Erziehung bei den Kesslers

Das Buch hat einen einfachen, damit anspruchsvollen Titel: „Erziehung“. Trotzdem ist das Büchlein der Familie Kessler keines der vielen vielen Erziehungsratgeber, die in jeder Buchhandlung zuhauf herumstehen und die jede für sich die Wahrheit beanspruchen. Die Kesslers haben sich zusammengetan (Eltern und ihre vier Kinder) und ein gemeinsames Buch ihres gemeinsamen Familienlebens geschrieben. Deshalb folgt im Untertitel das „Abenteuer für die ganze Familie“.

Dabei behandelt jedes Kapitel ein Thema, das in jeder Familie eine Rolle spielt: Konsequenzen, der Umgang mit Grenzen, Medien, Gerechtigkeit, Taschengeld, Streitereien, auch Aufklärung und Pubertät, schließlich der Humor und die gemeinsamen Unternehmungen. Jedes Familienmitglied hatte die Aufgabe, ein bestimmtes Kapitel zu bearbeiten, Kommentare waren erlaubt. Entstanden sind dabei verschiedene Blickwinkel auf die eigene Familie, auf die Dynamiken über die Jahre, die Veränderungen und damit ein Beispiel für ein sehr harmonisches Zusammenleben.

Viel in dieser Familie ist geprägt durch den Glaube an Gott. Das ist ok und damit auch ein Lebensentwurf, der selbstredend in die Erziehung hineinspielt. Gegenseitige Achtung und Respekt, aktives Zuhören und Humor schwingen aus jeder Seite mit. Das Christliche mag nicht jedermanns Sache sein, manche mag das sogar abschrecken. Ich fand es aber in der Summe nicht aufdringlich, lediglich der Verbot von Medien in denen Zauberer oder Hexen vorkamen (Bibi Blocksberg oder Harry Potter), halte ich in der heutigen Zeit für sehr anachronistisch. Der Einfluss der Rowling-Bücher hat bei vielen Kindern sicher nicht zur Verführung zur Magie (und damit zum zitierten „Bösen“) geführt, sondern zur Kameradschaftlichkeit, Freundschaft und Liebe zur Familie und dem Glauben in das Gute im Menschen.

Das Buch bietet keine Kochrezepte, zum Glück, denn Erziehungsbücher, die das vermitteln, sind i.d.R. die schlechtesten. Die Kesslers wollen das auch gar nicht. Sie wollen zeigen: So machen wir das, das ist unser Gesamtkonzept. Ihr könnt das auch, mit Humor und Respekt. Das ist ok und völlig ausreichend. Wer allerdings Hilfe sucht, weil es in der Erziehung mit den eigenen Kinder nicht funktioniert, dem wird das Buch nicht helfen. Ich hab´s trotzdem mit Genuß gelesen, konnte dieses und jenes für die eigene Familie bestätigen und ableiten. Danke für das Buch, Emanuel Kessler. 😉

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41 Antworten auf „Erziehung bei den Kesslers“

  1. Ja, der Kommentar war verrutscht, es sollte keine Kritik werden, nur Ideen, mein Kind war von Anfang an auch anstrengend, anspruchsvoll, eigen, was auch immer. Inzwischen habe ich entspannt und freue mich sehr darüber. Bei uns klappte das meiste über die Fantasie, ich denke dass es wichtig ist voneinander zu lernen und den eigenen Weg zu finden. Erziehungsratgeber stören mich eher dabei. Ich will auch nicht erziehen im Sinne von dressieren oder helikoptern, fühle mich sehr unwohl bei dem Gedanken, einen der wichtigsten Menschen in meinem Leben zu strafen oder durch Grenzen setzen und Konsequenzen von mir zu entfremden. Es geht mir eher um das entdecken und Wege aufzeigen und bereiten, gehen lernen mussen die Kinder dann selbst. Und diese Lebensform endet nicht im anarchischen Chaos, sie funktioniert ziemlich gut.

