Brett

Dieses Jahr wird´s mal wirklich spannend, und aus medizinischer Sicht erfolgsversprechend: Die Vergabe für das „Goldene Brett 2014“. Nominiert sind diesmal (Texte von der Homepage):

Barbara Steffens: Die Gesundheitsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen ist eine deklarierte Anhängerin von Alternativmedizin (…) Besonders problematisch ist (…), dass sie als Politikerin die Alternativmedizin auch an Universitäten verankern will. Außerdem ist sie der Meinung, dass Alternativmedizin nicht nach den üblichen wissenschaftlichen Wirksamkeitskriterien beurteilt werden kann (…)“

Xavier Naidoo: (…) Er sorgte mit seiner Nähe zur rechtsgerichteten „Reichsbürgerbewegung“ für Aufsehen, die die Existenz der Bundesrepublik Deutschland leugnet. Naidoo begab sich damit in ein Netz aus Verschwörungstheorien, die von den Anschlägen vom elften September bis zur Finanzkrise reichen. Seine große Popularität als Musiker führt insbesondere junge Menschen in eine abstruse Gedankenwelt aus unhaltbaren Behauptungen, in denen Hass und Angst mehr zählen als Fakten. (…)“

und mein persönlicher Favorit:
Netzwerk Impfentscheid: Impfungen haben vermutlich mehr Menschenleben gerettet als jede andere Präventionsmaßnahme der modernen Medizin. Trotzdem gibt es eine hartnäckige, lautstarke Impfgegner-Community, die sich zum Ziel gesetzt hat, diese Erfolgsgeschichte zu beenden. (…) Vereine wie „Netzwerk Impfentscheid“ verbreiten die Vorstellung, dass Impfen nutzlos und sogar schädlich sei. Insbesondere jungen Eltern wird oft eingeredet, dass sie ihre Kinder nicht impfen sollen – eine Falschinformation, die tragische Folgen haben kann.“

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Ich bin voller Hoffnung, das letztere gewinnen, um nicht bei der Preisverleihung Politiker-Geschwurbel oder Xaviers Sangesfreuden erleben zu müssen. Als Signal für die Vernunft wäre es auch was Feines. Leider gibt es nach der Nominierungsphase keine Zuschauer/Leser-Beteiligung mehr. Meine Stimme wäre klar.

[Edit] Ein wenig schade: Der Naidoo hat gewonnen – vielleicht ist das wiederum seiner Popularität geschuldet — leider kein Brett für die Verführungskünste der Eltern für Frau Steffens oder das Impfentscheidnetzwerk. [Edit]

12 Antworten auf „Brett“

  1. Ich kann nicht verstehen, warum Sie so vehement und vorbehaltlos Menschen, die sich mit dem Impfen kritisch auseinandersetzen, als „mit Brett vor dem Hirn“ erachten. Ich befürworte keinesfalls radikales Nicht-Impfen, aber die blinde Pro-Impfen-Sicht finde ich heutzutage in einem Land wie Deutschland genauso unverantwortlich. Auch diese Position hat das goldene Brett verdient. Es würde mich schon interessiere, warum Sie eine impfkritische Position (wie Sie z.B. von Dr. Hirte argumentiert wird) einfach abtun. Ich habe Ihr Buch gerne gelesen – arbeiten Sie doch einmal auf, warum für Sie das vorbehaltlose Impfen die richtige Entscheidung ist, das fände ich gut!

    1. Denken Sie wirklich, dass ich als Kinderarzt im fünfzehnten Jahr etwas aufzuarbeiten habe? Ich habe genug Kinder gesehen, die durch impfpräventable Krankheiten geschädigt wurden, gestorben sind, und kenne doch niemanden, der einen Impfschaden hat.

      Aber Herr Hirte lebt da wohl in einer Parallelwelt zu meiner, denn er wird wohl die Verteilung gerade vice versa beschreiben. Er scheint deutlich mehr Impfschäden in der Welt zu sehen als Krankheiten, die man verhüten kann.

      Von den hardcore-Impfgegnern, die die Existenz von Viren oder Bakterien anzweifeln, rede ich ja gar nicht. Die lohnt die Mühen nicht.

      1. Danke für Ihre Antwort!

        Ich bin keineswegs grundsätzlich gegen Impfungen und es ist mir sehr bewusst, dass die breiten Impfungen der Grund dafür sind, dass wir heute in Europa die Gefahr vieler Krankheiten (s.o.) weitgehend bannen konnten.
        Aber genau dieses Ergebnis erlaubt es nun, sich auch wieder Patienten-individuell und durchaus kritisch mit dem Impfen auseinanderzusetzen (man muss sich deshalb ja nicht garnicht impfen lassen), da heute – nicht so wie früher – die Kosten-Nutzen-Rechnung des „alle müssen geimpft werden“ einfach nicht mehr aufgeht. Ganz zu schweigen, von in den vielen Fällen unnötigen Impfungen wie gegen Rotaviren oder FSME.

