Zum Vitamin-K-Mangel und Hirnblutungen

Neugeborene haben physiologisch ein Vitamin-K-Defizit, der Körper hat noch nicht ausreichendes Vitamin gebildet. Dies ist ein Problem, denn Vitamin K ist essentiell für die Bildung von Gerinnungsfaktoren des Blutes. Früher fürchtete man Blutungen, vor allem eine Gehirnblutung bei Neugeborenen durch den Vitamin-K-Mangel (vitamin K deficiency bleeding = VKDB). Seit Jahrzehnten wird daher eine Vitamin-K-Gabe während der Neugeborenenzeit empfohlen.

Diskussionen, ja Streit und Studien gibt es darüber, wie dies administriert wird. In Deutschland (siehe auch) wird eine orale Gabe von 2mg Vitamin K zu den Zeitpunkten Geburt (U1), erste Woche (U2) und nach einem Monat (U3) empfohlen. In den Staaten gibt man 1mg Vitamin K intramuskulär bei Geburt, in Italien anfangs intramuskulär, dann eine orale Gabe von 25ug/tgl bis in die 14.Woche, ähnlich in den Niederlande. Ein diskutiertes und aggressiv (internet-)publiziertes erhöhtes Risiko durch die Vitamin-K-Gabe für Krebserkrankungen besteht nicht.

Wir fahren in Deutschland gut mit dem hier empfohlenen Regime, in den Kinderkliniken wird bei Frühgeborenen häufig auch die amerikanische Empfehlung der i.m.-Gabe umgesetzt, gefolgt von den oralen Gaben. Die „holländische Linie“ wird hier gerne in anthroposophischen Kliniken und von Hebammen propagiert, allerdings mit dem irreführenden Zusatz, dies sei „physiologischer“ und nebenwirkungsärmer. Dies wird aber durch keine Studie belegt, im Gegenteil, bei unerkannten Lebererkrankungen wie Fehlanlagen der Gallengänge bedeutet dieses Regime ein erhöhtes Risiko.
Hinzu kommt, dass die regelmäßige Gabe über mehrere Wochen einen hohen Anspruch an die Eltern setzt: Das Kind darf das Vitamin K nicht erbrechen, es darf nicht vergessen werden, das Präparat muß gelagert und im Urlaub mitgenommen werden usw.

Alarmierende Zeichen kommen aus den Staaten – hier berichtet das Center of Disease Control CDC, dass immer mehr Eltern die grundsätzliche Gabe von Vitamin K bei Geburt ablehnen. Es vermutet den background bei Impfgegner, die aus einer „Antiimpfkampagne“ inzwischen eine „Antispritzkampagne“ entwickeln. Hoffen wir, dass sich diese Ideen bei uns nicht durchsetzen.

Bei den regelmäßigen Besuchen in der Frauenklinik der hiesigen Nachbarstadt (wo wir die U2 durchführen) gibt es mitunter Diskussionen Beratungsbedarf, was die grundsätzliche Gabe von Vitamin K angeht (sicherlich 1-2 Familien pro Jahr, die das komplett ablehnen), aber auch, was die o.g. „holländische Linie“ der täglichen Vitamin-K-Gabe angeht. Das Gros der Eltern lässt sich aber umstimmen zu den 3 x 2mg zur U1, U2 und U3, wie es bei uns empfohlen wird. Das stichhaltigste Argument dabei ist tatsächlich die Einsicht, dass die Eltern die Verantwortung tragen, täglich ein Medikament zu geben und dies nicht zu vergessen. Das trauen sich dann doch die wenigsten zu.

Danke an C.P. für den Internet-Tipp.
(c) Foto bei Ernie + Katy Newton Lawley

69 Antworten auf „Zum Vitamin-K-Mangel und Hirnblutungen“

  1. Meinem Sohn wurde nach der Geburt Vitamin K gegeben. Aber ich frage mich: ist das wirklich notwendig? Ich bin ein Kind der DDR – Vitamin K gab man Neugeborenen nicht. Die Säuglingssterblichkeit war in der DDR geringer als in der BRD.
    http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/sterbefaelle/023633.html
    http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen/major-sabine-2003-02-14/HTML/chapter4.html

    Ich denke, die Vitamin K-Gabe ist in erster Linie prophylaktisch, weil es günstig und relativ unkompliziert ist. An der Notwendigkeit habe ich aber meine Zweifel.

