Smoke gets in your eyes.

Nach erfolgter U3 (Vorsorge mit einem Monat) ratsche ich gerne mit den Eltern. Diese Vorsorgeuntersuchung ist schließlich oft das erste Zusammentreffen mit dem neuen Kinderarzt, da darf ich mir ein bisschen mehr Zeit lassen. Also wird noch dieses und jenes besprochen, die Impftermine angerissen, mitfühlend gelacht und gelächelt, wenn die Eltern von den unruhigen Nächten berichten und diverse urban legends aus der Welt geschaffen, die auf die junge Familie einstürzen.

 

Vater: „Was können wir denn noch Gutes tun?“ Er ist der lässige Typ und fragt das nebenbei, als wolle er sagen, man muß ja nicht jeden Mist machen.
Ich: „Was meinen Sie jetzt genau?“
Vater: „Naja, da gibts doch so Babyturnen, Massage, Yoga, Schwimmen, Tragetücher oder nicht, Krabbelgruppen, PEKIP…“
Ich: „Ohja, alles gaanz wichtig. Wissen Sie, wie sie ihrer Tochter am nachhaltigsten helfen?“
Vater: „Ja? Wie?“
Ich: „Geben Sie beide das Rauchen auf.“ Ich roch es bereits, als ich durch die Tür kam.
Vater: „Sie haben leicht reden. Außerdem rauchen wir nie in der Nähe der Kleinen.“ Sagt´s und gibt seiner Tochter einen Kuß auf die Stirn.
Ich: „Klar. Ich sehe abends ja auch all die armen Väter und Mütter auf den Balkonen stehen, wenn ich bei uns durch die Nachbarschaft laufe.“
Und sehe genug Eltern, die beim Spazierengehen mit Kippe in der Hand den Kinderwagen schieben, oder schnell die Zigarette am Klettergerüst ausdrücken, bevor sie Klein-Philipp von ebensolchem heben.
Ich: „Rechnen Sie doch mal… eine Schachtel am Tag?“ – „Ja…“ – „Alle beide?“ – „Meine Frau nur die Hälfte, sie stillt ja noch…“ – „Also 1,5 Schachteln am Tag, die kostet aktuell wieviel?“ – „Fünfzwanzig.“
Ich zähle an meinen Finger: Ene Mene, Eins, Zwei, Drei, Rechenlösung, komm´ herbei.
„Das macht knapp 34000 Euro, bis Ihre Tochter achtzehn wird. Natürlich nicht berücksichtigt, dass die Zigarettenpreise weiter steigen und Sie tendenziell eher stärkere Kippen brauchen, um der Sucht nachzukommen, und die sind wieder teurer.“
Vater: „Stimmt. Habe ich mir auch schon mal ausgerechnet. Ein schönes Auto ist das.“
Ich: „Aber für Ihre Tochter zur Volljährigkeit!“
Vater: „Solange kann ich sowieso nicht sparen. Da kaufe ich mir vorher lieber selbst ein neues Auto.“ Die Mutter im Hintergrund verdreht die Augen.
Ich: „Nicht, wenn Sie so weiterrauchen. Geben Sie´s auf, für Ihre Tochter! Wenn schon nicht für sich selbst oder den Geldbeutel.“
Vater: „Sie haben ja leicht reden.“
Ich: „Stimmt. Habe ich. Ich hab´s nämlich auch mal aufgegeben, während des Studiums.“
Vater: „Als Arzt ist es ja auch leichter.“
Ich: „Ja, wieso? Weil wir die ganzen üblen Sachen sehen, die das Rauchen so anrichtet?“
Vater: „Naaa. Weil Sie doch an ganz andere Sachen rankommen, als an die paar Fluppen.“

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72 Antworten auf „Smoke gets in your eyes.“

