderes Kind 😉

      Als die Mittlere zwei war, waren wir glücklich, das sie lief. Für uns war die Welt in Ordnung. Niemals wäre mir aufgefallen, das sie instabil war, das sie Probleme hatte. Für uns war es normal, so wie sie sich gab. Letztlich gab es wochenlange Krankengymnastik, um all die übersehenen Kleinigkeiten, die sie nicht konnte, zu retten.

      Und ja, auch ich fühle mich sicherer mit einem „Alles ok“ vom Doc. Allerdings würde ich da nicht 3 Jahre drauf warten vermutlich.

      1. Manches Mal steckt man nicht drin und erkennt Probleme natürlich nicht so wie der Fachmann. Gut, dass Eurer Mittleren geholfen werden konnte!

        Naja, natürlich kann ich hier nur vage Vermutungen anstellen. Ich finde es trotzdem komisch, wenn Jahre nach dem Auftrag, das zu beobachten (heißt ja, in dem Moment war, bis auf die Vermutung, es könne sich verschlechtern, alles ok), die Mutter dem Arzt keine konkrete Einschätzung geben kann. Und ob es Probleme bei der Aussprache von „s“ und „sch“ gibt, traue ich schon den meisten Laie zu. Also jeder hörende Laie.

        Mensch, man wird doch sehr vorsichtig im öffentlichen Raum. Und formuliert möglichst unverfänglich und sanftmütig.

        1. Du, ich mach dir ja keinen Vorwurf. Ich hab ja selbst gesagt, dass ich wohl keine drei Jahre gewartet hätte. Wenn ich weiß, es gab Probleme und wenn der Kindergarten eine Nachprüfung angeregt hat – dann mach ich die nicht erst drei Jahre später. Da bin ich ganz bei dir. Ich kann mich als Mutter unsicher fühlen, weil ich es nicht einschätzen kann. Wegen meiner selbst bei s- und sch-Lauten. Das ist ok. Aber es so lange laufenlassen?

  9. Mutter: “Ja, die Sprache ist manchmal nicht so. Also deutlich und so. Buchstaben.”

    Ich scheine also nicht die Einzige zu sein, die sich manchmal fragt, ob die Sitte, in ganzen Sätzen zu sprechen, bei einigen Eltern abhanden gekommen ist. Manchmal gegenüber anderen Eltern, Ärzten, etc. Noch häufiger den eigenen Kindern gegenüber. Aber sich dann wundern, wenn Missverständnisse entstehen. Oder die Kinder (tatsächlich bei anderen Eltern im Kindergarten so erlebt!) sich nicht verständlich in ganzen Sätzen ausdrücken können.

    1. Ja nun, wenn man sich in logopädischer Fachterminologie nicht so gut auskennt ist es sicher nicht einfach, das Problem zu beschreiben. Und wo man sich schon inhaltlich schwertut, da würde ich jetzt auch keine geschliffen Sätze erwarten.

        1. Geordnete Sätze brauchen ein geordnetes Hirn 😉 Wenn man in einer Situation unsicher ist, dann fängt man an zu stammeln. Ich würde jetzt aus einer einzelen Situation heraus nicht unterstellen, dass sie immer so konfus redet, sondern dass sie sich (wie ja generell am Beitrag zu sehen) auf den Arztbesuch nicht wirklich vorbereitet hatte.

          1. Ich mache meine Beobachtung auch nicht an nur dieser einen Bemerkung einer Mutter in einer Stresssituation (von ihr aus gesehen) fest. Es war für mich eher ein Beispiel unter vielen.

  10. Hm, ja.. ich musste erst auch den Kopf schütteln. Wie unnötig!
    Dann aber… finde ich eigentlich, dass man nicht der Mutter grundlegende Blödheit unterstellen sollte. Ich glaub da draußen, fernab von Blogs und Dr.Google gibts bestimmt auch Eltern, die einfach wirklich überhaupt keine Ahnung von so Dingen haben, und auch nicht vorhaben, sich halbschlau zu lesen. Dann eben die Ansage „zu Zeitpunkt xy nochmal kontrollieren“, wortwörtlich nehmen.
    Ich weiß nicht… lieber Eltern, die sowas zu genau nehmen und sich auf das Ärzteurteil verlassen möchten als solche, die alles besser wissen und Experten für alles sind.
    Mir jedenfalls sind ahnungslose Klienten lieber als halbkluge…

    1. Das Problem ist nur, dass Mediziner nicht „Wünsch-dir-was“ machen und die Kapazitäten im Gesundheitswesen für solche „Fälle“ eigentlich nicht da sind. „Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig“ oder „nichts unversucht lassen“ – das sind dann solche Wünsche die nur den Einzelnen im Blick haben und nicht immer erfüllt werden können.