  2. Ich möchte ergänzen, dass die seit 2010 die holländische Empfehlung für gestillte Kinder deutlich höher dosiert ist als die deutsche Empfehlung mit 3×2 mg. (initial 1mg, ab Tag acht 150 µg tgl) Sie orientiert sich jetzt, die Gesamtdosis betreffend, an der dänischen Empfehlung, allerdings nach wie vor mit täglichen Einzelgaben ab Tag acht durch die Eltern, was in den Niederlanden gut zu klappen scheint. Im Grunde sehe ich da auch keine Probleme, denn an das tgl Vitamin D müssen die Eltern ja auch denken und am Anfang kann die Hebamme tgl nachhaken, ob es gegeben wurde. (Oder man stellt einen Handywecker.)
    Ich persönlich sehe nicht, warum man deutschen Eltern weniger Kompetenzen zutrauen sollte als holländischen Eltern. Wir haben die Wahl, beide Verfahren sind erprobt und sicher, wer aber die besonders sichere Prophylaxe möchte, die auch Kinder mit Gallenerkrankungen erfasst, ist mit der aktuellen holländischen Prophylaxe nachweislich besser bedient als mit der deutschen, und kommt an tgl. Einzelgaben nicht vorbei. Und wer lieber täglich einen Apfel isst, als einmal im Monat ne ganze Kiste voll, der entscheidet sich vielleicht doch lieber für eine modifizierte holländische Prophylaxe, als für die erprobte deutsche Variante. Das ist legitim, wir haben die Wahl. Tausende und abertausende Menschen denken an ihre tgl Schilddrüsentablette, ihre „Pille“, ihr ASS, das Vitamin D fürs Kind, … Warum sollen sie es ausgerechnet beim Vitamin K nicht hinbekommen? Wie gesagt, ein jeder wie er mag -IMHO.

  3. Meiner kleinen Tochter wurde im Krankenhaus auch die Vitamin-K-Prophylaxe gegeben. Danach war dann das Blut zu dick, so dass sie dreimal aus dem Kopf Blut abgenommen haben, um zu prüfen, ob es nun wieder dünn genug ist. Vielleicht liegt es daran, dass ich selber genetisch bedingt zu „dickem“ Blut neige (Faktor-V-Leiden) und das an die Kleine vererbt habe?
    Ich überlege nun tatsächlich, bei meinem nächsten Kind, das im November auf die Welt kommt, auf die Vitamin-K-Gabe zu verzichten bzw. eine geringere Dosis zu verlangen.

    1. In einem Fall wie deinem, würde ich es mal mit dem Frauenarzt und dem Kinderarzt besprechen, möglich ist ja vieles. Außerdem sollte man seinem Arzt immer seine Sorgen in Bezug auf die Behandlung mitteilen können, das gehört ja zum Vertrauensverhältnis.

    2. Das hängt dann wohl eher mit dem Faktor-V-Leiden zusammen, da hier ein aktivierter Faktor nicht (oder nur stark verlangsamt) abgebaut werden kann. Da würde ich vorher klären, was da sinnvoll ist. Vitamin K ist ja nach wie vor ein sehr wichtiger Teil der Blutgerinnungskaskade.

    3. Müsste man fragen, was „zu dick“ bedeutet. Die so genannte Polyglobulie hat nichts mit dem Vitamin K zu tun, sondern mit dem Abbau des roten Blutfarbstoffs nach Geburt (was zur Gelbsucht führt). Aber da wären die genaueren Werte wichtig.

  4. Ich hatte schon davon gehört, daß es diesen Vitamin-K-Mangel gibt, mir aber da (mangels Kind) keine Gedanken zu gemacht. Insofern finde ich die Nachfrage weder irgendwie naiv noch kam sie mir ideologisch geprägt vor.
    Und auch wenn ich es gut finde, daß dieser Mangel ausgeglichen und der Säugling so geschützt wird frage ich mich, woran das liegt, daß es diesen Mangel gibt?
    Die Natur hat doch eigentlich alles immer ganz prima eingerichtet, warum das nicht?
    Ich das Nicht-Substituieren von Vitamin K auch eine Ursache für die früher viel höhere Neugeborenensterblichkeit gewesen?
    Interessiert mich wirklich – völlig unideologisch…

    1. Genauso ist es: die Natur hat alles gut eingerichtet, aber eben auch nicht 100%ig perfekt. Und somit gab es früher-ohne Vit.K Substitution- eine höhere Säuglingssterblichkeit- sozusagen die natürliche Auslese. Und genau diese möchte man heute verhindern.

      1. Das ist beinahe schon philosophisch: Warum hat die Natur da nicht aufgepasst? Tja, keine Ahnung. Sie hat uns auch nicht den natürlichen Schutz vor Tetanus oder Masern in die Wiege gelegt, geschweige denn die Säuglinge vor Genetischen Erkrankungen usw.
        Dennoch findet die Medizin, Wissenschaft bla blub Wege zum besseren Überleben der Spezies. Vielleicht findet sich irgendwann mal, für was der Vitamin-K-Mangel gut ist, oder in Jahrmillionen wäre es ausgemendelt gewesen. Wer weiß?
        Der Einzelne möchte nicht teilhaben, Rädchen in der Evolution zu sein, also fand die Menschheit die Substitution des Vitamin K und damit eine Abnahme der Säuglingssterblichkeit.

