Sommerzeit Obstfliegenzeit

Die Mutter stellt sich mit ihrem Sohn vor, „weil man mal die Haut auf dem Kopf angucken soll“. So die fMFA vorab.

Ich: „Und was ist da genau am Kopf?“
Mutter: „Der Lucius hat da immer so komische Stellen, die kratzt er sich immer wieder auf.“ Sie fängt an, dem Siebenjährigen die Haarpracht zu teilen – Frisur eher Marke Löw als Reus. Schließlich hat sie zwei Stellen freigelegt, die wundgekratzt sind.
Ich: „Und wie lange geht das schon so?“
Mutter: „Och, so zwei Wochen. Er kratzt, dann blutet´s, dann heilt´s, dann juckt´s und wieder von vorne.“
Ich übernehme die Haarsichtung, schaue rechts, schaue links, gehe gezielt an den Scheitel… da krabbelt´s.
Ich: „Oh lala, … da hat´s Läuse.“
Mutter: „Was? Wo?“
Ich zeige sie ihr, es sind drei, etwas träge, aber anwesend.
Mutter: „Ach, und das sind jetzt Läuse?
Lucius: „Iiiihh!!“
Ich: „Halb so wild, lässt sich gut behandeln.“ Ich starte meine Festplatte zwecks Pediculosis-Vortrag, da fällt mir die Mutter ins Wort:
„Aber die drei, die kriege ich doch jetzt auch so.“ Sie pflückt die Viecher ab und krümelt sie auf meinen Fußboden.
Ich: „Schon, aber wenn sie schon Eier…“
Mutter: „Geht ja gar nicht, die habe ich ja jetzt erlegt.“
Ich: „Aber hat er nicht schon seit Wochen diesen Juckreiz?“
Lucius: „Iiiih, geh weg!“
Mutter: „Jaja, aber dann muß ich das wohl auch noch melden?“
Ich: „Ja, auf jeden Fall. Bescheid geben in der Schule, Behandlung heute und weiter jeden Tag die Haare auskämmen.“
Mutter: „Na, mal sehen. Wenn der heute abend nichts mehr hat, muß man das ja auch nicht an die große Glocke hängen.“ Dass die Leute mit „man“ immer „ich“ meinen, es aber nicht sagen.
Ich: „Mmmh. Aber verpflichtet sind Sie dazu schon…“
Mutter: „Wer will das kontrollieren?“
Ich: „… und ich auch, wenn eine ausreichende Behandlung nicht gewährleistet ist.“ Was nicht stimmt.
Mutter: „Achso? Sie auch? Na dann.“

Es folgen die üblichen Beratungseinheiten. Abgang Mutter mit kratzendem Lucius und der Bemerkung beim Rausgehen, wenn auch leise gemurmelt: „So ein Aufstand wegen der paar Obstfliegen.“

 

(c) Fotos bei DW!zzy und Gilles San Martin

47 Antworten auf „Sommerzeit Obstfliegenzeit“

  1. Als Erzieherin immer wieder schön mittwochs noch dicht neben einem Kind in der Leseecke zu sitzen und Donnerstags riecht es nach dem läusemittel oder erzählt auch von der Behandlung, aber die Eltern haben irgendwie versäumt uns zu informieren. Dabei reagiert keiner von uns in irgendeiner Form so, dass sich die Eltern schämen müssten. Manche denken auch mit der Behandlung sei die Sache für sie durch aber bedenken nicht, dass ihr Kind schon andere angesteckt haben könnte und sich so Ping-Pong-artig die Läuse hin und her verteilen können.
    Bin bis jetzt zum Glück verschont geblieben. Was mich bei der Regelmäßigkeit in der die Tierchen aufkreuzen eigentlich erstaunt.

  2. neee, was bin ich froh, dass wir bis jetzt von laeusen voellig verschont geblieben sind…. aehm, kurze frage, gibt’s die in der weiterfuehrenden schule auch noch oder ist kind ab 5. klasse dagegen quasi immun? 😉

    1. Nach einem Urlaub und einer Übernachtungsparty kann es dann auch wieder dazu kommen. Wie gesagt, am häufigsten sind Läuse direkt nach den Ferien. Was für mich übrigens auch gegen die These spricht, dass die Läuse auf Bettzeug nicht überleben könnten.
      Oder holt man sich die in Schwimmbecken wenn man im Urlaub ist?

      1. „Was für mich übrigens auch gegen die These spricht, dass die Läuse auf Bettzeug nicht überleben könnten.“

        Na ja, ein paar Stunden packen die es ja schon zu überleben, insofern: ich wasch immer das Bettzeug und jag die Kuscheltiere direkt durch den Trockner. Fühlt sich für mich besser an.

