Aussagekräftig

Kollege in der Notfallambulanz des Klinikums schreibt seinen Befund, auf offiziellem Briefpapier mit allem drum und dran. Ich liebe diese Briefe:

„Sehr geehrter Kollege, gerne berichte ich Ihnen über die Vorstellung ihres Patienten ABCD,
Anamnese: Mutter berichtet von einem Zeckenstich am rechten Ohr. Man solle das Tier entfernen.
Befund: Keine Zecke zu sehen. Keine Stichstelle.
Therapie: Keine. Spontanremission.
Empfehlung: Keine Wiedervorstellung vereinbart.
Mit freundlichen kollegialen Grüßen, Dr. XYZ.“

Ich denke mal, die Empfehlung ist ein Textbaustein. Oder doch nicht?

24 Antworten auf „Aussagekräftig“

  1. Manchmal ist halt die Form zu wahren, auch wenn der Inhalt es eigentlich nicht wert ist. Zumindest ist es so sauber dokumentiert.

    Mag blöd klingen, aber ich denke, das war genau richtig so wie es geschrieben wurde?

  2. Textbausteine sind ganz schlimm….. Hab mal einen Arztbrief lesen dürfen, sher ergreifend, Frühchen, schwierig, am Ende in den Armen einer Schwester eingeschlafen, die Eltern kamen ne halbe Stunde später. Alles sehr empathisch und tröstend im Brief geschrieben.
    Bis auf den letzten Absatz: „Empfehlen Wiedervorstellung des Kindes beim niedergelassenen Kinderarzt innerhalb von 3 Tagen nach Entlassung.“ Autsch.

  3. Na ja doch besser als bei uns. Mit der mittleren Tochter als sie so etwa 3 war zweimal innerhalb von ca 3 Monaten im Notfall. Einmal Elle und Speiche gebrochen und verschoben, kaum war das gut mit Anlauf vom Hochstuhl aufgesprungen und auf den Kopf gefallen und kurz bewusstlos…
    Im Notfall erkannten sie uns wieder und zum Abschied winkten sie und sagten: „Bis bald, sie haben da so ein Unfall-Katastrophenkind, das gibts, die sieht man dann ständig!“
    Na ja, 12 Jahre später gabs im Skilager beim Snowboarden nochmals den Elle und Speichen Bruch, natürlich auch verschoben, aber ansonsten war seither Ruhe.

    1. Wow, das ist ja mal ne entspannte Klinik… Bekannte hatten es hier so ähnlich. Kind, knapp 3, rennt volle Lotte gegen den Tisch. Auge blau und zugequollen, Kind brüllt wie am Spieß, Eltern mit Kind ab in die Notaufnahme. „Was ist passiert?“ „Kind ist vor den Tisch gerannt“ Ah ja…. 2 Wochen später, Kind ist wieder völlig fit, rennt los, übersieht die Treppe, rasselt runter, Grün udn blau, Frontzähne lose, Kind brüllt, ab in die Notaufnahme. „Was ist passiert?“ „Kind ist die Treppe runtergefallen“ „Moooooment, waren sie nicht grad erst da?“ ->Kurz drauf stand das Jugendamt vor der Tür und hat sich mal umgesehen….

      1. In solchen Situationen können Krankenhaus und Jugendamt aber auch nur verlieren. Entweder heißt es, die kümmern sich nicht, obwohl die Misshandlung ja ach so offensichtlich war, oder sie hetzen den armen Eltern gleich das böse Jugendamt auf den Hals…
        Da bräuchte es echt mal einen Imagewechsel des Jugendamts…

      2. Ich würde mich wohl fürchterlich erschrecken, wenn das Jugendamt vor der Tür steht. Aber andererseits ist mir ein sich kümmerndes Jugendamt lieber, als eines, das zu spät zu Problemfällen kommt.

        Ja, für mich wäre es erstmal ein Schreck, aber dann würde sich ja sicher alles schnell klären lassen. 🙂

        1. Genauso wars hier auch. Erst ein Riesenschreck, aber dann eingesehen dass es genau so genau richtig ist. Und das Jugendamt war auch ganz schenll überzeugt das wirklich alles in Ordnung ist 🙂

      3. Das kenn ich andersherum, zwei schwere Stürze innerhalb weniger Monate bei unserem Kleinkind. Erster Besuch in der Klinik ohne Befund, beim zweiten Mal dann Verdacht auf Schädelbruch inkl. mehrtägigem Klinikaufenthalt. Ich hatte fest mit einem Besuch des Jugendamtes gerechnet! Kam aber nix. Worüber ich echt dankbar bin, aber ich habe mich danach gefragt, wie das Krankenhaus oder das Jugendamt Einschätzungen der Situation einigermaßen verlässlich vornehmen kann. Ich kann mich nur Elli anschließen: die können irgendwie immer nur verlieren.