        1. Beim Heliobacter wurde ja auch so ein unerwarteter Effekt festgestellt:
          Schlecht: führt zu Magengeschwüren.
          Gut: reduziert die Wahrscheinlichkeit für Astma und Hautekzeme.

          (und man behandelt ihn dennoch, insbesondere, wenn es Probleme gibt)

          Vielleicht findet jemand mal sowas bei Vitamin K?

      1. Was heisst hier „willenloser Naivling, der alles hinnimmt“. Die Empfehlung kommt immerhin nicht von Irgendjemand, sondern von einem Mediziner, der nach seinem Studium mehrere Jahre Berufserfahrung hinter sich hat. Und da wäre es natürlich schön, wenn man ihm auch mal vertrauen könnte genauso wie der Hebamme, der Großmutter, der Nachbarin von nebenan usw. und NICHT alles anzweifelt und infrage stellt.

        1. @gwendolynkucharsky: Dieser Kommentar stammt wahrscheinlich von einem Mediziner oder einem Medizinstudenten. Lies ihn Dir bitte durch und lasse das auf Dich wirken.

          Verstehst Du jetzt meine Argumentation, warum es wichtig ist, Meinungen eines Arztes zu hinterfragen?

          Er schreibt: „Die Empfehlung kommt immerhin nicht von Irgendjemand, sondern von einem Mediziner, der nach seinem Studium mehrere Jahre Berufserfahrung hinter sich hat.“

          Ich sage: Null Selbstreflexetion! Er ist als Arzt (oder Medizinstudent) der Meinung, dass seine Meinungen und Ansichten der Weisheit letzter Schluss sind.

          1. Er ist als Mediziner der Meinung, dass er nach vielen Jahren Ausbildung etwas besser kann als die Allgemeinheit. Genauso wie der Bäcker, die Hebamme und der Elektriker. Oder helfen Sie mal eben der Nachbarin bei der Geburt, schliessen zu Hause die Elektrik selber an…Aber dafür gibt es ja Fachleute, soso… 🙂

            1. Hm, also ich formuliere es mal so: einem gelernten Elektriker, der seit zwanzig Jahren bei einem Küchenbauer angestellt ist und der dort zuverlässig und gut Küchengeräte anschliesst, würde ich trotz seiner Ausbildung nicht die Planung der Elektrik eines Bürogebäudes in die Hand drücken!
              Ärzte sind Menschen und Menschen machen Fehler. Oder haben eben doch nicht mit allem, was einem im Berufsleben so begegnen kann, Erfahrungen. Nicht der Arzt, der nicht weiter weiss, ist gefährlich, sondern der, der seine Grenzen nicht kennt! Und der an den Punkt gekommen ist, an dem er glaubt, alles zu wissen.
              Ja, es ist bestimmt nervig, immer wieder die gleichen Nachfragen beantworten zu müssen. Aber für das Gegenüber, sprich den Patienten, ist die Situation nunmal neu. Wer das aus dem Blick verliert, sollte sich dringend beruflich umorientieren. Es gibt ja nun durchaus Studien, die zeigen, dass die Psyche mitheilt, wenn der Patient das Gefühl hat, bei diesem Arzt/ in diesem Krankenhaus gut und richtig behandelt zu werden.
              Ja, ich kann verstehen, dass ständig gefragt zu werden, nervig sein kann. Aber wenn es zur Beruhigung, evtl. besseren Heilung und auch evtl. Fehlervermeidung notwendig ist, sollte ein Arzt das schon ertragen können. So wie viele andere in ihrem Beruf auch!

            2. Ok, das klingt schlüssig. Und natürlich sollte der Arzt seine Grenzen kennen. Aber es gibt nun mal auch einfache Empfehlungen (z.B. zur Vit D und Vit. K-Gabe), die seit langer Zeit bestehen und sich seit Jahrzehnten bewährt haben. Den meisten Ärzten dürfte dies bekannt sein. Warum also immer wieder daran rütteln, etwas infrage stellen wo schon viele Ärzte und Mütter gute Erfahrungen gemacht haben? Und klar: Fragen stellen und besorgt sein ist erlaubt, aber es gibt immer mehr Eltern, die mit ihren Ängsten die Sprechstunde regelrecht sprengen können und da fragt man sich schon wer dafür der richtige Adressat ist.