  2. Fantasie und Spiele, gruslige Geschichten zum Zähneputzen, Wettanziehen, Einen Satz Sandspielzeug, Figuren, Becher, Spritzfiguren in die Badewanne. Farben in die Wanne:“willst du heute blaue see, grüne Hexensuppe oder rosaroten Schaum“.
    Das war vielleicht etwas anspruchsvoller aber auch lustiger und nicht langweilig.

    Wenn die Kinder so perfekt brav, gehorsam und empfänglich für alle diese Erziehungsmethoden wären, käme ich mir vor wie in einem Horror film in dem Menschen durch Außerirdische oder Puppen ersetzt wurden.

    1. War ich da jetzt gemeint? Keine Sorge, ich erwarte kein braves und gehorsames Kind, das ist mein anderer Sohn ja auch nicht. Aber so wie er ist, fühlt es sich „normal“ an, eben so, wie alle von ihren Kindern berichten. Seit ich ihn habe, finde ich den Inhalt von Entwicklungsbüchern nicht mehr generell seltsam, sondern sehe, dass durchaus vieles stimmen kann, was darin steht.

      Und zu diversen Tipps: Baden ist nicht langweilig, das ist für meinen Sohn sogar sehr spannend und kreativ gestaltbar, auch völlig ohne Spielzeug. Aber Wettanziehen? Findet er blöd. Sonstige Anziehspiele? Haben maximal ein Mal funktioniert. Kleidung selbst aussuchen fällt als Anreiz weg, das macht er sowieso, seit er 18 Monate alt ist, weil wir ihn sonst mit körperlicher Gewalt hätten anziehen müssen. Und Bücher auf der Toilette, der Trick vieler Freundeseltern, fesseln ihn so, dass er das Kerngeschäft vergisst. Nein, wenn diese Dinge funktionieren würden, hätte ich nicht manchmal das Bedürfnis, mich auszutauschen 😉

  3. Es gab nur eine Ausnahme – Geschichten, in denen magische Wesen die Guten waren, waren nicht erlaubt. Unsere Eltern wollten nicht, dass wir Geschichten lesen/hören/sehen, in denen wir uns mit guten Zauberern und Hexen identifizieren könnten. Dies hängt auch damit zusammen, dass in der Bibel magische Wesen generell Feinde Gottes waren. Allerdings war diese Regel mehr eine Richtlinie: Als ich in der Grundschule mit meiner Klasse zu einer Theateraufführung „Die kleine Hexe“ wollte, durfte ich selbstverständlich mit. Und mit 16 bekam ich zu Weihnachten den ersten Band von „Der Herr der Ringe“.

    das ist aus der leseprobe.

    1. Danke, das reicht mir schon; mir geht es da wie henriette. Wenn ich sowas lese, habe ich auf den Rest auch schon keine Lust mehr. Aber ich halte „Erziehungsratgeber“ generell für verzichtbar, egal, wie gut sie sein mögen.

      1. So dachte ich auch mal. Und so denke ich im Prinzip immer noch. Wenn aber das Kind aus den verschiedensten Rahmen herausfällt, wenn man es jahrelang nicht wirklich versteht und erstmal niemanden kennt, der ähnliche Kinder hatte und dem Verständnis auf die Sprünge helfen kann, dann ist es manchmal ganz hilfreich, ein Buch zu entdecken, in dem doch noch so ein Kind beschrieben ist. Auch wenn man mit den jeweiligen Schubladen sehr vorsichtig sein muss.

        Mir war da mit Sears und Juul, jeweils ausschnittsweise gelesen, schon geholfen.

        Abgesehen davon lese ich so etwas auch aus Interesse an erzieherischen Positionen vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Wirklichkeiten, ganz ohne konkretes Beratungsbedürfnis. Bergmann vs. Winterhoff ist ja fast ein Krimi. Und aus dieser Perspektive interessiert mich auch das vorgestellte Buch.

