Kinderärzte aus einer anderen Welt X

Sie ist die „Jüngste“ an Dienstjahren, und die „Kürzeste“. Das ZDF hat die neueste Kinderärztin des Fernsehens mit ChrisTine Urspruch besetzt, der Pathologin Rechtsmedizinerin aus den Münsteraner Tatorten und dem Sams. So darf sie in der Serie „Dr.Klein“ neben so Größen wie Miroslav Nemec (auch ein Tatortkommissar) und Simon Licht (abonnierter Bösewicht) aufspielen.

Ganz ehrlich: Ich bin über die Pilotfolge nicht hinausgekommen. Da wurden mir zuviele Klischees verwurstelt, die körperliche Größe der Frau Klein (sic!) hätte für einen hübschen Fernsehfilm gereicht, aber so mußte der Chefarzt auch noch schwul sein und Frau Kleins Gegenspieler Dr. Lang (sic! sic!) diverse Affären mit einer Krankenschwester haben und zudem noch mit Frau Klein verwandt sein. Och nööö. Anders sein ist Masche in dieser Serie und damit wieder normal. Sehr öde. Daß Frau Dr. Valerie Klein als Kinderärztin auch noch operieren kann, geschenkt. Diese Schieflage kennen wir ja schon aus amerikanischen Serien. Mehr Kritik aus berufenerem Munde.

Neben Dr. Fröhlich ist Dr. Klein einer der Tiefpunkte dieser Blogserie, sie erscheint nur der Vollständigkeit halber.

Die letzten Folgen dieser Serie:
Tara Knowles
David Norris
Sam Sweeney
Cooper Freedman
Alex Karev
Arizona Robbins
Hannes Fröhlich
Daniel Holbein
Doug Ross

11 Antworten auf „Kinderärzte aus einer anderen Welt X“

  1. Ich bekenne mich dazu, alle 12 Folgen gesehen zu haben – aus der Mediathek neben der Hausarbeit wie z.B. Wäsche bügeln, war es erträglich.

    Am ehesten meinen Zuspruch gefunden hat die Krankenschwester Nanny – eine Goldgräberin wie sie im Buche steht 😉
    Sämtliche Personen sind masslos überzeichnet und recht eindimensional dargestellt, so fährt Dr. Klein z.B. typischerweise einen historischen Fiat 500 (ein absoluter Kleinstwagen, bei dem übrigens stets die Kofferraumklappe offen ist), Dr. Lang einen SUV und der Chefarzt einen englischen Sportwagen, die ’schnucklige‘ Mathenachhilfe ist prompt schwul etc..
    Insofern ist auch die Kritik von Piedsnu unberechtigt und ich muss kinderdok zustimmen.
    Die Figur des Vaters von Dr. Klein, der ehemalige Klinikchef, könnte mit seinen Problemen der Demenz manchmal zu Nachdenklichkeit anregen wenn nicht auch seine ‚Aussetzer‘ meist nur für Klamauk genutzt würden.

    Und es wäre kein deutsches Fernsehen, wenn nicht auch die Handlung stellenweise völlig unrealistisch wäre (z.B. der todkranke Junge, der direkt von der ITS zu seinem Vater in den Lkw, pardon – Truck natürlich, steigt, um eine Fernfahrt durch halb Europa zu machen).

    Alles trieft von Moral und erhobenem Zeigefinger, die Dialoge sind hölzern und bei den Voice-Over von Christine Urspruch muss man auf Durchzug stellen damit der Schmalz nicht die Ohren verstopft.
    Schade, im ÖR würde ich für den Zwangsbeitrag besseres erwarten.

    PS: Dass Dr. Lang mit Dr. Klein verwandt ist, hatte ich eigentlich gar nicht aus der ersten sondern der letzten Folge in Erinnerung – ich werde es mir aber trotzdem nicht nochmal antun.