            3. Naja, aber der Artikel zählt doch gerade auf, wie unterschiedlich die Vitamin-K-Gabe in verschiedenen Ländern gehandhabt wird. Da kommen beim medizinischen Laien durchaus die Fragen auf, was denn nun der beste Weg ist und Warum.
              Ich vermute jetzt mal als Außenstehende, dass das Problem weniger die fragenden Patienten sind. Sondern diejenigen, die beim Fragen die Antwort schon zu wissen meinen, wie z. B. bei einigen ideologisierten Impfgegnern der Fall.

            4. …. genau richtig erkannt sowie die (meist spätgebärenden) Glucken-Mütter, die hinter jeder Kleinigkeit, jeder Maßnahme, jedem Hinweis eine massive Bedrohung und Gefahr für das Leben des Sprößlings vermuten.

  5. Hardcore-Impfgegner lehnen selbst die Anti-D-Prophylaxe ab und natürlich gibt es dann auch kein Vitamin K, kein Fluorid, keine Impfung – mir scheint, das ist ein alternativ ganzheitliches Komplettpaket.

    1. Ich bin weder Impfgegner, noch Glaubuli-Anhänger. Ich war wirklich nur überrascht, da ich von einem solchen Mangel noch nie etwas gehört hatte. Dass man mir gleich sowas unterstellt, finde ich schon arg.

      @Kinderdoc: Ich werde mich in Zukunft von deiner Kommentarfunktion fernhalten. Finde ich unmöglich, wie man hier angegangen wird.

      1. Entschuldigung – aber es ist einfach „typisch Impfgegner“, wenn so quasi unwissend gefragt wird: „Tut es denn nicht einfach Vollstillen?“ *zwinkerzwinker*

        Dass du diese Frage aus der Naivität herausgestellt hast, konnte ich nicht herauslesen. Tut mir leid, wenn ich dir auf den Schlips getreten bin. Aber vielleicht kannst du dich ja mal grundsätzlich fragen, ob Ärzte Medikationsempfehlungen aus Jux und Dollerei herausgeben, wenn auch Stillen helfen würde…

        1. Muss jetzt auch mal Natalie beispringen. Die Frage hat sie nicht aus „Naivität“ gestellt, sondern aus Unwissenheit und Interesse.

        2. Na gwendoly, dann kennst du wohl manche Ärzte nicht, die bei einer einfachen Erkältung einfach so Antibiotika verordnen, obwohl sie nichts bringen. Oder kennst du vielleicht auch die Studien zur therapeutischen Arthroskopie? Da haben ja Studien raus gefunden das die genau so viel oder wenig bringt wie Physiotherapie, nur wird die OP eher gemacht weil die Krankenhäuser damit mehr verdienen. Es gibt auch immer noch Ärzte die Hustensäfte verschreiben und ähnliches.
          Außerdem: Warum sollte man nicht nach fragen dürfen? Ich frage meine Ärzte auch immer warum das oder jenes gegeben werden sollte oder er die oder jene OP vorschlägt, vor allem wenn mir der Sinn nicht auf Anhieb klar wird. Bei einigen simpleren Sachen wie Impfungen gegen Tetanus oder sonstiges frag ich nicht, weil ja klar ist was das soll und warum es gut ist. Des weiteren zählt das stellen von Fragen an Ärzte zum aufgeklärten Patienten und sollte auch so verstanden werden.
          Außerdem gab es bei Natalie keine einzige Indikation das sie zu Impfgegner oder anderen monarchischen Gruppen gehört, warum also so gereizt?

          1. Nein, solche Ärzte kenne ich in der Tat nicht. Ich höre im Internet immer wieder davon, im RL sind sie mir noch nicht begegnet. Wahrscheinlich rührt daher mein total naives Vertrauen in – meine – Ärzte…

            Gereizt, hm, nö, eher sarkastisch. Ich find’s einfach schräg, wenn im Blogpost zu lesen ist: „Seit Jahrzehnten wird aus dem und dem Grund die Vit.-K-Gabe empfohlen.“ und dann fragt jemand, ob nicht auch Stillen reicht. Als müssten sich die Mediziner jetzt vor die Stirn schlagen und sagen: „Mensch, daran haben wir ja gar nicht gedacht!“

            1. Also auch als NICHT-Impfgegner und im-allgemeinen-den-Ärzten-vertrauend und Vitamin-K-und-D-gegeben-habend, habe ich mir diese Frage gestellt und sie bislang NICHT befriedigend beantwortet bekommen. Im Allgemeinen vertraue ich auch der Weisheit der Natur und man kann sich schon wundern, wie wunderbar unser Körper so alles kann und das eben nicht.

              Ist vermutlich eine lustige Laune der Natur, wie so viele. Aber vielleicht gibts ja irgendwann mal auch dafür eine Erklärung, die Forschung bleibt ja auch nicht stehen. Und von daher war ich eigentlich eher gespannt auf die Antwort von Kinderdoc auf diese Frage.

