Nägel mit Köpfen

Ich plappere so bei der Vorsorge des Säuglings vor mich hin: „Die Fingernägel können Sie übrigens schon schneiden.“
Sagt die Mutter: „Wirklich? Aber da muss ich doch warten, bis der Nabel abgefallen ist.“
Ich: „Der Kleine hat schon ganz schön viele Kratzer.“
Mutter: „Ja, finde ich auch. Aber meine Mutter hat gesagt, Nabel ist wie Nägel ist wie Haut, da muss man warten, bis beides geht. Oder so.“

Holding Hands

Säuglinge kommen oft mit richtig langen Fingernägeln auf die Welt, insbesondere, wenn die Kinder „übertragen“ sind. Schnell grapschen sie sich dann ins Gesicht und hinterlassen unschöne Kratzspuren. Was also tun?
Da gibt es die wildesten Gerüchte: @Gar nicht schneiden, @erst, wenn man einmal gebadet hat, @erst nach einem Monat, @nur bei Neumond oder @wenn die Hebamme das sagt. Letzteres könnte ich unterschreiben, wenn sie die anderen Bedingungen nicht voraussetzt.

Und wann darf man die Fingernägeln schneiden? Klare Antwort: Wenn sie lang genug sind.

Fingernägel beim Neugeborenen sind sehr weich und die Überstände „schilfern“ leicht ab. Daher lassen sie sich, wenn kleine Reste abstehen, ganz einfach wegziehen. Da ist ein Schneiden überhaupt nicht notwendig. Das Problem beim Schneiden ist, dass man die Nägel zu knapp abschneidet, zu nahe an die Haut herankommt und eventuell die feine Nagelhaut verletzt. Das kann aber nicht passieren, wenn man sich auf die oberste Spitze des Fingernagels beschränkt. Maniküren ist nicht. Früher hat man die Fingernägel vorsichtig abgeknabbert – wer das wirklich mag, macht nichts falsch, denn man hat ein recht gutes Gefühl, wann die Fingerhaut erreicht ist. Aber mit einer (Babynagel-)Schere geht es auch.

Wenn also ein Neugeborenes mit sehr langen Fingernägeln auf die Welt kommt, kann man sich von der Hebamme zeigen lassen, wie man diese Nägel los wird. Fragen!

Achso: An die Fußnägel muß man gar nicht ran. Viel zu klein, versteckt, die Verletzungsgefahr beim Schnippeln ist viel zu groß, außerdem wachsen Fußnägel bei Säuglingen sowieso nicht so schnell. Das viel gefürchtete „Einwachsen“ entsteht meist durch frühes und dann noch „Rund“schneiden oder wenn bereits Einmonatige Schuhe anziehen müssen.

(c) Foto bei KenyaBoy7

9 Antworten auf „Nägel mit Köpfen“

  1. Oh wie sehr du mir aus der Seele sprichst, es gibt leider nich viel zu viele Eltern und Angehörige die wehement dagegen sind Nägel der Neugeborenen so zu kürzen das keine Selbstverletzungsgefahr besteht .. oder sie schneiden zu kurz und dann … Meiner Meinung nach fehlt da auch die Aufklärung in den Kliniken, beim Pflegepersonal… die oft auch der gleichen Meinung sind.

  2. Unsere Maus hatte die ersten Wochen ganz feine und weiche Nägel. Sind von alleine abgegangen. Dann wurden sie härter und die Kratzer deutlicher, ab da musstr die Schere ran. Abkauen würde ich mich nicht trauen, da man vielleicht den Nagel ins Nagelbett einreisst.

  3. In schwedischen Krankenhäusern werden einfache Plastikfeilen zu diesem Zweck an die Eltern verteilt. Funktioniert, tut nicht weh und verletzt keine Haut!

  4. Ist sicher besser als eine andere früher übliche Methode, da wurden einfach dünne Fäustlinge gut am Handgelenk verschlossen. Weil Nägel dürfen erst nach 3 Monaten geschnitten werden.

  5. Meine Oma hat mir bei meinem ersten Kind das mit dem Abbeißen gesagt… Schön, zu lesen, dass die „Alten“ nicht immer unrecht haben 😉

  6. Bei der Krabbe sind die Nägel immer so schnell weggefuddelt, dass ich sehr selten schneiden musste… Das erste Mal habe ich einen Nagelknipser genommen, weil ich dachte, das ist nicht so gefährlich wie eine Schere. Denkste – da war sofort Haut zwischen und das Gebrüll entsprechend groß. Mei, war ich erschrocken! So viel zur Intuition 🙂

  7. Wir haben auch recht bald geschnitten, weil beide übertragenen Herren die Handschuhe schnell weggeschleudert haben und sehr kratzfreudig (am eigenen Gesicht) waren. Das mit dem Wegziehen hat irgendwie nur vereinzelt funktioniert, daher haben wir mit der abgerundeten Kindernagelschere (von Zwilling, nicht das grobe Horrorteil aus dem Discounter) Vorlieb genommen. Beim schlafenden Baby (und später Kleinkind) und ausreichend Licht ist das auch kein Problem gewesen. Das mit den Schuhen habe ich übrigens noch nie verstanden… bei uns gab es bis zum sicheren Laufen nackte Füße oder bei Bodenkälte ABS-Socken. Ich kaufe doch keine 30 Euro „Wagenschuhe“, die sowieso nur abgestrampelt werden…!

  8. Eingentlich schade, dass heutzutage immer weniger Eltern pragmatisch und intuitiv vorgehen, sondern die Pflege des Babys zum riesen Problem gemacht wird. Jeder Erwachsene würde sich z.B. bei trockener Haut eincremen, aber Babys werden dem Arzt mit trockener, roter und juckender Haut vorgestellt mit den Worten „das hat er von mir“ oder „man wolle nicht soviel Chemie ranlassen“.

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