Kranke Kassen empfehlen Impfungen… oder auch nicht

Ich: „Wir hatten ja bei der U3 über die Impfungen gesprochen, die empfohlen werden, gibt es denn da noch Fragen?“
Vater: „Nein, eigentlich nicht. Wir werden aber erst ab einem halben Jahr impfen, und dann auch nicht alles, nur dieses Tetanus und Diphterie und Polio, weil…“ (das Immunsystem noch so empfindlich ist, weil die Nervenzellen angegriffen werden können, weil die Kinder dann mehr Impfschäden bekommen, weil es die Erkrankungen ja alle gar nicht mehr gibt, und das auch nur, weil die Hygiene heute besser ist als früher, und das hat gar nichts mit den Impfungen zu tun, und soooviel Impfungen auf einmal sind gar nicht gut, und außerdem sind Krankheiten ja auch wichtig für die Entwicklung eines Kindes, und weil der Hirte das so schreibt, und die Pharmaindustrie sowieso daran verdienen will, usw. usf.), „… und außerdem haben wir das mit der Krankenkasse besprochen, und die finden das auch gut.“

Na dann.

34 Antworten auf „Kranke Kassen empfehlen Impfungen… oder auch nicht“

  1. In meiner Praxis werden Eltern aufgefordert sich einen neuen Arzt zu suchen, da ich die Verantwortung nicht übernehme, wenn Kinder nicht nach STIKO geimpft werden. Inidividuelle Impfschemata liegen in der Verantwortung des durchführenden Arztes. Trotz Aufklärung und Unterschrift der Eltern die Risiken einer Abweichung der STIKO-Empfehlungen verstanden zu haben, wird der Arzt vor Gericht immer!!! verlieren und persönlich haftbar gemacht werden.

    1. Sehr konsequent. Das wird in unserem Berufsstand ja auch sehr kontrovers diskutiert. Es gibt auch Kollegen, die den Eltern Zeit lassen, um dann wenigstens später impfen zu können. Schickt man die Eltern sofort weg, geraten sie doch erst recht in die Fänge der Impfablehner. Aber es richtig: es gibt Unbelehrbare, da hat man auch nach Monaten Beratung keine Chance. Denen zeige ich auch die Tür.

      1. Ich mache die Impfaufklärung bei der U3, gebe viel Informationsmaterial mit und den Eltern wird ein Impftermin in 5 Wochen mitgegeben. Zu diesem Termin haben dann die Eltern die Möglichkeit Fragen zu stellen (meistens haben die Eltern keine mehr). Sollten noch Fragen oder Unsicherheiten bestehen, gebe ich den Eltern noch mal Bedenkzeit. Lehnen sie dann die STIKO-Impfungen ab, sage ich Ihnen, dass ich nur nach STIKO impfen werde. Sind sie damit nicht einverstanden, fordere ich sie auf, sich einen neuen Arzt zu suchen. Mit diesem Procedere fahre ich bisher ganz gut.

  2. Ich habe keine Erfahrung mit deutschen Krankenkassen, aber mit Kunden. Und dieses „xy hat aber gesagt…“ verlief nicht selten so:
    Patient im Telefonat mit KK „Impfung XY, sollen wir die machen lassen? Wir denken, wir machen die in 6 Monaten“
    KK-Mitarbeiterin „da gebe ich keine Empfehlung ab“
    Patient „Aha, danke, das heisst also, Sie sind auch dieser Meinung“
    Patient zum Arzt „Krankenkasse hat das so empfohlen“
    Wie oft höre ich von Kundschaft „Aber ihre Kollegin hat…“, und nicht selten hatte ich die Gespräche selber mitgehört oder war sogar selber die „Kollegin“ (wie sagte meine Mutter? Wer lügt, braucht ein gutes Gedächtnis) und wusste, dass die Aussage mindestens missverstanden, oft aber absichtlich für den eigenen Zweck zurechtgedreht war.