        1. Nein, das hört man nicht immer. Wenn da mal ein Sprachfehler war der sich leicht gebessert hat, bist du als Mutter der letzte Mensch der beurteilen kann ob das jetzt schon ganz korrekt ist oder eben noch nicht. Man gewöhnt sich so sehr an die Sprechweise des Kindes, und verbucht auch eine teilweise Besserung schnell als vollen Erfolg.

          1. Das kann ich mir gar nicht vorstellen? Als Mutter hört man doch ganz genau, ob ein Laut korrekt ausgesprochen wird. Oder bilde ich mir das ein? Ich höre doch, ob mein Kind „SSEISSE“ oder „SCHEISSE“ sagt?!

            1. Es gibt aber noch viel zwischen ’s‘ und ’sch‘. Und wenns dann nicht die einzige „Baustelle“ ist, an der Logopäden et al arbeiten, dann fängt man duchaus mal an, so ein Zwischending als „ist doch ganz okay“ zu werten.

        2. Jein. Da könnte zum Beispiel ein Dialekt reinspielen (etwa stimmhaftes vs. stimmloses s, da gibt’s im Schwäbischen nur die stimmlose Variante; oder stimhafte vs. stimmlose Plosive – g/k, b/p, d/t, die sich in manchen Mundarten kaum unterscheiden oder anders verteilt sind als im Hochdeutschen). Je nach persönlichem Hintergrund und Umfeld kann es gut sein, dass man sich da nicht so sicher ist, ob das Kind „richtig“ spricht und aussprachetechnisch alles kann was es sollte.

          Ob die Mutter vorher mit den Lehrern gesprochen hat, weiß ich natürlich nicht, das wäre aber sicher ratsam gewesen und hätte vermutlich die Untersuchung beim kinderdoc überflüssig gemacht.

            1. Als Mutter, ich spreche da aus eigener Erfahrung, hört man eben nicht alles. Als mich eine gute Freundin auf das Lispeln meiner Tochter ansprach, fiel ich aus allen Wolken. DANN hört ich es auch. Und mit einer Dialektausrede kann ich hier in Hannover leider auch nicht aufwarten 🙁

    2. Auch wenn die Mutter hier als etwas „überambitioniert“ dargestellt wird – es gibt so viele Dinge, wo „nach x Monaten“ nochmal kontrolliert werden soll, warum sollte das ausgerechnet hier nicht gelten? Zumal ich als Mutter nicht unbedingt beschwören würde, dass alles in Ordnung ist – man gewöhnt sich an bestimmte Dinge (auch Sprachfehler oder seltsame Angewohnheiten) nämlich so sehr, dass man sie einfach nicht mehr wahrnimmt. Mir wäre da eine unabhängige Meinung auch wichtig. Ob man dafür nun gleich das volle Diagnostik-Programm durchziehen muss … Na jaaaaaa …

      1. @graugrüngelb
        Hier in diesem Beispiel geht es aber nicht „um ein paar Monate“. Die Erzieherin im Kindergarten weist auf die undeutliche Aussprache hin und drei Jahre später rennt die Mutter mit dem Kind ohne Grund und offenbar ohne Rücksprache mit der Schule zum Arzt?! Ein halbes Jahr später hätte ich normal gefunden, aber doch nicht in der dritten Klasse.