  1. Ich bin Nichtraucherin und kann nicht einschätzen, wie hart es ist, diese Sucht abzulegen. Ich habe allerdings ein (Pflege)Kind hier, das einen Nikotinentzug als Baby durchmachen musste und nein, das ist nicht schön mit anzusehen. Sie hat auch nach vier Jahren noch Nebenwirkungen davon. Es ist einfach nicht fair, einem Baby das anzutun, was man selbst nicht durchmachen möchte, was man selbst in der Hand hat und was zu ändern wäre. Meine schwangere Nachbarin kann ein Lied davon singen, wie ungemütlich Grillabende bei mir werden können, wenn man schwanger eine Fluppe nach der anderen raucht – sie spricht heute noch nicht mit mir. Jeder Erwachsene kann tun und lassen, was er möchte, so lange er keine Mitmenschen gefährdet, aber ein Kind bewußt mit zu schädigen ist meiner Meinung nach unverantwortbar. Aber Nikotin ist wie Alkohol in der Schwanger- und Elternschaft inzwischen toleriert und viel zu wenige bedenken, was sie damit anrichten können.

  2. ich frage mich leider schon seit jahren, was in den köpfen mancher leute so vor sich geht – im besonderen beim thema rauchen.

    jahrelang habe ich daher auch verwandte und bekannte bei regelmäßiger gelegenheit an ihre „schwäche“ erinnert oder ihnen steine in den weg gelegt (zigaretten lassen sich nicht so leicht im klo runterspülen wie man denkt! ^^)

    ich bin mit meinem bruder bei einer mutti aufgewachsen, die regelmäßig im haus geraucht hat. irgendwann wurde das rauchen dann auf die terasse nach draußen verlegt – nicht wegen kindern oder gesundheit, sondern wegen der weißen tapete.

    ich habe zwar (wohl dank raucherpause in der schwangerschaft) keine atemwegserkrankungen, aber wurde als kind bis etwa 15 in der schule gemobbt aufgrund des starken geruchs – kein wunder, wenn man beim bügeln die zigarette anhat.

    mein bruder hat starkes asthma und war schon auf kuren, ist regelmäßig zu lufu-tests in der klinik und und und… und musste in der schule durch den gleichen mist wie ich – seine lösung: er hat mit 11 auch angefangen zu rauchen.

    ich habe mich bis heute noch nichtmal „getraut“ es zu probieren, weil mir alleine bei dem geruch schon total übel wird… allerdings habe ich für mich beschlossen, niemanden mehr überreden zu wollen.

    aber meine geschichte erzählen kann ich – und zwar um zu zeigen, dass es nicht nur körperliche konzequenzen haben kann.

  3. Ist eigentlich noch niemand auf die Idee gekommen, dem Vater (nicht der stillenden Mutter) eine e-Zigarette zur Inhalation aufm Balkon oder im Freien zu empfehlen? Fürs Kind das Beste (wenn „ganz aufhören“ nicht klappt), und für den Vater sogar noch eine Verbesserung gegenüber den echten Zigaretten
    (Disclaimer: Ich habe es mit e-Zigarette nach 30 Jahren Starkrauchens geschafft, komplett aufzuhören. Die Zeit des Übergangs hätte ich ohne diesen Kunstgriff nicht geschafft.)

    1. Meiner Erfahrung nach sind Raucher Gewohnheitstiere weit über das reine Nikotin hinaus. Der spezifische Geschmack spielt da dann doch eine ziemlich wichtige Rolle.

      Ich jedenfalls habe Ersatz-Schnorchel-Nikotin einem uns häufiger besuchenden Raucher noch nicht verkaufen können, nicht einmal probehalber.

  4. Ja ja die bösen Eltern die mit Kippe und Kinderwagen rumlaufen….
    Da gehörte ich auch zu.
    Weil ich natürlich niemals in der Wohnung geraucht habe. Und wenn ich denn mal raus ging, mir selbstverständlich auch eine Zigarette angezündet habe.
    Ich lasse mir von den politisch-korrekten Ökofritzen ja so einiges gefallen, aber mich werden sie nicht dazu zwingen nur saubere Luft zu atmen.

      1. Nöö, Respekt verdienen diejenigen, die es schaffen aufzuhören, aber nicht diejenigen, die sich selber und andere schädigen.
        An solchen Sprüchen hätte jeder Psychologe seine helle Freude.

    1. Weißt du, das Allerschlimmste was ich gefühlt erlebt habe, war eine Mama mit Baby von der Kinderonkologiestation, die (weil grad keine Chemo lief) mit dem Baby spazierengehen konnte und die ich dann unten traf, wie sie neben dem Kinderwagen rauchte – während der Rauch in den Wagen zog.