    2. @henriette
      Ich hatte die lieben Viecher in der 6. Klasse dreimal hintereinander. Meine Mutter verzweifelte schon bis ich ihr erzählte das von meiner Tischnachbarnin immer so punkte runterhopsten. Da hat meine Mutter in der Schule angerufen und angeboten das sie ihre Kollegen vom Gesundheitsamt auf den Plan ruft und mich nicht mehr zur schule schickt bis das erledigt ist. Die Schule hatte nämlich keinerlei Infos an die anderen Eltern weitergegeben.
      LG Nell die seither zum Glück nie wieder heimgesucht wurde

  3. Es ist mir rätselhaft, woher immer wieder der Zusammenhang „Kopfläuse – Sauberkeit – asozial“ kommt. Die Behandlung (weiss ich von meiner Enkelin) ist zwar lästig, aber einfach: Spezialwäsche, Nissenkamm, das wär’s
    und nahc ein paar Tagen ist der Spuk vorbei.

  4. Hrm… Läuse als Solches zu haben ist ja nicht schlimm – aber ich finde Ausgrenzung teilweise happig.
    Bei uns rief „vor kurzem“ (April/Mai?) erst eine junge Mutter an, deren Kind „immer wieder“ Läuse mit nach Hause nahm. Jedes mal mit entsprechenden Shampoos behandelt, Nissenkam, Wohnung grundgereinigt (Tiefkühlung, Heißwäsche, etc.).
    Trotzdem kamen sie immer wieder.
    Die anderen Eltern wollen ihre Kinder schon nicht mehr mit dem „Läusekind“ spielen lassen, in der Schule wird sie ausgegrenzt – trotz regelmäßigen ärztlichen Attest, dass sie wieder Läusefrei sei.

    Was sie da noch machen könne? Ob sie ihren Hund ins Tierheim bringen solle?

    Da war ich dann auch etwas perplex.
    Erst mal erklärt, dass sie erst mal zum Tierazt solle, ob Hund überhaupt Läuse habe – es können ja auch Flöhe sein und Hundeflöhe zögen Hunde dem Menschen vor. Außerdem könne man Läuse bei Wuffi auch behandeln, könne sich also direkt tierärztlichen Rat einholen.
    Sie rief drei Tage später an und meinte nebenbei, dass der Hund weder Flöhe noch Läuse hätte. Sie bedankte sich – sie war schon so verzweifelt und sie wollte den Hund nur ungern weggeben… aber Tierarzt habe sie gar nicht gedacht.

    Anschließend erfolgte ein laaanges Gespräch – wenn das Kind die Viecher nach erfolgreicher Therapie immer wieder einschleppt, dann müsse der „Herd“ ja woanders sein. Sie solle sich mal mit der Schule auseinander setzen, damit da eine größere Aufklärungsaktion für die Eltern organisiert wird.
    Bei Läusen kann man eben nur vorsorgen, indem man nicht in Kontakt mit den Viecher kommt – ansonsten gibt es nur Nachsorgen.
    Die Mutter erklärte weiter, dass man SIE als Herd ansehe, weil sie die Läuse zu erst gehabt hätte (aus dem Urlaub eingetragen).
    Auch hier versuchte ich sie zu beruhigen: Weder sie noch ihr Kind ist der Schuldige. Schuld sind die Eltern, die die Läuse bei Befall nicht korrekt behandeln (wie die Mutter im Blog). Dafür das man Läuse bekommt, kann man nix. Dafür das man Läuse behält dafür schon.

    Da es sich um eine junge Mutter handelte, riet ich weiter etwas Infomaterial aus dem Netz zu suchen (wir haben leider keines; keine Kinderärzte eben) und mit zur Schule zu nehmen, dort mit Direktorin und Klassenlehrerin zu sprechen und die Idee der Aufklärung ins Spiel zu bringen.
    Es ginge ja nicht nur um den Lausbefall sondern auch um die Psyche des Kindes (Kinder untereinander… ich denke wir wissen alle, wie grausam sie sein können).

    (Mutter rief etliche Wochen später wieder an:
    Die Läuse wurden von dem Kind immer wieder eingeschleppt, deren Mutter am meisten gegen unsere Patientin hetzte (ja geradezu aufstachelte). Alle Kinder durften nicht mehr zur Schule kommen, bis sie ein ärztliches Attest vorzeigen konnten, dass sie Lausfrei seien… die Hälfte der Klasse fehlte am nächsten Tag und nur eine Mutter machte ordentlich Stunk gegen diese Entscheidung. Sie würde wegen solcher Krabbelviecher doch nicht zum Arzt gehen!!!! Hätte wohl einige Zeit gebraucht, bis das Kind wieder zur Schule gehen durfte).