        1. Ach, dafür kann es viele Gründe geben. Wir kennen ja die Vorgeschichte nicht. Vielleicht hatte die Mutter früher mal Sorgen bezüglich der Sprache geäußert und wurde dann (mehrfach) vertröstet, dass sich das sicher noch verwachse und sie mal nicht so ungeduldig sein solle, so schnell ginge das nun auch nicht. Ich nehem an, dass die Anmerkung aus dem Kindergarten eher am Ende der Kiga-Zeit stammt (Schuluntersuchung o.ä.), dann hat sie das erste Schuljahr abgewartet, um nicht zu drängeln und nicht wieder als ungeduldig abgestempelt zu werden, vielleicht hat sie es zwischendurch auch mal vergessen, dann fiel es ihr wieder ein, dann hatte der Kinderdok ja auch einen gewissen Vorlauf usw. usf.

    3. Nein, grundlegende Blödheit muss man hier nicht unbedingt unterstellen. Aber wie wäre es mal (von sich aus) etwas mehr Infos an den Arzt. „Person x hat im Jahr y gesagt, dass … . Persönlich habe ich den Eindruck, dass … (z.B. davon nichts mehr zu hören ist), ich bin aber keine Expertin, was sollen wir jetzt tun?“
      Bei so viel Vorlauf zu einem Termin, vielleicht etwas ausführlicher mit der fMFA bei Terminanfrage?

  11. Eigentlich ist es doch löblich von der Mama, dass sie so hinter dem Wohl ihres Kindes hinterher ist, dass sie den Satz aus dem Kindergarten nicht vergessen hat (was viele andere vielleicht tun würden). Und jetzt hat sie ja die Gewissheit, dass alles in bester Ordnung ist, auch wenn das vielleicht etwas hypochondrisch und übervorsichtig war.

    Ich hab selbst ne Mutter, die auch auf dem Gymnasium bis zu meinem 18. Geburtstag auf wirklich jeder Elternsprechstunde war. Jedes mal hat man ihr gesagt, dass alles in bester Ordnung wäre und es zahlreiche andere Jugendliche geben würde, bei denen man sich freuen würde, wenn die Eltern überhaupt mal vorbei kommen würden. Mit meinem 18. Geburtstag habe ich meiner Mutter die Besuche bei meinen Lehrern untersagt. Im Nachhinein bin ich ihr aber trotzdem für diese etwas zu vorsichtige Fürsorge dankbar.

    1. @mc
      ich bin auch so eine überbehütungskontrollmutter, die erst mit dem 18. „dem kind“ die schule allein überließ.
      immerhin hatte ich mich bereits ab der 9. – auch auf kinderwunsch hin – nicht mehr als elternsprecherin wählen lassen.

      wünschen würde ich, daß mein kind später in der elternrolle entspannter ist.
      dankbarkeit wäre fehl am platze –
      habe ich doch nur meine angst und meine schuldgefühle (job/alleinerziehend) ausagiert bzw. zu „kontrollieren“ gesucht.

    2. Naja – Fürsorge wäre im beschriebenen Fall gewesen, den Sprachtest allerspätestesn im zweiten Halbjahr des ersten Schuljahres machen zu lassen (sofern man den eigenen Ohren nicht trauen kann…). Dafür, damit bis zum dritten Schuljahr zu warten und in der Zwischenzeit nicht wirklich zu checken daß sich das Problem erledigt hat würden mir andere Wörter als fürsorglich einfallen 😀

  12. Naja, hier wäre ich vermutlich auch nicht unbedingt nochmal zu Arzt gegangen. Aber wollen wir wirklich, dass Eltern generell selbst entscheiden, wann etwas sich normalisiert hat – vielleicht auch noch mit dem Druck einer Kostenübernahme im Rücken?
    Da Eltern beliebig dämlich sind, sehe ich hier mindestens 50% Schuld beim Kinderdoc, der sich nicht zum Hintergrund durchgefragt hat, BEVOR er das volle Programm gefahren hat.

    1. Lustig.
      Aber richtig. Deshalb überpüfen wir bei allen Vorsorgen, Impfungen und sonstigen Vorstellungen, ob es sich tatsächlich um das vorgestellte Kind handelt – die Mutter könnte ja aus Versehen das Nachbarkind eingepackt haben.

      Ich denke, ich darf davon ausgehen, dass es einen *echten* Hintergrund gibt, wenn Eltern den Auftrag „Mach mal Sprachtest“ erteilen.