            2. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich mehr Vertrauen in die Ärzte als in die Natur habe ;). Nee, im Ernst, klar hat die Natur vieles gut eingerichtet, aber dabei nimmt sie auch in Kauf, dass eine Menge Leute draufgehen. Deswegen braucht man ja Ärzte, die helfen, diese Fehler zu korrigieren und auszugleichen. Klar können die sich auch irren, sind ja nicht unfehlbar. Aber diese Antibiotika-bei-Erkältung-Ärzte sind ja – hoffentlich – nur Einzelfälle, während diese Vit.-K.-Geschichte schon lange flächendeckend gemacht wird. Da darf ich, finde ich, schon von ausgehen, dass es einen guten Grund dafür gibt, und dass es nicht nur daran liegt, dass die Ärzte übersehen haben, dass Muttermilch genug Vitamin K enthält.

            3. @gwen: Ich komme auch aus der evidenzbasierten Ecke und halte alternative Therapierichtungen durch die Bank für Humbug.

              Gewöhnlich vertraue ich meinem Arzt. Genau wie ich auch einem KFZ-Mechaniker, Elektriker, Fliesenleger oder Installateur vertraue. Die verstehen alle auf ihrem jeweiligen Fachgebiet deutlich mehr als ich. Sich von einem Arzt den Grund einer Behandlung (oder hier: der Vitamin K-Substitution) erklären zu lassen, finde ich aber durchaus verständlich und nicht verkehrt. Daher kann ich die Frage von Natalie nachvollziehen. Kinderdoc hat das oben ja auch noch mal kurz erklärt (fehlende Plazentagängigkeit; zu geringe Konzentration in der Muttermilch).

              Ich bin der Meinung, dass es falsch ist, alles in Frage zu stellen. Ebenso ist es aber auch verkehrt, alles widerspruchslos anzunehmen.

              Gerade im medizinischen Bereich werden Dir in Deutschland beispielsweise gerne mal IGeL-Leistungen von Ärzten empfohlen. Nicht alle dieser Leistungen sind medizinisch sinnvoll. Gerade Privatpatienten bekommen hierzulande viele Behandlungen, die einfach unnötig sind.
              Genügend Ärzte (und gerade Kinderärzte!) empfehlen auch Homöopathie als ernsthafte Therapieoption. Will man es da wirklich einem Patienten verübeln, dass er die Gabe eines „Vitamins“ – noch zumal mit parenteraler Applikation – bei seinem Neugeborenen für sinnlos erachtet?
              In der Schweiz kommt noch hinzu, dass der Arzt auch noch selbst Medikamente abgeben kann und damit Geld verdient. Dementsprechend ist er auch finanziell an einer Abgabe von Medikamenten interessiert.

              Um es mal mit Kant zu halten: Sapere aude! Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen!

              Deine Argumentation geht etwas in die Richtung: „Vitamin K? Weil: Ist so!“ Den Satz habe ich während meines Wehrdiensts oft genug gehört, um ihn suboptimal zu finden.

            4. Das du solche Ärzte nicht kennst ist doch wunderbar für dich. Mein Stiefvater hatte leider nicht so ein Glück und sitzt nun mit ruiniertem Knie zu Hause, da er in seinem Beruf als Altenpfleger nicht mehr arbeiten kann, da ihn der Pflegedienst nach einem Jahr Krankheit gefeuert hat.
              Außerdem sollte es einen Mediziner nie stören, wenn Patienten nach Fragen, was denn jetzt genau los ist und warum das gemacht wird. Ist ja auch schließlich Teil seines Jobs, es könneen ja nicht alle Dr. House sein. 😉

            5. Oh ja, es kann einen Mediziner sehr wohl stören, wenn seine Empfehlungen täglich infrage gestellt und angezweifelt werden, wenn alles 1000x hinterfragt wird statt einfach mal einem fundierten und gut gemeinten Rat zu folgen. Denn Mediziner sind auch nur Menschen und möchten in Ihrem Beruf geachtet werden genauso wie der Fleischer, die Hebamme oder der Elektriker.