    1. Beim zuständigen Gesundheitsamt können sich die Lehrer und betroffene Eltern auch immer sachkundig machen.

      Eine sehr gute Idee, die gesamte Klasse zum Kinderarzt zu schicken!!

      Und die stänkernde Mutter ist einfach nur unglaublich. Vor allem, wenn man bedenkt, dass immer ALLE Eltern darum gebeten werden, die Kinder auf Läuse zu kontrollieren, wenn es einen Fall in der Klasse oder Gruppe gibt!

      Es ist wirklich unerheblich, wer die Läuse als „erster“ eingeschleppt hat. Aber die Kinder, die den häufigsten und engsten Kontakt haben, sollten ganz bestimmt besonders gut nachgeschaut werden. Wo manche ja auch nicht draufkommen, dass bei Übernachtungsgästen die Bettwäsche als Überträger wirken kann.
      Ich hoffe, das Kind hat das Ganze einigermaßen gut überstanden.

  5. ich kann mich noch erinnern, dass zu meiner Kindergartenzeit einmal Läuse umhergingen und alle Kinder in die Dusche gescheucht wurden und man dort kopfüber die Haare solange verwuschelt hatte, bis unten ein beträchtlicher Berg Läuse lag… Gott sei Dank hatte ich Glück und keine und jene Kinder, die welche hatten, waren dann längere Zeit nicht mehr dort…

  6. Anonymität hilft alles nicht, wenn mir das Kind im Kindergarten in die Arme rennt und schreit: „Wir müssen Haare waschen, die Leonie hat Läuse!“ 🙂

  7. Nach dem Urlaub kommen die Läuse in Schule und Kiga. Je nach Qualität des Hotels oder der Ferienanlage ist dies eine beliebte Brutstätte für die kleinen Krabbler.
    Vielen Eltern ist es tatsächlich zu lästig, die Behandlung ausführlich zu machen. Ein halbes Jahr beschäftigte es die Schule. Ein „betroffener“ Vater, dessen Tochter immer wieder Läuse hatte, machte die Rektorin verantwortlich. *staun* Als ob diese seiner Tochter die Haare waschen würde und die Wohnung auf „links gedreht“ hätte.

    Erst, als einige Eltern auf einem Attest von Kinderarzt bestanden hatten wir eeeeeendlich Ruhe.

    Mich als Mutter interessiert NICHT wer die Läuse eingeschleppt hat, aber ordentlich handeln, dass sollten alle Betroffenen unbedngt.

    Dazu möchte ich allen Erzieherinnen dringend dazu raten, keine „netten“ Spiele wie Mützen tauschen zu spielen. Auch finde ich es bedenklich, wenn der Kiga für alle Kinder Kappen zur Verfügung stellt und dann täglich die Träger wechseln.

  8. Jetzt weiß ich, warum es in unserer letzten Kita sechsmal hintereinander(!!!!!!) im 2-Wochen-Abstand Läuse gab (nicht bei uns, da gab es nach der ersten Meldung sofort einen Kurzhaarschnitt und tägliche Sichtkontrollen). Dieses komische Läusestigma geht mir auf den Keks… erstens hat es nichts mit sauberen Haaren zu tun und zweitens nennt die Kita ja nun meist nicht den Namen des Verlausten, sondern macht i.d.R. einen Aushang, daß es „einen Fall von Läusen“ gegeben hätte.

    1. Wobei mich das echt wundert. Ich habe den Tipp mit den Läusen auch von einer anderen betroffenen Mama bekommen. Und ich habe auch gleich die Mamas der engsten Kindergartenfreunde von meinem Sproß angerufen. Da hat mich keiner dumm angemacht oder auch nur komisch reagiert. Eher Mitleid und Dankbarkeit war die Reaktion. – Einfach selbst offen und ohne Peinlichkeit damit rausrücken, da merken auch die anderen, dass es nichts zum schämen ist.

  9. Nun das ganze Gegenteil. Habe letztens gedacht Läuse gesichtet zu haben. Nach der Nachbehandlung immernoch Läuse gefunden. Total verzweifelt die Hotline eines bekannten Läusemittels angerufen. Die sagten googeln sie mal Gewitterfliegen wenn sie nur Viecher und keine Nissen finden. Und was soll ich sagen wir hatten Gewitterfliegen und keine Läuse. Und das nachdem ich vier Köpfe zweimal behandelte und komplett die Wohnung auseinander nahm. Und komplett dem Freundeskreis bescheid sagte. Peinlich war das.

    1. Jooooaaahnajaaa…
      Die Fransenflügler fliegen ja nun wirklich, Läuse nicht. Aber ich habe im Zweifelsfall die Macht des Mikroskops. Da gibt es keine Zweifel.