    2. Ich war bis zu Pubertät so ein Unfallkind, einmal im Jahr kam ich mit irgend etwas zum Nähen oder Entfernen in das Krankenhaus. Meine Mutter berichtet mir, dass die Mitarbeiter der Kindernotaufnahme mich auch schon kannten und begrüßte/erwarteten. Ist doch auch nett, hat sicherlich meine Angst bei den verschiedenen Prozeduren gelindert 🙂

  4. Ich hab auch zwei so Briefe: 1) Junior ist von der Rutsche gefallen und konnte seinen Arm nicht mehr richtig bewegen. Also mit Gebrüll ab ins Krankenhaus. Dort mussten wir natürlich noch warten was Junior zu langweilig war. Deshalb wollte er die langen Krankenhausgänge im Alleingang erforschen. Das wollte ich aber nicht und hab ihn an der Hand festgehalten während er sich stur und bockig losreißen wollte – und schwupps war das was vorher ausgerenkt war wieder drin 🙂
    2) Junior verschluckt sich an einem Fruchtgummi. So doll, dass wir es nicht mehr herausbefördert bekommen und er keine Luft mehr bekommt, blau anläuft und die Augen verdreht. Notarzt gerufen, der aber auch einige Zeit braucht. In der Zwischenzeit ist das Fruchtgummi irgendwie runtergewandert und Junior kommt wieder zu sich und tut direkt mal so als wäre nie etwas gewesen. Der Notarzt kann nur noch eine schlechte Sauerstoffsättigung feststellen und bringt uns deshalb zur Überwachung ins Krankenhaus. Dort angekommen alles bestens – auch die Sauerstoffsättigung. Da wird man von so einigen Ärzten und Krankenschwestern blöd angeguckt 😉

    1. Das vielleicht nicht – aber ein vorgeschriebenen Brief, wo man die Sachen ändern muss – den haben die Meisten.

      Eine unsere Kliniken hat seit gut 5 Jahren ein und den selben Tippfehler in JEDEM Arztbrief – so winzig und harmlos, dass man ihn auch überlesen kann… daher auch nicht tragisch. Aber Anmnese anstatt Anamnese will man erst mal aussprechen können. ;D

  5. Naja besser einmal zuviel einen solchen Brief als einmal zuwenig. Oft kommen Eltern nämlich zur Nachkontrolle und wissen nicht mehr was das Kind hatte, was der Arzt sagte und was sie für Medikamente geben sollen. Da muss man sich aus ein paar Gesprächsfetzen alles zusammenraten.

  6. 😀 Nein, wie schön!
    Wir hatten mal eine ähnliche Szene: Das Größte noch ein Krabbelbaby, halbe Nacht durchgeweint, morgens erhöhte Temperatur, apathisch, appetitlos. Panisch zum Kinderarzt gefahren, das Größte hang völlig in den Seilen!
    Dann im Wartezimmer: Ein RIIIIIIIIIIIIIIIESEN-Pups mit Anhang.
    Gewickelt, dann rein zum Arzt: Baby wieder völlig fröhlich und gut drauf, lacht und gubbelt, quietscht und hat Hunger.
    Arzt: „Äh, warum genau sind Sie jetzt hier?“ 😀

    1. Original mein Erlebnis vom letzten Wochenende. Der Kleine schrie stundenlang so extrem schmerzvoll, dass ich verzweifelt bin. Ich bin schon sehr schreierfahren mit ihm, aber das konnte ich nicht einordnen. Mein Mann war weg, also auch kein Auto da. Irgendwann habe ich in meiner Not den Notruf gewählt, weil ich dachte, der Kleine irgendwas ganz Schlimmes.

      Im KH dann: genau das selbe Erlebnis, wie du es oben schilderst. Die Ärztin hat sich etwas amüsiert das kichernde Baby angeschaut. Allerdings bestanden sie dann doch noch darauf, dass wir über Nacht bleiben. Als der Visitearzt am nächsten Tag aber ernsthaft noch wollte, dass wir 2 weitere Tage bleiben, habe ich dankend abgelehnt und bin mit meinem gut gelaunten Baby wieder nach Hause gefahren.

      So einen tollen Arztbrief für meine Kinderärztin habe ich jetzt auch hier. Sie wird sich morgen ihren Teil dazu denken, denn sinngemäß steht da auch nur drin, dass Mama hysterisch war – also so interpretiere ich das zwischen den Zeilen 😉

  7. mhhh, spontanremission heisst doch, das vorher etwas war, von dem man sich eben sontanremissiert oder wie auch immer hat. da war aber nichts. also keine spontanremission….

    1. Als die Mutter zu Hause auf den Zeckenstich guckte, handelte es sich garantiert um ein nekrotisches, gängranöses Trauma mit eitriger Pustel- und Fistelbildung. Von dem her kann man aber sicher von Spontanremission reden.

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