            6. Das es einen stören kann, kann ja sein und das kann ich auch verstehen, aber beim Arzt und auch anderen Beratungsberufen handelt es sich eben nun Mal um eine Profession in der es erlaubt sein muss Fragen zu stellen. Du hast wahrscheinlich auch noch nicht als Sysadmin gearbeitet, da wirst du auch ständig, trotz Studium, hinterfragt ob es denn nun wirklich gut ist was du machst und deine Empfehlungen werden auch regelmäßig ignoriert und dann wirst du Infrage gestellt, weil das System eben nicht das kann was es soll. Aber vorher wurde auf deine Anregungen und Hinweise nicht reagiert und dann musst du halt reparieren was andere vebockt haben. Ja da willst du dann auch in deine Tischkante beißen, aber das bringt ja nichts. Gott sei dank haben aber gibt es bei so was immer noch den bastard operator from hell um sich ab zu reagieren.
              Zu deinem Beispiel mit dem Elektriker: Ich frag den auch welche Leitung am besten für die und die Anforderung ist und dann wird er es hoffentlich richtig machen, aber die sind auch nicht perfekt. Im Haus meiner Eltern sind zum Beispiel die Sicherungen für Küche und Waschraum und die dazu gehörigen Leitungen zu klein ausgelegt.
              Nur weil jemand ein Experte auf seinem Gebiet ist, muss das nicht heißen das er alles Weiß und seine Empfehlung der Weisheit letzter Schluss ist. Er kann genau so falsch liegen wie jeder andere. Siehe dazu wieder das Beispiel von meinem Stiefvater ein Arzt hat es verbockt und ein anderer musste es reparieren, der Leid tragende ist mein Stiefvater.
              Wenn du deine Patienten nicht wirklich beraten willst und zu einer guten Beratung gehört auch alle Fragen zu beantworten, auch wenn sie 1000x von verschiedenen Leuten gestellt werden, dann hast du ganz einfach den falschen Beruf erwischt, denn Ärzte sind auch nur Menschen die sich mal irren können.

            7. @AF: Es ist doch wie überall im Leben: Es gibt freundliche Patienten, die interessiert nachfragen und es gibt misstrauische Patienten, die die ganze Welt infrage stellen und keinen Rat annehmen können und wollen. Und ja, das kann schonmal anstrengend sein. Nicht mehr und nicht weniger.

  6. Ich hab nur noch halbwegs meinen Mann im Ohr „Jaja, Vitamin K ist okay, aber kein Silberdings in die Augen…“ das ist alles an was ich mich erinnere nach der Doppelgeburt 🙂

  7. Nur interessehalber: reicht Muttermilch nicht aus, um diesen Mangel schnell zu beseitigen? Oder sollte es auch bei Vollstillen zusätzlich gegeben werden?

    1. Na, auch endlich aufgewacht 🙂 Nein Stillen reicht nicht aus. Weshalb würde es wohl sonst eine eindeutige Empfehlung zur dreimaligen Gabe geben?

      1. Du musst nicht so überheblich sein. Ich habe keine Kinder und bis zu diesem Post noch NIE etwas von postnatalem Kaliummangel gehört. Nachfragen wird ja wohl noch erlaubt sein.

        Nett auch, dass man dafür sofort negativ abstimmt. Echt unhöflich!

      1. Das ist aber doch eine berechtigte Frage, warum in Muttermilch davon nicht genug enthalten ist. Oder auch, warum das Flaschennahrung nicht in ausreichender Menge beigefügt wird. Ist das aus Haltbarkeitsgründen nicht möglich?

        1. Dankeschön fürs Verteidigen!
          Muss echt toll sein, wenn man so viel Wissen hat, dass man über eine vorsichtige Nachfrage sich so echauffieren kann.

        2. Medikamente sind Medikamente und keine „Nahrungszusatzstoffe“. Oder hätten Sie wahlweise gern Ihren Kakao mit einem Blutdruckmedikament oder einer Schmerztablette ? 🙂 Manchmal müssen Medikamentengaben einfach sein, da gibts dann auch kein „unterschummeln“ oder mischen mit Nahrung.

          1. Einfach mal die Zutatenliste von Babymilch lesen: da sind auch so XYZ-Vitamine enthalten. Meine Frage war nur, warum dieses eine nicht zugefügt werden kann.
            Ich zweifle auch gar nicht an, dass das aus gutem Grund gemacht wird. Trotzdem darf man ja fragen warum.

            1. Klar, Frage ist erlaubt. Meine Antwort ging nur in die Richtung, das immer mehr wichtige Medikamente im Essen „versteckt“ werden und somit Kinder gar nicht mehr lernen können, wie man Medikamente richtig einnimmt. Manchmal müssen unangenehme Dinge einfach sein.

      2. Schön, dass du mit deinem ganzen Wissen schon auf die Welt gekommen bist. Der Rest von uns fragt eben nach. Also echt, gibt es dir nen Kick, wenn du dich hier anderen Kommentatoren überlegen fühlst?