      Weißt du, ich gönne jedem Raucher seine Kippe. Ist ja nicht meine Lunge. Aber ich schleppe dank Passivrauchens in der Kindheit (ich hatte sogar einen wunderbar ausgeprägten Raucherkehlkopf, der mich mein Gesundheitszeugnis für den Traumjob kostete), heute noch Asthma mit mir rum. Und ich verstehe keinen, der sich neben einem Kind stehend – erst recht neben einem fremden Kind stehend! – eine Kippe anmacht. Das ist für mich Ignoranz übelster Sorte. Ich quatsch auch höflich Raucher an, die mal wieder die Raucherinseln auf dem Bahnhof „übersehen haben“. Und ich bin dankbar, dank Nichtraucherschutzgesetzt inzwischen problemlos essen gehen zu können. Ohne Sonderdosis Salbutamol.

      Meine große Tochter hat (möglicherweise bedingt durch meine Unwissenheit) lange unter bronchialer Überempfindlichkeit bis hin zu Asthmaanfällen gelitten. Meine Oma hatte uns gern zu Besuch und hat immer vorher gelüftet und die Kippe ausgelassen … Und das Kind schlief liebend gern mit der Nase in Omas Couch. Viel später begriff ich, das das ebenso Gift für sie war als hätte Oma geraucht. Beim dritten Kind überwarf ich mich dann mit meiner Tante, die – wissend um Asthma, überstandender Chemo der Mittleren und aktuelle Schwangerschaft – im Raucherdunst einen Streit mit der Grundlage „euch hat das Passivrauchen auch nicht geschadet, hab dich nicht so“ vom Zaun brach.

      Wenn die Sucht den gesunden Menschenverstand, die Bereitschaft zu Kompromissen und das Akzeptieren der Grenzen anderer ausschaltet, dann ist Hopfen und Malz verloren.

      1. die rauchermuttis auf der kinderonko gibts öfter. ich hab selbst 2 monate auf einer kinderonko ein praktikum gemacht und da viele mütter erlebt, die rauchen. und schwestern. und als ich mal das gespräch darüber mit einer schwester (von der ich dachte, dass sie nicht raucht) gesucht habe, meinte sie nur, dass das ja auch nichts mehr aus macht. nach dem motto jetzt haben die ja eh schon alle krebs. alles klar.

        1. Ganz unzynisch: kommt wirklich drauf an. Auf einer Palliativstation haben die Schwester auch darüber hinweggesehen, wenn aus dem Fenster geraucht wurde … (die Sauerstoffleitungen sind da ein guter Grund, das Rauchen drin zu unterbinden).

    2. Du hat nicht einmal begriffen, dass es allen anwesenden hier scheißegal ist, was für Luft DU atmest. Hast Du auch den Mut, den Satz auf Dein Kind bezogen zu schreiben?

    3. Soll man dafür jetzt noch Beifall klatschen? Welche Luft DU atmest, ist ja deine Sache. Nur atmen die verrauchte Luft ja auch andere Leute. Und da hört deine persönliche Freiheit auf.

      Aber gut zu wissen, dass alle zu den politisch-korrekten Ökofritzen gezählt werden, die Rauchen mit Kinderwagen indiskutabel finden – dann hat die Umwelt ja doch noch eine Chance :D.

      1. Und in wie weit ist es nun schädlich, in den Wind zu pusten wenn weit entfernt ein Kind ist? Bin mir fast sicher dass die Studienlage da sehr dünn ist.
        Es passt nicht ins Weltbild, das ist alles.

        1. Man kann sich auch alles schönreden. Natürlich kommt auch Rauch beim Kind an, mit den Nikotinfingern am Kinderwagengriff, beim Rausheben des Kindes undundundoderoderoder. Aber so ganz im Reinen scheinst du damit auch nicht zu sein, was sonst hätte dich dazu bewogen, dich hier öfffentlich dafür zu rechtfertigen? Das hätte man ja einfach für sich behalten können.