    1. Dann oute ich mich mal: Ich arbeite bei einer Krankenkasse. Im medizinischen Bereich. Ja, ich beantworte auch Fragen zu Impfungen. Und Ja: Ich habe Ahnung, weil a) studiert+mit Abschluss und b) vom Fach.
      Nein, diese Aussage wird so nicht getroffen. Es sei denn, man hat einen extrem dämlichen Sachbearbeiter getroffen – die gibt es, keine Frage.

      Meine Erfahrung ist aber auch die: Kunde ruft an: Trägt die Kasse die Impfung auch, wenn wir die aus patienteindividuellen Gründen später machen lassen? Antwort: Ja, bei nachvollziehbaren Gründen – wie z.B. hochfieberhafte Infekte zum Zeitpunkt der vorgesehenen Impfung- trägt das die Krankenkasse.

      Information des Kunden an den Arzt: „Die Kasse unterstützt uns – wir wollen frühestens mit einem Jahr impfen lassen, und dann auch nicht alles“

      Wer ist schuld? Die Krankekasse. Oder kranke Kasse, wie oben beschrieben. Die haben das dem Patienten eingeredet.

      1. Na klar gibt es diese Anrufe, Eltern hören gerne das, was sie hören wollen. Das weiß ich sehr genau. Deshalb auch mein Statement „Na dann.“ Völlig wertfrei der Kasse gegenüber.

  3. Kanns aus Sicht der Krankenkasse nicht so wirklich nachvollziehen.
    Die Kosten im Fall einer Erkrankung dürften doch um ein vielfaches höher ausfallen, als für so ne dämliche Spritze.

  4. Oh man. Ich kanns einfach nicht nachvollziehen. Meine Urgroßeltern wären froh gewesen, wenn sie ihre Kinder hätten impfen können. Dann hätten sie nicht zwei Kinder wegen heute so leicht vermeidbarer Kinderkrankheiten zu Grabe tragen müssen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass diese „Ich bin dagegen“-Haltung so in ist, dass sie ohne Rücksicht auf Verluste an den Tag gelegt wird. Anti-sein ist cool und innovativ. Anti-Impfung, Anti-Autorität, Anti-Erziehung, Anti-Fläschen, Anti-dies, Anti-das. Hauptsache von der Masse abheben und die Augen vor den Konsequenzen verschließen. Und unter keinen Umständen andere Meinungen akzeptieren oder – Gott bewahre – Ratschläge von Experten annehmen.
    Einstein hatte schon ganz Recht: „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“

    Beste Grüße von Fräulein Fiete

  5. Meine Krankenkasse hat auch die komische Meinung, Glaubuli anbieten zu müssen, aber als ich nach der Meningokokken B gefragt habe, wurde auf die StiKo verwiesen…
    Irgendwie ist mir da der Kinderarzt, den wir in den USA hatten, lieber. Da kam ein Brief, in dem geschrieben wurde dass es Masernfälle gegeben hätte. Die Praxis geht davon aus, dass alle Patienten gemäß FDA Empfehlung geimpft werden. Alle, die dies ablehnen, dürfen sich einen neuen Arzt suchen.

  6. Erste Kinderärztin hat uns zum Thema Impfungen die Stiko-Liste und die „Kindersprechstunde“ in die Hand gedrückt und gesagt: „Das sind die extremen Positionen, bilden Sie sich eine Meinung.“ Zweite (und bisher letzte) Kinderärztin impft, wenn wir darum bitten, spricht das Thema von sich aus nicht an. Auf Nachfrage, wenn wir unsicher sind, erklärt sie „Ja, da gibt es unterschiedliche Auffassungen. Das müssen Sie schon selbst entscheiden.“ Ich würde sagen: es sind nicht alleine wir Eltern, die das Thema verkomplizieren.