    2. „Vitamin K deficiency is, however, much more frequent in neonates, due to both endogenous and exogenous deficiency. The former case, which is probably less clinically significant, has been attributed to insufficient intestinal colonisation by bacteria, whereas the latter case arises from poor placental transport of the vitamin and its low concentration in breast milk. The main exogenous source of vitamin K in neonates, which is almost exclusively milk, cannot adequately compensate for deficient endogenous production, since human breast milk contains between 1 and 4 μg/L of vitamin K1 (and a much lower concentration of vitamin K2).“

      … d.h. weder über Plazenta (vor der Geburt) noch via Muttermilch kann ein ausreichender Vit-K-Level erreicht werden

  8. Bei uns hat kurz nach der Geburt auch keiner gefragt, es gab nur die Info, dass es gegeben wurde. Beim Kinderarzt wurde dann gefragt, aber ich hab es nie in Frage gestellt, da die Hebamme in der Vorsorge dieses Thema kurz erläutert hat. Aber sie sagte nur, dass es zur Verhinderung von Hirnblutungen gegeben wird und keine Nebenwirkungen hat.

    1. Es ist natürlich vorgeschrieben, vorher die Einverständnis der Eltern einzuholen. Hier in der Entbindungsklinik wird das auch gemacht. Ich kenne das von meinen eigenen auch nicht anders.
      Aber irgendwo läufts immer falsch. (Manchmal hören aber auch Eltern nicht alles, was man erzählt. Tut mir leid, wenn ich das sage. Wie oft mir schon Eltern erzählt haben, es sei kein Stoffwechselscreening erfolgt und sie seien außerdem darüber üüberhaupt nicht aufgeklärt worden…)

      1. Oh, das kann ich nur bestätigen!
        Nach einer 26-stündigen Geburt (die natürlich spät abends los ging – ich hatte also noch länger nicht geschlafen) und anschließend 2 quasi schlaflosen Nächten mit schreiendem Säugling im KH habe ich wohl auch im Delirium einer Blutentnahme aus dem Kopf zugestimmt.
        Ein paar Tage später wurde gefragt, ob denn diese oder jene Untersuchung gemacht wurde und ich sagte „Ich hätte doch keiner Blutentnahme aus dem Kopf zugestimmt.“ (ohne darauf zu bestehen, dabei zu sein und vorher den Sinn zu hinterfragen) Die Schwester, die dabei stand, meinte darauf: „Doch, sie waren einverstanden. Ich war dabei.“ 😀
        Ich war echt fertig…

          1. Abgesehen davon, dass ich das gerne vorher mit dem Arzt besprechen will (Was heißt denn „Blut aus dem Kopf“? Ist es Blut zwischen Haut und Schädelplatte oder wird da in die Fontanellen hineingestochen? Im zweiten Fall: Gibt es Risiken und welche Notwendigkeit besteht demgegenüber?) – ja, ich bin so nervig – kann man die Schäden in verschiedenen Ausmaßen sehen:
            Dass das für das Kind kein Spaß ist, sondern Stress und Schmerzen, ist ja auch ein Schaden – wenn auch ein kleiner. Da möchte ich doch zumindest dabei sein, das Kind während der Blutabnahme auf dem Arm halten (wenn das für den Arzt ok ist) und es anschließend schnellstmöglich trösten können.
            Langfristige Schäden kann ich in unserem Fall zumindest ausschließen – ich kann keine beobachten (nur, um deine Frage zu beantworten)

            Wie oben geschrieben, war ich damals sehr fertig. Ich weiß immer noch nicht, wie das Blut abgenommen wurde, ob es Risiken gab und welchen Nutzen das hatte. Ich gehe aber stark davon aus (ich kann mich nicht erinnern), dass ich nicht dabei war und daher auch nicht das Baby trösten konnte. Das finde ich schade.

            Ich bin ja auch nicht (vermutlich – ich weiß ja immer noch nichts) gegen die Blutabnahme im Kopf. Es ist immer die Frage, welcher Nutzen dem gegenüber steht.

            Und bevor du nun meinst, dass ich übertreibe:
            a) Nach der Geburt ist frau mit Hormonen überschwemmt. Sie fühlt dermaßen bei allem mit dem Baby mit, dass sie sich womöglich auch zu sehr hineinsteigert.
            b) Gibt es sogar Frauen, die die Blutabnahme aus der Ferse ablehnen, weil sie nicht wollen, dass das Urvertrauen ihres Babys in den ersten Tagen dadurch geschwächt wird, dass die Mütter es „zulassen“, dass ihnen weh getan wird.
            c) Habe ich als Elternteil die Verantwortung für das Kind. Es ist meine Pflicht, Dinge zu hinterfragen, um die besten Entscheidungen für mein Kind zu treffen. Ich kann mich nicht zurücklehnen und die Verantwortung abschieben. Zudem wird es ja einen Grund haben, dass überhaupt gefragt wird. Kein Arzt wird fragen, ob er das nicht-atmende Baby, dass da vor ihm liegt, reanimieren darf. Demzufolge gibt es doch vermutlich eine Abwägung, die *ich* treffen soll, oder? Ich folge ja im Allgemeinen (eigentlich kann ich mich bisher noch nicht mal an ein Gegenbeispiel erinnern…) den Empfehlungen des Arztes. Und dennoch heißt es nicht, dass ich die Entscheidung an ihn abgebe.