        2. Der rauch hängt überall, der weiß nämlich nicht, dass er gefälligst mit dem Wind zu verschwinden hat. Der hängt in deinen ganzen Klamotten, an deinen Händen, am Bezug vom Kinderwagen, an der Babykleidung….. Du als Raucher nimmst das nicht mehr wahr, aber für nen Nichtraucher stinkst du bestialisch 10km gegen den Wind nach Rauch. Und zwar sehr lange. Da hilft kein „an der frischen Luft auslüften“, der Geruch klebt an dir. Und solange ich das rieche, ist es auch da und schädlich.

    4. Hömma, ich als politisch korrekter Ökofritze sage dir hiermit: das ist uns eigentlich ziemlich schnurz, was du atmest. Du kannst dir, wenn du willst, meinetwegen täglich 50 ungefilterte Roth Händle reinziehen.Ernsthaft! Immer schön weitermachen, das spült Geld in die Krankenkassen und schafft Arbeitsplätze.

      Was wir nur wollen ist genau auch dein Ziel: Entscheidungsfreiheit. Du willst dir von jutetaschetragenden Birkenstockfans, die wir natürlich, alle sind, nicht vorschreiben lassen, was du zu tun und zu lassen hast. Und wir wollen das auch nicht. Ich will keinen Rauch um mich rum und auch nicht um mein Kind. Wenns alt genug ist und sich ernsthaft entscheidet, das tun zu wollen, kann ich kaum etwas dagegen tun (außer es nach draußen zu verbannen. Einsam im Regen rauchen während der Rest der Familie gemütlich drinnen mittag isst, ist nicht ganz so cool, wie es scheint). Solange es noch zu jung ist, sich selbst zum Verquarzen der Lunge zu entscheiden, hat es ein Recht auf nikotinfreie Luft. Und das hat dein Kind auch.

      Da erfahrungsgemäß Kinder von starken Rauchern entweder selbst anfangen oder militante Nichtraucher werden, hast du eh irgendwann entweder jemanden, der dir deine Kippen klaut, oder einen kleinen Ökoterroristen, der dich zu Hause tyrannisiert. Liegt alles in deiner Hand. 🙂

  5. Hallo zusammen,
    ich persönlich finde den Satz “Meine Frau nur die Hälfte, sie stillt ja noch…” um einiges gravierender als dass der Vater auf dem Balkon raucht. Das Baby bekommt das Nikotin direkt über die Muttermilch, und nachdem ich nicht davon ausgehe das die Mutter erst nach der Geburt mit dem Rauchen angefangen hat wurde das Kind schon während der Schwangerschafft mit dem Dreck zugepumpt und hatte wahrscheinlich erstmal Entzugserscheinungen 🙁
    Entschuldige Kinderdoc, aber scheiß auf das Geld und wasch der Mama mal gehörig den Kopf.

      1. Nicht ganz richtig. Erstentzug ist bereits nach Geburt sehr heftig. Stillende Raucherinnen sollten – wenn die Sucht wirklich zwingt – nach dem Stillen rauchen (ohne Kind auf dem Arm, draußen, Klamotten umziehen). Ansonsten gibt es – wie auch bei der Mutter – über den Tag Entzugssymptome (Schreikinder, Unruhe, „Kein Runterkommen“)

  6. Ich glaub schon, dass die beiden „nie in der Nähe der Kleinen“ rauchen. Nein, auf den Balkon werden sie auch nicht gehen…

    Das läuft dann so: Wenn das Kind im Kinderzimmer schläft oder spielt, rauchen die Eltern nebenan im Wohnzimmer. Das bisschen Rauch, was durch die Ritzen der Tür zieht, das stört doch nicht. Das riecht eine Rauchernase gar nicht mehr.

    Wenn das Kind das verrauchte Wohnzimmer betritt, drücken Mama und Papa die Glimmstängel aus. Der Rauch hängt dann noch in dicken Schwaden im Zimmer. Gelüftet wird auch nicht, denn da würde es ja zu kalt werden. Aber Mama und Papa haben ein gutes Gewissen, sie rauchen nicht in der Nähe der Kleinen. Und müssen ihre Sucht nicht aufgebene. Traurig, aber wahr. Ich kenne selbst so einen Fall, wo der Papa auf die beschriebene Weise seiner Such fröhnt.