  7. Lieber Kinderdok, mal ganz ehrlich: Geht Dir das nicht inzwischen gehörig auf den Senkel immer und immer wieder die selben Diskussionen (zum Wohl des Kindes!) führen zu müssen?
    Ich glaube, ich würde irgendwann einfach ausrasten…
    Oder doch mal so ein Plakat im Wartezimmer aufhängen, so ein selbstgemachtes: „Ich empfehle die Impfungen A-F. Und NEIN, davon wird das Kind in der Regel NICHT krank, es wird auch nicht traumatisiert etc. Egal, was Sie gehört oder gelesen haben: IMPFEN IST TOLL!!!!!“
    Und daneben noch so ein Bild von grimigen Fiesekrankheitsbiestern, die die Mauer aus Impfstoff nicht überwinden können… (Ja ich weiß, so funktioniert das nicht, aber manchmal geht Veranschauung vor! 😉 )

    1. Es gibt viele Berufe, in denen man immer wieder dieselben Dinge erklärt. Warum man Bücher auf eine bestimmte Weise katalogisieren soll, auch wenn das ziemlich umständlich wirkt. Wozu Sicherheitsrichtlinien in der Produktion dienen. Warum man Rechtschreibregeln beachten sollte. Was es mit der Geschwindigkeitsbegrenzung innerhalb geschlossener Ortschaften auf sich hat. Wenn alle, die solche Dinge erklären, ausrasten würden, weil sie das vorher schon 7000 anderen Personen erklärt haben… ich weiß nicht.

      1. Klar, das leuchtet mir ein! Allerdings gibt es einen Unterschied zwischen „Erklären“ und „rumdiskutieren müssen“! Wenn ich zB einem Kind oder Jugendlichen Rechtschreib- oder Grammatikregeln erkläre, dann geht es darum, eben einfach etwas zu erklären und gegebenenfalls bei Nachfragen vernünftig zu begründen!
        Man stelle sich jetzt aber – um bei diesem Beispiel zu bleiben! – einen Lehrer vor, dem ein Schüler sagt: „Ja wie, `Pferd` schreibt man mit `pf‘? Mein Kumpel hat mir aber gesagt, das könnte man auch mit `f` schreiben, also mache ich das jetzt, weil das ist doch viel toller!“
        Nur anders als etwa ein Lehrer – sei es an einer Grundschule, einer Berufsschule oder einfach als Ausbilder – kann ein Kinderarzt da nicht mit schlechten Noten drauf reagieren! UND muss gleichzeitig die Anzweiflung der eigenen Kompetenz hinnehmen. Sorry, aber ich stelle mir das auf Dauer echt scheußlich vor! Wie würde sich zB ein Elektriker fühlen, dem ICH erzählen wollte, wie er einen Herd anzuschließen hat? Der würd mir doch `nen Vogel zeigen, um es mal harmlos auszudrücken!

        1. Ich führe regelmäßig erwachsene Akademiker in ein komplexes Datenbanksystem ein, dessen Benutzung absolut notwendig für etliche Arbeitsabläufe ist. Ich habe in jeder Gruppe mindestens eine Person, die solche Systeme grundsätzlich in Frage stellt und/oder das Gesamtsystem aber gaaaanz anders strukturieren würde… Für mich ist das das 720. Mal, dass ich auf diese Fragen antworte bzw sie diskutiere, für die Teilnehmer ist es aber eben das erste Mal, dass sie sich damit auseinandersetzen und da es sich um Wissenschaftler handelt, gehen sie wissenschaftlich dran und stellen erst einmal das Ganze in Frage…
          Es gibt einfach Berufe, in denen braucht man einen großen Gummibärchenvorrat 🙂