      1. Jooooooooaaaaah, lieber Kinderdok, ist nur so, dass die meisten Leute eher wenige Mikroskope im Haus haben! 😉
        Gah, ich HASSE diese Gewittertierchen, was hat sich die Evolution nur dabei gedacht????

  10. „Man“ muss das ja gar nicht an die große Glocke hängen. Behandeln und vertraulich der Lehrerin/ dem Erzieher im Kindergarten sagen, so dass die eine ganz anonyme Empfehlung ausgeben, doch mal die anderen Kinder daheim durchzuchecken. Wir haben solche Briefe bestimmt schon ein halbes Dutzend Mal von der Schulde und dem Kindergarten bekommen, einmal waren tatsächlich Läuse auf unserem Kind, aber nie hab ich erfahren, von wem das letztendlich ausging.

  11. Die Mutter beschäftigt sich einfach in ihrer Freizeit mit Genetik und war gedanklich noch zu sehr mit Drosophila beschäftigt…. kann sie da gut verstehen.

  12. In der „guten alten Zeit“ kam alle halbe Jahr jemand vom Gesundheitsamt oder so und guckte nach Läusen. (meine Grundschulzeit, 70er Jahre, Baden-Württemberg) Unsere Lehrerin hatte denn auch klargemacht, Läuse zu haben sei keine Schande, nur wenn man welche hat und nichts dagegen tut.

  13. Ich hätte da einen Kollegen im Angebot, der meint mit „man“ niemals „ich“, sondern immer „alle, bloß nicht ich“.

  14. Es muss ja nicht nur das Kind behandelt werden. (Der arme Junge, der seit 2 Wochen Hilfe hätte haben können.) Als meine Kids Läuse hatten, war die ganze Wohnung dran. Entweder auskochen, in die Gefriertruhe oder verpacken. Beim Sohn waren die Läuse mal sage und schreibe 9 Monate in der KiGa-Gruppe vorhanden. Bis die KiGa-Leitung mit dem Elternbeirat beschlossen hatte, dass nur noch ein Attest vom Gesundheitsamt anerkannt wird.

    1. Ein Kiga in meinem Heimatort hatte erst Ruhe als die Kinder einer Familie alle zur Schule gingen. Davor war es regelmässig ein Thema, zum Leidwesen der anderen Kinder und Erzieherinnen.

    2. Bei uns haben die Erzieher monatelang verzweifelt versucht, die Eltern per Aushang zu informieren und sind dann (meiner Meinung nach zu spät) in Kleingruppen zum Amt gegangen, um sich in der dortigen Läusesprechstunde durchchecken und informieren zu lassen… gleich in der ersten Gruppe gab es sechs verlauste Kinder. 😛 Wobei ich ja denke, daß die *Eltern* in die Sprechstunde gehört hätten, denn die wußten entweder nicht Bescheid oder haben es nicht ernstgenommen/korrekt behandelt.

      1. Boah, das haben die sich getraut? Bei uns ist schon untersuchen verpönt, weil man das nicht dürfe, das sei „übergriffig“ und sei daher nicht erlaubt…

  15. 2 Wochen???
    Als meine Schwester damals sagte mich juckt da was und meine Mama eine Laus entdeckte, saßen wir wenige Stunden später alle drei mit einshampoonierten Köpfen da. Den Nissenkamm haben wir gehasst. Ich sagt nur lange und dichte Haare.

    1. Ja, eben.
      Läuse sind so widerlich, wer lässt denn da sein Kind wochenlang mit juckendem Kopf rumlaufen?
      Und dann keinen Bock auf die fachgerechte Behandlung haben, nachdem die Diagnose endlich gestellt wurde…

  16. Ich schmeiß! Mich! Weg! Made my day! 😀
    … Vor allem habe ich jetzt Bilder im Kopf, wie der arme Kinderdok die zerkrümelten Läuse aufwischen muss und hinter einer Ueberlebenden hinterherhastet! 🙂

    1. Jeb, ob man auhc sicher sein kann, dass diese lieben Tierchen auch wirklich tot sind? Und die machen auch vor Erwachsenen nicht Halt
      .. auch nicht vor Kinderärzten und deren Mitarbeitern (m/w) 😉

      1. Ja, da habe ich auch schon gedacht, wollte es aber nicht laut aussprechen! Aber jetzt hast Du es ja getan und ich bin fein raus! 😉
        … Allein deshalb würde es mich an Kiderdoks Stelle nach dieser Unterhaltung überall auf einmal jucken und krabbeln, bäääh! 😀

  17. Die anderen Eltern in der Schule werden sich bedanken, die stehen dann hier wutschnaubend in der Apo weil deren Kind dann Läuse hat 😩

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