        1. Da hast du recht; ich habe auch einen ziemlichen kleinen „Freak“ als Zweitkind 😉 und wäre dankbar, wäre in irgendeinem Buch ein ähnliches Kind beschrieben. Ich glaube auch, dass es hilfreich sein kann, die *Beschreibung* eines Phänomens oder bestimmter Verhaltensweisen zu lesen. Nur die Tipps und Ratschläge – na ja. Durch Renz-Polster habe ich mal geblättert, das gefiel mir sehr gut. Absolut schrecklich fand ich „Oje, ich wachse“ (gut, das ist nun auch nicht wirklich ein Ratgeber). MIt Juul konnte ich leider auch wenig anfangen. Aber ganz bestimmt nicht lesen möchte ich ein Erziehungsbuch, dass aus einer potentiell fundamental-christlichen Familie stammt; ich fände da wahrscheinlich einfach zu wenig Berührungspunkte.

          1. Freak, genau das denke ich im Moment auch oft.
            Vielleicht sollten wir uns mal austauschen… 😉

            Bei Juul war es mehr ein Schlagwort, das meinen Horizont erweitert hat, ansonsten ist er mir oft zu unkonkret in dem, was er meint. Und bei „Oje, ich wachse“ sind wir uns absolut einig. Alle Bücher, die ein Ideal propagieren, sind mir suspekt – und obendrein meist unlesbar…

            1. Also, mein Freak ist 7 Jahre alt, sehr autonom, gleichzeitig ein Schisser, große Klappe, extrem eigensinnig, vorlaut und neunmalklug. Mehr fällt mir grad nicht ein ;). Ich will Kinderdoks Kommentare auch nicht sprengen.

              Manches bei Juul gefiel mir auch, aber wie du sagtest: zu unkonkret.

            2. Mein Freak ist erst vier, aber ebenfalls ausgesprochen autonom, eigensinnig, neunmalklug und mit einer großen Klappe gesegnet, nur ein Schisser ist er eher nicht, dafür ein hochemotionales Stimmungsbarometer. Mit 4 Wochen hat er zu fremdeln begonnen. Im Moment geht er ungern zur Toilette und hasst es, sich zu waschen und anzuziehen, weil ihm das zu lange dauert und außerdem viel zu langweilig ist *seufz*.

              Ich vermute, ich könnte aus deinen Erfahrungen noch einiges für uns mitnehmen…

              (Entschuldige das Spammen, kinderdoc…)

            3. Oh oh, das kommt mir ausgesprochen bekannt vor! Körperpflege ist nach wie vor aaaanstrengend, weil keine Lust und langweilig ;). Meine Erfahrungen mit 3 Jahren Vorsprung in Kurzfassung: Solche Kinder kriegt man nur mit Gelassenheit, Humor und vielen Kompromissen groß. Das klassische Konsequentsein etc. – vergiss es. Ich bin sicher, dass aus meinem Rumpelstilzchen „was wird“, aber es ist ein langer Weg und viel „trial and error“ :/.

            4. In diese Richtung entwickelt sich unsere Erziehung gerade auch. Etwas Konsequenz muss sein, schon wegen des Geschwisterkindes, aber am besten kommen wir im Moment mit viel Ruhe, viel Mitspracherecht, guten Argumenten und dem Verzicht auf harte Strafen durch.
              Danke für den Ausblick! Es hilft zu wissen, dass es anderen auch so geht und dass es bei anderen auch geht 😉

  4. Welche Erziehungsratgeber haben Sie eigentlich konkret gelesen, dass sie zu einem so dermaßen vernichtenden Pauschalurteil kommen? Und was haben Kochrezepte damit zu tun?

    Viele Grüße
    Danielle

  5. ganz einfach, solche kruden ansichten wird diese familie hoechstwahrscheinlich nicht nur zum thema hexen/zauberer haben. aehnlich geht es mir bei zeitungsartikeln, in denen falsche fakten stehen, etwa in einem artikel uebers schlafen in der von mir eigentlich sehr geschaetzen frankfurter allgemeinen sonntagszeitung, stand drin, dass pferde im stehen schlafen. nein, pferde schlafen nicht im stehen. und wenn dann da so ein quatsch steht, kann ich den rest auch nicht mehr fuer bare muenze nehmen, selbst wenn er stimmen wuerde.