  7. Ich habe lange bevor die Kinder kamen mit Rauchen aufgehört. Interessanterweise fehlt es mir aber heute noch ab und an (stark situations-/stress-bedingt). Aber vorbei ist nunmal vorbei. Kann mich aber gut daran erinnern, wie ich nach einer Nacht fast völlig ohne Schlaf kurz nachdem Baby2 auf die Welt gekommen war und einem Tag mit heftigen Eifersuchtsattacken von Kind1 abends bei einer Freundin im Garten saß und sie heftig um ihre Zigarette beneidet habe. Sie kämpfte sichtlich mit sich, ob sie mir eine anbieten sollte, ich habe dann nur lächelnd abgewunken, weil ich ja ohnehin noch gestillt habe. Ich trinke auch fast keinen Alkohol mehr, aber der hat mir auch irgendwie noch nie gefehlt.
    Ich kann verstehen, dass es hart ist aufzuhören, fiel damals auch mir nicht leicht. Aber sorry, den Kindern zuliebe muss das schon irgendwie drin sein, finde ich.

    Und Rauchen auf dem Kinderspielplatz bringt mich auch immer in Rage!

  8. Rauchenden Eltern auf dem Spielplatz würde ich am liebsten ihre Kippen in den Rachen schieben. Besonders, wenn sie sie einfach fallen lassen und ich sie dann im Sandeimerchen wieder finde. Schön auch, beim Spazierengehen dem Sohnemann auf die Mütze aschen oder mir im Straßencafe IN den Kinderwagen – alles schon passiert. Wenn man Eltern wird, muss man sich so viel ab- und angewöhnen, so viel umstellen, so viel für immer verändern. Dass es gerade am Rauchern dann auf einmal hapert, glaube ich einfach nicht, besonders weil ich an so vielen Leuten (inklusive meinem eigenen Vater, der von Kette auf Null umstieg) gesehen habe, dass es durchaus geht. Auch ohne verschreibungspflichtige Drogen, wie sie sich der Kinderdok ja offensichtlich heimlich reinpfeift 😉

  9. Ich hab noch nie geraucht, fand es auch schon immer eklig. Der Vater meiner Kinder hatte damals die Wahl – entweder er bleibt beim Rauchen oder ich ziehe mit dem Neugeborenen nach der Entbindung in eine eigene Wohnung. Er hat bis heute nicht wieder angefangen.

  10. Tsts, und was lese ich im ersten Satz: „Nach erfolgter U3 (Vorsorge mit einem Monat) RAUCHE ich gerne mit den Eltern.“ :D. EIn Freud’scher Verleser. Stellte mir gerade Kinderdok und Eltern in trauter Dreisamkeit im Untersuchungszimmer vor, dicke Rauchschwaden ziehen zur Decke…

    Zum Thema selbst: Als Immer-schon-Nichtraucherin und Rauchen-widerlich-Finderin habe ich leicht reden, wenn ich das Rauchen mit und vor Kindern verurteile. Aber ich tue es trotzdem. Es grenzt für mich an Körperverletzung.

    1. Ja, du HAST leicht reden. Das macht aber deine Meinung und deine Argumente nicht kleiner oder weniger wert. Wenn man als Elternteil raucht, bei aller Rücksichtnahme, man beeinflusst doch die Kinder. Vielleicht als Vorbild, vielleicht durch die Disposition des Suchtstoffs, whatever…
      Mein persönliches Hassbild sind die Leute, die mit KIndern im Auto (–>geschlossener Raum) rauchen. Immerhin das hab ich jederzeit vermieden. Nichtdestotrotz bin ich froh, das hinter mir zu haben, Ich hoffe meine Mädels erinnnern sich nicht an meine Raucherzeit…

      1. Naja, leider wird nicht nur das Verhalten beeinflusst. Es ist ein Trugschluss, dass Rauchen auf dem Balkon ausreicht, um die Kinder vor Exposition zu schützen.

        https://de.wikipedia.org/wiki/Dritthandrauchen

        Diverse Verwandte haben bei Besuch bei uns entsprechend bei uns auch schon ein paar Worte zu hören bekommen. Wenn es nach dem Reinkommen stinkt, dann sind das nicht nur freundliche Geruchsmoleküle, die nur zu meiner Nase wandern.