      1. Ich glaube Sie reden aneinander vorbei. Es ging doch nicht ums falsche Kind! Caron hat schon Recht. Im Grunde genommen müssten Arzt und MFA VOR dem Test nochmal genau den Grund hinterfragen. Das ist sinnvoll und wir in anderen Praxen auch so gemacht.

          1. Das spart sehr viel Zeit, unnötige Untersuchungen und hilft effektiver arbeiten. Ein Bäcker wird sich auch erst vergewissern, wieviel Brote noch im Laden sind bevor er Überschuss herstellt der nicht gebraucht wird. Und der Stundenlohn des Arztes ist höher….

            1. Der Vergleich hinkt. Wenn der Bäckerlehrling (Eltern) kommt und sagt: „Wir brauchen Nachschub!“, dann wird sich der Bäcker (Arzt) darauf verlassen. Deiner Logik folgend müsste er dann dennoch hingehen und selbst nachschauen, weil es ja sein könnte, dass der Lehrling sich irrt oder absichtlich falsche Angaben macht etc…

            2. Genau richtig erkannt! Der Bäcker muss selbst nachschauen. Genauso wie der Doc der Chef der Praxis ist und die Verantwortung hat, sich von best. Dingen selbst überzeugen muss. Dazu gehört auch, nicht jeden „erteilten“ Auftrag anzunehmen.

        1. Eine Sprachtestung braucht Zeit. Das bedeutet, die Termine sind im Terminplaner rar (bei uns aktuell mit 2 Monaten Vorlaufzeit) – also nicht mal „schnell“ ausmachbar. Die fMFA fragen am Telefon sehr wohl „warum“ und „wer möchte“ – aber es gibt einen Punkt, an dem man sich doch auf die Eltern verlassen muß, oder? Ich kann doch nicht alles infrage stellen.

          1. Das kommt eben auf das Selbstverständnis des Arztes an. Aber gerade wenn Termin rar sind wäre es natürlich schön, wenn sie gerade den Kindern zugute kommen die sie wirklich brauchen. Der Doc wird sicher auch keine Blutentnahme machen, nur weil die Eltern einen Termin ausmachen. Da wird der Hintergrund auch genau erforscht. Aber wie gesagt, jeder macht es anders. Ich denke Heilkunst ist etwas anderes als eine Dienstleistung.

            1. Das ist ein Unterschied – eine Blutabnahme ist schmerzhaft, geht kürzer, ist teurer usw. — nicht vergleichbar.
              Ich verstehe mich nicht als reiner Dienstleister – auch das hat hier im Blog schon zu Riesendiskussionen geführt (dass eben ein Arzt doch Kunden hat, denen er zuarbeitet) — aber naja. Wer in der Materie „drin“ ist, wird das nachvollziehen können und auch die Sprachlosigkeit in diesem Posting. Das ist auch nicht wirklich die Regel, die meisten Kinder zum Sprachtest haben wirklich „was“ und es gibt jemanden im Vorfeld, der das ernsthaft „angeschoben“ hat – Schule, Kindergarten, Eltern usw.

            2. Ok jeder macht es anders. Ich bin selbst auch in der Materie drin und kann es eigentlich nur empfehlen, denn Dingen kurz und knapp auf den Grund zu gehen. Es mag für die Patienten überraschend sein, führt langfristig aber zu einem angenehmen Arbeiten.

            3. Wenn du das wirklich so machst, würde ich nicht dein Patient sein wollen. Ich würde dir einfach nicht vertrauen, wenn du alles was ich sage hinterfragst. Irgendwo hat ein Arzt Patienten Verhältnis doch auch was mit vertrauen auf beiden Seiten zu tun.

        2. Ja, und dann? „Der hatte im Kindergarten einen Sprachfehler.“ „Und wie ist es jetzt?“ „Ganz gut, denke ich, aber kann der Doc das nicht lieber nochmal anschauen um sicherzugehen?“
          Wo sparst du da dann die Untersuchung? Oder schickt die MFA die Mutter nach „ganz gut“ heim, ohne dass der Doc belästigt wird? Wenn die MFA entscheiden kann, ob das Kind einen Sprachfehler hat oder nicht, darf sie dann auch gleich das Rezept für die Logopädie ausstellen oder darf der Arzt dann doch nochmal drübergucken?