    1. Ach du hast das buch also gelesen? Dass du weißt wie ihre ansichten sind? *ironie off* Vielleicht mal ohne Vorurteile lesen? Bei amazon gibts ne leseprobe. Der kinderdoc schreibt doch auch das es sich in Grenzen hält
      Soweit ich es verstanden habe steht nicht in dem Buch : Lasst die finger weg von harry potter!
      Sondern: bei uns gab es das nicht!
      Das hat nichts mit falschen fakten zu tun sondern mit dem umgang der familie mit dem thema.
      Musst du ja nicht so machen.

    2. Ich finde es ja seltsam, dass einige Diskutanten hier der Meinung sind, dass Familie Kessler ganz unproblematisch ihren Kindern Harry Potter und Co verbieten darf, weil diese Bücher nicht mit ihrem Weltbild übereinstimmt. Gleichzeitig werden hier diejenigen angegangen, die das Buch der Familie Kessler nicht lesen möchten- weil es nicht mit ihrem Weltbild übereinstimmt.

  6. jk rowlings harry potter hat vor allem dazu gefuehrt, dass viele kinder ueberhaupt! spass am lesen gefunden haben. ich tue mich schwer, wenn so etwas nun ja sagen wir mal seltsames postuliert wird wie ein hexenverbot, den rest dann auch ncoh ernst zu nehmen.

    1. Wenns bei der familie doch funktioniert hat und sie hatten Gründe dafür? Wahrscheinlich haben die kinder über andere Bücher Spaß am lesen bekommen. Für uns mag seltsam sein aber warum dann auf den rest als „kann nicht ernstgenommen werden“ rückschließen?

      1. Ich finde, man hat als Eltern durchaus das Recht bestimmte Themen doof zu finden. Es gibt auch Zeichentrickserien, die wunderbare Lektionen über Kameradschaft vermitteln, bei denen mir aber schlicht zu viel geballert wird zwischendrin. Für mich sind Zauberei und Hexen nichts schlimmes, weil es schlicht nicht real ist, aber ich könnte mir vorstellen, dass Übernatürliches in einer Fundifamilie als viel realer empfunden wird. Und irgendwie muss man doch zugeben dass wir die Kinder auch immer ganz unobjektiv nach unseren eigenen Interessen prägen; Wie gesagt, Ballerei finde ich schrecklich, aber Herr der Ringe (als Buch) haben wir inzwischen durch, und da gehts auch nicht immer friedlich zur Sache.

        1. nun ja, zwischen verbieten und doof finden ist schon ein himmelweiter unterschied. mein kind findet helene fischer und cro gut. ich finde beides doof. kind darf aber die musik hoeren. und wenn religion dann doch, mit verlaub, ins fanatische uebergleitet, werde ich sehr, sehr intolerant. und die guten christlichen werte, die es in der menschheit schon vor einfuehrung des christentums gab, kann man auch leben, ohne auch nur einen hauch an gott zu glauben. ist halt immer die frage, wer was exklusiv fuer sich in anspruch zu nehmen scheint. aber wie dem auch sei, wer die kleine hexe aus weltanschaulichen gruenden verbietet, der hat fuer meinen geschmack eine seltsame weltanschauung und ich habe keinerlei lust, meine zeit damit zu verbringen, buecher dieser menschen zu lesen, auch wenn der rest noch so toll sein soll. zum glueck gibt es ja viele, viele andere buecher, die noch lesenswert sind. drohnenland liegt hier schon.

          1. Helene Fischer find ich jetzt auch nicht wirklich bedenklich. Aber was würdest du tun, wenn deine Kinder auf Bushido stehen würden? Ist es nicht legitim zu sagen, so etwas sollen meine Kinder nicht anhören? Wie du schon sagst, es gibt noch viele, viele andere Bücher, warum darf man da keine Vorselektion betreiben und aussortieren, mit was man die Kinder aus welchen Gründen auch immer (noch) nicht konfrontieren will?