        Meine Güte, ich stell doch notfalls auch gern eine Verdampfer- oder Flugzeugzigarette, wenn die Sucht so groß ist, aber meist fängt dann das Insistieren auf der Zigarette an.

        1. Ich habe das der einzigen Raucherin* in meinem Bekanntenkreis direkt mit der Geburt meine Sohnes gesagt. Der Hinweis fehlte mit übrigens auch beim Kinderdoc.

          *Ich muss übrigens zugeben, dass das nicht ganz zufällig ist. Ich habe einige Bekanntschaften zu Rauchern deswegen einschlafen lassen. Gerade zu denen, die in der Wohnung rauchten und bin auch zurückhaltend mit neuen. Der Gestank, die dauernden Unterbrechungen … nervt halt.

        2. Das ist echt traurig… mein Mann raucht auch immer noch, nur draußen, und wird patzig, wenn ich ihn bitte, die Raucherjacke draußen zu lassen oder das T-Shirt zu wechseln. Als Anästhesist sagt er mir immer, er höre nur auf PubMed Artikel etc., der Wikipediaartikel ist ihm genauso wurscht wie der Artikel, der vor einiger Zeit in der Süddeutschen Zeitung erschienen ist. Falls jemand harte wissenschaftlich veröffentliche Fakten oder päd. Guidelines hat, würde ich mich freuen.

          1. @Cubicow: Ich habe gerade mal gegoogelt, auf Deutsch gibt es da wohl noch nichts (im Web einfach Auffindbares) zum Dritthandrauchen.

            Wenn englisch ok ist: Einfach mal bei http://scholar.google.de third hand smoking eingeben, da findest Du über eine Million Treffer. Und scholar.google.de durchsucht explizit wissenschaftliche Literatur. Bei den Treffern sind zwar auch mal Seminararbeiten oder nicht ganz so wissenschaftliche Quellen dabei, im allgemeinen findet man aber seriöse wissenschaftliche Publikationen.

          2. Ich fürchte, dein Mann redet sich nur billig heraus. Er hat sicher nicht einmal bei Pubmed gesucht, aber mit Authoritäten fuchtelt es sich besser. Ich zumindest finde auf Anhieb eine Warnflaggen-Studie miut (31,584 Kindern, 6-11, Stadtumgebung in Anyang City, Korea; 40.9% Nichtraucher, Dritthandraucher 40.6%, Passivrauch 18.5%).

            http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22006579

            „Die Prävalenz von Symptomen der Atemwege bei Kindern die elterlichem Rauchen einschließlich Passivrauch und Dritthandrauch ausgesetzt sind ist erhöht. Um das Risiko von Atemwegserkrankungen und allergische Erkrankung, die durch Tabakrauch zu vermeiden, ist absolute Raucherentwöhnung von den Eltern dringend empfohlen.“

            Mit der Einstellung „es ist ja noch gaaaaar nichts wirklich 100% und felsenfest bewiesen“ hat die Tabakindustrie sich Jahrzehnte herausreden können. Warum er das selbst und dir gegenüber macht, nur weil er zu faul ist, die Klamotten zu wechseln, muss er irgendwann mal mit sich abmachen, falls es dann doch zu 100% und felsenfest sicher ist. „Better safe than sorry“ scheint beim Rauchen nicht zu gelten.

      2. oh ja. rauchen im auto mit kindern drin geht gar nicht. hat mein vater früher auch gemacht. und ich nehm ihm das immernoch übel. ist einfach ein ziemliches scheissgefühl, wenn dem eigenen vater zigaretten wichtiger sind als man selbst. sucht versteht man als kind noch nicht, und zigarettensucht verstehe ich bis heute nicht (warum fängt man das überhaupt an? hab ich auch bis heute nicht verstanden.).

        wobei ich meinem vater auch schon gesagt hab, dass er nach jeder zigarette duschen und sich frisch gewaschene kleidung anziehen darf, wenn er mal meine zukünftigen kinder bei sich haben will. wahrscheinlich auch zu extrem, aber nachdem was ich in meiner kindheit erlebt habe, ist mir das egal.