  2. Bloß leider führt das „schwul/lesbisch zu sein ist doch genauso selbstverständlich wie hetero, denn wir sind ja alle so aufgeklärt“ in den meisten Fällen zu „Ach, wenn das so ist, dann machen wir halt doch einfach alle Charaktere hetero! Fällt ja keinem auf.“
    Das ist schade.
    Dass du nicht homophob bist, hatte ich mir schon gedacht, bloß ist dann eben deine gewählte Formulierung etwas unglücklich 😉

  3. Lieber Kinderdoc,

    ich lese deinen Blog ja gern (als Medizinstudentin allemal), aber das hier stößt mir doch sauer auf:
    „…aber so mußte der Chefarzt auch noch schwul sein (…)“

    Schrecklich, ein nicht-heteronormativer Charakter in einer Fernsehserie. Wo kommen wir denn da hin. Ich verstehe, wenn es dich nervt, wenn Schwulsein nur im Zusammenhang mit Klischees und Vorurteilen medial vorkommt, aber dann wäre es ganz schön, das auch direkt so zu sagen. Sonst kommt das leider dezent homphob rüber.
    Mein Eindruck ist derzeit eher, dass LGBT-Charaktere in fast allen Formaten komplett ignoriert und ausgeblendet werden, was noch viel trauriger ist als eine demonstrativ schwule Figur in einer Serie.

    Ansonsten viele Grüße aus der Unibibliothek

    Piedsnue

    1. Das lag mir doch fern.
      Die „demonstrativ schwule Figur“, wie Du es nennst, war das in der Serie eben nur, weil jeder Charakter was Interessantes bringen mußte, und nicht, weil es genauso selbstverständlich ist, schwul zu sein, wie hetero. Das hat mich gestört.
      Deswegen homophob? Och nö…

    2. „Mann“ und „Frau“ sind doch sowieso total bürgerliche Schubladen.
      Ich finde es sollte auch ein „Das Arzt“ vorkommen, eine absolutes Neutrum in Arztform. Um eine Ausgewogenheit für unsere Friedensreligion zu finden sollte es auch sowohl einen Schnurrbart haben, wie auch ein Kopftuch tragen.

  4. Na ja, hätte schlimmer kommen können: Die Namen von Dr. Klein und Dr. Lang sind zwar waaaaahnsinnig kreativ und sprudeln über vor lauter Übermut, auf eine feine und tiefsinnige ironische Note hat man dennoch verzichtet, dafür hätte man sie ja dann „Dr. Lang“ und ihn „Dr. Klein“ nennen müssen.
    Ernsthaft: Unfassbar. Da hatte ich mich schon bei der Vorbesprechung in meiner Fernsehteitung drüber geömmelt!
    Aber was erwartet man in einer Zeit, in der manche Leute Nicknames und Mailadressen a la „Schnupsipupsimausi84“ haben? 😉

  5. Prof. Börne ist Rechtsmediziner, nicht Pathologe – und soweit Frau Haller gleichfalls Ärztin ist, ist sie auch Rechtsmedizinerin. Die Rechtsmedizin hat mit der Pathologie nicht allzuviel gemein, außer das beide auch mit toten Menschen befasst sind (Pathologen allerdings meist eher am Rande).

    1. Das scheint ein internationales Phänomen zu sein. Hier in Québec führte die hochdramatische Notaufnahmeserie „Trauma“ zu ungewollten Lachern: die sympathische Hauptperson heisst Dr. Lemieux (der Beste, komischerweise ein männlicher Titel), der Rivale heisst Dr. Meilleur (der Bessere), der zerstreute Kollege Dr. Légaré (der Verwirrte), der Eilige Dr. Roche („rush“, es eilig haben), die gemeine Personalchefin Madame Hevey („heavy“, die Aggressive) und die Assistenzärztin, die immer so blauäugig starrt, hiess doch tatsächlich Dr. Léveillé (die Wache, Aufgeweckte). Wer’s nicht glaubt: http://trauma.radio-canada.ca/personnages

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