            1. Das ist doch nicht vergleichbar! Bushido vs. Harry Potter *umfall*.

              Bushido ist böse, weil seine Texte gewaltverherrlichend, frauenfeindlich und schlicht dämlich sind. -> Nachvollziehbarer Grund für mich.

              Harry Potter ist böse, weil „in der Bibel alle magischen Wesen Gottes Feinde sind“. -> Kein nachvollziehbarer Grund für mich.

              Im Übrigen wüsste ich auch gar nicht, wie ich meinen Kindern ab einem bestimmten Alter den Konsum bestimmter Bücher oder Lieder verbieten sollte.

            2. Nur weil du es nicht nachvollziehen kannst ist es jetzt ein Grund über diese Familie herzuziehen? Was ist denn andersherum betrachtet so schlimm daran, auf Bibi Blocksberg und Harry Potter zu verzichten? Davon geht die Welt nicht unter.
              Das Verbot war in ihrer Religion begründet und die Gründe wurden von den Kindern akzeptiert, dass du oder ich oder Henriette das überzogen finden braucht diese Familie genau gar nicht zu kümmern. Und wie unten jemand schrieb, haben die Kinder ja durchaus später auch Fantasyliteratur lesen und die Theateraufführung besuchen dürfen, ich habe nicht den Eindruck, dass diese Regel als extrem einschränkend empfunden wurde.

            3. Wo ziehe ich denn über die Familie her? Ich schrieb bloß, dass ich ein Erziehungsbuch nicht lesen möchte, wenn es von einer christlichen (über das fundamentale kann man streiten) Familie verfasst wurde. Mir dreht sich bei allem radikal Religiösen der Magen um. Und ein Hexen- und Zaubererverbot fällt m.E. schon in den Bereich „radikal“.

            4. @gwendolin
              Heißt das du hast kein problem damit ein erziehungsbuch einer streng muslimischen Familie zu lesen? Oder soll das heißen das nur Bücher von Atheisten bei dir im regal erlaubt sind? Warum schließt der christliche Glaube ein gutes Buch aus?

              Hat hier jemand eig die ganze rezi gelesen oder nur den satz mit harry potter?
              es geht hier um einen Bericht einer gelungenen erziehung. Wenn hier gott eine große Rolle spielte finde ich das sehr interessant! Warum auch nicht? Es kann eine erziehung natürlich auch mit anderen werten gelingen und ohne glaube. Aber nenn mir doch ein paar Bücher darüber? Dann lese ich diese sicher auch.
              Ich werde es bestellen, einfach aus neugierde.
              Wer nicht – muss ja nicht.

            5. Okay, tausche „christlich“ gegen „religiös im Allgemeinen“ – aber mein Satz, dass sich mir bei allem radikal-Religiösen der Magen umdreht, dürfte die Frage dahingehend beantworten, dass ich auch kein Erziehungsbuch einer streng muslimischen Familie lesen möchte. Um keine anderen Bücher geht es im Übrigen, ich prüfe keinen Roman auf die Konfession des Autors ;).

              Ja, ich habe die ganze Rezension gelesen; muss ich dennoch nicht haben. Die Religion spielt mir dort eine zu große Rolle und es gehört auch nicht zu meinen erklärten Erziehungszielen, dass meine Kinder aus der Schule kommen und erstmal was in der Bibel nachschlagen wollen. Der Verzicht auf „fromme Lügen“ alias Weihnachtsmann, Christkind und Co., die den Kindern „zum Glück erspart blieben“, ist ebenfalls nicht mein Ding.

  7. Das genau ist hier passiert, meine dreijährige im plantschbecken und ein typ am gartenzaun, der dann plötzlich sehr schnell vor mir weglaufen musste.
    in zeiten von smartphones und allgegenwärtig er fotos ins internetstellerei bleibt ein sehr übler nachgeschmack.