    2. *unterschreib*
      Wobei ich da einen sehr großen Respekt vor meinem Vater habe, er hat es geschafft, nach bestimmt 30 Jahren rauchen von zum Schluss 2-3 Päckchen am Tag innert 1 Tag auf null zu kommen. Er war mit Angina pectoris Anfällen bei unserer Hausärztin und die hat ihm die Pistole auf die Brust gesetzt 😉 und sämtliche Kippenpäckchen einkassiert für den Müllschlucker….. Das war Anfang der Neunziger und er hat keine einzige Zigarette mehr seitdem angerührt. Es geht also.

        1. Meiner auch. An meinem 15. Geburtstag sagte er mir: Jetzt ist meine Lunge wieder komplett regeneriert. Das hat mich auch in meiner Studienzeit davon abgehalten, jemals richtig mit dem Rauchen anzufangen.

  11. Ich weiss, das ist ein Klischee, aber: Man muss es wollen, dann muss man es tun. So einfach, und doch so schwer. Und ja, ich weiss wovon ich spreche, ich bin nach 20 Jahren Rauchen von 2.5 Päcklein Marlboro auf 0 in 3 Tagen und seither dabei geblieben.
    Ohne es wirklich zu wollen, nur weil „man sollte“ und „man müsste“ schafft es niemand, auf Dauer rauchfrei zu bleiben.

  12. Ich hab eeewig gebraucht um damit aufzuhören, deshalb mag ich mich dem allgemeinen Raucherbashing, das hier mit Sicherheit demnächst stattfindet, nicht anschliessen. Es gibt tausend Argumente gegen das Rauchen und kein einziges dafür, das macht es aber nicht leichter damit aufzuhören. Wenn das so einfach wäre gäbs nämlich heutzutage fast keine Raucher mehr.

    1. Es ist aber (meiner Erfahrung nach) zu einem größeren Teil die Gewohnheit, die überwunden werden muss, mehr als die Nikotinsucht. Und da zählt vor allem Motivation.
      Ich habe in beiden Schwangerschaften und Stillzeiten nicht geraucht und nicht getrunken, und es fiel mir nicht schwer. Ich gestehe, ich habe nach dem zweiten Kind wieder angefangen, allerdings nur etwa eine Schachtel im Monat (davon ein Gutteil an dem einen Abend im Monat, wo ich mit Freunden unterwegs bin), und wirklich *nie* vor den Kindern. Auch nicht auf der Bank am Spielplatz, und auch nicht zu Hause.

        1. Es geht mir ja auch nicht darum, es geheim zu halten, sondern darum, dass es sich daheim nicht in die Möbel setzt. Und ja, die Klamotten von einen freien Abenden wandern umgehend in die Wäsche, ich mag den Geruch nämlich auch nicht.

  13. den letzten Satz bekommen doch eigentlich immer die Pharmazeuten zu hören, um mal wieder den Herrn Herbert Arthur Wiglev Clamor G. zu zitieren:

    Die Nobelscene träumt vom Kokain
    Und auf dem Schulklo riecht’s nach Gras
    Der Apotheker nimmt Valium und Speed
    Und wenn es dunkel wird, greifen sie zum Glas

    in diesem Sinne: Prost 😉

  14. Traurig, dass man ganz offiziell und legal seine Kinder auf diesem Wege vergiften darf… Und komm mir hier keiner mit „ich bin doch aba süchtig“… Ich hab während der Schwangerschaft mit meiner ersten Tochter meine Ess-Brech-Sucht aufgegeben (und die nachfolgenden 10 Jahre jetzt auch nicht wieder damit angefangen!), einfach weil ich mich dafür entschieden haben, die Verantwortung für ein anderes Menschenleben zu übernehmen. Und Bulimie ist weißGott KEINE Sucht, die man leicht ablegt – v.a., weil man das „Suchtmittel“ (Essen) im Gegensatz zu Kippen ja nicht komplett streichen kann… Also: NEIN, null Verständnis für (werdende) Eltern, die ihre Kinder zuqualmen. Die sind nicht wirklich willens, ihren eigenen Egoismus für einen kleinen neuen Menschen hintan zu stellen.