        Und es würde mich tatsächlich interessieren, wieviele Fälle von Diphterie, Polio und Tetanus sie in den letzten 15 Jahre erlebt haben. Aber das ist nicht der Punkt.

        Der Impferfolg wird wohl nicht verringert, wenn man sich fragt, ob Babies denn unabhängig vom planmäßigen Geburtstermin unbedingt etwa 8 Wochen nach der Entbindung geimpft werden müssen (also auch Frühchen) oder ob es nicht besser ist etwas zu warten? Oder welche Folgen das Aluminium in den Impfstoffen insbesondere bei Impfungen im Kleinstkindalter haben könnte (vielleicht entscheidet man sich für einen Impfstoff mit weniger Aluminium)? Solche Fragen müssen doch erlaubt sein, in einer Zeit, in der die Wahrscheinlichkeit für Kinder auf andere Art zu erkranken oder zu sterben viel höher ist, als durch eine der impfbaren Krankheiten.

        Diese und ähnliche Fragen und Punkte einfach „wegzuwischen“ und nicht ernst zu nehmen ist einfach nicht richtig (auch wenn das Impfen eine wichtige Einkommenskomponente für Kinderärzte ist).

        Und ich bleibe dabei, Impfen kann eine gute Sache sein. Aber man muss in der Lage sein, es auch differenziert betrachten zu können.

        Viele Grüße
        Christian

        1. Wenn wir Kinder nicht impfen lassen, weil doch die Krankheiten alle nicht mehr vorkommen, dann schnallen wir unsere Kinder auch nicht mehr an, sobald keines mehr bei einem Verkehrsunfall stirbt.

          Muß ich wirklich wiederkäuen, dass wir die Krankheiten nicht mehr sehen, weil die meisten Kinder geimpft sind (und die Ungeimpften sich wohlwissentlich genau darauf ausruhen – welch Zynismus).

          Diphtherie, Polio und Tetanus – alles seit Jahren nicht mehr gesehen (1 Fall Diphtherie im Krankenhaus, ungeimpftes Kind, 1 Fall Tetanus, ebenfalls ungeimpft, zig Fälle von Säuglingen mit Keuchhusten, schwer beeinträchtigt, alle ungeimpft, alle infiziert von ungeimpften Eltern oder Großeltern). Tetanus ist nicht ausrottbar (wie auch?).

          Die Antikörperantwort ist besser, wenn früh geimpft wird. Der Impfschutz wird früher erreicht, die Nebenwirkungsraten geringer. Lassen Sie sich nichts anderes erzählen.

          Aluminium? Oh bitte… Schon mal berechnet, wieviel Aluminium Sie tagtäglich zu sich nehmen?

          Klar gibt es inzwischen anderes, woran Kinder erkranken oder sterben. Es geht aber in der Prävention IMMER um Risikominimierung. Deshalb hat man auch Airbags eingeführt, weil Gurte nicht ausreichten.

  2. naidoo sollte man nicht auch noch mit einer wie auch immer geartenten ehrung hervorheben. einfach in der versenkung verschwinden lassen. un-er-traeg-lich!

  3. Zwei zu Recht nominierte und Herr Naidoo.
    Letzterer ist Sarrazin 2.0…. die Systempresse ist einstimmig der Meinung dass er die Unwahrheit sagt, aber warum das so ist, will sie nicht verraten.

    1. Warum Naidoo Blödsinn erzählt wird in so gut wie allen Artikeln zu seinem Geschwurbel erzählt. Lässt sich aber auch selbst leicht herausfinden.

      1. Gar nichts wird inhaltlich thematisiert. Das übliche „Naziskeule / Verschwörungstheorie – Gebrabbel“, ohne sich neutral mit seiner Meinung außeinander zu setzen.
        Ich teile einen Großteil seiner Thesen übrigens nicht, ich beschäftige mich damit auch schon länger als er.
        Aber wenn gleich die Nazikeule geschwungen wird ist das meistens ein Indiz dafür, dass die Person nicht ganz unrecht hat.

  4. Also ich finde die Steffens schlimmer. Die Impfgegner sind zwar ärgerlich und gefährlich, aber einen breitseitigen Angriff auf die wissenschaftliche Vernunft kann ich noch schlechter verkraften.

    1. vor allem, weil die eine politikerin ist und damit tatsächlich ein bisschen macht hat, während die macht der impfgegner aufhört zu existieren, sobald ihnen keiner mehr zu hört.

  5. Im Hoaxilla-Podcast haben sie auch darüber gesprochen, auch bei Wrint. Bin ich auch gespannt, was rauskommt, und wie/ob der „Gewinner“ darauf reagiert.

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