      1. Da geb ich mariong recht!
        Ich möchte nicht, dass mein kind nackt ins Internet gestellt wird. Deppen gibt’s immer. Ich weiß auch nicht, was das kind daran verliert wenn es statt nackt zu sein badeanzug/ -hose trägt.

        1. Das Kind verliert z.B. die Möglichkeit zu merken, wie zwischen seinen Beinen plötzlich das Pipi plätschert – ein eindrucksvolles Aha-Erlebnis, das nach meiner Erfahrung für das Trockenwerden sehr hilfreich ist. Dass die Badehose plötzlich nässer und wärmer wird, ist nicht annähernd so einprägsam.

          1. Der mensch hat sich einen runtergeholt.

            Es kommt der Moment wo man sich schützen muss schneller als man will.
            Ansonsten war ich immer fur erleben durfen, im wasser, im regen, barfuss in den schnee oder im wald, matschen oder mit fingerfarben und nackt an einer grossen papierrolle austoben, schneeballe zum badewasser, uns ist immer etwas eingefallen.

  8. Magieverbot halte ich aber schon für ziemlich fundamentalistisch. Ich kann mir kaum vorstellen, dass da sonst alles gutgegangen ist.
    Wir sind ja seit ca. 3 Monaten Eltern und auf was für Leute man da stößt, ist schon eigenartig. Eine Mutter aus dem Elterncafé lässt ihrer Kinder nicht nackt in den Garten, weil ja hinter dem nächsten Vorhang jemand stehen könnte, der sich darauf einen runterholt. Eine andere hat ihr erstes Kind mit 4 Jahren das erste mal bei anderen Leuten gelassen. Vorher 24/7 bei sich. Wir sind froh, wenn Oma sich mal 1-2 Stunden kümmert, und wenn Besuch, die Betreuerin bei der Rückbildungsgymnastik oder sonstwer, der nicht so aussieht, als würde er ihn direkt fallen, mal das hin- und hertragen übernehmen will, ist er herzlich eingeladen.
    Und ich freue mich schon, wenn ich „Geweint wird erst wenn es stark blutet oder komsich wegsteht“ sagen kann 🙂

    1. Leider ist Kinder kriegen und Kinder haben nichts mehr natürliches und selbstverständliches mehr. Kaum auf der Welt dürfen Kinder nicht einfach nur Kinder sein sondern haben verschiedenste Funktionen zu erfüllen. Einfach schade und mehr als verständlich, wenn man mit diesen putzigen Eltern nichts zu tun haben will.

    2. Wenn ihr erst seit 3 Monaten Eltern seid (Glückwunsch!), dann bleibt euch ja noch viel Zeit zu erfahren, dass nicht immer alles so läuft wie ihr euch das jetzt so in der Theorie ausmalt…

  9. Danke für den Buchtipp.

    Schlimm, dass gemessen an der Anzahl von Ratgeberbüchern und Nanny-Sendungen der letzten Jahre, die Eltern eine fürchterlich verunsicherte Spezies zu sein scheinen.

    Eine Weile wollte ich mich mitreißen lassen, hin- und hergeworfen zwischen diesen Ansprüchen, die von außen an Familien herangetragen werden und sehr widersprüchlich sein können. Erwartungen an die perfekte Erziehung von Modeströmungen, von Großelterngenerationen, von Nachbarn, von Kindergarten und Schule an die armen Eltern und Kinder.

    Dann waren noch das Kind und seine Bedürfnisse.
    Ich und meine Bedürfnisse.

    Zum Glück war mir das erziehen nach fremden Zielen zu dumm geworden und jetzt erziehe ich mein Kind gar nicht. Ich gebe mir statt dessen Mühe, es durch diese seltsame Welt zur lotsen. Dabei bin ich meiner Vorbildfunktion bewusst und zeige deutlich, das ich Grenzen habe, Fehler mache, bereit bin zu diskutieren und Meinungen zu ändern und vor allem das Kind zu sehen. Das ist nicht immer leicht, eher sehr schwer, aber klappt ganz wunderbar.

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