    1. Nur weil du das glücklicherweise geschafft hast, heißt das noch lange nicht, dass es jeder kann. Jedes sterben (!) sogar Tausende an Sucht. Bitte nicht immer von sich selbst auf andere schließen.

      1. Das Rauchen wird jeder aufgeben können. Ich kenne genügend Leute, die das Rauchen aufgegeben haben, vom starken bis zum Gelegenheitsraucher. Allerdings muss man das auch wirklich wollen und nicht nur vorgeben, es zu wollen. Es ist sicherlich Arbeit und erfordert eine Menge Selbstdisziplin, aber ich denke, jeder der will, kann es auch schaffen.

  15. Noch schlimmer sind die Eltern, die Ihren Kindern zumuten in einer Stadt zu leben oder Ihre Sprösslinge im Kinderwagen an einer vielbefahrenen Straße spazieren fahren. Hallo gehts noch? Feinstaubbelastung und so?! 😉

    1. Sorry, beamen ist leider leider noch nicht erfunden und um spazieren zu gehen in einem von den zwei Parks bei uns in der Stadt, muss ich ein paar hundert Meter an einer Straße lang. Egal welche Richtung ich laufe. Und jetzt komm mir net mit „da kannste ja aufs Dorf ziehen“! Denn dann gehöre ich zu denen, die die Straßen verstopfen, zwangsläufig. Hier kann ich zu Fuß zur Arbeit gehen und alle Wege erledigen. Dorf war und ist noch nie eine Option für mich gewesen und wird es auch nicht.

      1. Ich denke, der Kommentar ist eher als Scherz gemeint.. Dann geht er genauso daneben, weil er impliziert, dass man sich anstellt, wenn man Eltern vom Rauchen abrät („das bisschen Rauch“ ist genauso lächerlich „das bisschen Feinstaub“).

        1. Weiß nicht, ob DAS ein Scherz war. Es ist aber ein übliches Argument, das ernsthaft gebracht wird un zu erklären, warum es OK ist, mir krebserregenden Rauch und Gesicht zu blasen.

          ich stehe hier übrigens gerade ab einer S-Bahnhaltestelle auf dem Mittelstreifen einer Autobahn im Berufsverkehr. Den Raucher 10m weiter riecht ich aber immer noch.

  16. Klassiker:

    A: Rauchst du?
    B: Ja, ich rauche.
    A: Wie viele Packungen am Tag?
    B: 3 Packungen.
    A: Wie viel € pro Packung?
    B: 5.00€ pro Packung.
    A: Und wie lange rauchst du schon?
    B: Seit 15 Jahren
    A: Also kostet eine Schachtel Zigaretten 5.00€ und du rauchst 3 Packungen pro Tag, was dann 450€ pro Monat und 5400€ im Jahr entspricht?
    B: Richtig.
    A: Wenn es 5.400€ im Jahr macht und du seit 15 Jahren rauchst ergibt das dann 81.000€!
    B: Korrekt.
    A: Wusstest du, dass du mit dem Geld das du seit 15 Jahren für Zigaretten ausgegeben hast einen Ferrari kaufen könntest?
    B: Mh. Rauchst du?
    A: Nein.
    B: Wo ist dann dein verdammter Ferrari?

    Es ist eine Illusion zu glauben, dass Leute die aufhören ihr Kippen-Geld stattdessen in eine Spardose stecken.

    1. Klar läuft das normal leider nicht so, aber ich kenne tatsächlich jemanden, der so das Rauchen aufgeben konnte. Wenngleich sie auch nicht auf ein Auto gespart hat 🙂

    2. ne, aber die wenigsten merken das Geld nicht. Es ist also wahrscheinlich nicht das Auto zum 18. Aber wahrscheinlich die Reitstunden. Vielleicht Bücher. Leider am unteren Ende der sozialen Leiter (als quasi unumgängliche Folge der angeblich viiieeel zu niedrigen H4-Sätze und den gefühlt 95%igen Raucheranteil) das gesunde Essen.
      Wir haben jedenfalls ein 6-stelliges Haushaltsjahresbrutto, und 200 Euro würden schon empfindlich in das Budget einschneiden.

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