          1. Ohhhh ja, solche Leute kene ich! Absolut destruktiv sowas! Am Liebsten sind mir solche, die sich ihr alles in Frage-Stellen bis kurz vor Schluß aufheben und dann gleich ein gesamtes Projekt, das vorher unter viel viel Arbeit zusammen auf die Beine gestellt wurde, in Zweifel ziehen.
            Ich sag ja nicht, dass das nie vorkommt, nur, dass es mich tierisch nerven würde!
            Aber vielleicht ist meine Geduld auch einfach von 3 Kindern aufgezehrt worden… Oder ich sollte mehr Gumibärchen essen! 😉

  8. Und wenn das Kind dann halt doch krank wird, tanzen wir bei Vollmond 3 mal um die Dorfeiche und pendeln aus, welcher Kräutertee hilft, dann wirds schon wieder gesund. Außerdem lösen Masern und Keuchhusten Entwicklungsschübe aus, die armen Kinder, die geimpft werden! *ironie off*

  9. Der Satz mit der Empfehlung durch die Kasse klingt für mich eher nach einer Ausrede. Jemand der auch irgendwie entfernt was mit Medizin zu tun hat, hat da dem Schwager meiner Tante 3.Grades mal was erzählt.
    Habe sehr großes Glück mit der für mich zuständigen Sachbearbeiterin bei der Krankenkasse, die jedenfalls würde niemals mir gegenüber einen medizinischen Ratschlag geben. Schuster bleib bei Deinen Leisten!

  10. Wo wir grade beim Thema sind:Bei uns stehen die ersten Impfungen auch bald an. Die empfohlenen Impfungen sind natürlich keine Frage. Die Kinderärztin hat außerdem noch erweiterten Meningokokkenschutz angeboten, allerdings gesagt dass sie es mangels öffentlicher Empfehlung und entsprechender Deckung bei Schäden nicht explizit empfehlen würde. Gerade bei Krankheiten, die ans Hirn gehen, verstehe ich aber wenig Spaß und tendiere dazu, impfen zu lassen. Siehst Du / Ihr das?

    1. Ich habe mit unserem Kinderarzt bei der Meningokokken C Impfung des Rackers über die neue Meningokokken B Impfung gesprochen. Erstere wird von der Stiko empfohlen und von den Krankenkassen übernommen. Letztere ist jetzt in D zugelassen, wird aber (noch?) nicht von der Stiko empfohlen. Es gibt wohl einige Kassen, die die Kosten trotzdem bereits übernehmen.
      Unser Kinderarzt hat analog zu ihrer Kinderärztin auch erst einmal dazu geraten noch abzuwarten. Nicht wegen potentieller Schäden und deren fehlender Deckung, sondern eher, weil er vom Nutzen/Notwendigkeit noch nicht 100%ig überzeugt sei und die Empfehlung der Stiko abwarten wolle. Letztlich liegt die Entscheidung aber natürlich bei den jeweiligen Eltern.

      1. Ja, genau das ist auch mein Stand. Allerdings reicht meine Information nicht wirklich zu einiger sinnigen Entscheidung aus. Generell impfe ich aber auch bei mir lieber einmal zu oft als zu wenig – vielleicht auch, weil ich bisher noch nie auch nur im Ansatz irgendwas von einer Impfung gemerkt habe. Nicht einmal, als ich mir Hep A+B, Tollwut und Japanenzephalitis auf einmal schießen lassen habe.

    2. Das ist ebenfalls mein Stand und der meines Kinderarztes. C ja, auf jeden Fall. B hmmm … erstmal eher nicht. Nicht vollständig überzeugt, bisher keine Empfehlung dazu der StiKo

    3. Die Meningokokken-B Impfung ist zugelassen und von der sächsischen Impfkommission bereits öffentlich empfohlen, die STIKO wird sicher bald nachziehen.

  11. 🙄
    Zitat: “… und außerdem haben wir das mit der Krankenkasse besprochen, und die finden das auch gut.”
    (falls reelle Aussage) => Kostenschacherei in Reinkultur.

    Kopf ->Tisch

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von Kinderdok.blog

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen