Ich habe da noch eine Frage…

Ein Säugling zum Impfen, kurze Untersuchung, Aufklärung, Impfung. Für das Termin-Management in der Praxis mit einem Fünf-Minuten-„Slot“ im Kalender vermerkt. Es kommt, wie es kommen muß.

Vater: „Ich habe da noch ein paar Fragen.“
Ich: „Ohja? Ist ja eigentlich nur ein Impftermin. Aber passen Sie auf: Ich untersuche Ihre Tochter sowieso kurz, dann können Sie nebenher fragen.“ Ich bin nämlich multi-tasking-fähig.
Vater: „Schatz, was wollten wir nochmal wissen?“
Mutter: „Äh, ich weiß grad nicht.“
Vater: „Das mit den Pickelchen?“
Mutter: „Die sind ja schon wieder weg.“
Vater: „Oder die Bauchweh?“
Mutter: „Naja, die sind jetzt nicht sooo schlimm.“
Vater: „Aber wegen des Breichen-Fütterns…“
Mutter: „Gehe ich zu einem Kurs.“
Ich bin inzwischen fertig mit der Untersuchung und gebe „Grün“ für die Impfung an die fMFA. Das schafft stets etwas Luft. „Sie können auch gerne bei der nächsten Vorsorge… da ist immer mehr Zeit als heute, wissen Sie?“
Vater: „Ich wollte doch noch was wissen wegen des Kindersitzes…“
Mutter: „Ja? Was denn?“
Vater: „Weiß auch grad nicht. Der passt noch.“
Mutter: „Na dann.“
Vater: „… die Sonne draußen … Licht … Wärme … Sonnencreme?“
Mutter: „Nicht so schlimm, eincremen ok, Sonnenhut.“
Vater: „Achja?“
Mutter: „Ja.“
Vater: „Na dann…“
Beim anschließenden Impfvorgang mit Pieksen, Trösten, Beschnullern und Besingen fielen keine weitere Fragen mehr an.
Ich: „Dann soweit alles geklärt?“
Vater: „… eigentlich schon.“
Mutter: „Ja, Herr Doktor.“
Ich: „Dann sehen wir uns bei der U5, die ist schon in einem Monat. Da können Sie all Ihre Fragen loswerden. Da habe ich auch mehr Zeit für Sie.“
Ich lächle, zwinkere beiden zu, streichle dem geplagten Kind kurz über die Löckchen und verschwinde.

29 Antworten auf „Ich habe da noch eine Frage…“

  1. Hehe, erwischt. Das kommt mir doch sehr bekannt vor. Wir haben aber zumindest versucht, vorher alle diese Dinge aufzuschreiben, um etwaiges Stammeln vor Ort auf ein Minimum zu reduzieren.

  2. 5 Minuten für eine Impfung mit Aufklärung? Autsch … da möcht ich keine wirklich wichtigen Fragen zur Impfung und den Nebenwirkungen haben.

    Der Papa ist doch nur unsicher, der Arme! Man sollte ihm den Tipp geben, Fragen auf einem Zettel zu sammeln, immer wenn sie ihm einfallen und den dann beim nächsten Mal mitzubringen. Ich gestehe: ich hab mehr als einmal einen ins U-Heft gelegt. Man vergisst das Wichtige oft vor Ort, weil so viel anderes drumherum ist.

    1. Das war ja nicht die erste Impfung. Beim Ersttermin gibts mehr Zeit, man muß das aber nicht jedesmal wiederholen (am Anfang wird dreimal Sechsfach + Pneumokokken geimpft).

  3. Wer hat denn Zeit, zu zweit sein Kind zum Arzt zu begleiten?
    Also entweder gehe ich oder meine bessere Hälfte. Alles andere ist doch unnötig.

          1. Ob jetzt Mama oder Papa die meiste Zeit verfügbar ist, jedenfalls haben bei den wenigsten Eltern jedesmal beide Zeit das Kind zum Arzt zu begleiten. Und spätestens wenn ein Geschwister da ist wird sowas echter Luxus. Wir sind jedenfalls höchstens beim Grippeimpfen alle zusammen beim Arzt.

          2. Und wenn Papa nur ein halbes Jahr Elternzeit hat, weil es danach schwieriger wird, mitzukommen, Mama dieses Problem jedoch nicht hat, was sagt uns das dann über das klassische Rollenbild?

    1. Wir!

      Alle U-Untersuchungen immer zu Zweit. Alle weiteren diagnostischen Termine (MRT, Neurochirurgie, Kinderorthopädie, Pädaudiologie, Augenarzt, SPZ) IMMER und grundsätzlich zu Zweit.

      Nur bei Impfungen oder Rezept abholen … oder vielleicht bei einem Bronchialinfekt … geht ein Elternteil alleine.

    2. Bei den Ux möchte von uns auch jeder dabei sein, wenn während der Untersuchung darüber gesprochen wird und beide standen nach den Impfungen zum Trösten bereit, da ging alles angenehm von statten.

      Tatsächlich fand das unsere Ärztin anscheinend auch immer eher positiv, bekommt sie doch auch auf ihre Fragen klare Antworten. Siehe Artikel, wir sprechen uns anscheinend zu Hause besser aus als der Jungvater es bisher tat 🙂

      Nur mal eben eine Impfung/Reiseimpfung oder Diagnose, das geht auch allein mit dem jeweiligen Kind.

  4. manche leute fragen einfach, weil sie angst haben, wenn sie keine fragen haben kommen sie in den verdacht, dass sie sich entweder zu wenig kümmern oder ihnen sowieso alles egal ist, oder dass sie sich nicht an die ratschläge von fachleuten halten (das ist ja nicht nur bei ärzten so).

    ich bin übrigens auch schon auf ärzte getroffen, die, als ich (ausbildungs- und jobentsprechend) einfach keine fragen hatte zu einem eindeutigen röntgenbefund, beleidigt meinten: sie interessieren sich ja offensichtlich nicht für ihre gesundheit! was soll man aber schon dazu sagen wenn man zum 3. oder 4. mal weiss auf schwarz sieht dass man sich anno dunnemals bei einem unfall ein paar rippen gebrochen hat, die damals schief zusammengewachsen sind?

    1. War eher so gemeint, dass man doch nicht alles pathologisieren muss, verschiedene Alltagsfragen auch selber pragmatisch angehen kann und sich auch einfach mal über sein gesundes Kind freuen kann. Und glücklicherweise sind die meisten Kinder gesund. Und ja ich habe es schon erlebt, dass jemand keine Fragen hatte und finde das völlig ok.

        1. Du hast so recht. Heute sind die Eltern die wahren Kinder die nichts mehr alleine regeln können sondern sofort nach Hilfe rufen müssen. So traurig.

  5. Nicht aus allem ein Problem oder Thema machen kann auch hilfreich sein. Nicht alles was auffällt ist krankhaft oder muss beim Arzt besprochen werden.

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