            1. Das wäre sehr schlimm wenn das Blutabnehmen im Kopf zu Schäden führen würde (um Himmels Willen- in die Fontanelle wird natürlich NICHT hineingestochen) und ich hoffe sehr, dass sie KEINEM approbierten Arzt zutrauen Ihrem Kind schaden zu wollen. Trösten und dabei sein ist okay, aber der Arzt muss seine Arbeit auch vernünftig machen dürfen immerhin wird da mit spitzen Gegenständen gearbeitet. Irgendwie muss er also die Chance haben überhaupt ans Baby ranzukommen- idealerweise liegt es dabei auf einer festen Unterlage.

            2. Natürlich traue ich keinem Arzt zu, dass er meinem Kind schaden will. Aber ich glaube nicht, dass es irgendeinen Kinderarzt gibt, der nach einem Berufsleben in Rente geht und nicht doch mind. einem Kind geschadet hat – eben weil (fast) jede Therapie auch Nebenwirkungen hat. (Klar, dass er viel mehr Kindern genutzt hat!)
              Nach dem Gesetz der großen Zahlen ist das absolut ok. Nur soll bitte mein Kind nicht die kleine Zahl sein :p

            3. Das liegt aber auch daran, dass nichts im Leben 100%ig ist. Und: sich Sorgen machen kann leider auch nicht immer Schaden verhindern, wohl aber die Freude am Kind. Früher lagen die Kinder allein auf der Kinderstation, es gab feste Besuchszeiten und über die Behandlungen wurde viel weniger gesprochen und das war für manche (!) Eltern vielleicht auch nicht ganz schlecht, denn ein aufgeklärter Patient zu sein ist oft sehr anstrengend und nervenaufreibend.

      2. Ok, bzgl. U1 und 2 lege ich meine Hand nicht ins Feuer. Vielleicht wurde das ja 2 Monate vorher bei der Geburtsanmeldung besprochen. Aber bei der U3 hat die Arzthelferin Junior gewogen und ich habe nur zufällig mitbekommen, dass sie ihm was in den Mund getropft hat. Kommentarlos.

        1. Im U-Heft wird ja bei der U1 drin gestanden haben, dass das Baby bei der U1 Vitamin K bekommen hat (so war es zumindest bei meinen zwei Kindern). Dementsprechend kann die Arzthelferin ja davon ausgehen, dass du aufgeklärt wurdest und dem zugestimmt hattest. Wäre eine zweite (für U2) und dritte Aufklärung nötig?

  9. Ich kann mir gut vorstellen, dass in den USA die Spritze das Problem ist. Einem gesunden Neugeborenen gleich mal eine Spritze verpassen zu lassen, würde mir auch sehr schwer fallen. Daher finde ich es gut, wie es bei uns in Deutschland gemacht wird. Bei den Impfungen sind die Zwerge dann ja wenigstens schon ein bisschen älter.

  10. Meine Erfahrung ist, dass Impfgegner grundsätzlich auch erst mal das Vitamin K ablehnen. Erst durch den Gruppendruck, das Vitamine ja doch ganz praktisch seien, ließen diese sich umstimmen.

    Die tägliche Medikamentengabe ist schon anstrengend. Wir müssen leider bei unserer 4-Monate alten Tochter seit der 2. Woche eine Antibiotikaprophylaxe wegen ihrer Doppelniere durchführen und an manchen Abenden würden wir das tatsächlich gerne mal „vergessen“, wenn sie bspw. nach einem sehr anstrengenden Tag endlich eingeschlafen ist oder wir doch länger als geplant unterwegs waren. Bis jetzt konnten wir uns aber noch jedes Mal aufraffen, nützt ja nix 😉

  11. Wir sind gar nicht gefragt worden, weder im Krankenhaus noch beim Kinderarzt, sondern es wurde bei U1, 2 und 3 einfach gemacht. Wobei ich das auch nicht abgelehnt hätte, sondern auf jeden Fall zugestimmt hätte.

  12. Ich spendiere ein Dutzend Bindestriche, damit der Vitamin-K-Mangel-Bindestrichmangel nicht zu schweren Spätfolgen führt.

  13. Man kann auch zuviel reden. Kurze Info an die Eltern und dann die Tropfen verabreichen und gut. Lange Diskussionen und (zu) ausführliche Informationen verunsichern nur und kosten Zeit.

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