Gelesen im März

Books HD
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Joyland von Stephen King
(Deutsch von Hannes Riffel)
Stephen King ist ein Phänomen: Seit Jahrzehnten erfolgreich, geliebt von den einen, gemieden von den anderen. Seine Fans sehen in ihm einen angehenden Nobelpreisträger, seine Gegner einen geschickt vermarkteten Groschenromanschreiber. Nachdem er mit Mr. Mercedes vor kurzem einen waschechten Thriller hinlegte (ohne Horror), kommt mit „Joyland“ ein Krimi daher (ohne Horror). Die Geschichten sind allesamt nicht sonderlich sophisticated, aber den Thrill, den Spannungsbogen kann keiner so gut, wie Stephen. Man muß ja nicht seine Schocker lesen, aber seine „braven“ Romane und Geschichten sind feinste Erzählliteratur. Ich lausche gerade „Revival“, dem allerneuesten Buch von ihm – nächsten Monat mehr davon. (5/5)

Von Männern, die keine Frauen haben von Haruki Murakami
(Deutsch von Ursula Gräfe)
Murakami wird gehypet, keine Frage. Seine Romane verkaufen sich weltweit wie geschnitten Brot, es ist chic, ihn als ewigen Nobelpreisaspirant zu bezeichnen (geht mir auch so). Mit den vorliegenden Geschichten tat ich mich jedoch etwas schwer. Klar, die üblichen schrägen Typen mit schrägen Ansichten, vor allem, was das Sexuelle angeht – das kennt man von Murakami. In vielen seiner Romane tauchen diese kurzen Geschichten auf. Trotzdem bleibt diesmal nicht viel „hängen“. Ein paar nette Ideen, ja, wie immer auch vorzüglich erzählt, aber mehr? Ich hoffe, Herr Murakami hat diese Geschichtensammlung nur dem Hype zuliebe veröffentlicht. Seine Romane sind mir lieber, weil verworrener und beglückender in der Auflösung. (3/5)

Die Straße von Cormac MacCarthy
(Deutsch von Nikolaus Stingl, Gelesen von Christian Brückner)
Weltliteratur. Simply as that. Unfuckingfassbar gut geschrieben, Metaphern zum Zungeschnalzen, biblische Symbolik und bedrückende Angstathmosphäre. Ganz großes Kopfkino dank Christian Brückner, den ich nur hören will (sein schauspielerisches und interviewtechnisches Können sind miserabel), der ein wenig scheitert an den Timbres der einzelnen (wenigen) Figuren, das kann David Nathan (siehe King) besser.
„Die Straße“ gibts auch als Film, da bin ich noch gespannt drauf. Als Roman (jedenfalls in Hörbuchform) gibts eine (6/5)

Gestern Nacht im Taxi von Sascha Bors
Davon hatten wir´s schon vor einer Woche – lesenswert (4/5).

Der Araber von morgen von Riad Sattouf
(Deutsch von Andreas Platthaus)
Eine Graphic novel, der erste Teil, über den jungen Riad, der als Sohn einer Französin und eines Syrers hin- und herwandelt zwischen Paris und Libyen, Syrien und dem Irak, zwischen den Welten. Extrem gut eingefangen die Sichtweise des Kindes, authentisch heißt das wohl, angenehm und lustig gezeichnet in einem ganz eigenen Stil. Sattouf hat auch ein Buch über seine Beschneidung gemalt – habe ich vor einiger Zeit mal gelesen, genau der gleiche entwaffnende Witz. Vom „Araber“ gibt es bald einen zweiten Teil, ich werde ihn sicher lesen. (5/5)

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6 Antworten auf „Gelesen im März“

  1. Ein Jahr später lese ich endlich auch den Araber der Zukunft (auf französisch, das ist nicht allzu schwer und mit B1-Niveau und einem Wörterbuch gut zu schaffen(. Vielen Dank für den Hinweis! Übrigens ganz hervorragend und für Menschen, die mit Kindern zu tun haben, besonders spannend ist sein neuer Band: „Les Cahiers d’Esther“, einseitige Stories, erzählt von einer echten zehnjährigen und von Sattouf hinreißend gezeichnet.

  2. Mit Stephen Kings Joyland angefagen: kein Horror, aber ganz ohne Abstecher ins Mystische geht’s dann bei Herrn King doch nicht. Hat mir trotzdem gut gefallen und ich hab’s in einem Rutsch durchgelesen.
    Cormac McCarthy war mir erst kein Begriff, bis ich unter seinen Werken „Kein Land für alte Männer“ entdeckt habe. Die Verfilmung fand ich klasse. Ich hab mir jetzt beide Bücher geholt, allerdings bisher noch keins gelesen, denn
    ich hab in einem alten „Gelesen“-Post Nicci French entdeckt und war von der vorgestellten „Blauen Straße“ so gefesselt, dass ich mir sofort noch „Eisiger Dienstag“ geholt habe.

  3. Die Verfilmung von „The Road“ ist ganz in Ordnung. Mich hat sie nicht so sehr mitgenommen, meine Lebensgefährten hat jedoch nach einer halben Stunde aufgeben müssen, weil ihr der Film zu nahe ging.

  4. Vielen Dank übrigens, ich habe aus dieser Rubrik schon so manches nachgelesen. Ich glaube, Kinderland habe ich hier auch gefunden, das ist inzwischen das Herz- und Seelenbuch des 11jährigen.

    Für The Road bin ich ein zu großer Schisser. Solche Sachen kommen eh schon in meinen Alpträumen vor, ich weiß nicht, ob selbst die Verlockung großer Literatur mich je dazu bringt, es zu lesen.

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