          1. Siehe oben: der Doc hat die Verantwortung, muss entscheiden, ob er den „Auftrag“ annimmt und wieviel Zeit er für den Fall verwenden will.

            1. Das läuft aber schwer auf zwei Termine beim Doc hinaus. Einen, bei dem kurz geschaut wird, ob eine größere Untersuchung tatsächlich notwendig ist. Und dann der „richtige“ Termin, bei dem genau untersucht wird – natürlich erst Wochen später, da der Kalender voll sein wird. Das wird den Eltern schwer zu vermitteln sein, lohnt sich weder für den Patienten noch finanziell für den Doc.
              Alternativ kann natürlich auch eine „Offene Sprechstunde“ ohne feste Termine praktiziert werden. Dann nimmt sich der Doc sofort die nötige Zeit, lässt aber die übrigen Patienten stundenlang warten.
              In einem Unternehmen wie es eine Arztpraxis nun mal ist, muß auch delegiert werden. Und die Terminvergabe ist eine der schwersten Entscheidungen, die eine MFA treffen muß. Hier lag sie halt mal falsch. Dafür bei den restlichen Terminen des Tages sicher richtig. Als Schlußfolgerung die Terminvergabe komplett in die Hände des Arztes zu legen, bedeutet ca. 50% der Patienten von vornherein abzuweisen – weil der Arzt mit anderem Kram beschäftigt ist. Nächste Folge sind übrigens Entlassungen, da die MFA-Tätigkeiten vom Arzt übernommen werden und es massiv weniger Einnahmen sein werden.
              Um beim Bäcker zu bleiben: Entweder verlässt sich der Meister auf seine Angestellten und Azubis. Oder aber er bäckt kleinere Brötchen, sprich: Er arbeitet ohne Angestellte und bedient nur wenige, ausgewählte Kunden.
              Gemeckert wird immer.

            2. Wenn man es falsch verstehen will…… Ist doch ganz logisch: erst kommt die Anamnese und dann FALLS nötig der ausführliche Test. Weder 2 Termine beim Doc, weder Leute die abgewiesen werden und schon gar nicht Entlassungen. Man kann es auch einfach machen!!

            3. Nochmal lesen bitte: Es ist organisatorisch nur schwer machbar. Für welchen Zeitraum soll der Termin eingebucht werden? Nur für die Anamnese oder inklusive Zeit für die Testung? Es die Wahl zwischen nachfolgende Patienten vorsätzlich warten lassen (hatten ja einenTermin nach der Anamnese) oder Leerlauf für den Arzt (Testung fällt aus).
              Falsch kommunizierte Termine sind ein Ärgernis für mich als Patient, ein nicht ausgelasteter Arzt bedroht meinen Arbeitsplatz massiv. (Und jetzt bitte nicht mt dem Quatsch von wegen: „Es gibt immer etwas zu tun, z.B. Papierkram.“ anfangen. Auch der muß vorbereitet sein, bevor er dem Arzt vorgelegt wird.)

            4. @Schlappohr: Kurz und Knapp: woanders funktioniert es so gut und wird so gemacht. Ohne weitere Worte.

            5. @a
              Dieses „woanders“ würde ich brennend gerne kennen lernen und dort hospitieren, um die Organisation zu erlernen. Allerdings nur, wenn es sich um eine Einzelpraxis für Kinder- und Jugendmedizin handelt (also Arzt, kein Therapeut), fast ausschließlich Kassenpatienten behandelt, keine offene Sprechstunde hat und profitabel arbeitet.
              Ich stehe dazu: Nicht machbar.

  13. Is ja alles kein Problem, die Kasse zahlt.
    Eigentlich sollte bei Dummheit der Eltern Haftungsausschluss gelten, damit die merken, dass die Allgemeinheit nicht jedem Quatsch bezahlt, den die Eltern sich in den Kopf setzen.
    In diesem Fall sollten doch die Eltern merken, dass es sich so gebessert hat, dass nix mehr zu tun ist.

  14. Donnerwetter. Das nenne ich vorbildliche Vorsorge ;). Engmaschige Kontrolle und so. Könnte ja sein, dass der Junge immer noch Probleme mit dem SCH hat und man das nur nicht so hört! Ach ja. Ich führe mal wieder meinen geliebten gesunden Menschenverstand an…

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